Es ist vollbracht. In den Reigen der Rücktritte der vergangenen Tage (Mubarak, Gottschalk, Weber) sticht ein Abschied hervor, der nicht einmal in der PR-Rhetorik als freiwilliger Rücktritt oder als Entscheidung in beiderseitigem Einvernehmen getarnt worden ist. Michael Frontzeck ist entlassen worden.
Diese gute Nachricht will zunächst genossen werden. Die Entscheidung ist richtig, ja, sie ist überfällig gewesen. Im Grunde korrigiert sie eine Fehlentscheidung, die vor 619 Tagen getroffen worden war. Denn man hätte Frontzeck nie einstellen sollen. Wieso ein Mann, der in seinen bisherigen Stationen immer nur abgestiegen ist, für Max Eberls 500-Seiten-Philosophie der richtige Mann ist, das hat sich uns nie erschlossen. Wieso er nun gehen muss, wo doch in St. Pauli auch nichts anders gelaufen ist, als in so vielen Spielen davor, auch das ist nicht wirklich klar ersichtlich. Natürlich, die Entscheidung wäre schon vor Wochen und Monaten richtig gewesen. Wieso sie aber von denen, die sie im Winter noch völlig falsch fanden, nun als alternativlos betrieben wird? Und wieso erinnern sich die Herren nicht daran, dass etwa Max "Immanuel Kant" Eberl noch im Herbst befand: "Wir stecken gemeinsam in dieser Situation. Nicht nur Michael Frontzeck." Gehen muss nun aber nur Frontzeck, und nicht etwa auch Eberl, der mitverantwortlich für die desaströse Kaderplanung, hauptverantwortlich für das selbstzerstörerische Festhalten an Abstiegstrainer Frontzeck ist. All das hinterlässt einen faden Beigeschmack. Sauberer wäre es gewesen, wenn mit Frontzeck auch gleich der Sportdirektor seinen Hut genommen hätte.
Ebenfalls überraschend mutet es an, dass man nach Monaten der Treueschwüre keine 24 Stunden benötigt, um einen neuen Trainer aus dem Hut zu zaubern. Der Unsterbliche ist tot, es lebe der nächste Unsterbliche! Mit Lucien Favre immerhin konnte ein Mann gewonnen werden, der für die aktuelle Situation keinerlei Erfahrung hat. Und das ist vielleicht ganz gut so, ohne jede Ironie. Denn ein Feuerlöscher hätte vielleicht eine marginale Chance, Borussia noch in der Liga zu halten. Doch dann wäre eher früher als später ein anderer Trainertyp gefragt. Vielleicht ist Favre genau dieser Trainertyp, und vielleicht müssen wir nun mit ihm absteigen, damit er in der 2. Liga seine Qualitäten entfalten kann. Fohlenfans sind es gewohnt, Geduld zu zeigen und Schmerzen zu ertragen. Was uns unter Frontzeck vom VfL abverlangt worden ist, dem vielleicht einzigen Trainer der letzten Jahrzehnte, der nie mit irgendeinem Verein in der Bundesliga auch nur den Hauch von Erfolg hatte, das sollten wir für einen gestandenen Coach wie Favre nun gerne bereit sein aufzubringen: Zeit und Wohlwollen. Lucien, wir wünschen Ihnen viel Erfolg!
Montag, 14. Februar 2011
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8 Kommentare:
idiotischer kommentar
Von wegen idiotisch! Ihr sprecht mir aus der Seele!
Wer solche "Fans" hat braucht keine Feinde.
Das übt sich wohl jemand für ein grosses Boulevardblatt.
Tja, die inbrünstige, religiöse Liebe zu Sankt Michael. Sie trübt die Sinne, macht blind für Fakten, macht tobend. Wie den vorstehenden Kommentator. Ich aber freue mich, dass eine schwere Last von mir genommen ward. Der Frühling kann kommen.
Rechthaberischer Kommentar - inkl. der Verbitterung darüber, dass die anderen nicht der eigenen Meinung folgten. Darüber hinaus nix. Ist hier leider schon länger so. Schade - ich fand den Block mal gut.
1."dem vielleicht einzigen Trainer der letzten Jahrzehnte, der nie mit irgendeinem Verein in der Bundesliga auch nur den Hauch von Erfolg hatte"
2."und nicht etwa auch Eberl, der mitverantwortlich für die desaströse Kaderplanung, hauptverantwortlich für das selbstzerstörerische Festhalten an Abstiegstrainer Frontzeck ist"
Warum nur haben wir es letztes Jahr mit fast dem selben Kader und den selben beiden "unfähigen" auf Platz 12 geschafft?
Was uns das ständige Verantwortlich entlassen gebracht hat sehen wir ja jetzt.
Ja, so siehts wohl aus, wer solche Fans hat braucht keine Feinde mehr
Das Festhalten am Trainer war doch genau der Weg, den sich alle Jahrelang von Borussia wünschten. Wenn man es dann macht, schreien alle, warum hält man am Trainer fest... aber so ists immer.
Die Kaderplanung war doch vollkommen okay. Ich halte Max Eberl auch für einen durchaus kompetenten Sportdirektor. Die Verpflichtungen passten, gut von Igor haben wir uns alle mehr erhofft, aber auch der zeigt in den letzten Spielen, dass er zumindest den Ball ins Tor schieben kann. Ab und an hab ich einen Rob Friend vermisst, aber ein solcher Spielertyp passte einfach nicht mehr ins System... und vorne drückte der Schuh ja auch bisher nicht... Dennoch bringt so ein Spieler auch mal Ruhe ins Spiel, die der Borussia zu oft abhanden kam.
Frontzek damals zu verpflichten war ein guter Ansatz. Er hat der Mannschaft gu getan und seit Frontzek spielt die Borussia wieder Fußball. Ich kann mich an Jahre davor erinnern, in denen von der Mannschaft im Spiel kaum Gefahr ausging. Hinten ist in dieser Saison viel zusammen gekommen. Das wissen wir alle... Bailys Formtief, Verletzungen, zu lange Sperren, etc. dazu fehlte dann auch noch das Glück... der Teufel macht ja bekanntlich immer auf den größten Haufen...
Ich wünsche Favre alles Gute bei seinem Amtsantritt. Ich bin mir nicht sicher, ob er der Richtige ist, aber ich kenne ihn zu wenig um über ihn zu werten. Das Spielerpotential ist sicherlich vorhanden, das zeigt die Mannschaft auch in jedem Spiel, einzig die Ordnung stimmt phasenweise einfach komplett nicht. Wenn Favre das raus bekommt, haben wir noch berechtigte Chancen auf Platz 16... das große Ziel.
... und wo ich grad beim Wünschen bin, bitte nimm mal einer den Daems da hinten links raus... der ist in einer unterirdischen Form... Dante auf Links und in die Mitte Brouwers und Stranzel... auch bei Ecken wäre das eine Macht...
Maik
Erzähl mir keiner, der Autor wäre nicht in Wahrheit Köln Fan oder Express Mitarbeiter...
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