Freunde der VfLiebe! Zum 93. Mal schreiben wir uns mit den lieben Kollegen von Seitenwahl einen Brief über die Lage der Nation, d.h. der VfLs. Martin bekennt sich diesmal zu seinen guten Kontakten ins Einwohnermeldeamt Mönchengladbach - zu lesen hier, bei Seitenwahl. Joachim ist diese Woche auf Kuschelkurs, ob wegen unseres neuen schwarz-gelben Außenministers oder seines alten schwarz-gelben Chefs, bleibt im Unklaren.
Lieber Martin,
es zeugt von Deiner Menschenkenntnis, daß Du Dich um meinen Gemütszustand sorgst. Ich halte mich für völlig normal, und mir geht es gut. Gut, daß niemand mit einem weißen Kittel mit seeehr langen Ärmeln in meiner Nähe ist: Vermutlich würde man mich sofort irgendwo einliefern. „Mangelndes Problembewußtsein“ würde man dann konstatieren und den Entlassungstermin auf unbestimmte Zeit vertagen, denn Leute, die meinen, es ginge ihnen gut, sind am schlimmsten dran.
Es geht mir aber gut. Mein Verein steht da, wo ich ihn vor der Saison angesiedelt hätte – das hast Du selbst bestätigt. Nun geht es gegen Dortmund, die stehen in der Tabelle (ich flüstere es nur, um Dich nicht zu erschrecken) hinter uns. Ich sah gestern meinem Chef in die Augen (wie Du weißt, ist er Dortmund-Fan), und ich sah aufkommende Panik. Er fühlt sich zudem täglich mehr von meiner Borussia-Krawattennnadel bedroht. Gut so. Du siehst, anderswo geht es noch schlimmer zu.
Freilich habe ich das Freiburg-Spiel in seiner unsäglichen Länge miterlitten und bin ob der Leistung (das Wort verbietet sich eigentlich) bedient. Ein Rückfall in alte Zeiten: Vorne nix, hinten nix und dazwischen auch nix. Komisch war nur, daß wir erst ganz mies waren und kein Gegentor fingen, doch als wir dann begannen mitzuspielen, rappelte es dreimal im Karton. Nun, das ist letztlich egal, denn die Niederlage war auch in dieser Höhe verdient. Ich sagte Dir ja vorher: Beton anrühren und auf 0:0 spielen. Aber auf mich hört ja keiner, außer dem Hund, den ich nicht habe.
Und dennoch, lieber Martin: Ich habe Dir bereits letztes Mal geschrieben, ich sei nicht der Trainer und müsse mir daher auch nicht dessen Sorgen machen. Das gilt nach wie vor. Ich bin daher weder hier noch anderswo besorgt, ohnehin neige ich wenig zur Sorge. Das Land hat richtig gewählt, der EU geht es gut (wir verhandeln gerade über den Beitritt Islands, das ist doch mal ein echter Fortschritt), und Coq au vin kann ich perfekt kochen (ja, Martin, ich kann kochen, allerdings kann ich mich nicht beim Kochen unterhalten, denn kochen ist Handwerk, und ein guter Handwerker schwätzt auch net beim Schaffe, wie der Schwoab richtig sagt, daher koche ich auch gerade nicht beim Schreiben dieses Briefes). Ich halte es daher mit Michael Frontzeck wie mit meinen Kollegen im Büro: Sie haben einen Auftrag und eine Frist, den Auftrag zu erledigen. Was sie bis Ende der Frist machen, interessiert mich null. Und des Frontzeck Michaels Frist läuft nicht am folgenden Wochenende ab. Wenn ich Weihnachten Zeit habe, beginne ich vielleicht mal zu grübeln, aber eigentlich auch nicht, denn ich bin ja in keinem Kompetenzteam.
Damit bin ich auch bei Deiner Frage angelangt: Wer soll der nächste Trainer sein? Ich könnet Dir jetzt viele Namen nennen, die ich nicht für geeignet hielte, ich nenne Dir aber einen, der den Job richtig gut machen könnte: Francky Dury. Gell, Du kennst den nicht? Aber Du kanntest damals auch Hans Meyer nicht, wiederum gell? Der einzige Nachteil, den Francky hat, ist sein verbesserungswürdiges Deutsch. Da ich aber denke, daß Frontzeck aus gutem Grunde uns noch einige Zeit erhalten bleibe wird, mache ich mir da wenig Sorgen. Ich übe einmal in der Woche die deutsche Sprache mit Francky, dann reicht das für in drei Jahren, wenn Frontzeck nach Stuttgart geht.
So, ich bin am Ende meines heutige Briefes angelangt, befürchte aber, daß Du Dir weiterhin Sorgen um meinen Geisteszustand machst. Egal: Deine Sorge rührt mich zutiefst, und somit finde ich unseren Privat-Briefwechsel noch kuscheliger als sonst. Gut, daß hier inzwischen keiner mehr mitliest, da konnte ich Dir das mal sagen.
Es grüßt Dich nächste Woche immer noch entspannt, aber eventuell seinen Chef meidend,
Dein Joachim
Mittwoch, 30. September 2009
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