Montag, 29. November 2010

"niederlagen, keine demütigungen"

Ein Wochenende, an dem die drei größten Fußballmannschaften der Erde bei Auswärtsspielen derart vermöbelt werden, hat es wohl noch nie gegeben. Nach den 1:4-Niederlagen der beiden VfLs in Dortmund und Frankfurt, ging auch noch Real Madrid mit 0:5 in Barcelona unter. In einem abgestimmten Statement sprachen die drei Trainer jedoch von "leicht verdaulichen Niederlagen". Reals Coach José Mourinho gab für alle drei Teams die Richtung vor: "Wir dürfen jetzt nicht weinen, dazu fehlt die Zeit. Wir müssen Charakter zeigen."

Die Pressekonferenz hatte auch heitere Momente: Als Mourinho diesen letzten Satz besonders betonte und auf spanisch mehrfach wiederholte, kam es offenbar zu einer Übersetzungspanne. Borussia-Starcoach Michi Frontzeck erkundigte sich anschließend bei Journalisten, ob sie diesen "El Carácter" schon einmal spielen gesehen hätten. Ihm selbst sei er noch unbekannt.

Freitag, 26. November 2010

volleulen zum quadrat

Am Abend nun ist es soweit, ein Auswärtsspiel in Frankfurt. Dort steht die Commerzbank-Arena und das Volksbank-Stadion. Dass Osnabrück nun nicht dort, sondern hier mitspielen muss, dürfte die Mannschaft nach dem High-Noon von vergangenem Freitag wieder zurück auf den Boden der Realität führen, das heißt zum FSV Frankfurt.

Und wie die süßen Hessen im mittlerweile dritten Zweitligajahr und weitgehend unbeachtet von einer nennenswerten Öffentlichkeit ihrem natürlichen Schicksal ein ums andere Mal ein Schnippchen schlagen, muss man sie ja fast schon wieder sympathisch finden.

Wegen unseres VfLog-Saisonfragebogens, den 11 Freunde freundlicherweise für uns veröffentlicht hat, gibt es jedoch leichte Verstimmungen. Zwei Mal, so haben Statistiker aus der FSV-'Fan'-Szene evaluiert, sei ihr Verein in diesem "eigentlich ironisch gemeinten Fragenkatalog" negativ erwähnt worden. "Lila Volleulen zum Quadrat" - damit sind wir gemeint - hätten einiges nicht richtig verstanden, und eine ordentliche Nassrasur würde ihnen gut tun.

Es nützt also alles nichts. Das Kind ist im Brunnen, und weil die Stimmung in Frankfurt ja sonst keiner anheizt, wollen wir die inkriminierten Antworten nun noch einmal wiederholen:

Auf dieses Auswärtsspiel freust Du Dich besonders:
FSV Frankfurt. Damit sich wenigstens einer drauf freut.


Wer steigt auf?
Äh, wen kümmert's?! Wichtiger ist doch: Wer steigt ab? Frankfurt, Berlin (eins von beiden) und Aue.

Ok, zugegeben: Es hat sich ein Fehler eingeschlichen. Das mit Aue wird langsam eng.

Mittwoch, 24. November 2010

herrje, hertha

So, aufgewacht aus allen Titelträumen! Es war nur ein 2:0 gegen den Tabellenführer! Bis gerade haben wir diesen furiosen Heimsieg gegen Hertha BSC gefeiert und sind jetzt langsam wieder nüchtern. Ach, würde der VfL nur in jedem Spiel so konzentriert und gut sortiert zu Werke gehen, man könnte das ganze Leben versaufen. Ok, das halbe. Sommer- und Winterpause müssen wir abrechnen.

Bedauerlicherweise aber spielt Osnabrück das nächste Mal sozusagen gegen das genaue Gegenteil von Hertha BSC Berlin, das es aktuell allerdings - Chapeau, Chapeau! - irgendwie auf Platz Sieben geschafft hat. Beides zusammen lässt leider wahrscheinlich werden, dass ein nächster eher uninspirierter Auftritt folgt. Nicht schlecht, nicht kampflos, aber auch nicht erfolgreich. Naja, immerhin lässt sich dann ganz nüchtern die Situation analysieren.

Montag, 22. November 2010

das leben der wünsche

Wie schön haben wir uns das immer ausgemalt, in unseren Träumen: Eine Saison, in der es begeisternde Spiele gibt, die der VfL hoch gewinnt. Eine Saison, in der wir Köln auswärts schlagen, gegen die Bayern bestehen. Eine Saison ohne Zittern, in der frühzeitig klar ist: Borussia steht an herausgehobener Position in der Tabelle und kann sich dort über Wochen auch festsetzen.

