Samstag, 30. April 2005

jubel, trubel, heiterkeit

6 Punkte, 5:2 Tore. Wir feiern noch. Spielberichte folgen frühestens morgen.

der 12-punkte-samstag

All jene, die an einer hinreichenden Vergleichbarkeit unserer beiden VfLs zweifeln, sollten sich spätestens heute eines besseren belehren lassen: Die Gemütslage zwischen Hoffen und Bangen ist seit Wochen die gleiche, und sie wird nunmehr auf die Spitze getrieben. Für unseren beiden Klubs geht es - zum wiederholten Mal in dieser Spielzeit - um alles. Die richtungsweisenden Partien für den Klassenerhalt bzw. Aufstieg und gegen zwei direkte Konkurrenten werden damit zu den vielzitierten Sechs-Punkte-Spielen.

Die Fohlen erwarten mit dem VfB Stuttgart eine Mannschaft, die - leider - noch im heißen Kampf um den 2. Tabellenplatz und damit die direkte Champions-League-Qualifikation mitmischt. Das Hinspiel im letzten November endete 0:1 und war damals die erste Niederlage des alten neuen Gladbach-Coaches Dick Advocaat. Im schlimmsten Fall würde Horst Köppel Anstand zeigen, das heißt nachziehen und auch seine erste Niederlage gegen die Schwaben 'feiern'; dann fände sich der VfL, einen nicht unwahrscheinlichen Bochum-Heimsieg gegen Mainz vorausgesetzt, zum zweiten Mal in dieser Spielzeit auf einem Abstiegsplatz wieder. Im besten Fall aber, und wenn die Mannschaften sich an die DFL-Marschroute halten, gelingt heute ein Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt.

Beim lila-weißen VfL geht es mindestens ebenso hoch her. Mit Eintracht Braunschweig wird ein direkter Aufstiegskonkurrent an der Bremer Brücke vorstellig, bei einer erwarteten Kulisse von mindestens 15.000 Zuschauern ist ein Fußballfest eigentlich vorprogrammiert. Braunschweig ist mit 58 Punkten Dritter und hat vier Zähler mehr auf dem Konto als der nächstplatzierte VfL. Zeitgleich spielt heute außerdem Paderborn (2., 59) gegen Lübeck (1., 60).
Hier sind die Szenarien also durchaus ähnlich: Mit einem Sieg wäre der VfL definitiv zurück im Aufstiegsrennen. Verlöre man gegen Braunschweig, wäre der Aufstiegszug endgültig abgefahren. Das Hinspiel endete übrigens 1:1, beide Teams haben in der laufenden Saison überhaupt erst vier Mal verloren und teilen sich in dieser Hinsicht die Tabellenführung - noch.

Freitag, 29. April 2005

dfb-boss zwanziger warnt vor heuschnupfen-plage

Kaltherzige Klubchefs und Sponsoren, die ohne Rücksicht auf Fans und Fußballer "Heuschnupfenplagen leichtsinnig Vorschub leisten", prangert DFB-Chef Theo Zwanziger an. DFL und Doppelspitze Trollinger kritisieren, mit den Slogans habe Zwanziger dem Ansehen Fußball-Deutschlands einen Bärendienst erwiesen.

Der DFB-Vorsitzende hat im Zuge seiner Hygiene-Kritik Bayern-Präsident Franz Beckenbauer scharf angegriffen. Bei Beckenbauer stimme die Vereinsethik nicht mehr, "wenn er einen Punktevorsprung von 25 Prozent pro Saison zum Ziel erklärt und bei gesteigerter Effizienz am selben Tag ankündigt, in Kauf zu nehmen, dass bis zu 6400 Menschen im Stadion an Heuschnupfen erkranken", sagte Zwanziger der Bild am Sonntag. "Wo totale Ökonomisierung das Handeln bestimmt, hat der soziale Auftrag des Fußballs keine Chance mehr", beklagte er. "Fußball ist aber für die Menschen da und nicht umgekehrt." Zwanzigers Äußerungen lösten eine kontroverse Debatte aus, die Top-Klubs reagierten mit Ablehnung.

Das Verhalten des Bayern-Präsidenten "deprimiert die Menschen und raubt ihnen das Vertrauen in die Fairness des Sports", erklärte Zwanziger weiter und fügte hinzu: "Manche Klub-Chefs verschwenden keinen Gedanken an die Menschen, deren Gesundheit sie vernichten. Sie bleiben anonym, haben kein Gesicht, nehmen Heuschnupfenschwärme in Kauf, die dann ganze Stadien abgrasen und weiterziehen."

Konjunktur hat das Thema, weil ein von der DFB-Spitze in Auftrag gegebenes Gesundheitsgutachten auf Hygiene- und Reinlichkeits-Missstände in deutschen Stadien hinweist. Explizit die Heuschnupfen-Gefahr werde systematisch verkannt. Zwanziger äußerte die Sorge, es könne daher künftig vermehrt Geisterspiele und leere Stadien geben, weil viele Fans entweder bereits erkrankt seien oder aber das 'Gesundheits-Risiko Stadion' meiden würden.

