"An dieser Stelle möchten wir heute allen VfL-Fans, die Geburtstag haben, herzlich gratulieren und alles Gute wünschen."
Schreibt borussia.de auch heute wieder, wie immer, wenn es sonst nichts Neues gibt, und wir freuen uns regelmäßig darüber. Schließlich schafft es Borussia, mit einer einzigen lieblosen Kurznachricht alle Menschenkinder ins Boot zu holen.
Erneutes Sonderlob an den Web-Redakteur, der nach wie vor Sorge dafür trägt, dass das "heute" seinen eigentlich angestammten Platz zwischen "die" und "Geburtstag" verlassen und weiter vorn im Satz stehen darf.
Dienstag, 31. März 2009
Montag, 30. März 2009
hartmut gegen peer
Seit für unsere Partie Fernschach gegen die lieben Kollegen von Seitenwahl ein veritabler Spieleinsatz ausgelobt wurde - wer gewinnt, darf im Sommer den neuen Borussia-Präsidenten benennen -, sprießen Spekulationen ins Kraut. Der bisher heißeste Kandidat für die Königs-Nachfolge, Noch-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, hat heute einen Konkurrenten bekommen.
Hartmut Mehdorn hatte gestern Abend von unserem Schachspiel erfahren und sofort die Konsequenzen gezogen. Heute ist er als Vorstandschef der Deutschen Bahn AG zurückgetreten. "Es handelt sich hier nicht um einen Datenskandal, sondern um eine Kampagne zur Veränderung der Unternehmensführung und der Unternehmenspolitik der Borussia", sagte Mehdorn in seiner Erklärung am Mittag. Er wolle nun sofort und mit ganzer Kraft Wahlkampf machen "für eine Spitzenposition bei einem Spitzenklub".
Das kann nur begrüßen, wem das Schicksal der Fohlen am Herzen liegt. Mehdorn kennt sich aus mit schlafenden Riesen und bringt sie sogar fast an die Börse, gewissermaßen die Champions League für Wirtschaftsunternehmen. Mehr noch: Im Vergleich zur Bahn dürfte die Borussia für Mehdorn ein Minijob sein, genau die passende Ruhestands-Herausforderung.
Jetzt heißt es kämpfen, Peer!
Hartmut Mehdorn hatte gestern Abend von unserem Schachspiel erfahren und sofort die Konsequenzen gezogen. Heute ist er als Vorstandschef der Deutschen Bahn AG zurückgetreten. "Es handelt sich hier nicht um einen Datenskandal, sondern um eine Kampagne zur Veränderung der Unternehmensführung und der Unternehmenspolitik der Borussia", sagte Mehdorn in seiner Erklärung am Mittag. Er wolle nun sofort und mit ganzer Kraft Wahlkampf machen "für eine Spitzenposition bei einem Spitzenklub".
Das kann nur begrüßen, wem das Schicksal der Fohlen am Herzen liegt. Mehdorn kennt sich aus mit schlafenden Riesen und bringt sie sogar fast an die Börse, gewissermaßen die Champions League für Wirtschaftsunternehmen. Mehr noch: Im Vergleich zur Bahn dürfte die Borussia für Mehdorn ein Minijob sein, genau die passende Ruhestands-Herausforderung.
Jetzt heißt es kämpfen, Peer!
Sonntag, 29. März 2009
einen mythos besiegt
Heracles ist ein starker Gegner, ein sehr starker. Im zarten Babyalter schon erwürgte er zwei Schlangen, die ihm seine Stiefmutter auf den Hals gehetzt hatte, und noch als Kind tötete er einen Löwen. Kurz durchgeatmet, dann tötete er seine eigenen Kinder und seine Brüder. Anschließend verbrannte er diverse Köpfe der Hydra und zwängte den übrig gebliebenen unter einen Felsen. Er fing den Hirsch von Arcadia, den wilden Bullen von Kreta und die Ochsen von Geryon. Er stahl den Gürtel der Hippolythe und die goldenen Äpfel aus dem Garten der Hesperiden. Er tötete den wilden Eber von Erymanthus sowie die fleischfressenden Vögel von Stymphalis. Schließlich streckte er den Centaur Nessus mit einem vergifteten Pfeil nieder.
Die Borussia hat Heracles Almelo am Wochenende mit 3:1 besiegt.
Die Borussia hat Heracles Almelo am Wochenende mit 3:1 besiegt.
Samstag, 28. März 2009
jo(gi)
Es kann niemanden überraschen, dass Deutschland gegen Liechtenstein zur Halbzeit nur 2:0 führt, schließlich hat Jogi Löw immer noch nicht verstanden, was es für guten Fußball braucht: VfL. Doch Marin sitzt in Leipzig auf der Bank.
Aber das soll uns nur kurz ablenken vom eigentlichen historischen Ereignis dieses Tages: Bye, bye Jo! Der VfL-Rekordspieler Jo Enochs sagt heute zum Abschied relativ laut Servus. 376 Spiele zwischen 1996 und 2008 hatte Enochs für den VfL bestritten. Bei seinem letzten Spiel im VfL-Dress waren am Abend über 7.000 Zuschauer dabei, und auf dem Platz standen unzählige VfLer. Leipzig dürfte ziemlich neidisch sein.
Aber das soll uns nur kurz ablenken vom eigentlichen historischen Ereignis dieses Tages: Bye, bye Jo! Der VfL-Rekordspieler Jo Enochs sagt heute zum Abschied relativ laut Servus. 376 Spiele zwischen 1996 und 2008 hatte Enochs für den VfL bestritten. Bei seinem letzten Spiel im VfL-Dress waren am Abend über 7.000 Zuschauer dabei, und auf dem Platz standen unzählige VfLer. Leipzig dürfte ziemlich neidisch sein.
Freitag, 27. März 2009
sms von martin #2: im ei-sack
Mar(t)in ist immer noch fort. Der eine bei der Nationalmannschaft, der andere auf Spielersuche. Das bringt uns in eine vertrackte Lage: Fußball findet nicht statt - oder rechnet wirklich wer damit, dass er Samstag mitspielt? -, und der einzige kreative Part unseres Familienblogs trainiert den Nachwuchs. Nebenbei fährt er etwas Ski. Immerhin schickt er Kurznachrichten.
Letzter Tag im Trainingslager. Fahre Scheißsnowboard bei herrlichem Wetter. Trainiert das Gleichgewicht, gut für Fußball, frag Gummibandklinsi. Gestern mit Nachwuchstalent in Brixen im schönen Eisacktal gewesen. Oh, Südtirol, was ein feines Land!
Letzter Tag im Trainingslager. Fahre Scheißsnowboard bei herrlichem Wetter. Trainiert das Gleichgewicht, gut für Fußball, frag Gummibandklinsi. Gestern mit Nachwuchstalent in Brixen im schönen Eisacktal gewesen. Oh, Südtirol, was ein feines Land!
Donnerstag, 26. März 2009
wer wird königsmörder?
Diese Woche pausieren wir mit dem Seitenwechsel. Das ist schade, aber unvermeidbar. Die Lage auf dem Spielfeld spitzt sich nämlich zu, und die Kollegen von Seitenwahl sind so nett, uns eine weitere Woche Bedenkzeit zu gewähren. Die Partie Fernschach, die uns seit einigen Wochen in Atem hält, entscheidet immerhin darüber, ob Seitenwahl oder VfLog im Sommer den nächsten Borussia-Präsidenten vorschlagen darf. "Wer gewinnt, sagt, was gemacht wird", verspricht Noch-Präsident Rolf Königs.
Es ist schon eine Menge passiert: Wir (unten) haben einen Läufer verloren (den Rechtsaußen), Seitenwahl (oben) ein Pferdchen. Jetzt sind wir wieder dran. Und nun? Politik der kleinen Schritte mit einem Bauern? Oder endlich die olle Dame ins Spiel bringen?
Am klügsten ist das Kollektiv, wissen wir spätestens seit Honecker. Deshalb lassen wir unsere Leser abstimmen (rechts auf dieser Seite). Auf den Zug, der kommenden Mittwoch am meisten Stimmen hat, springen wir auf. Also: Gehen Sie wählen!
Es ist schon eine Menge passiert: Wir (unten) haben einen Läufer verloren (den Rechtsaußen), Seitenwahl (oben) ein Pferdchen. Jetzt sind wir wieder dran. Und nun? Politik der kleinen Schritte mit einem Bauern? Oder endlich die olle Dame ins Spiel bringen?
Am klügsten ist das Kollektiv, wissen wir spätestens seit Honecker. Deshalb lassen wir unsere Leser abstimmen (rechts auf dieser Seite). Auf den Zug, der kommenden Mittwoch am meisten Stimmen hat, springen wir auf. Also: Gehen Sie wählen!
Mittwoch, 25. März 2009
sms von martin #1: guré, guré, blut ist im schnee
Mar(t)in ist fort. Der eine bei der Nationalmannschaft, der andere auf Spielersuche. Das bringt uns in eine vertrackte Lage: Fußball findet nicht statt - oder rechnet wirklich wer damit, dass er Samstag mitspielt? -, und der einzige kreative Part unseres Familienblogs scoutet junge Talente. Nebenbei fährt er etwas Ski. Immerhin schickt er Kurznachrichten.
Verletzungspech im Trainingslager. Nachwuchshoffnung muss aussetzen, weiterer Einsatz fraglich. Trainer ohne Mannschaft ist arm dran. [Besser als Arm ab! Anm. d. Red.] Jetzt wissen wir, wie sich Dick Advocaat gefühlt hat.
Verletzungspech im Trainingslager. Nachwuchshoffnung muss aussetzen, weiterer Einsatz fraglich. Trainer ohne Mannschaft ist arm dran. [Besser als Arm ab! Anm. d. Red.] Jetzt wissen wir, wie sich Dick Advocaat gefühlt hat.
Dienstag, 24. März 2009
fachmann statt fach
Im ersten Moment mag man rufen "Endlich!": Jos Luhukay hat einen neuen Job. Doch wer die Details besieht, erkennt, dass der sympathische Niederländer in eine schlimme Falle getappt ist: Für die kommende Saison hat er in Augsburg angeheuert. Und das ist noch nicht alles: Dort beerbt er Holger Fach, Luhukay wird also mutmaßlich einen Regionalligisten trainieren. Das alles wünscht man seinem ärgsten Feinde nicht. Und wäre Gladbach ein anständiger Klub, wäre Luhukay das erspart geblieben.
Montag, 23. März 2009
blue-white russian
Hihi, Russland, dieser demokratische Musterschüler im Osten, rechnet für einen ausgeglichenen Staatshaushalt mit einem Ölpreis von 70 Dollar pro Barrel. Experten sagen, diese Rechnung sei etwas geschönt, 100 Dollar pro Barrel müssten es schon sein, damit die schwarze Null steht. Nun gibt's für einen Barrel Öl aber schon seit Monaten weniger als 50 Dollar. Es fehlt also eine Menge Geld. Könnte man den russischen Freunden nicht ganz unbürokratisch helfen? Wenn Gazprom dringend mehr Profit machen muss, könnte man doch einfach an Schalke 04 sparen. Mehr noch: Verkaufte man den "Fußball"verein Stück für Stück zugunsten des russischen Hauptsponsors, käme sicher ein hübsches Sümmchen zusammen. Das globale Elend würde kleiner, und die internationale Solidarität wüchse. Wo ist der Haken an diesem Deal?
