Mittwoch, 31. August 2005

last-minute-lisztes: vflog bestimmt gehalt

Noch ist nichts offiziell, doch wir wollen nicht warten: Irgendwann in den nächsten Tagen (für vereinslose Spieler gilt die August-Frist nicht) wird die Verpflichtung von Krisztian Lisztes, 29 Jahre, Meister mit Werder Bremen, von Peter Pander bekanntgegeben werden. Nun, wir freuen uns! Denn viel kann Borussia mit dem erfahrenen Mann, den selbst die FAZ als "hochbegabt" bezeichnet, nicht falsch machen, schließlich soll er einen stark leistungsbezogenen Vertrag erhalten.

Wir haben mit dem Verein vereinbart, dass ein entscheidendes Kriterium für die Bonuszahlungen die Bewertungen von Lisztes Einsätzen durch den VfLog sein werden. Unsere Leser dürfen sich also darauf freuen, ab sofort nach jedem Spiel einen Vorschlag für eine Prämie an den Last-Minute-Mann bei uns lesen zu können. Die vereinbarte Spanne liegt zwischen 0 Euro, falls Lisztes nicht oder indiskutabel spielt, bis zu 30.000 Euro für einen ZidaneMaradonnaBeckham-Auftritt.

Dienstag, 30. August 2005

don't look back in anger

Adieu Marek! Du gehst nach Istanbul, und wir wünschen Dir von Herzen, dass Du dort glücklich wirst. Wir haben uns sehr gefreut, als Du Fohle wurdest, denn Du bist ein Genie am Ball, vielmehr: Du könntest eines sein. Doch was Dir in der Nationalmannschaft glückt, das klappte als Borusse nur sehr selten, wir haderten, doch vor allem haderstest auch Du mit Dir selbst und Deiner Leistung. Das, so schien uns Dein oft so trauriger Blick zu sagen, machte alles nur noch schlimmer. Nicht viel fehlt, und man wollte Dich als den Sebastian Deisler von der Moldau bezeichnen.

Nun also gehst Du, nach langer Odyssee, die Dich beinahe in Deine Heimat zurückgebracht hätte, zu unseren Amateuren und fast doch noch in unsere Herzen. Sei es drum: Alles Gute!

Montag, 29. August 2005

starke medienwirkungen

Kaum, dass die Sportschau vom Samstag vorbei und man sich der Sensationen des Spieltags (Bayern-Heimsieg gegen Hertha, Wolfsburg-Heimsieg gegen Leverkusen) bewusst war, kroch die Verwunderung hoch, und die Frage nach dem 'Warum' keimte auf.
Warum in aller Welt tauchte Dave de Jongs Tor des Jahres nicht bei der ARD-Auswahl zum Tor der Woche auf? Dies, so das einfache Procedere, ist ja eigentlich notwendige Bedingung dafür, um schlussendlich auch das passive Wahlrecht vorerst zum Tor des Monats und anschließend zum Tor des Jahres zu erhalten. Lag es, so unsere bange Befürchtung, womöglich an unserer arroganten Schreibe, dass de Jongs Jahrhunderttor keine Berücksichtigung fand?

Doch heute die Entwarnung: Das Tor steht zur Wahl. Die Tor-des-Monats-Logik will es, dass immer ein Tor mitmachen darf, das zuvor nicht durch die Tor-der-Woche-Qualifikation muss. Dass de Jongs Treffer diesen Bonus erhält, zeigt a) den bereits vorentscheidenden Charakter des Tores im Hinblick auf die Jahres-Schlusswertung und beweist b) die stets umstrittene Rede von starken Medienwirkungen: Wie anders, wenn nicht durch das VfLog-Promoting, ist dieser ARD-Schachzug zu erklären?
Die VfLog-interne Abstimmung läuft übrigens noch bis kommenden Sonntag.

Sonntag, 28. August 2005

bögelund bald bräutigam

Ein Punkt auf Schalke – na bitte, möchte man sagen, geht doch. Ganz ungetrübt ist die Freude auch bei den Gladbacher Offiziellen nicht, ein Sieg wäre möglich gewesen. Doch Gleiches gilt für eine Niederlage und so wollen wir zufrieden sein. Ohnehin gibt es ja nicht die wahre Geschichte dieses Saisonanfangs, nur Geschichten – und die zuhauf.

Weil heute so schönes Wetter ist und weil wir überhaupt zumeist positiv denkende Menschen sind (sein wollen), entscheiden wir uns für eine optimistische Geschichte: Gegen Bayern, da lief es noch nicht so recht, aber die Niederlage, wen überraschte sie schon. Auch im zweiten Spiel fand die auf vielen Positionen mit Neuzugängen besetzte Mannschaft noch nicht so recht zusammen, immerhin bewies man Moral und der bis dato in all seinen Profispielen torlose Bögelund schaffte den Ausgleich und setzte so den Wendepunkt im Saisonstart. Seither sind wir ungeschlagen, zogen ungefährdet im DFB-Pokal in die nächste Runde und trotzten gar Meisteraspiranten Schalke einen Punkt in deren Arena ab. Das alles erreichten die Fohlen mit einer durch Verletzungen arg gebeutelten Mannschaft; wenn erst alle wieder fit sind und die Neuverpflichtung Kahé mit am Start ist, sollten wir eine zumindest weitgehend ungefährdete Spielzeit vor uns haben. Mann der Saison könnte tatsächlich Bögelund werden, der seiner Freundin versprach, nach dem fünften erzielten Tor, werde er ihr einen Heiratsantrag machen. Seither traf der offenbar vermählungswillige Mann schon zweimal. Wir hoffen auf eine Hochzeit noch vor der Winterpause!

Samstag, 27. August 2005

ein ganz normaler sieg

Tabellenführer! 1:0 gegen Münster gewonnen. Im Derby. Vor etwa 14.000 Zuschauern. Endlich mal wieder ein Spiel von vorn gewonnen, also ohne in Rückstand geraten zu sein. Gezittert, gekämpft, spielerisch überzeugt. Das Spiel bestimmt, sich nicht beeindrucken lassen durch die Härte der Preußen, souverän das Tor über die Zeit gebracht.
Eigentlich ein ganz normaler Sieg in einem ganz normalen Spiel.

schalke ist das größte

Vor meinem Supermarkt standen heute ausnahmsweise nicht die wahlkämpfenden Sozialdemokraten der Bezirksgruppe "Hansa/Hafen", die mich in den letzten Wochen samstags mit ihren traurigen Mienen immer so deprimiert haben. Heute saß vor dem Rewe ein einzelner, mittelalter, verwahrlost aussehender Mann im Rollstuhl mit einem Pappbecher in der Hand und bettelte. Seinen Oberkörper bekleidete ein "königs"blauer Pullover mit der weißen Aufschrift "Schalker ist das größte, was ein Mensch auf Erden werden kann". Das war eigentlich auch schon alles.

Um 15.30h ist Anstoß in der Arena in Gelsenkirchen.

Freitag, 26. August 2005

ein ganz normales spiel

a) In der letzten Saison waren die beiden Spiele gegen Münster trostlos:
Das 0:0 an der Bremer Brücke war ein Heimspiel wie es die Pele-Mannen gern mal abliefern - unerklärlich mittellos, und das auch, wenn uns ein klarer Elfer in der Schlussphase versagt blieb und der Schiedsrichter skandalöserweise das Spiel beendete, ehe die 90. Minute vorbei war und direkt vor einem lila-weißen Eckball.
Das 2:2 an der Hammer Straße war ausgesprochen glücklich und in jedem Fall eines jener Spiele, das man besser gewonnen hätte. Zwar waren es viele Unentschieden, die schlussendlich den Aufstieg vermasselten, aber am Saisonende schmerzen derlei Aussetzer immer am meisten.

b) Es wird Zeit, einmal wieder ein Meisterschaftsheimspiel zu dominieren, ohne vorherigen Rückstand in Führung zu gehen und mit spielerischen Finessen die Aufstiegsambitionen auch handwerklich zu untermauern.

c) Münster ist ein trostloser Verein, ein Klub ohne Fankultur und mit einer Hundertschaft Amateuranhänger, die nur deshalb aktuell mit 11 multipliziert wird, weil sich die Preußen einreden, sie könnten allen Ernstes an die Tabellenspitze gehören. Das ist abenteurlich, mehr noch: Man kann sie nicht einmal mehr ernst nehmen.

Dies sind drei gewichtige Gründe für einen Nachmittag Zauberfußball, für Wiedergutmachung und ein lila-weißes Feuerwerk.
Aus guter alter Erfahrung ist aber auch klar, dass diese Vorzeichen Garanten sind für Lethargie, für schleierhaften Nix-geht-Fußball.
Deshalb lasst sie uns vergessen.
VfL-Preußen, das ist in wenigen Stunden nicht mehr als ein ganz normales Fußballspiel.

