Die Jungs mussten sich erst einmal wieder an den Ball gewöhnen. Zuletzt in Aachen war ihnen das Spielgerät ja eher suspekt gewesen und sie waren ihm aus dem Weg gegangen. Das zeitigte wiederum vergangenen Dienstag eine Trainingseinheit komplett ohne Ball. Pele Wollitz begründete seinen Mannen geistreich, auf dem Tivoli seien sie dem Ball ja auch aus dem Weg gegangen, dann könnten sie sicher im Training genauso darauf verzichten. Nun war er zurück. Am Ende sollte er sich zwei Mal ins Koblenzer Tor senken und Osnabrück 2:0 gewinnen.
Ein gutes Spiel war das nicht, aber wer will sich darüber beklagen? Richtig gut gespielt hatte Osnabrück im Hinspiel und 0:1 verloren. Das Rückspiel bringt jetzt reichlich unspektakulär drei Punkte, die zu einem nach 28. Spieltagen reichlich spektakulären Sicherheitsabstand von acht Punkten beitragen. "Wir haben noch nichts erreicht", betont Wollitz dennoch gebetsmühlenartig, und hätte er nicht recht damit, könnte die ewig gleiche Leier nerven. Auch er aber wird merken, dass es mit dem energischen, schnellen Angriffsspiel, mit dem der VfL in vielen Partien der Hinserie begeistern konnte, nicht mehr so recht klappen will. Ein auch spielerisch überzeugender, souveräner Sieg, wie er zu Bestzeiten gegen 1860 München gelang, steckt derzeit nicht in den Beinen seiner Kicker. "Wir müssen komplett über den Teamgeist, über den Zusammenhalt kommen", sagt denn auch der Trainer. Dass seine Mannschaft mit genau diesen Tugenden nach Niederlagen immer wieder zurückkommt, ist umso bemerkenswerter.
Wenn das Offensivspiel derzeit auch nicht so kombinationssicher gelingt wie sonst schon mal, heißt das nicht, dass Osnabrück nicht offensiv spielte. Im Gegenteil: Dass die Mannschaft und ihr Trainer nichts halten von Abtasten und "Erst einmal muss die Null stehen", zeigte sich gleich zu Beginn. Wenige Minuten nur hatte das 4-1-3-2-System Bestand, dann stellte Wollitz auch angesichts betont defensiv aufgestellter Gegner auf 4-3-3 um: Vorn mit Thommy Reichenberger, Gaetano Manno und Nico Frommer, dahinter mit Pierre de Wit, Matthias Heidrich und Mathias Surmann; oft wechselten zudem Surmann im rechten Mittelfeld und Thomik rechts hinten die Positionen. Trotzdem war die erste Hälfte schwach, es passierte wenig, und kaum etwas davon ist wert, berichtet zu werden.
- Es dauerte einige Minuten, bis Andreas Schäfer so solide und sicher spielte, wie im Prinzip die ganze Saison schon. Zu Beginn unterliefen ihm einige Schnitzer im Aufbauspiel, nach 20. Minuten ließ er seinen Gegenspieler Sascha Traut passieren, der in Sachen Ungefährlichkeit aber seinen Teamkollegen in nichts nachstand.
- Der Elfmeter nach einer halben Stunde war ein guter Witz. Die Sitzplatztribüne lachte jedenfalls herzlich.
- Fatmir Vata, dieser Unsympath, erbettelte sich seine gelbe Karte und durfte in der zweiten Hälfte nicht mehr mitspielen. Schade.
- Manno bekam - vorsichtig formuliert - zwei ordentliche Rüffel von seinem Trainer und noch mehr von Mitspieler Heidrich, als er kurz vor der Halbzeit mit einem unmotivierten Freistoß direkt einen Koblenzer Konter einfädelte, den Vata nach Traut-Flanke fast zum Ausgleich nutzte. Kurz vorher übrigens war Manno auf rechts freigespielt worden und startete allein in Richtung 2:0, das vor allen Koblenzer Abwehrversuchen allerdings Mannos fehlende Spritzigkeit vereitelte.
