Der Fehlerteufel war am Werk. Nicht heute, aber heute vor etwa 1692 Jahren. Damals hat er sich eingeschlichen, und was gebührte einem kleinen Teufel mehr, als am Heiligen Stuhl zu sägen: Papst Silvester I. amtierte seinerzeit im Vatikan, und dank des Fehlerteufels wird seither überliefert, der Papstname buchstabiere sich mit "i". Damit nicht genug: "Silva" bedeutet zu allem Unglück auf lateinisch auch noch "Wald", so dass dem heiligen Vater der Beiname "Waldmensch" angedieh; er ist Patron der Haustiere. Dem Papst also, so viel steht fest, wurde über mitgespielt.
Silvester selbst hatte immer Sylvester heißen wollen, doch nachdem einmal die Nachricht mit "i" raus war, wollten die Vatikaner sich nicht die Blöße geben, einen göttlichen Rechtschreibfehler einzugestehen. Sylvester hieß von nun an also Silvester, und das Unheil nahm seinen Lauf: Haustierpatron, der gregorianische Kalender mit seinen Jahr für Jahr wiederkehrenden Silvesterfeiern; eins kam zum anderen, und an die wahre Geschichte erinnerte sich niemand mehr:
Von Anfang an nämlich wollte Silvester I. ein Papst der Schwachen, der großen Verlierer sein. Der Glücklosen. Der Pechvögel. Und damit auch ein Papst für die Borussia! Er wollte sich solidarisieren mit den Kater Karlos dieser Welt, mit den Donalds und Toms, und eben mit: Sylvester. Dann aber kam das "i", und Silvester I. starb am 31. Dezember 335 unglücklich in Rom.
Sonntag, 31. Dezember 2006
Samstag, 30. Dezember 2006
der sporadische adventskalender: türchen 29
Ab dem 27. Januar rollt wieder der Ball in der Bundesliga. Bis dahin sind es noch 29 Tage. Nicht jeden Tag, aber doch immer wieder, wollen wir in der ligalosen Zeit an dieser Stelle sporadisch ein virtuelles Türchen öffnen und einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde präsentieren. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Wir werden sehen. Weiter geht's.
Fußball findet immer in Gesellschaft statt, und eine liebevolle Unart dieses Familienblogs ist es, deswegen ab und an diese ganze große Gesellschaft rund um das Leder in den Blick zu nehmen, gewissermaßen über den Suppenkaspertellerrand hinauszugucken. Viele Sternchen haben wir so schon zu Stars gemacht, Peter Licht zum Beispiel und Cerys Matthews. Und heute: Peter Brasch.
Peter Brasch, deutscher Schriftsteller und am 18. Juni 2001 gestorben, ist nämlich ein Sohn der Stadt Cottbus. Dort, im Stadion der Freundschaft, geht es für die Borussia zum Rückrundenstart gleich um alles. Peter Brasch studierte in Leipzig, wurde jedoch, weil er gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestierte, exmatrikuliert. Brasch war darüber nicht einmal unglücklich, hatte er doch ohnehin nicht vor, "zwischen veraalten Journalistikvolontären zu versiechen". Sympathisch. Und dazu auch noch weise, denn Brasch schrieb schon 2001 mit dem Gedicht "Abgesang" den Spielbericht für das Bundesligaspiel Energie gegen VfL, das erst sechs Jahre später angepfiffen wird:
Fußball findet immer in Gesellschaft statt, und eine liebevolle Unart dieses Familienblogs ist es, deswegen ab und an diese ganze große Gesellschaft rund um das Leder in den Blick zu nehmen, gewissermaßen über den Suppenkaspertellerrand hinauszugucken. Viele Sternchen haben wir so schon zu Stars gemacht, Peter Licht zum Beispiel und Cerys Matthews. Und heute: Peter Brasch.
Peter Brasch, deutscher Schriftsteller und am 18. Juni 2001 gestorben, ist nämlich ein Sohn der Stadt Cottbus. Dort, im Stadion der Freundschaft, geht es für die Borussia zum Rückrundenstart gleich um alles. Peter Brasch studierte in Leipzig, wurde jedoch, weil er gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestierte, exmatrikuliert. Brasch war darüber nicht einmal unglücklich, hatte er doch ohnehin nicht vor, "zwischen veraalten Journalistikvolontären zu versiechen". Sympathisch. Und dazu auch noch weise, denn Brasch schrieb schon 2001 mit dem Gedicht "Abgesang" den Spielbericht für das Bundesligaspiel Energie gegen VfL, das erst sechs Jahre später angepfiffen wird:
Von der Sonderbar in die Wunderhaft.Bisher geöffnet: Türchen 37 | Türchen 32 |
Saufen kann man überall, nur nicht trinken.
Wer uns glücklich aus dieser Haftbar schafft
Darf, wenn wir sterben, auch winken
Wir wohnten nie in einem Haus
Wir liefen nie, wir rannten
Wie lang halten wir diese Freiheit aus:
Und das, was wir Liebe nannten.
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Freitag, 29. Dezember 2006
mein schönstes fußballerlebnis
Zugegeben, die Stimmung ist mau derzeit. Da ist man geneigt, alles in Bausch und Bogen schlecht zu finden. Die Tabelle sowieso, den Fußball allgemein und die Welt als solche ohnehin. Alles elend, alles Mist.
In dieser Stimmung nun, da Silvester naht, einen Jahresrückblick zu schreiben, könnte bös enden. Dennoch soll es ihn in den nächsten Tagen geben. Aber unsere Sorge: Wo bleibt denn da das Positive, der optimistische Ausblick, die feucht-fröhliche Sektlaune, nach der sich zum 31.12. alle sehnen? Das muss, was Borussia betrifft, von Euch kommen, unseren Lesern.
Bitte schreibt uns in den nächsten Tagen Euer schönstes Erlebnis mit Borussia aus dem letzten Jahr. Die Mail, die uns das größte Lächeln ins Gesicht zaubert, erhält natürlich einen kleinen Preis. Einfach schreiben und ab an laecheln@vflog.de.
Ach ja, Osnabrück-Fans dürfen schon auch teilnehmen. Sie haben es nur ungleich leichter...
In dieser Stimmung nun, da Silvester naht, einen Jahresrückblick zu schreiben, könnte bös enden. Dennoch soll es ihn in den nächsten Tagen geben. Aber unsere Sorge: Wo bleibt denn da das Positive, der optimistische Ausblick, die feucht-fröhliche Sektlaune, nach der sich zum 31.12. alle sehnen? Das muss, was Borussia betrifft, von Euch kommen, unseren Lesern.
Bitte schreibt uns in den nächsten Tagen Euer schönstes Erlebnis mit Borussia aus dem letzten Jahr. Die Mail, die uns das größte Lächeln ins Gesicht zaubert, erhält natürlich einen kleinen Preis. Einfach schreiben und ab an laecheln@vflog.de.
Ach ja, Osnabrück-Fans dürfen schon auch teilnehmen. Sie haben es nur ungleich leichter...
Donnerstag, 28. Dezember 2006
borussias young boy
Jetzt ist genug gelevels und gecomppert bei der Borussia. Der neue Mann in der VfL-Abwehr heißt Steven Gohouri. Der junge Mann kommt passenderweise von den Young Boys Bern. Als er erstmals durch den Borussiapark geführt wurde, soll Gohouri erfürchtig gesagt haben: "Alles dreht sich, wenn man den Kopf ein bisschen bewegt. Man hat das Gefühl, dass einem schwindelig ist." Den festen Stand wird er noch lernen und der Borussia ein starker Rückhalt sein.
Der Fußballgott, der alte Schlawiner, ist übrigens ein alter Geheimniskrämer. In seinem Weihnachtsgruß nicht mal der Hauch einer Andeutung, dass die Verpflichtung des neuen Jupp-Jüngers bervorsteht. Stattdessen lächelt er heute behütend vom Fußballhimmel.
Der Fußballgott, der alte Schlawiner, ist übrigens ein alter Geheimniskrämer. In seinem Weihnachtsgruß nicht mal der Hauch einer Andeutung, dass die Verpflichtung des neuen Jupp-Jüngers bervorsteht. Stattdessen lächelt er heute behütend vom Fußballhimmel.
Mittwoch, 27. Dezember 2006
der sporadische adventskalender: türchen 32
Ab dem 27. Januar rollt wieder der Ball, für die Borussia geht es ins Stadion der Freundschaft nach Cottbus und damit gleich zu Anfang um alles. Bis dahin sind es noch 32 Tage. Nicht jeden Tag, aber doch immer wieder, wollen wir in der ligalosen Zeit an dieser Stelle sporadisch ein virtuelles Türchen öffnen und einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde präsentieren. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Wir werden sehen. Weiter geht's.
Heute lehrt uns der Adventskalender, was Weihnachten mit einem Aufenthalt im Weltall gemein hat. Thomas Reiter, just aus der Raumstation ISS zurückgekehrt, erklärte in einem Interview, nach dem Weltall sei die Erfahrung der Schwerkraft "überwältigend (...) Wenn man aufstehen muss, dann fällt das unglaublich schwer. Die ersten Stunden sind kein Vergnügen. Alles dreht sich, wenn man den Kopf ein bisschen bewegt. Man hat das Gefühl, dass einem schwindelig ist." Und wer könnte das nach drei Tagen Saufen und Fressen am 27.12. morgens nicht auch 1:1 so in sein Tagebuch schreiben?
Ins Weltall wollen wir also nicht, wenn es einem danach geht wie nach Weihnachten. (Mehr dazu übrigens auch in den wunderbaren Liedern "Life on Earth" von The Divine Comedy und "La Station Mir" von Benabar.) Wenn wir davon träumen, von hier unten wegzukommen, dann meinen wir nur die Bundesligatabelle.
Bisher geöffnet: Türchen 37 |
Heute lehrt uns der Adventskalender, was Weihnachten mit einem Aufenthalt im Weltall gemein hat. Thomas Reiter, just aus der Raumstation ISS zurückgekehrt, erklärte in einem Interview, nach dem Weltall sei die Erfahrung der Schwerkraft "überwältigend (...) Wenn man aufstehen muss, dann fällt das unglaublich schwer. Die ersten Stunden sind kein Vergnügen. Alles dreht sich, wenn man den Kopf ein bisschen bewegt. Man hat das Gefühl, dass einem schwindelig ist." Und wer könnte das nach drei Tagen Saufen und Fressen am 27.12. morgens nicht auch 1:1 so in sein Tagebuch schreiben?
Ins Weltall wollen wir also nicht, wenn es einem danach geht wie nach Weihnachten. (Mehr dazu übrigens auch in den wunderbaren Liedern "Life on Earth" von The Divine Comedy und "La Station Mir" von Benabar.) Wenn wir davon träumen, von hier unten wegzukommen, dann meinen wir nur die Bundesligatabelle.
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Dienstag, 26. Dezember 2006
das war einmal #12
Der Weihnachtsbraten liegt noch quer im Magen, gleich neben dem Dutzend Kuchenstücken und den 400 Gramm Keksen, die sich über die Feiertage angesammelt haben. Doch es gibt Menschen, denen geht es noch schlechter: Fans des SC Preußen Münster zum Beispiel. Münster spielt mittlerweile in der Oberliga gegen Granatenmannschaften wie den Delbrücker SC oder die Sportfreunde Oestrich-Iserlohn. Doch einen Lichtblick immerhin gibt es in Münster. Einen weißen Brasilianer und Ex-VfLer: Ansgar Brinkmann.
Angelehnt an die schöne WDR-Tradition, die 'Tageschau vor 20 Jahren' zu reanimieren, weil die alten Bänder einfach zu schön sind, um sie in den Archiven vergammeln zu lassen - diese Stücke sind immerhin holde Fernsehgeschichte -, widmen auch wir vom VfLog uns in unregelmäßigen Abständen unserer Best-of-Serie.
Heute: Brinkmann und E-Plus
Bisher erschienen: Teil 1 | Teil 2 | Teil 3 | Teil 4 | Teil 5 | Teil 6 |
Teil 7 | Teil 8 | Teil 9 | Teil 10 | Teil 11 |
Angelehnt an die schöne WDR-Tradition, die 'Tageschau vor 20 Jahren' zu reanimieren, weil die alten Bänder einfach zu schön sind, um sie in den Archiven vergammeln zu lassen - diese Stücke sind immerhin holde Fernsehgeschichte -, widmen auch wir vom VfLog uns in unregelmäßigen Abständen unserer Best-of-Serie.
Heute: Brinkmann und E-Plus
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Montag, 25. Dezember 2006
weihnachtsgruß vom fußballgott
Der Schirmherr dieses Blog schickt, wie in jedem Jahr, einen herzlichen Weihnachtsgruß. Wir dokumentieren ihn im Wortlaut.
Lieber Martin, lieber Maik, liebe VfLog-Leser.
Ihr seid ein Gottesgeschenk! Wie schön, dass es euch gibt. Ihr seid mir Pflöcke des Guten im großen Ozean des Elends. Gerade im vergangenen Jahr ist mir offenbar einiges aus den Händen geglitten. Italien ist Fußballweltmeister geworden. Dafür hat mein Abteilungs-Leiter-Gott aus der Diözese "Internationaler Fußball" die volle Verantwortung übernommen; er ist zurückgetreten. Sowas passiert immer, wenn man sich nicht um alles selber kümmert, doch dafür fehlt mir oft die Zeit.
Wolfsburg ist am letzten Spieltag der vergangenen Saison doch nicht abgestiegen. Wie das passieren konnte, ist mir noch immer völlig schleierhaft. Ich hatte eigentlich eindeutig angeordnet, dass Pest gegen Cholera, also Kaiserslautern in Wolfsburg gewinnt. Operativ befasst war mit diesem Vorgang ein junger Vikar aus dem Bereich "VfL-Bastarde, deutsch"; er hat daraufhin versucht, sich das Leben zu nehmen. (Ein Dummerchen, hätte er doch wissen müssen, dass er längst unbefristet das ewige Leben hat.)
Auch der Zwangsabstieg des VfL Herzberg setzt mir noch immer zu. Die Diözese "Amateure, Niedersachsen" habe ich daraufhin aufgelöst. Der Bereich wird jetzt von einer neu geschaffenen Planstelle geleitet, die direkt mir persönlich unterstellt ist. Dass sich der Erfolg so kurzfristig einstellt und Herzberg in der 1. Kreisklasse derart schnell in die Erfolgsspur zurückgefunden hat, war nicht abzusehen. Dass es geklappt hat, ist ein umso schöneres Weihnachtsgeschenk.
Aber all das ist nichts gegen die beiden richtigen VfLs. Ach, welch Labsal, den lila-weißen Osnabrückern beim Strurm an die Tabellenspitze die Füße zu führen. Und jetzt haben wir es allen gezeigt: Den vermeintlichen Favoriten aus St. Pauli und Lübeck; den lächerlichen Kritikern und Wollitz-Skeptikern, die sich selbst Fans nennen, obschon sie gar nicht wissen, was das ist; den Versagern, die in der vergangenen Spielzeit im lila-weißen Trikot Anlass für einigen Ärger gaben.
Und Gladbach? Sicher, die Borussia steht tief in der Tabelle, aber ihr wisst: Alles kann auch ich nicht auf einmal ändern. Einen hellen Stern habe ich über dem Borussiapark leuchten lassen, auf diese Weise Jupp im Sommer zum VfL gelotst und veranlasst, dass man ihn in Ruhe arbeiten lässt. Verlasst euch auf mich: Das wird Früchte tragen, habt keine Angst! Einige seiner Jünger haben Judas-Potenzial, das muss weiter aufmerksam beobachtet werden. Und zur Not müssen Spieler geopfert werden. Jupp jedoch, das dürft ihr mir glauben, wird noch zum Geschenk des Himmels. Eines, auf das ihr euch heute schon, zu Weihnachten, freuen dürft.
Nun aber: Euch allen zusammen wirklich tolle Weihnachten!
Euer Fußballgott.
Lieber Martin, lieber Maik, liebe VfLog-Leser.
Ihr seid ein Gottesgeschenk! Wie schön, dass es euch gibt. Ihr seid mir Pflöcke des Guten im großen Ozean des Elends. Gerade im vergangenen Jahr ist mir offenbar einiges aus den Händen geglitten. Italien ist Fußballweltmeister geworden. Dafür hat mein Abteilungs-Leiter-Gott aus der Diözese "Internationaler Fußball" die volle Verantwortung übernommen; er ist zurückgetreten. Sowas passiert immer, wenn man sich nicht um alles selber kümmert, doch dafür fehlt mir oft die Zeit.
Wolfsburg ist am letzten Spieltag der vergangenen Saison doch nicht abgestiegen. Wie das passieren konnte, ist mir noch immer völlig schleierhaft. Ich hatte eigentlich eindeutig angeordnet, dass Pest gegen Cholera, also Kaiserslautern in Wolfsburg gewinnt. Operativ befasst war mit diesem Vorgang ein junger Vikar aus dem Bereich "VfL-Bastarde, deutsch"; er hat daraufhin versucht, sich das Leben zu nehmen. (Ein Dummerchen, hätte er doch wissen müssen, dass er längst unbefristet das ewige Leben hat.)
Auch der Zwangsabstieg des VfL Herzberg setzt mir noch immer zu. Die Diözese "Amateure, Niedersachsen" habe ich daraufhin aufgelöst. Der Bereich wird jetzt von einer neu geschaffenen Planstelle geleitet, die direkt mir persönlich unterstellt ist. Dass sich der Erfolg so kurzfristig einstellt und Herzberg in der 1. Kreisklasse derart schnell in die Erfolgsspur zurückgefunden hat, war nicht abzusehen. Dass es geklappt hat, ist ein umso schöneres Weihnachtsgeschenk.
Aber all das ist nichts gegen die beiden richtigen VfLs. Ach, welch Labsal, den lila-weißen Osnabrückern beim Strurm an die Tabellenspitze die Füße zu führen. Und jetzt haben wir es allen gezeigt: Den vermeintlichen Favoriten aus St. Pauli und Lübeck; den lächerlichen Kritikern und Wollitz-Skeptikern, die sich selbst Fans nennen, obschon sie gar nicht wissen, was das ist; den Versagern, die in der vergangenen Spielzeit im lila-weißen Trikot Anlass für einigen Ärger gaben.
Und Gladbach? Sicher, die Borussia steht tief in der Tabelle, aber ihr wisst: Alles kann auch ich nicht auf einmal ändern. Einen hellen Stern habe ich über dem Borussiapark leuchten lassen, auf diese Weise Jupp im Sommer zum VfL gelotst und veranlasst, dass man ihn in Ruhe arbeiten lässt. Verlasst euch auf mich: Das wird Früchte tragen, habt keine Angst! Einige seiner Jünger haben Judas-Potenzial, das muss weiter aufmerksam beobachtet werden. Und zur Not müssen Spieler geopfert werden. Jupp jedoch, das dürft ihr mir glauben, wird noch zum Geschenk des Himmels. Eines, auf das ihr euch heute schon, zu Weihnachten, freuen dürft.
Nun aber: Euch allen zusammen wirklich tolle Weihnachten!
Euer Fußballgott.
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Samstag, 23. Dezember 2006
alles neu im neuen jahr
Die Winterpause wird Borussia wohl wieder einmal dazu nutzen, sich zu verstärken. Diese Bemühungen waren in der Vergangenheit mal von mehr, mal auch von weniger Erfolg gekrönt. Wir werden dem VfL nun vormachen, wie es geht. Bis zum Start der Rückrunde werden auch wir einige kleine, feine Neuerungen einführen. Zu viel sei noch nicht verraten, aber vor allem können unsere wertkonservativen Leser weiter beruhigt schlafen: Die Änderungen werden so sacht sein, dass sie kaum auffallen, aber das Leben mit dem VfLog noch ein bißchen einfacher machen.
Als Gott die Welt erschuf, ruhte er nach sieben Tagen Arbeit. Bei uns ist es umgekehrt, wir machen - schon traditionsgemäß - erstmal morgen am 24.12. frei, am 1. Weihnachtsfeiertag wird dann der Fußballgott wie gewohnt seine Weihnachtsgrüße an die Welt senden. Exklusiv bei uns. Gutes bleibt nämlich unverändert.
Als Gott die Welt erschuf, ruhte er nach sieben Tagen Arbeit. Bei uns ist es umgekehrt, wir machen - schon traditionsgemäß - erstmal morgen am 24.12. frei, am 1. Weihnachtsfeiertag wird dann der Fußballgott wie gewohnt seine Weihnachtsgrüße an die Welt senden. Exklusiv bei uns. Gutes bleibt nämlich unverändert.
Freitag, 22. Dezember 2006
der sporadische adventskalender: türchen 37
Guter Sitte und Brauch folgend öffnen Millionen Menschen übermorgen das letzte Türchen ihres Adventskalenders und entdecken ein Stückchen mehr oder minder wohlschmeckende Schokolade, einen krebserregenden Zimtstern oder - im schlimmsten Fall - ein selbstgebasteltes Kleinod des Partners. Auf dass es so richtig weihnachte! (Nebenbei: Wann jemals war das Unwort "Partner" angemessener als bei der Rede von selbstgebastelten Adventskalendern?).
Sei's drum: Da bei gefühlten 19 Grad Außentemperatur niemand in Weihnachtsstimmung kommt, wollen wir uns - mal wieder - ein realistischeres Ziel vornehmen, auf das Vorfreude aufzubauen leicht fallen wird: die Rückrunde der Bundesliga. Ab dem 27. Januar rollt wieder der Ball, für die Borussia geht es ins Stadion der Freundschaft nach Cottbus und damit gleich zu Anfang um alles. Bis dahin sind es noch 37 Tage. Nicht jeden Tag, aber doch immer wieder, wollen wir in der ligalosen Zeit an dieser Stelle sporadisch ein virtuelles Türchen öffnen und einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde präsentieren. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Wir werden sehen. Los geht's.
{37}
[Bild vom Auswärtsspiel in Hamburg, VfL-Fans feiern das Unentschieden; aufgenommen mit schwachbrüstiger Handykamera.]
Sei's drum: Da bei gefühlten 19 Grad Außentemperatur niemand in Weihnachtsstimmung kommt, wollen wir uns - mal wieder - ein realistischeres Ziel vornehmen, auf das Vorfreude aufzubauen leicht fallen wird: die Rückrunde der Bundesliga. Ab dem 27. Januar rollt wieder der Ball, für die Borussia geht es ins Stadion der Freundschaft nach Cottbus und damit gleich zu Anfang um alles. Bis dahin sind es noch 37 Tage. Nicht jeden Tag, aber doch immer wieder, wollen wir in der ligalosen Zeit an dieser Stelle sporadisch ein virtuelles Türchen öffnen und einen schmackhaften Leckerli zur Einstimmung auf die Rückrunde präsentieren. Wie bei jedem Adventskalender weiß man vorher nicht, was drin ist. Ein Zitat? Ein langer Text? Ein Bild gar? Wir werden sehen. Los geht's.
{37}
[Bild vom Auswärtsspiel in Hamburg, VfL-Fans feiern das Unentschieden; aufgenommen mit schwachbrüstiger Handykamera.]
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Donnerstag, 21. Dezember 2006
seitenwechsel #19
Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Seit Beginn der Saison 06/07 gibt es nun den SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog haben einen Briefwechsel begonnen, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf Seitenwahl und auf dem VfLog Woche für Woche der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.
Unten der neunzehnte Seitenwechsel, diesmal hat wieder einmal Mike den Anfang gemacht. Martins Antwortbrief findet ihr bei Seitenwahl.
Lieber Martin, lieber Maik,
ich bin müde, geistig müde. Seit Freitag Abend schon sitze ich jeden Tag am Rechner, will Euch schreiben. Etwas Nettes, etwas Passendes, das zur Jahreszeit passt. Nur blieb das Blatt respektive der Bildschirm meist leer. Landauf, landab, quer durch alle Zeitungen und Foren liest man sachliche und weniger sachliche Analysen. Überall kommen die Ratten aus ihren Löchern, die nervigen "Ich-habs-ja-immer-gewusst"-Blender, die sich in solchen Zeiten zu vermehren scheinen. Natürlich wäre es auch an uns, SEITENWAHL, der momenten Situation den richtigen Anstrich zu geben. Aber ich kann nicht, und ich will nicht. Ich bin froh, dass jetzt Pause ist.
Normalerweise fallen in solchen Emails und Artikeln oft Floskeln wie "Es wird Zeit, zur Ruhe zu kommen, das Jahr zu reflektieren" usw. Das Jahr reflektieren! Manchmal frage ich mich, ob die Menschen dies automatisiert machen oder nur, weil sie ständig lesen, dass es von Jedermann gemacht würde.
Ich habe mir eben unseren ersten SEITENwechsel durchgelesen, vier Monate ist das nun schon her. Martin schrieb mir seinerzeit, dass es die viele Optimisten waren, die Gladbach oft zum Verhängnis wurden, da sie oft mit sehr viel Zuversicht in die Saison gestartet waren, um am Ende - bitter enttäuscht - den Kopf des Trainers zu fordern. "Think pink!", und das bis zum Ende; das hatte Martin seinerzeit gefordert. Dem Optimisten, das schrieb ich Euch damals, haftet oft das Etikett des Naiven an. Ich sehe das anders. Der Optimist geht mit seiner Meinung voran, er prescht vor. Auch auf die Gefahr hin, dass er sich eine blutige Nase holt. Der Pessimist hält sich meist bedeckt und kommt dann aus der Sonne. Wirkt unheimlich clever, ist es aber nicht. Etwas Positives hat die sportliche Krise in Mönchengladbach allerdings: wir haben bei SEITENWAHL deutlich mehr Besucher. Die Menschen gieren dann doch mehr nach negativen Schlagzeilen, weil dann jeder einen Lösungsvorschlag hat, wie es besser zu laufen hat.
Wieviel Seiten hätte wohl ein Thema "Danke Peter Pander, dass Du nicht vier Millionen Euro für Valdez ausgegeben hast!" in den bekannten Foren? Zur Erinnerung, das war der Wunderstürmer von Werder Bremen, den sich viele Fans gewünscht haben und der bisher ein ganzes Tor für den BVB geschossen hat (im DFB-Pokal). Aber nein, Heynckes und Pander haben sich im Sommer hingesetzt und überlegt, welcher Spieler auf dem europäischen Markt die besten Chancen hat, zum absoluten Flop zu werden? Verletzungsanfällig sollte er noch sein! "Wenn schon Gegenwind im Winter, dann richtig", werden sich Pander und Heynckes gedacht haben. Ist gar nicht so einfach, da halb Europa zur Borussia wechseln wollte, freiwillig natürlich. Und natürlich hat jeder Fan der Borussia schon vor Monaten gewusst, dass Theofanis Gekas ein absoluter Top-Stürmer ist. Nur der blinde Pander, der holt den nicht!
Entschuldigt meinen Zynismus so kurz vor dem Fest der Liebe. Ich werde mich herunterzählen, mir einen Kaffee kochen, eine Zigarette rauchen und heute Abend mit meiner Freundin, die als FC-Fan noch viel mehr durchmacht, ins Kino gehen. Der Gutschein zu diesem Abend war heute in meinem Adventskalender, den sie mir gebastelt hat. Es sind eben doch die kleinen Dinge im Leben, die das Glück bedeuten. Was bedeutet schon ein 16. Tabellenplatz der Borussia gegen ein kleines "duplo", das morgens mit einem lieben Zettel in meine Tasche gelegt wird?
Im neuen Jahr wird es weitergehen. Ich werde bis zuletzt meinen Optimismus nicht verlieren, auch wenn es mitunter schwer fallen wird. Ich glaube an die Mannschaft, ich glaube an Heynckes. Wissen kann ich es nicht. Selbst Heynckes bezeichnete mich als Ahnungslosen, doch ist es ein schönes Gefühl, damit nicht allein zu sein.
Frohe Weihnachten & bis nächstes Jahr!
Herzlichst
Mike
Unten der neunzehnte Seitenwechsel, diesmal hat wieder einmal Mike den Anfang gemacht. Martins Antwortbrief findet ihr bei Seitenwahl.
Lieber Martin, lieber Maik,
ich bin müde, geistig müde. Seit Freitag Abend schon sitze ich jeden Tag am Rechner, will Euch schreiben. Etwas Nettes, etwas Passendes, das zur Jahreszeit passt. Nur blieb das Blatt respektive der Bildschirm meist leer. Landauf, landab, quer durch alle Zeitungen und Foren liest man sachliche und weniger sachliche Analysen. Überall kommen die Ratten aus ihren Löchern, die nervigen "Ich-habs-ja-immer-gewusst"-Blender, die sich in solchen Zeiten zu vermehren scheinen. Natürlich wäre es auch an uns, SEITENWAHL, der momenten Situation den richtigen Anstrich zu geben. Aber ich kann nicht, und ich will nicht. Ich bin froh, dass jetzt Pause ist.
Normalerweise fallen in solchen Emails und Artikeln oft Floskeln wie "Es wird Zeit, zur Ruhe zu kommen, das Jahr zu reflektieren" usw. Das Jahr reflektieren! Manchmal frage ich mich, ob die Menschen dies automatisiert machen oder nur, weil sie ständig lesen, dass es von Jedermann gemacht würde.
Ich habe mir eben unseren ersten SEITENwechsel durchgelesen, vier Monate ist das nun schon her. Martin schrieb mir seinerzeit, dass es die viele Optimisten waren, die Gladbach oft zum Verhängnis wurden, da sie oft mit sehr viel Zuversicht in die Saison gestartet waren, um am Ende - bitter enttäuscht - den Kopf des Trainers zu fordern. "Think pink!", und das bis zum Ende; das hatte Martin seinerzeit gefordert. Dem Optimisten, das schrieb ich Euch damals, haftet oft das Etikett des Naiven an. Ich sehe das anders. Der Optimist geht mit seiner Meinung voran, er prescht vor. Auch auf die Gefahr hin, dass er sich eine blutige Nase holt. Der Pessimist hält sich meist bedeckt und kommt dann aus der Sonne. Wirkt unheimlich clever, ist es aber nicht. Etwas Positives hat die sportliche Krise in Mönchengladbach allerdings: wir haben bei SEITENWAHL deutlich mehr Besucher. Die Menschen gieren dann doch mehr nach negativen Schlagzeilen, weil dann jeder einen Lösungsvorschlag hat, wie es besser zu laufen hat.
Wieviel Seiten hätte wohl ein Thema "Danke Peter Pander, dass Du nicht vier Millionen Euro für Valdez ausgegeben hast!" in den bekannten Foren? Zur Erinnerung, das war der Wunderstürmer von Werder Bremen, den sich viele Fans gewünscht haben und der bisher ein ganzes Tor für den BVB geschossen hat (im DFB-Pokal). Aber nein, Heynckes und Pander haben sich im Sommer hingesetzt und überlegt, welcher Spieler auf dem europäischen Markt die besten Chancen hat, zum absoluten Flop zu werden? Verletzungsanfällig sollte er noch sein! "Wenn schon Gegenwind im Winter, dann richtig", werden sich Pander und Heynckes gedacht haben. Ist gar nicht so einfach, da halb Europa zur Borussia wechseln wollte, freiwillig natürlich. Und natürlich hat jeder Fan der Borussia schon vor Monaten gewusst, dass Theofanis Gekas ein absoluter Top-Stürmer ist. Nur der blinde Pander, der holt den nicht!
Entschuldigt meinen Zynismus so kurz vor dem Fest der Liebe. Ich werde mich herunterzählen, mir einen Kaffee kochen, eine Zigarette rauchen und heute Abend mit meiner Freundin, die als FC-Fan noch viel mehr durchmacht, ins Kino gehen. Der Gutschein zu diesem Abend war heute in meinem Adventskalender, den sie mir gebastelt hat. Es sind eben doch die kleinen Dinge im Leben, die das Glück bedeuten. Was bedeutet schon ein 16. Tabellenplatz der Borussia gegen ein kleines "duplo", das morgens mit einem lieben Zettel in meine Tasche gelegt wird?
Im neuen Jahr wird es weitergehen. Ich werde bis zuletzt meinen Optimismus nicht verlieren, auch wenn es mitunter schwer fallen wird. Ich glaube an die Mannschaft, ich glaube an Heynckes. Wissen kann ich es nicht. Selbst Heynckes bezeichnete mich als Ahnungslosen, doch ist es ein schönes Gefühl, damit nicht allein zu sein.
Frohe Weihnachten & bis nächstes Jahr!