übrigens...

Wahr sind nur die Gedanken, die sich selbst nicht verstehen. (T. W. Adorno)

Donnerstag, 25. August 2005

das war einmal #1

Angelehnt an die schöne WDR-Tradition, die 'Tageschau vor 20 Jahren' zu reanimieren, weil die alten Bänder einfach zu schön sind, um sie in den Archiven vergammeln zu lassen - diese Stücke sind immerhin holde Fernsehgeschichte -, widmen auch wir vom VfLog uns jetzt ein Mal in der Woche unserer Best-of-Serie.

Heute blicken wir auf ein besonderes Kleinod zurück, unseren ersten Fernsehauftritt: "Wontorrra und wir: Doppelpass im DSF" vom 8. März 2005.

Das Deutsche Sportfernsehen (DSF) plant für kommenden Sonntag eine Doppelpass-Sondersendung zum Thema "Schiri, Telefon?! Videobeweis und Oberschiedsrichter". Maßgeblich angestoßen durch die auf hohem Niveau geführte Debatte in diesem Weblog hat man beim Münchener Sender die Brisanz des Themas erkannt und aufgegriffen. Eine Teilnahme als Diskussionsgast haben sowohl Martin als auch ich abgelehnt, nachdem klar war, dass kein VfL-Vertreter neben dem unerträglichen Udo Lattek Platz nehmen würde. Moderator Jörg Wontorra bat stattdessen um ein Hintergrundgespräch, das wir im folgenden vorab dokumentieren.

Wontorra: Hallo Ihr beiden, schön, dass wir uns mal wieder sehen. Also: Ich hab da am Sonntag diese Sendung zum Thema 'Videobeweis'. Debili Lattek und Beißhund Draxler sind auch wieder dabei, ich sollte also zumindest etwas vorbereitet sein. Ihr habt auf Eurer Website wieder einmal hervorragende Arbeit geleistet und die Debatte fundiert begleitet. Und Ihr seid zudem noch unterschiedlicher Meinung. Was trennt Euch denn?
Martin: [...] Ich verstehe mich als Fan, der Tatsachen- und vielleicht auch Fehlentscheidungen akzeptieren kann, wenn dadurch das Spiel authentisch bleibt. [...]
Maik: ...ich bin da anderer Meinung. [...] Du bist in dieser Frage wirklich ein weinerlicher Öko. [...]
Wontorra: Ich glaube auf der Ebene...
Maik: ...so ein Stuß! Es wird gerechter und ehrlicher zugehen, aber nicht weniger spannend! Konservativer Angsthase!
Wontorra: ...Ich glaube auf der Ebene...
Martin: Naiver Technokrat!
Wontorra: Ich glaube auf der Ebene...
Maik/Martin (durcheinander): Blödian! Dummschwätzer! Telematikfaschist! Ewiggestriger! ... (Ausblende)

Mittwoch, 24. August 2005

4

Im Prinzip war das Spiel bereits in der 14. Spielminute (vor)entschieden: Die Hertha-Amateure waren durch Salihovic mit 1:0 in Führung gegangen. In der aktuellen Spielzeit war dies schon wieder der vierte Rückstand (Oberhausen, Leverkusen, Fürth) nach dem der VfL nicht verloren hat. Das Procedere ist dasselbe wie in den geschätzten 76 Fällen der vergangenen Saison. Man ist geneigt, sich beim Führungstor des Gegners zu freuen - richtig schief gehen kann dann eigentlich nichts mehr.

Heute war also mal wieder alles wie immer. Nach einem zunächst mäßigen - so mir denn mal jemand den Begriff 'pomadig' erklären könnte, wäre ich bereit, ihn für solche Anfangsviertelstunden zu reservieren - Beginn der Lila-Weißen reichten starke 40 Minuten, damit Ewertz, Reichenberger und Joppe drei Mal einnetzten konnten. Vielleicht einn bißchen glücklich am Ende, aber "sicherlich nicht unverdient" (Wollitz, Gans, Hansch, Breuckmann, Laser, Dahlmann) ist am Ende das 3:2 über die Zeit gerettet worden: Gut gekämpft, spannend gemacht, die Zuschauer begeistert und drei Punkte mitgenommen. Zum x-ten Male auswärts ungeschlagen. Was will man mehr?

Nun ist der VfL mit nahezu weißer Weste Zweiter - zumindest vorerst - und steht damit dort, wo er hingehört. Fehlt nur noch De Jongs Kür zum Torschützen des Jahres.

tor des jahres #2

Ja, das de Jong Tor war großartig. Und Maik hätte am liebsten eine Umfrage gestartet, in der man nur für dieses Tor voten kann. Doch wir sind hier ja nicht in einer Di(c)ktatur, auch wenn sich das manch einer wünschen mag. Deswegen haben unsere Leser die Wahl. Soll das Wahnsinns-2:2 Tor des Jahres werden – oder doch der Hammer-Seitfallzieher von Vaclav Sverkos, der uns in der letzten Saison den Sieg gegen Wolfsburg rettete?
Nicht immer gewinnt in der Demokratie der beste, meistens ist es einfach nur der, der die meisten Stimmen bekommt. Also auf, Borussen-Fans!

tor des jahres #1

Alles hat man schon gesehen, meist mehrfach: Fallrückzieher in den Winkel, 30-Meter-Hammer wie ein Strich direkt in den Knick, Heber über den Torwart aus dem Mittelkreis, Madjer mit der Hacke und Piplica mit dem eigenen Kopf.

So etwas wie Sonntag in Osnabrück jedoch gab es bisher nicht: Dave de Jong hat wie selbstverständlich ein Jahrhunderttor geschossen, das konkurrenzlos zum Tor des Jahres gewählt werden wird. Der VfLog beginnt diese Wahl deshalb schon heute.
De Jongs schier unglaubliches Tor war der 2:2-Ausgleichstreffer im Pokalspiel gegen Fürth.

Dienstag, 23. August 2005

breaking news: jansen für deutschland, kahé für gladbach

So schön kann Spielpause sein. Zugegeben, richtig Spielpause ist ohnehin nicht, denn gerade kickt die Borussia in einem Benefizspiel. Dennoch, heute zählt mehr "nemem" Platz als "auffem". Marcell Jansen, Jungstar und waschechtes Fohlen, wurde von Bondscoach, Pardon, Bundestrainer Klinsmann in die Nationalelf berufen. Herzlichen Glückwunsch!

Und seit heute ist auch klar: Kahé, 22jähriger Stürmer aus Brasilien und dort unter den Top-Scorern, kommt morgen nach Gladbach. Mehr wollte Peter "pacta sunt serpander" Pander nicht bestätigen. Doch wer so weit reist, der will auch unterschreiben. Und die ärztliche Untersuchung kann auch kein Problem sein. Ein Vereinsarzt, der Ziege, Elber und Sonck durchgewunken hat, sollte bei Kahé wohl kaum Bedenken haben, oder?!

Montag, 22. August 2005

positiv denken

Zum gestrigen Spiel wird es hier keinen Kommentar geben außer diesem: Ein Auswärtssieg. Marek Heinz trifft und bereitet vorbildlich vor. El Fakiri und Kastrati erzielen Tore, darunter ein Kopfballtreffer. Kein Gegentor. Eine Runde weiter. Punkt.

Sonntag, 21. August 2005

wahnsinn

23 Tore an der Bremer Brücke - der VfL steht nach einem sensationellen 12:11-Sieg nach Elfmeterschießen in der 2. DFB-Pokalrunde. Dass der VfL ein Faible für ausufernde Elfer-Krimis hat, sollte eigentlich bekannt sein.

Neben allen zehn Feldspielern, die beängstigend sicher trafen, war wieder einmal der Elfte der Held: Torwart Tino Berbig parierte den zehnten Elfer aus Fürth! (Besser hättes es auch Delling nicht auf den Punkt bringen können...)
Die Freude ist bahnbrechend! Auch der andere VfL erreicht in Kutzhof souverän mit einem 3:0 (0:0) die nächste Runde. Wird's gar was mit dem Duell in Runde 2?

Samstag, 20. August 2005

saisonale schwankungen

Merkwürdig, wie gelassen, ja geradezu behäbig so eine neue Saison startet. Für uns ist das neu, Martin und ich verfolgen erstmals den Beginn einer Spielzeit aus der Warte des VfLoggers. Im Prinzip interessiert sich niemand dafür, was um die Teams herum passiert. Wichtig ist nur auf’m Platz, und das womöglich mehr als zu irgend einem anderen Zeitpunkt im Jahr.