Donnerstag, 28. April 2005

gdnags-schleifenwerk: bochum erhält den zuschlag

"Die Arbeiter im Ruhrgebiet müssen ihre Würde zurückbekommen, nachdem sie 150 Jahre lang ausgebeutet wurden." Mit diesem Bekenntnis zum Standort NRW haben Ministerpräsident Peer Steinbrück und der VfLog heute die so genannte Partnerschaft 2020 begründet. Damit ist auch klar: Den Zuschlag für eine hochmoderne "Gladbach-darf-nicht-absteigen-Gedächtnis-Schleife"-Fertigungsanlage erhält Bochum. Damit verbunden sind bis zu sieben neue Arbeitsplätze im und rund um das Ruhrgebiet. "Dies ist ein Riesenerfolg, nicht nur für eine ganze, geschundene Region, sondern auch für Rot-Grün in NRW", kommentierte Steinbrück sichtlich bewegt den Schulterschluss. Die GDNAGS ist seit knapp zwei Wochen der letzte Schrei auf dem Fußball-Devotionalien-Markt. "Wir sind selbst baff über die Riesennachfrage. Alleine können wir das nicht mehr stemmen. Darum haben wir uns entschieden, in großem Stile Schleifen binden zu lassen. Und: Wir produzieren auch weiterhin nur in Deutschland. Dafür stehe ich mit meinem Namen", so VfLog-Chefredakteur Martin Zierold.

neue ware eingetroffen

Eine von uns nicht vorhergesehene Welle der Solidarität hat unsere Fertigungspartner in vielen Teilen des Landes überfordert und die nahtlose Produktion der Gladbach-darf-nicht-absteigen- Gedächtnis-Schleife zeitweilig ausgesetzt. VfLog bittet hierfür um Entschuldigung. Jetzt ist neue Ware da. Sie ist nach wie vor für einen geringen Obolus von € 4,00 (inkl. Porto) zu beziehen und von bester A-Qualität: Handgewunden und verklebt aus bester Kunstfaser, versehen mit einer güldenen Nadel und garantiert Made in Germany. Bestellungen an gdnags@vflog.de, alles weitere folgt dann per Mail.

Mittwoch, 27. April 2005

vflog gehackt?

Unter dem Titel "neues advocaat-video aufgetaucht" ist heute ein unsäglich alberner, verschwurbelt-verspielter, politisch leicht inkorrekter, höchst hanebüchener, inhaltlich haltloser und – vor allen Dingen: – mit dem "Wir-lieben-Dick-Advocaat-über-
alles"-Redaktionsstatut völlig unvereinbarer Text erschienen. Möglicherweise geht dieser Artikel auf Hacker zurück. Wir bitten unsere Leser, von der Lektüre freundlich abzusehen.

neues advocaat-video aufgetaucht

Die Welt hält den Atem an: Ein neues Video des ehemaligen VfL-Trainers Dick Advocaat wurde dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira zugespielt. Danach übernimmt Advocaat die volle Verantwortung für die Niederlagen in München, Hannover, Kaiserslautern und Bremen. Das Band wurde ohne Ton gesendet. Laut Al-Dschasira appellierte der Ex-Coach an die VfL-Vorstandsriege und die internationale Staatengemeinschaft, sich für seine Freisetzung zu entschuldigen. Andernfalls werde er weitere Niederlagen folgen lassen.

An der Echtheit des Videos wird in Expertenkreisen nicht gezweifelt. "Die Botschaft ist komplex und dennoch in nur 19 Worte gekleidet. Das ist echt", stellt West-, Nah- und Fernost-Experte Peter Scholl-Latour klar. Unklar ist hingegen noch, wie ernst Advocaats Drohung zu nehmen ist, für weitere Niederlagen zu sorgen. Bisher war man davon ausgeganen, dass mit der Demission des Holländers auch alle Seilschaften beseitigt worden seien. Man werde "alles daran setzen, dieses Untergangsszenario als billige Panikmache zu entlarven", demonstriert VfL-Manager Peter "Punker" Pander Entschlossenheit.

Dienstag, 26. April 2005

poets in residence: vflyrik gesucht

Pander rhei, alles fließt, wußten schon die alten Griechen, und nicht zuletzt unsere VfLs sind gerade jüngst ein gutes Beispiel: Die Tabellenpositionen sind stets im Fluß, die Aufstiegshoffnungen oder Abstiegsängste schwillen wie die Gezeiten an und ab, Spieler, Trainer, Manager kommen und gehen.
In Gladbach pflegt man derzeit nicht nur eine beachtliche Fluktuation auf den bestehenden Posten, es wird auch erwogen, neue Stellen zu schaffen: ein Teammanager soll her, so ließ sich Peter "Panderstrike" Pander jüngst vernehmen. Gut so! Neue Jobs braucht dieses Land und wer soll denn expandieren, wenn nicht charmante Mittelständler wie unsere VfLs?
In diesem Zug möchten wir eine weitere Stelle vorschlagen: Der englische Zweitligist "Brighton and Hove Albion FC" leistet sich einen offiziellen poet in residence, einen Vereinspoeten, einen Minnesänger des Mannschaftssports. Seine Aufgabe ist es, Vereinslieder zu erdichten, Schlachtengesänge zu komponieren und das Alltagsgeschehen lyrisch zu begleiten.
Über einen Jungstar, der zwei Saisons lang den kleinen Verein in Euphorie versetzte, bevor er an einen großen Club wechselte, schrieb "Attila the Stockbroker" (so der Name von Brightons Poet) die wunderbaren Zeilen:

And what a song we sang those first two years!
A deadly marksman in an awesome team.
Two Championships, and over sixty goals.
Division One! Now we could really dream...
Seagulls drowned out the home crowds everywhere.
Our unsung heroes did their very best.
We nearly made our second great escape.
Then money talked. An agent did the rest.