Herzlichst
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Mittwoch, 20. Dezember 2006
"osna ist viel schöner als berlin"
"Fußballregionalligist VfL Osnabrück hat im Achtelfinale des DFB-Pokals für die große Überraschung gesorgt." Und weiter: "Hertha BSC blamierte sich erneut" und bot eine insgesamt "enttäuschende Leistung". Soweit der Kollege vom Sportinformationsdienst (sid) aus Berlin um 19:24 Uhr. Sechs Minuten später wurde das Spiel VfL Osnabrück gegen Hertha BSC Berlin angepfiffen. Es endete 0:3, der VfL ist aus dem Pokalwettbewerb ausgeschieden, Berlin steht im Viertelfinale.
Wie wenig das Pokalspiel schlussendlich an seiner Berichterstattung ändern kann, wird offenbar, wenn man die Agenturjournalisten dabei beobachtet, wie sie große Teile des Spielberichts schon vor Anpfiff fertig geschrieben haben; wie ihr Fließtext nur noch Lücken lässt für Ergebnis und Torschützen; wie sich - im Falle eines Osnabrücker Sieges - der Ausfall von Yildi Bastürk bei den Herthanern "an allen Ecken und Enden" bemerkbar gemacht hätte; wie nun - nach dem Berliner 3:0-Sieg - Osnabrück das Fehlen von "Top-Torschütze" Addy Menga nicht kompensieren konnte.
Orientieren wir uns daran, was wirklich passiert ist, fiel weder der eine noch der andere Ausfall bemerkenswert ins Gewicht. Die Spieler waren eben einfach nicht dabei. Auf dem Platz standen andere. Claus-Dieter Wollitz ließ seine Mannschaft - erwartbar! - vergleichsweise defensiv mit einem 4-4-1-1-System beginnen. Vor der Abwehrkette agierte eine Mittelfeldreihe mit Bilal Aziz, Jo Enochs, Jan Schanda und Andreas Schäfer; davor im offensiven Mittelfeld Alex Nouri; als einzige klassische Spitze lief Thommy Reichenberger auf. Das brachte auf der einen Seite eine - dem höherklassigen Gegner angemessen - robustere Defensive, kostete auf der anderen Seite aber sicher auch Gefährlichkeit im Angriffsspiel. Reichenberger stand vorn oft allein auf verlorenem Posten.
Berlin spielte ähnlich; nur bot Trainer Falko Götz mit Marko Pantelic und Christian Gimenez zwei Stürmer auf, er verzichtete auf einen fünften Mittelfeldmann.
Götz wollte, das hatte er schon vor dem Anstoß gesagt, den Osnabrückern von Anfang an keine Gelegenheit geben, das Spiel zu machen. Seine Berliner sollten gleich von Beginn an das Heft in die Hand nehmen. So geschah es ab etwa der 15. Spielminute. Bis dahin hatte der VfL mithalten können, spielte deutlich selbstbewusster als in der total nervösen Anfangsphase gegen Gladbach und stand überaus kompakt. Ndjeng und Aziz bewiesen das ein oder andere Mal Übersicht und bauten das VfL-Spiel besonnen auf. Das Publikum spendete Szenenapplaus, und - Zeichen der vorübergehenden Berliner Unzufriedenheit - Pantelic sah Gelb wegen Meckerns. In der 16. Minute dann die erste bessere Chance für Hertha: Gilberto schoss aus der zweiten Reihe, verfehlte jedoch das Tor. Zwei Minuten später, Osnabrück hatte hinten zu lässig klären wollen und musste dann foulspielen, wieder Gilberto, diesmal ein Freistoß aus gut 20 Metern, knapp über das Tor. Der Druck der Berliner wuchs, vorerst noch nur mit schnellen Kontern.
In der 21. Minute tauschte Hertha-Coach Götz seine Mittelfeldspieler auf den Außenbahnen. Kevin-Prince Boateng, bis dahin rechts, wechselte nach links; Gilberto nahm die rechte Seite ein. Das sorgte nicht unmittelbar für mehr Gefahr, irritierte jedoch die gut organisierte Osnabrücker Hintermannschaft etwas und belebte vor allem das Berliner Offensivspiel, auf das Osnabrück sich bis dahin ganz gut eingestellt hatte. Hertha wurde gefährlicher. In der 24. und 25. Minute parierte der sehr gut aufgelegte Frederik Gößling zwei Schüsse von Pal Dardei und Ashkan Dejagah. In dieser Spielphase gelang es dem VfL oft nur per Foul, die Berliner zu stoppen; gefährliche Standards waren die Folge. Nach einer guten halben Stunde dann störte Marko Tredup den Herthaner Malik Fathi zu vorsichtig, Fathi konnte flanken, und was aussah, wie die Kopfballabnahme von Gimenez zum 0:1, war schlussendlich Fathis Flanke, die niemand mehr berührte. Der Ball schlug in der langen Ecke ein, Gößling traf keine Schuld, weil ein Torwart in einer solchen Situation immer erst dann weiß, dass der Ball keinen Adressaten mehr findet, wenn das Leder dabei ist, direkt ins Netz zu kullern.
Unter Umständen hätte dem VfL in der 36. Minute ein Elfmeter zuerkannt werden müssen, als Reichenberger nach einem Schanda-Schuss auf einmal im Strafraum lag. Pele Wollitz sagte nach dem Spiel, der Strafstoß wäre schön gewesen; nicht etwa, weil man Hertha, "die heute einfach zwei Klassen besser waren", dann gefährlich worden wäre, sondern weil man dem Publikum noch ein paar mehr Minuten einen richtigen Pokalfight hätte bieten können. Statt des Ausgleichs fiel fünf Minuten später das 0:2, und diesmal war es bestimmt Gimenez, der einen Pantelic-Drehschuss abstaubte. Boateng hatte vorher geflankt, und Gößling konnte nur die erste Pantelic-Attacke noch mit einer starken Parade abwehren. Gegen das, was dann kam, war er wieder machtlos.
Osnabrück hatte die Konzentration verloren, besonders im Spielaufbau. Nouri und Schäfer vertendelten den Ball allzu oft leichtfertig, und natürlich traut sich ein Regionalligist nach einem solchen Rückstand nicht mehr, selbstbewusst Druck zu machen. Der VfL spielte zu langsam und berechenbar, vielleicht phasenweise zu mutlos. Andererseits: Der Gegner setzte auch alle seine Klasse dagegen. Hertha stand hinten sicher und lief nie Gefahr, Osnabrück zu unterschätzen.
Verwirrung stiftete Trainer Götz abermals, als er Boateng und Gilberto zu Beginn der zweiten Halbzeit wieder die Positionen wechseln ließ, und mit dem 0:3 in der 50. Minute war das Spiel gelaufen. De Jong hatte den Ball vorher leichtfertig im Mittelfeld verloren, anschließend stand der VfL hinten zu offen, Sofian Chahed konnte von rechts flanken und abermals Gimenez in der Mitte verwerten. Was folgte waren nur noch einige Osnabrücker Alibi-Chancen in der Schlussphase: "Schüsse" von Schäfer, dem eingewechselten - und auffälligen! - Daniel Cartus und Tredup. Hertha konnte es sich leisten, das Spielen weitgehend einzustellen und den Vorsprung leicht und locker zu verwalten, anders als noch in der vergangenen Saison, als man in St. Pauli auch 2:0 zur Halbzeit führte, um das Spiel noch mit 3:4 zu verlieren.
Die mitgereisten Berliner jubelten, doch die große Mehrheit des Publikums feierte unablässig den VfL. Trotz der unvermeidbaren Niederlage sagten knapp 19.000 Zuschauer im ausverkauften Stadion an der Bremer Brücke nahezu die komplette zweite Halbzeit lang "Danke" - für eine mitreißende erste Halbserie in der Regionalliga Nord inklusive Herbstmeisterschaft. "Osna ist viel schöner als Berlin" skandierten die Zuschauer, "Spitzenreiter, Spitzenreiter"-Sprechchöre schallten durch das Stadion, und die Haupttribüne applaudierte stehend. Für diese Ovationen hatte die Mannschaft hart arbeiten müssen. Das Verhältnis zu den Fans war nach der enttäuschenden vergangenen Spielzeit lange Monate gespannt, doch versöhnlicher hätte die Adventszeit für Mannschaft und Fans nicht enden können. Dafür wiederum bedankte sich auch der Trainer Pele Wollitz nach dem Spiel ausdrücklich. Er hofft, dass die „tolle Unterstützung“ im kommenden Jahr so weitergeht. "Doch damit das so kommt, müssen wir den ersten Schritt machen. Das ist ganz normal: Wir müssen uns optimal vorbereiten und alles geben. Dann werden uns die Fans auch weiter so unterstützen."
Die Vorbereitung beginnt am 4. Januar. Bis zum Rückrundenstart verbringt die Mannnschaft - wie im Aufstiegsjahr 2003 - eine Woche auf Langlaufskiern in Saalfeld und ein weiteres Trainingslager auf Marbella. Gesund mit von der Partie ist dann auch wieder Goalgatter Addy Menga. Sein Fehlen im Pokalspiel gab der sid-Kollege übrigens per Telefon in die Zentrale weiter. Er buchstabierte: "Addy Menga, also A wie Adolf, D wie..."
Wie wenig das Pokalspiel schlussendlich an seiner Berichterstattung ändern kann, wird offenbar, wenn man die Agenturjournalisten dabei beobachtet, wie sie große Teile des Spielberichts schon vor Anpfiff fertig geschrieben haben; wie ihr Fließtext nur noch Lücken lässt für Ergebnis und Torschützen; wie sich - im Falle eines Osnabrücker Sieges - der Ausfall von Yildi Bastürk bei den Herthanern "an allen Ecken und Enden" bemerkbar gemacht hätte; wie nun - nach dem Berliner 3:0-Sieg - Osnabrück das Fehlen von "Top-Torschütze" Addy Menga nicht kompensieren konnte.
Orientieren wir uns daran, was wirklich passiert ist, fiel weder der eine noch der andere Ausfall bemerkenswert ins Gewicht. Die Spieler waren eben einfach nicht dabei. Auf dem Platz standen andere. Claus-Dieter Wollitz ließ seine Mannschaft - erwartbar! - vergleichsweise defensiv mit einem 4-4-1-1-System beginnen. Vor der Abwehrkette agierte eine Mittelfeldreihe mit Bilal Aziz, Jo Enochs, Jan Schanda und Andreas Schäfer; davor im offensiven Mittelfeld Alex Nouri; als einzige klassische Spitze lief Thommy Reichenberger auf. Das brachte auf der einen Seite eine - dem höherklassigen Gegner angemessen - robustere Defensive, kostete auf der anderen Seite aber sicher auch Gefährlichkeit im Angriffsspiel. Reichenberger stand vorn oft allein auf verlorenem Posten.
Berlin spielte ähnlich; nur bot Trainer Falko Götz mit Marko Pantelic und Christian Gimenez zwei Stürmer auf, er verzichtete auf einen fünften Mittelfeldmann.
Götz wollte, das hatte er schon vor dem Anstoß gesagt, den Osnabrückern von Anfang an keine Gelegenheit geben, das Spiel zu machen. Seine Berliner sollten gleich von Beginn an das Heft in die Hand nehmen. So geschah es ab etwa der 15. Spielminute. Bis dahin hatte der VfL mithalten können, spielte deutlich selbstbewusster als in der total nervösen Anfangsphase gegen Gladbach und stand überaus kompakt. Ndjeng und Aziz bewiesen das ein oder andere Mal Übersicht und bauten das VfL-Spiel besonnen auf. Das Publikum spendete Szenenapplaus, und - Zeichen der vorübergehenden Berliner Unzufriedenheit - Pantelic sah Gelb wegen Meckerns. In der 16. Minute dann die erste bessere Chance für Hertha: Gilberto schoss aus der zweiten Reihe, verfehlte jedoch das Tor. Zwei Minuten später, Osnabrück hatte hinten zu lässig klären wollen und musste dann foulspielen, wieder Gilberto, diesmal ein Freistoß aus gut 20 Metern, knapp über das Tor. Der Druck der Berliner wuchs, vorerst noch nur mit schnellen Kontern.
In der 21. Minute tauschte Hertha-Coach Götz seine Mittelfeldspieler auf den Außenbahnen. Kevin-Prince Boateng, bis dahin rechts, wechselte nach links; Gilberto nahm die rechte Seite ein. Das sorgte nicht unmittelbar für mehr Gefahr, irritierte jedoch die gut organisierte Osnabrücker Hintermannschaft etwas und belebte vor allem das Berliner Offensivspiel, auf das Osnabrück sich bis dahin ganz gut eingestellt hatte. Hertha wurde gefährlicher. In der 24. und 25. Minute parierte der sehr gut aufgelegte Frederik Gößling zwei Schüsse von Pal Dardei und Ashkan Dejagah. In dieser Spielphase gelang es dem VfL oft nur per Foul, die Berliner zu stoppen; gefährliche Standards waren die Folge. Nach einer guten halben Stunde dann störte Marko Tredup den Herthaner Malik Fathi zu vorsichtig, Fathi konnte flanken, und was aussah, wie die Kopfballabnahme von Gimenez zum 0:1, war schlussendlich Fathis Flanke, die niemand mehr berührte. Der Ball schlug in der langen Ecke ein, Gößling traf keine Schuld, weil ein Torwart in einer solchen Situation immer erst dann weiß, dass der Ball keinen Adressaten mehr findet, wenn das Leder dabei ist, direkt ins Netz zu kullern.
Unter Umständen hätte dem VfL in der 36. Minute ein Elfmeter zuerkannt werden müssen, als Reichenberger nach einem Schanda-Schuss auf einmal im Strafraum lag. Pele Wollitz sagte nach dem Spiel, der Strafstoß wäre schön gewesen; nicht etwa, weil man Hertha, "die heute einfach zwei Klassen besser waren", dann gefährlich worden wäre, sondern weil man dem Publikum noch ein paar mehr Minuten einen richtigen Pokalfight hätte bieten können. Statt des Ausgleichs fiel fünf Minuten später das 0:2, und diesmal war es bestimmt Gimenez, der einen Pantelic-Drehschuss abstaubte. Boateng hatte vorher geflankt, und Gößling konnte nur die erste Pantelic-Attacke noch mit einer starken Parade abwehren. Gegen das, was dann kam, war er wieder machtlos.
Osnabrück hatte die Konzentration verloren, besonders im Spielaufbau. Nouri und Schäfer vertendelten den Ball allzu oft leichtfertig, und natürlich traut sich ein Regionalligist nach einem solchen Rückstand nicht mehr, selbstbewusst Druck zu machen. Der VfL spielte zu langsam und berechenbar, vielleicht phasenweise zu mutlos. Andererseits: Der Gegner setzte auch alle seine Klasse dagegen. Hertha stand hinten sicher und lief nie Gefahr, Osnabrück zu unterschätzen.
Verwirrung stiftete Trainer Götz abermals, als er Boateng und Gilberto zu Beginn der zweiten Halbzeit wieder die Positionen wechseln ließ, und mit dem 0:3 in der 50. Minute war das Spiel gelaufen. De Jong hatte den Ball vorher leichtfertig im Mittelfeld verloren, anschließend stand der VfL hinten zu offen, Sofian Chahed konnte von rechts flanken und abermals Gimenez in der Mitte verwerten. Was folgte waren nur noch einige Osnabrücker Alibi-Chancen in der Schlussphase: "Schüsse" von Schäfer, dem eingewechselten - und auffälligen! - Daniel Cartus und Tredup. Hertha konnte es sich leisten, das Spielen weitgehend einzustellen und den Vorsprung leicht und locker zu verwalten, anders als noch in der vergangenen Saison, als man in St. Pauli auch 2:0 zur Halbzeit führte, um das Spiel noch mit 3:4 zu verlieren.
Die mitgereisten Berliner jubelten, doch die große Mehrheit des Publikums feierte unablässig den VfL. Trotz der unvermeidbaren Niederlage sagten knapp 19.000 Zuschauer im ausverkauften Stadion an der Bremer Brücke nahezu die komplette zweite Halbzeit lang "Danke" - für eine mitreißende erste Halbserie in der Regionalliga Nord inklusive Herbstmeisterschaft. "Osna ist viel schöner als Berlin" skandierten die Zuschauer, "Spitzenreiter, Spitzenreiter"-Sprechchöre schallten durch das Stadion, und die Haupttribüne applaudierte stehend. Für diese Ovationen hatte die Mannschaft hart arbeiten müssen. Das Verhältnis zu den Fans war nach der enttäuschenden vergangenen Spielzeit lange Monate gespannt, doch versöhnlicher hätte die Adventszeit für Mannschaft und Fans nicht enden können. Dafür wiederum bedankte sich auch der Trainer Pele Wollitz nach dem Spiel ausdrücklich. Er hofft, dass die „tolle Unterstützung“ im kommenden Jahr so weitergeht. "Doch damit das so kommt, müssen wir den ersten Schritt machen. Das ist ganz normal: Wir müssen uns optimal vorbereiten und alles geben. Dann werden uns die Fans auch weiter so unterstützen."
Die Vorbereitung beginnt am 4. Januar. Bis zum Rückrundenstart verbringt die Mannnschaft - wie im Aufstiegsjahr 2003 - eine Woche auf Langlaufskiern in Saalfeld und ein weiteres Trainingslager auf Marbella. Gesund mit von der Partie ist dann auch wieder Goalgatter Addy Menga. Sein Fehlen im Pokalspiel gab der sid-Kollege übrigens per Telefon in die Zentrale weiter. Er buchstabierte: "Addy Menga, also A wie Adolf, D wie..."
Dienstag, 19. Dezember 2006
der letzte zeuge
Eigene Gesetze soll der Pokal haben. Und Außenseiter sollen immer mal wieder für Überraschungen sorgen können. Sagt man allgemein. Ein Blick auf das aktuelle Pokaltableau vermittelt eher einen anderen Eindruck: Neun Erstligisten stehen im Achtelfinale, sechs Zweitligisten - und nur der VfL Osnabrück hält die Fahne der Underdogs hoch. Der VfL ist nach dem fulminanten Zweitrundensieg gegen Gladbach gewissermaßen der letzte Zeuge im Wettbewerb. Die Mannschaft von Trainer Claus-Dieter Wollitz kämpft heute Abend um ihr größtes Weihnachtsgeschenk. Sie will im DFB-Pokal überwintern.
Die Generalprobe gegen die kleinen Berliner hat der VfL schon erfolgreich absolviert. Aber das ist nichts gegen das, was die Lila-Weißen heute erwartet. Zwar fehlen den Berlinern an der restlos ausverkauften Bremer Brücke Regisseur Yildi Bastürk und Abwehrchef Dick van Burick; dennoch ist die Favoritenrolle immer noch vergleichsweise spektakulär besetzt. So wähnte sich Pal Dardai nach dem Zweitrundensieg gegen Eintracht Frankfurt schon in Vorweihnachtsstimmung: "Jetzt müssen wir nur noch in Osnabrück unsere Geschenke einsammeln." Man beachte das "nur". Wenn alles läuft wie erwartet und -bar, wird er recht behalten.
Pele Wollitz muss Goalgatter Addy Menga und Mathias Surmann ersetzen. Der VfL wird deshalb vermutlich mit nur einer klassischen Spitze spielen, nämlich Thommy Reichenberger. Was gerade gegen den Bundesligisten jedoch kein Nachteil sein muss: Der quirlige Mittelfeldmann Bilal Aziz kann Alexander Nouri im Aufbauspiel klug unterstützen, was angesichts des erwartbaren Mittelfeld-Übergewichts der Hertha bitter nötig sein wird; mit Nouri und Aziz zusammen dürfte der VfL variantenreicher nach vorn spielen können.
Gutes Omen könnte wieder einmal Trainer Wollitz selbst sein: Schon vor dem Sieg gegen Gladbach war es der Osnabrücker Coach, der seinen Jungs erzählen konnte wie es sich anfühlt, gegen die Borussia zu gewinnen. Und auch beim letzten Osnabrücker Heimsieg gegen Hertha BSC stand Wollitz noch selbst im lila-weißen Trikot auf dem Platz: Beim 3:1 am 25. August 1991. (Eines der Osnabrücker Tore schoss übrigens der legendäre Fred Klaus.) Mal abgesehen davon, dass Wollitz die Hertha auch dehalb gut kennt, weil er selbst mal in Berlin gespielt hat. Wenn morgen wahrhaftig ein kleines Weihnachtswunder geschehen und der VfL noch einen weiteren Erstligisten rauskegeln sollte, darf trotzdem schon vorzeitig die vierte Kerze am Adventskranz entzündet werden.
Die Generalprobe gegen die kleinen Berliner hat der VfL schon erfolgreich absolviert. Aber das ist nichts gegen das, was die Lila-Weißen heute erwartet. Zwar fehlen den Berlinern an der restlos ausverkauften Bremer Brücke Regisseur Yildi Bastürk und Abwehrchef Dick van Burick; dennoch ist die Favoritenrolle immer noch vergleichsweise spektakulär besetzt. So wähnte sich Pal Dardai nach dem Zweitrundensieg gegen Eintracht Frankfurt schon in Vorweihnachtsstimmung: "Jetzt müssen wir nur noch in Osnabrück unsere Geschenke einsammeln." Man beachte das "nur". Wenn alles läuft wie erwartet und -bar, wird er recht behalten.
Pele Wollitz muss Goalgatter Addy Menga und Mathias Surmann ersetzen. Der VfL wird deshalb vermutlich mit nur einer klassischen Spitze spielen, nämlich Thommy Reichenberger. Was gerade gegen den Bundesligisten jedoch kein Nachteil sein muss: Der quirlige Mittelfeldmann Bilal Aziz kann Alexander Nouri im Aufbauspiel klug unterstützen, was angesichts des erwartbaren Mittelfeld-Übergewichts der Hertha bitter nötig sein wird; mit Nouri und Aziz zusammen dürfte der VfL variantenreicher nach vorn spielen können.
Gutes Omen könnte wieder einmal Trainer Wollitz selbst sein: Schon vor dem Sieg gegen Gladbach war es der Osnabrücker Coach, der seinen Jungs erzählen konnte wie es sich anfühlt, gegen die Borussia zu gewinnen. Und auch beim letzten Osnabrücker Heimsieg gegen Hertha BSC stand Wollitz noch selbst im lila-weißen Trikot auf dem Platz: Beim 3:1 am 25. August 1991. (Eines der Osnabrücker Tore schoss übrigens der legendäre Fred Klaus.) Mal abgesehen davon, dass Wollitz die Hertha auch dehalb gut kennt, weil er selbst mal in Berlin gespielt hat. Wenn morgen wahrhaftig ein kleines Weihnachtswunder geschehen und der VfL noch einen weiteren Erstligisten rauskegeln sollte, darf trotzdem schon vorzeitig die vierte Kerze am Adventskranz entzündet werden.
Montag, 18. Dezember 2006
desaster-vfls, bitte melden
Joachim Schwerin, von uns geschätzter und stets gern gelesener Kollege, hat sich vor einigen Tagen wieder einmal bei uns zu Wort gemeldet und sogleich den Finger in die Wunde gelegt. GDNAG-Schleife schön und gut, wo es in der Bundesliga so trist aussieht, findet er. Doch dort, wo man die Abstiegszone nach belieben manipulieren kann, solle dies doch bitte schnell geschehen: In der VftabelLe.
"Schön und gut, tragen wir also wieder Schleife, das ist in Ordnung (solange es kein Trauerflor ist, aber noch ist die Schleife ja grün). Was allerdings nicht in Ordnung ist und uns ein lautes "Pfui!" entfahren läßt, sind diese widerlichen Striche in der VfTabelle, die die imaginären Abstiegsplätze ausweisen. Dort tummeln sich beide Mannschaften Borussias, obwohl die Plätze 9 und 11 doch eigentlich gesundes Mittelfeld symnolisieren sollten. Ich beantrage daher, daß die VftabelLe um die schlechtesten VfLs Deutschlands ergänzt wird, damit für Borussia Luft nach unten geschaffen wird. Irgendwo muß es doch VfLs mit Punkteschnitten von 0,5 und darunter geben!?"Wie recht er wieder einmal hat! Also suchen wir nun fieberhaft die schlechtesten VfLs Deutschlands, die unsere zwei Borussias wieder aus den Abstiegsrängen drücken. Bekennt Euch, meldet Euch. Jeder VfL, der in einem regelmäßigen Ligaspielbetrieb teilnimmt, darf benannt werden. Einfach eine kurze Mail an vftabelle@vflog.de schicken. Unser Dank gilt schon heute allen Desaster-Scouts, die Borussia wieder ins Mittelfeld führen werden.
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vftabelle
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Kommentare
Sonntag, 17. Dezember 2006
von vfl zu vfl
Die vergangene Saison war in Osnabrück ein großes Ärgernis. Nach einem wunderbaren Jahr, dem ersten von Pele Wollitz an der Bremer Brücke, in dem die Mannschaft einen sensationellen offensiven Ball spielte, hatte man sich so viel vorgenommen. Doch nichts von dem sollte sich einstellen. Stattdessen kickten im lila-weißen Dress gleichgültige, uninspirierte Fußballer, die alles verkörperten, doch nicht das einsatzfreudige, leidenschaftliche Osnabrücker Spiel.
Die Stimmung unter den Fans war gereizt. Vielerorts sogar so sehr, dass man beizeiten Angst haben musste um den Trainer. Nicht, dass er geschasst würde, vielmehr dass er selbst hinschmeißt. Die Wunden sind bis heute nicht richtig vernarbt. Wollitz wirkt noch immer oft verbittert, wenn man ihm mangelnde Klasse unterstellt. Ihm hat diese Schelte mächtig zugesetzt; das man ihm die Anerkennung verweigerte dafür, dass er sich vollends aufrieb. Mehr noch: Dass man ihm nicht glaubte, dass er mit Haut und Haaren für den VfL lebt.
Wollitz ist geblieben, man hat ihn machen lassen, er hat das Vertrauen des Vorstands und Gott sei Dank auch der übergroßen Mehrheit der Fans. Vor der aktuellen Saison hat er ausgemistet. Viele Spieler, die meisten, die in der vergangenen Saison noch das lila-weiße Trikot trugen, sind nicht mehr da. Er hat die Hauptverantwortlichen für die Talfahrt ausfindig gemacht, diejenigen, die weniger wollten als der Trainer selbst, die nicht mitarbeiten wollten, die nicht Teil der VfL-Familie waren. Sie alle sind weg.
Der VfL ist aktuell Herbstmeister der Regionalliga Nord. Im Pokal, im Vfduell, hat er die Borussia rausgekegelt, trifft am Dienstag in der dritten Runde auf Hertha BSC Berlin.
Und in Gladbach? Jupp Heynckes glaubt man jeden Moment, dass ihm die Borussia eine Herzenssache ist. Vielen seiner Schützlingen glaubt man das nicht. Wenn der Klub jetzt früh genug erkennt, auf welcher Seite der Außenlinie die Probleme stehen, stünde vielleicht die gewinnbringendste Frischzellenkur bevor. Vielleicht hat man vor Saisonbeginn mit Spielern wie Jeff Strasser die falschen ausgemustert; jene, die vielleicht schlechtere Fußballer, aber bessere VfLer waren. Das ist nicht mehr rückgängig zu machen, doch jetzt wäre die Zeit, der Mannschaft ein bundesligataugliches Aussehen zu verpassen. Und wenn das nicht klappt, dann wenigstens eines, das man anhimmeln kann, obwohl die große Liebe ein Loser ist.
Die Stimmung unter den Fans war gereizt. Vielerorts sogar so sehr, dass man beizeiten Angst haben musste um den Trainer. Nicht, dass er geschasst würde, vielmehr dass er selbst hinschmeißt. Die Wunden sind bis heute nicht richtig vernarbt. Wollitz wirkt noch immer oft verbittert, wenn man ihm mangelnde Klasse unterstellt. Ihm hat diese Schelte mächtig zugesetzt; das man ihm die Anerkennung verweigerte dafür, dass er sich vollends aufrieb. Mehr noch: Dass man ihm nicht glaubte, dass er mit Haut und Haaren für den VfL lebt.
Wollitz ist geblieben, man hat ihn machen lassen, er hat das Vertrauen des Vorstands und Gott sei Dank auch der übergroßen Mehrheit der Fans. Vor der aktuellen Saison hat er ausgemistet. Viele Spieler, die meisten, die in der vergangenen Saison noch das lila-weiße Trikot trugen, sind nicht mehr da. Er hat die Hauptverantwortlichen für die Talfahrt ausfindig gemacht, diejenigen, die weniger wollten als der Trainer selbst, die nicht mitarbeiten wollten, die nicht Teil der VfL-Familie waren. Sie alle sind weg.
Der VfL ist aktuell Herbstmeister der Regionalliga Nord. Im Pokal, im Vfduell, hat er die Borussia rausgekegelt, trifft am Dienstag in der dritten Runde auf Hertha BSC Berlin.
Und in Gladbach? Jupp Heynckes glaubt man jeden Moment, dass ihm die Borussia eine Herzenssache ist. Vielen seiner Schützlingen glaubt man das nicht. Wenn der Klub jetzt früh genug erkennt, auf welcher Seite der Außenlinie die Probleme stehen, stünde vielleicht die gewinnbringendste Frischzellenkur bevor. Vielleicht hat man vor Saisonbeginn mit Spielern wie Jeff Strasser die falschen ausgemustert; jene, die vielleicht schlechtere Fußballer, aber bessere VfLer waren. Das ist nicht mehr rückgängig zu machen, doch jetzt wäre die Zeit, der Mannschaft ein bundesligataugliches Aussehen zu verpassen. Und wenn das nicht klappt, dann wenigstens eines, das man anhimmeln kann, obwohl die große Liebe ein Loser ist.
Samstag, 16. Dezember 2006
fraglos
Mein Computer ist ein Schatz. Nach dem Desaster in Bochum und drei Punkten Abstand zum Klassenerhalt ist eigentlich, sollte man meinen, die Zeit für Fragen gekommen. Allein, es geht nicht. Mein Notebook verweigert das Fragezeichen und druckt statt seiner immer ein _. Eine schlaue, eine weise Metamorphose. Dieses _ darf vielleicht als Platzhalter, als Leerstelle verstanden werden, als Antwort auf Fragen, die sich nicht stellen.
Heynckes raus_ Haben die Fohlen das Zeug zum Klassenerhalt_ Fehlt es an Einsatzfreude, an spielerischer Klasse, an taktischem Geschick_ Was muss jetzt in der Winterpause passieren_ Woran hapert es am meisten_
Dieser Fragezeichenvirus ist bemerkenswert. Er ist eine Art Adelung, die von ganz oben kommt. Eine Offenbarung, eine Weisung, keine Fragen zu stellen, sondern Wahrheiten auszusprechen. Das tun wir ab morgen. Heute nur die leise Warnung an alle Kollegen aus der Journalie, die nach der Niederlage in Bochum dummes Zeug schreiben. Vom Tiefpunkt zum Beispiel und noch tieferen Tiefpunkt. Seien Sie vorgewarnt: Schlimmen Schmierfinken versagt dann schnell mal nicht nur das Fragezeichen, sondern gleich die gesamte Tastatur. Und was glauben Sie, wie nachtragend der Fußballgott sein kann_
Heynckes raus_ Haben die Fohlen das Zeug zum Klassenerhalt_ Fehlt es an Einsatzfreude, an spielerischer Klasse, an taktischem Geschick_ Was muss jetzt in der Winterpause passieren_ Woran hapert es am meisten_
Dieser Fragezeichenvirus ist bemerkenswert. Er ist eine Art Adelung, die von ganz oben kommt. Eine Offenbarung, eine Weisung, keine Fragen zu stellen, sondern Wahrheiten auszusprechen. Das tun wir ab morgen. Heute nur die leise Warnung an alle Kollegen aus der Journalie, die nach der Niederlage in Bochum dummes Zeug schreiben. Vom Tiefpunkt zum Beispiel und noch tieferen Tiefpunkt. Seien Sie vorgewarnt: Schlimmen Schmierfinken versagt dann schnell mal nicht nur das Fragezeichen, sondern gleich die gesamte Tastatur. Und was glauben Sie, wie nachtragend der Fußballgott sein kann_
Freitag, 15. Dezember 2006
ich geh jetzt schlafen
Borussia tut es ja schon seit langem. Wie kann man nur so blöd sein? Meine Stimmung lässt sich in diesem zwei Livetickerzeilen zusammenfassen:
Ob Heynckes wusste, wieviel Risiko er geht?!
85 Heynckes geht jetzt noch einmal Risiko: Für Thomas Helveg kommt Kahê in die Partie. Sonck sieht zudem die Gelbe Karte.
86 Die Entscheidung: Nach einem Freistoß der Platzherren unterläuft dem eben erst eingewechselten Kahê per Kopf ein Eigentor.
Ob Heynckes wusste, wieviel Risiko er geht?!
Donnerstag, 14. Dezember 2006
ausgeträumt
Nach dem verkorksten Bundesligastart, hatte man sich in Gladbach gedacht, wenigstens im UEFA-Cup gut spielen, Sympathien zurück gewinnen, die Gruppenphase überstehen. Doch nichts war es damit. Auch im vierten Spiel kein Sieg, der doch zum Weiterkommen gereicht hätte. Kein schlechtes Spiel, nein. Im Gegenteil eine Fohlenmannschaft, die Leidenschaft erkennen ließ. Doch trotzdem nur ein 2:2 im deutsch-deutschen Duell und (Nieder-)Rheinderby gegen Bayer Leverkusen, das nun - gemeinsam mit Werder Bremen, das aus der Champions-League dazustößt - die deutschen Fahnen im UEFA-Cup hochhält.
Vor zwei Wochen noch bot die Mannschaft von Jupp Heynckes bem 0:2 gegen Brügge grausamen, ängstlichen und nervösen Fußball, das war gestern Abend anders. Obwohl auswärts, spielte das Team energisch und oft sogar mit Spielwitz, aber natürlich wieder viel zu wenig zwingend. Bestnoten verdienten sich Federico Insua, der immer mehr der zu werden scheint, den man in Gladbach eigentlich schon zu Saisonbeginn eingekauft zu haben wähnte, nämlich ein Spielmacher, ein Fädenzieher, der zudem noch gefährlich vor dem Tor ist; und, nach seiner Einwechslung, der zuletzt doch beachtlich harmlose Oliver Neuville, der gestern allen zeigte, warum er Nationalspieler ist. Die beiden waren es denn auch, die Gladbach zwei Mal in Führung schossen.
Das 1:0 markierte Insua in der 33. Minute nach herrlichem Zusammenspiel mit Kaspar Bögelund und einem nicht minder sehenswerten Doppelpass mit Kahe. Dazu gehört sicher Glück, doch wenn man das Glück hat, fällt eben so ein Traumtor. Bayers Torwächter Hans-Jörg Butt, der bis dahin einige Male nicht auf der Höhe war und patzte, traf beim Gegentreffer keine Schuld. Gladbach jubelte, sogar - verhalten - Jupp Heynckes, und sieben Minuten hatten alle das Gefühl: Da könnte heute was gehen. Auswärts, wohlgemerkt.
Dann kamen Simon Rolfes, Paul Freier und Athirson. Auch wenn es, abgesehen von Wolfsburg, keine grauere Maus in der Bundesliga gibt als Leverkusen; zumeist haben sie doch immer so gute Einzelspieler, dass sie sich irgendwie immer durchwurschteln können. Das, was in Minute 40 auf Kasey Kellers Tor zurollte, war denn die adäquate Antwort auf die Gladbacher Führung. Dass Athirson aus 12 Metern direkt in den rechten Winkel schoss, war dabei nicht einmal das Sehenswerteste.
Unentschieden zur Halbzeit, gewonnen hatten bis dahin aber immerhin die Zuschauer, die ein wirklich unterhaltsames UEFA-Cup-Spiel sahen; eines, das diesem Wettbewerb gebührt. Vielleicht ist genau das, nämlich die eigenen Fans trotz der Enttäuschung am Ende einmal wieder mehr als versöhnt zu haben, schlussendlich auch wichtiger als ein Weiterkommen. Anhänger, die im Abstiegskampf wie eine Eins hinter Jupp Heynckes und seinem Team stehen, sind womöglich wichtiger als eine weitere Runde im internationalen Wettbewerb.
Das Publikum in der ausverkauften Bayarena sollte auch im zweiten Durchgang auf seine Kosten kommen. Wieder ging Gladbach in Führung. Sechs Minuten nach Wiederanpfiff war es einmal mehr Insua, der Neuville fabelhaft in Szene setzte. Aus 14 Metern direkt abnehmen und aus der Drehung Keeper Butt überwinden, mit einem flachen Schuss in die rechte Ecke, das hingegen musste Neuville schon noch selbst besorgen. Gladbach führte, und hätte man in den nächsten Minuten, in denen Leverkusen sichtlich konsterniert war, etwas konzentrierter und cleverer gespielt, dann wäre vielleicht das 3:1 gefallen und der Sack zu gewesen. Statt dessen kam Bernd Schneider, der in der 73. Minute einen Abpraller zum Ausgleich nutzte.
Jupp Henyckes schien nach dem Spiel gelöst, und irgendwie hatte man den Eindruck, als sei er erstmals in dieser Saison wirklich zufrieden. Heynckes sagte, dass "wir deutlich besser in der Tabelle" stehen würden, "wenn meine Mannschat so wie heute auch öfter in der Bundesliga gespielt hätte". Doch das sei nichts, was wie von alleine gehe. "Wir brauchen Zeit, das habe ich immer gesagt. Und die werden wir uns nehmen!" Was wie eine Drohung klingt, Vorstand und Fans werten es mehr und mehr wie ein Versprechen, für das man dankbar ist in Gladbach.
Morgen Abend schon erwartet ein weiterer VfL die Borussia. Im Ruhrstadion geht es um eine Menge, Gladbach würde sich mit einem Sieg gegen Bochum zumindest etwas Luft nach unten verschaffen und könnte darüber hinaus die Abstiegsränge der VftabelLe verlassen. Mit einer Leistung wie der gestern in Leverkusen kann das gelingen. Der erste Auswärtssieg der Saison und der erste Sieg in Bochum seit elf Jahren wären sicher hilfreich, um das Ausscheiden im UEFA-Cup leichter zu nehmen.
Für die Zwischenrunde qualifiziert haben sich übrigens neben Leverkusen noch Tottenham Hotspurs und Dinamo Bukarest. Gegen all die hat Gladbach nicht verloren. Damit hat die Borussia die Gruppenphase immerhin nicht wie Frankfurt in Gruppe H als Tabellenletzter abgeschlossen. Brügge war ob des miserablen Torverhältnisses noch schlechter.
Solange Eintracht Frankfurt im Europapokal mitspielte, war für uns aus Prinzip auch die Borussia dabei. Alles andere wäre dem Ansehen des deutschen Fußballs im Ausland abträglich gewesen. Nach Frankfurt ist jetzt auch Gladbach ausgeschieden und in der Gruppenphase gescheitert, die die Mannschaft von Jupp Heynckes erreicht hatte, weil sie im September ZSKA Sofia ausschalten konnte.
Vor zwei Wochen noch bot die Mannschaft von Jupp Heynckes bem 0:2 gegen Brügge grausamen, ängstlichen und nervösen Fußball, das war gestern Abend anders. Obwohl auswärts, spielte das Team energisch und oft sogar mit Spielwitz, aber natürlich wieder viel zu wenig zwingend. Bestnoten verdienten sich Federico Insua, der immer mehr der zu werden scheint, den man in Gladbach eigentlich schon zu Saisonbeginn eingekauft zu haben wähnte, nämlich ein Spielmacher, ein Fädenzieher, der zudem noch gefährlich vor dem Tor ist; und, nach seiner Einwechslung, der zuletzt doch beachtlich harmlose Oliver Neuville, der gestern allen zeigte, warum er Nationalspieler ist. Die beiden waren es denn auch, die Gladbach zwei Mal in Führung schossen.
Das 1:0 markierte Insua in der 33. Minute nach herrlichem Zusammenspiel mit Kaspar Bögelund und einem nicht minder sehenswerten Doppelpass mit Kahe. Dazu gehört sicher Glück, doch wenn man das Glück hat, fällt eben so ein Traumtor. Bayers Torwächter Hans-Jörg Butt, der bis dahin einige Male nicht auf der Höhe war und patzte, traf beim Gegentreffer keine Schuld. Gladbach jubelte, sogar - verhalten - Jupp Heynckes, und sieben Minuten hatten alle das Gefühl: Da könnte heute was gehen. Auswärts, wohlgemerkt.
Dann kamen Simon Rolfes, Paul Freier und Athirson. Auch wenn es, abgesehen von Wolfsburg, keine grauere Maus in der Bundesliga gibt als Leverkusen; zumeist haben sie doch immer so gute Einzelspieler, dass sie sich irgendwie immer durchwurschteln können. Das, was in Minute 40 auf Kasey Kellers Tor zurollte, war denn die adäquate Antwort auf die Gladbacher Führung. Dass Athirson aus 12 Metern direkt in den rechten Winkel schoss, war dabei nicht einmal das Sehenswerteste.
Unentschieden zur Halbzeit, gewonnen hatten bis dahin aber immerhin die Zuschauer, die ein wirklich unterhaltsames UEFA-Cup-Spiel sahen; eines, das diesem Wettbewerb gebührt. Vielleicht ist genau das, nämlich die eigenen Fans trotz der Enttäuschung am Ende einmal wieder mehr als versöhnt zu haben, schlussendlich auch wichtiger als ein Weiterkommen. Anhänger, die im Abstiegskampf wie eine Eins hinter Jupp Heynckes und seinem Team stehen, sind womöglich wichtiger als eine weitere Runde im internationalen Wettbewerb.
Das Publikum in der ausverkauften Bayarena sollte auch im zweiten Durchgang auf seine Kosten kommen. Wieder ging Gladbach in Führung. Sechs Minuten nach Wiederanpfiff war es einmal mehr Insua, der Neuville fabelhaft in Szene setzte. Aus 14 Metern direkt abnehmen und aus der Drehung Keeper Butt überwinden, mit einem flachen Schuss in die rechte Ecke, das hingegen musste Neuville schon noch selbst besorgen. Gladbach führte, und hätte man in den nächsten Minuten, in denen Leverkusen sichtlich konsterniert war, etwas konzentrierter und cleverer gespielt, dann wäre vielleicht das 3:1 gefallen und der Sack zu gewesen. Statt dessen kam Bernd Schneider, der in der 73. Minute einen Abpraller zum Ausgleich nutzte.
Jupp Henyckes schien nach dem Spiel gelöst, und irgendwie hatte man den Eindruck, als sei er erstmals in dieser Saison wirklich zufrieden. Heynckes sagte, dass "wir deutlich besser in der Tabelle" stehen würden, "wenn meine Mannschat so wie heute auch öfter in der Bundesliga gespielt hätte". Doch das sei nichts, was wie von alleine gehe. "Wir brauchen Zeit, das habe ich immer gesagt. Und die werden wir uns nehmen!" Was wie eine Drohung klingt, Vorstand und Fans werten es mehr und mehr wie ein Versprechen, für das man dankbar ist in Gladbach.
Morgen Abend schon erwartet ein weiterer VfL die Borussia. Im Ruhrstadion geht es um eine Menge, Gladbach würde sich mit einem Sieg gegen Bochum zumindest etwas Luft nach unten verschaffen und könnte darüber hinaus die Abstiegsränge der VftabelLe verlassen. Mit einer Leistung wie der gestern in Leverkusen kann das gelingen. Der erste Auswärtssieg der Saison und der erste Sieg in Bochum seit elf Jahren wären sicher hilfreich, um das Ausscheiden im UEFA-Cup leichter zu nehmen.
Für die Zwischenrunde qualifiziert haben sich übrigens neben Leverkusen noch Tottenham Hotspurs und Dinamo Bukarest. Gegen all die hat Gladbach nicht verloren. Damit hat die Borussia die Gruppenphase immerhin nicht wie Frankfurt in Gruppe H als Tabellenletzter abgeschlossen. Brügge war ob des miserablen Torverhältnisses noch schlechter.
Solange Eintracht Frankfurt im Europapokal mitspielte, war für uns aus Prinzip auch die Borussia dabei. Alles andere wäre dem Ansehen des deutschen Fußballs im Ausland abträglich gewesen. Nach Frankfurt ist jetzt auch Gladbach ausgeschieden und in der Gruppenphase gescheitert, die die Mannschaft von Jupp Heynckes erreicht hatte, weil sie im September ZSKA Sofia ausschalten konnte.
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Mittwoch, 13. Dezember 2006
seitenwechsel #18
Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Seit Beginn der Saison 06/07 gibt es nun den SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog haben einen Briefwechsel begonnen, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf Seitenwahl und auf dem VfLog Woche für Woche der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.
Unten der achtzehnte Seitenwechsel, diesmal hat wieder einmal Mike den Anfang gemacht. Martins Antwortbrief findet ihr bei Seitenwahl.
Lieber Martin, lieber Maik,
hach, welch Wochenende!
Borussia verlässt durch ein unglücklich zustande gekommenes Unentschieden die Abstiegsplätze und hält einen direkten Konkurrenten auf Distanz, der VfL Osnabrück bleibt trotz spielfreien Wochenendes auf Platz 1 der Regionalliga. Das Wetter am Wochenende war herrlich, ich konnte sogar noch ein paar offene Fahrten in meinem Cabrio genießen und habe dazu als Einziger in meiner Redaktion das richtige Ergebnis getippt.
Ich weiß, was Ihr jetzt denkt: Wie kann man so entspannt denken? Nun, ich habe die Hinrunde spätestens nach dem Heimspiel gegen Hannover abgeschrieben. Ich gehe von einem Punktgewinn in Bochum aus, macht aus den dann vier Spielen nach Hannover drei Punkte. An mehr haben viele Fans ohnehin nicht geglaubt, insofern ist es fast egal, wie diese Punkte geholt wurden. Sicher, es gibt durchaus Anzeichen, die Besorgnis erregend sein könnten, die sogar ärgerlich sind. Jupp Heynckes setzt auf die falschen Spieler, wechselt unglücklich aus und ein. Der Kader lässt viele Tugenden vermissen, so dass selbst eine Rückkehr von Marcell Jansen in der jetzigen Zeit keine großen Veränderungen herbeiführen würde. Dazu wurden nur 13 Tore in 16 Spielen erzielt, und mit Wesley Sonck wurde der wohl treffsicherste Stürmer auf die Bank verbannt.
Aber hey, alles wird gut. Die Winterpause bietet Zeit, zur Ruhe zu kommen. Pander wird wie so oft ein glückliches Händchen (warum ist es bei dieser Floskel eigentlich immer das Händchen und nie die Hand?) haben und die Mannschaft gezielt verstärken. In der Rückrunde, die bei Borussia fast schon traditionell stärker ist (außer unter Köppel natürlich), wird das Feld von hinten aufgerollt, um am Ende auf einem einstelligen Tabellenplatz zu landen. Schaut Euch den FC aus Köln an! Das nenne ich Optimismus. Legen in der vergangenen Saison einen doppelten Abstieg hin und holen Christoph Daum, fast schon beneidenswert. Die werden ganz sicher durchmarschieren.
Ihr glaubt mir nicht, oder? Nicht schlimm, ich tue es langsam auch nicht mehr.
Beste Grüße
Mike
Unten der achtzehnte Seitenwechsel, diesmal hat wieder einmal Mike den Anfang gemacht. Martins Antwortbrief findet ihr bei Seitenwahl.
Lieber Martin, lieber Maik,
hach, welch Wochenende!
Borussia verlässt durch ein unglücklich zustande gekommenes Unentschieden die Abstiegsplätze und hält einen direkten Konkurrenten auf Distanz, der VfL Osnabrück bleibt trotz spielfreien Wochenendes auf Platz 1 der Regionalliga. Das Wetter am Wochenende war herrlich, ich konnte sogar noch ein paar offene Fahrten in meinem Cabrio genießen und habe dazu als Einziger in meiner Redaktion das richtige Ergebnis getippt.
Ich weiß, was Ihr jetzt denkt: Wie kann man so entspannt denken? Nun, ich habe die Hinrunde spätestens nach dem Heimspiel gegen Hannover abgeschrieben. Ich gehe von einem Punktgewinn in Bochum aus, macht aus den dann vier Spielen nach Hannover drei Punkte. An mehr haben viele Fans ohnehin nicht geglaubt, insofern ist es fast egal, wie diese Punkte geholt wurden. Sicher, es gibt durchaus Anzeichen, die Besorgnis erregend sein könnten, die sogar ärgerlich sind. Jupp Heynckes setzt auf die falschen Spieler, wechselt unglücklich aus und ein. Der Kader lässt viele Tugenden vermissen, so dass selbst eine Rückkehr von Marcell Jansen in der jetzigen Zeit keine großen Veränderungen herbeiführen würde. Dazu wurden nur 13 Tore in 16 Spielen erzielt, und mit Wesley Sonck wurde der wohl treffsicherste Stürmer auf die Bank verbannt.
Aber hey, alles wird gut. Die Winterpause bietet Zeit, zur Ruhe zu kommen. Pander wird wie so oft ein glückliches Händchen (warum ist es bei dieser Floskel eigentlich immer das Händchen und nie die Hand?) haben und die Mannschaft gezielt verstärken. In der Rückrunde, die bei Borussia fast schon traditionell stärker ist (außer unter Köppel natürlich), wird das Feld von hinten aufgerollt, um am Ende auf einem einstelligen Tabellenplatz zu landen. Schaut Euch den FC aus Köln an! Das nenne ich Optimismus. Legen in der vergangenen Saison einen doppelten Abstieg hin und holen Christoph Daum, fast schon beneidenswert. Die werden ganz sicher durchmarschieren.
Ihr glaubt mir nicht, oder? Nicht schlimm, ich tue es langsam auch nicht mehr.
Beste Grüße
Mike
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Dienstag, 12. Dezember 2006
primus aus herzberg
Unangefochten, souverän und beeindruckend. Mit zehn Siegen, einem Unentschieden und einer Niederlage zieht der VfL Herzberg in der 1. Kreisklasse im Kreis Osterode einsam seine Kreise. Und nicht nur dort: Auch die VftabelLe (rechts auf dieser Seite) führen die sympathischen Niedersachsen an. Herzberg ist mit dem deutlichen Vorsprung von 0,58 Punkten pro Spiel Herbstmeister. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Andere, usprünglich ambitionierte Mitbewerber dümpeln dagegen und lassen sich sogar vom Handballbundesligisten VfL Gummersbach düpieren, obwohl es beim Handball nur zwei Punkte für einen Sieg gibt. Der VfL Jesteburg zum Beispiel. Zu Beginn stabil in die Bezirksliga gestartet, geistert nach einer desaströsen Serie jetzt das Abstiegsgespenst durch die Region Lüneburg.
Dass beide VfLs aus Mönchengladbach mit weniger als einem Punkt pro Spiel auf einem Abstiegsplatz überwintern, ist bitter. Was dagegen zu unternehmen und gleichsam guter Vorsatz für das neue Jahr ist, darüber haben wir gestern schon gesprochen. Immerhin der lila-weiße VfL schlägt sich erhaben: Als Ausrichter auf dem dritten Rang, das macht immer einen guten Eindruck.
Schuld an der VftabelLe sind - Stammleser wissen es - die meinungsmachenden Massenmedien. Sie drucken und senden fleißig weiter unter der Rubrik "Fußball", selbst wenn Hannover 96 gegen Bielefeld spielt und obwohl klar ist: Wenn es kein VfL ist, ist es auch kein Fußball. Entsprechend erbärmlich sieht denn auch die Tabelle aus: Es wimmelt nur so von überflüssigen Einträgen. Ich sage nur: Frankfurt! München! Leverkusen! Cottbus! Usw. usf.
Daher haben wir die VftabelLe ins Leben gerufen, mit der sich erst einmal alle VfLs der ersten drei Ligen mit ihren Durchschnittspunkten pro Spiel untereinander messen können. Jeder VfL, der an einem regelmäßigen Ligabetrieb teilnimmt, ist eingeladen mitzumachen. Kurze Mail an vftabelle@vflog.de reicht.
Andere, usprünglich ambitionierte Mitbewerber dümpeln dagegen und lassen sich sogar vom Handballbundesligisten VfL Gummersbach düpieren, obwohl es beim Handball nur zwei Punkte für einen Sieg gibt. Der VfL Jesteburg zum Beispiel. Zu Beginn stabil in die Bezirksliga gestartet, geistert nach einer desaströsen Serie jetzt das Abstiegsgespenst durch die Region Lüneburg.
Dass beide VfLs aus Mönchengladbach mit weniger als einem Punkt pro Spiel auf einem Abstiegsplatz überwintern, ist bitter. Was dagegen zu unternehmen und gleichsam guter Vorsatz für das neue Jahr ist, darüber haben wir gestern schon gesprochen. Immerhin der lila-weiße VfL schlägt sich erhaben: Als Ausrichter auf dem dritten Rang, das macht immer einen guten Eindruck.
Schuld an der VftabelLe sind - Stammleser wissen es - die meinungsmachenden Massenmedien. Sie drucken und senden fleißig weiter unter der Rubrik "Fußball", selbst wenn Hannover 96 gegen Bielefeld spielt und obwohl klar ist: Wenn es kein VfL ist, ist es auch kein Fußball. Entsprechend erbärmlich sieht denn auch die Tabelle aus: Es wimmelt nur so von überflüssigen Einträgen. Ich sage nur: Frankfurt! München! Leverkusen! Cottbus! Usw. usf.
Daher haben wir die VftabelLe ins Leben gerufen, mit der sich erst einmal alle VfLs der ersten drei Ligen mit ihren Durchschnittspunkten pro Spiel untereinander messen können. Jeder VfL, der an einem regelmäßigen Ligabetrieb teilnimmt, ist eingeladen mitzumachen. Kurze Mail an vftabelle@vflog.de reicht.
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Montag, 11. Dezember 2006
die rückkehr der schleife
Angesichts der traurigen Entwicklungen der letzten Wochen sehen wir keine andere Wahl. Die offizielle Gladbach-darf-nicht-absteigen-Gedächtnis-Schleife (GDNAGS), die sich zuletzt unter der bitteren Ägide Advocaats und Köppels bewährt hatte, aber in der vergangenen Saison endlich einmal ruhen durfte, sie muss wieder an die Revers geheftet werden.
VfLer, holt die GDNAGSe aus den Schubladen, wir müssen wieder zusammen stehen, denn der Abstieg ist wieder einmal zu Weihnachten schon nah. Ob wir gar auf einem Abstiegsplatz überwintern müssen, dass zeigt sich, wenn es gegen Bochum geht. Ausgerechnet dort wurde einst die GDNAGS produziert. Aus Angst vor Sabotage haben wir diesen Auftrag vor dem dräuenden Entscheidungsspiel zunächst ausgesetzt. Neubestellungen der Schleife sind daher erst wieder 2007 möglich.
PS. Wie auch schon in der Vergangenheit sind andere Blogger und Webseitenbetreuer herzlich eingeladen, die Schleife der Grün-Schwarz-Weißen-Solidarität auch auf ihrer Homepage zu veröffentlichen. Wir bitten lediglich um einen Link auf den VfLog. Danke.
VfLer, holt die GDNAGSe aus den Schubladen, wir müssen wieder zusammen stehen, denn der Abstieg ist wieder einmal zu Weihnachten schon nah. Ob wir gar auf einem Abstiegsplatz überwintern müssen, dass zeigt sich, wenn es gegen Bochum geht. Ausgerechnet dort wurde einst die GDNAGS produziert. Aus Angst vor Sabotage haben wir diesen Auftrag vor dem dräuenden Entscheidungsspiel zunächst ausgesetzt. Neubestellungen der Schleife sind daher erst wieder 2007 möglich.
PS. Wie auch schon in der Vergangenheit sind andere Blogger und Webseitenbetreuer herzlich eingeladen, die Schleife der Grün-Schwarz-Weißen-Solidarität auch auf ihrer Homepage zu veröffentlichen. Wir bitten lediglich um einen Link auf den VfLog. Danke.
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Sonntag, 10. Dezember 2006
kein fußball
Es ist Herbst, die kahlen Bäume glänzen in der goldenen Sonne und werfen irre Schatten, die Luft ist schneidend kalt, und gegenüber in den Buchen kabbeln zwei Eichhörnchen. Das eine wartet, bis das andere ganz oben in den dünnen Wipfeln schwindelerregend balanciert, dann der Angriff. Doch mit erhabener Leichtigkeit tänzelt das erste davon. Wenig später wiederholt sich das Schauspiel.
Das ist mal ein wunderbares Wochenende ohne Fußball. Beide VfLs hatten spielfrei. Osnabrück ganz regulär, und im Borussiapark spielte eine Mannschaft, die nur äußerlich wie Borussia aussah; insgeheim hatten russische Agenten die Fohlenmannschaft entführt und Jupp Heynckes gezwungen, mit einer Truppe ungelenker russischer Doppelgänger gegen Mainz anzutreten. Würde er sich etwas anmerken lassen, hatten die Russen gedroht, gebe es ein Löffelchen Polonium in den Kaffee zur Pressekonferenz. Heynckes spurte – was hatte er auch für eine Wahl.
Die VfLs also hatten spielfrei. Und was in Gladbach unter schlimmen kriminiellen Umständen zustande kam, war in Osnabrück lange und feierlich absehbar. Der Herbstmeister pausiert und besieht die Niederrangigen, wie sie sich gegenseitig um Punkte bringen. Was im Ergebnis bedeutet, dass Lila-Weiß noch immer und den ganzen Winter lang mit zwei Punkten Vorsprung und einem Spiel weniger als Tabellenführer grüßt.
Die Eichhörnchen kabbeln sich noch einen Moment, sammeln jedes für sich ein paar Nüsse und betten sich dann zur verdienten wohlig warmen Winterruhe. Augen zu und durch eben. Was für ein Leben!
Die russischen Doppelgänger erkämpften gegen Mainz übrigens einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf. Das, was alle Zuschauer für die Borussia hielten, führte sogar lange 1:0.
Das ist mal ein wunderbares Wochenende ohne Fußball. Beide VfLs hatten spielfrei. Osnabrück ganz regulär, und im Borussiapark spielte eine Mannschaft, die nur äußerlich wie Borussia aussah; insgeheim hatten russische Agenten die Fohlenmannschaft entführt und Jupp Heynckes gezwungen, mit einer Truppe ungelenker russischer Doppelgänger gegen Mainz anzutreten. Würde er sich etwas anmerken lassen, hatten die Russen gedroht, gebe es ein Löffelchen Polonium in den Kaffee zur Pressekonferenz. Heynckes spurte – was hatte er auch für eine Wahl.
Die VfLs also hatten spielfrei. Und was in Gladbach unter schlimmen kriminiellen Umständen zustande kam, war in Osnabrück lange und feierlich absehbar. Der Herbstmeister pausiert und besieht die Niederrangigen, wie sie sich gegenseitig um Punkte bringen. Was im Ergebnis bedeutet, dass Lila-Weiß noch immer und den ganzen Winter lang mit zwei Punkten Vorsprung und einem Spiel weniger als Tabellenführer grüßt.
Die Eichhörnchen kabbeln sich noch einen Moment, sammeln jedes für sich ein paar Nüsse und betten sich dann zur verdienten wohlig warmen Winterruhe. Augen zu und durch eben. Was für ein Leben!
Die russischen Doppelgänger erkämpften gegen Mainz übrigens einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf. Das, was alle Zuschauer für die Borussia hielten, führte sogar lange 1:0.
Samstag, 9. Dezember 2006
ach je...
Nein, nein, nein! Unverdient war dieser Ausgleich zwar nicht wirklich, aber notwendig nun wahrlich auch nicht! Drei Punkte, sie wären so wichtig gewesen. Was soll ich sagen? Für eine Analyse ist es noch zu früh, für ein ganz, ganz mulmiges Gefühl im seit Wochen ohnehin schon nervösen Magen reicht's. Seufz.
Freitag, 8. Dezember 2006
neues von der kulturhauptstadt 2010
Aufmerksame Leser kennen längst unseren feinen Geschmack, der sich nicht nur in der stimmigen Wahl der von uns verehrten Fußballvereine zeigt, sondern auch in unserem erlesenen Musik- und Literaturgeschmack (um nur einige zu nennen). Wolf Haas zählt dabei sicher nicht einmal zu den besten der von uns geschätzten Autoren, doch unterhaltsam sind seine Bücher allemal, und gerne loben wir ihn dafür hin und wieder.
Dass sein neuster Roman in Dialogform geschrieben ist, dass die "eigentliche" Geschichte nur über ein Gespräch zwischen Autor und Journalistin vermittelt erzählt wird, all dies wissen unsere Leser längst aus den Literaturseiten ihrer nicht unter drei Tageszeitungen.
Die schönste Passage des Buchs müssen wir hier aber einfach zitieren, sie wurde in keiner Kritik hinreichend gewürdigt. Am Anfang ist Wolf Haas auf der Suche nach einer Person, von der nur der Name und der Wohnsitz irgendwo im Ruhrgebiet bekannt ist, aber nicht die genaue Stadt:
Wolf Haas: "Mein Problem war ja auch, dass ich mich nicht genau erinnerte, aus welcher Stadt im Ruhrgebiet er war. Also war's jetzt Dortmund oder Bochum oder Gelsenkirchen? Sie dürfen nicht vergessen, dass das für mich als Österreicher alles irgendwie gleich klingt, das ist für uns ja einfach alles Ruhrpott."
Literaturbeilage: "Für uns eigentlich auch."
Wolf Haas: "Die Namen kennt man im Grunde nur von Fußballmannschaften."
Schließlich findet sich aber die gesuchte Person doch, und zwar an unerwartetem Ort:
Wolf Haas: "Es war weder Bochum noch Dortmund noch Gelsenkirchen. Es war Essen Kupferdreh. An Essen hatte ich überhaupt nicht gedacht."
Literaturbeilage: "Na ja. Die haben auch keine gute Fußballmannschaft."
Wolf Haas: "Gibt's nicht sowas wie Rot-Weiss Essen?"
Literaturbeilage: "Da dürfen Sie mich nicht fragen. Aber ich glaub, die sind längst nur noch Kreisliga oder so."
Dass Wolf Haas' Buch "Das Wetter vor 15 Jahren" von uns eine uneingeschränkte Kaufempfehlung bekommt, muss wohl nicht mehr herausgestellt werden.
Dass sein neuster Roman in Dialogform geschrieben ist, dass die "eigentliche" Geschichte nur über ein Gespräch zwischen Autor und Journalistin vermittelt erzählt wird, all dies wissen unsere Leser längst aus den Literaturseiten ihrer nicht unter drei Tageszeitungen.
Die schönste Passage des Buchs müssen wir hier aber einfach zitieren, sie wurde in keiner Kritik hinreichend gewürdigt. Am Anfang ist Wolf Haas auf der Suche nach einer Person, von der nur der Name und der Wohnsitz irgendwo im Ruhrgebiet bekannt ist, aber nicht die genaue Stadt:
Wolf Haas: "Mein Problem war ja auch, dass ich mich nicht genau erinnerte, aus welcher Stadt im Ruhrgebiet er war. Also war's jetzt Dortmund oder Bochum oder Gelsenkirchen? Sie dürfen nicht vergessen, dass das für mich als Österreicher alles irgendwie gleich klingt, das ist für uns ja einfach alles Ruhrpott."
Literaturbeilage: "Für uns eigentlich auch."
Wolf Haas: "Die Namen kennt man im Grunde nur von Fußballmannschaften."
Schließlich findet sich aber die gesuchte Person doch, und zwar an unerwartetem Ort:
Wolf Haas: "Es war weder Bochum noch Dortmund noch Gelsenkirchen. Es war Essen Kupferdreh. An Essen hatte ich überhaupt nicht gedacht."
Literaturbeilage: "Na ja. Die haben auch keine gute Fußballmannschaft."
Wolf Haas: "Gibt's nicht sowas wie Rot-Weiss Essen?"
Literaturbeilage: "Da dürfen Sie mich nicht fragen. Aber ich glaub, die sind längst nur noch Kreisliga oder so."
Dass Wolf Haas' Buch "Das Wetter vor 15 Jahren" von uns eine uneingeschränkte Kaufempfehlung bekommt, muss wohl nicht mehr herausgestellt werden.
Donnerstag, 7. Dezember 2006
definieren sie fallhöhe
Wenn man auswärts nach langer Depression gegen ausgerechnet Bayern einen Punkt holt, und dann daheim gegen den direkten Konkurrenten Mainz antritt, dann sind die Erwartungen allseits hoch. Ein Erfolg ist Pflicht und ließe sich als Bestätigung der erhofften Trendwende interpretieren. Aber wehe, wenn es anders kommt! Ich bin seit Tagen so nervös...
