Samstag, 31. Januar 2009

gefährliches spiel

Die Winterpause ist vorbei, die Rückrunde hat angefangen. Weil Osnabrück und St. Pauli zu diesem Anlass einen Paukenschlag einstudiert hatten, dürfte das auch niemandem entgangen sein. St. Pauli-Coach Holger Stanislawski war entsprechend angetan, hatte ein Spiel gesehen, in dem "alles drin" war, "vier Tore, packende Szenen, viele Torchancen und strittige Situationen". Recht hat er. Der Kicker berichtet von einem "furiosen Spiel, das keinen Verlierer verdient hatte". Recht hat er. Allein VfL-Trainer Claus-Dieter Wollitz war "total enttäuscht, maßlos enttäuscht", und er verstand "gewisse Sachen nicht". Recht hat er, aber nur ein kleines bisschen, wenn man den VfL besonders gern hat.

Osnabrück bestimmte in der 1. Halbzeit das Spiel, St. Pauli hatte so gut wie keine Torchance. Osnabrück spielte energisch und ideenreich, vor dem 1:0 durch Tom Geißler klappte gar eine Eckenvariante, St. Pauli hatte dem Tempo des VfL wenig entgegenzusetzen und kam erst nach dem Führungstor etwas besser ins Spiel, als Osnabrück wenige Minuten zu passiv bei der Sache war. Dennoch: Das 2:0 schien eine Frage der Zeit.

Die 2. Halbzeit begann wie die erste. (Weitgehend jedenfalls. Beträchtlicher Unterschied: Unser 20 Sekunden nach Wiederanpfiff und damit: verspätetes Erscheinen auf der Tribüne veranlasste die lieben Kollegen von der NOZ zu einer rührigen Schimpftirade. Das war sehr, sehr süß, mag aber auch daran gelegen haben, dass wir es uns leisten können, zum Spiel ein, zwei kühle Biere zu vernaschen. Aktuelle Berichterstattung dagegen hat nur Nachteile.) Der VfL machte bis zur 65. Spielminute viel richtig. Allen voran der schnell genesene Andi Schäfer zeigte erneut, wie wichtig er für das Team ist, und Dominic Peitz und Tom Geißler glänzten im Mittelfeld, einen Totalausfal gab es nicht beim VfL. Dann schoss Chancentod Rouwen Hennings für St. Pauli das 1:1; 2:1 und 2:2 folgten in den jeweiligen Gegenzügen. Am Ende vergab St. Pauli noch zwei hundertprozentige Torchancen, und Osnabrück vermochte einen indirekten Freistoß im Strafraum nicht zum 3:2 zu verwandeln. Pech hüben und drüben. (Indirekte Freistöße im 16-Meter-Raum übrigens sind ein kleines Kuriosum, derart unterhaltsam, dass man bedauert, wie selten Schiedsrichter so entscheiden. Dabei sind die Voraussetzungen hinreichend kryptisch, wie die "Regel 12 – Verbotenes Spiel und unsportliches Betragen" erörtert: Ein Spieler verursacht "einen indirekten Freistoß für das gegnerische Team, wenn er nach Ansicht des Schiedsrichters gefährlich spielt. [...] Gefährliches Spiel kann nur dann vorliegen, wenn kein Körperkontakt zwischen den Spielern erfolgt. Kommt es jedoch zum Körperkontakt, gilt die Aktion als Vergehen und wird mit einem direkten Freistoß oder Strafstoß geahndet." Das müsste man doch desöfteren entsprechend auslegen können?!)

Anschließend, wie gesagt, Wollitz: "Irgendwann geht's an die Seele", Bamba Anderson sitze weinend in der Kabine (Strafstoß verursacht), und die Schiedsrichter hätten dem VfL wiederholt den verdienten Lohn respektive einen eigenen Strafstoß verweigert. Das klingt etwas weinerlich und ein bisschen nach Christoph Daum. Wenn schon Schiedsrichter-Schelte, dann bitte richtig und keine Alle-sind-gegen-uns-Verschwörungstheorien.

Wünschenswert wäre, wenn Osnabrück solche Spiele künftig auch einmal glücklich gewänne, selbst wenn sie eigentlich keinen Verlierer verdient hätten. Andernfalls nämlich gerät der VfL früher oder später völlig unnötig in noch turbulentere Tabellengefilde.

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