Sonntag, 22. März 2009
alles auf alles
Es war, glaube ich, Roel Brouwers, der nach dem 0:1 gegen Bochum bekannte, man habe in der zweiten Halbzeit nochmal "alles auf alles" gesetzt. Endlich spricht mal ein Borusse die Fehler klipp und klar an. Wer alles auf alles setzt, das verrät nicht zuletzt die durchtriebene Logik des Roulettespiels, der verliert auf lange Sicht alles.
Auch dürfte Brouwers Spielanalyse die, verglichen mit den Auftritten gegen Hamburg und Köln, eher konventionelle, langweilige Spielanlage erklären. Alles auf alles setzten: im Roulette hieße das, 37 Taler auf 37 Felder, vielleicht noch zusätzlich jeweils einen auf rot und schwarz. Raus kommt ein uninspiriertes Einerlei, zudem notorisch erfolglos.
Statt auf Angriff, eine Karte oder gepflegtes Kurzpassspiel setzte die Borussia lieber alles auf alles. Wer denkt sich bloß so eine Taktik aus, von vornherein zum Scheitern verurteilt?
Wir setzen alles auf die 15.
Auch dürfte Brouwers Spielanalyse die, verglichen mit den Auftritten gegen Hamburg und Köln, eher konventionelle, langweilige Spielanlage erklären. Alles auf alles setzten: im Roulette hieße das, 37 Taler auf 37 Felder, vielleicht noch zusätzlich jeweils einen auf rot und schwarz. Raus kommt ein uninspiriertes Einerlei, zudem notorisch erfolglos.
Statt auf Angriff, eine Karte oder gepflegtes Kurzpassspiel setzte die Borussia lieber alles auf alles. Wer denkt sich bloß so eine Taktik aus, von vornherein zum Scheitern verurteilt?
Wir setzen alles auf die 15.
Samstag, 21. März 2009
fünf punkte liegen gelassen
Langsam verfliegt der Ärger. Aber nur langsam. Es gibt eine Mixtur aus VfL-Fußball, die nach 90 Minuten nicht richtig satt und zusätzlich noch einen wirklich schweren Kopf macht: Ganz ansehnlich spielen, feldüberlegen sein mit der besseren Spielanlage, recht gute Chancen erarbeiten, aber in den entscheidenden Momenten zu wenig energisch und entschlossen. Wer so spielt, gewinnt nicht (Osnabrück) oder verliert gar (Gladbach). Das Ergebnis zwängt den Zuschauer in eine hilflose Situation: Richtig böse sein kann man den Jungs nicht, aber eigentlich muss man böse mit ihnen sein, denn so fahrlässig Punkte zu verschenken, kann sich keiner der beiden VfLs leisten.
Wieso fehlt es im letzten Moment am letzten Biss? Oder sollen wir lieber wieder mit Glück und Schiedsrichtern hadern?
Durch diese Rückschläge rückt das große Ziel Klassenerhalt für beide VfLs nicht unbedingt in weitere Ferne, trotzdem darf irritieren, wie gleichmütig diese Nachlässigkeiten hingenommen werden, zumindest öffentlich. Es könnte alles so viel einfacher sein. Dass es das nicht ist, wirft ein schales Licht auf die beiden Mannschaften, die zuletzt doch noch mit leidenschaftlichem Fußball und unbändigem Willen auf dem Rasen überzeugt hatten. Andererseits: Wäre es einfacher, wäre es wahrscheinlich nicht VfL.
Wieso fehlt es im letzten Moment am letzten Biss? Oder sollen wir lieber wieder mit Glück und Schiedsrichtern hadern?
Durch diese Rückschläge rückt das große Ziel Klassenerhalt für beide VfLs nicht unbedingt in weitere Ferne, trotzdem darf irritieren, wie gleichmütig diese Nachlässigkeiten hingenommen werden, zumindest öffentlich. Es könnte alles so viel einfacher sein. Dass es das nicht ist, wirft ein schales Licht auf die beiden Mannschaften, die zuletzt doch noch mit leidenschaftlichem Fußball und unbändigem Willen auf dem Rasen überzeugt hatten. Andererseits: Wäre es einfacher, wäre es wahrscheinlich nicht VfL.
Freitag, 20. März 2009
seitenwechsel #78
Freunde der VfLiebe! Es geht weiter: Woche für Woche schreiben wir uns mit den lieben Kollegen von Seitenwahl Briefe über die Lage der Nation, d.h. der VfLs. Derweil das Stellungsspiel auf unserem Redaktionsschachbrett anders als jenes der Borussia immer schlechter wird, haben wir die Schachuhr diese Woche angehalten: Aber der nächste Zug kommt bestimmt. So lange mögen wir es prosaischer, wie immer bei Seitenwahl. Joachim übt sich derweil als Tierquäler.
Lieber Martin,
ich sehe, Dir geht es wie mir: Du flüchtest von Zeit zu Zeit in die Berge, um niemanden sehen zu müssen. Sozusagen körperliche Anstrengung als Auslöser einer Katharsis (nein, das ist kein griechischer Erstligist). Und Du hast Erfolg: Du hast Dein Schachbrett vergessen, was die Gedanken von der Verluststellung fernhält, in die Du Dich hineinmanövriert hast. Oder planst Du eine Wiederauferstehung nach Art von Borussia? Kleine Rochade, sage ich Dir, das hilft immer, siehe erneut Borussia. Oenning nach Nürnberg, Meyer nach Mönchengladbach, eine feine Variante.
Nur kommt jetzt Bochum. Was haben wir in der Vergangenheit über Bochum gespottet und darob gar einen Leserbrief erhalten. Nun, die nächsten Stunden spotten wir nicht mehr, denn so, wie Du auf einer Fahrt nach Köln einen Dreier einplanst, so rechnest Du gegen den VfL aus dem staubigen Revier mit einem 2:2. Es gibt im Fußball solche Naturgesetzlichkeiten. Sie sind nicht erklärbar und dennoch real, anders als die Hirngespinste eines Fox Mulder, dem Scully von Zeit zu Zeit die Hammelbeine langziehen muß. Was mich tröstet, ist freilich, daß der schnauzbärtige Speckjacken-Mourinho für Arme derzeit in Duisburg weilt, da muß ich mich wenigstens nicht auf persönlicher Ebene echauffieren, wenn wir wieder in der letzten Minute der Nachspielzeit ein Gegendingens fangen. Doch nützt uns der Punkt? Nun, ich denke, jeder Punkt nützt, und man kann selbst als Rückrunden-UEFA-Cup-Platz-Inhaber nicht jedes Spiel gewinnen.
War sonst noch was? Ja; Du regst Dich über Gedenkminuten-Störer auf, zurecht. Gleichzeitig fehlt mir bei den sonstigen Unpäßlichkeiten in der verbotenen Stadt, über die berichtet wird, der Hang zum Dramatisieren. Wenn ich vorgestern wieder den Reporter bei Sängetiäng gegen Bremen gehört habe, weiß ich, warum. Der hätte ja am liebsten Hundertschaften der Feuerwehr plus beide Bushs persönlich einfliegen lassen, weil da ein paar Bengalos aufflammten. Ich dachte die ganze Zeit nur: Junge, komm mal runter, aber er kam nicht. Nun, bald stehen Länderspiele an, da kannste wieder die politisch korrekten DFB-Fan-Marionetten sehen, die sich nach Durchleuchtung im Nacktscanner und Abgabe aller Flüssigkeiten, einschließlich der im Hirn, mit offiziellen Fanclub-Artikeln ausstatten und höflich sitzend den Sieg gegen Liechtenstein beklatschen. Ich sage nicht, daß alle so sind, aber diese ganze Idee des DFB-Fanclubs ist wirklich malle: Als müßtest Du erst in einem Verein registriert sein, um die Mannschaft zu unterstützen, die Dein Land repräsentiert. Nun, mir kann es egal sein, ich bin Preuße, da stellt sich die Frage anders, auch wen ich vermuten würde, daß Podolski, Trochowski und Klose auch in der preußischen Nationalelf spielberechtigt wären.
Wie komme ich jetzt von Preußen nach Österreich, ohne über 1866 und Königgrätz zu sprechen? Weilst Du überhaupt noch in Österreich, oder bist Du schon in Südtirol? Nein, auch das leitet auf glattes Terrain, und damit meine ich nicht Deine Alpengipfel. Vielleicht sage ich es so: Das letzte Mal, daß ich in den Alpen wanderte (in einem herrlichen Hochtal in Österreich, dessen Lage ich nicht verrate, weil ich da auch beim nächsten Mal niemanden sehen will), begegnete mir allein eine Steinbock-Kuh (ich rede hier nicht vom Sternzeichen, sonder von echten Tieren), die sich ausgesucht höflich verhielt und mir nach kurzem Begutachten den Vortritt auf ihrem Trampelpfad ließ. Mir kam da sofort ein anderer Bock in Erinnerung, stinkender, kleiner, einfach schäbiger, mit Namen Hennes, und ich fühlte mich ähnlich wohl wie Du, als Du per SMS die Zwischenergebnisse des letzten Wochenendes abklopftest. Immerhin, und das gestehe ich jetzt mal gönnerhaft de Kölnern zu, haben sie überhaupt ein Tier als Maskottchen. Was habe die Bochumer, frage ich und warte auf neue Leserbriefe. Gibt es ein endemisches Tier im Ruhrpott, klein, Höhlenbewohner, mit wenig zufrieden, gerne vertikal pendelnd und immer mit ein wenig Panik nach Westen schielend? Wenn nicht, dann müßte es vielleicht erfunden werden, gerade wenn wir doch das nächste Spiel gewinnen sollten.
Wer will Klinsmann oder Daum, frage ich Dich mit zufriedenem Gruß, wenn er Meyer und Wie-heißt-er-noch hat,
Dein Joachim
Lieber Martin,
ich sehe, Dir geht es wie mir: Du flüchtest von Zeit zu Zeit in die Berge, um niemanden sehen zu müssen. Sozusagen körperliche Anstrengung als Auslöser einer Katharsis (nein, das ist kein griechischer Erstligist). Und Du hast Erfolg: Du hast Dein Schachbrett vergessen, was die Gedanken von der Verluststellung fernhält, in die Du Dich hineinmanövriert hast. Oder planst Du eine Wiederauferstehung nach Art von Borussia? Kleine Rochade, sage ich Dir, das hilft immer, siehe erneut Borussia. Oenning nach Nürnberg, Meyer nach Mönchengladbach, eine feine Variante.