Jetzt haben wir sie.

Be careful what you wish for.

Sonntag, 21. November 2010

zuversicht

Unser Trainer Michi Frontzeck sagt, er sei enttäuscht und wähnt alle Fohlen, allen voran seine Mannschaft und sich, in einer unangenehmen Situation. Das hat er recht. "Wir müssen", sagt Michi, " bis zum Winter so viele Punkte wie möglich holen [Ha! Endlich eine Philosophie!] und uns dann neu aufstellen." Da hat er schon wieder recht. Und das klingt doch, als müsse einer erfolgreichen Rückrunde bald niemand mehr im Weg stehen.

Donnerstag, 18. November 2010

neues aus der scouting-abteilung

Was viele nicht wissen: Seit einiger Zeit betreibt der VfLog für seine Vereine eine eigene Scoutingabteilung. Ehrenamtlich und kostenlos, versteht sich. Viele der zahlreichen herausragenden Neuverpflichtungen der letzten Jahre gehen auf diese Scouting-Abteilung zurück. Dass wir hier aus Gründen der Vertraulichkeit keine Namen nennen, versteht sich von selbst.

Nun aber ist uns ein Talent aufgefallen, dass wir gerne mit der Welt teilen möchten. Und wer weiß, ob es nicht ein VfL schafft, diesen Spieler aus Asien nach Deutschland zu locken:

Montag, 15. November 2010

titelkampf

Als mich mein Radiowecker heute wieder viel zu früh aus dem Schlaf riss, hörte ich eine mir bekannte Stimme: "Mit diesem deutlichen Sieg haben wir ein Zeichen gesetzt. Die Aufholjagd um den Meistertitel hat spätestens jetzt begonnen."

Das ist doch...! Ist das nicht? Spricht nicht unser Eberl-Max mit dieser leicht bayrischen Färbung? Gut, der Sieg gegen Köln war deutlich, ja begeisternd. Aber Titeljagd, ist das nicht etwas hoch gegriffen?

Nach dem Kaffee verstand ich: Es war doch nur Christian Nerlinger. Ach so!

Sonntag, 14. November 2010

alm amater

Man kann dem VfL nicht viel vorwerfen, am wenigsten, dass auf ihn kein Verlass sei. Es waren noch fünf Minuten zu spielen in Bielefeld, und ich sann kurz darüber nach, mich schon mal zum Mittagsschlaf zu betten. Dann dachte ich: Nein, das geht nicht. Osnabrück hatte schließlich überzeugend gespielt und Bielefeld gezeigt, welche der beiden Mannschaften im kommenden Mai ganz sicher absteigen wird, außerdem hatte der VfL bereits ein Eigentor ge- und einen Elfmeter verschossen. Mit anderen Worten: Viel sprach dafür, dass das 2:1-Siegtor für Arminia noch fallen würde, und so war es dann ja auch.

Der VfL erweist sich in Bielefeld als Alm Amater, was übersetzt "nährende, gütige Mutter" heißt, und man muss ja ehrlich sagen: Es gibt wohl keinen Klub in der zweiten Liga, der ein bisschen Nestwärme nötiger hat als Bielefeld. Arminia hat immerhin das erste Saisondrittel ohne Trainer bestreiten müssen, stattdessen aber mit jemandem, der sich dafür hielt, und auch gestern Nachmittag war Bielefeld über 90 Minuten nahezu im Wortsinn chancenlos; freundlicherweise erbarmten sich dann Tobias Nickenig und Niels Hansen, die beide Treffer für den Gegner erzielten.

Als Amme auf der Alm hat sich der VfL gut geschlagen. Zudem spielt Osnabrück mit nun insgesamt 19 erzielten Saisontreffern in den Top 5 der Liga mit. Das gute Zwischenzeugnis nach zwölf Spieltagen wird einzig durch die Punkteausbeute getrübt, denn nach den Spielen gegen Augsburg und Aachen hat der VfL nun in Bielefeld bereits den vierten Punkte kurz vor Schluss fahren lassen. Mit 15 Punkten wäre der VfL damit fast schon so etwas wie das Freiburg oder Hannover der zweiten Liga - als verlässlicher Abstiegskämpfer gestartet, als überraschender Spießer jedoch früh in sicheren Bahnen unterwegs.

So ein Modell scheint in Osnabrück seit Jahrzehnten völlig ausgeschlossen. Wäre es aber anders, wäre so vieles auch weniger aufregend, nicht nur die fünf Minuten vorm Mittagsschlaf.

Samstag, 13. November 2010

ein guter tag

Na, Borussiafans! Aufgeregt? Was soll denn heut schon passieren? Entweder wir gewinnen, und alles ist gut. Oder wir verlieren, und alles wird gut: wir wären dem Abschied von Michi einen großen Schritt näher und der Erkenntnis, dass es so nicht weitergeht. Also keine Bange. Und bitte kein 0:0.

Donnerstag, 11. November 2010

köln ohne uns

Um nicht aus der Übung zu kommen, schreiben Martin und ich manchmal Bewerbungen. Man weiß ja nie: Irgendwann könnte das Geld doch alle und unser Privatiers-Dasein zu Ende sein. Wir bieten also ab und zu unsere Arbeitskraft an, damit wir uns und Deutschlands Bosse sich überzeugen können, was noch in uns steckt. Zuletzt buhlten wir um einen Arbeitseinsatz in Köln. Beim Derby am kommenden Samstag wollten wir ordentlich schuften und unserem Ruf als bienenfleißige Berichterstatter alle Ehre machen. Wir hatten uns also bei unseren befreundeten Mitabsteigern vom 1. FC Köln freundlichst um zwei Pressekarten beworben.

Nun müssen wir traurig zur Kenntnis nehmen, dass wir mit Anfang 30 schon zum alten Eisen gehören. Der Arbeitsmarkt hat offenbar keine Verwendung mehr für uns. In diesem typischen BWL-Slang der studierten Personalmanager heißt es, man sei "aus Kapazitätsgründen gezwungen", unsere Anfrage "abschlägig zu bescheiden". Es lägen mehr Anfrage vor, "als Kapazitäten [...] vorherrschen, so dass wir Ihre Anfrage nicht berücksichtigen konnten." Bisher dachten wir immer, wir selbst seien die Kapazitäten, die auf diesem Feld vorherrschen. Jetzt hat man uns andere Bewerber vorgezogen.

Pustekuchen also, das Derby findet ohne uns statt. Jetzt feiern wir stattdessen eben Karneval. Das macht nicht reich, aber immerhin gute Laune.

Mittwoch, 10. November 2010

pfeifende fans

Es war nun wirklich nicht alles schlecht an diesem 0:0 gegen Karlsruhe. Hätte der KSC, wie viele erwartet hatten, einen ordentlichen Saisonstart hingelegt auf Tuchfühlung zur Spitzengruppe, wäre es sogar sehr respektabel gewesen: Osnabrück hat die erste halbe Stunde mit sehr hohem Tempo bestimmt, viel Druck gemacht und kluges Forechecking gespielt. Und über die gesamten 90 Minuten geht der VfL aus den meisten wichtigen Statistiken als deutlicher Sieger hervor: Ballbesitz, Passgenauigkeit und Zweikampfstärke - überall war Osnabrück das bessere Team.

Umgekehrt aber: Karlsruhe ist mies in die Saison gestartet, entpuppt sich - zumindest noch - als Konkurrent im Abstiegskampf, und der VfL hätte mit einem Sieg fünf Punkte entwischen können. Wenn das dann an einem 0:0 scheitert, ohne dass Osnabrück sich in der zweiten Halbzeit eine einzige nennenswerte Torchance erarbeitet hat, und wenn der VfL eingedenk der Pfosten- bzw. Lattentreffer des KSC nur glücklich mühsam den Punkt rettet, leuchtet der vereinzelte Unmut des Publikums ein. Die Pfiffe mögen den Verantworlichen beim VfL nun missfallen, doch sie sind allemal erklärbar.

Dass die VfL-Fans dabei allerdings keine undankbaren Jubel-Kaviaristen sind, die meckern, sobald nicht gewonnen wird, ist bekannt; von Verhältnissen wie beim HSV ist man glücklicherweise weit entfernt. Auch in Phasen, in denen die Mannschaft schwächelte, konnte sie sich auf die bedingungslose Unterstützung der Fans verlassen, etwa nach den zwei Auftaktniederlagen zu Saisonbeginn oder auch nach dem 2:3 gegen Fortuna Düsseldorf. Das kann sie immer noch. Niemand nimmt das 0:0 vom Montagabend übel. Jeder hat gesehen, wieviel der VfL investiert hat. Keiner in Osnabrück schimpft : "Was für eine charakterlose Truppe! Da geh ich nie wieder hin!"