Eigentlich ist das logisch: Im Herbst schon hängt meist irgendwo im VfL-Haus der Segen schief, dann informiert man sich wissbegierig wo. Ober aber die Saison nimmt einen derart famosen Anfang, dass man wissen will wieso.
In der Winterpause ist irgendwie nix los. Umso wichtiger also, etwas los zu machen. Jeder will irgendeinen noch so bedeutungslosen Fitzel ‚News’ aufgabeln und damit hausieren gehen oder zumindest gut unterhalten werden.
Im Frühjahr dann geht’s um alles: Aufstieg? Abstieg? Meisterschaft? Trainerwechsel zur neuen Saison? Oder gar noch in der alten? Das alles lässt sich erfahrungsgemäß nicht allein durchstehen. Und so ganz in stiller Einsamkeit könnte man gar den wirklich wichtigen Entwicklungen nicht gewahr werden. Um Gottes Willen...
Die Sommerpause kann anschließend nur positiv überraschen. Ist ja eh tote Hose, jedenfalls die meiste Zeit. Weil aber die Leidenschaft nicht mir nichts dir nichts von 100 auf 0 gedrosselt und schon gar nicht im August wieder nahtlos zurück auf 100 beschleunigt werden kann, muss sie am Köcheln gehalten werden. Da auf dem grünen Rasen sich nicht mehr bewegt als langsam die grünen Halme, hält man sich eben anders auf Trab: Mit Lesen zum Beispiel, und mit Mutmaßen über die neue Spielzeit.

Und dann? Saisonstart. Niemand interessiert sich mehr für Nebensächlichkeiten. Selbst Pokalspiele in Kutzhof oder gegen Fürth absorbieren ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit. Mit ein wenig Pech aber ist die publizistische Dürre morgen vorbei: Wenn nämlich der VfLog nach einer Kutzhof-Niederlage Horst Köppel zur Disposition stellt.
Aber es ginge auch ohne Fatalismus. Mit ein bißchen Glück setzen wir in Bälde zu einem länger währenden berichterstattenden Höhenflug an: Wenn die VfLs in Runde 2 aufeinander träfen! Was für eine Vorstellung. Erinnert sich noch jemand an das letzte Aufeinandertreffen im Pokal? Das war 1992 und endete 4:1 – für Lila-Weiß. Ich war dabei.

Freitag, 19. August 2005

die sonne, die sonne und was?

Der Sommer ist nochmal zurückgekommen, wenn auch nur bis heute nachmittag, wie Jörg Kachelmann mir versicherte. Meine Laune ist dadurch nicht besser geworden. Dabei heißt es doch, Sonnenlicht, Endorphine und so weiter und so fort. Klappt irgendwie nicht.

Geht das nur mir so? Dass der schlechte Saisonstart, die nun schon wieder folgende Ligapause, das zähe Warten auf weitere potentielle Verpflichtungen an den Nerven zehrt? Ach wäre doch schon Sonntag, und wir putzen Kutzhof mit vier, fünf Toren! Und wäre doch dann schon wieder Samstag, und wir holen auf Schalke souverän einen Punkt! In der FAZ lese ich heute "Der Mythos lebt". Aber es geht um Zinedine Zidane.

Donnerstag, 18. August 2005

von krimis und futur 2

Was prophetische Gaben angeht, sind wir vom VfLog selbstverständlich gute Lehrmeister: Vieles wurde von uns ja schon Wochen in Voraus sicher vorausgesehen, so im letzten Jahr der Nichtaufstieg des einen und der Klassenerhalt des anderen VfL. Oder auch das langsam endende Engagement von Dick Advocaat, dem wir einzig aus träumerisch-verliebter Hingabe so lang wie möglich den Rücken stärken wollten.

Nun hat sich mit dem lila-weißen VfL ein erster Auszubildender in dieser Disziplin gefunden, und wir gestehen zu: Obacht!
Die Ankündigung "Pokalkrimi am Sonntag" steht nun bereits seit einigen Tagen auf der Homepage des VfL, und das ist respektabel: Ohne Spielverlauf, Ergebnis oder auch nur die Aufstellungen zu kennen, ist diese Vorhersage für jeden Fan so keck wie mutig, und sie steigert die Vorfreude. Das Drehbuch ist streng geheim, die Torschützen beider Teams werden gehütet wie Staatsgeheimnisse, und auch der genaue Ablauf des Elfmeterschießens (Seitenwahl, wer fängt an?, wer verschießt zuerst?) ist noch nicht nach außen gedrungen. Freuen wir wir uns also auf diesen Krimi, der am Sonntagabend gewesen sein wird.

Mittwoch, 17. August 2005

outlaws

Am Sonntag spielt Gladbach im DFB-Pokal. Wie leitet borussia.de das Interview mit dem Trainer unseres Gegners, dem Verbandsligisten FC Kutzhhof, ein? So: "Herr Ferner, der Pokal hat ja bekanntermaßen seine eigenen Gesetze." Was heißt das? Dürfen wir endlich einmal wieder auf einen Auswärtssieg hoffen?!

Dienstag, 16. August 2005

lattenknaller

Ach, manchmal darf man auch mal einfach nur genießen. Zum Beispiel, wenn man ein wenig in dem wunderbaren Fachblatt "Ärztliche Praxis" blättert. Die verstehen nicht nur was von Medizin, sondern auch von Fußball. Und veröffentlichten jüngst eine wirklich beeindruckende Statistik:
Die Forscher haben festgestellt, dass während der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 die Zahl der Viagra-Verschreibungen in England um mehr als die Hälfte gesunken ist. Einen derartigen Einbruch bei den Rezepten für die „blaue Pille“ hatte es in den zwei Jahren zuvor nicht gegeben.
Allein das ist eine Meldung wert, nicht nur als nette Nichtigkeit, die demnächst am Stammtisch verbraten werden kann. Es ist vielmehr Grund zum Aufatmen: Die Gefahr steigender Arzneikosten und Beitragserhöhungen der Krankenkassen scheint für 2006 somit gebannt. Wunderhübsch aber wird der Artikel durch einen weiteren Satz. Die Ärztezeitung stellt fest, man habe ja schon lange den Verdacht gehabt, Männer würden Fußball dem sexuellen Verkehr vorziehen. Und fügt an: "Erhärtet wird dieser Verdacht durch Daten der Isis-Research-Gruppe." Hihi, was sind wir heute wieder kindisch...

Montag, 15. August 2005

alles wie gehabt?

Das war ein schlechter Saisonstart, aber kein unwahrscheinlicher. Eine Woche vor dem Spiel gegen Bayern fragten wir an dieser Stelle:
Werden die Fohlen-Anhänger sich zum Beispiel mit einem Punkt aus den ersten drei Spielen zufrieden geben? Ich fürchte nicht. Und dann wären wir wieder da, wo wir neulich aufgehört haben...
Da wären wir also wieder. Und bis zum Spiel gegen Schalke, ohnehin nur Anlass für leiseste Hoffnung und Wunderglauben, ist es auch noch lange hin, dank DFB-Pokal. Es bleibt viel Zeit, sich in dem hilflosen Wolfsburg-Kick zu suhlen. So war es oft mit der Borussia. Gegen die Großen beachtlich gespielt, so daß wir noch meinten, alles wird gut. Und gegen die direkte Konkurrenz dann lange Zeit mittellos. Wie schade.

In diesem kleinen Familienblog sind wir Anhänger der absoluten Affirmation. Der harmoniesüchtige und latent obrigkeitsgläubige Kern in mir sehnt sich danach zu schreiben, nun mal halblang, alles nicht so wild, die Ansätze sind da, Schalke wird hart, aber dann, wartet nur ab, ihr werdet schon sehen, die Fohlen reißen was diese Saison, es ist noch nicht aller Tage, es kann nur besser werden. Aber selbst ich kann all das nicht mehr hören und vor allem: nicht mehr glauben.

Denn was ich nach dem zweiten Spieltag allein in einem Interview der Torfabrik lesen muss, schockiert. Es fängt schon damit an, dass selbst die Kollegen der Torfabrik, nicht für eine Ablehnung der Gladbacher Anhänger bekannt, neuerdings das Wort Fan in Anführungszeichen setzen – "Fan": "Trotz Überzahl nur einen Punkt in letzter Minute gerettet, Unmutsäußerungen der „Fans“ im Borussia-Park und weiter offene Personalfragen."

Na, Bravo. Nach dem Spiel kann man Unmutsäußerungen verstehen, oder nicht? Viel schlimmer aber das folgende Gespräch. Gekürzt, aber unverändert, einige Ausrisse aus Köppel-Antworten:
Es ist schwer, gegen zehn Mann zu spielen, weil sie sich konsequent hinten reinstellen können. (...) Es muss auch mal sein, dass man Rückpässe spielt. Natürlich werden die Zuschauer da gleich unruhig. (...) Wir brauchen einen anderen Typ von Stürmer, als die, die wir haben. Im Grunde sind die anderen gleiche Typen (...) Und – richtig gute Spieler bekommst du nicht für Peanuts. Wenn ich könnte wie ich wollte, hätte ich wahrscheinlich auch andere Spieler geholt (...)
Das Leben ist ungerecht, Überzahl macht alles nur noch schlimmer, das Publikum versteht mich nicht, wir haben die falschen Spieler mit zu wenig Qualität, die Einkäufe haben letztlich auch nix gebracht. Ja, herzlichen Glückwunsch! Kommt uns das nicht alles sehr bekannt vor, nur mit einem anderen Akzent?