Nur kommt jetzt Bochum. Was haben wir in der Vergangenheit über Bochum gespottet und darob gar einen Leserbrief erhalten. Nun, die nächsten Stunden spotten wir nicht mehr, denn so, wie Du auf einer Fahrt nach Köln einen Dreier einplanst, so rechnest Du gegen den VfL aus dem staubigen Revier mit einem 2:2. Es gibt im Fußball solche Naturgesetzlichkeiten. Sie sind nicht erklärbar und dennoch real, anders als die Hirngespinste eines Fox Mulder, dem Scully von Zeit zu Zeit die Hammelbeine langziehen muß. Was mich tröstet, ist freilich, daß der schnauzbärtige Speckjacken-Mourinho für Arme derzeit in Duisburg weilt, da muß ich mich wenigstens nicht auf persönlicher Ebene echauffieren, wenn wir wieder in der letzten Minute der Nachspielzeit ein Gegendingens fangen. Doch nützt uns der Punkt? Nun, ich denke, jeder Punkt nützt, und man kann selbst als Rückrunden-UEFA-Cup-Platz-Inhaber nicht jedes Spiel gewinnen.
War sonst noch was? Ja; Du regst Dich über Gedenkminuten-Störer auf, zurecht. Gleichzeitig fehlt mir bei den sonstigen Unpäßlichkeiten in der verbotenen Stadt, über die berichtet wird, der Hang zum Dramatisieren. Wenn ich vorgestern wieder den Reporter bei Sängetiäng gegen Bremen gehört habe, weiß ich, warum. Der hätte ja am liebsten Hundertschaften der Feuerwehr plus beide Bushs persönlich einfliegen lassen, weil da ein paar Bengalos aufflammten. Ich dachte die ganze Zeit nur: Junge, komm mal runter, aber er kam nicht. Nun, bald stehen Länderspiele an, da kannste wieder die politisch korrekten DFB-Fan-Marionetten sehen, die sich nach Durchleuchtung im Nacktscanner und Abgabe aller Flüssigkeiten, einschließlich der im Hirn, mit offiziellen Fanclub-Artikeln ausstatten und höflich sitzend den Sieg gegen Liechtenstein beklatschen. Ich sage nicht, daß alle so sind, aber diese ganze Idee des DFB-Fanclubs ist wirklich malle: Als müßtest Du erst in einem Verein registriert sein, um die Mannschaft zu unterstützen, die Dein Land repräsentiert. Nun, mir kann es egal sein, ich bin Preuße, da stellt sich die Frage anders, auch wen ich vermuten würde, daß Podolski, Trochowski und Klose auch in der preußischen Nationalelf spielberechtigt wären.
Wie komme ich jetzt von Preußen nach Österreich, ohne über 1866 und Königgrätz zu sprechen? Weilst Du überhaupt noch in Österreich, oder bist Du schon in Südtirol? Nein, auch das leitet auf glattes Terrain, und damit meine ich nicht Deine Alpengipfel. Vielleicht sage ich es so: Das letzte Mal, daß ich in den Alpen wanderte (in einem herrlichen Hochtal in Österreich, dessen Lage ich nicht verrate, weil ich da auch beim nächsten Mal niemanden sehen will), begegnete mir allein eine Steinbock-Kuh (ich rede hier nicht vom Sternzeichen, sonder von echten Tieren), die sich ausgesucht höflich verhielt und mir nach kurzem Begutachten den Vortritt auf ihrem Trampelpfad ließ. Mir kam da sofort ein anderer Bock in Erinnerung, stinkender, kleiner, einfach schäbiger, mit Namen Hennes, und ich fühlte mich ähnlich wohl wie Du, als Du per SMS die Zwischenergebnisse des letzten Wochenendes abklopftest. Immerhin, und das gestehe ich jetzt mal gönnerhaft de Kölnern zu, haben sie überhaupt ein Tier als Maskottchen. Was habe die Bochumer, frage ich und warte auf neue Leserbriefe. Gibt es ein endemisches Tier im Ruhrpott, klein, Höhlenbewohner, mit wenig zufrieden, gerne vertikal pendelnd und immer mit ein wenig Panik nach Westen schielend? Wenn nicht, dann müßte es vielleicht erfunden werden, gerade wenn wir doch das nächste Spiel gewinnen sollten.
Wer will Klinsmann oder Daum, frage ich Dich mit zufriedenem Gruß, wenn er Meyer und Wie-heißt-er-noch hat,
Dein Joachim
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Donnerstag, 19. März 2009
donnerstage
Hätte der Fußballgott seinerzeit mitreden dürfen, als sein Kollege Elohim die Welt erschuf, hätte er ganz sicher darauf gedrungen, den Donnerstag einzusparen. Sechs Tage hätten es doch auch getan. Denn wer braucht Donnerstage? So wie unliebsame Tanten zu Weihnachten eine Flasche lieblichen Wein geschenkt bekommen, hat der Donnerstag den UEFA-Cup bekommen. So wie Methadon nur mühsam die Wirkung eines guten Opiats kaschiert, will der Donnerstag kaschieren, dass die Zeit bis zum nächsten echten Fußballspiel noch elendig lang ist. Wäre Elohim nicht ein anständiger Zeitgenosse mit besten Absichten gewesen, hätte der Fußballgott insistieren müssen: Sowas macht man nicht.
Mittwoch, 18. März 2009
paten auf der platte
Dem Handball sei Dank! Endlich gibt’s wieder begründete Bestechungsvorwürfe im deutschen Spitzensport. Nachdem VfL-Fan Robert Hoyzer seine Karriere als Pate von Potsdam (Jaja, es war Berlin, aber das klingt nicht so schön.) so bedauerlich schnell beendet hatte, fürchteten wir schon, als gute Skandälchen müssten fortan wieder der x-te Dopingfall im Radsport oder ein langweilig gekungelter Punktsieg beim Boxen herhalten.
Doch was die paar handverlesenen kritischen Handballjournalisten dieses Landes in den vergangenen Wochen so ans Tageslicht beförderten, klingt doch alles sehr erquicklich: Ein deutscher Serienmeister soll sich für knapp 100.000 Euro den Sieg in der Champions League gekauft haben; zwei deutsche Schiedsrichter müssen einräumen, nach einem Europapokalfinale habe man an einem russischen Flughafen plötzlich 50.000 Dollar in ihrem Gepäck gefunden; und die Verbandsfunktionäre managen die knifflige Lage, dass es eine wahre Wonne ist. Alles in allem liest sich das sehr heiter und scheint vielversprechender Weise erst die Spitze des Eisbergs zu sein.
Doch selbst, wenn das alles stimmt, ist der Handball nicht vollends verdorben! Es gibt eine Menge gänzlich unverdächtiger Spiele. Etwa das WM-Halbfinale 2007 zwischen Deutschland und Frankreich. Oder Flensburg gegen Minden am letzten Bundesliga-Spieltag der vergangenen Saison. Minden musste, um nicht abzusteigen, in Flensburg siegen, für das die Saison schon gelaufen war. Flensburg hatte bis dahin nur ein einziges Mal zu Hause verloren. Minden schaffte die Sensation und den Klassenerhalt. Minden war einfach die bessere Mannschaft an diesem Tag.
Unbenommen von alldem bleibt die beste Handball-Mannschaft in Deutschland ohnehin der VfL Gummersbach. Die spielen nämlich als einzige mit im Konzert der Großen, in der VftabelLe (rechts auf dieser Seite).
Doch was die paar handverlesenen kritischen Handballjournalisten dieses Landes in den vergangenen Wochen so ans Tageslicht beförderten, klingt doch alles sehr erquicklich: Ein deutscher Serienmeister soll sich für knapp 100.000 Euro den Sieg in der Champions League gekauft haben; zwei deutsche Schiedsrichter müssen einräumen, nach einem Europapokalfinale habe man an einem russischen Flughafen plötzlich 50.000 Dollar in ihrem Gepäck gefunden; und die Verbandsfunktionäre managen die knifflige Lage, dass es eine wahre Wonne ist. Alles in allem liest sich das sehr heiter und scheint vielversprechender Weise erst die Spitze des Eisbergs zu sein.
Doch selbst, wenn das alles stimmt, ist der Handball nicht vollends verdorben! Es gibt eine Menge gänzlich unverdächtiger Spiele. Etwa das WM-Halbfinale 2007 zwischen Deutschland und Frankreich. Oder Flensburg gegen Minden am letzten Bundesliga-Spieltag der vergangenen Saison. Minden musste, um nicht abzusteigen, in Flensburg siegen, für das die Saison schon gelaufen war. Flensburg hatte bis dahin nur ein einziges Mal zu Hause verloren. Minden schaffte die Sensation und den Klassenerhalt. Minden war einfach die bessere Mannschaft an diesem Tag.
Unbenommen von alldem bleibt die beste Handball-Mannschaft in Deutschland ohnehin der VfL Gummersbach. Die spielen nämlich als einzige mit im Konzert der Großen, in der VftabelLe (rechts auf dieser Seite).
Dienstag, 17. März 2009
befreiungsschläge
Der VfL Hamm ist eine Gurkentruppe (6 Punkte, 15:50 Tore), das aber auf höchstem Niveau. Sonst hätte es das Team um Spielertrainer Torsten Ratzi ja auch nicht in den erlauchten Kreis der VftabelLe (rechts auf dieser Seite) geschafft. In dieser stärksten Liga der Welt tummeln sich die Crème de la Crème des Spitzenfußballs.
Die jüngsten Höhenflüge von Gladbach und Osnabrück entspannen die Situation im Tabellenkeller ein wenig. Osnabrück spielt schon fast so gut Fußball wie Gummersbach Handball, und die Borussia verlässt gar erstmals seit Monaten die Abstiegsplätze. Doch nicht zu früh gefreut: Ein weiterer Desaster-VfL würde enorm helfen. Lila-Weiß landete vollends im gesicherten Mittelfeld, auch Gladbach dürfte dann einigermaßen souverän über dem Strich landen. Das würde den beiden Teams mächtig Druck nehmen und Rerserven für den Spielbetrieb ihren normalen Ligen freisetzen. Wer also kennt noch ein hinreichend erfolgloses Leibesübel?
Was die anderen Duellanten angeht: Die "Zwote" aus Osnabrück marschiert stramm nach oben und erklimmt bereits Rang 5. Gladbach II erwischt keinen guten Start ins neue Jahr, rutscht ab und hält sich nur mühsam auf einem einstelligen Tabellenplatz. Und unser Serienmeister Herzberg steckt mitten im Abstiegskampf. Von ganz oben grüßt Sassenberg. Das kann nicht verwundern, denn: "Bei uns können Sie was erleben!" Heißt es auf der Homepage der westfälischen Metropole.
Die jüngsten Höhenflüge von Gladbach und Osnabrück entspannen die Situation im Tabellenkeller ein wenig. Osnabrück spielt schon fast so gut Fußball wie Gummersbach Handball, und die Borussia verlässt gar erstmals seit Monaten die Abstiegsplätze. Doch nicht zu früh gefreut: Ein weiterer Desaster-VfL würde enorm helfen. Lila-Weiß landete vollends im gesicherten Mittelfeld, auch Gladbach dürfte dann einigermaßen souverän über dem Strich landen. Das würde den beiden Teams mächtig Druck nehmen und Rerserven für den Spielbetrieb ihren normalen Ligen freisetzen. Wer also kennt noch ein hinreichend erfolgloses Leibesübel?
