Vorab: Diese Woche gibt es keinen Seitenwechsel, erst nächste Woche geht es weiter. Dies gibt uns die Gelegenheit, auch mittwochs unsere berühmt-beliebten Analysen auf unserer Seite zu publizieren. Die aktuelle Analyse hat eine besondere Tiefe erreicht. Sie lautet: Gladbach steigt nicht einfach nur ab, Gladbach steigt verdient ab. "Die Tabelle lügt nicht", ist eine beliebte Phrase des Fußballgeschäfts. Der Satz ist ebenso wahr wie falsch, nicht nur in Zeiten von Hoyzer. Es haben sich auch schon gute Mannschaften mit viel Pech sehr schlecht verkauft. In der Regel gilt aber doch: Wer es in 34 Spieltagen nicht schafft, der hat doch sehr viel falsch gemacht. (Alfred Kerr prägte hierzu diese schöne Erkenntnis: "Mensch, ich möchte ja nicht frech sein, und ich übe gern Geduld. Neun mal Pech mag neun mal Pech sein, aber zehnmal Pech ist Schuld.")
Woran also lag's? Womit haben wir uns den Abstieg verdient? Das traurige ist: Bei der Antwort auf die Frage weiß man gar nicht, wo man anfangen soll. Die Geschichte beginnt, das ist bekannt, lange vor der laufenden Saison. Wir müssen es hier nicht alles wiederkäuen, oft genug haben wir es beklagt: die beachtlich ahnungslose Transferpolitik, die irrlichternde Trainerpolitik, die dramatisch fehlgeleiteten Erwartungen im Umfeld, zu oft geschürt durch überzogen selbstbewusste Zielsetzungen der Vereinsleitung. Im Ergebnis ist Borussia zwar vielleicht mit einem ausgewiesen guten Trainer in die Saison gestartet, allerdings zugleich mit einem der schwächsten Teams der Liga. Welche Stürmer haben wir noch gleich außer Neuville? Kreativität im Mittelfeld, wer bietet sie gleich? Ein ruhender Pol in der Abwehr, wer hilft da dem jungen Jansen aus?
Wer sich Spiele von Gladbach angesehen hat, der hatte oft den Eindruck: Es liegt nicht daran, dass dieses Team nicht will, es mangelt am Können. Genau dies drückt sich in unserer aktuellen Tabellenposition aus. Ich kann Neuville nur zustimmen: Wenn nach dem Abstieg einige Spieler nicht mehr im Kader sind, dann wird dies bei vielen kein großer Verlust sein. (Aber, liebe ZEIT-online, die Du vermeldest Gladbach werde "begehrte Spieler wie Insua kaum halten können": wer genau begehrt Insua?!) Es bleibt nur zu hoffen, dass neue kommen werden, die neue Zeiten anbrechen lassen.
Gladbach wird in den nächsten zwei Jahren an einem Scheideweg stehen. Nach dem nicht endenden Schrecken der letzten Saisons ist ein harter Schnitt schmerzhaft, aber letztlich vielleicht besser als das nicht endenwollende Grauen zuletzt. Zugleich kann ein Abstieg auch der Beginn einer langen schiefen Ebene sein, nach der es schon für manchen Traditionsclub nie mehr aufwärts ging. Ausnahmsweise wage ich Optimismus: Gladbach ist einfach wichtig genug, dass es (leider muss man sagen: ähnlich wie etwa Köln, und gerne kann man sagen: ähnlich auch wie unser anderer geliebter VfL in klein) viel Leid aushalten kann und nicht untergehen wird wie andere. Fangen wir also an, uns auf Liga zwei zu freuen, auf einen Neuanfang mit neuen Chancen. Damit ich in einem Jahr schreiben kann: Dieser Aufstieg ist verdient.
Mittwoch, 18. April 2007
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