Trotzdem waren die Fans enttäuscht, wahrscheinlich so enttäuscht wie die Mannschaft. Und so wenig, wie wohl die Spieler in der Kabine einander applaudieren wollten, wollten die Fans sich gegenseitig und dem Team vergewissern, was für ein schöner Abend das war.
Nach überschaubar mitreißenden und sieglosen Spielen jubeln und klatschen, das mag anderswo Sitte sein, in Osnabrück wollen wir das bitte nicht. Anfeuern und Kritik üben, Augenmaß wahren und Gespür haben für die tatsächliche Lage der Dinge: Was das angeht, macht der großen Mehrheit der Osnabrücker Zuschauer so schnell keiner was vor.

Wenn nun Trainer und Manager klagen, kompromisslose Unterstützung sehe anders aus, dann irren sie. Sehr wohl kann kompromisslos unterstützen, wer nicht stets kompromisslos applaudiert.

Dienstag, 9. November 2010

up to date

Kurz bemerkt sei: Unsere VftabelLe (rechts auf dieser Seite) war einige Zeit, nennen wir es beim Namen, inaktuell. Das hatte verschiedene Gründe, in erster Linie hofften wir, uns auf diese Weise das Elend ersparen zu können, die Fohlen auf den letzten Platz zu sortieren.

Nun kann man der Realität eine Weile aus dem Weg gehen, aber irgendwann ist jeder gute Wille aufgebraucht. Nun also steht schwarz auf weiß, was wir alle schon wussten: Galdbach ist in der stärksten Liga der Welt, in der nur honorige VfLs mitspielen dürfen, nicht ganz wettbewerbsfähig. Osnabrück hält dagegen souverän den Nichtsabstiegsplatz - mit 0,18 Punkten Vorsprung. Eine Weile wollen wir nun noch warten, bevor wir uns erneut auf die Suche nach Desaster-VfLs machen.

Sonntag, 7. November 2010

sorry, maik!

Maik jubilierte hier unlängst, er schreibe wie Nietzsche, mein Idol. Da ich nun auch meinen Griffel wiedergefunden habe (er lag unter der Suppenkelle im Besteckfach, sowas Dummes!), wollte ich sogleich wissen, wie es um mich steht. Mein gestriger Text über Rummenigges Seidenschal und Michis Unvermögen wurde sogleich als Goethe-gleich eingestuft. Mehr kann man nicht wollen. Doch mein wissenschaftlicher Skeptizismus war noch nicht gestillt. Ich gab zum Test folgenden Text ein:

"Fick Dich ins Knie. Du bist ein lausiges Arschloch. Ich könnte kotzen, wenn ich Dich nur sehe."

Und erhielt prompt folgende Huldigung, die mich freilich an der Zuverlässigkeit des Systems zweifeln lässt:

Friedrich Schiller

Samstag, 6. November 2010

der seidenschal

Endlich einmal war es wieder ein ästhetisches Vergnügen, die Zusammenfassung eines VfL-Spiels in der Sportschau zu sehen. Rummenigges Seidenschal hat es mir angetan. Zum Spiel muss man wohl wenig sagen. Ein Punkt gegen Bayern reicht, um das Gladbacher Leiden weiter zu verlängern, anstatt sich endlich einzugestehen, dass in der aktuellen Konstellation der Abstieg vorprogrammiert ist und gravierendere Schritte nötig sind, als mantraartig zu wiederholen, dass die Mannschaft doch "gut spiele". Michi verkauft es als "gutes Zeichen", dass die Spieler nach einem Punkt gegen Bayern in der Kabine unzufrieden seien. Ich fände es ein "gutes Zeichen", wenn die Borussen-Abwehr in der Lage wäre, einmal weniger als drei Tore zu kassieren.

wehe, arminia!

Mal langsam, liebe Arminia. Eine neunte Niederlage im elften Spiel, wie sich gerade abzeichnet, macht den Kohl nun auch nicht mehr fett. Wer ein Vierteljahr Chistian Ziege für einen Trainer gehalten hat, womöglich noch für einen guten, muss nun nicht plötzlich ungeduldig werden. Lasst euren Übungsleiter noch eine Woche weiter meckern, dann dürfte Osnabrück mit seinem ersten Auswärtssieg die Sache kommende Woche ein für alle mal erledigen. Das hätte Stil, das wäre standesgemäß. Und noch einen Vorteil hätte die Sache: Ziege wäre, püntklich nach Gladbachs Niederlage in Köln, frei für ein neuerliches Engagement beim Vf... nein, wir wollen nicht geschmacklos werden.