Was die anderen Duellanten angeht: Die "Zwote" aus Osnabrück marschiert stramm nach oben und erklimmt bereits Rang 5. Gladbach II erwischt keinen guten Start ins neue Jahr, rutscht ab und hält sich nur mühsam auf einem einstelligen Tabellenplatz. Und unser Serienmeister Herzberg steckt mitten im Abstiegskampf. Von ganz oben grüßt Sassenberg. Das kann nicht verwundern, denn: "Bei uns können Sie was erleben!" Heißt es auf der Homepage der westfälischen Metropole.
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Montag, 16. März 2009
große erleichterung
„Was willst du denn? Verpiss dich!“ Das war der deutlich hörbare Willkommensgruß von Dominic Peitz kurz nach der Halbzeit an den eingewechselten Fürther Ivo Illicevic. Es stand zwar noch 1:1, doch wer die Befehlshoheit gestern Nachmittag an der Bremer Brücke hatte, war da schon klar.
„Ist das der erste Sieg in der 2. Liga, bei dem ich jetzt auf die Toilette gehen könnte?“, fragte mein Bruder eine Viertelstunde später. Da stand es dann 4:1. Und noch immer waren 25 Minuten zu spielen. Was macht man eine so lange Zeit tiefenentspannt auf der Tribüne? (Jetzt mal abgesehen von dem kurzen Jubel über das 5:1.)
Die VfL-Fans vertrieben sich diese lange Weile mit La Ola und Singen, Pele Wollitz mit zufriedenem Dreinschauen und Fürth-Coach Benno Möhlmann, in der ersten Hälfte noch ein Rumpelstilzchen an der Seitenlinie, mit Gedanken an etwas Schönes, seine Frau vielleicht. Allein die elf Osnabrücker auf dem Rasen machten sich aus all dem sonntäglichen Müßiggang nichts. Sie spielten weiter, als bedeutete das sechste Tor den direkten Klassenerhalt. Das war fein anzuschauen. Unermüdlich rackerten sie, fielen über die ballführenden Gegner regelrecht her, spielten mit viel Witz nach vorn und vergaben noch ein paar gute Chancen. Je länger der Abpfiff auf sich warten ließ, desto mehr hatten die Akteure aus Fürth offensichtliche Freude daran, ihren bescheidenen Anteil zu einem großen Sieg beizusteuern. Einige anpassungsresistente Personen bewerkstelligten mit großem Eifer den höchsten VfL-Zweiligasieg in diesem Jahrtausend. (Jawohl, das stimmt. Schließlich endete das Spiel gegen Aachen vom 1.4.2001 auch nur 5:1.)
Ein „Bauchgefühl“ hatte Pele Wollitz zuvor veranlasst, Tino Berbig ins Tor zu stellen und nicht Stefan Wessels. Was genau das sollte, ist auch nach diversen Erklärungsversuchen nicht ganz einsichtig, schließlich sei, so der Trainer, die Leistung für diesen Wechsel nicht ausschlaggebend gewesen. Vielmehr habe er vor diesem Spiel allen Druck von der Mannschaft und auf sich nehmen wollen; im Falle einer Niederlage hätten alle ihn verdammen sollen ob seiner verqueren Personal-Logik, nicht sein Team. Das ist nur auf den ersten Blick einleuchtend, aber jetzt ja auch egal. Statt einer Niederlage hat Wollitz’ VfLogik zu einem eminent wichtigen Sieg verholfen.
So ein Sieg schien nach dem Debakel von Koblenz weiter entfernt denn je. Etwas habe nicht gestimmt im Team, orakelte Wollitz. Hätte die Mannschaft das nicht intern ausgeräumt, „dann hätte ich das geklärt“. Woran genau es haperte, damit wollte der Trainer nicht rausrücken. Vielleicht wird umgekehrt ein Schuh draus. „Leidenschaft, Hingabe, Identifikation“ attestierte der stolze Coach seinen Spielern gestern, genau das hatte zuvor so oft gefehlt. Nachdem Osnabrück schon in Aachen, gegen Duisburg und St. Pauli die klar bessere Mannschaft war, aber nie gewann, erntet sie nun endlich einmal das aufwändig bestellte Feld und zeigt allen Kritikern, was eine Harke ist (→ Delling, Gerhard).
Von Beginn an überzeugte der VfL, war das aggressivere, energischere und zweikampfstärkere Team, doch zuerst lief alles wie immer: Der Gegner nutzt einen bitteren Stellungsfehler nach einer Standardsituation aus – diesmal hatte Paul Thomik geschlafen – und schießt eiskalt das 0:1. Nach diesem Rückstand stand das Spiel kurz auf der Kippe: Osnabrück war nach wie vor das bessere Team, doch dem Gesetz der Regel dieser Saison folgend schien alles auf den zweiten Gegentreffer zu warten. Allen voran drei VfLer wollten das nicht mit sich machen lassen: Pierre de Wit, Mathias Surmann und Konstantin Engel stemmten sich mit großem Einsatz gegen die nächste Enttäuschung und zogen ihre Mannschaftskameraden mit.
Bemerkenswert war, wie variabel der VfL trotz Personalsorgen ungebrochen guten Fußball spielen kann: Als Marcel Schuon nach 20 Minuten ausfiel, stellte Wollitz das ohnehin schon mächtig veränderte Team nochmals auf mehreren Positionen um: Henning Grieneisen rückte aus dem rechten Mittelfeld auf den linken Verteidigerposten, Engel spielte fortan Innenverteidiger, Surmann rückte auf den Platz im rechten Mittelfeld, der eingewechselte Peitz mimte den Sechser im defensiven Mittelfeld; anschließend tauschten Surmann und Paul Thomik auf der rechten Seite noch mehrfach die Positionen. Nicht nur die fünf Tore, zwei davon toll herausgespielt, auch diese Vielseitigkeit zeugt von der fußballerischen Qualität des Teams.
Mit hohem Risiko schaffte die Mannschaft endlich den ersten unerwarteten Saisonsieg. Manchmal, wenn sich auch die Defensivabteilung mit aller Macht aufmachte, den Angreifern beim Toreschießen zu helfen, stand der VfL hinten recht offen. Zuletzt wurden Mannschaft und Trainer häufiger genau dafür kritisiert; dieses bedingungslose auf Sieg Spielen brachte schließlich auch schon das ein oder andere Gegentor ein. Fußballgottlob hat sich das Team diese Kritik nicht zu Herzen genommen, sondern ist, im Gegenteil, munter geblieben. Auch die Kritiker von sonst dürften beim 5:1 siegestrunken mitgeschunkelt haben und einen so wunderschönen Tag wie heute nie vergehen lassen wollen.
Nun ist das rettende Ufer ein winziges Stück breiter geworden. Was in einer solchen Situation ein zweiter Sieg in Folge bedeutet, ist eine derart große Binse, dass wir sie für uns behalten. Ganz nüchtern sei festgestellt: Am kommenden Freitagabend schon spielt der VfL in Oberhausen. Dominic Peitz wird wieder mit dabei sein und auch mein Bruder. Wünschen wir beiden, dass sie Mitte der zweiten Halbzeit erneut in Ruhe zur Toilette gehen können.
„Ist das der erste Sieg in der 2. Liga, bei dem ich jetzt auf die Toilette gehen könnte?“, fragte mein Bruder eine Viertelstunde später. Da stand es dann 4:1. Und noch immer waren 25 Minuten zu spielen. Was macht man eine so lange Zeit tiefenentspannt auf der Tribüne? (Jetzt mal abgesehen von dem kurzen Jubel über das 5:1.)
Die VfL-Fans vertrieben sich diese lange Weile mit La Ola und Singen, Pele Wollitz mit zufriedenem Dreinschauen und Fürth-Coach Benno Möhlmann, in der ersten Hälfte noch ein Rumpelstilzchen an der Seitenlinie, mit Gedanken an etwas Schönes, seine Frau vielleicht. Allein die elf Osnabrücker auf dem Rasen machten sich aus all dem sonntäglichen Müßiggang nichts. Sie spielten weiter, als bedeutete das sechste Tor den direkten Klassenerhalt. Das war fein anzuschauen. Unermüdlich rackerten sie, fielen über die ballführenden Gegner regelrecht her, spielten mit viel Witz nach vorn und vergaben noch ein paar gute Chancen. Je länger der Abpfiff auf sich warten ließ, desto mehr hatten die Akteure aus Fürth offensichtliche Freude daran, ihren bescheidenen Anteil zu einem großen Sieg beizusteuern. Einige anpassungsresistente Personen bewerkstelligten mit großem Eifer den höchsten VfL-Zweiligasieg in diesem Jahrtausend. (Jawohl, das stimmt. Schließlich endete das Spiel gegen Aachen vom 1.4.2001 auch nur 5:1.)
Ein „Bauchgefühl“ hatte Pele Wollitz zuvor veranlasst, Tino Berbig ins Tor zu stellen und nicht Stefan Wessels. Was genau das sollte, ist auch nach diversen Erklärungsversuchen nicht ganz einsichtig, schließlich sei, so der Trainer, die Leistung für diesen Wechsel nicht ausschlaggebend gewesen. Vielmehr habe er vor diesem Spiel allen Druck von der Mannschaft und auf sich nehmen wollen; im Falle einer Niederlage hätten alle ihn verdammen sollen ob seiner verqueren Personal-Logik, nicht sein Team. Das ist nur auf den ersten Blick einleuchtend, aber jetzt ja auch egal. Statt einer Niederlage hat Wollitz’ VfLogik zu einem eminent wichtigen Sieg verholfen.
So ein Sieg schien nach dem Debakel von Koblenz weiter entfernt denn je. Etwas habe nicht gestimmt im Team, orakelte Wollitz. Hätte die Mannschaft das nicht intern ausgeräumt, „dann hätte ich das geklärt“. Woran genau es haperte, damit wollte der Trainer nicht rausrücken. Vielleicht wird umgekehrt ein Schuh draus. „Leidenschaft, Hingabe, Identifikation“ attestierte der stolze Coach seinen Spielern gestern, genau das hatte zuvor so oft gefehlt. Nachdem Osnabrück schon in Aachen, gegen Duisburg und St. Pauli die klar bessere Mannschaft war, aber nie gewann, erntet sie nun endlich einmal das aufwändig bestellte Feld und zeigt allen Kritikern, was eine Harke ist (→ Delling, Gerhard).
Von Beginn an überzeugte der VfL, war das aggressivere, energischere und zweikampfstärkere Team, doch zuerst lief alles wie immer: Der Gegner nutzt einen bitteren Stellungsfehler nach einer Standardsituation aus – diesmal hatte Paul Thomik geschlafen – und schießt eiskalt das 0:1. Nach diesem Rückstand stand das Spiel kurz auf der Kippe: Osnabrück war nach wie vor das bessere Team, doch dem Gesetz der Regel dieser Saison folgend schien alles auf den zweiten Gegentreffer zu warten. Allen voran drei VfLer wollten das nicht mit sich machen lassen: Pierre de Wit, Mathias Surmann und Konstantin Engel stemmten sich mit großem Einsatz gegen die nächste Enttäuschung und zogen ihre Mannschaftskameraden mit.
