Mittwoch, 10. November 2010

pfeifende fans

Es war nun wirklich nicht alles schlecht an diesem 0:0 gegen Karlsruhe. Hätte der KSC, wie viele erwartet hatten, einen ordentlichen Saisonstart hingelegt auf Tuchfühlung zur Spitzengruppe, wäre es sogar sehr respektabel gewesen: Osnabrück hat die erste halbe Stunde mit sehr hohem Tempo bestimmt, viel Druck gemacht und kluges Forechecking gespielt. Und über die gesamten 90 Minuten geht der VfL aus den meisten wichtigen Statistiken als deutlicher Sieger hervor: Ballbesitz, Passgenauigkeit und Zweikampfstärke - überall war Osnabrück das bessere Team.

Umgekehrt aber: Karlsruhe ist mies in die Saison gestartet, entpuppt sich - zumindest noch - als Konkurrent im Abstiegskampf, und der VfL hätte mit einem Sieg fünf Punkte entwischen können. Wenn das dann an einem 0:0 scheitert, ohne dass Osnabrück sich in der zweiten Halbzeit eine einzige nennenswerte Torchance erarbeitet hat, und wenn der VfL eingedenk der Pfosten- bzw. Lattentreffer des KSC nur glücklich mühsam den Punkt rettet, leuchtet der vereinzelte Unmut des Publikums ein. Die Pfiffe mögen den Verantworlichen beim VfL nun missfallen, doch sie sind allemal erklärbar.

Dass die VfL-Fans dabei allerdings keine undankbaren Jubel-Kaviaristen sind, die meckern, sobald nicht gewonnen wird, ist bekannt; von Verhältnissen wie beim HSV ist man glücklicherweise weit entfernt. Auch in Phasen, in denen die Mannschaft schwächelte, konnte sie sich auf die bedingungslose Unterstützung der Fans verlassen, etwa nach den zwei Auftaktniederlagen zu Saisonbeginn oder auch nach dem 2:3 gegen Fortuna Düsseldorf. Das kann sie immer noch. Niemand nimmt das 0:0 vom Montagabend übel. Jeder hat gesehen, wieviel der VfL investiert hat. Keiner in Osnabrück schimpft : "Was für eine charakterlose Truppe! Da geh ich nie wieder hin!"

Trotzdem waren die Fans enttäuscht, wahrscheinlich so enttäuscht wie die Mannschaft. Und so wenig, wie wohl die Spieler in der Kabine einander applaudieren wollten, wollten die Fans sich gegenseitig und dem Team vergewissern, was für ein schöner Abend das war.
Nach überschaubar mitreißenden und sieglosen Spielen jubeln und klatschen, das mag anderswo Sitte sein, in Osnabrück wollen wir das bitte nicht. Anfeuern und Kritik üben, Augenmaß wahren und Gespür haben für die tatsächliche Lage der Dinge: Was das angeht, macht der großen Mehrheit der Osnabrücker Zuschauer so schnell keiner was vor.

Wenn nun Trainer und Manager klagen, kompromisslose Unterstützung sehe anders aus, dann irren sie. Sehr wohl kann kompromisslos unterstützen, wer nicht stets kompromisslos applaudiert.

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