Dienstag, 15. Februar 2011

135 minuten

Treue Leser unseres kleinen Familienblogs wissen, dass Michi Frontzeck auf diesen Seiten keine Träne hinterhergeweint wird. Er war der falsche Mann am richtigen Platz, und wenn es nach uns gegangen wäre, er hätte nie einen Job in Gladbach bekommen. Leider ging es nicht nach uns, sondern nach dem niederrheinischen Geburtsregister und dem Gladbacher Einwohnermeldeamt, was immerhin vergleichsweise originelle Auswahlkriterien sind, die sich sonst in dieser Form nur beim ähnlich lokalpatriotischen "F"C Kölle finden lassen.

Auf der Zunge zergehen lassen muss man sich allerdings die Heuchelei und die Schleimscheißerei, mit der Eberl, Bonhof und Co nun versuchen, ihr Harakiri weiterhin schönzureden und so zu tun, als sei ein Rausschmiss kein richtiger Rausschmiss, wenn denn die Schmauchspuren des rauchenden Revolvers mit einigem Zuckerguss verwischt werden.

"Das haben wir alle nicht gewollt. Michael Frontzeck bleibt immer einer von uns", so lässt sich Rainer Bonhof zitieren, der womöglich demnächst eine Namensänderung in Rainer Hohn beantragen könnte. Frontzeck war vor allem insofern immer einer von uns, als er die gleiche Krätze in seiner Trainerkarriere pflegte, wie sie auch Borussia in den letzten Jahren immer wieder an den Tag legte. Es bleibt zu befürchten, dass er insofern auch immer einer "von uns" bleiben wird, solange Eberl und Bonhof anstelle von Fußballsachverstand in Gladbach walten. Es haben eben nicht alle Vereine Ex-Spieler wie Uli Hoeneß in den eigenen Reihen, sorry Maxerl!

Besonders widerwärtig ist aber der schmierige Versuch, so zu tun, als sei es richtig gewesen, an Frontzeck festzukleben wie eine Hand auf einer glühenden Herdplatte. So erläutert Max "Immanuel Kant" Eberl mit philosophischem Tiefgang: "Wir haben dies (die Nicht-Entlassung, VfLog) im Winter aus Überzeugung getan. Und die ersten drei Spiele sowie die erste Halbzeit gegen Stuttgart haben gezeigt, dass wir nicht falsch lagen. Die Entwicklung in den letzten beiden Spielen hat dann jedoch dazu geführt, dass wir so reagieren"

Man lag also nicht falsch bis einschließlich zur ersten Halbzeit gegen Stuttgart. Danach kamen dann genau 3 Halbzeiten, also 135 Minuten, gegen Stuttgart und St. Pauli, auf deren Basis man nun keine andere Wahl mehr hatte, als Frontzeck zu schassen. Hören sich diese Menschen eigentlich zu? Entweder man bewertet die laufende Saison als Ganze, dann kommt man heute wie schon vor ein, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun und auch fünfzehn Spielen zu dem Schluss, dass Frontzeck vielleicht ein netter (wenngleich etwas arroganter und selbstverliebter) Kerl ist, aber sicher kein Trainer von Bundesligaformat. Oder aber, man beschwört Kontinuität bis in den Tod. Aber warum lässt man dann nach 135 Minuten, in denen Menschen wie Frontzeck eben so gut wie in allen anderen Spielen bisher Gründe finden können, warum man eigentlich "zufrieden" sein könne und "noch nichts verloren" geben dürfe, den Trainer fallen und behauptet sogar noch, man habe "nicht falsch gelegen"? Hallo, irgendjemand zu Hause?

Wie zersetzend eine derartige Unlogik für jedes Vertrauen, jede Glaubwürdigkeit ist, zeigt sich sofort, wenn man Bonhofs Treueschwüre zu Max Eberl anhört: "Die Frage Max Eberl stand nie im Raum! Er ist und bleibt unser Sportdirektor", beteuert Bonhof, doch wer soll diesem Mann nach der Frontzeck-Kehrtwende noch Glauben schenken? Und warum eigentlich ist Frontzeck in Bonhofs Augen gescheitert, Eberl aber nicht? Eberl, ein Mann, der tatsächlich glaubt, Sätze wie dieser würden Sinn ergeben: "Wir haben einen Trainer gesucht, der unseren Weg ein Stückweit fortsetzt, aber natürlich bei den Sachen, die schief gelaufen sind, ansetzt."