Bemerkenswert war, wie variabel der VfL trotz Personalsorgen ungebrochen guten Fußball spielen kann: Als Marcel Schuon nach 20 Minuten ausfiel, stellte Wollitz das ohnehin schon mächtig veränderte Team nochmals auf mehreren Positionen um: Henning Grieneisen rückte aus dem rechten Mittelfeld auf den linken Verteidigerposten, Engel spielte fortan Innenverteidiger, Surmann rückte auf den Platz im rechten Mittelfeld, der eingewechselte Peitz mimte den Sechser im defensiven Mittelfeld; anschließend tauschten Surmann und Paul Thomik auf der rechten Seite noch mehrfach die Positionen. Nicht nur die fünf Tore, zwei davon toll herausgespielt, auch diese Vielseitigkeit zeugt von der fußballerischen Qualität des Teams.
Mit hohem Risiko schaffte die Mannschaft endlich den ersten unerwarteten Saisonsieg. Manchmal, wenn sich auch die Defensivabteilung mit aller Macht aufmachte, den Angreifern beim Toreschießen zu helfen, stand der VfL hinten recht offen. Zuletzt wurden Mannschaft und Trainer häufiger genau dafür kritisiert; dieses bedingungslose auf Sieg Spielen brachte schließlich auch schon das ein oder andere Gegentor ein. Fußballgottlob hat sich das Team diese Kritik nicht zu Herzen genommen, sondern ist, im Gegenteil, munter geblieben. Auch die Kritiker von sonst dürften beim 5:1 siegestrunken mitgeschunkelt haben und einen so wunderschönen Tag wie heute nie vergehen lassen wollen.
Nun ist das rettende Ufer ein winziges Stück breiter geworden. Was in einer solchen Situation ein zweiter Sieg in Folge bedeutet, ist eine derart große Binse, dass wir sie für uns behalten. Ganz nüchtern sei festgestellt: Am kommenden Freitagabend schon spielt der VfL in Oberhausen. Dominic Peitz wird wieder mit dabei sein und auch mein Bruder. Wünschen wir beiden, dass sie Mitte der zweiten Halbzeit erneut in Ruhe zur Toilette gehen können.
Sonntag, 15. März 2009
dringend gesucht: anpassungsresistente personen
Gladbach hat es vorgemacht. (Dieser Satz hat Premiere in dieser Saison.) Jetzt muss der andere VfL nachlegen. Das wird schwer, obwohl es gegen eine Mannschaft geht, die Benno Möhlmann trainiert. Jedenfalls dürfte verhältnismäßig klar sein, was es für drei Punkte gegen Fürth braucht: Bedingungslosen Einsatz, gute Fitness und eine Menge Mut.
Ah, und noch etwas: Den unbändigen Willen, ein Ausrufezeichen zu setzen. Noch nie in dieser Spielzeit hat Osnabrück einen unerwarteten Sieg gelandet. Noch nie hat die Mannschaft überrascht. Im Gegenteil, für leidenschaftslose Sportwetter dürfte der VfL ein Quell der Freude sein, eine sichere Bank. Besser als Osnabrück dürfte sich kein Team angepasst haben an das, was vermeintlich standesgemäß ist: Niederlagen gegen die, die oben stehen, Siege höchstens gegen die, die unten stehen. Wenn es auch so mancher leugnet, gefragt sind mehr denn je: anpassungsresistente Personen! Dann klappt es auch mit dem St. Pauli-Modell: Heimspiele gewinnen, egal gegen wen.
Ah, und noch etwas: Den unbändigen Willen, ein Ausrufezeichen zu setzen. Noch nie in dieser Spielzeit hat Osnabrück einen unerwarteten Sieg gelandet. Noch nie hat die Mannschaft überrascht. Im Gegenteil, für leidenschaftslose Sportwetter dürfte der VfL ein Quell der Freude sein, eine sichere Bank. Besser als Osnabrück dürfte sich kein Team angepasst haben an das, was vermeintlich standesgemäß ist: Niederlagen gegen die, die oben stehen, Siege höchstens gegen die, die unten stehen. Wenn es auch so mancher leugnet, gefragt sind mehr denn je: anpassungsresistente Personen! Dann klappt es auch mit dem St. Pauli-Modell: Heimspiele gewinnen, egal gegen wen.
Samstag, 14. März 2009
4:2
In der 2. Halbzeit ein Herzschlag-Liveticker. Aber gewonnen! Und auf Platz vier der Rückrundentabelle. Am Freitag geht's zu Hause gegen Bochum. Ein Sechs-Punkte-Spiel. Auch in der Rückrundentabelle. Da steht Bochum nämlich auf Platz fünf...
Und jetzt: Feiern! Danke, Köln!
Und jetzt: Feiern! Danke, Köln!
some things never change
2:0 zur Pause. Manchmal ist selbst Borussia zuverlässig. Wann waren wir zuletzt zurecht optimistisch?
Freitag, 13. März 2009
bökelberg
Ich kann morgen nicht ins Stadion. Ich muss zum Bökelberg. Während der VfL in Köln kickt, arbeite ich für eine Konferenz an einem Vortrag über abgerissene Fußballstadien und die verschiedenen Formen der Erinnerung an die Stadien im Internet (jaa, das ist Wissenschaft!). Was am Anfang nur eine nostalgische Idee war, entpuppt sich als spannendes Thema. Allein, was aus alten Stadien geworden ist, ist in seiner Vielfalt frappierend: In Amsterdam entstand um das Gebiet des alten Ajax-Stadions "de Meer" ein neues Wohngebiet, in dem alle Straßen wiederum nach Fußballstadien benannt ist, und am ehemaligen Mittelkreis ist ein zentraler Platz. In Arsenal macht man aus dem guten alten Highbury einen Apartmentkomplex, das Spielfeld wird zur Grünanlage im Innenhof. Naja, und der Bökelberg erweist sich als unverkäufliche Brache...
Spannend sind aber auch die Erinnerungsfundstücke. Auf Youtube läuft Johnny Rotten durch das neue Stadion von Arsenal und verflucht die Manager, die seine Kindheitsliebe zerstört haben. Und auch an den Bökelberg erinnern viele Videos, Fanseiten, Foren. Wirklich tieftraurig wurde ich aber erst, als ich Ralf Grafs Fotoblog "720pixel" fand, auf der es eine Fotostrecke "Mythos Bökelberg" gibt. Ausdrucksvollere Bilder vom guten, alten Berg habe ich nirgends gesehen. Und es ist alles noch da, in bester Gegenwartsästhetik, als wäre der Berg nie abgerissen worden: die Kassenhäuschen, die steilen Ränge, der Eingang zur Nordkurve. Seither geht es bergab.
Foto: (c) Ralf Graf, http://www.720pixel.de/ - Herzlichen Dank!
Donnerstag, 12. März 2009
seitenwechsel #77
Erst wenn der letzte Tropfen Tinte zu Papier gebracht ist, wird diese Brieffreundschaft enden. Woche für Woche schreiben sich Joachim von Seitenwahl und Martin einen Brief über die Lage der Nation, d.h. vor allem der VfLs. Zur Ablenkung spielen sie jetzt auch noch Schach, und zwar wechselweise beide Farben. In dieser Woche legt Martin mit zwei Zügen vor und ist ganz berauscht vom Erfolg, wie immer nachzulesen bei Seitenwahl. Joachim legt hier nach, ebenfalls voll auf Droge.
Lieber Martin,
ich sehe, Du kannst mit Erfolg nicht umgehen. Tröste Dich: Dein Verein sorgt für Dich. Sportlicher Erfolg in homöopathischen Dosen, so scheint seit Jahrzehnten das langfristige Ziel der Marke Borussia zu lauten. In diesem Zusammenhang fällt mir wieder die Frage ein, wann endlich der Stadionname vermarket wird. „Placebo-Zäpfchen“ wäre originell, wobei hier noch Raum wäre, den Namen eines zahlungskräftigen Generika-Herstellers anzufügen.
Doch spotten wir nicht, denn tatsächlich scheint derzeit in zweierlei Hinsicht die Sonne über dem Placebo-Zäpfchen. Zum einen lese ich, daß der Verein im letzten Geschäftsjahr den zehnthöchsten Umsatz aller derzeitigen Erstligisten hatte (und dies in der Zweiten Liga), aber den zweithöchsten Gewinn (nach Schalke 04, höhö, Schalke ist eine Bank und wird bekanntlich derzeit abgewickelt). Kein Wunder, daß man im Winter nachlegen konnte und dabei finanziell nicht zimperlich war. Frage Sport/Voetbalmagazine an Logan Bailly: „Du machst kein Geheimnis daraus, daß das Gehalt [beim Wechsel; Anm. d. Verf.] auch eine Rolle spielte. Was müssen wir uns darunter vorstellen? Doppelt soviel wie bei Genk?“. Antwort Logan Bailly: „Ein Vielfaches. Nicht zu vergleichen. Man erwartet immer, daß in einer bedeutenderen Liga viel mehr bezahlt wird, aber an den Betrag, den ich hier nun verdiene, hatte ich doch zumindest anfangs nicht gedacht.“
Wie darf man sich also solche Gehaltsverhandlungen vorstellen? Wie beim Bäcker kurz vor fünf? „Nehmen Se für umsonst noch zwei Schrippen extra, kriegt sonst sowieso nur der Penner, der um eins nach fünf immer umme Ecke guckt.“ Mir könnte es ja egal sein, zumal mein Präsident (nein, nicht der Köhler) zu versichern scheint, daß wir auch zeitens der Krise besser als der Durchschnitt der anderen aufgestellt sind – wäre da nicht der Dante, dieser Hund, den ich immer noch nicht auf dem Feld gesehen habe. Das macht mich mißtrauisch. Ist der Dante etwa eine Briefkastenfirma? Oder im wörtlichen Sinne der Hund vom Bailly? Hat dessen Vater, der die Verhandlungen geführt hat, einfach nur in schlechtem Deutsch gesagt: „Da iss noch die Sache mit dem Dante…“ (gemeint hat er den Hund vom Bailly, der jeden Tag in der Sportsbar seinen Napf mit Hundekuchen braucht), und Borussias Kompetenzteam hat gleich geantwortet: „Bring ihn mit, wir legen noch mal dasselbe für den drauf, Hauptsache, er hat einen linken Fuß.“ Nun ja, den hat er wohl, der Dante, und er hebt ihn sogar manchmal, wenn er pinkeln muß.