Bitte, lieber Fußballgott, strafe mich Lügen, lach mich aus, brandmarke mich in vier Wochen als großen depressiven Schwarzmaler! Aber heute wird mir angst und bange für diese Saison.

Sonntag, 14. August 2005

zu wenig

Unsere beiden VfLs haben uns an diesem Wochenende nicht verwöhnt, im Gegenteil. Zusammen nur zwei Tore geschossen, und das gegen Vereine, gegen die gern der viel zitierte Pflichtsieg geltend gemacht worden wäre. Was schließlich bleibt, sind zwei Punkte, die - gemessen am Potenzial der Teams und an den eigenen Ansprüchen - zu wenig sind.

Dem VfLog-Projekt hingegen verleihen diese Ergebnisse erneut eine besondere Nachhaltigkeit. Belächelt und von einigen verspottet waren Martin und ich von vornherein der tiefen Überzeugung, dass unsere VfLs ein Schicksal eint, dass unsere Teams dieselben Leidenschaften verbindet, dass es nur feine Unterschiede sind, die uns trennen. Dies - soviel wurde am Wochenende mehr als deutlich - ist zutreffender denn je.

Es ist dieselbe unerklärliche Lethargie, die unsere Mannschaften besonders in der ersten Halbzeit lähmte und die vollkommen den Eindrücken der Vorwochen entgegensteht. Es ist das Glück der Tüchtigen, das hilft, doch noch den Ausgleich zu bewerkstelligen. Es ist die Hoffnung der Liebenden, dass es bald wieder klappt, womöglich kommende Woche schon, und schließlich doch noch alles gut wird.

Samstag, 13. August 2005

"meisterschaft nicht von frustrierten entscheiden lassen!"

Man hätte es ahnen können, als sich Ex-Bundeskanzler in spe Edmund Stoiber zu Wort meldete: So viel mediale Aufmerksamkeit an der linken Seite lässt unser Bundesinnenaufseher und Sportminister Otto Schily nicht ungenutzt an sich vorbeiziehen. Nun hat er sich zu Wort gemeldet, und er sieht die Wettbewerbsfähigkeit der Fußball-Bundesliga gefährdet. Zu Recht, wie wir finden. VfLog veröffentlicht seine Erklärung im Wortlaut:

"Wir Deutschen dürfen es uns nicht weiter leisten, dass die Meisterschaft von Frustrierten entschieden wird. Diese ganzen verbohrten Zecken im Osten, die nichts gebacken bekommen, weil sie sich nicht an das neue Deutschland gewöhnen wollen; die zu faul sind, um sich mit dem real existierenden VfLozialismus zu arrangieren; die immer nur meckern und schon so aussehen, als hätten sie von Fußball keine Ahnung. Dieser ganze Haufen an gammeligen Schein-Experten, seien sie aus Rostock oder Dresden, aus Aue oder Cottbus, stört mich allein schon, weil er vorhanden ist. Die versauen uns doch die ganze Liga, obwohl sie gar nicht mitspielen. Das geht nicht, das müssen wir verhindern. Wählen Sie nicht die SPD, das bringt nichts. Wählen Sie nur mich! Ich werde dann persönlich dafür sorgen, dass der Osten wieder unter sich spielt und die Durchmischung unserer Ligen ein Ende findet!"

Freitag, 12. August 2005

sprachlos

Es gab bisher nicht einen Tag, an dem es uns übermäßig schwer gefallen wäre, etwas Neues, Lesenswertes über unsere VfLs zu schreiben. Es gab nicht ein Thema, das es uns nur schwerlich ermöglichte, ihm den ein oder anderen interessanten Aspekt abzugewinnen. Bis heute, bis gerade. Mit Verlaub, aber ich bin an meine Leistungsgrenze gestoßen.
Muss ich noch ausführen, wie der VfL sein Heimspiel gegen die vermeintlich krassen Außenseiter aus Leverkusen am Abend bestritten hat? Tut es überhaupt Not, den verschossenen Elfer überhaupt nur zu erwähnen? Ist es generell noch möglich, einem lila-weißen Unentschieden daheim an der Bremer Brücke mehr zu zollen als die Chronistenpflicht, Aufstellung und Torschützen zu benennen?
Nein, ein dreifaches Nein. Beherrschte Zurückhaltung ist vielmehr die einzig denkbare Form, dieses unverständliche Treiben mit Größe und ohne allzu enormen Gram zu ertragen. Alles wie immer eben.

Leverkusen:
1-Adler, 2-Cozza, 3-Hergesell, 4-Student, 5-Hübener, 6-Camdali, 7-Röttger (90. Cannata), 8-Fritz, 9-Schnitzler (63. Schultens), 10-de Wit, 11-Bendovskyi
Osnabrück:
1-Berbig, 3-Schanda (79. Flottmann), 4-de Jong, 5-Joppe, 6-Schütte, 8-Enochs, 9-Reichenberger, 11-Schäfer (33. Faroni), 13-Waku-Menga (67. Kügler), 14-Ewertz, 18-Feldhoff
Tore:
0:1, Schnitzler (42.)
1:1, de Jong (61.)
Zuschauer: ca. 9.500

auf wiedersehen, auf wiedersehen!

Es wird das Spiel der Wiedersehen. Holger Fach kehrt zurück nach Gladbach, wir sind nicht traurig, dass es nur für einen Tag sein wird. Peter "Panderstrike" Pander sieht seine Wolfsburger wieder. Und allenthalben schreibt sich die Journaille einen ab, wie einzigartig diese Konstellation das Spiel für beide Teams macht. Großer Schwachsinn.

Peter Pander ist längst in Gladbach angekommen, was will da Wolfsburg noch? Holger Fach ist längst aus unserem Gedächtnis gestrichen, dankbar mussten wir nur sein, dass Wolfsburg uns den schlaksigen Wuppertaler endlich von der Gehaltsliste gestrichen hat. Bedeutsam ist das Spiel gegen die Wölfe, weil es das einzige der ersten drei Ligaspiele der Borussia ist, in dem ein Punkt, eher drei "Pflicht" sind. Was nicht heißt, dass sie auch geholt werden. Der Auftritt der Fohlen gegen Bayern aber macht hoffen. Wir wollen die Wölfe schluchzen sehen, nicht heulen!

PS. Ivo Ulich geht nun doch nach Japan. Aber zunächst ist er nur ausgeliehen. Toi, toi, toi und: auf Wiedersehen!

Donnerstag, 11. August 2005

das vflog-fußball-abc #9: vielflieger

Viel|flie|ger, der (ugs.): jmd., der viel fliegt. Fälschlicherweise könnten man meinen, Vielflieger säßen tendienziell am ehesten in München, Bremen, Stuttgart oder Berlin. Champions-League oder UEFA-Cup aber reichen noch lange nicht, um aus international aufspielenden Elite-Kickern Vielflieger im richtigen Wortsinn zu machen. Wenngleich: In München arbeitet mittlerweile schon einer, dessen bisherige Engagements zumeist von hinlänglicher Vielfliegerei begleitet waren.

Felix Magath nämlich darf neben anderen Koryphäen durchaus als Vielflieger gelten, jedenfalls noch: Immerhin vereint der mitunter nur bedingt rücksichtsvolle Coach schon sechs Trainerstationen auf seine noch verhältnismäßig jungen 52 Jahre (Hamburg, Nürnberg, Bremen, Frankfurt, Stuttgart, Bayern). Zugute halten aber muss man Magath, dass er in Stuttgart ja selbst den Abschied veranlasste und dass er in München noch Trainer ist - der Mann scheint mit steigendem Alter seine Leidenschaft für wilde Abflüge verloren zu habe. Schade.

Wer sich also einen Lieblingsvielflieger auszusuchen gedenkt, dem seien andere Kollegen empfohlen.
Mit vier Flügen neben Magath im erweiterten Kreis:
Friedhelm Funkel, auch 51 Jahre alt, bisher tätig in Uerdingen, Duisburg, Rostock, Köln, Frankfurt.
Ewald Lienen, 51 Jahre alt, bisherige Stationen: Duisburg, Rostock, Köln, Gladbach, Hannover.
Mit sieben Abgängen in Lauerstellung:
Peter Neururer, 50 Jahre alt, mit Hertha, Saarbrücken, Hannover, Köln, Offenbach, Ahlen, Bochum.
Mit acht Demissionen auch altersbedingt zweitplatziert:
Jörg Berger, 60 Jahre alt, bisher angestellt bei Fortuna Düsseldorf, Hannover, Frankfurt, Köln, Schalke, Karlsruhe, Frankfurt, Aachen und Rostock.
Mit neun Flügen unangefochten vorn:
Jürgen Gelsdorf, 52 Jahre alt, mit den Stationen Leverkusen, Gladbach, Bochum, Fortuna Köln, Uerdingen, Gütersloh, Osnabrück und Essen.

