Sonntag, 22. April 2007

verschenkt

Die Spiele gegen vermeintlich leichte Gegner zusammen genommen, hat der VfL in der Rückrunde gegen Dortmund, Bremen, Wilhelmshaven und Leverkusen insgesamt neun Punkte verschenkt. Das Gerede von Hätte, Wenn und Aber ist nun eigentlich müßig, nicht jedoch, wenn es Aufschluss gibt über die Unsouveränität der Mannschaft: Stünden nicht neun, sondern nur vier Punkte auf dem leichtfertig angehäuften Soll-Konto, wäre der VfL nahezu "durch", weil mit 55 Punkten derer sechs einem Nichtaufstiegsplatz enteilt. Doch wie es schon seit Jahren gute Tradition ist in Osnabrück, versaut man sich die Ernte der sorgfältig und ansehnlich gesäten Früchte fahrlässig. Warum ist das so?

Dass die Mannschaft dem Druck im Aufstiegsrennen nicht standhält, mag man nicht so recht glauben. Erstens spielen mit Cichon, Nouri, Reichenberger, Enochs und Schanda erfahrene Spieler im Team, die es schaffen sollten, ihre jüngeren Kollegen anzuleiten; außerdem spielt die Mannschaft beizeiten, wie gegen Union Berlin, ja derart souverän, dass die - zugegeben bisweilen überhohe - Erwartungshaltung in Osnabrück nicht allein dafür verantwortlich sein kann, dass es in Spielen gegen weniger ambitionierte Gegner nicht klappt.

Die spielerischen Mittel fehlten, auch verletzungsbedingt, sagte Pele Wollitz nach dem 0:1 in Wilhelmshaven. "Jemand, der eine 1:1-Situation kreativ auflösen kann und aus ihr den entscheidenden Vorteil macht", sei nicht an Bord gewesen. Dass Wollitz sich so vor die Mannschaft stellt, ist rührig. Doch nicht nur Reichenberger, auch Nouri war mit von der Partie, und damit genau der Spieler, den Wollitz vor der Saison dafür pries, dass er in 1:1-Situationen den Unterschied machen könne. Ohne Nouri auch nur einen Deut Alleinschuld zuzuweisen, darf sein Mitspielen doch als Beleg gelten, dass es an den spielerischen Mittel nicht gelegen haben kann. Woran aber dann?

Missversteht die Mannschaft womöglich diese Spiele als Selbstläufer und unterschätzt die Gegner? Auch das mag man schwer glauben, wenn man besieht, wie eindringlich und akribisch ihr Coach immer wieder gerade diese vermeintlich kleinen Teams in den Blick nimmt. Auch im Vereinsumfeld herrscht eine bedächtige Zurückhaltung vor, die nicht gespielt wirkt: Man will zwar mit allen Mitteln aufsteigen, doch der Blick für die Realität - nämlich für eine ungeheuer gleichmäßige Ligakonkurrenz - ist geschärft. Niemand geht arrogant und überheblich von einem Selbstläufer aus, als letztes der Trainer, der alle Stellschrauben so einstellen will, dass es am Ende klappt, der aber genau weiß, dass das nicht automatisch passiert, dass dazu auch Glück gehört - und harte Arbeit. Seine Mannschaft scheint das verstanden zu haben. Trotzdem spielt sie extrem unkonstant.

Ein 3:3, das durch einen Elfmeter in der Nachspielzeit zustande kommt, muss nicht zwangsläufig Grund zur Klage sein. Vielleicht war es nur Unglück. Schließlich hatte die Mannschaft vorher einen Rückstand in eine Führung umgebogen und nach dem Leverkusener-Ausgleich neuerlich zurückgeschlagen. Das war eine Willensleistung. Allein: Es reicht nicht, wenn es nur dabei bleibt.

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