Das zweite, was mich zufrieden sein läßt, ist die Art und Weise, wie der Sieg gegen den HSV herausgespielt wurde. Ich bin geradezu euphorisch, daß es nun nach Köln geht, denn gewinnen wir da (wer zweifelt hier???), schweben wir ganz hoch auf der rosa Wolke: Abstiegsplatz ade, und peace forever, weil Köln sich davon nicht mehr erholt und noch absteigt. Nein, echt. Weißt Du, Martin, Du und ich, wir sind doch viel realistischer als die Kölner. Hätten die 4:1 gegen Hamburg gewonnen, würden sie von der sofortigen Meisterschaft träumen. Wir träumen nicht, weil wir wissen, daß wir erst 2010 oder 2011 Meister werden (nullzehn-nullelf, es gibt hier noch keine Richtline, aber ich habe Deine Anregung aufgenommen). Man muß halt realistisch sein, gerade als Rheinländer und gerade in der Fußballbranche.
Bleiben nur noch die Springer. Du hast natürlich recht; ich antworte Dir a6, woraufhin Du also in die Abtauschvariante flüchtest: Lb5xc6. Ich setze Dir dann naturgemäß d7xc6 entgegen und warte auf Deine kleine Rochade. Ich behalte somit alle Fäden in der Hand: Mein Läuferpaar regiert, einen Springer haben wir schon ausgeschaltet, und mindestens ein Remis habe ich praktisch sicher. Am Samstag reicht das aber nicht.
Mut zum Größenwahn, und sei er nur auf Basis von Placebos,
Dein Joachim
Lieber Martin,
ich sehe, Du kannst mit Erfolg nicht umgehen. Tröste Dich: Dein Verein sorgt für Dich. Sportlicher Erfolg in homöopathischen Dosen, so scheint seit Jahrzehnten das langfristige Ziel der Marke Borussia zu lauten. In diesem Zusammenhang fällt mir wieder die Frage ein, wann endlich der Stadionname vermarket wird. „Placebo-Zäpfchen“ wäre originell, wobei hier noch Raum wäre, den Namen eines zahlungskräftigen Generika-Herstellers anzufügen.
Doch spotten wir nicht, denn tatsächlich scheint derzeit in zweierlei Hinsicht die Sonne über dem Placebo-Zäpfchen. Zum einen lese ich, daß der Verein im letzten Geschäftsjahr den zehnthöchsten Umsatz aller derzeitigen Erstligisten hatte (und dies in der Zweiten Liga), aber den zweithöchsten Gewinn (nach Schalke 04, höhö, Schalke ist eine Bank und wird bekanntlich derzeit abgewickelt). Kein Wunder, daß man im Winter nachlegen konnte und dabei finanziell nicht zimperlich war. Frage Sport/Voetbalmagazine an Logan Bailly: „Du machst kein Geheimnis daraus, daß das Gehalt [beim Wechsel; Anm. d. Verf.] auch eine Rolle spielte. Was müssen wir uns darunter vorstellen? Doppelt soviel wie bei Genk?“. Antwort Logan Bailly: „Ein Vielfaches. Nicht zu vergleichen. Man erwartet immer, daß in einer bedeutenderen Liga viel mehr bezahlt wird, aber an den Betrag, den ich hier nun verdiene, hatte ich doch zumindest anfangs nicht gedacht.“
Wie darf man sich also solche Gehaltsverhandlungen vorstellen? Wie beim Bäcker kurz vor fünf? „Nehmen Se für umsonst noch zwei Schrippen extra, kriegt sonst sowieso nur der Penner, der um eins nach fünf immer umme Ecke guckt.“ Mir könnte es ja egal sein, zumal mein Präsident (nein, nicht der Köhler) zu versichern scheint, daß wir auch zeitens der Krise besser als der Durchschnitt der anderen aufgestellt sind – wäre da nicht der Dante, dieser Hund, den ich immer noch nicht auf dem Feld gesehen habe. Das macht mich mißtrauisch. Ist der Dante etwa eine Briefkastenfirma? Oder im wörtlichen Sinne der Hund vom Bailly? Hat dessen Vater, der die Verhandlungen geführt hat, einfach nur in schlechtem Deutsch gesagt: „Da iss noch die Sache mit dem Dante…“ (gemeint hat er den Hund vom Bailly, der jeden Tag in der Sportsbar seinen Napf mit Hundekuchen braucht), und Borussias Kompetenzteam hat gleich geantwortet: „Bring ihn mit, wir legen noch mal dasselbe für den drauf, Hauptsache, er hat einen linken Fuß.“ Nun ja, den hat er wohl, der Dante, und er hebt ihn sogar manchmal, wenn er pinkeln muß.
Das zweite, was mich zufrieden sein läßt, ist die Art und Weise, wie der Sieg gegen den HSV herausgespielt wurde. Ich bin geradezu euphorisch, daß es nun nach Köln geht, denn gewinnen wir da (wer zweifelt hier???), schweben wir ganz hoch auf der rosa Wolke: Abstiegsplatz ade, und peace forever, weil Köln sich davon nicht mehr erholt und noch absteigt. Nein, echt. Weißt Du, Martin, Du und ich, wir sind doch viel realistischer als die Kölner. Hätten die 4:1 gegen Hamburg gewonnen, würden sie von der sofortigen Meisterschaft träumen. Wir träumen nicht, weil wir wissen, daß wir erst 2010 oder 2011 Meister werden (nullzehn-nullelf, es gibt hier noch keine Richtline, aber ich habe Deine Anregung aufgenommen). Man muß halt realistisch sein, gerade als Rheinländer und gerade in der Fußballbranche.
Bleiben nur noch die Springer. Du hast natürlich recht; ich antworte Dir a6, woraufhin Du also in die Abtauschvariante flüchtest: Lb5xc6. Ich setze Dir dann naturgemäß d7xc6 entgegen und warte auf Deine kleine Rochade. Ich behalte somit alle Fäden in der Hand: Mein Läuferpaar regiert, einen Springer haben wir schon ausgeschaltet, und mindestens ein Remis habe ich praktisch sicher. Am Samstag reicht das aber nicht.
Mut zum Größenwahn, und sei er nur auf Basis von Placebos,
Dein Joachim
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Mittwoch, 11. März 2009
pyrotechnische handlungen und rechtschreibung
"Gewalt gehört nicht ins Stadion, das ist etwas, das man zuhause bei seiner Frau ausleben sollte." So hat weiland Berti Vogts ein flammendes Plädoyer für friedliche Fußballstadien abgegeben. Vor dem Derby von "F"C Köln und VfL am Samstag stehen die Zeichen wie stets bei diesem traditionsreichen Duell unter manchen Fangruppierungen ungeachtet Bertis Werben eher auf Konfrontation.
Deswegen haben beide Vereine nun eine gemeinsame Erklärung gegen Gewalt veröffentlicht, die sehr lesenswert ist. Zum einen formuliert sie die Hoffnung, dass sich alle Fans "von pyrotechnischen Handlungen distanzieren" mögen, was allein eine so wunderbare Formulierung ist, dass der große Preis der deutschen Sprachkritik dem Autor dieser Phrase zugesprochen werden möge. (Unklar bleibt, was genau gemeint ist: Soll man wegrennen, wenn jemand brennt?)
Vor allem aber zeigt auch diese gemeinsame Erklärung, dass der VfL den Kölner Nachbarn einfach überlegen ist. Schließlich haben beide Clubs die Erklärung jeweils angepasst und an den entsprechenden Stellen den je eigenen Vereinsnamen eingefügt. Bei dem ohnehin holprigen Text ist dabei den Kölnern ein Rechtschreibfehler unterlaufen, der bei Gladbach fehlt ("FanClubs" vs. korrekt "Fan-Clubs", eine Binnenmajuskel, liebe Kölner, gibt es in der deutschen Sprache nämlich nicht). Gladbach führt also 1:0 noch bevor der Anpfiff erfolgt ist.
Deswegen haben beide Vereine nun eine gemeinsame Erklärung gegen Gewalt veröffentlicht, die sehr lesenswert ist. Zum einen formuliert sie die Hoffnung, dass sich alle Fans "von pyrotechnischen Handlungen distanzieren" mögen, was allein eine so wunderbare Formulierung ist, dass der große Preis der deutschen Sprachkritik dem Autor dieser Phrase zugesprochen werden möge. (Unklar bleibt, was genau gemeint ist: Soll man wegrennen, wenn jemand brennt?)
Vor allem aber zeigt auch diese gemeinsame Erklärung, dass der VfL den Kölner Nachbarn einfach überlegen ist. Schließlich haben beide Clubs die Erklärung jeweils angepasst und an den entsprechenden Stellen den je eigenen Vereinsnamen eingefügt. Bei dem ohnehin holprigen Text ist dabei den Kölnern ein Rechtschreibfehler unterlaufen, der bei Gladbach fehlt ("FanClubs" vs. korrekt "Fan-Clubs", eine Binnenmajuskel, liebe Kölner, gibt es in der deutschen Sprache nämlich nicht). Gladbach führt also 1:0 noch bevor der Anpfiff erfolgt ist.
Dienstag, 10. März 2009
an der langen leine
Jüngst erreichte mich eine Kurzmitteilung meines Informanten Hendrik, der in Frankfurt lebt. Sie ist witzig.
Da treffe ich doch gerade deinen alten Freund Tomas Oral mit seinem Pudel am Opernplatz. Mehr muss man ja kaum dazu sagen.
Da treffe ich doch gerade deinen alten Freund Tomas Oral mit seinem Pudel am Opernplatz. Mehr muss man ja kaum dazu sagen.
Montag, 9. März 2009
jubel!
Einen Jubelpost soll ich schreiben. Über Gladbach vom Wochenende. Hat mir Martin aufgetragen, der derzeit verhindert ist: Für jeden Ballkontakt seines Lieblingsspielers Marko Marin hatte er nach dem 4:1 gegen Hamburg - Jubel! - einen Schnaps getrunken. Am Ende waren es 54 - Jubel! Seit zwei Tagen liegt er nun ohne feste Nahrung völlig entkräftet danieder und - Jubel! - entgiftet. Bald wird er wieder fit sein - Jubel!
Jubeln wir am Ende noch darüber, dass Gladbach jetzt Vorletzter ist, mit 19 Punkten aus 23 Spielen und dem viertschlechtesten Torverhältnis der Liga. Dieser Sieg gegen den HSV war offenbar der Durchbruch. Der Klassenerhalt ist so gut wie geschafft. Kommenden Samstag geht es sogar nach Köln, ein Spiel, das nun ein Selbstläufer sein sollte. Jubel!
All das hätten Fachleute längst ahnen können: Trainer- und Managerwechsel, Co-Trainer-Rücktritt, Shopping-Tour in der Winterpause und nur vermeintlich oskure Suspendierungen waren durchdachte Meilensteine auf dem Weg zum Ziel und verdienen ehrlichen: Jubel!
Jubeln wir am Ende noch darüber, dass Gladbach jetzt Vorletzter ist, mit 19 Punkten aus 23 Spielen und dem viertschlechtesten Torverhältnis der Liga. Dieser Sieg gegen den HSV war offenbar der Durchbruch. Der Klassenerhalt ist so gut wie geschafft. Kommenden Samstag geht es sogar nach Köln, ein Spiel, das nun ein Selbstläufer sein sollte. Jubel!
