"Jetzt schießen die auch kein Tor mehr!" Wenn es in der 86. Spielminute noch immer 0:0 steht, kündet der gemeine Fußballfan in allen Stadien der Erde von dieser resginativen Einsicht. Dabei spielt weniger eine Rolle, dass selbstverständlich immer wieder Tore auch in den Schlussminuten fallen. Vielmehr ist die Frage, ob dieser konditionale Zusammenhang - "wenn bis jetzt kein Tor gefallen ist, dann fällt auch keins mehr" - einer logischen Prüfung standhält: Ist das Tor zum 1:0 in der 87. Spielminute überraschender als in der 14.? Oder anders: Endet ein Spiel, das in der 86. Minute noch 0:0 steht, wahrscheinlicher torlos als es in der 14. Minute wahrscheinlich torlos endet?
Wir sagen eindeutig: Nein, das tut es nicht! Der Satz "Jetzt schießen die auch kein Tor mehr" ist völliger Nonsens. Richtig ist: Die Spielzeit, die den Mannschaften für das 1:0 übrig bleibt, wird weniger. Dass aber in der 87., 88., 89. oder 90. Minute ein Tor fällt, bleibt genauso wahrscheinlich wie in jeder der Minuten zuvor.
Nun mögen die Neunmalklugen kommen und sagen: "Ja, aber die Wahrscheinlichkeit, dass in den Minuten 1-86 ein Tor fällt, ist doch ein vielfaches größer als ein Torerfolg in den letzten vier Minuten!" Auf den ersten Blick stimmt das natürlich. Doch knüpfen wir unseren lieben Satz "Jetzt schießen die auch kein Tor mehr" an unseren bangenden Fan im Stadion: Er zitterte bisher 86 einzelne Minuten und hoffte auf ein Tor. Es fiel keines. Für ihn muss die Wahrscheinlichlkeit, dass in einer der verbleibenden vier Minuten ein Tor fällt, dieselbe sein wie in jeder der bereits vergangenen 86 Minuten. Oder will wer widersprechen?
Mittwoch, 18. Juli 2007
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