Ab und an laden wir befreundete Autoren ein, auf dem VfLog einen Gastbeitrag zu verfassen. Diesmal mussten wir lange bitten, aber es hat sich gelohnt. Vor über zehn Jahren erschien in der legendären Zeitschrift "Die Knackzeit" (nur in Wuppertal erhältlich, dort aber begehrter als Tankstellen-Schokocroissants an einem verregneten Sonntagmorgen) ein Beitrag von Nils Berger über die leidenschaftliche Hassliebe zum eigenen Auto. Seitdem sind viele Monde ins Land gegangen, und all die Zeit konnten wir auf unserer Themenliste zwei Punkte nicht abhaken: "Idee: was Lustiges zu Fußballern und Spielerfrauen" und "Idee: eine philosophische Skizze zu Fußballern und ihren Autos (Nils fragen!)". Gestern dann war der Text in unserer Mailbox. Nils Berger über Fußballer und ihre Autos. Danke! Und das Thema "Spielerfrauen" werden wir irgendwann auch noch in den Griff kriegen.
Fussballer und ihre Autos stehen für Normalsterbliche in magischer Verbindung. Auch von Menschen, die sich nicht für Fussball interessieren, geniessen sie heimliche Bewunderung. Wie die Gladiatoren und Wagenlenker einst in Rom begeistern sie die Massen, Fanclubs huldigen ihnen und sie werden gut entlohnt. Ohne die Gruppe der Berufsfussballspieler , die zahlenmäßig wahrscheinlich nur noch von der Gesamtzahl amerikanischer Einkommensmillionäre überboten wird, gäbe es ein ganzes Fahrzeugsegment so nicht. Wer sollte all die Ferrari, Maserati, (...) sonst kaufen.
Häufig müssen Fussballer die Wagen nicht einmal bezahlen, sondern ein Sponsor stellt sie ihnen vollgetankt (100 Liter Superplus) vor die Tür. Ist etwas nicht in Ordnung, gibt man den Wagen zurück. Ein Traum, den mir bisher niemand erfüllen wollte. Und doch: Fussballern entgehen die packendsten Situationen im Leben eines (richtigen) Autofahrers. Ich meine die Momente, wenn man den letzten Winkel des Dispos auf den Tresen legt. Summen, von den bescheidene Menschen Urlaub machen, Reisen erleben können, von denen die Erinnerung über Jahre zehrt. Statt dessen investiert man in das geliebt/gehasste Vehikel, damit es fahrbereit ist und die Werkstatt aus eigener Kraft verlassen kann. In solchen Momenten erfüllt einen eine unvergleichliche, lustbereitende Mischung aus Schmerz, Wut und latenter Ohnmacht. Gefühle, die sich der Sado-Masochist mühsamst mit div. Apparaturen, Lack und Leder erarbeiten muss.
Fussballer kennen diese Situation im Autohaus so wohl nicht. Wenn der Sportwagen neue Reifen und einen Ölwechsel benötigt, läßt man sich beiläuig das Nachfolgemodell zeigen. Aber bitte keinen Neid. Ich erkenne den Leid- und Blutzoll an, den ein Fussballer erbringen muss. Wer bis 35 im Profibetrieb durchgehalten hat, darf sich den Rest seines Lebens mit den zertretenen Gliedmassen herumärgern. Eine anständige Bezahlung tut da Not.
Ferrari wird es in Zukunft auch mit Ethanol-Antrieb geben. Der gemeine Fussballer wird Ethanol für eine der Substanzen halten, die der Mannschaftsarzt regelmäßig verabreicht. Hypothetisch gesprochen. Denn wie wir alle wissen, dopen Fussballer grundsätzlich nicht, sind nicht schwul und nicht dumm.
Samstag, 19. Januar 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen