Mit Karo- und Kreuzbube, zwei Assen und Zehnen in Herz und Pik, dazu Pik-Dame und Pik-Acht kann man eine Grand souverän gewinnen; eine schlimme Niederlage ist aber genauso drin. Der VfL hat sich entschlossen, auf den Grand zu reizen, es also spannend zu machen, anstatt in den vergangenen Wochen ein einfaches Pikspiel zu gewinnen. Jetzt muss er ihn gewinnen. Morgen in der Allianz-Arena kommt es drauf an, ob der Gegner mit der richtigen Karte rauskommt und wie die Trümpfe verteilt sind.
München zeigt sich derweil von seiner schönsten Seite: Sommer, Sonne, Leidenschaft, alles in zartes Lila getüncht. Durch den Augustiner Biergarten schallten bereits gestern Abend schüchterne VfL-Rufe, das gleichnamige Bier - übrigens das leckerste bayrische Bräu - schmeckte famos, und nach einem Maß in praller Sonne war die Welt in Ordnung. Mit fortschreitender Ernüchterung geriet sie wieder aus den Fugen: Die Spannung steigt unermesslich; wie schlimm das erst für die Mannschaft sein muss. Der gemeine Beobachter muss nicht mit diesem Druck umgehen können, er muss lediglich darauf vertrauen, dass das Team professionell und stark genug dafür ist; das allerdings hat sein Trainer immer wieder bekräftigt.
Wenn 1860 morgen zu Beginn ein Karo-As ausspielt, was tun? Sofort abstechen oder abschenken?
München-Schwabing hat wunderbare Ecken, und der Englischen Garten liegt direkt nebenan. Schöner lässt sich kaum frühstücken als im Café Reitschule, und die erste Maß im Biergarten am Chinesischen Turm schmeckt auch. Wäre da nicht dieses stete Unwohlsein. Unabhängig von irgendeiner Tabellenkonstellation wäre es nicht überraschend, verlöre der VfL bei 1860. Unabhängig vom bisherigen Saisonverlauf wäre es nicht überraschend, rutschte der VfL auf einen Abstiegsplatz. Überhaupt: Der Klassenerhalt wäre bemerkenswerter als das Gegenteil, daran gilt es immer wieder zu erinnern, auch um die mögliche Enttäuschung abzufedern, die nicht völlig ausgeschlossen ist. Der VfL spielt, gemessen an seinen Konkurrenten, in den vergangenen Wochen am unerfolgreichsten, dieser Trend ist Fakt. Fakt ist auch, dass Osnabrücks Spielanlage vielfach sehenswerter ist als die von Lautern und Offenbach, dass der VfL den Klassenerhalt verdient hätte.
Wer den Karo-Stich mitnimmt, muss auf verteilte Buben hoffen - und mutig mit Kreuz rauskommen.
Endspiele sind nichts für schwache Nerven. Gut ausgeruht muss sein, wer ihnen standhalten will. Gut eingecremt muss sein, wer sich nicht an der Hitze des Gefechts verbrennen will. Noch 24 Stunden.
Hinlegen, in den Englischen Garten. Auf Jos vertrauen. Und: Vergessen, dass ein einfaches Pik-Spiel auch ok gewesen wäre.
Samstag, 10. Mai 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen