Eigentlich deutete alles auf einen Erfolg hin. Man hofierte den Gast aus Deutschland angemessen: Ich wurde als einziger Fahrgast in einem großen Bus vom Flughafen Mallorca an den Verhandlungsort kutschiert, in den sechsten Stock eines ganz schmucken Hotels. Ein traumhafter Ausblick über die Cala Agulla bot sich meinem noch bleichen Auge, einem Fleckchen Mittelmeerküste, das mit anderen spanischen Buchten darum streitet, der schönste Platz an der Sonne zu sein.
Es schien angerichtet, den RCD Mallorca heim ins, äh auf die gute Seite zu holen: Real sollte VfL und der leidgeprüften Geschichte der Fußball-Insulaner ein Ende gesetzt werden. Dem Abstiegsgespenst soeben noch entwischt, wird man auch künftig Erstliga-Fußball auf Mallorca bestaunen, einzig erfolgreicher sollte er sein als bisher. Dafür, VfLog berichtete, wollte man sich umtaufen lassen in VfL Mallorca.
Doch dann geschahen merkwürdige Dinge: Die mächtigen Seilschaften traditionalistischer Fußball-Funktionäre des RCD hatten den Ältestenrat des Vereins zu den Verhandlungen geschickt. Abgeschirmt von attraktiven, forschen Ideen, die die Zukunft des Klubs hätten prägen können, war man abgerückt von der Bereitschaft zum Wandel und noch hinter die Verhandlungslinine des vergangenen Jahres zurückgewichen.
Den guten Willen kann man den Mallorcinern zwar nicht absprechen. So erfüllten sie Bedingung c) unserer nicht verhandelbaren Prämissen umgehend: Horst Köppel wurde das Traineramt für die kommende Saison angetragen, was in Gladbach den Weg frei machte für seine Demission. Das zumindest ist ehrenwert und geschah sogleich noch am Sonntag. Doch gleichwohl war es zu wenig. Ein Champions-League-Endspiel zwischen Osnabrück und Gladbach wollten sie unter keinen Umständen kampflos hinnehmen, und der Kölner Dom war ihnen egal, weniger noch: Seitdem Papst Benedikt zum Jugendtag da war, hatten sie ihn sogar ins Herz geschlossen. Also den Dom.
Unter diesen Bedingungen war für uns kein Vorankommen, denn den Status VfL gibt es nicht zum Nulltarif. Schlussendlich stellten die RCD-Vertreter noch in Aussicht, sie könnten alle drei Bedingungen nur dann erfüllen, wenn VfL-Star David Odonkor künftig die Stiefel für Mallorca schnüre, das schien ihnen ein angemessenes Geschäft. Darauf hingewiesen, der spiele nicht beim VfL, sondern in Dortmund, außerdem sei er künftger Weltmeister und damit wohl deutlich zu wertvolle Verhandlungsmasse für einen Deal wie diesen, entgegneten die Mallorciner: "Aber Borussia ist doch Borussia, außerdem werde der WM-Kader erst morgen bekannt gegeben, das könne ich also gar nicht wissen!" Kurz zuvor noch mit Klinsi telefoniert, brach ich die Gespräche an dieser Stelle ab. Die Zeit sollte mir recht geben.
Fortan bleibt Real Real. Und was aus den VfLs künftig wird, davon gibt es an dieser Stelle schon bald wieder neue Kunde. Lila-Weiß hat jedenfalls mit Marko Tredup und Bilal Aziz bereits zwei Neuverpflichtungen für die kommende Spielzeit bekannt gegeben. Ob wir uns über die beiden freuen, überlegen wir uns bis morgen.
Donnerstag, 18. Mai 2006
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Also, über Marko Tredup kannst Du Dich auf jeden Fall freuen. Ich habe in der gerade abgelaufenen Saison den LR Ahlen beim Sturz in die Regionalliga begleitet, mir jedes Heimspiel und auch so manches Auswärtsspiel angetan. Und muss sagen, dass mich dabei eigentlich nur drei Mann fußballerisch und kämpferisch überzeugt haben: Bamba, Book und eben Marko Tredup. Wenn er mit ähnlichem Einsatz in Osnabrück zu Werke geht, hilft er Euch weiter! Glückwunsch!
Kommentar veröffentlichen