Gedichte! Das ist es, was unseren VfLs noch fehlt zur Seligkeit. Der VfLog bittet um Bewerbungen für die neu zu schaffende Stelle zweier poets in residence bei unseren VfLs per e-mail an: vflyrik@vflog.de

Montag, 25. April 2005

filmtip: gute nacht, herr advocaat!

Heute Nacht zeigt MDR den italienischen Film "Gute Nacht, Herr Advocaat!". Die VfL-Fans gut bekannte Komödie (Zusammenfassung TV Today: "Strohwitwer in Baggerlaune kriegt einen Denkzettel") ist jedoch – wie nicht anders zu erwarten – ein recht billiges Possenspiel.
IT 1955, s/w, 70 Min., 1.05h-2.15h, Showview 52-846-510

nürnberg bietet freiwilligen abstieg an

Nach dem gestrigen Unentschieden zwischen dem VfL und Nürnberg, das vorhersehungswidrig entgegen den vorab festgelegten Endergebnissen zustande kam, drohte die DFL noch am Abend beiden Vereinen Sanktionen an. Ursprünglich war ein Gladbacher Sieg sowie der Klassenerhalt der Borussia vorgesehen.
Nach erneut zähen Verhandlungen konnte VfL-Neumanager Peter "Pacta sunt serpander" Pander seine Position durchsetzen. Die Nürnberger Vertreter bedauerten im Anschluß offiziell ihren Punktgewinn und boten freiwillig entsprechende Leistungen in den noch ausstehenden Partien an, die zu einem freiwilligen Abstieg führen sollen. Es wird davon ausgegangen, daß Nürnberg schon im kommenden Spiel gegen Hannover mit einer Niederlage seinen guten Willen demonstrieren wird.

Sonntag, 24. April 2005

nullnull. abstieg besiegelt.

Mit einem kämpferisch zwar überzeugenden, im Ergebnis aber enttäuschenden 0:0-Unentschieden in Nürnberg steigt der VfL aufgrund der schlechteren Tordifferenz in die Zweite Liga ab. Außerdem müssen beide Vereine, Nürnberg und Gladbach, mit einer Disziplinarstrafe der DFL rechnen, weil sie sich nicht an das bereits festgelegte Endergebnis hielten. Danach hätte Gladbach 2:1 gewinnen müssen. Nach den vergangene Nacht bekannt gegebenen Resultaten war Nürnberg als dritter Absteiger vorgesehen, dies hat sich mit der heutigen Punkteteilung jedoch geändert.

Die neue Abschlusstabelle stellt sich wie folgt dar:
13. FSV Mainz 05 (40 Punkte, Tordifferenz -8)
14. VfL Bochum (39, -16)
15. 1. FC Nürnberg (36, -8)
16. VfL (36, -14)
17. Hansa Rostock (33, -29)
18. SC Freiburg (22, -43)

Nur eine kleine Schar von sechs VfLog-Lesern schätze das Leistungsvermögen der VfLs in unserer Umfrage richtig ein und tippte zwei Unentschieden. Das sind 4% aller abgegebenen Stimmen. 115 Leser rechneten mit einem schöneren Wochenende und tippten auf mindestens drei Punkte - ihnen sei Dank.

mal nebenbei: jürgen gelsdorf & rot-weiß essen

Am Wochenende trennte sich Zweitliga-Aufsteiger Rot-Weiß Essen von seinem Coach und der VfL-Legende Jürgen Gelsdorf. Damit ist ein weiterer Höhepunkt schleierhafter Trainerentlassungen erreicht, damit ist einmal mehr bewiesen, dass Aktionismus und Ungeduld jedes wohlüberlegte und seriöse Personalmanagement ad absurdum führen.

Jürgen Gelsdorf trainierte in seinen jungen Jahren von Oktober 1991 bis November 1992 die VfL-Fohlen und übergab den Staffelstab dann an Bernd Krauss.
Er trainerte von November 2000 bis zum Saisonende 2003 auch den anderen VfL. Er übernahm die Lila-Weißen nach dem vollkommen misslungenen Saisonstart unter Jägermeister Michael Lorkowski in der Zweiten Bundesliga und schaffte gar fast noch den Klassenerhalt. Nach einem Jahr der gelassen ertragenen Umstrukturierung in der Regionalliga Nord führte Gelsdorf den VfL in einer mitreißenden Saison 2002/2003 wieder zurück in die Zweite Liga. Er verließ den Klub auf eigenen Wunsch aus persönlichen Gründen und heuerte bei Rot-Weiß Essen an.

Was Gelsdorf dort erdulden musste, ist einem ehemaligen VfL-(Aufstiegs)Helden nicht würdig. Auch mit Essen schaffte er im vergangenen Jahr, also gleich ins einer ersten Spielzeit, den Aufstieg in Liga 2, was nach diversen Enttäuschungen in den Vorjahren schon niemand mehr für möglich hielt. Derzeit rangiert Rot-Weiß Essen nach 30. Spieltagen mit 32 Punkten auf dem 16. Tabellenplatz und hält unmittelbaren Anschluss ans rettende Ufer: Der Tabellenelfte hat nur vier Punkte mehr.