Und was sagt Favre? "Ich will im Ausland bleiben, in einer der großen Ligen. Und in einem Club, der Ambitionen hat und etwas gewinnen will." Das war vor einem Jahr, auf einer Pressekonferenz, in der er mit der Hertha-Führung abrechnete. Einen Club mit Ambitionen hat er gefunden. In "eine der großen Ligen" wird Favre seinen neuen Verein aber wahrscheinlich im kommenden Jahr erst wieder führen müssen.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sinnloses rumgehacke auf Entscheidungen. Warum hätte man vor 15 Spielen erkennen sollen, dass Frontzeck der falsche Mann ist?

Unlogik? Warum kann man nicht jemanden entlassen, obwohl man es nicht gewollt hat? Natürlich hat das keiner gewollt... wollten Sie Fontzek entlassen, hätten Sie ihn nie verpflichtet... ich argumentiere nur auf dem gleichen Niveau, den der Beitrag vorgibt... und ja, Frontzeck belibt einer von uns, mit "der Raute im Herzen"...

Bonhof und Eberl den Fußballsachverstand abzusprechen ist schon recht anmaßend...

Warum hielt man an Frontzeck fest... nun, die Borussia spielte gut, stand hinten aber katastrophal, so dass Spiele in 20 Minuten abgeschenkt wurden... man verbesserte die Dafensive durch sinnvolle (im Rahmen des Möglichen) Einkäufe und hoffte, danach wird es klappen. Tat es zunächst auch, bis die Mannschaft wieder in den alten Trott verfiel... nun muste man seine Entscheidung, die auch im Winter wohl eine 60/40 Entscheidung war, revidieren... und genau das im Artikel beschriebene wurde gemacht... man bewertete die gesamte Saison... der Verfasser des Artikels kam in seiner Bewertung lediglich zu einem anderen Entschluss, als die Verantwortlichen der Borussia.

Maik

Anonym hat gesagt…

zitat: "Warum nur haben wir es letztes Jahr mit fast dem selben Kader und den selben beiden "unfähigen" auf Platz 12 geschafft?"

zieh mal nur ein paar duselpunkte (z. b. das eigentorfestival von h96) ab und schau was dann von den damals erreichten 38 punkten übrig bleibt...

ausserdem: diverse klatschen (u. a. bremen, freiburg, h96!)

und nach ordentlichem fussball sah das meiner meinung letztes jahr schon nicht aus.

geh seit anfang der 80er ins stadion. hab noch nie unter nem trainer so gelitten wie unter frontzeck.

denke, dass frontzeck die letzten tage der freiwillige rücktritt nahegelegt wurde.

"mike" hats aber einfach ausgessen... kann ich ja verstehen, denn er ist als profi-trainer erledigt.

fand ich als spieler sehr gut. als trainer ne totale katastrophe.

von mir aus geht er nun mit den noch ausstehenden ca. 2 1/2 jahresgehältern in den wohlverdienten vorruhestand.

kann dieses rumgeflenne von wegen "danke für alles und alles gute..." nicht verstehen. hallo ?! wir bewegen uns im profisport!

also: danke für nix und tschüss...

Anonym hat gesagt…

nun ja, wenn du sagst du gehst seit 30 Jahren ins Stadion, muss ich dir ja nichts erzählen. Denoch, kann ich mich gut an den Grottenfußball erinnern, den wir vor Frontzeck gespielt haben...

Bei Frontzeck konnten wenigstens die Entscheidungen, die er getroffen hat, nachvollzogen werden. Wechsel, Transfers, etc. ... passte alles.

Einzig das Defensivverhalten stimmt komplett nicht. Ob das aber nun am Trainer oder an den Spielern liegt, mag ich nicht beureilen zu können. Wir werden es aber wohl in den nächsten Monaten sehen...