Dienstag, 19. Dezember 2006

der letzte zeuge

Eigene Gesetze soll der Pokal haben. Und Außenseiter sollen immer mal wieder für Überraschungen sorgen können. Sagt man allgemein. Ein Blick auf das aktuelle Pokaltableau vermittelt eher einen anderen Eindruck: Neun Erstligisten stehen im Achtelfinale, sechs Zweitligisten - und nur der VfL Osnabrück hält die Fahne der Underdogs hoch. Der VfL ist nach dem fulminanten Zweitrundensieg gegen Gladbach gewissermaßen der letzte Zeuge im Wettbewerb. Die Mannschaft von Trainer Claus-Dieter Wollitz kämpft heute Abend um ihr größtes Weihnachtsgeschenk. Sie will im DFB-Pokal überwintern.

Die Generalprobe gegen die kleinen Berliner hat der VfL schon erfolgreich absolviert. Aber das ist nichts gegen das, was die Lila-Weißen heute erwartet. Zwar fehlen den Berlinern an der restlos ausverkauften Bremer Brücke Regisseur Yildi Bastürk und Abwehrchef Dick van Burick; dennoch ist die Favoritenrolle immer noch vergleichsweise spektakulär besetzt. So wähnte sich Pal Dardai nach dem Zweitrundensieg gegen Eintracht Frankfurt schon in Vorweihnachtsstimmung: "Jetzt müssen wir nur noch in Osnabrück unsere Geschenke einsammeln." Man beachte das "nur". Wenn alles läuft wie erwartet und -bar, wird er recht behalten.

Pele Wollitz muss Goalgatter Addy Menga und Mathias Surmann ersetzen. Der VfL wird deshalb vermutlich mit nur einer klassischen Spitze spielen, nämlich Thommy Reichenberger. Was gerade gegen den Bundesligisten jedoch kein Nachteil sein muss: Der quirlige Mittelfeldmann Bilal Aziz kann Alexander Nouri im Aufbauspiel klug unterstützen, was angesichts des erwartbaren Mittelfeld-Übergewichts der Hertha bitter nötig sein wird; mit Nouri und Aziz zusammen dürfte der VfL variantenreicher nach vorn spielen können.

Gutes Omen könnte wieder einmal Trainer Wollitz selbst sein: Schon vor dem Sieg gegen Gladbach war es der Osnabrücker Coach, der seinen Jungs erzählen konnte wie es sich anfühlt, gegen die Borussia zu gewinnen. Und auch beim letzten Osnabrücker Heimsieg gegen Hertha BSC stand Wollitz noch selbst im lila-weißen Trikot auf dem Platz: Beim 3:1 am 25. August 1991. (Eines der Osnabrücker Tore schoss übrigens der legendäre Fred Klaus.) Mal abgesehen davon, dass Wollitz die Hertha auch dehalb gut kennt, weil er selbst mal in Berlin gespielt hat. Wenn morgen wahrhaftig ein kleines Weihnachtswunder geschehen und der VfL noch einen weiteren Erstligisten rauskegeln sollte, darf trotzdem schon vorzeitig die vierte Kerze am Adventskranz entzündet werden.

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