Man darf getrost fragen: Hat man in Essen ernsthaft erwartet, man würde zu diesem Zeitpunkt der Saison bereits im gesicherten Mittelfeld rangieren? So viel Naivität mag in wenige Wochen getrost mit dem Abstieg belohnt werden.
Für die VfLs ist Gelsdorf nach wie vor einer der beliebtesten und sympathischsten Trainer im Business.

vfl schafft klassenerhalt

Nach schwierigen Verhandlungen stehen nun auch die Spielausgänge der beiden deutschen Profiligen bis zum letzten Spieltag fest. Danach folgen Hansa Rostock und der 1. FC Nürnberg dem SC Freiburg in die Zweite Liga. Mit mageren 38 Punkten entgeht der VfL dem Abstieg nur um Haaresbreite.

Die Ergebniskommission Regionalliga des DFB hatte bereits vor neun Tagen die Endergebnisse der noch ausstehenden Spiele in der dritten Spielklasse verkündet. Dass sich die Bekanntgabe zwei Ligen höher derart verzögerte, erklären Experten mit den veränderten Zuständigkeiten. So tat sich die im Profibereich zuständige DFL bis zuletzt schwer, eine Einigung zwischen den beteiligten Vereinen, den Tippern des VfLog und der Wettmafia zu erzielen.

„Wir sind sehr froh, dass wir endlich zu defintiven Ergebnissen gekommen sind“, kommentierte DFL-Geschäftsführer Wilfried Straub die Übereinkunft. Freiburg und Rostock hatten bereits vor Wochenfrist prinzipiell in ihren Abstieg eingewilligt, es ging in den vergangenen Tagen somit hauptsächlich darum, den dritten Absteiger festzulegen. „Das ist schwerer als Sie sich das vorstellen. Da treten alte Grabenkämpfe wieder offen zutage“, so Harald Strutz, Präsident des am Ende sicher geretteten FSV Mainz 05. So scheiterte eine Einigung lange Zeit daran, dass der VfL Bochum um keinen Preis gemeinsam mit Rostock absteigen wollte, weil in der laufenden Spielzeit zwei Mal gegen die Mecklenburger verloren wurde. „Die hatten natürlich Bammel, dass die nächstes Jahr wieder zwei Mal verlieren und es ihnen dann womöglich den Aufstieg verhagelt“, erklärt Strutz weiter.

Nach den Rücktritten von Dick Advocaat, Christian Hochstätter und Pommes Fritze sah noch gestern abend alles nach einem Gladbach-Abstieg aus. Doch Neumanager Peter „Panderstrike“ Pander konnte gleich bei seinem ersten Amtsgeschäft die Kohlen aus dem Feuer verhandeln.

In der Abschlusstabelle spiegelt sich das Saisonfinale folgendermaßen wieder:
13. FSV Mainz 05 (40 Punkte, Tordifferenz -8)
14. VfL Bochum (39, -16)
15. VfL (38, -13)
16. 1. FC Nürnberg (35, -9)
17. Hansa Rostock (33, -29)
18. SC Freiburg (22, -43)

Samstag, 23. April 2005

westfälischer friede erneuert - vfl steigt nicht auf

Mit einem mageren 2:2 bei Preußen Münster verabschiedet sich der VfL, wenn man Coach Pele Wollitz Glauben darf, aus dem Aufstiegsrennen zur Zweiten Bundesliga. Und wenn man nur die zurückliegenden 90 Minuten zum Maßstab nimmt, hat der Trainer sicher Recht. Beim VfL haperte es bei Traumwetter und vor knapp 10.000 Zuschauern im Stadion an der Hammerstraße an allem, was für einen Aufstiegsaspiranten eigentlich selbstverständlich sein sollte: Einsatzfreude, Spielwitz, Kampfbereitschaft.

Er hätte gern 10 Spieler auf einmal ausgewechselt, wenn das gegangen wäre, so Wollitz auf der anschließenden Pressekonferenz. Sichtlich angefressen und ratlos reagierte der Coach auf das, was er zuvor mit ansehen musste. Zwar verhinderten Thomas Reichenberger und Markus Feldhoff mit ihrer einmaligen Klasse und ihren Toren wieder mal noch Schlimmeres, die Leistung insgesamt war dennoch mehr als enttäuschend. Insbesondere auf den Außenbahnen, besezt von Matthias Koch und Fabian Ewertz, wurde nahezu kein Zweikampf gewonnen, aber auch den anderen Akteuren fehlte Biss. Niemand realisierte offenbar, wie greifbar es war, mit einem Sieg unmittelbar an die Aufstiegsränge heranzurücken. Vielmehr waren es die Preußen aus Münster, für die das Unentschieden eher zwei Punktverluste als ein -gewinn bedeutete.

Besonders weil Braunschweig zu Hause gegen die Kölner Amateure und Paderborn in Düsseldorf ebenso nicht über ein Unentschieden hinauskamen, wiegt der Frust über diesen Auftritt doppelt schwer. Am kommenden Samstag gegen Braunschweig wird sich zeigen, ob die Saison langweilig ausklingen oder doch noch in einen heißen Frühling münden wird. Heute, so scheint es, zeigen alle Zeichen auf Langeweile, denn dieser Auftritt im Lokalderby war ein Rückschritt.