All das hätten Fachleute längst ahnen können: Trainer- und Managerwechsel, Co-Trainer-Rücktritt, Shopping-Tour in der Winterpause und nur vermeintlich oskure Suspendierungen waren durchdachte Meilensteine auf dem Weg zum Ziel und verdienen ehrlichen: Jubel!
Sonntag, 8. März 2009
traut euch
Drei Punkte holt der VfL aus den Spielen gegen die direkten Konkurrenten Frankfurt, Ingolstadt und Koblenz. Das ist bei aller Liebe zu wenig. So sehr der 1:0-Sieg vor einer Woche Mut, so sehr dürfen die Vorstellungen in Frankfurt und Koblenz bange machen. Aktuell steht die Mannschaft mit 23 Punkten auf dem drittletzten Rang. Glücklicherweise verlieren die noch schlechter platzierten Teams aus Rostock und Wehen noch verlässlicher. Doch über Osnabrück sind derzeit nur noch Ingolstadt, Frankfurt und Koblenz in Reichweite geblieben. Nun sorgen sich alle. Fast alle, denn manche der Hauptdarsteller auf dem Platz scheinen den Ernst der Lage zu verkennen.
Das große Plus aus der vergangenen Saison - der unbändige Wille, das vermeintliche Unmögliche, den Klassenerhalt, zu schaffen - ist offenkundig nicht mehr ganz so groß. Das wäre nur dann zu verschmerzen, wenn die fußballerische Klasse entsprechend zugenommen hätte. Doch auch daran hapert es dieser Tage. In der Abwehr viele Nachlässigkeiten, im Spielaufbau zu wenige durchdachte Ideen und im Angriff eine eklatante Chancenauswertung, so sieht das Spiel des VfL im Frühjahr 2009 aus. So stiege Osnabrück zwei Monate später ab.
Was nun? Hilft der Fußballgott? "Wenn es hart auf hart kommt, werde ich der sein, der ich sein werde", sagte er vor vier Jahren schon. Doch der VfL muss mitspielen, kommende Woche bereits, wenn mit Fürth schon wieder ein Gegner auf dem Plan steht, der einen Lauf hat. In Frankfurt und Koblenz hat Osnabrück alles daran gesetzt, nicht dazwischen zu funken. Es wäre nun an der Zeit für einen Paukenschlag, auch wenn Andreas Schäfer und womöglich auch Paul Thomik, Tom Geißler und Darlington Omodiagbe fehlen werden. Einen überraschenden Befreiungsschlag muss man den Jungs zutrauen. Gar so leicht ist das nicht.
Das große Plus aus der vergangenen Saison - der unbändige Wille, das vermeintliche Unmögliche, den Klassenerhalt, zu schaffen - ist offenkundig nicht mehr ganz so groß. Das wäre nur dann zu verschmerzen, wenn die fußballerische Klasse entsprechend zugenommen hätte. Doch auch daran hapert es dieser Tage. In der Abwehr viele Nachlässigkeiten, im Spielaufbau zu wenige durchdachte Ideen und im Angriff eine eklatante Chancenauswertung, so sieht das Spiel des VfL im Frühjahr 2009 aus. So stiege Osnabrück zwei Monate später ab.
Was nun? Hilft der Fußballgott? "Wenn es hart auf hart kommt, werde ich der sein, der ich sein werde", sagte er vor vier Jahren schon. Doch der VfL muss mitspielen, kommende Woche bereits, wenn mit Fürth schon wieder ein Gegner auf dem Plan steht, der einen Lauf hat. In Frankfurt und Koblenz hat Osnabrück alles daran gesetzt, nicht dazwischen zu funken. Es wäre nun an der Zeit für einen Paukenschlag, auch wenn Andreas Schäfer und womöglich auch Paul Thomik, Tom Geißler und Darlington Omodiagbe fehlen werden. Einen überraschenden Befreiungsschlag muss man den Jungs zutrauen. Gar so leicht ist das nicht.
Samstag, 7. März 2009
Freitag, 6. März 2009
sms von maik #3&4
Maik ist geflüchtet, ist geflohen. Das Schicksal des VfL lässt ihn trotzdem nicht kalt. Inzwischen schreibt er so viel, dass wir kaum noch hinterherkommen
05-Mär-2009 09:17
Egal, ob auf dem Platz oder beim Aprés Ski: Metaebenen sind fatal. Diese generelle Einsicht wirft ein schlechtes Licht auf Relationstheorien aller Art. Kümmern wir uns besser um Relegationstheorien. Derart gut vorbereitet heißt es dann im Mai auf dem Platz wie beim Aprés Ski: Das ist so ein schöner Tag!
06-Mär-2009 11:25
Vom Gipfel des Greitspitz (2872 Meter) sieht Koblenz aus wie ein tiefalpiner Fliegenschiss. Kümmerlich und verloren. Kämpfen, VfL, kämpfen!
05-Mär-2009 09:17
Egal, ob auf dem Platz oder beim Aprés Ski: Metaebenen sind fatal. Diese generelle Einsicht wirft ein schlechtes Licht auf Relationstheorien aller Art. Kümmern wir uns besser um Relegationstheorien. Derart gut vorbereitet heißt es dann im Mai auf dem Platz wie beim Aprés Ski: Das ist so ein schöner Tag!
06-Mär-2009 11:25
Vom Gipfel des Greitspitz (2872 Meter) sieht Koblenz aus wie ein tiefalpiner Fliegenschiss. Kümmerlich und verloren. Kämpfen, VfL, kämpfen!
Donnerstag, 5. März 2009
erstklassige gladbacher - teil 1
– Ein Gastbeitrag von Ansgar N.–
Angesichts von Tabellenstand, Punktezahl und Abstand zum rettenden Ufer gibt es derzeit wenig zu beschönigen: Vieles spricht leider wieder einmal dafür, dass sich die hartgesottenen und leidensfähigen, also die einzig wahren Gladbach-Fans auf ein entbehrungsreiches, dafür hoffentlich aber auch siegreiches Jahr in der 2. Bundesliga einstellen müssen. Um eventuell aufkommende Trauer oder gar Wehmut gegenüber trüben Aussichten gleich im Keim zu ersticken, ist dies also genau der richtige Zeitpunkt, um an glorreiche Zeiten und erstklassige Spieler zu denken.
Für Gladbachfans heißt das bekanntlich in der Regel die Gedanken weg von der tristen Gegenwart und zurück in die Fohlenvergangenheit schweifen zu lassen. Da aber Hennes und Jünter schon zu oft für die Realitätsflucht, die für die gute Laune des wahren Fans so oft nötig ist, herhalten mussten, beginnen wir heute eine neue Serie über weitere erstklassige Gladbacher.
Den Anfang machen wir mit, naja, wem wohl, natürlich mit Marvin Compper, der geradezu beispielhaft verkörpert, wohin der Weg von der harten Gladbacher Ersatzbank führen kann: Nach oben, und zwar nach ganz oben. Hoffenheim mag zwar ein Dorf sein und nur eine Kneipe haben, aber seit Marvin Compper von Gladbach dorthin gewechselt ist, gibt's für ihn und den Club nur noch die Richtung nach oben: Bundesliga, Tabellenspitze, Nationalmannschaft (das erste Spiel auch noch gegen das Mutterland des Fußballs) -- will er diesen Weg fortsetzen, kann er eigentlich nur noch in zwei Jahren nach Gladbach zurückwechseln. Da in Hoffenheim nicht gerade der Bär steppt, hat sich Marvin Commper gleich in doppelter Hinsicht in Heidelberg verliebt, wo er in der traumhaften Weststadt lebt.
Auch wenn die Leser dieses sympathischen Familienblogs sich über den unaufhaltsamen Aufstieg von Marvin Compper (von Hoffenheim mal ganz zu schweigen) sicherlich nur begrenzt freuen können, ist es doch tröstlich zu wissen, dass erstklassige Gladbacher furiose Karriere machen. Dies übrigens nicht nur in Deutschland, wie wir im zweiten Teil anhand von Eugen Polanski zeigen möchten, der derzeit bei Getafe die spanische Liga aufmischt und maßgeblich zum 1:1 gegen den FC Barcelona und zum 3:1 gegen die königlich-galaktischen von Real Madrid beigetragen hat. Was ist angesichts solcher Karrieren schon die Aussicht auf ein Jahr 2. Liga, zumal diese ja bekanntlich mit Meisterschaft, Aufstieg und Champions-League-Ambitionen endet...?!
Anmerkung der Redaktion: Der Autor beteuert, dass er nicht nur leidenschaftlicher Hoffenheim-Fan, sondern tatsächlich auch Sympathisant der VfLs sei, auch wenn man dies dem vorliegenden Text nur begrenzt anmerkt. Zuletzt wurde er übrigens in der Nähe der neuen Arena in Sinsheim gesehen.
Angesichts von Tabellenstand, Punktezahl und Abstand zum rettenden Ufer gibt es derzeit wenig zu beschönigen: Vieles spricht leider wieder einmal dafür, dass sich die hartgesottenen und leidensfähigen, also die einzig wahren Gladbach-Fans auf ein entbehrungsreiches, dafür hoffentlich aber auch siegreiches Jahr in der 2. Bundesliga einstellen müssen. Um eventuell aufkommende Trauer oder gar Wehmut gegenüber trüben Aussichten gleich im Keim zu ersticken, ist dies also genau der richtige Zeitpunkt, um an glorreiche Zeiten und erstklassige Spieler zu denken.
Für Gladbachfans heißt das bekanntlich in der Regel die Gedanken weg von der tristen Gegenwart und zurück in die Fohlenvergangenheit schweifen zu lassen. Da aber Hennes und Jünter schon zu oft für die Realitätsflucht, die für die gute Laune des wahren Fans so oft nötig ist, herhalten mussten, beginnen wir heute eine neue Serie über weitere erstklassige Gladbacher.
Den Anfang machen wir mit, naja, wem wohl, natürlich mit Marvin Compper, der geradezu beispielhaft verkörpert, wohin der Weg von der harten Gladbacher Ersatzbank führen kann: Nach oben, und zwar nach ganz oben. Hoffenheim mag zwar ein Dorf sein und nur eine Kneipe haben, aber seit Marvin Compper von Gladbach dorthin gewechselt ist, gibt's für ihn und den Club nur noch die Richtung nach oben: Bundesliga, Tabellenspitze, Nationalmannschaft (das erste Spiel auch noch gegen das Mutterland des Fußballs) -- will er diesen Weg fortsetzen, kann er eigentlich nur noch in zwei Jahren nach Gladbach zurückwechseln. Da in Hoffenheim nicht gerade der Bär steppt, hat sich Marvin Commper gleich in doppelter Hinsicht in Heidelberg verliebt, wo er in der traumhaften Weststadt lebt.
