Mittwoch, 14. Januar 2009

das war einmal #24: noch mehr desselben

Schon wieder so ein Text, dem man nicht anliest, dass er fast zwei Jahre auf dem Buckel hat. Weil die Borussia aber ernst macht mit der Frankfurter Schule beziehungsweise ihren Beweis antritt, und weil für Adorno und Co. Zirkularität stets ein zentraler Theoriebestandteil war, erneuert sich auch die Aktualität vermeintlich alter Texte über die Borussia automatisch. Heute vom 26. April 2007 "Mehr desselben".

Am Freitag bereits haben wir kurz Paul Watzlawick gewürdigt und erste Schritte unternommen, seine profunde Anleitung zum professionellen Unglücklichsein auch im Abstiegsdebakel der Borussia zu nutzen. Seine Überlegungen jedoch sind so ergiebig, dass wir heute noch ein wenig mit mehr desselben nachlegen wollen. Denn, fast ist es uns peinlich, es nicht längst bemerkt zu haben: Managements und Fans des VfLs verhalten sich schon lange Jahre nach den Strategien aus Watzlawicks Anleitung zum Unglücklichsein. Als da wären:

1. Die Verherrlichung der Vergangenheit (oder: Willkommen im Fohlen-Mythos)
"Dem begabten Unglücksaspiranten sollte es wirklich nicht schwerfallen, seine Jugend als das unwiederbringlich verlorene Goldene Zeitalter zu sehen und sich so ein unerschöpfliches Trauerreservoir zu erschließen."
2. Mehr desselben (oder: Das neue Besen kehren gut Prinzip)
Das Unglück ist garantiert, "solange der Unglücksaspirant sich an zwei einfache Regeln hält: Erstens, es gibt nur eine mögliche, erlaubte, vernünftige, sinnvolle, logische Lösung des Problems, und wenn diese Anstrengungen noch nicht zum Erfolg geführt haben, so beweist das nur, daß er sich noch nicht genügend angestrengt hat."
3. Vor Ankommen wird gewarnt (oder: wir wollen wieder international dabei sein!)
"Der Weg zum Erfolg ist beschwerlich, denn erstens müßte man sich anstrengen, und zweitens kann auch die beste Anstrengung schiefgehen. Statt sich nun banal auf eine 'Politik der kleinen Schritte' auf ein überdies vernünftiges, erreichbares Ziel hin festzulegen, empfiehlt es sich, das Ziel bewunderungswürdig hoch zu setzen. Wenn das Ziel in weiter Ferne liegt, begreift auch der Dümmste, daß der Weg dorthin lang und beschwerlich und die Reisevorbereitungen umfassend und zeitraubend sind. Da soll einen nur jemand dafür tadeln, noch nicht einmal aufgebrochen zu sein - und noch weniger droht einem Kritik, wenn man, einmal unterwegs, vom Wege abkommt und im Kreis marschiert oder längere Marschpausen einlegt."
4. Sei spontan (siehe: sei gelassen!)

Wo wir nun festgestellt haben, dass wir in Gladbach groß darin sind, uns unglücklich zu machen, braucht uns auch vor der 2. Liga nicht mehr bang zu sein. Denn wie antwortet der Vater in dem von Watzlawick erzähltem Witz, in der ein Sohn seine Heiratsabsichten mit einer mittellosen Frau kundtut, denn nur mit dieser könne er glücklich sein: "Glücklich sein, und was hast du schon davon?"

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