Auch die Regularien des DFB sehen einen Aufstieg des VfL nicht mehr vor. Die von der DFB-Ergebniskommisson Regionalliga bereits festgelegten Endgebnisse der kommenden Spieltage ergeben folgende Abschlusstabelle:
1. Eintracht Braunschweig (71 Punkte, Tordifferenz +29)
2. VfB Lübeck (71, +27)
3. VfL (70, +29)
4. SC Paderborn (69, +19)
Eine erneute Korrektur der Spielausgänge ist nicht vorgesehen. "Das haben wir jetzt zwei Mal gemacht, jetzt reicht's", heißt es aus Funktionärskreisen.

rückblende: 3. März 2003

Münster gegen Osnabrück. Stadion an der Hammer Straße. Der letzte Besuch hier liegt etwa zwei Jahre zurück. Draußen war es stürmisch und ungemütlich, nur selten lugte die Sonne zwischen den Wolken durch. Damals kämpfte der VfL um den Aufstieg in die Zweite Liga, der ja später auch gelingen sollte. Trotzdem verlor man in Münster vor heute geschätzten 6000 Zuschauern mit 1:2, hatte sogar lange Zeit 0:2 zurückgelegen. Die Stimmung war unerklärlicherweise auch bei den Preußen-Fans sehr mies - obwohl Münster mit dem recht unerwarteten Sieg gegen die favorisierten Lila-Weißen wichtigen Boden im Abstiegskampf gutmachen konnte. Insgesamt war der Stadionbesuch einer der enttäuschendsten meines Lebens. Warum in aller Welt verbindet man mit Münster noch immer Fankultur und tolle Atmosphäre?

Und heute? Die Vorzeichen sind ähnlich. Der VfL klopft nach dem Unentschieden von Paderborn gestern wieder mehr denn je an die Himmelspforte zu Liga 2. Und Münster rackert wieder einmal gegen den Abstieg. In knapp einer Stunde ist Anstoß. Ich mache mich auf den Weg. Das Wetter ist traumhaft.

Freitag, 22. April 2005

eilmeldung: pommes-fritze zurückgetreten

Die Ereignisse beim VfL überschlagen sich: Wie der VfLog exklusiv erfahren hat, hat Fritz "Pommes-Fritze" Schneider heute seinen Rücktritt vom Amt des Würstchenbraters hinter Block 5 der Südkurve des Borussia-Parks erklärt. Er reagierte mit dieser für viele überraschenden Entscheidung auf die zunehmende Kritik an seiner Person und möchte dem Verein in der schwierigen aktuellen Lage die Möglichkeit geben, unbelastet einen Neuanfang zu wagen. Heute, bei der turnusmäßigen Pressekonferenz vor dem Spiel beim 1. FC Nürnberg, wird Wilhelm "Würstchen-Willi" Schmitz als sein Nachfolger vorgestellt. Schmitz arbeitete zuletzt in Herne-Wanne auf dem Wochenmarkt.

der vflog schlagzeilen-service #3: keine wortspiele mit tieren, bitte!

Es ist bekannt, daß wir, inspiriert nicht zuletzt von den Kollegen der Torfabrik hin und wieder anderen Medien generös gelungene wortspielerische Schlagzeilen für ihre Artikel zur Verfügung stellen. Heute jedoch ist es anders. Heute wollen wir, der journalistischen Reinheit und Ästhetik zuliebe, prophylaktisch unseren Kollegen einige Auswüchse verbieten.

Mit Peter Pander wurde bereits in Wolfsburg genug Schindluder getrieben. Darum beanspruchen wir ab sofort Urheberrechte auf die folgenden Formulierungen und werden jeden verklagen, der sie kopiert oder in Umlauf bringt:

Pander unter Fohlen, Pander im Affenhaus, Pander in den Zoo, Pander: Vom Aussterben bedroht, Der rosarote Pander, Expander, Später Pander, Ein Fisch namens Pander, Pink Pander, Pandermonium, Panderra, Fiat Lux? Fiat Pander!, Down Pander, Grauer Pander, Panderstrike, Punker Pander, Pater Pander, Pannepander, Pande(r)mie, Papperlapander, Spiel über Pande(r), Panderpokal, Pander's Truck: Neuer Gladbacher Mannschaftsbus, Früher Pander fängt den Wurm, Punder Pressure, Panderzirkus, Pander rhei, Pleiten Pech und Pander, pacta sunt serpander.

Donnerstag, 21. April 2005

europa, wir kommen

Was bis vor kurzem noch undenkbar schien, nimmt langsam Gestalt an: Der lila-weiße VfL darf sich berechtigte Hoffnungen machen, in der nächsten Spielzeit im Uefa-Cup anzutreten. Über den Umweg DFB-Pokal nimmt der VfL teilnahmslos Kurs auf Europa.

Durch einen neuen Passus in den Regularien des Wettbewerbs (VfLog berichtete), der im Rahmen des DFB-Jugendtages im Juni in Köln ratzifiziert werden soll, darf sich der VfL trotz seiner Zweitrundenniederlage im nationalen Pokalwettbewerb bald auf Duelle mit dem FC Porto oder Manchester United freuen. Die Neuregelung greift, wenn der DFB-Pokalgewinner bereits für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert ist. Sie sieht vor, dass künftig nicht mehr der unterlegene Finalist automatisch im Uefa-Cup mitmischen darf, sondern die Mannschaft, gegen die der Pokalsieger im Verlauf des Wettbewerbs am knappsten gewonnen hat. Nach einem 6:0 der Bayern gegen Völpke, dem 3:0 gegen Stuttgart, dem 7:0 gegen Freiburg und dem 2:0 gegen Bielefeld hält sich der VfL in dieser Rangliste nach dem spannenden 2:3 in der zweiten Runde unangefochten auf Platz 1. Einen deutlichen 4:2-Finalsieg der Bayern gegen Schalke vorausgesetzt, wäre der VfL kurzerhand im europäischen Geschäft.

le roi est mort, vive le roi!

