Der VfL hatte gestern wieder einmal spielfrei, weil wir den lila-weißen Sieg in Ramlingen/Ehlershausen nicht als vollwertigen Auswärtssieg anerkennen. Darum also die erholsame Spielpause. Zeit, einmal einem wirklich merkwürdigen Phänomen nachzugehen, das zusammenhängt mit dem 2:1-Sieg letzte Woche gegen Chemnitz, dem Tabellenletzten.
Nun ist es doch sonderbar, dass so ein holpriges, glanzloses 2:1 abhängig vom eigenen Tabellenplatz völlig unterschiedlich bewertet wird. Man stelle sich einen Moment vor, der VfL stünde oben an der Tabellenspitze. Der geneigte Zuschauer hätte anerkennend von einem Arbeitssieg gesprochen; die Siegermentalität wäre gelobt worden, die eine Mannschaft an der Spitze auszeichne; betont worden wäre, dass solche Spiele erst einmal gewonnen werden müssten; eiskalt habe der VfL gespielt; meisterlich; und das Glück, das man in einer solchen Situation braucht, hätten sich die Jungs über die ganze Saison erarbeitet.
Als Tabellenachter fühlt sich das 2:1 anders an. Ebenso holprig und glanzlos zwar, aber von keinerlei Siegeresprit beseelt. Ohne Konzept habe der VfL gespielt; nur Kämpfen reiche aus für Chemnitz, sei aber zu wenig gegen die Spitzenteams der Liga; die Mannschaft habe sich im vergangenen Jahr nicht weiterentwickelt, eher im Gegenteil; die spielerische Klasse fehle; weit gekommen sei es, mit einem glücklichen Sieg gegen den Letzten zufrieden sein zu müssen; und ohne dieses nicht einmal verdiente Dusel stünde der VfL nicht so sicher als graue Maus im Mittelfeld.
Wer hat jetzt recht? Ist der gleiche Sieg also niemals derselbe? Oder umgekehrt? Oder täte uns Beobachtern ein bißchen mehr Reflexion gut, bevor wir gewohnt kompromisslos Lob und Tadel verteilen?
Unsinn! Dies mag der einzige Fall sein, wo Reflexion Stillstand bedeutet, wo Abwägen Rückschritt ist, dennoch: Ein 2:1 gegen Chemnitz ist als Tabellenachter enttäuschend; als Erster wäre es ganz großer Sport!
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