Dienstag, 3. Mai 2011

tiger und bettvorleger

Wenn derzeit in und um Mönchengladbach vom "Modell Allofs" oder auch vom "Modell Hoeneß" die Rede ist, dann sprechen Vertreter der selbsternannten "Initiative Borussia". Sie wollen suggerieren, dass sie den VfL zu einer langfristigen und nachhaltigen Strategie verhelfen können, die zu Erfolgen wie in München führt und zu vielen Sympathien wie in Bremen. Das ist natürlich Blödsinn. Am Niederrhein hat es in der Vergangenheit bereits eine Reihe Versuche gegeben, sich an Modellen wie Bremen oder München zu orientieren, die sich auf die Kompetenz alter Idole verlassen. Zuletzt war dies das Modell Frontzeck, das grandios gescheitert ist, was nach wenigen Wochen Favre selbst die meisten der Hardcore-Michi-Nostalgiker zugestehen. Doch auch mit den Modellen Köppel, Fach, Lienen oder Meier fuhr Borussia in der Vergangenheit nicht gut. Ja selbst das Modell Heynckes, das mittlerweile in Leverkusen und München große Nachfrage erzeugt hat, ist in Gladbach nur von kurzer Dauer gewesen.

Ganz unabhängig von Personen lässt sich als Fohlenfan daher mit Recht die Frage stellen: Ist es klug, Personen wegen ihrer Verdienste aus der Vergangenheit in Gladbach heute in verantwortliche Positionen zu hieven? Zweifel sind erlaubt. Wenn man sich nun die konkreten Protagonisten der Initiative Borussia ansieht, wird aus Zweifeln beinahe Erheiterung, wäre der Wahnsinn nicht offenbar Ernst gemeint. Ausgerechnet Stefan Effenberg, dessen fußballerisches Genie noch nie außerhalb eines Fußballfeldes aufgeblitzt wäre, soll Borussia reformieren? Ausgerechnet Horst Köppel, schon vor 5 Jahren als "Opa" und Mann der Vergangenheit verspottet, soll Gladbach als Präsident in die Zukunft führen? Das Sprichwort vom Bock und dem Gärtner drängt sich auf. Hier wollen offenbar einstige Helden ihren heutigen Eitelkeiten frönen und den Traditionsverein Mönchengladbach, dem sie mehr verdanken als umgekehrt, dafür missbrauchen. Das ist dann schon nicht mehr lustig, sondern unanständig.

Es beruhigt, dass das Echo der Fans gegenüber diesem durchsichtigen Ansinnen in weiten Teilen negativ ist -- was angesichts der im Abstiegskampf hochkochenden Emotionen und der unbestrittenen vergangenen Verdienste von Effenberg und Köppel aus Spielerzeiten keineswegs selbstverständlich war. Keine Frage, in Gladbach ist in den vergangenen Jahren vieles schief gelaufen. Der Ruf nach Reformen ist vor diesem Hintergrund mehr als verständlich und berechtigt. Die derzeitige Leitung sollte sich selbstkritisch fragen, wo in der Vergangenheit Fehler geschehen sind, und sie muss sich kritische Fragen von den Mitgliedern und Fans gefallen lassen. Dazu gehört auch die Frage, ob im Verein an entscheidenden Stellen die Positionen bestmöglich besetzt sind, ob dort, wo es nötig ist, Fußballsachverstand und Managementkompetenzen adäquat gepaart sind. Wenn die heutige Führung in der Lage ist, diese Fragen befriedigend zu beantworten und womöglich eigene, auch personelle Antworten findet, wäre dies eine gute und notwendige Entwicklung. Wenn sie dies nicht tut, wird es effektive Gegeninitiativen geben müssen. Effenberg und Köppel können für eine ernstzunehmende Reforminitiative keine glaubwürdigen Frontmänner sein. Zusätzlich bedrohlich wirkt die heimliche Hauptfigur der Initiative, Norbert Kox, von dem bisher vor allem bekannt ist, dass er die Statuten des Vereins so umbauen will, dass Anteile des Vereins verkauft werden können. Die sportliche Diskussion scheint da nur vorgeschoben. Nicht wenige Fans befürchten, dass Kox in Effenberg einen populären nützlichen Idioten gefunden hat, der mit lauter Stimme die Bökelberger Traditionalisten bedient, während Kox im Kleingedruckten der Vereinssatzungen eine Revolution des Sportkapitalismus vorbereitet.

