Montag, 1. August 2005

quo vadis, borussia?

Montag. Die Woche, in der alles wieder gut wird, jedenfalls werden könnte, hat begonnen. Am Mittwoch, wir haben viel zu lange nicht darauf hingewiesen, sitzen wir bei der TORWORT-Lesung in Gladbach neben Hans Mayer (es gibt noch wenige Karten), und am Freitag rollt endlich (endlich, E N D L I C H !) wieder ein Pflichtspielball für die Borussia.

Gut, wegen mir müsste es nicht gleich nach München gehen. Und beim Auswärtsspiel danach gleich zum Vizemeister. Ein Fehlstart ist da kaum möglich, denn wer erwartet gegen solche Gegner schon Großes? Die wohl traurige Antwort: fast alle Fans. Werden die Fohlen-Anhänger sich zum Beispiel mit einem Punkt aus den ersten drei Spielen zufrieden geben? Ich fürchte nicht. Und dann wären wir wieder da, wo wir neulich aufgehört haben...

Ein Grund mehr, auf einen (gar nicht derart unwahrscheinlichen) Coup gegen die Lederhosler zu hoffen. Ich sage nur: Asien-Reise. Ich merke nur an: Stadion-Neubau-Flattern (Stuttgart!). Ich hoffe nur: Elber! Ich weiß: Wir können die Bayern schlagen, an einem guten Tag. Und gerade Horst Köppel weiß, wie es geht. Dann natürlich würden alle Dämme brechen. Ein Sieg gegen die Bayern zum Auftakt, das hatten wir zwar schonmal. Aber: einen Auswärtssieg, das hatten wir schon lange nicht mehr!

Doch was hilft die Spekulation; wir werden auf Freitag warten müssen. Zu Saisonauftakt diskutiert man ohnehin eher selten den ersten Spieltag. Die ganze Saison gilt es zu überblicken. Wo wird Gladbach also im Frühsommer 2006 in der Tabelle stehen? In Anlehnung an Watzlawick lässt sich für solche Fragen im Fußball feststellen: Man kann nicht nicht prognostizieren. Auch Markus Aretz hat dies im Gespräch mit uns beschrieben – die Presse erpresst geradezu Saisonziele, um das Scheitern dann entsprechend ausschlachten zu können. Nach der Horrorsaison, die hinter uns liegt, ist dieses Thema für Gladbach kein Problem. Sich eine Steigerung zum Ziel zu setzen, das dürfte nicht zuviel verlangt sein. Aber wo sehen uns die Kollegen des Sportjournalismus? Kaum möchte ich es ansprechen.

Im Prinzip gibt es für solche Debatten ohnehin nur eine ernstzunehmende Quelle: Das jährliche Kicker-Sonderheft. Natürlich von Statistikfreaks verschlungen, ansonsten ähnlich überschätzt wie das Mutterblatt, aber immer noch unangefochten vor allen Kopisten Saisonheft der Wahl. Und?
"kicker-Prognose: Spielt der Kader nicht wieder eine Saison lang unter Normalform und knüpft an den Teamgeist der Saison-Endphase an, ist ein Platz um Rang 12 möglich. Sonst droht erneut der Abstiegskampf."
Ja, wie gesagt. Maßlos überschätzt, das Blättchen. Diese Prognose hätte wohl ziemlich jeder geben können: Wenn es gut läuft, läuft es gut, wenn nicht, droht (!) der Abstiegskampf. Von wegen "droht"! Wir wären sicher mittendrin, wenn wir wieder derart die Pest hätten, wie zuletzt. Aber nun haben wir ja den besten Trainer wo gibt. Findet jedenfalls Max Merkel in der BILD. Eine der anderen Klassiker unter den Saisonprognosen. Merkel bestätigt allerdings vor allem meine Überzeugung, dass Menschen mit diesem Nachnamen nichts zu sagen haben sollten. Sein Metier sind Pseudomeinung und Schwachsinnsanekdoten:
"Ich kenne den Schwaben-Horscht seit seinen Zeiten als Profi in Stuttgart und Gladbach. Damals spielte er noch mit „Woll-Mütze“. So nannten die Kollegen sein Lieblings-Toupet... [...] Dann kam Dick Advocaat mit dem ganz dicken Gehalt. Vielleicht hat der Holländer den Eierlikör erfunden. Als Trainer war er das größte (und teuerste!) Brat-Ei, das Gladbach je auf der Bank hatte."
Was soll man zu diesem Schmarrn sagen? Vielleicht noch zitieren, dass Gladbach nach Merkel in allen Mannschaftsteilen Ligadurchschnitt ist (3 Bälle). Allein der Trainer hat 3,5 Bälle und ist damit fast stark, dafür attestiert der Franz-Josef Wagner des Fußballs dem Fohlenmanagement nur eine "schwache" Qualität (2 Bälle). Dass der Präsident mit Stadion-Neubau und Professionalisierung den Verein auf einem sicheren Weg weit ab etwa von der anderen Borussia führt und dass Peter Pander, kaum 100 Tage im Amt, bisher nichts falsch gemacht hat, wen interessiert's? Kampagnenjournalisten bei der BILD sicher nicht.

Richten wir zum Abschluss den Blick auf ein neues Blatt, das über Gladach schreibt. "RUND" ist jüngst zum ersten Mal erschienen, ein Monatsheft aus dem Olympia-Verlag, der auch den Kicker herausgibt. Der erste Eindruck? Der Kommentar zur Lage der Vereine ist ähnlich unentschlossen wie bei den etablierten Kollegen, aber immerhin nicht gleichermaßen ironiefrei. Und wenn der Schauspieler (und, leider, BVB-Fan) Dietmar Bär weiter hinten im Heft über den Zimmermann-Wunder-von-Bern-live-Kommentar 1954 sagen darf, "Die ist für mich die letzte Sportpalastrede. Wenn ich die höre, höre ich auch, 'wollt ihr den totalen Krieg'", dann haben sich die € 2,80 für mich schon gelohnt. Und eine Saisonprognose steht im ganzen Heft nicht drin. Danke.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Welcher Bundesliga-Verein hat die Besten Fans?

Nicht das die Gegner so herausregend waeren, man wittert schon eine Verschwoerung! Aber noch fuehrt Gladbach mit 46,4%, vor Bayern, Frankfurt, Dusiburg und Bielefeld.

SAT1-Videotext Tafel 181