Der Ball rollt wieder, und für das vollkommene Glück fehlen nur noch ein paar romantische Liebesbriefe. Voilà: Auch in der neuen Saison schreiben wir uns jede Woche mit den lieben Kollegen von Seitenwahl. Joachim windet sich diesmal im Rausch bewusstseinserweiternder Drogen. Und er stickt! Das passt durchaus zusammen und irritiert doch. Martin übt den Samenraub bei Horst Seehofer - auf Seitenwahl.
Lieber Martin,
ich habe soeben einen Antrag beim Fußballgott gestellt, die derzeitige Tabelle bis zum Saisonende beizubehalten. Die verbleibenden 32 Spiele schaue ich mir schon noch gerne an, aber sie müssen ja nicht unbedingt gewertet werden. Die Leistung aus einem Heim- und einem Auswärtsspiel für jede Mannschaft erscheint mir durchaus aussagekräftig. Vom Prinzip her weiß ich zwar, daß viele Kenner argumentieren, vor dem zehnten Spieltag brauche man gar nicht auf die Tabelle zu schauen, aber hey, Martin, wir leben in schnellen Zeiten: Montagabend hat sich Usain Bolt in 9,58 Sekunden hundert Meter weiter gebeamt (mal sehen, wie lange das Bestand hat), da dürfen wir spielzeittechnisch ebenfalls auf die Tube drücken.
Was mir an der Tabelle besonders gut gefällt, ist neben dem hat erarbeiteten Europapokalplatz von Borussia so manches. Köln und Bochum steigen ab, das geht nicht besser. Die Bayern und Hoffenheim vermeiden knapp den Gang in Liga zwei: Da habt Ihr noch mal Schwein gehabt. Phänomenal wird es aber an der Tabellenspitze. Wie Du weißt, bin ich ein großer Verehrer von Felix Magath, zumindest solange ich sein Saisonvorbereitungsprogramm nicht selbst mitmachen muß. Vor kurzem noch habe ich mich gefragt, wie er seinen Erfolg in Wolfsburg wird toppen können. Man kann zwar argumentieren, eine Meisterschaft mit Schalke ist noch schwieriger zu erreichen, und da ist was dran. Auf das Nächstliegende bin ich freilich nicht gekommen: Er wird einfach gleichzeitig mit zwei Mannschaften Meister. Nun, das hätte er derzeit erreicht, denn Wolfsburg (wohl immer noch sein Team) und Schalke sind gemeinsam vorne.
Im weiteren Verlauf dieses SEITENwechsels möchte ich jedoch das Wort Europapokal nicht mehr im selben Satz mit Borussia verwenden. Man ist ja manchmal komisch drauf: Du spielst unentschieden in Bochum und freust Dir wegen eines Großteils der Leistung einen Ast, und dann holst Du drei Punkte gegen Hertha und fängst an zu nörgeln. Ganz so weit will ich hier nicht gehen, zumal der Sieg verdient war – schließlich haben wir nicht nur nach Toren, sondern auch 3:1 nach Lattentreffern gewonnen, da kann man mir noch so viel von spielerischer Überlegenheit der Berliner erzählen. Was ich aber meine, das ist, daß ich die Bemerkung von Michael Frontzeck, er habe vieles gesehen, an dem er noch arbeiten müsse, völlig teile. Die Zuordnung bei Standards war teils arg schlampig, das Paßspiel im Aufbau ungenau, die Schnelligkeit in den Aktionen weitgehend unzulänglich, und das defensive Mittelfeld ist mit der Beschreibung "unauffällig" gut bedient, gerade in der Rückwärtsbewegung. Trotzdem bin ich unbesorgt, denn ich hatte nie das Gefühl, wir spielen am oberen Limit, im Gegensatz zu den letzten Spielzeiten, wo ich meistens fand, das Team könne es einfach nicht besser. Diese Mannschaft kann in der Tat besser spielen, und wenn es trotzdem gegen Hertha reicht, dann steht uns hoffentlich eine schöne Saison bevor.
Lieber Martin, letzte Woche hast Du mich ein wenig schockiert, als Du gleich von Weltherrschaft sprachst und das Triumvirat Fontzeck-Königs-Fußballgott zur neuen Dreifaltigkeit erklärtest. Zumindest für ein paar Tage muß ich Dir aber zugestehen, daß die Genannten ihren Job machen. Es ist ja nicht nur Borussia, nein, selbst der VfL Osnabrück ist in der Lage, nach 0:2 gegen Horst Köppels Ingolstädter mal so eben fünf Törchen aus dem Ärmel zu schütten. Ich denke zwar insgeheim, der Fußballgott hat sich kürzlich zum vierzigsten Jahrestag zu viele Woodstock-Dokumentationen angeschaut und dröhnt sich seitdem nur noch auf LSD mit dem legendären "In a gadda da vida" voll. Dennoch: Martin, bitte, weck ihn nicht. Wie es so schön heißt: ist doch egal, was er tut, Hauptsache, er ist gut drauf und schickt uns Punkte. (Liebe Kinder, wenn Ihr dies lest, so glaubt es nicht: Drogen sind schlecht, es gibt keinen Gott, und am Ende kommt Borussia nicht in den E-Dingsbums. Aber der Song von Iron Butterfly ist wirklich gut: Dreht ihn einfach so laut auf, daß Ihr das Klingeln und die Schreie der Nachbarn nicht hört, dann habt Ihr ungestört Spaß.)
So, jetzt genieße ich den Rest der Woche vom oberen Drittel der Tabelle, rufe Marko Marin an und sage "ätsch" und frage mich nur ganz leise, was Hans Meyer auf der Tribüne im Borussia-Park gemacht hat: Sollte er nicht zu Hause seine Rosen wässern? "Auswärtssieg" auf seine Borussia-Krawatte stickend grüßt Dich
Dein Joachim
Mittwoch, 19. August 2009
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