Mittwoch, 12. August 2009

"ich kann sicherlich auch aus der haut fahren!"

Der vierte und letzte Teil der VfLog-Interviews mit Karsten Baumann. (Teil 1 | Teil 2 | Teil 3)

Der VfL hat einen harten Schnitt gemacht, dem auch junge, talentierte Spieler zum Opfer fielen. Henning Grieneisen und Paul Thomik hätten womöglich auch Ihre Mannschaft verstärken können. Warum wollten Sie mit den beiden nicht weiter arbeiten?


Als ich mein erstes Gespräch mit dem VfL hatte, da war ich natürlich auf beides eingestellt. Darauf, dass die Mannschaft so zusammen bleibt oder dass ein kompletter Schnitt gemacht wird. Der Vereine hatte vor, den kompletten Schnitt zu machen, und diesen Schritt bin ich mit gegangen. Sie haben gesagt, sie wollen alte Zöpfe abschneiden, weil es ja doch – das habe ich dann auch gemerkt – im letzten Jahr viel böses Blut gab, und die Stimmung war richtig schlecht. Da hat der Verein gesagt: ‚Wenn wir jetzt einen harten Schnitt machen, dann können wir uns von diesen Altlasten – das ist jetzt nichts gegen die Spieler, sondern betrifft die Stimmung – trennen. Ich glaube, das war der richtige Weg, obwohl darunter natürlich auch einige Spieler sind, die den richtigen Charakter haben. Henning zum Beispiel würde sicherlich auch in meine aktuelle Mannschaft passen.

Aber?

Ja, wir haben uns über ihn Gedanken gemacht und machen uns immer noch Gedanken über ihn.

An welchen Punkten können Sie schon jetzt sagen: Ja, da sind wir aufstiegsreif, hier aber wird es Probleme geben?!

Na, offiziell sprechen wir ja nicht vom Aufstieg. Wir wollen oben mitspielen, weil es immer schwierig ist, so viele Neue in eine Mannschaft zu integrieren. Ich glaube, dass wir im Defensivbereich als Mannschaft schon sehr gut stehen. Das sieht sehr gut aus. Potenzial haben wir natürlich sicher noch im Spiel nach vorn.

Gefährliche und erfolgreiche Standardsituationen könnten am Ende ausschlaggebend sein. Vergangene Saison konnte man, auch was die Standards angeht, mitunter am VfL verzweifeln. Was ist so schwer daran, einen gefährlichen Freistoß oder eine gefährliche Ecke zu schlagen?

Das frage ich mich manchmal auch. Und ich glaube, die Fans des VfL sind nicht die einzigen, die sich das fragen. Das habe ich in Erfurt auch schon gehört, das habe ich gehört, als ich selbst noch gespielt habe. Also irgendwie sind die Fans mit den Standardsituationen der eigenen Mannschaft nie zufrieden. Aber sicherlich müssen Spieler in der 3. Liga, die für die Standards eingeteilt sind, in der Lage sein, von zehn Bällen acht genau auf den Punkt zu bringen, und da müssen natürlich auch die Laufwege stimmen. Wir arbeiten dran.

Zuletzt versuchte das Team, mit schnellen, hohen Bällen in die Spitze nach vorn zu kommen, auch Tino Berbig schlägt gern mal zügig ab. Das war in den letzten Jahren eher verpönt. Gehört das zu Ihrem neuen Programm, oder wird das irgendwann abgestellt?

