Donnerstag, 19. November 2009

seitenwechsel #96

Die Bundesliga hat uns wieder, und langsam können wir auch wieder über die VfLs denken. Es ist jetzt wichtig, wieder in den Alltag zu kommen, und was hilft dabei mehr, als liebgewonnene Rituale wie der Seitenwechsel. Nummer - ja!? - 96 steht schon an: Während Martin bei Seitenwahl mit der Prognosequalität der Brieffreundschaft hardert, ist Joachim wie immer um eine fröhlichere Sicht der Dinge bemüht und rechnet fest mit vielen, vielen Punkten.

Lieber Martin,

der Fußball hat uns wieder, und das ist gut so. Nein, ich rede hier nicht über die Frage, ob die Nationalelf gegen Chile spielen muß (nein, muß sie nicht, und das ist gut so) oder die Elfenbeinküste (wen interessiert’s, aber vielleicht immer noch interessanter als Ukraine gegen Griechenland, wo man eigentlich bei der FIFA einen Antrag stellen sollte, daß beide nächstes Jahr von Südafrika fernbleiben). Ich rede vielmehr von den Klassikern bester deutscher Fußball-Unterhaltung, also etwa Neunkirchen gegen Braunschweig. Oder, leicht – aber nur sehr leicht – aktualisiert: Frankfurt gegen Gladbach.

Ich habe im Innehalten der letzten Tage etwas das Gefühl dafür verloren, wer derzeit bei Borussia fit, willens und in der Lage ist, über 90 Minuten zu spielen, doch eines weiß ich: Ein Sieg soll her. Ich habe mal gerechnet, und ich rechne meistens kritisch der eigenen Mannschaft gegenüber. Aber selbst wenn ich die Latte hoch lege und sage, hier hätte man eher noch verlieren können, so komme ich bezogen auf die bislang in den zwölf Ligaspielen gezeigten Leistungen zum Ergebnis, daß wir eigentlich fünf Punkte mehr haben müßten, als tatsächlich auf dem Konto stehen. Und da betreibe ich an dieser Stelle mal einen ganz miesen Management-Stil, pfeife die Meinen zusammen und raunze: Punkte her, dalli. Wie viele Punkte werden wir schließlich bekommen, wenn wir mal anfangen, schlecht zu spielen?

Natürlich, lieber Martin, bist Du weiser als ich und erklärst mir, die Devise heiße NullNull. Da verstehst Du etwas falsch. Ich habe jahrelang mit einem Schulfreund zusammen Toto gespielt (Jahrzehnte ist’s her…), und wir haben mit einer winzigen Ausnahme nie etwas gewonnen. Warum? Einfach: Er war KSC-Fan, ich Gladbach-Fan, und unsere Teams haben mehr verloren als gewonnen, was uns aber nicht von der Bank auf die 1 oder 2 abhielt, je nachdem, wo die unsrigen aufliefen. Portfoliotechnisch war das Schwachsinn, spaßmäßig sensationell. Schließlich möchte man nicht recht haben, sondern grandios triumphieren, auch wenn’s nur einmal alle drei Jahre ist.

Dumm ist nur: Wenn ich dann tatsächlich mal recht habe, sitzt Dein emil auf der langen Leitung, und Du merkst es nicht mal (geschweige denn die inzwischen einskommavier Milliarden Chinesen, die uns lesen). Ja, geh mal zu irgendeiner rheinischen Postille, such Dir einen Kommunikationsdingsbums und laß ihn analysieren, wie oft Du und ich recht hatten. Er wird mit rotumrandeten Augen zu Dir kommen und Dir sagen: Öfter, als Du denkst. Schade, daß ich gerade keine weiteren Beispiele zur Hand habe, um das näher zu belegen, aber ich sage Dir: Samstag, Martin, das gibt was. Und deshalb: Weg mit Deinem NullNull, obwohl das tototechnisch sicherlich nicht dumm ist.

Es grüßt Dich den Daum im stieren Blick und das Rückgrat gestreckt wie ein Advocaaaat

Dein Joachim

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