Was am Montag mit der überraschenden Tat von Dick Advocaat begann, ist in wenigen Tagen zu einem Neuanfang eines ganzen Vereins geworden. Wir erleben die Woche der Abschiede, und mehr noch als bei dem holländischen Coach muß man beim Abgang von Manager Hochstätter vom Ende einer Ära sprechen.

Das Gladbacher Urgestein war bereits seit längerer Zeit umstritten. Manch einer verurteilte in Bausch und Bogen seine Einkaufs- und Trainerpolitik, die in der Tat in den letzten Jahren nur selten von Erfolg gekrönt war. Die Verpflichtung von Dick Advocaat läßt sich hier als Versuch eines Befreiungsschlags sehen: ein international anerkannter Trainer sollte her, dessen Name schon allein signalisierte, wo Gladbach sich selbst gerne sehen würde: ganz oben.

Daß dieser Befreiungsschlag mißglückt ist, liegt nicht zuletzt daran, daß die Vereinsführung auf halbem Weg die Angst vor der eigenen Courage zu spüren schien. Was vollmundig mit Trainer- und Spielerverpflichtungen begonnen wurde, traute man sich bald nicht mehr, selbstbewußt vor der Presse zu vertreten. So sank die Stimmung im Umfeld kontinuierlich, die Mannschaft wurde zunehmend verunsichert und auch Advocaat wurde dank einer beispiellosen Medienkampagne in eine Situation gebracht, die wohl auch der Dickhäutigste nicht auf Dauer ertragen mag.

Nachdem die Experimente Fach und Advocaat jeweils derart kurz währten, nachdem zahllose Neuverpflichtungen, insbesondere aus der Ära Fach, sich als Rohrkrepierer herausstellten – was die zahllosen weiteren Einkäufe der Winterpause ja auch deutlich dokumentierten – ist der Abgang Hochstätters lediglich vom Zeitpunkt her überraschend, grundsätzlich ist er nur konsequent: Hochstätter konnte nicht ewig verschont bleiben, nachdem er so viele Fehlgriffe getätigt hatte. In Erinnerung bleibt aber auch, daß er mit dem Stadionneubau und anderen Projekten für vieles steht, was den Verein sehr viel langfristiger prägen wird als gescheiterte Trainer und Transfers. Hier hat Hochstätter Weitsicht bewiesen, die sich für den VfL auf lange Sicht bezahlt machen wird.

Kurzfristig bleibt festzuhalten, daß Gladbach nach dem Rückzug des glücklosen Trainers alle Chancen genutzt hat, sich weiter als Chaosclub zu präsentieren. In jedem Interview wird drei Tage lang das Vertrauen in den Manager beschwört, nur damit er kurz darauf entsorgt wird. Letztlich birgt dieser Schritt aber die Chance, daß tatsächlich endlich Ruhe einkehrt im Borussiapark, daß wirklich ein sportlicher Neuanfang gewagt werden kann.

Mit Peter Pander kommt nun ein Mann nach Gladbach, dem ein solcher Neuanfang zuzutrauen ist. Er hat den VfL Wolfsburg aus der dritten Liga in die erste geführt und dort etabliert (so langweilig die fahlgrüne Werksmannschaft auch ist), er hat sogar Erfahrung mit einem Stadionneubau. In Wolfsburg hat er den Verein ehrenhaft verlassen, nachdem er für den Einsatz des gesperrten Hristov in einem Pokalspiel die Verantwortung übernahm. Insbesondere von Fans wird dieser Grund vielfach als so läppisch betrachtet, daß ein Dolchstoß aus dem VW-Konzern vermutet wird: Pander ist noch heute in Wolfsburg sehr angesehen.

Hoffen wir, daß nach dieser Woche der Turbulenzen nun Ruhe einkehrt. Hoffen wir, daß die Mannschaft die neuen Herren an der Seitenlinie und auf der Tribüne gleich mit einer weiteren Neuerung begrüßt: einem Auswärtssieg in Nürnberg. Borussia darf nicht absteigen!

Mittwoch, 20. April 2005

die gladbach-darf-nicht-absteigen- gedächtnis-schleife

Seit Montag, seit dem Abgang des großen, kleinen Dick Advocaat, seit der Sedisvakanz des Heiligen Stuhls im Nordpark gedenken wir dem einstigen Hoffnungstrainer des VfL mit einer kleinen, würdigen Traueranzeige, geziert durch eine grün-schwarze Schleife. Seit Montag werden wir überrannt mit Anfragen nach eben dieser Schleife, nach ihrer Bedeutung, ihrer Beschaffenheit, ihren Bezugsmöglichkeiten.

Wir sind nur einfache und unwürdige Arbeiter im Weinberg des Fußballgottes, mit so einer Resonanz hätten wir niemals gerechnet. Unseren treuen Lesern und allen Schleifen-Interessierten hier einige kleine Hinweise:
Die Schleife ist die von uns geschaffene, einzig offizielle "Gladbach-darf-nicht-absteigen-Gedächtnis-Schleife" (kurz: GDNAGS), nur echt in grün mit schwarzem Ausläufer in der rechten unteren Ecke. Wer sie auf seine Homepage setzen möchte: Nur zu! Der Link findet sich gleich unten und wir haben nur eine Bedingung: Wer die Schleife verwendet, möge doch bitte einen entsprechenden Link und Hinweis zum VfLog dazu stellen.
Nun gibt es auch Leser, die die Schleife tragen möchten. Gerne versenden wir sie, solange der Vorrat reicht, gegen den schlappen Betrag von € 4,00 (inkl. Porto). Dafür gibt es die Schleife dann ratz-fatz nach Haus, handgewunden und verklebt aus bester Kunstfaser, versehen mit einer güldenen Nadel und garantiert Made in Germany. Bestellungen an gdnags@vflog.de, alles weitere folgt dann per Mail.