Die zweite Halbzeit war besser. Osnabrück zeigte jetzt, dass es unbedingt gewinnen wollte und erhöhte die Schlagzahl. Weil auch Koblenz endlich mit zwei Spitzen zu Werke ging, entwickelte sich ein ganz ansehnliches Spiel: Der VfL energischer, Koblenz mit Konterchancen, die Berbig mehrmals entschärfte. Auch Wollitz übrigens hatte nach dem Wechsel auf 4-4-2 mit Reichenberger und Frommer als Stürmer umgestellt. Der erneut ungeheuer starke Heidrich mimte fortan den klassischen Sechser hinter einem Dreier-Mittelfeld.
Viel zu oft suchte Osnabrück den Weg durch die Mitte zum gegnerischen Tor und fand trotz labiler Koblenzer Innenverteidigung keine richtige Lücke. Erneut scheiterte Manno allein vor Torwart Dennis Eilhoff an seiner suboptimalen Fitness, und insgesamt ging trotz großem Engagement nichts richtig gut voran.
Viel Licht, viel Schatten - pars pro toto stand dafür Bilal Aziz, der für Manno ins Spiel kam und einerseits ziemlich übermotiviert, andererseits oft quirlig und gefährlich agierte. Das 2:0 vom neuen Zaunkönig Nico Frommer entstand nach einer gefährlichen Aziz-Flanke, Heidrich hätte nach feinem Doppelpass mit Aziz sogar auf 3:0 erhöhen können; dann waren da aber auch seine phänomenale Schwalbe, mit gelber Karte veredelt, und einige extrem leichtfertige Fehlpässe, die Pele Wollitz die Haare raufen ließen.
Interessant ist, wie variabel der VfL versucht, sein Mittelfeldspiel schwerer ausrechenbar zu machen: Aziz wechselte desöfteren auf rechts, dann übernahm Surmann die zentrale Position und de Wit rückte auf links; oder Surmann und de Wit tauschten zwischen zentraler und rechter Position.
Sonderlob gibt's erneut für de Wit: Stets in Bewegung, traut man dem Youngster im Team jederzeit zu, ein Spiel allein entscheiden zu können. Er traut sich, den Strafstoß zum 1:0 zu schießen, war der etatmäßige Elfer-Schütze Thomas Cichon doch gelbgesperrt. "Als der Schiri pfiff", gibt Wollitz zu, "habe ich auf der Bank gesagt: 'Wer schießt eigentlich heute die Elfer?' Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Klar war nur: Wenn Thommy Reichenberger noch einmal einen Strafstoß schießt, gebe ich meinen Rücktritt bekannt..." So weit kam es gottlob nicht. De Wit verwandelte sicher... Und: Erstmals in dieser Saison ging von Eckbällen echte Gefahr aus; endlich gibt es wieder jemanden im Team, der Standardsituationen in Torgefahr ummünzen kann.
Dienstag in Köln "ist der Zeitpunkt gekommen, den Knaller zu machen". Sagt der Trainer. Individuell sei das unmöglich, aber als Mannschaft mit der richtigen Einstellung, mit dem absoluten Willen, könne man auch in Köln gewinnen. Das wäre ein wahrhaftiger Knaller. Einer, der den Klassenerhalt einigermaßen endgültig besiegeln würde.
Samstag, 12. April 2008
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4 Kommentare:
"...Ein auch spielerisch überzeugender, souveräner Sieg, wie er zu Bestzeiten gegen 1860 München gelang..."
Vielleicht solltest du dir das Spiel gegen 60 nochmal anschauen. Das war zwar auch souverän gewonnen, aber spielerisch auch kaum eine Klasse besser als gestern (zumindest Durchgang zwei).
Nachdem Jena verloren hat stimmt´s mit den 8 Punkten.
"De Wit verwandelte sicher..."
Ähem, wie bitte?
wieso, den Nachschuß hat er doch sicher verwandelt.
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