Mit der Verpflichtung von Lucien Favre haben die aktuell verantwortlichen Personen sich selbst einen großen Gefallen getan. Seine Berufung symbolisiert nicht nur sportliche Kompetenz, sie symbolisiert auch die Botschaft: "Wir haben verstanden." In ihm hat Gladbach endlich einen Trainer gewonnen, der die Sehnsucht nach einer langfristigen, strategischen Entwicklung menschlich, fachlich, intellektuell und kommunikativ befriedigen kann. Er kann mit Borussia den Anschluss an den Fußball des 21. Jahrhunderts schaffen, der sich nicht mit Namen wie Köppel oder Effenberg verbindet, sondern mit dem durchdachten Fußball für den Namen wie Klopp, Rangnick oder Löw stehen. Hoffen wir, dass Favre die Gelegenheit bekommt, seine Philosophie langfristig im Verein zu verankern, notfalls auch zunächst in der 2. Liga. Dies muss Vorrang haben vor einer forcierten Umstrukturierung des Vereins, die sich pseudo-demokratisch gibt, aber nicht einmal Kernaspekte ihres Reformvorhabens jenseits von Worthülsen benennen kann.

Gelingt der Klassenerhalt, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die nötige 2/3-Mehrheit auf der Hauptversammlung des Vereins ohnehin nicht finden wird angesichts einer dann neu gewonnen Zuversicht in die Zukunft von Borussia. Muss Gladbach doch absteigen, ist diesem, unserem Traditionsverein nur zu wünschen, dass die Mitglieder und Fans nicht im Affekt Geister rufen, die sie dann nicht mehr loswerden, und die dem Verein sehr viel mehr schaden können, als es ein Jahr in der 2. Liga tun würde, so bitter diese Perspektive schon ist.

12 Kommentare:

Theo hat gesagt…

Endlich seid Ihr wieder da. Wenn ich mir Köppel als Präsidenten vorstelle, überkommt mich Übelkeit. Oder, um es mit dem Meistertrainer zu sagen: Da hab ich Bock drauf wie Zahnweh!

Maddog.Dentier hat gesagt…

Der Horscht is noch der harmloseste von der Truppe. Viel mehr Bock habe ich schon auf Effes Extra Bild Kolumne oder die Scheichs die dann halt ein Jahr später (wenn Effe mangels Erfolg geflüchtet ist) vor der Tür stehen.

Torsten hat gesagt…

Ich glaube, dass hier tatsächlich einmal das wahre Gesicht der "Initiative" offen gelegt wird. Hier geht es nur darum, noch einen lukrativen Posten zu bekommen. Warum dann nicht bei dem Klub, für den man eh schon mal gearbeitet hat? Passt ja so gut, von wegen Raute im Herzen und so. Dass sie hier als Marionetten im Puppentheater Kox missbraucht werden könnten, schwant den Herren Köppel und Effenberg wohl noch nicht.
Und ehrlich gesagt, außer einer geforderten Satzungsänderung habe ich noch keine konkreten Pläne der Revoluzzer vernommen. Demnach handelt es sich wohl um mehr heiße Luft denn um wirklich ernstzunehmende Alternativen. Die bräuchte es vielleicht, aber nicht unter diesen Umständen, nicht in dieser Form und schon gar nicht mit diesen Köpfen! Meine Stimme haben sie definitiv nicht!

Roman hat gesagt…

Kann mir jemand sagen, wenn ich am 29. verhindert bin, meinen Sohn mit Voillmacht ausstatten kann und Ihn für mich wählen lasse?

Josef D hat gesagt…

Völlig zu Recht wird Lucien Favre für sein bisheriges Wirken gelobt. Dennoch erscheint es mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass sich der Wind ganz schnell wieder ändern kann und er bei fehlenden Resultaten ganz schnell als "Totengräber" beschimpft werden kann. Mir geht das alles zu schnell. Auch unter MF hat die Mannschaft Charakter bewiesen und ist nur einmal so richtig auseinandergebrochen. Und wie oft habe ich gedacht, man könne die Saison schon abhaken und hohe Klatschen erwartet . Bei weniger Verletzungspech und besseren Schiedsrichterleistungen würden wir jetzt von einer Durchschnittssaison sprechen (was schon ein erheblicher Fortschritt zu anderen Jahren in der jüngeren Vergangenheit wäre), aber auch von einer entwicklungsfähigen Mannschaft. Dass man den Kotzbrocken und notorischen Egomanen Effenberg ernsthaft als sportlichen Leiter installieren will, könnte eine Idee von durchgeknallten Kölner-Fans sein, der uns nur das schlechteste wünschen. Also, Haltung bewahren! Ich werde als Mitglied jedenfalls für die Faninitiative und gegen die Koks-Idee stimmen. Wie auch immer, für mich ist das die intensivste und anstrengendste Saison seit Jahrzehnten. Borussia for ever! Und eines nicht vergessen: Fußball ist deshalb so interresant, weil man eben nicht weiß, wie es ausgeht.