Was wird die laufende Saison nun im Hinblick auf die Vielflieger bringen? Neururer wird voraussichtlich ebenso bei Sieben stagnieren wie Gelsdorf bei Neun - jede andere Prognose wäre gleichermaßen kühn wie unmenschlich. Aber was wird aus den anderen? Im Kampf gegen den letzten Platz dürften sich Funkel und Lienen keine Blöße geben und ihr Konto jeweils auf Fünf hochschrauben; sie würden Neururer damit gleichfalls gefährlich nahe kommen. Auch ist davon auszugehen, dass Berger sich die Chance nicht wird nehmen lassen, mit dem Bestplatzierten Gelsdorf gleichzuziehen. Und was dann? Wird Gelsdorf dann Trainer in Rostock?

Bisher erschienen: Verein | Versager | verlieren | VIP | Verteidiger | verdient | Vollpfosten | Vorentscheidung |

Mittwoch, 10. August 2005

kreiert eine neue vereinshymne

Bei unseren aufwendigen Recherchen im Internet sind wir heute auf eine kleine Seite gestoßen. Den "Alanis Morissette Lyric Generator". Zwar halten wir nicht derart viel von der betreffenden Dame, die Internet-Seite aber hat was. Dort kann man einige Begriffe eingeben, u. a. "One thing you really hate" (Bayern München) oder auch "Your favorite color" (greenblackwhite), nicht zu vergessen "The name of an ex-boyfriend or ex-girlfriend" (Dick Advocaat).

Heraus kommt dann ein depressives Lied, das nach unserem Geschmack nicht von der Nervensäge, sondern von der Nordkurve gesungen werden sollte:

"Will to Live"

I feel miserable
Maakays Tore make me ill
I feel miserable
Unverdiente Siege tear at my foundations
I feel miserable
Rubenbauers Parteilichkeiten are dragging me down to the depths of misery
I want to die

Is it because of Bayern München that I feel this way?
With the greenblackwhite rays of misery pounding on my brain?
Or am I lost in tale of Kafka, adrift far from home
I don't think so, I don't think so.

Dick Advocaat Broke My Will to Live
Dick Advocaat Broke My Will to Live
Dick Advocaat Broke My Will to Live
I was getting better but then
Dick Advocaat Broke My Will to Live

I feel miserable
Beckenbauers rot the flesh from my bones
I feel miserable
Hoenesse defeat my purpose
I feel miserable
Weißwürste are doing their best to impale my soul
I want to die

Is it because of Bayern München that I feel this way?
With the greenblackwhite rays of misery pounding on my brain?
Am I lost in tale of Kafka, adrift far from home
I don't think so, I don't think so.

Dick Advocaat Broke My Will to Live
Dick Advocaat Broke My Will to Live
Oh God, Dick Advocaat Broke My Will to Live
I was getting better but then
Dick Advocaat Broke My Will to Live

Probiert es doch auch mal...

Dienstag, 9. August 2005

wenn zweie eine reise tun...

Südamerika. Region des Tango Argentino, des brasilianischen Straßenkarnevals, Region der Träume. Hier halten sich nicht nur Kriegsverbrecher gerne nach getanem Werk auf, sondern auch Fußballstars, die ihre beste Zeit noch vor sich haben und die diese bisweilen gerne auch in Europa verbringen.

Genau dort befanden sich bis gestern auch Horst Köppel und Peter Pander. Auf "Südamerika-Reise", wie die Borussia-Homepage ohne jede weiterführenden Details vermeldet. So konnte Horst gestern beim Training die Fohlen nicht selbst auf die Ko(e)ppel führen, Jörn Andersen übernahm. Aber was treibt unsere sportliche Leitung in Südamerika? Sind die Gerüchte um den derzeitigen Amsterdamer Angelos Charisteas nur gut gestreut und stattdessen steht ein Coup mit einem jungen Maradona bevor?

Borussia.de, sei doch nicht so geheimniskrämerisch! Du kannst uns doch nicht so einen Brocken hinwerfen und dann nichts weiter sagen... Ach, und wenn Du hoffentlich bald dabei bist, einen kleinen Reisebericht mit Diavortrag von Hotte einzustellen und uns zu verraten, auf welchen Brasilianer wir uns freuen dürfen, dann schalt doch bitte auch gleich diese nervige T-Online-Werbung ab. Schönen Dank auch!

Montag, 8. August 2005

debiles sportfernsehen

Na, haben Sie sich auch gefreut? Beim Spiel Frankfurt-Leverkusen stand es gestern im DSF schon in der 7. Spielminute kurzzeitig einmal 1:4. Irgendein saudummer DSF-Mitarbeiter hatte sich offenbar bei den Inserts verdrückt und frisch und frei gleich einmal nach dem Führungstreffer der Frankfurter den Endstand eingeblendet, und das nicht zum ersten Mal. Jetzt weiß ich, was ich vermisst habe, über die Monate der Sommerpause: Professionelle Amateure.

Sonntag, 7. August 2005

gast-kolumne: mit papa im stadion am zoo – alles scheiße

Ich habe es schon einmal bekannt: Ich komme aus Wuppertal. Die aus lila VfL-Sicht erfreuliche Niederlage gestern sieht aus meiner kindlichen blau-orangenen Perspektive anders aus. Aber ich war nicht im Stadion, der WSV ist mir heute fast egal, und zu sehr hat mir die schwarz-grüne Niederlage zugesetzt. Aber mein Freund Markus war da und berichtet für uns. Über einen Besuch im Stadion am Zoo mit seinem Vater, bei dem der siegreiche VfL gar nicht so wichtig war. Und der WSV schon gar nicht.

Von Markus

Ich erinnere mich, wie Nick Hornby in Fever Pitch von seinem ersten Fußballspiel berichtet. Er wurde von seinem Vater mitgenommen. Gestern nahm ich meinen Vater mit zum Spiel WSV gegen VfL, dies war wahrscheinlich sein letztes Spiel. Zum ersten Mal seit sieben Jahren hat sich mein Vater wieder ins Stadion geschleppt: "Eigentlich hab ich gar keine Lust zu gehen!" Er konnte sich aber noch an ein glorreiches 5:0 aus der Aufstiegsrunde 71/72 erinnern, in welcher der WSV klar vor Osnabrück in die Bundesliga aufstieg. Aber diese Zeiten sind vorbei. Heute humpelt mein Vater am Krückstock ins Stadion und der WSV irgendwo in der Mittelmäßigkeit der Regionalliga. Letztes Jahr erst hat er (mein Vater, nicht der WSV...) sich, wie einst Bernd Trautmann bei Manchester City, das Genick gebrochen. Jedoch hielt er das nicht nur weitere 15 Minuten ohne Behandlung durch, sondern 6 Wochen, bis endlich ein Arzt das Röntgenbild richtig lesen konnte. Seitdem geht er nicht mehr viel raus.

Nun wollte ich ihm mal ein wenig Abwechslung gönnen und nahm ihn mit ins Stadion. Mein Vater entspricht dem Musterfan aus Fever Pitch, der Nick Hornby so am Fußball fasziniert. Er meckerte geschlagene 90 Minuten in einem durch. Nicht, dass man ihm dies verübeln konnte, es war ein Grottenkick, eine Fehlpass- und Fehlentscheidungsorgie (der Linienrichter war ein Vollpfosten!), aber trotzdem war ich peinlich berührt. Die Art Fan, die mein Vater symbolisiert, scheint ein Auslaufmodell zu sein. Der Wuppertaler Fan benutzt in jedem, in wirklich jedem seiner Fangesänge das Wort "Scheiße". 5. Minute, die WSV-Fans stimmen grade "Scheiße, Scheiße, Scheiße Osnabrück!" an, das 0:1 fällt aus heiterem Himmel. Aber der WSV-Fan ist ja kreativ, es folgen Variationen wie "Scheiß VfL!" oder auch im Wechselgesang mit den VfL-Fans "VfL!" – "Scheiße!". Da mag man über den charmantesten Fangesang überhaupt verfügen, "Dat Lehnchen vom Tippen-Tappen-Tönchen", man reduziert sich aber lieber auf "Wuppertal, asozial!". Wie Berlin den HipHop hat, den es verdient, hat der WSV eben die Fans, die er verdient.

