Donnerstag, 26. Mai 2005

dat lehnchen vom tippen-tappen-tönchen

Am Samstag spielt der nun alleinig noch aktive VfL aus Niedersachsen gegen den Wuppertaler SV. Das Geständnis vorweg: Ich komme aus Wuppertal. Die meisten Klischees, die nun folgen müßten, wollen wir uns aber sparen. Keine Schwebebahn, kein Tuffi, keine Hinweise die Stadt sei ja sooooo häßlich (wie fast alle Auswärtigen finden) bzw. eigentlich wuuuuunderschööööön (wie die meisten Einheimischen sich in die Tasche lügen), keine Verweise darauf, dass Wuppertal nicht (nicht, nicht, nicht!) im Ruhrgebiet liegt, sondern das Herzstück des Bergischen Landes bildet, keine Humoresken und Anekdoten über den Streit zwischen den Elberfeldern und den Barmern. Nichts dergleichen bitte. Reden wir über Fußball.

Einst war ich Fan des Wuppertaler SV. Damals wohnte ich am Stadion am Zoo, besuchte viele Heimspiele, stieg oft knapp nicht in die 2. Liga auf, dann aber doch, dann wieder ab. Alles in allem waren es wunderbare Zeiten mit Leid und Freud, ein prima Fan-Dasein. Aber auf Dauer war mein Herz zu klein, um zwei Vereine zu lieben, und nach einigen Jahren Exil blieb nur der grün-schwarze VfL übrig. Dem WSV bin ich nur noch verbunden wie einer alten Liebe aus einem früheren Leben: ich wünsche ihm alles Gute, aber wenn die Vereinsführung mit überproportionalem Talent zur Blamage den Verein unbedingt zugrunde richten soll – ich würde es überleben.

Dennoch möchte ich hier eine Lanze für den WSV brechen. Er hat den vielleicht schönsten Fangesang der 3. Liga. Damit meine ich nicht unseren altbewährten Schlachtruf "Wir sind aszoial, wir sind die Fans aus Wuppertal / Asozial und immer blau, das sind wir Fans vom WSV." Nein, ich meine das wunderbare Lied vom "Lehnchen vom Tippen-Tappen-Tönchen". Das Tippen-Tappen-Tönchen ist eine der zahlreichen Wuppertaler Treppen und heißt so nach dem Geräusch, das auch heute noch die Schuhe einer holden Maid auf den Stufen auslösen. Und wenn ich das Lied höre, dann bin ich doch wieder WSV-Fan, sorry Osnabrück:

Ich kenn ein Mädchen und das heißt Lehnchen
Das wohnt in Wuppertal am Tippen-Tappen-Tönchen
Da steht ein kleines Haus,
da schaut das Mädchen raus
Wer kennt nicht das Lehnchen vom Tippen-Tappen-Tönchen

Komm, komm, komm mein Schatz, nimm an meiner Seite Platz
Mit der Bimmel-Bummel-Bahn fahren wir nach Küllenhahn
Und da steigen wir aus und wandern ins Grüne hinaus

Grüß mir die Heimat, grüß mir mein Wuppertal
Mit seinen Bergen und mit seiner Schwebebahn
Dort wo der Amboß klingt, dort wo die Wupper rauscht
Da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus
Dort wo der Amboß klingt, dort wo die Wupper rauscht
Da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.

3 Kommentare:

Maik hat gesagt…

Sobald sich "Wuppertal" auf "Schwebebahn" reimt und "rauscht" auf "Haus" drücke ich auch den Wuppertalern die Daumen.
Da das aber auch mittelfristig nicht absehbar ist bzw. nach einer überraschenden Heimniederlage am Samstag und anschließendem übermäßigem Bierkonsum nur von kurzer Dauer wäre, sind mir die altbewährten Schlachtrufe doch lieber.

Martin hat gesagt…

Wie dem aufmerksameren Leser nicht entgehen wird, ist ein Reim von "Wuppertal" und "Schwebebahn" ebensowenig vorgesehen wie ein solcher von "rauscht" und "Haus". Vielmehr reimen sich auf das klangvollste "Schwebebahn" und "Küllenhahn" sowie "Haus" und "hinaus". Schade, dass nicht jeder sein Abitur (mit einem Deutschkurs) in NRW erwerben kann, in Niedersachsen bleibt offenbar die Gedichtanalyse hinter hiesigen Maßstäben weit zurück.

Anonym hat gesagt…

Wenn man es noch genauer nimmt, kann man sogar einen Reim zwischen "rauscht" und "zuhaus" feststellen, wenn man ethymologisch tiefer gräbt und die ursprüngliche Version des Liedes auf Wuppertaler Platt zu Rate zieht. Dort heißt es nämlich "ruuscht" und "tehuus", was sich bei nachlässiger Aussprache des "t" in "ruuscht" sehr wohl reimt. Bei "Wuppertal" und "Schwebebahn" hilft indes in der Tat alles nichts...

Wann kann ich denn hier endlich auf 0 Punkte für den VfL tippen ;)

Jan