Anonym hat gesagt…

Ich find es schade, dass man von Fanseite aus kategorisch nein sagt.

Ich habe mir die Änderungswünsche angesehen und finde sich aus sportwirtschaftlicher Sicht absolut ok.
Die Herren Kox, Schmucke etc sind ebenfalls fähig einen Verein zu führen. Ich habe keinen Bock mehr über die 70er Jahre zu quatschen. Ich will endlich mal ZUKUNFT erleben.

Gut, Effe ist die Schwachstelle. Aber ich sage: Lieber 3 Effe´s, als einen Königs.

Anonym hat gesagt…

Danke für diesen Artikel, ihr sprecht mir aus der Seele.

Ralleff aus Viersen hat gesagt…

sehr schöner artikel.
Das Stefan Effenberg ohne jeden Zweifel einer unserer letzten Spieler mit Weltformat war, dem wir auf dem Spielfeld wirklich viel zu verdanken haben, ist wohl unbestritten.

Dass die Unzufriedenheit über diese Saison uns in den Knochen hängt, ist ebenso nicht von der Hand zu weisen.

Aber deshalb unsere komplette Führung auszuwechseln und in ihrem künftigen beruflichen Betätigungsfeld zumindest genre-technisch, vielleicht sogar fachlich unerfahrene Personen ins Amt zu hieven, ist blanker Wahnsinn.

Ich erinnere mich noch an die Gerüchte um Effes Abschiedsspiel. Damals erzählte man sich, dass der gute bei Planung und Koordinierung nur durch Hilfe der Borussia ohne dunkelblaue Augen durch gekommen sei. Wenn da was dran ist, dann hätten wir aber einen ganz großen konzeptionell denkenden Strategen am Ruder demnächst. Ganz zu schweigen vom zukünftigen Präsidenten.

Kann man nicht auch an den Stellrädern drehen, ohne gleich zu putschen?
Ein Schippers hat Borussia aus der Pleite geholt, und führt Borussia kaufmännisch vorsichtig, aber finanziell solide. Ein Königs hat ihn installiert. Dafür gebührt den beiden Respekt. Sportdirektoren haben wir ein paar gehabt, noch mehr Trainer. Meist mit wenig nachhaltigem Erfolg.
Wenn, dann laßt uns aus sportlicher Sicht noch nachbessern, aber jagt nicht die vom Hof, die uns vor dem Bankrott gerettet haben und seit Jahren finanziell führen.
Rolf Königs ist, auch aus meiner Sicht, sicher keiner, der uns fußball verrückten Freunden des Ballsports Tränen der Verzückung in die Augen treibt. Aber ganz ehrlich:
Mir graut vor dem Tag, an dem Effe, Köppel und die anderen "Sport-Granaten um Herrn Kox" das Ruder übernehmen könnten.

Und, machen wir uns nichts vor: Die Attacke der Initiative wird, da bin ich mir sicher, unsere Vereinsführung gründlich zum nachdenken gebracht haben. Hier werden allein daher schon demnächst ein paar Sachen anders laufen. Und damit wäre dann letztlich allen geholfen.

Bis neulich...

