Samstag, 3. Mai 2008

einen punkt gewonnen, zwei punkte verloren, drei punkte vor

Immerhin haben die Falschen nicht gewonnen, der richtige VfL aber leider auch nicht. Es reichte gestern Abend (nur) zu einem 1:1 in Jena, das jetzt gemeinsam mit Paderborn und Aue wohl endgültig kein Konkurrent mehr im Abstiegskampf ist. Das Spiel war in der ersten Halbzeit mehr, in der zweiten sehr viel weniger ansehnlich: Energisch, viele Zweikämpfe, wenig spielerische Glanzlichter, so wie schon seit einigen Wochen fußballerische Leckerbissen nur noch manchmal zu bestaunen sind. Aber darum geht es auch gar nicht auf diesen letzten Metern in der Bundesliga der Herzen.

Anfangs war der VfL ordentlich unter Druck. Besonders ein unglücklich verteidigender Jan Schanda eröffnete Jenas Allagui gleich zwei Großchancen, Schanda war es auch, der sich gemeinsam mit Paul Thomik übertölpeln ließ, als Schied eine weitere Hundertprozentige auf Hansen auflegte. Das alles blieb folgenlos, und nach einer halben Stunden waren diese Nachlässigkeiten abgestellt, die Innenverteidigung hatte ins Spiel gefunden.
Osnabrück hätte genauso in Führung gehen können: Thomas Cichon brachte eine Flanke von Bilal Aziz nicht im Tor unter; Thomik flankte nach feinem Doppelpass zwischen Henning Grieneisen und Nico Frommer auf Mathias Surmann, der verpasste; Thomik bediente nach schönem Solo über rechts Frommer, der den Ball elf Meter vor dem Tor nicht unter Kontrolle bringen konnte; Rouwen Hennings köpfte an die Latte.
Nach einer guten halben Stunde ersetzte Thommy Reichenberger den extrem unkonzentriert spielenden Aziz, der sich bis dahin schon einige sehr lässige Fehlpässe geleistet hatte und nicht den Eindruck machte, als gehe es gerade um alles. Als Trainer Pele Wollitz nach dem Spiel mokierte, einige seiner Spieler hätten in der Körpersprache alles Selbstvertrauen vermissen lassen, meinte er wohl nicht zuletzt Aziz. "Aber das kriege ich bis Dienstag wieder hin, das ist meine Stärke", sagt der Trainer.
Tröstlich war: Wenn das Spiel einmal plätscherte, war auf den grotesk ahnungslosen Premiere-Reporter Verlass. Anfangs schon hatte er durch die treffende Analyse überzeugt, "die Osnabrücker schienen ja vor zwei Wochen schon gerettet", nachdem aber das Hin und Her um die TuS Koblenz "die Tabelle ordentlich durcheinandergewirbelt hat", trennten den VfL aktuell nur noch zwei Punkte vom Abstiegsplatz. (Wir rufen unsere poetisch ambitionierten Leser auf, ähnliche Bonmots zu formen. Z.B.: "Das Essen hatte gut geschmeckt, aber am nächsten Tag schien die Sonne und der Frühling begann." Oder: "Der Mord geschah an einem Mittwoch, doch abends wurde es dunkel und der ICE nach Passau startete pünktlich.")
Dass dem Premiere-Mann die gelbe Karte gegen Müller nach dem mehr als offensichtlichen Foul an Hennings kurz vor der Pause auch nach mehrfacher Zeitlupe nicht einleuchtete, war ein weiteres Highlight.

In der zweiten Halbzeit fielen die beiden Tore, eins wie das andere aus dem Nichts. Beiden Mannschaften hatten Chancen, das Spiel zu gewinnen, was keine tat, Tino Berbig spielte Frederik Gößling und machte keinen besonders sicheren Endruck bei hohen Bällen, und nachdem Pele Wollitz drei Mal ausgewechselt hatte, fasste unser Lieblingsreporter zusammen: "Die taktische Ausrichtung des VfL Osnabrück ist weitaus offensiver als noch zu Beginn des Spiels." Abgesehen davon, dass die taktische Ausrichtung über die komplette Spielzeit identisch geblieben war, wird er sicher recht gehabt haben, immerhin hatten sich einige Namen geändert und Spieler wechselten ihre Positionen. Alle drei Eingewechselten sorgten übrigens für ordentlich neuen Wirbel.

Am Dienstag kommt jetzt Fürth, das seit gestern gottlob alle Aufstiegsambitionen begraben kann. Ich alter Pessimist hatte Mitte letzter Woche trotzdem zu meinem Bruder gesagt, der VfL gewinne bis zum Saisonfinale gegen Offenbach kein Spiel mehr. Wir waren uns einig, dass das trotzdem reichen würde. Dennoch: Ein anderer Lauf der Dinge wäre wunderbar.

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