Tragen wir nicht nur unser Kreuz, die Raute, mit Würde, tragen wir künftig auch unsere Schleife mit Stolz. Gladbach darf nicht absteigen!

Dienstag, 19. April 2005

von wasser und brot, hochstätter und gregor X.

"Säkulare Regierende griffen oft zu radikalen Mitteln, um die Wahl zu beschleunigen", lesen wir zur Dauer der päpstlichen Konklaven bei Wikipedia. Auf ähnlich schleunigem Weg fabrizierte Christian Hochstätter gestern Horst Köppel als Advocaat-Nachfolger auf die Bildfläche. Aber Horst Köppel ist nicht neuer VfL-Trainer. Horst Köppel ist allenfalls Interimscoach. Horst Köppel füllt gewissermaßen die Sedisvakanz des Heiligen Stuhls von Möchengladbach.

In Rom währte die längste Übergangszeit von Papst zu Papst zwei Jahre, neun Monate und zwei Tage. Das war 1268, selbstverständlich nach Christus, als nach dem Tod von Klemens IV. kein angemessen heiliger Nachfolger gefunden ward. Man schloss die Kardinäle dereinst im Episcopalpalast ein. Als das auch nicht half, ließ die Stadtregierung nur noch Wasser und Brot in den Palast bringen und sein Dach abdecken. Nachdem Gregor X. schlussendlich gewählt und die versammelte Mannschaft gehörig entnervt war, wurde zudem noch beschlossen, den Herrschaften künftig zu verbieten, während des Konklaves irgendein Einkommen aus ihrer kirchlichen Tätigkeit zu beziehen.

VfLog plädiert entschieden für ein ähnlich kompromissloses Procedere im Nordpark. Es sollte doch im neuen Stadion einen Geräteschuppen geben, in den Christian Hochstätter bei Wasser und Brot und ohne Licht und Einkommen gesperrt werden kann, bis er einen akzeptablen neuen Coach hervorbringt, oder? Insbesondere dürfte man dann gespannt sein, wie Hochstätter alleine eine papst-nötige Zweidrittelmehrheit zustande bringt.

Montag, 18. April 2005

kleiner mann? noch im abschied zeigt advocaat mehr größe als alle kritiker

An seinem ersten Tag am Niederrhein ließ Dick Advocaat in einem Pressegespräch durchblitzen, wie humorvoll er sein kann. "Horst Köppel kann ich nicht mehr übertreffen. Das waren bereits 100 Prozent", verkündete er in Anspielung auf den Sieg gegen den FC Bayern, den die Fohlen unter dem Interimscoach errungen hatten.
Schon diesen Satz hat in Gladbach leider niemand richtig verstanden: Es war ein Witz. Natürlich ist der international erfahrene und erfolgreiche Advocaat ein völlig anderes Kaliber als der damalige Amateurcoach der Fohlen, traute sich sicherlich auch einiges zu. Umso charmanter die großzügige Sentenz des Holländers, die jedoch schon nach kürzester Zeit doppelt in Frage gestellt wurde. Zweifel hatten viele gleichermaßen an Advocaats Humor wie an seiner Kompetenz, besser zu arbeiten, als etwa ein Horst Köppel dies kann. Heute trat der Unverstandene zurück und wird ab sofort von seinem Vorgänger beerbt.

Der Advocaatsche Rückzug ist eine große Tat, die einmal mehr beweist, was für ein Format dieser nur äußerlich kleine Mann hat – und vielleicht wird wenigstens im Abschied dem einen oder anderen klar, welch große Figur den Verein heute verlassen hat. Am Samstag abend noch verkündete Hochstätter nach einer Vereins-Krisensitzung, in der aktuellen Konstellation weiterarbeiten zu wollen. Es ist nicht allzu gewagt zu vermuten, daß zumindest Hochstätters Festhalten am Trainer vor allem dadurch motiviert war, daß eine Entlassung Advocaats fast zwingend seine eigene Demission zur Folge gehabt hätte.

So hat Advocaat nun die Unabhängigkeit und den Mut bewiesen, allein den Schritt zu tun, den die Funktionsträger des Vereins sich nicht getraut haben. Er befreit damit Mannschaft und Club von einer Unruhe, für die er selbst mehr Anlaß als Ursache war. Einmal mehr hat damit nicht zuletzt die Gladbacher Medienlandschaft mit beispielhaftem Kampagnenjournalismus Erfolg: Angesichts der Stimmung im Umfeld des Vereins und der unglücklichen sportlichen Situation wird sein Abgang wohl tatsächlich eine zumindest kurzfristige Verbesserung der Atmosphäre im und um den Nordpark zur Folge haben. Obendrein verzichtet Advocaat auf jede Abfindung – und straft damit all die bösen Hetzer Lügen, die ihm unterstellten, um eines schnöden Handgeldes willen den Karren Gladbach gegen die Wand zu fahren und "förmlich um seine Entlassung zu betteln", wie es mancherorts hieß.