Mein Vater, der die Grünen fast so schlimm wie die NPD findet (ist das verfassungskonform?), ist da anders. Er empfindet eine Verachtung für die Massen und mimt den Alleinunterhalter, Ekel Alfred im Stadion. Er schreit den Schiri und den Linienrichter an "Wo ist denn dein Blindenhund?", oder "Hast du nen Silberblick, oder was?". Die Spieler sind schlechter als meine Ur-Großmutter, ebenfalls blind und scheinen nicht geradeaus laufen zu können. Das Management, der Präsident, der Trainer und selbst die Stadionwurst kriegen ihr Fett weg. Alles in einer Lautstärke, die es den Denunzierten fast möglich macht, alles zu verstehen. Auf jeden Fall wird unsere nähere Umgebung auf uns aufmerksam, belächelt uns zum Teil oder betrachtet uns mit Verachtung. Ich starre gebannt aufs Spielfeld, gebe vor, meinen Vater nicht zu hören, oder widerlege ihn für alle hörbar mit zu Schau gestellter Objektivität. Nicht weil ich glaube, dass mein Vater unrecht hat – mir ist es einfach unangenehm. Im Nachhinein war das Verhalten meines Vaters ebenso charmant wie „Dat Lehnchen", aber leider passt beides nicht mehr zum WSV.

Ich merke, dass ich kein richtiger Fan bin. Ich habe einfach kein Herzblut für diesen Verein. Ich betrachte ihn nur aus Kuriosität, wer vom WSV-Sommertheater des vergangenen Jahres gehört hat, versteht, was ich meine. Wäre ich ein richtiger Fan, würde ich wahrscheinlich ebenfalls "Scheiße, Scheiße, Scheiße Osnabrück!" brüllen. Ich erwische mich jedoch dabei, wie ich beim 0:1 drei, vier Mal in die Hände klatsche, aufgrund der wirklich schönen Einzelleistung von Schütte. Ich rege mich nicht auf bei Fehlpassorgien, ich bin unbeteiligt. Bis auf eine Hand voll Fans, die sich dem Verein seltsamerweise immer noch innig verbunden fühlen, geht es vielen Wuppertalern so wir mir. Wir sind Schönwetter-Fans und verlaufen uns nur aus Mangel an Alternativen ins Stadion am Zoo, hoffen auf schöne Spiele und werden oft enttäuscht. So auch gestern. Das 1:4 war verdient, wenn auch nicht unbedingt in dieser Höhe. Der VfL war einfach cleverer und hat mehr spielerische Klasse. Wir fahren nach Hause und geben uns weiter der pre-elektoralen Tristesse hin. Nur mein Vater nicht, dem geht es nach soviel Meckerei immer richtig gut.

Samstag, 6. August 2005

...as last year

Was für ein Spiel in Wuppertal! Aus der hannover'schen Ferne mag sich ein trügerischer, ein eher rosaner Eindruck einstellen, aber die Spielberichte sprechen eigentlich eine deutliche, eine beeindruckende Sprache: Im Stadion am Zoo tanzten heute die Puppen! Drei Elfmeter, davon zwei für unsere Lila-Weißen, einer super gehalten vom neuen Ton..., äh Tino; zwei Lattenkracher von Feldhoff und Koch; eine Menge Tore; und zusätzlich noch die stete und begeisternde Zuversicht, dass der VfL ähnlich beschwingt und fit in die neue Saison gestartet ist wie sich aus der alten verabschiedet wurde. Gut so!

Die leichten Bedenken, das Zetern nach dem erneuten Unentschieden am Mittwoch zu Hause gegen Oberhausen lassen sich umso leichter vergessen machen, wenn die verpassten Punkte nach wie vor beängstigend sicher auf fremdem Platz eingefahren werden. Der akute Saisonstart, so viel darf nun schon resumiert werden, ist geglückt. Sieben Punkte aus drei Spielen sind fast planmäßiger als erwünscht. Kompliment, Pele!

Der Fahrplan samt Ziel muss also nicht umgeschrieben werden. Der VfL kann in dieser Saison aufsteigen. Die Schwarzmaler dürfen sich getrost wieder einen lila-weißen Anstrich geben; sie hatten sich für alle Fälle abgesichert und vorsorglich eine "Ich hab's immer schon gesagt"-Fraktion gegründet; sie dürfen ihre obligatorische vorsaisonale Litanei bis auf weiteres beenden. Danke dafür, trotzdem!

kein grund zur veranlassung

Ein 0:3 also. Kein Einstand nach Maß für die Borussia, aber auch kein Grund, allzu unzufrieden zu sein. Gerade, als man als Fohlenfreund das Gefühl hatte, "olá, da geht was", nutzten die Roten den ersten Abwehrschnitzer und machten das 1:0. Das ist Bayern.

In der zweiten Hälfte hatte Gladbach dann wieder mehr Spielanteile, auch Chancen, nicht zuletzt die großartige Aktion von Marcell "ich lauf auch gern ganz cool an zwei Bayernstars vorbei" Jansen. Gerade, als Magath sichtbar nervös Luft in seine Wangen hinein pumpte, weil vom Rekordmeister lange nichts zu sehen war, nutzt Makaay den ersten geglückten Konter zum 2:0, legt gar Minuten später zum 3:0 nach. Das ist Bayern, das ist Bayern.

Gladbach sollte sich nicht allzu lang grämen. Es ist schade, 3:0 verloren zu haben, wo ein 1:1 möglich war. Aber das war keine Schmach. Das Ergebnis sagt wenig über das Spiel aus. Nun kommt Wolfsburg. Hoffen wir auf ein wenig mehr Glück vor dem Tor, dann ist mir nicht bange um diese Borussia. Das Ziel kann es in dieser Saison nicht sein, die Punkte gegen Bayern und Schalke zu holen. Die nötigen 40 Punkte aber, die holt Gladbach, wenn sie weiter so beherzt Fußball spielen.

Freitag, 5. August 2005

lähmende stunden der erwartung

voll vorfreude und spannung
sonst ohne
worte

same procedure...

Ach, was haben wir uns während der letzten Saison oft geärgert und gegenseitig den Kopf geschüttelt: Wie kann eine Mannschaft so oft unentschieden spielen? Anfangs überwog die Freude über die wenigsten Niederlagen, schlussendlich hätte die ein oder andere Niederlage mehr sein dürfen, wenn im Gegenzug drei, vier Unentschieden in Siege umgewandelt worden wären.

Aber nicht nur die schnöden Zahlen verursachen ein Déjà-Vu, auch der Spielverlauf: Nachdem die Lila-Weißen in der ersten Spielhälfte nach vorn gespielt hatten und eine engagierte, druckvolle Vorstellung ablieferten, schien es, als hätten sie, je länger der zählbare Erfolg ausblieb, immer mehr den Mut verloren: Am Ende war der Punkt gegen Oberhausen ja gar noch ein Punktgewinn, der Ausgleichstreffer von Björn Joppe ließ Erleichterung in die VfL-Gesichter treten.

Schon im Kicker-Interview wünschte sich Pele Wollitz für die neue Saison weniger Unentschieden, besonders zu Hause: Problem also erkannt - Therapie noch nicht angeschlagen. Am Wochenende gegen Wuppertal geht es vorerst wieder auswärts ran - Gott sei Dank, mag man meinen. Auf fremdem Platz tun sich unsere Jungs ja bekanntlich etwas weniger schwer - die bravouröse Auswärtsbilanz der letzten Monate spricht da Bände. Wenn es denn hilft...?!

Donnerstag, 4. August 2005

die ästhetik der grätsche

Gestern bei Torwort wimmelte es nur so von Stars und alten Helden. Uwe Kamps (der meinen kurzfristig verhinderten Kollegen Maik bravourös vertrat), Stadionsprecher Opdenhövel (der seinen vielleicht größten Lacher auf Kosten von Jeff Strasser erzielte) und Hans Meyer (der auf der Bühne nicht weniger grantelte als im Fernsehen), sie alle waren da und es war gut. Mein Highlight aber war Thomas Broich. Er wagte es, der Versuchung, den Reigen der komischen Texte fortzusetzen, zu widerstehen und las aus einem Aufsatz von César Luis Menotti, dem großen argentinischen Fußballtrainer. Er handelte vom 'linken' und vom 'rechten' Fußball:
"Beim rechten Fußball wird viel von Opfern und Arbeit geredet. Er wirft den Blick nur auf das Resultat, er degradiert die Spieler zu Söldnern des Punktegewinns. Der linke Fußball feiert die Intelligenz, er fördert Phantasie, er möchte ein Fest feiern."
Fußball soll nach Menotti kein Geschäft sein, sondern eine Lebensform, Kunst, denn der Fußball, so Menotti, "hat diesselbe Funktion in der Gesellschaft wie andere Ausdrucksformen der Kunst: ein guter Film, ein gutes Lied, ein gutes Bild."