Anonym hat gesagt…

Seit Jahren motzen alle nur herum. Alle schreien nach Jungs aus den Siebziegern und nach Effe. Jetzt traut sich endlich ein Herr Kox den Mund aufzumachen und schon drehen sich die Fahnen wieder. Habt Ihr Angst vor Erfolg oder was. Schlimmer als es in den letzten 12 Jahren war kann es nicht mehr werden. Es wird Zeit dass der verfilzte Haufen um Königs abdankt und ebdlich frischer Wind in den Verein kommt. Hat ein Eberl eine Ausbildung, eine Erfahrung mitgebracht. Nein garnichts. Noch nicht mal ein Bundesligator. Herr Kox steht gemessen an seinem wirtschaftlichen Status und seinen Erfolgen weit über Königs. Ein Effenberg und Eberl brauchen wir wohl nicht zu vergeleichen. Und ein Horst Köppel würde endlich mal wieder ein wenig Menschlichkeit in den Verein tragen und die echte Gladbacher Seele wieder bringen. Merkt Ihr nicht dass es diese Seele garnicht mehr gibt. Es ist traurig, dass auf einmal die Menschen die wirklich Interesse an der Raute haben und nicht an sich selber derart verkannt werden und jede Kritik die zurecht in den letzten Jahren massiv ean der aktuellen Führu ng geübt wurde vergessen wird. Ich bin klar für Effe und bin überzeugt, dass wir mit seinem Team unsere alte Borussia wiederbekommen und alle sehr sehr viel Spaß am Fußball haben werden. Übrigens an alle die nicht für die Initiative stimmen. Ihr braucht Euch im kommenden September nciht mehr zu beschweren und sagen" Jetzt geht das schon wieder los. Trainerwechsel, Mißerfolg etc.". Ihr habr jetzt die Chance etwas zu ändern, danach seid Ihr für alle Zeiten unglaubwürdig und mitschuldig wenn Borussia da landet wo Krefeld jetzt ist. Gute Nacht.

Anonym hat gesagt…

Hat nach 12 Jahren immer noch keiner verstanden, dass ein Königs sich hier nur selbst vermarktet. Das Stadion ist der Star. Das Stadion was er gebaut hat. Demnächst sind das Museum, das Hotel und die Reha die neuen Stars. Die neuen Stars in der 3. Liga. Hier ist die Seele schon längst verkauft worden. Ganz ehrlich Königs und Schippers haben nur ihren Job gemacht. Und es gibt genügend kompetente Menschen und Controller die das ganze genauso gut, im Endeffekt noch bessre gemacht hätten. Und traurig dass hier ein Herr Jordan vergessen wird, der der Vater des ganzen ist. Mit ihm wäre Borussia heute nicht so arm dran. Ein Schippers, seines Zeichens einfacher Steuerberater hat im Sinne von Königs den ganzen Filz im Verein geschaffen. Bonhof ist Trauzeuge von Frontzeck. Noch mehr Details ? Es ist einfach nur noch schlimmer als in Köln und Schalke. Und es finden sich immer noch Klugscheisser die an dem ganzen Versagen was positives finden. Jede Entscheidung im Verein geht über den Schreibtisch von Schippers. Jede. Und dieser Mensch hat keine Ahnung von Fußball. Jetzt wissen hoffentlich alle warum Borussia in seit seinem Amtsantritt keinen sportlichen Erfolg mehr hatte. Die Initiative läßt Wirtschaftfachleute im Hintergrund arbeiten und Fußballkompetenz im Vordergrund. Und wir sind ein Fußballverein, auch wenn ein Schippers daraus ein Wirtschaftsunternehmen gemacht hat.
Endlich geht mal einer in die Offensive und sagt das was alle denken und alle nur hinter verschlossenen Türen sagen. Und dieser Mensch wird nun zerissen. Einfach nur traurig. Offenbar vermißt in Gladbach niemand den sportlichen Erfolg....

Anonym hat gesagt…

Also wenn ich sowas lese fällt mir mal wieder gar nichts ein - Sorry Leute - Anstatt immer auf den Kox rumzuhauen solltet Ihr Euch mal lieber mit den aktuellen Vereinsstatuten auseinander setzen. Zum jetzigen Zeitpunkt, gibt es in der aktuellen Vereinssatzung KEINEN !!! Passus der über die Anteilsverkäufe, oder auch über die Beschränkung von Anteilsverkäufern bei BMG, etwas festlegt.
Das wiederum bedeutet auch, dass der Verein ohne weiteres dies machen kann ohne seine Mitglieder darüber zu informieren, geschweige denn diese danach zu fragen. Das wiederum bedeutet auch, dass der Verein das auch schon getan haben kann !!!, ohne das wir das wissen, weil er nicht dazu verpflichtet ist darüber Auskunft zu geben.
Also haut mal lieber auf den Königs rum, als über Sachen zu schimpfen die es eh schon gibt - Erst informieren, dann bitte drauf hauen !!!!!!

Mondoprinte hat gesagt…

Danke dass es den Vflog gibt - nicht zuletzt aufgrund dieses Artikels sage ich das...