Mittwoch, 6. Dezember 2006
seitenwechsel #17
Auf schillernde Juwelen kann man von vielen Seiten blicken und staunen. Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Beide Projekte haben ihren eigenen unverwechselbaren Charme. Seit Beginn der Saison 06/07 gibt es nun den SEITENwechsel: Seitenwahl und VfLog haben einen Briefwechsel begonnen, in dem alles möglich ist: Fachsimpelei, Verbalfouls, Streit und Harmonie. Solange die Tinte reicht, wird auf Seitenwahl und auf dem VfLog Woche für Woche der Brief der jeweils anderen Seite veröffentlicht.
Unten der siebzehnte Seitenwechsel, diesmal hat wieder einmal Mike den Anfang gemacht. Maiks Antwortbrief findet ihr bei Seitenwahl.
Lieber Martin, lieber Maik,
am Samstag nutzte ich die Gunst der Stunde und besuchte das Heimspiel der U23, die im BorussiaPark gegen Fortuna Düsseldorf antraten. Da ich gedanklich das Spiel der Profis in München schon abgehakt hatte (gleichwohl die Hoffnung natürlich da war), freute ich mich, zum ersten Mal in dieser Saison den unmittelbaren Nachwuchs zu bestaunen. Ich gestehe zu meiner Schande, dass ich die U23 nicht so verfolgen kann, wie ich mir das mitunter wünsche. Dennoch war ich neugierig geworden, wollte ich doch wissen, ob das viele Lob, das die Jungs von Horst Wohlers in den letzten Wochen bekam, wirklich Substanz hat oder nur als übliche Floskel der jeweiligen Gegnertrainer verwendet wurde, die sich bei einem braven Punktelieferanten als zu höflich erweisen, um einen gerade geschlagenen Gegner noch verbal zu attackieren.
Dass dieses Spiel zu einem Heimspiel für Düsseldorf mutierte, war im Grunde weniger überraschend. Was sich mir da auf dem Rasen bot, überraschte mich dennoch in diesem Ausmaße. Die Marins, Schnitzlers, Fleßers' und van den Berghs spielen einen gepflegten Offensivfußball, sind taktisch geschult und zweikampfstark. Nun ist der letzte Tabellenplatz natürlich nicht allein durch böse Mächte entstanden, nein, spätestens in der zweiten Halbzeit offenbarte sich das ganze Grauen. Eine Großchance nach der anderen wurde teils kläglich versemmelt. Hätte man bei dieser Chancenstatistik die Zielstrebigkeit von Werder Bremen an den Tag gelegt, wäre Fortuna mit einer bösen Klatsche nach Hause gefahren. So fallen in den letzten zwei Minuten des Spiels zwei Tore, leider eines für jede Seite. Durch den Punktgewinn rutscht Fortuna gar auf den zweiten Platz, Borussia tritt weiter auf der Stelle. Mein Fazit: lasst die Jungs so weiterspielen, die werden sich noch fangen. Ob das allerdings zum Klassenverbleib reicht, ist fraglich. Die Düsseldorfer Fortunen braucht der VfL Osnabrück in dieser Form jedoch nicht zu fürchten, gleichwohl man zugestehen muss, dass die Gäste aus der Landeshauptstadt nicht nur wenige Tage vorher ein kampfbetontes Pokalspiel absolvieren, sondern mit Albertz, Feinbier & Co. auf sehr wichtige Stammspieler verzichten mussten.
Nach dem Spiel verfolgte ich dann mit Staunen das Treiben der Profis in München im TV, die vor der Pressekonferenz im Pressebereich des BorussiaPark eingeschaltet waren. Den Ausgleichstreffer von Delura nahm ich dann nur akkustisch wahr: die Ordner, die das Spiel in der "Mixed-Zone" weiter verfolgten, währenddessen schon die PK lief, konnten sich lauten Torjubel nicht unterdrücken. Dieses respektable Ergebnis, verbunden mit dem Abrutschen auf den Abstiegsplatz 16, musste natürlich die entsprechenden Schlagzeilen der schreibenden Kollegen nach sich ziehen. Gladbach sei "glücklich, auf einem Abstiegsplatz zu stehen". Merke: nicht jede Tatsache kann man in schlanke Überschriften verwandeln. Es sei denn, man verdreht dermaßen den Sinn, dass es passt. Schade, dass es manchen Kollegen nie auffällt.
Natürlich ist nach diesem guten Spiel nicht alles gut, genauso wenig, wie nach den letzten Wochen alles schlecht war. Nun kann man solche Dinge natürlich über Gebühr strapazieren. Unter langfristiger Entwicklung verstehe auch ich einen Zeitraum von bis zu drei Jahren, insofern könnte man sich das Sezieren der jeweils gezeigten Taktik und Aufstellung vor dem Hintergrund der Heynckes'schen Fußballphilosophie schenken und einfach über einen Fehlpass schimpfen oder über einen schönen Konter schwärmen. Doch wir müssen die intellektuelle Etikette wahren, also sprechen wir darüber!
Ich habe mir ein Cabriolet gekauft. Ja, im Herbst, den Winter vor der Tür. Antizyklisch handeln und investieren, das ist das Stichwort. "Sell on good news, buy on bad news", wusste schon Kostolany. Im Frühling wird das Mode, da steigen die Preise, da ruft die ganze Welt wie jedes Jahr nach Cabrios und Motorrädern (und dämlichen Sommerhits). Wie nahezu das komplette Umfeld nach einem Rauswurf Heynckes' rief, und das noch vor wenigen Wochen. SEITENWAHL hat zwar nie flammende Plädoyers für Heynckes gehalten, doch stets zur Ruhe und Geduld gemahnt. Geduld werde ich übrigens auch haben müssen. Doch spätestens im Frühjahr, wenn ich zum ersten Mal das Faltdach öffnen werde, wird sich meine Geduld ausgezahlt haben. Ich habe jetzt kurz überlegt, ob ich einen bildhaften Vergleich an dieser Stelle anbringe, indem ich das sich öffnende Verdeck eines Autos mit der Entwicklung der Mannschaft....aber nein, das würde zu weit gehen.
Einen guten Morgen wünscht
Mike
Unten der siebzehnte Seitenwechsel, diesmal hat wieder einmal Mike den Anfang gemacht. Maiks Antwortbrief findet ihr bei Seitenwahl.
Lieber Martin, lieber Maik,
am Samstag nutzte ich die Gunst der Stunde und besuchte das Heimspiel der U23, die im BorussiaPark gegen Fortuna Düsseldorf antraten. Da ich gedanklich das Spiel der Profis in München schon abgehakt hatte (gleichwohl die Hoffnung natürlich da war), freute ich mich, zum ersten Mal in dieser Saison den unmittelbaren Nachwuchs zu bestaunen. Ich gestehe zu meiner Schande, dass ich die U23 nicht so verfolgen kann, wie ich mir das mitunter wünsche. Dennoch war ich neugierig geworden, wollte ich doch wissen, ob das viele Lob, das die Jungs von Horst Wohlers in den letzten Wochen bekam, wirklich Substanz hat oder nur als übliche Floskel der jeweiligen Gegnertrainer verwendet wurde, die sich bei einem braven Punktelieferanten als zu höflich erweisen, um einen gerade geschlagenen Gegner noch verbal zu attackieren.
Dass dieses Spiel zu einem Heimspiel für Düsseldorf mutierte, war im Grunde weniger überraschend. Was sich mir da auf dem Rasen bot, überraschte mich dennoch in diesem Ausmaße. Die Marins, Schnitzlers, Fleßers' und van den Berghs spielen einen gepflegten Offensivfußball, sind taktisch geschult und zweikampfstark. Nun ist der letzte Tabellenplatz natürlich nicht allein durch böse Mächte entstanden, nein, spätestens in der zweiten Halbzeit offenbarte sich das ganze Grauen. Eine Großchance nach der anderen wurde teils kläglich versemmelt. Hätte man bei dieser Chancenstatistik die Zielstrebigkeit von Werder Bremen an den Tag gelegt, wäre Fortuna mit einer bösen Klatsche nach Hause gefahren. So fallen in den letzten zwei Minuten des Spiels zwei Tore, leider eines für jede Seite. Durch den Punktgewinn rutscht Fortuna gar auf den zweiten Platz, Borussia tritt weiter auf der Stelle. Mein Fazit: lasst die Jungs so weiterspielen, die werden sich noch fangen. Ob das allerdings zum Klassenverbleib reicht, ist fraglich. Die Düsseldorfer Fortunen braucht der VfL Osnabrück in dieser Form jedoch nicht zu fürchten, gleichwohl man zugestehen muss, dass die Gäste aus der Landeshauptstadt nicht nur wenige Tage vorher ein kampfbetontes Pokalspiel absolvieren, sondern mit Albertz, Feinbier & Co. auf sehr wichtige Stammspieler verzichten mussten.
Nach dem Spiel verfolgte ich dann mit Staunen das Treiben der Profis in München im TV, die vor der Pressekonferenz im Pressebereich des BorussiaPark eingeschaltet waren. Den Ausgleichstreffer von Delura nahm ich dann nur akkustisch wahr: die Ordner, die das Spiel in der "Mixed-Zone" weiter verfolgten, währenddessen schon die PK lief, konnten sich lauten Torjubel nicht unterdrücken. Dieses respektable Ergebnis, verbunden mit dem Abrutschen auf den Abstiegsplatz 16, musste natürlich die entsprechenden Schlagzeilen der schreibenden Kollegen nach sich ziehen. Gladbach sei "glücklich, auf einem Abstiegsplatz zu stehen". Merke: nicht jede Tatsache kann man in schlanke Überschriften verwandeln. Es sei denn, man verdreht dermaßen den Sinn, dass es passt. Schade, dass es manchen Kollegen nie auffällt.
Natürlich ist nach diesem guten Spiel nicht alles gut, genauso wenig, wie nach den letzten Wochen alles schlecht war. Nun kann man solche Dinge natürlich über Gebühr strapazieren. Unter langfristiger Entwicklung verstehe auch ich einen Zeitraum von bis zu drei Jahren, insofern könnte man sich das Sezieren der jeweils gezeigten Taktik und Aufstellung vor dem Hintergrund der Heynckes'schen Fußballphilosophie schenken und einfach über einen Fehlpass schimpfen oder über einen schönen Konter schwärmen. Doch wir müssen die intellektuelle Etikette wahren, also sprechen wir darüber!
Ich habe mir ein Cabriolet gekauft. Ja, im Herbst, den Winter vor der Tür. Antizyklisch handeln und investieren, das ist das Stichwort. "Sell on good news, buy on bad news", wusste schon Kostolany. Im Frühling wird das Mode, da steigen die Preise, da ruft die ganze Welt wie jedes Jahr nach Cabrios und Motorrädern (und dämlichen Sommerhits). Wie nahezu das komplette Umfeld nach einem Rauswurf Heynckes' rief, und das noch vor wenigen Wochen. SEITENWAHL hat zwar nie flammende Plädoyers für Heynckes gehalten, doch stets zur Ruhe und Geduld gemahnt. Geduld werde ich übrigens auch haben müssen. Doch spätestens im Frühjahr, wenn ich zum ersten Mal das Faltdach öffnen werde, wird sich meine Geduld ausgezahlt haben. Ich habe jetzt kurz überlegt, ob ich einen bildhaften Vergleich an dieser Stelle anbringe, indem ich das sich öffnende Verdeck eines Autos mit der Entwicklung der Mannschaft....aber nein, das würde zu weit gehen.
Einen guten Morgen wünscht
Mike
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Dienstag, 5. Dezember 2006
wir, nicht die anderen
VfL-Trainer Pele Wollitz distanziert sich heute von der Regionalligaberichterstattung im Norddeutschen Rundfunk. Er habe - entgegen der forschen Ansage von NDR-Moderator Peter Carstens - nie in einem persönlichen Anruf den Kickers aus Emden Glück gewünscht für einen Sieg gegen den Wuppertaler SV am vergangenen Samstag, sondern er kümmere sich ausschließlich um die Belange seiner Mannschaft.
In München trommelt Uli Hoeneß vor jedem halbwegs entscheidenden Spiel, er verspreche den Gegnern anderer Meisterschaftsfavoriten Weißbier in Kübeln; in Mönchengladbach faseln Fachleute nach einem Punktgewinn beim Deutschen Meister über die Demission des Trainers; in Köln rufen Wahnsinnige, alle Gegner in der Zweiten Liga seien künftig Punktelieferanten, weil Christoph Daum die Mannschaft flugs auf Aufstiegskurs hieve.
Und in Osnabrück? Beklagt sich der Trainer, weil sich ein Journalist eine eher harmlose, für leicht zu belustigende Zeitgenossen augenzwinkernde Anekdote ausgedacht hat. Manche mögen meinen, Wollitz sei unentspannt im Umgang mit den Medien. Angenehm unprätentiös ist er allemal. Entscheidend ist, zumindest für ihn, nämlich auf'm Platz.
In München trommelt Uli Hoeneß vor jedem halbwegs entscheidenden Spiel, er verspreche den Gegnern anderer Meisterschaftsfavoriten Weißbier in Kübeln; in Mönchengladbach faseln Fachleute nach einem Punktgewinn beim Deutschen Meister über die Demission des Trainers; in Köln rufen Wahnsinnige, alle Gegner in der Zweiten Liga seien künftig Punktelieferanten, weil Christoph Daum die Mannschaft flugs auf Aufstiegskurs hieve.
Und in Osnabrück? Beklagt sich der Trainer, weil sich ein Journalist eine eher harmlose, für leicht zu belustigende Zeitgenossen augenzwinkernde Anekdote ausgedacht hat. Manche mögen meinen, Wollitz sei unentspannt im Umgang mit den Medien. Angenehm unprätentiös ist er allemal. Entscheidend ist, zumindest für ihn, nämlich auf'm Platz.
Montag, 4. Dezember 2006
zur abwechslung mal die wahrheit
Meinungen sind ja doch halt irgendwie so eine subjektive Sache. Manch einer findet ja zum Beispiel Florian Silbereisen sexy, Anastacia musikalisch oder Bayern München gut. Da zu argumentieren fällt schwer. Selbst Gladbachfans haben manchmal, trotz der plausiblen ästhetischen Grundentscheidung, seltsame Ansichten. Zum Beispiel wollen sie Heynckes weghaben oder finden einen Punkt in München zu wenig. Auch hier fällt ein rationaler Diskurs dann schwer.
Objektiv richtig ist allein die Ansicht, dass der Punkt in München nach einer weiteren Nacht drüber schlafen ein ganz großartiges Ergebnis war. Je mehr ich drüber schlafe, desto besser finde ich das Ergebnis gar, und meine Meinung ist in Gladbachfragen ebenso die einzig objektiv richtige wie jene von Maik es in Lilabrückfragen ist. Einpunktinmünchen ist in etwa so cool wie Jarvis Cockers neues Album, Juppheynckesalsfohlentrainer so unanfechtbar am richtigen Ort wie die Spritze in Cerys Matthews Arm zu ihren Catatoniazeiten.
Kurzum: Ich bin mit Borussia im Reinen heute. Ich glaube fest an drei Punkte am nächsten Wochenende. Ich rechne mit einem Nichtabstigesplatz an Weihnachten. Alles wird gut.
Objektiv richtig ist allein die Ansicht, dass der Punkt in München nach einer weiteren Nacht drüber schlafen ein ganz großartiges Ergebnis war. Je mehr ich drüber schlafe, desto besser finde ich das Ergebnis gar, und meine Meinung ist in Gladbachfragen ebenso die einzig objektiv richtige wie jene von Maik es in Lilabrückfragen ist. Einpunktinmünchen ist in etwa so cool wie Jarvis Cockers neues Album, Juppheynckesalsfohlentrainer so unanfechtbar am richtigen Ort wie die Spritze in Cerys Matthews Arm zu ihren Catatoniazeiten.
Kurzum: Ich bin mit Borussia im Reinen heute. Ich glaube fest an drei Punkte am nächsten Wochenende. Ich rechne mit einem Nichtabstigesplatz an Weihnachten. Alles wird gut.
Sonntag, 3. Dezember 2006
punktgewinn und abstiegsplatz
Je besser, desto eher - nach diesem Motto der Wahrscheinlichkeiten hat Gladbach gestern in München einen Punkt geholt. Ein Punkt, das ist zunächst nicht viel, der VfL ist gar trotz des Punkts in der Tabelle auf einen Abstiegsplatz gerutscht. Aber ein Punkt in München, ein Punkt nach einem Rückstand, das ist eine Menge nach den Erlebnissen der letzten Wochen. Es ist ein kleiner Erfolg, ein erster Schritt, an dem man nun anknüpfen kann, mit dem aber niemand rechnen konnte. Sicher auch nicht Jupp Heynckes, der deshalb vor den Spiel seinen Kickern wohl nur die Hoffnung nach Art der Stochastik einimpfen konnte: Je besser ihr kämpft, desto eher könnte hier eine Überraschung drin sein. Je besser ihr verteidigt, desto eher schaffen wir es vielleicht, einen Punkt über die Zeit zu retten. Je besser ihr als Team zusammenspielt, desto eher können wir die bajuwarischen Einzelkämpfer nervös machen.
