Der Frust muss raus, ganz klar. Ihn immer weiter gären lassen, sich selbst malträtieren, alles in sich reinfressen und schlussendlich quälend implodieren, das ist kein Ausweg. Nehmen Sie sich etwas Zeit, studieren Sie einschlägige Internetseiten und legen Sie sich einen feinen Plan zurecht. Der Zeitpunkt könnte besser nicht sein: All überall im Lande treffen sich dieser Tage Menschen, Männer wie Frauen, die gern Fußballfans wären, ohne zu realisieren, dass es etwas spät ist, damit mit Ende 20 anzufangen. Adäquate Ziele für ein kleines Attentat gibt es also zu genüge.
All die Perlenketten-Chicas, die ein Michael-Ballack-Girly-Shirt im adidas-Shop gekauft haben und deren rot lackierte Fußnägel sich aus hochhackigen Pumps quetschen; die surfer-gegelten Sommerschalträger, die irrtümlich glauben, sie eiferten Jogi Löw nach, die jedoch in ihrem 54er-Retro-Trikot, auf das sie mächtig stolz sind, mächtig lächerlich aussehen; all die Weißweinschorlen-Püppchen, die verlässlich hysterisch hypervenitilieren, wenn Christoph Metzelder einläuft, die Horst Hrubesch aber für einen ehemaligen Bundespräsidenten halten; die Gucci-Ledersandalen-Stecher, die gestern im Musical waren, ein Deutschland-Fähnchen an ihren 3er BMW gesteckt und sich überlegt haben, sie gucken heute mal Fußball in einer Kneipe. Rumms! Weg sind sie! Alle auf einmal! Und die Welt ist wieder friedlich!
Gesellen Sie sich zu ihnen, gucken Sie verschwörerisch, grinsen Sie hochnäsig, denn nie war das angemessener als in diesem Moment! Stellen Sie sich vor, wie schön die Welt sein wird in ein paar Minuten.
Dann besinnen Sie sich! Brechen Sie an dieser Stelle ab. Gehen Sie nach Hause! (Wenn Sie möchten, verwirren Sie den Laden vorher noch mit einer Bemerkung wie: "Dass der Löw jetzt doch noch den Kahn nachnominiert hat!") Fühlen Sie sich zufrieden, denn gemessen an all den Vollpfosten sind Sie ein ziemlich guter Mensch. Vetrauen Sie auf Marx, der immer schon überzeugt war, dass, bevor die Seligkeit anbricht, die Dämlichkeit sich selbst vor die Wand fahren muss, auch wenn das dauern kann! Und gucken Sie bloß nicht diese jämmerlichen EM-Spiele, die nur für jene etwas mit Fußball zu tun haben, die "VfL" am Ende einer E-Mail als Grußformel für "Viel freundliche Liebe" benutzen.
Montag, 9. Juni 2008
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