Das war eine schöne Party. Der Borussiapark atmete am Samstag schon vor dem Spiel eine ganz besondere Luft – knisternd voll Spannung, dünn voller besorgter Erwartung, vibrierend von der schier unglaublichen Stimmung im ohnehin stets nackenhaarsträubenden Stadion. Jeder, wirklich jeder wußte, worum es geht.
Wie so oft. Schließlich war die Partie gegen den VfB nicht das erste VfL-Endspiel in diesem Jahr. Und es war auch nicht das erste Match, in dem die Hoffnung nach dem Anpfiff zunächst zunahm, zumal nach dem Führungstreffer, gar dem 2:0. Und doch war alles anders. Denn die Hoffnung blieb. Ja, sie wurde – spätestens um die 60. Minute – zur noch ungläubigen, sich fast ketzerisch anfühlenden Gewißheit, zu der Gewißheit, dieses Spiel tatsächlich zu gewinnen. Das allerdings konnte man im Borussiapark lange nicht mehr erleben.
War dies Gladbach, meine Borussia, unser VfL, der da so souverän, so engagiert, so bissig, so – – – ja: so überlegen! – aufspielte? Gegen einen Champions-League-Aspiranten? Ja. Es waren die gleichen Jungs, die uns gegen Mainz, gegen Bochum verstört hatten mit ihrer Verstörung, ihrer Unbeholfenheit, ihrer Angst. Doch sie waren nicht wiederzuerkennen.
Einmal noch soll nun der Name fallen, der, vielleicht zu Recht, vielleicht zu Unrecht, spätestens nach dem vergangenen Samstag zum Inbegriff der mentalen Blockade der Borussia geworden ist: Dick Advocaat. Verschämt wollen wir noch einmal rufen: Es war aber nicht alles schlecht! Immer noch freue ich mich auf Sonck, auf Elber, bin beeindruckt von Thijs oder Moore und weiß nicht, ob diese Großkaliber den Weg zum Niederrhein gefunden hätten ohne den künftig Unaussprechlichen. Und immer noch verachte ich die miese Medienkampagne gegen den Holländer.
Doch genug der Rückschau. Offenbar war eben doch auch vieles schlecht, paßte nicht zusammen, ein Mißverständnis. Diese Mannschaft, soviel war am Samstag deutlich zu sehen, funktioniert jetzt wieder, und daran kann Horst Köppel nicht unbeteiligt sein. Wir wollen also Abbitte leisten und wieder einschwenken auf unseren Kurs der absoluten Affirmation: Horst, Du unser Held! Wir irrten, verzeih; heute danken wir Dir! Du hast die Fohlen wieder auf die Ko(e)ppel geführt, sie galoppieren wieder und das ist vor allem Dein Verdienst!
Gladbach kann nun wieder zuversichtlich sein. Das Gefühl der Fußballgotteslästerung, das am Samstag ob der einsetzenden Siegesgewißheit bis zum Abpfiff kontinuierlich sank, sollte nun dennoch jeden mit aller Härte heimsuchen, der meint, der Abstieg sei schon verhindert. Hamburg, Hertha, Leverkusen. Keine Namen, vor denen eine Mannschaft, die die Schwaben derart deklassiert hat, Angst haben muß. Aber auch keine sicheren 9 Punkte, keine 6, nicht einmal 3. Weiterkämpfen, Klasse halten und auch dann: auf dem Teppich bleiben. Heute scheint es, als wäre gerade der bodenständige Schwabe Horst Köppel, den eben nicht der Hauch der großen weiten Welt, des internationalen Geschäfts umweht, als sei dieser Horschtl genau der Richtige für diese Aufgabe. Gladbach darf nicht absteigen!
Montag, 2. Mai 2005
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2 Kommentare:
Immerhin seid ihr so redlich und leistet Abbitte. Rolle der Medien hin oder her: Advocaat hat unsere geliebten Fohlen an den Abgrund manövriert, ihnen jegliches Selbstvertrauen genommen. Alleine das Match gegen Freiburg war spielerisch und taktisch überzeugend. Aber alles andere ... Ich denke, die Marke "Borussia" war in Gefahr.
Ich hoffe, dass ab Sommer ein Trainer das Ruder übernimmt, der eine Mannschaft zusammensetzen kann, den Jungs das notige Selbstvertrauen gibt und frischen Offensivfußball spielen läßt. Der sollte auch zum "Mythos" passen und genügend Zeit bekommen.
Ich hoffe, dass ab Sommer ein Trainer das Ruder übernimmt, der sich Horst Köppel nennt.
Warum einen neuen Trainer suchen?
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