Es war mutig, auf einer Unterhaltungsveranstaltung diese potentielle Überforderung des Publikums zu wagen; und das Publikum dankte es Broich. Schließlich ist es mehr als sympathisch zu sehen, dass es auch heute in einer Bundesligamannschaft Spieler gibt, die sich derart über ihren Sport und ihr Tun Gedanken machen. So schlossen die spannendsten Gespräche gestern abend auch an die Überlegungen von Menotti an: Warum eigentlich heißt es nach einem verlorenen Spiel immer, die Aggressivität habe gefehlt, es sei zu wenig gekämpft worden, die Mannschaft habe zu wenig Biss? Die Wortwahl verrät die Grundmetapher: Fußball als Kampf. Menotti selbst war nicht gegen Einsatz, aber die Priorität ist nicht allein der Sieg: "Wenn es sein muss, soll auf dem Spielfeld auch Blut fließen. Aber ich will, dass Intelligenz und Kreativität siegen, nicht Destruktivität und Stumpfsinn." Warum klingt es von den Rängen statt "Wir woll'n Euch kämpfen sehen!" nicht öfter "Wir woll'n Euch spielen sehen!"?

Da kam der Einwand des Alemannia Aachen-Fan und Torwort-Gründers Sascha Theisen, in Aachen sei Kampf Spiel, wünschen die Fans Grätsche statt Hackentrick, nicht weil sie ergebnisorientierten 'rechten' Fußball lieben, sondern weil die Grätsche für diesen Verein, seine Geschichte ehrlicher, ja: ästhetischer sei. Die Ästhetik der Grätsche liegt wohl in der Authentizität eines Jeff Strasser, der so gar nichts Brasilianisches hat, aber dessen Schweißperlen, dessen anfeuerndes Armrudern ehrlicher sind als die genialischen Gesten mancher Star-Diva bei Dortmund oder Bayern. Über einen unbeholfenen Strasserschen Pass nach vorne kann man dann witzeln wie Opdenhövel, oder man feiert ihn als den mutigen Versuch, Hoffnung und Risikobereitschaft maschinistischem Sicherheitsdenken ('If in doubt, kick it out!') entgegen zu stellen. In dieser Sicht ist die Ästhetik der Strasserschen Grätsche und die Kreativität eines Thomas Broich gleichermaßen Ausdruck für Authentizität. Vielleicht ist es das, was Menotti heute als Kennzeichen von 'linkem' Fußball ausmachen würde, gegenüber den rechten "Söldnern des Punktegewinns".

Über dieses Thema wird man noch lange diskutieren können, und der Fan eines Profivereins wird dabei leicht in schizophrene Positionen und Paradoxe verwickelt. Da ist es gut, dass über Fußball nur so lange diskutiert wird, wie der Ball selbst nicht spricht. Morgen ist es endlich wieder soweit. Jungs, gegen Bayern: Ich will Euch spielen sehen!

Mittwoch, 3. August 2005

--- anzeige ---

Haben wir schon erwähnt, dass alle VfLog-Leser heute abend unbedingt ins Stadion am Borussiapark nach Mönchengladbach kommen sollten? Zu der TORWORT-Lesung, an der auch wir teilnehmen, vor allem aber viele unserer Idole! So Uwe Kamps, Thomas Broich, Hans Meyer gar! Also nix wie hin, 20 Uhr in der gladbach** sportsbar.

Und wo wir gerade dabei sind: Wir veröffentlichen grundsätzlich keine Werbung, keine fremden Banner, keine Pressetexte, und wir tauschen auch keine Links, wenn wir dies nicht aus redaktionellen Gründen für sinnvoll halten. Wenn wir dann etwas veröffentlichen, nehmen wir garantiert kein Geld dafür.

Das heißt aber nicht, das Interessierte uns nicht mit kleinen Give-Aways, Probeexemplaren von Büchern, CDs oder auch Trikots beschenken sollten. Die nehmen zwar garantiert keinen Einfluss auf unsere Berichterstattung, freuen uns aber doch... So hat zum Beispiel Steve Appenowitz alles richtig gemacht, der uns den von ihm entwickelten, zur neuen Saison erstmalig erschienenen Borussia-Fan-Taschenkalender zugeschickt hat. Und nun gestehen wir hier: Ein wirklich hübsches Teil, mit Spielerportraits, einer Saisonvorschau der Kollegen von der Torfabrik, kleinen Statistiken und Anfahrtsbeschreibungen zu allen Bundesligaclubs und vor allem einem umfangreichen Kalendarium, in dem schon alle wichtigen Fußball-Events der Saison eingetragen sind. Das ganze kostet nur € 7,99 und ist im Borussia-Fanshop, über die Torfabrik-Homepage und wohl auch so ziemlich in jedem Buchladen in Gladbach und Umgebung zu kaufen.

Most modern calendars mar the sweet simplicity
of our lives by reminding us that each day
that passes is the anniversary of some
perfectly uninteresting event.

Oscar Wilde

Dienstag, 2. August 2005

live von der pressetribüne

Blogs sind recht neue Medien und im Meer des Journalismus nur ein kleiner Fisch. Ein ganz, ganz kleiner. Daher scheren sich die meisten Pressearbeiter kaum um sie, die wenigsten ein kleines bißchen. Unsere VfLs sind zu uns mehr als wohlwollend, ja geradezu liebevoll, aber andere Vereine sind meist wenig kooperativ – etwa, wenn wir Karten für VfL-Auswärtsspiele auf der Pressetribüne ergaunern bzw. uns für eben jene "akkreditieren" (so der terminus technicus) wollen.
Einmal aber glückte es uns in der letzten Saison, immerhin eine einzelne Pressekarte zu erhaschen. Für das Spiel der Borussia in Hamburg, am Sonntag den 8. Mai; für das 0:0, das uns den Klassenerhalt mehr oder weniger sicherte. Ich wollte ohnehin lieber zu den Fans in die Kurve, so daß Maik in den Genuss der Pressetribüne kam. Heute endlich trauen wir uns, unsere Konferenzschalte zu veröffentlichen.

Kurz vor Spielbeginn. Erster Telefonkontakt.
Martin: Gladbach erstmals in dieser Saison in schwarz. Das kommt gut an bei den Fans. Insgesamt die Stimmung hier in der Kurve gespannt, aber zuversichtlich. Wie sieht es bei Dir aus, Maik?
Maik (kaum verständlich): Mmmpf, hier alles, mmpf, -- äh, wart mal kurz, mmpf. So, alles Roger hier, bin noch im Erfrischungsraum. Das Catering ist prächtig: Curry-Wurst in einer großen Wanne. War noch gar nicht draußen. Gladbach in Trauerflor, oder wie?
Martin: Quatsch, einfach nur in schwarzen Trikots. Find mal raus, was es damit auf sich hat.
Maik: Du, keine Ahnung. Hier ist glaub' ich niemand, der das weiß. Vielleicht nachher in der PK. Habe stattdessen erstmal ein glanzvolles 0:0 beim Journalisten-Tipp eingetragen, direkt unter Ploog. Der Penner tippt einen Hamburg-Sieg. Amateur!
Unbekannter Fan (zu Martin): Ist aus Aberglauben, eine Idee der Mannschaft, gegen den Auswärtsfluch.
Martin (zu Maik): Ich höre gerade von einem Fan, das mit den Trikots ist wegen dem...
Maik (unterbricht): Laß mal, das interessiert hier eh niemanden. Spiel geht gleich los, ich hol mir noch schnell ein Bier und 'ne Stulle. Is' gleich alles weg, sonst. Bis später dann.

40. Spielminute, Pressetribüne.
Maik: Geiles Spiel in Dortmund. Steht schon 1:1 und massig turbulente Szenen. Läuft hier direkt vor mir auf'm Bildschirm. Superstimmung dort, is' ja auch 'n geiles Stadion!
Martin: Ey, jetzt konzentrier dich mal hier auf den VfL. Hamburg drückt ja ziemlich. Ich finde, in der Defensive hat unser Spielsystem...
Maik (unterbricht): Ja, das hab ich eben auch schon gedacht. Der asiatische Kollege neben mir malt auch schon feine Spielzüge auf seine vorgefertigten Taktik-Blättchen. Herrlich. Hoffentlich muss der gleich mal, dann bau ich ihm erstmal Kamps und Mladen Pralija in seinen Spielplan. Ich kann Köppel so schlecht sehen, nur von hinten. Macht der uns den Augenthaler?
Martin: Nee, ist noch wach. Is' glaub' ich ziemlich nervös. Die Glatze perlt schon wieder...
Maik: Du, lass uns nachher weiter sprechen. Ich hol mir eben vor der Halbzeit noch eine Kaltschale.

57. Spielminute, Pressetribüne.
Maik: Du, die Jungs von der BILD geben vor mir gerade schon die Noten für morgen durch. Strasser kriegt eine vier! Der war doch gar nicht so schlecht...
Martin: Hab ich auch besser gesehen.
Maik: Und Daems, Broich, Neuville, van Hout alle fünf!
Martin: Wart ab, der van Hout macht noch ne Hütte!