Ne, wir wollen eigentlich nicht mit langen Bällen nach vorn operieren. Wenn der Tino mal schnell abschlägt, dann vielleicht deshalb, weil wir vorne eins gegen eins stehen oder eine gute Chance dazu haben – dann soll er das auch machen. Aber ansonsten wollen wir natürlich nicht so viele lange Bälle spielen. Wenn uns des Gegner allerdings dazu zwingt, wie es in Braunschweig zum Schluss der Fall war, als die Mannschaft auch ein bisschen verunsichert war, dann passiert das ganz einfach aus dem Spiel. Grundsätzlich aber sollte es so sein, dass wir versuchen, mit dem Spiel über die Flügel nach vorn zu kommen. Das schließt nicht automatisch einen langen Ball aus, aber wir haben grundsätzlich nicht die Spieler dafür, den Ball einfach nach vorn zu hauen. Wir haben vorne nicht die großen, kopfballstarken Spieler, die den Ball ablegen können. Ein gutes Mittel ist vielleicht manchmal der diagonale Pass, wenn der Gegner eingerückt ist. Das sieht dann vielleicht auch aus wie ein langer Ball nach vorne, soll aber diagonal sein. (lacht)

Wenn die Mannschaft sich vor dem Spiel im Stadion warm läuft, dann ist der Trainer nie dabei. Was machen Sie eigentlich so kurz vorm Anstoß?

Ich komm am Anfang mit raus und möchte mir angucken, wie die Jungs sich geben. Manchmal sieht man schon in den ersten Minuten, ob sie gut drauf sind oder nicht. Da kann man vielleicht noch die ein oder andere Maßnahme ergreifen, sie vielleicht noch mal wach rütteln. Dann stell ich mich in den Spielertunnel und gucke mit den Gegner an, wie der sich bewegt. Und dann gehe ich rein und warte auf die Mannschaft.

Gibt’s dabei Rituale, die Sie pflegen?

Naja, eigentlich nicht, aber wie wir die Spieler rausschicken oder wieder empfangen, da gibt’s schon Rituale, ja.

Welche?

Es wird eben jeder abgeklatscht, wenn sie rausgehen zum Warmmachen. Wenn sie dann rausgehen zum Spiel, wird nicht mehr abgeklatscht, nur noch mit dem Funktionsteam. Und als letztes mit dem Co-Trainer. Das muss schon so sein. Hört sich blöd an, ist aber so. (lacht)

Wie immer bei VfLog-Interview-Premieren braucht es zum Abschluss noch einmal volle Konzentration. Sie müssen elf Satzanfänge beenden, nämlich diese:

11. Fußball ist...


...mein Leben. Ist platt, aber ist so.

10. Nur in Osnabrück...

...gibt’s die Bremer Brücke.

9. Manchmal beneide ich meinen besten Freund um...

...um einen Freund, der immer kostenlos Karten besorgt.

8. Am meisten gelitten habe ich in den letzten Jahren, als...


...Zuschauer vorm Fernseher bei den Kommentaren mancher Sportreporter. War nicht immer alles so das gelbe vom Ei.

7. Am meisten gefreut habe ich mich...

...über den Anruf von Lothar Gans.

6. Meine am meisten unterschätzte Eigenschaft ist...


(lacht) ...ich kann sicherlich auch aus der Haut fahren, ja. Im positiven wie im negativen.

5. Wenn ich Freunde zu mir einlade, koche ich am liebsten...


...irgendwas mit Nudeln, weil das meine Frau so gerne mag.

4. Mit Borussia Mönchengladbach verbinde ich...

...heiße Duelle und den Endruck, dass bei Heimspielen im Müngersdorfer Stadion damals immer mehr Gladbacher da waren als Kölner Fans.

3. Der VfLog darf sich künftig mit meinem Zitat schmücken, dass...


...jetzt muss ich mir schnell was einfallen lassen? Ok, ich zitiere lieber jemanden anders, denn das hat mir immer ganz gut gefallen. Wenn wir gewonnen haben, hat der immer gesagt: ‚Wenn du gewinnst, das sind die schönsten Siege.“

2. In 10 Jahren ist Osnabrück...

...ich hoffe auf jeden Fall, dass wir dann zweitklassig sind und dass der Verein sicher in der 2. Liga spielt.

1. In 10 Jahren bin ich...

...hoffentlich immer noch beim VfL Osnabrück.

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