Auch wenn die Leser dieses sympathischen Familienblogs sich über den unaufhaltsamen Aufstieg von Marvin Compper (von Hoffenheim mal ganz zu schweigen) sicherlich nur begrenzt freuen können, ist es doch tröstlich zu wissen, dass erstklassige Gladbacher furiose Karriere machen. Dies übrigens nicht nur in Deutschland, wie wir im zweiten Teil anhand von Eugen Polanski zeigen möchten, der derzeit bei Getafe die spanische Liga aufmischt und maßgeblich zum 1:1 gegen den FC Barcelona und zum 3:1 gegen die königlich-galaktischen von Real Madrid beigetragen hat. Was ist angesichts solcher Karrieren schon die Aussicht auf ein Jahr 2. Liga, zumal diese ja bekanntlich mit Meisterschaft, Aufstieg und Champions-League-Ambitionen endet...?!
Anmerkung der Redaktion: Der Autor beteuert, dass er nicht nur leidenschaftlicher Hoffenheim-Fan, sondern tatsächlich auch Sympathisant der VfLs sei, auch wenn man dies dem vorliegenden Text nur begrenzt anmerkt. Zuletzt wurde er übrigens in der Nähe der neuen Arena in Sinsheim gesehen.
Mittwoch, 4. März 2009
seitenwechsel #76
Erst wenn der letzte Tropfen Tinte zu Papier gebracht ist, wird diese Brieffreundschaft enden. Woche für Woche schreiben sich Joachim von Seitenwahl und Martin einen Brief über die Lage der Nation, d.h. vor allem der VfLs. Zur Ablenkung spielen sie jetzt auch noch Schach, was Joachim ganz kurzatmig werden lässt. Martin holt für seine Antwort weit aus, wie immer nachzulesen bei Seitenwahl.
Lieber Martin,
Sb8-c6. Bringen wir also Springer ins Spiel, wobei ich die Pferde im Schach meine, sonst hätte ich ja Gaul gesagt. In ein paar Zügen tauschen wir sie dann ab, dann sind wir sie los. Die Springer. Oder wir behalten sie noch ein wenig, um sie dann unvermeidlich doch noch los zu werden. Die Springer-Dinger. Im Schach. Oder so.
Du siehst, meine Sätze werden immer kürzer. Ich möchte ja heute auch mal von Teilen der Leser verstanden werden, denen ich sonst intellektuell zu hoch bin. Daher bemühe. Ich mich jetzt. Wenigstens ein paar. Sätze mit höchstens.
Vier Wörtern. Zu verwenden.
Und Absätze einzubauen.
Ich sollte auch noch ein paar dieser Wörter fett drucken. Und ein Bild verwenden, das zwar inzwischen sechs Jahre alt ist, aber scheiß drauf.
Hauptsache.
Die.
Story.
Paßt.
Zwischen die Bilder.
Du mußt zugeben, das hat was von konkreter Poesie. Und stell Dir vor, wie viele Leser ich dann hätte! Naja, ich habe früh gelernt, daß Qualität und Erfolg einsam machen. Genauso übrigens wie Mißerfolg, wobei wir bei Borussia wären (wir sind eigentlich immer bei Borussia, aber jetzt sind wir mittenmang, wie Ihr im Norden sagt). Borussia hatte es ja fast geschafft, den Nordpark-Publikumszulauf auf Bökelbergverhältnisse herunterzuwirtschaften, da hat sie plötzlich gewonnen. Wir durften eine Woche hoffen, dann kam das Anti-Bremen-Erlebnis: Gut gespielt (zumindest eine Halbzeit), doch verloren.
Geht es uns jetzt schlechter? Und was sagt uns das für das Hamburg-Spiel?
Meine Antworten als Fohlen-Nihilist lauten "nein" und "nichts" (sollte ich anstatt "Fohlen-Nihilist" besser "Pferde-Verächter" oder "Springer-Neinsager" sagen, um von meinen kurzsätzigen Lesern besser verstanden zu werden?). Bald haben wir die Beletage der Liga durch, dann kommen die Schmuddelkinder, und wir müssen punkten. Und ich denke, wir werden punkten, so wie wir gegen Hannover gepunktet haben. Dann geht es uns besser, und Fußball-Deutschland sieht es auch.
In diesem Sinne, lieber Martin, fasse ich mich heute kurz. Ich jette jetzt nach Florenz, und wehe, da liegt noch der Dante auf dem Krankenbett. Dem werde ich dann mit dem Mutu der Verzweiflung Beine machen. Und wenn ich ein Talent sehe, 16 Jahre alt, 1 Meter 55 groß und mit zwei linken Beinen, dann kaufe ich es für Borussia. Für die dreißig Cent, die ich dann Wechselgeld retour bekomme, kaufe ich mir noch einen Reporter und lasse ihn darüber berichten, wie dieser mediterrane Siegfried von Rotkäppchen gemobbt wird.
Spaß muß sein. Hauptsache, die Zote stimmt (oder heißt das "Quote")?
Den Klassenerhalt mit einer Pulle Prosecco feiernd grüßt Dich
Dein Joachim
Lieber Martin,
Sb8-c6. Bringen wir also Springer ins Spiel, wobei ich die Pferde im Schach meine, sonst hätte ich ja Gaul gesagt. In ein paar Zügen tauschen wir sie dann ab, dann sind wir sie los. Die Springer. Oder wir behalten sie noch ein wenig, um sie dann unvermeidlich doch noch los zu werden. Die Springer-Dinger. Im Schach. Oder so.
Du siehst, meine Sätze werden immer kürzer. Ich möchte ja heute auch mal von Teilen der Leser verstanden werden, denen ich sonst intellektuell zu hoch bin. Daher bemühe. Ich mich jetzt. Wenigstens ein paar. Sätze mit höchstens.
Vier Wörtern. Zu verwenden.
Und Absätze einzubauen.
Ich sollte auch noch ein paar dieser Wörter fett drucken. Und ein Bild verwenden, das zwar inzwischen sechs Jahre alt ist, aber scheiß drauf.
Hauptsache.
Die.
Story.
Paßt.
Zwischen die Bilder.
Du mußt zugeben, das hat was von konkreter Poesie. Und stell Dir vor, wie viele Leser ich dann hätte! Naja, ich habe früh gelernt, daß Qualität und Erfolg einsam machen. Genauso übrigens wie Mißerfolg, wobei wir bei Borussia wären (wir sind eigentlich immer bei Borussia, aber jetzt sind wir mittenmang, wie Ihr im Norden sagt). Borussia hatte es ja fast geschafft, den Nordpark-Publikumszulauf auf Bökelbergverhältnisse herunterzuwirtschaften, da hat sie plötzlich gewonnen. Wir durften eine Woche hoffen, dann kam das Anti-Bremen-Erlebnis: Gut gespielt (zumindest eine Halbzeit), doch verloren.
Geht es uns jetzt schlechter? Und was sagt uns das für das Hamburg-Spiel?
Meine Antworten als Fohlen-Nihilist lauten "nein" und "nichts" (sollte ich anstatt "Fohlen-Nihilist" besser "Pferde-Verächter" oder "Springer-Neinsager" sagen, um von meinen kurzsätzigen Lesern besser verstanden zu werden?). Bald haben wir die Beletage der Liga durch, dann kommen die Schmuddelkinder, und wir müssen punkten. Und ich denke, wir werden punkten, so wie wir gegen Hannover gepunktet haben. Dann geht es uns besser, und Fußball-Deutschland sieht es auch.
In diesem Sinne, lieber Martin, fasse ich mich heute kurz. Ich jette jetzt nach Florenz, und wehe, da liegt noch der Dante auf dem Krankenbett. Dem werde ich dann mit dem Mutu der Verzweiflung Beine machen. Und wenn ich ein Talent sehe, 16 Jahre alt, 1 Meter 55 groß und mit zwei linken Beinen, dann kaufe ich es für Borussia. Für die dreißig Cent, die ich dann Wechselgeld retour bekomme, kaufe ich mir noch einen Reporter und lasse ihn darüber berichten, wie dieser mediterrane Siegfried von Rotkäppchen gemobbt wird.
Spaß muß sein. Hauptsache, die Zote stimmt (oder heißt das "Quote")?
Den Klassenerhalt mit einer Pulle Prosecco feiernd grüßt Dich
Dein Joachim
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seitenwechsel
1 Kommentare
Dienstag, 3. März 2009
sms von maik #2: cottbusser dammbruch
Maik ist geflüchtet, ist geflohen. Das Schicksal des VfL lässt ihn trotzdem nicht kalt. Doch statt dass er sich über den Sieg vom Wochenende freut, den der VfL seiner Vorsprache beim Fußballgott verdankt, träumt er wirr und fürchtet sich.
Heute Nacht geträumt: Rechtsradikale Cottbus-Fans verfolgen mich. Eine Hatz. Große Angst. Verschanze mich in einer Schule. Schlage einen der Angreifer, minderjährig, mit einem Stuhl bewusstlos. Wer weiß, was das bedeuten mag: Bitte melden!
Sachdienliche Hinweise und Traumdeutungen nehmen wir unter maik-im-wahn@vflog.de entgegen.
Heute Nacht geträumt: Rechtsradikale Cottbus-Fans verfolgen mich. Eine Hatz. Große Angst. Verschanze mich in einer Schule. Schlage einen der Angreifer, minderjährig, mit einem Stuhl bewusstlos. Wer weiß, was das bedeuten mag: Bitte melden!
Sachdienliche Hinweise und Traumdeutungen nehmen wir unter maik-im-wahn@vflog.de entgegen.
Montag, 2. März 2009
über sieben brücken
Nach dem gestrigen 1:0-Erfolg ist wenigstens beim Osnabrücker VfL die Lawinengefahr vorerst gebannt. Nach sieben sieglosen Heimspielen ist im besten Maffayschen Stil damit auch die bittere schwarze Serie der Bremer Brücke gebrochen.
Schade, dass der Fußballgott auch an diesem Wochenende wieder seinen eigenwilligen Humor an den VfLs auslebt: Ein schlechtes Spiel wird gewonnen, ein phasenweise Gutes bringt keine Punkte. Wunschloses Glück gibt es eben nur im deutschen Schlager.
Schade, dass der Fußballgott auch an diesem Wochenende wieder seinen eigenwilligen Humor an den VfLs auslebt: Ein schlechtes Spiel wird gewonnen, ein phasenweise Gutes bringt keine Punkte. Wunschloses Glück gibt es eben nur im deutschen Schlager.
Sonntag, 1. März 2009
sms von maik #1
Maik ist geflüchtet, ist geflohen. Das Schicksal des VfL lässt ihn trotzdem nicht kalt. Und da er gerade in den Bergen weilt, dem Himmel und damit auch dem Fußballgott näher ist als wir Armen, die wir die Mühen der Ebene erleiden, spricht aus seiner SMS aus der Ferne eine besondere Stimme.
Der Fußballgott droht mit Donnerwetter, sollte Ingolstadt punkten. "Das könnte eine Lawine lostreten", flüstert er. Überall Warnungen. Kämpfen, VfL, kämpfen!
Der Fußballgott droht mit Donnerwetter, sollte Ingolstadt punkten. "Das könnte eine Lawine lostreten", flüstert er. Überall Warnungen. Kämpfen, VfL, kämpfen!
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