68. Spielminute, Pressetribüne. Rumoren bei den Kollegen von der BILD.
BILD-Redakteur 1 (am Telefon): Was, Ihr braucht noch jemand aus der Abwehr für die Elf des Tages? ... Also, da seh ich hier echt keinen. (zu Kollegen:) Elf des Tages, Abwehr? Irgendjemand von uns? Die Kollegen suchen händeringend.
BILD-Redakteur 2: Van Buyten hatten wir ne drei. Können wir ja auf zwei raufgehen.
BILD-Redakteur 1 (wieder am Telefon): Ok, van Buyten kriegt ne zwei. Ab in die Elf mit dem. So schlecht isser auch gar nicht.

74. Spielminute, Pressetribüne.
Maik: Hoffentlich fällt kein Tor mehr, dann hab' ich als einziger den Journalisten-Tipp gewonnen. Hehe. Ihr seid übrigens ganz schön laut da drüben! Von Hamburg hört man ja gar nichts.
Martin: Hat Hamburg Fans? Wär mir neu. Ja, hier ist echt die Hölle los. Superstimmung. Langsam spürt man, was hier heute geschafft werden könnte. Also, ich hab das eben nochmal mit den Trikots recherchiert, und zwar ist das jetzt wirklich so, dass...
Maik: Tooor! (Atempause. Kopfschütteln bei den Kollegen.) Ach, nee, doch nicht. Den hab' ich aber drin gesehen. Spitzenparade von Keller, Gott sei Dank. Übrigens sitzen direkt vor mir die Jungs von Borussia.de.
Martin: Und, was schreiben die so?
Maik: Schreiben irgendwelchen Krams über die VfL-Amateure. Sind gar nicht richtig bei der Sache. Ich hab' unsere Visiten-Karte aber schon mal so drappiert, dass sie mich noch ansprechen.

Spielende.
Maik: Na, herzlichen Glückwunsch!
Martin: Bitte?
Maik (etwas lauter): Herzlichen Glückwunsch!
Martin: Bitte was? Is' echt laut hier!
Maik (laut): Glückwunsch!
Kollege vom Hamburger Abendblatt, verärgert von diesem Graupenkick: Was willst du denn eigentlich, hm?

Pressekonferenz.
HSV-Pressesprecher: (...) Noch Fragen an Herrn Köppel?
Journalist: Ja, hier. Herr Köppel, was hatte das denn heute mit den schwarzen Trikots auf sich?
Köppel: Das hat sich die Mannschaft...
Maik (wieder am Telefon): Du, ich weiß jetzt, wieso die Fohlen heute in schwarz...
Martin: Du, jetzt nicht, ich seh gerade das Dortmund-Spiel im Fernsehen. War ja richtig was los da.
HSV-Pressesprecher: Dann danke ich Ihnen für Ihr Kommen. Den Journalisten-Tipp hat heute übrigens Herr Gizinski gewonnen.

Montag, 1. August 2005

quo vadis, borussia?

Montag. Die Woche, in der alles wieder gut wird, jedenfalls werden könnte, hat begonnen. Am Mittwoch, wir haben viel zu lange nicht darauf hingewiesen, sitzen wir bei der TORWORT-Lesung in Gladbach neben Hans Mayer (es gibt noch wenige Karten), und am Freitag rollt endlich (endlich, E N D L I C H !) wieder ein Pflichtspielball für die Borussia.

Gut, wegen mir müsste es nicht gleich nach München gehen. Und beim Auswärtsspiel danach gleich zum Vizemeister. Ein Fehlstart ist da kaum möglich, denn wer erwartet gegen solche Gegner schon Großes? Die wohl traurige Antwort: fast alle Fans. Werden die Fohlen-Anhänger sich zum Beispiel mit einem Punkt aus den ersten drei Spielen zufrieden geben? Ich fürchte nicht. Und dann wären wir wieder da, wo wir neulich aufgehört haben...

Ein Grund mehr, auf einen (gar nicht derart unwahrscheinlichen) Coup gegen die Lederhosler zu hoffen. Ich sage nur: Asien-Reise. Ich merke nur an: Stadion-Neubau-Flattern (Stuttgart!). Ich hoffe nur: Elber! Ich weiß: Wir können die Bayern schlagen, an einem guten Tag. Und gerade Horst Köppel weiß, wie es geht. Dann natürlich würden alle Dämme brechen. Ein Sieg gegen die Bayern zum Auftakt, das hatten wir zwar schonmal. Aber: einen Auswärtssieg, das hatten wir schon lange nicht mehr!

Doch was hilft die Spekulation; wir werden auf Freitag warten müssen. Zu Saisonauftakt diskutiert man ohnehin eher selten den ersten Spieltag. Die ganze Saison gilt es zu überblicken. Wo wird Gladbach also im Frühsommer 2006 in der Tabelle stehen? In Anlehnung an Watzlawick lässt sich für solche Fragen im Fußball feststellen: Man kann nicht nicht prognostizieren. Auch Markus Aretz hat dies im Gespräch mit uns beschrieben – die Presse erpresst geradezu Saisonziele, um das Scheitern dann entsprechend ausschlachten zu können. Nach der Horrorsaison, die hinter uns liegt, ist dieses Thema für Gladbach kein Problem. Sich eine Steigerung zum Ziel zu setzen, das dürfte nicht zuviel verlangt sein. Aber wo sehen uns die Kollegen des Sportjournalismus? Kaum möchte ich es ansprechen.

Im Prinzip gibt es für solche Debatten ohnehin nur eine ernstzunehmende Quelle: Das jährliche Kicker-Sonderheft. Natürlich von Statistikfreaks verschlungen, ansonsten ähnlich überschätzt wie das Mutterblatt, aber immer noch unangefochten vor allen Kopisten Saisonheft der Wahl. Und?
"kicker-Prognose: Spielt der Kader nicht wieder eine Saison lang unter Normalform und knüpft an den Teamgeist der Saison-Endphase an, ist ein Platz um Rang 12 möglich. Sonst droht erneut der Abstiegskampf."
Ja, wie gesagt. Maßlos überschätzt, das Blättchen. Diese Prognose hätte wohl ziemlich jeder geben können: Wenn es gut läuft, läuft es gut, wenn nicht, droht (!) der Abstiegskampf. Von wegen "droht"! Wir wären sicher mittendrin, wenn wir wieder derart die Pest hätten, wie zuletzt. Aber nun haben wir ja den besten Trainer wo gibt. Findet jedenfalls Max Merkel in der BILD. Eine der anderen Klassiker unter den Saisonprognosen. Merkel bestätigt allerdings vor allem meine Überzeugung, dass Menschen mit diesem Nachnamen nichts zu sagen haben sollten. Sein Metier sind Pseudomeinung und Schwachsinnsanekdoten:
"Ich kenne den Schwaben-Horscht seit seinen Zeiten als Profi in Stuttgart und Gladbach. Damals spielte er noch mit „Woll-Mütze“. So nannten die Kollegen sein Lieblings-Toupet... [...] Dann kam Dick Advocaat mit dem ganz dicken Gehalt. Vielleicht hat der Holländer den Eierlikör erfunden. Als Trainer war er das größte (und teuerste!) Brat-Ei, das Gladbach je auf der Bank hatte."
Was soll man zu diesem Schmarrn sagen? Vielleicht noch zitieren, dass Gladbach nach Merkel in allen Mannschaftsteilen Ligadurchschnitt ist (3 Bälle). Allein der Trainer hat 3,5 Bälle und ist damit fast stark, dafür attestiert der Franz-Josef Wagner des Fußballs dem Fohlenmanagement nur eine "schwache" Qualität (2 Bälle). Dass der Präsident mit Stadion-Neubau und Professionalisierung den Verein auf einem sicheren Weg weit ab etwa von der anderen Borussia führt und dass Peter Pander, kaum 100 Tage im Amt, bisher nichts falsch gemacht hat, wen interessiert's? Kampagnenjournalisten bei der BILD sicher nicht.

Richten wir zum Abschluss den Blick auf ein neues Blatt, das über Gladach schreibt. "RUND" ist jüngst zum ersten Mal erschienen, ein Monatsheft aus dem Olympia-Verlag, der auch den Kicker herausgibt. Der erste Eindruck? Der Kommentar zur Lage der Vereine ist ähnlich unentschlossen wie bei den etablierten Kollegen, aber immerhin nicht gleichermaßen ironiefrei. Und wenn der Schauspieler (und, leider, BVB-Fan) Dietmar Bär weiter hinten im Heft über den Zimmermann-Wunder-von-Bern-live-Kommentar 1954 sagen darf, "Die ist für mich die letzte Sportpalastrede. Wenn ich die höre, höre ich auch, 'wollt ihr den totalen Krieg'", dann haben sich die € 2,80 für mich schon gelohnt. Und eine Saisonprognose steht im ganzen Heft nicht drin. Danke.