Die Borussia hat einen echten Hoffnungsträger als neuen Trainer verpflichtet. Sensationell wurde ein altes Fohlen präsentiert, eines aus der Glanzzeit des VfL, 61 Jahre jung und hochmotiviert. Allenthalben Freude über Jupp Heynckes' Rückkehr in seine Heimat, Kritik nur von ganz wenigen Unverbesserlichen. Und es stimmt: Dieser Jupp Heynckes, dieser Welttrainer, der in Gladbach schon zeigte, dass er nachhaltig bei einem Verein arbeiten kann, der in München sein Meisterstück machte und der mit dem einzigen königlichen Verein der Welt die Champions-League gewann - dieser Mann ist ein Glücksfall für die Borussia. Beziehungsweise er könnte einer werden.
Genau an dieser Stelle setzt die Skepsis ein; es könnten gleichermaßen auch Geschichten von anderen Klubs und ihren Trainern erzählt werden, vom VfB Stuttgart, Hannover 96 oder - wer wüsste das besser als Heynckes selbst- von Schalke 04. Die Frage ist immer dieselbe: Lassen sie den Trainer zum Glücksfall werden?
Schlimmstenfall könnte Heynckes der etwas fade Beigeschmack zum Verhängnis werden, den die Demission von Horst Köppel hatte - und den Beigeschmack stellen sogar wir unumwunden fest, doch Kritik an Köppel formierte sich schon viel früher, nämlich bevor die Ergebnisse sich den Leistungen der Mannschaft anpassten. Was Heynckes damit zu tun hat? Es ist nicht ausgemacht, dass Gladbach umgehend besser spielt unter ihm. Oder aber sie starten prima, brechen dann aber ein - the same procedure as last year. Präsident Rolf Königs hat in vorauseilendem Gehorsam schon versprochen, man werde Heynckes nicht mit übertriebenen Zielforderungen unter Druck setzen, man werde ihm Zeit geben, seine Borussia zu formen.
Wenn sich irgendein Trainer darauf verlassen kann, dann vermutlich noch am ehesten Jupp Heynckes bei der Borussia. Trotzdem: Auch andernorts hat man nach so manchem gelungenen Saisonstart die Ziele flugs nach oben 'korrigiert'. Man mag nicht nur Heynckes, sondern allen Borussen wünschen, dass ihm das erspart bleibt. Wenn nicht, hat es der VfL nicht besser verdient - und Heynckes hätte die Professionalität, die in Gladbach obwalte, deutlich überschätzt. Wenn doch, dann könnte er in Gladbach etwas Besonderes aufbauen.
Eine junge Mannschaft, die feurigen Fußball spielt, die sich zerreißt für einen strahlenden Coach an der Seitenlinie - und die am Ende womöglich Tabellensiebter wird. Oder Achter. Vielleicht auch Sechster. Lange Zeit schien eine solches Ziel nicht mehr so nah wie heute. Freuen wir uns über diese Aussicht und einen außergewöhnlichen Trainer! Sein Verein bleibt so lange ein außergewöhnlicher, bis er dem "Projekt Heynckes" eilig die Gefolgschaft verweigert. Soweit also darf es nicht kommen!
Donnerstag, 25. Mai 2006
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1 Kommentar:
Zu hohe Erwartungen sind auch ein Problem, dass ich fürchte - vor allem, falls es tatsächlich noch zu den vage angekündigten starken Neuverpflichtungen kommt.
Es beruhigt mich aber zu sehen, dass zumindest offiziell von Vereinsseite die Erwartungen nicht in die Höhe geschraubt werden. Ich persönlich fände es absolut okay, wenn man den 10. Platz des Vorjahres wiederholen würde - mit dem wichtigen Zusatz, dass sich die Mannschaft ihn sich diesmal durch entsprechende Leistungen verdienen soll. Das allerdings muss man auch erwarten dürfen, denn für Abstiegskampf hätten wir Köppel auch gleich behalten können.
Jan
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