Donnerstag, 25. Oktober 2007

seitenwechsel #42

Einmal in der Woche, für gewöhnlich mittwochs, manchmal auch donnerstags, gibt es eine Institution im VfLog: Den Seitenwechsel mit den lieben Kollegen von Seitenwahl. Seit der vergangenen Saison schreiben wir uns Brand-, Schmäh- oder Liebesbriefe - mit noch immer wachsender Leidenschaft. Diesmal hat Maik bei Seitenwahl vorgelegt, Mike antwortet von zwischen den Welten:

Lieber Maik,

zum Derby ist alles gesagt.
Das, was noch fehlte, hast Du treffend ergänzt.
Dass Du Dich allerdings so sehr an der Schadenfreude ergötzen kannst, überrascht mich. Nun, natürlich wäre neben einem Jubel ob des möglichen 3:2 für Borussia auch ein großer Teil Schadenfreude mit eingeflossen. Dennoch sollte man hier differenzieren: Schadenfreude aus Prinzip widerstrebt mir. So habe ich mich damals nicht gefreut, als der FC Bayern in allerletzter Sekunde den Schalkern die Meisterschale wettgeschnappt hat. Ebenso wenig empfand ich Freude, als zwei Jahre zuvor eben dieser FC Bayern das Champions-League-Finale gegen Manchester United auf ähnlich brutale Art kurz vor Schluss verlor. Da schlägt in meinem Herz zu sehr der Sportler, gepaart mit meinem Gerechtigkeitssinn. Insofern tat Borussia mir zweimal den Gefallen, jeweils sang- und klanglos abzusteigen. Ein Abstieg, der erst am letzten Spieltag, ja, in der letzten Minute besiegelt wird, wäre ungleich schwerer zu verdauen. Hoffen wir demnach, dass Borussia auch ähnlich souverän aufsteigt, wie sie vor einigen Monaten die Segel in der Bundesliga gestrichen hat.

Der VfL Osnabrück ist in einer wunderbaren Lage. Es ist verdächtig still um die Lila-Weißen, das kann nur bedeuten, dass man mit dem Erreichten zufrieden ist. Punkt um Punkt erspielt und erkämpft sich die Truppe von Trainer Wollitz. Wenn am Ende der Klassenverbleib herauskommt, wird es keiner gemerkt haben. Hat doch auch was! In diesem Zusammenhang: Nein, Guido Buchwald fiel beim Gastspiel in Mönchengladbach nicht durch Arroganz, denn vielmehr durch eine seltsame Sicht der Dinge auf. Seine Spielanalyse auf der Pressekonferenz sorgte selbst bei den Aachener Journalisten für heftiges Kopfschütteln. Was ist eigentlich dieses Aachen?

Ja, die Diskussion über die Wiedereinführung von Relegationsspielen habe ich selbstverständlich, und nicht nur bei Euch, verfolgt. Es dürfte Dich aufgrund meiner Einleitung oben nicht überraschen, dass ich auch ein absoluter Gegner von Relegationsspielen bin. Damit konterkariert man jeden Sportgedanken. Überhaupt: Zurzeit finden einige Entwicklungen statt, die dem deutschen Fußballfan zuwider sein müssten. Das geheimnisvolle Paket, das die DFL mit Leo Kirch geschnürt hat, zählt ebenso dazu wie diese dämlichen und unsinnigen Relegationsspiele. Diese reizen doch in erster Linie die TV-Anstalten, die diese beiden Spielen medial entsprechend ausschlachten werden. Man kann sich doch schon die Schlagzeilen vorstellen: "Der Thriller vom Bruchweg!", oder so ähnlich. Grausige Vorstellung. Damit verschaffe ich dem eigentlich abgestiegenen Erstligisten lediglich eine weitere Chance, doch noch in der Liga zu verbleiben. Und, mal unter uns: Bei einem möglichen Duell könnte es durchaus "Cottbus gegen Borussia Mönchengladbach" oder "Duisburg gegen den 1.FC Köln" heißen. Da fragt sich doch der nicht direkt Betroffene, wer hier eigentlich der Zweitligist ist.

Doch noch während wir die Worte tauschen, hetzt die Welt da draußen weiter. Ist Martin noch immer gefangen zwischen den Welten? Nirgendwo richtig zu Hause? Aus der Tasche lebend, während das Leben an einem vorbei zu rasen scheint? Martin, wenn Du das liest: Ich lebe ähnlich in diesen Tagen. Nach Regen kommt Sonnenschein. Falls nicht, schau auf die Tabelle: Die strahlt hell genug.

Mit gerechten Grüßen,
Mike

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