Stefan Effenberg und Andreas Herzog haben nach dem Spiel unabhängig voneinander nörglerisch verkündet, das 1:1 bringe niemanden weiter, weder die Bayern noch Borussia. Auf der Tabelle mag dies vordergründig richtig sein. Psychologisch ist es aber grober Unfug, denn kein Fohlen hat wohl ernsthaft mit auch nur einem Hauch einer Chance in München gerechnet.
Wenn Gladbach endlich so gut spielte, wie man es vor der Saison vollmundig angekündigt hat, dann wäre gestern gar noch mehr drin gewesen. Da Gladbach aber jetzt lange Zeit so erbärmlich spielte, wie wir alle es erleben mussten, war auch der reine Kraftakt gestern schon eine kleine Sensation. Wenn nun gegen Mainz drei Punkte kämen, wer weiß ob dann die Winterpause nicht vielleicht doch etwas weihnachtlich-besinnlicher werden kann, als es zuletzt schien.
Der Coach von Gladbachs "Zwoter", Horst Wohlers hat gestern übrigens ebenfalls ein 1:1 erlebt, allein er blieb daheim im Borussiapark und betreute die kleinen Fohlen im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf. Bis zur 90. Minute fiel kein Tor, dann ging Gladbach in Führung, um im Gegenzug den Ausgleich zu kassieren, und dann war: Schluss.
Stefan Effenberg und Andreas Herzog haben nach dem Spiel unabhängig voneinander nörglerisch verkündet, das 1:1 bringe niemanden weiter, weder die Bayern noch Borussia. Auf der Tabelle mag dies vordergründig richtig sein. Psychologisch ist es aber grober Unfug, denn kein Fohlen hat wohl ernsthaft mit auch nur einem Hauch einer Chance in München gerechnet.
Wenn Gladbach endlich so gut spielte, wie man es vor der Saison vollmundig angekündigt hat, dann wäre gestern gar noch mehr drin gewesen. Da Gladbach aber jetzt lange Zeit so erbärmlich spielte, wie wir alle es erleben mussten, war auch der reine Kraftakt gestern schon eine kleine Sensation. Wenn nun gegen Mainz drei Punkte kämen, wer weiß ob dann die Winterpause nicht vielleicht doch etwas weihnachtlich-besinnlicher werden kann, als es zuletzt schien.
Der Coach von Gladbachs "Zwoter", Horst Wohlers hat gestern übrigens ebenfalls ein 1:1 erlebt, allein er blieb daheim im Borussiapark und betreute die kleinen Fohlen im Spiel gegen Fortuna Düsseldorf. Bis zur 90. Minute fiel kein Tor, dann ging Gladbach in Führung, um im Gegenzug den Ausgleich zu kassieren, und dann war: Schluss.
Samstag, 2. Dezember 2006
advent in osnabrück
Was es nicht alles gibt. Zum Beispiel lila Adventskränze in Wien. Seit vorhin gibt es einen weniger zu kaufen. Er ziert nun Martins Wohnung im sechsten Wiener Stadtbezirk Mariahilf. Mit diesem ersten Advent feiern wir das Ankommen des Fußballgottes (epiphaneia) im VftempeL, es beginnt dieser Tage das neue Fußballjahr.
Der VfL steht nach dem eindrucksvollen 3:0 in Ahlen, dem höchsten Auswärtssieg seit langer, langer Zeit, ganz oben in der Tabelle. Die Mannschaft hat begonnen, die Früchte zu ernten, die Trainer Pele Wollitz gemeinsam mit seinen Schützlingen mit so viel Ausdauer, Geduld und Akribie gesät hatte. Die Herbstmeisterschaft ist ein besonderer Erfolg. Oft haben Kritiker hier und Ahnungslose dort nach nicht ganz so überzeugenden Leistungen den Stab über der Mannschaft gebrochen. Oft haben sie ihren vollkommen übersteigerten Erwartungen Luft gemacht und sich damit viel Gehör verschafft; so ist das mit lautem Geschrei, es erfährt am ehesten Aufmerksamkeit.
Sie sind verstummt, und das ist abseits der Tabellenspitze der schönste Erfolg der Lila-Weißen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der VfL am Platz an der Sonne überwintern, auch wenn sich die hohen Herren am kommenden Wochenende eine Pause gönnen können. Ein richtig außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk haben sich damit alle in Osnabrück verdient. Auspacken dürfen sie das Geschenk sogar schon vier Tage vor Heiligabend. Dann, im letzten Spiel des Jahres, kommt Hertha BSC nach Osnabrück. Wenn Martin vier Tage später die vierte lila Kerze anzündet, vielleicht ist die Bremer Brücke dann längst zu Fußballgottes Wohnzimmer geworden.
Der VfL steht nach dem eindrucksvollen 3:0 in Ahlen, dem höchsten Auswärtssieg seit langer, langer Zeit, ganz oben in der Tabelle. Die Mannschaft hat begonnen, die Früchte zu ernten, die Trainer Pele Wollitz gemeinsam mit seinen Schützlingen mit so viel Ausdauer, Geduld und Akribie gesät hatte. Die Herbstmeisterschaft ist ein besonderer Erfolg. Oft haben Kritiker hier und Ahnungslose dort nach nicht ganz so überzeugenden Leistungen den Stab über der Mannschaft gebrochen. Oft haben sie ihren vollkommen übersteigerten Erwartungen Luft gemacht und sich damit viel Gehör verschafft; so ist das mit lautem Geschrei, es erfährt am ehesten Aufmerksamkeit.
Sie sind verstummt, und das ist abseits der Tabellenspitze der schönste Erfolg der Lila-Weißen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der VfL am Platz an der Sonne überwintern, auch wenn sich die hohen Herren am kommenden Wochenende eine Pause gönnen können. Ein richtig außergewöhnliches Weihnachtsgeschenk haben sich damit alle in Osnabrück verdient. Auspacken dürfen sie das Geschenk sogar schon vier Tage vor Heiligabend. Dann, im letzten Spiel des Jahres, kommt Hertha BSC nach Osnabrück. Wenn Martin vier Tage später die vierte lila Kerze anzündet, vielleicht ist die Bremer Brücke dann längst zu Fußballgottes Wohnzimmer geworden.
Freitag, 1. Dezember 2006
pokalspiele
Das war trostlos. Noch trostloser als vor drei Wochen beim 0:0 gegen Bukarest. Wie sich die Borussia im dritten UEFA-Pokal-Gruppenspiel gegen den FC Brügge verkauft hat, war nicht witzig, und niemand soll mehr sagen, die Mannschaft brauche Zeit. Wenn selbst einfachste Tugenden wie Lauf- und Kampfbereitschaft nicht mehr selbstverständlich sind, wenn Kurzpässe über fünf Meter in verlässlicher Regelmäßigkeit beim Gegner landen, dann muss einem Angst und Bange werden. Jupp Heynckes ist ein armer Mann, denn er weiß, wie es besser geht. Gestikuliert wild an der Außenlinie, will helfen, wo er kann. Allein: Was soll Heynckes tun, wenn ein Eugen Polanski in noch so tempoarmen Spielszenen seine Füße nicht koordiniert bekommt.
Mit der 0:2-Heimniederlage gegen die spielstarken Belgier ist die Borussia noch gut bedient. Das Sturmduo Ibrahim Salou und Bosko Balaban brachte die komplett überforderte Abwehr, besonders die Innenverteidigung um Bo Svensson und Zé Antonio, in hohe Not. Dass sie - manchmal - an Kasey Keller und - etwa minütlich - an sich selbst scheiterten, nannte Heynckes später "Glück, das uns offensichtlich noch nicht verlassen hat, sonst hätten wir heute sieben oder acht bekommen". Und lächelte halb zynisch, halb ungläubig. Brügge, aktuell Tabellendritter in der belgischen Liga, war auf allen Positionen überlegen. Besonders Sven Vermant, der Ex-Schalker, zeigte vor den Augen von Schalke-Manager Andy Müller eine sehr starke Leistung. Er unterstüzte die von Birger Maertens klug agierende - wenn auch chronisch unterforderte - Viererkette nach Kräften, und Vermant war es auch, der beide Tore des FC Brügge einleitete.
Vor dem 1:0 in der 14. Spielminute setzte Vermant sich in einem herrlichen Solo bis in den Gladbacher Strafraum durch, ehedem er von Thomas Helveg sehenswert von den Beinen getreten wurde. Helveg mühte sich bei dieser Aktion redlich, frühzeitig duschen zu dürfen, doch der polnische Schiedsrichter Robert Malek tat ihm nicht den Gefallen und zückte nur Gelb. Den fälligen Foulelfmeter verwandelte Balaban sicher.
Das 2:0 ließ nicht allzu lange auf sich warten. Der vor einigen Wochen ins kalte Bundesligawasser geworfene Marvin Compper komplettierte den Totalausfall der Gladbacher Defensive. Er verhinderte in der 27. Spielminute eine Flanke von Salou so trefflich, dass der Ball direkt auf den Kopf von Brügges Mittelfeldspieler Elrio van Heerden landete, der dankte und einköpfte.
Jupp Heynckes schüttelte seinen Kopf seitdem in rythmischem Tempo, das dem Spiel der Borussia wenigstens etwas Dynamik verlieh. Was sich "Akteure" wie Michael Delura und Peer Kluge während dieser 90 Minuten gedacht haben mögen, bleibt - Gott sei Dank - ihr Geheimnis. Heynckes' Donnerwetter in der Kabine jedenfalls hat ihnen ihre Behäbigkeit nicht genommen. Am Ende schüttelte Emilio Ferrero, der Trainer der Belgier, Jupp Heynckes die Hand und wünschte ihm aufrichtig Glück und Erfolg, "dass deine Spieler bald verstehen, was du von ihnen willst, damit ihr so Fußball spielt, wie man es von deinen Teams gewohnt ist". Heynckes selbst sprach von einem "Tiefpunkt", der jetzt erreicht sei, und drohte damit, "dass ich mich nicht ewig vor die Mannschaft stellen kann". Und weiter: "Ich erwarte jetzt eine Reaktion in München. Wenn die ausbleibt, dann brennt hier der Baum!"
Im UEFA-Pokal verloren ist für die Borussia indes noch nichts. Das nur von hochbezahlten Funktionären durchschaubare Qualifikations-Prozedere jedenfalls sieht vor, dass der VfL mit einem Sieg im letzten Gruppenspiel dennoch weiterkommen kann. Gegen wen? Gegen einen standesgemäßen Gegner. Bayer Leverkusen wartet am 14. Dezeber in der Bayarena. Nach dem SV Rossbach in der ersten DFB-Pokalrunde dürfte sich die Borussia ruhig mal wieder anschicken, ein Pokalspiel zu gewinnen. Ein Beispiel nehmen kann sich die Heynckes-Truppe einmal mehr am lila-weißen VfL. Osnabrück hat mit dem souveränen 5:0-Sieg am Dienstag im niedersächsischen Pokal gegen Wolfsburg II den Weg in die erste DFB-Pokalhauptrunde der kommenden Spielzeit geebnet.
Solange Eintracht Frankfurt im Europapokal mitspielt, ist für uns aus Prinzip auch die Borussia dabei. Alles andere wäre dem Ansehen des deutschen Fußballs im Ausland abträglich. Die Gruppenphase erreichte Gladbach, weil es in der ersten Runde ZSKA Sofia ausschaltete. Das erste richtige Spiel gegen Tottenham Hotspurs endete unentschieden 1:1. Anfang November spielte Gladbach in Rumänien bei Dinamo Bukarest 0:0.
Mit der 0:2-Heimniederlage gegen die spielstarken Belgier ist die Borussia noch gut bedient. Das Sturmduo Ibrahim Salou und Bosko Balaban brachte die komplett überforderte Abwehr, besonders die Innenverteidigung um Bo Svensson und Zé Antonio, in hohe Not. Dass sie - manchmal - an Kasey Keller und - etwa minütlich - an sich selbst scheiterten, nannte Heynckes später "Glück, das uns offensichtlich noch nicht verlassen hat, sonst hätten wir heute sieben oder acht bekommen". Und lächelte halb zynisch, halb ungläubig. Brügge, aktuell Tabellendritter in der belgischen Liga, war auf allen Positionen überlegen. Besonders Sven Vermant, der Ex-Schalker, zeigte vor den Augen von Schalke-Manager Andy Müller eine sehr starke Leistung. Er unterstüzte die von Birger Maertens klug agierende - wenn auch chronisch unterforderte - Viererkette nach Kräften, und Vermant war es auch, der beide Tore des FC Brügge einleitete.
Vor dem 1:0 in der 14. Spielminute setzte Vermant sich in einem herrlichen Solo bis in den Gladbacher Strafraum durch, ehedem er von Thomas Helveg sehenswert von den Beinen getreten wurde. Helveg mühte sich bei dieser Aktion redlich, frühzeitig duschen zu dürfen, doch der polnische Schiedsrichter Robert Malek tat ihm nicht den Gefallen und zückte nur Gelb. Den fälligen Foulelfmeter verwandelte Balaban sicher.
Das 2:0 ließ nicht allzu lange auf sich warten. Der vor einigen Wochen ins kalte Bundesligawasser geworfene Marvin Compper komplettierte den Totalausfall der Gladbacher Defensive. Er verhinderte in der 27. Spielminute eine Flanke von Salou so trefflich, dass der Ball direkt auf den Kopf von Brügges Mittelfeldspieler Elrio van Heerden landete, der dankte und einköpfte.
Jupp Heynckes schüttelte seinen Kopf seitdem in rythmischem Tempo, das dem Spiel der Borussia wenigstens etwas Dynamik verlieh. Was sich "Akteure" wie Michael Delura und Peer Kluge während dieser 90 Minuten gedacht haben mögen, bleibt - Gott sei Dank - ihr Geheimnis. Heynckes' Donnerwetter in der Kabine jedenfalls hat ihnen ihre Behäbigkeit nicht genommen. Am Ende schüttelte Emilio Ferrero, der Trainer der Belgier, Jupp Heynckes die Hand und wünschte ihm aufrichtig Glück und Erfolg, "dass deine Spieler bald verstehen, was du von ihnen willst, damit ihr so Fußball spielt, wie man es von deinen Teams gewohnt ist". Heynckes selbst sprach von einem "Tiefpunkt", der jetzt erreicht sei, und drohte damit, "dass ich mich nicht ewig vor die Mannschaft stellen kann". Und weiter: "Ich erwarte jetzt eine Reaktion in München. Wenn die ausbleibt, dann brennt hier der Baum!"
Im UEFA-Pokal verloren ist für die Borussia indes noch nichts. Das nur von hochbezahlten Funktionären durchschaubare Qualifikations-Prozedere jedenfalls sieht vor, dass der VfL mit einem Sieg im letzten Gruppenspiel dennoch weiterkommen kann. Gegen wen? Gegen einen standesgemäßen Gegner. Bayer Leverkusen wartet am 14. Dezeber in der Bayarena. Nach dem SV Rossbach in der ersten DFB-Pokalrunde dürfte sich die Borussia ruhig mal wieder anschicken, ein Pokalspiel zu gewinnen. Ein Beispiel nehmen kann sich die Heynckes-Truppe einmal mehr am lila-weißen VfL. Osnabrück hat mit dem souveränen 5:0-Sieg am Dienstag im niedersächsischen Pokal gegen Wolfsburg II den Weg in die erste DFB-Pokalhauptrunde der kommenden Spielzeit geebnet.
Solange Eintracht Frankfurt im Europapokal mitspielt, ist für uns aus Prinzip auch die Borussia dabei. Alles andere wäre dem Ansehen des deutschen Fußballs im Ausland abträglich. Die Gruppenphase erreichte Gladbach, weil es in der ersten Runde ZSKA Sofia ausschaltete. Das erste richtige Spiel gegen Tottenham Hotspurs endete unentschieden 1:1. Anfang November spielte Gladbach in Rumänien bei Dinamo Bukarest 0:0.
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