Sportlich ist der Abgang Advocaats ein Verlust, davon sind wir nach wie vor überzeugt. Vielleicht war es auch einfach der falsche Zeitpunkt zwischen ihm und Borussia, vielleicht hat man in Gladbach mit seinem Namen zu schnell an die Champions-League-Spiele der Zukunft gedacht statt an den Abstiegskampf der Gegenwart. Doch möglicherweise sagt es auch mehr über den VfL, die Bundesliga und die Anforderungen eines allumfassenden Medienzirkusses aus als über den kompetenten aber verschwiegenen Holländer, daß er nie so recht die Chance hatte, bei der Borussia seine Kompetenzen zu beweisen; denn nie konnte er in Ruhe arbeiten.

Für den Verein sind die nächsten Wochen entscheidend. Die Floskeln von den der Mannschaft nun fehlenden Ausreden ersparen wir uns: Es geht um den Klassenerhalt wie zuvor, und jeder Profi weiß das. Da ist es fast egal, ob Horst Köppel nun als "Interimscoach" antritt und noch in dieser Saison abgelöst wird oder vorerst unbefristet das Training übernimmt. Besser als die bereits ungebeten sich anbiedernden Matthäus und Effenberg ist er allemal. Wünschen wir ihm also viel Erfolg. Und sagen wir Dick leise Servus, dem großen, kleinen Holländer, dem sympathischsten Trainer am Niederrhein seit Hans Meyer: ein Mann aus einem vergangenen Jahrhundert, der im Zeitalter der Arenen, der Millionenetats und Medienmaschinerien mit der besseren Welt, die er verkörpert, wohl untergehen mußte.

rückschau: vflog über advocaat

Aus Anlaß des heutigen Rücktritts von Dick Advocaat als Trainer des VfL Borussia Mönchengladbach haben wir eine Auswahl von Artikeln des VfLog über den holländischen Coach zusammengestellt:

adieu, dick!

Dick Advocaat ist vor wenigen Minuten zurückgetreten. Wir trauern noch, der Nachruf folgt in Kürze.

Sonntag, 17. April 2005

dfb korrigiert abschlusstabelle: vfl steigt auf

Nur wenige Stunden war sie gültig - schon sieht sich der DFB gezwungen, eine korrigierte Abschlusstabelle der Regionalliga Nord zu veröffentlichen. Entgegen der festgesetzten Endergebnisse verlor Eintracht Braunschweig am Freitagabend deutlich mit 0:3 gegen Holstein Kiel, Lübeck spielte am Millerntor nur unentschieden. Lediglich Osnabrück und Paderborn gehorchten der Weisung, die die DFB-Ergebniskommission für die noch ausstehenden Spiele ausgegeben hatte, und gewannen ihre Spiele gegen der Bremer bzw. Dortmunder Amateure.

Mit deutlichen Worten reagierte DFB-Präsident Theo Zwanziger auf die Zuwiderhandlungen: "Die vier Vereine Braunschweig, Lübeck, Kiel und St. Pauli werden im Wiederholungsfall mit deftigen Geldstrafen rechnen müssen. Wir gehen aber davon aus, dass unsere Abmachungen von nun an eingehalten werden". Damit ist auch klar, dass dem VfL sensationell doch noch der Aufstieg in die Zweite Bundesliga gelingt.

In der Abschlusstabelle spiegeln sich die neuerlichen Ergebnisse folgendermaßen wider:
1. Eintracht Braunschweig (73 Punkte, Tordifferenz +32)
2. VfL (72, +31)
3. VfB Lübeck (71, +27)
4. SC Paderborn (71, +20)

Samstag, 16. April 2005

steigt vfl ab? - keine einigung zwischen dfl und vereinen

Nachdem gestern die Ergebnisse für die Regionalliga Nord bis zum Saisonenden von der Ergebniskommission Regionalliga des DFB festgelegt wurden, sollten heute die Spielausgänge der Profiligen bis zum letzten Spieltag folgen. Bisher konnte die im Profibereich zuständige DFL jedoch keine Einigung zwischen den beteiligten Vereinen, den Tippern des VfLog und der Wettmafia erzielen.
Während Freiburg und prinzipiell auch Hansa Rostock bereits in ihren Abstieg eingewilligt haben, gab es heftige Diskussionen zwischen den Vertretern von Bochum, Borussia und dem Mainzer Karnevalsverein, wie Teilnehmer der Ergebnisfindungskommission berichteten. Auch die zuständigen Tip-Experten sahen sich außerstande, bereits heute alle relevanten Ergebnisse glaubwürdig vorherzusagen. Insbesondere die schwer vorhersagbaren Mannschaftsaufstellungen des VfL unter Dick Advocaat erschwerten eine frühzeitige Festlegung, so verlautet es aus Insiderkreisen.
Man einigte sich schließlich, den heutigen Spieltag noch abzuwarten. Die Kommission tagt erneut am Montag, der VfLog wird berichten. Es ist davon auszugehen, daß ein Sieg gegen Mainz die Verhandlungsposition des VfL deutlich verbessern würde.

Freitag, 15. April 2005

pflichtsieg

Mit einem 2:1-Pflichtsieg der Lila-Weißen am Abend gegen die Werder Amateure und erneut zwei Toren von Markus Feldhoff greift der VfL nun womöglich doch noch einmal ins Aufstiegsrennen ein, zumal Lübeck bei St. Pauli nur zu einem 1:1 kam.
Damit wird als nächstes das Auswärtsspiel in Münster am kommenden Samstag richtungsweisend. Wenn der VfL Braunschweig, Paderborn und/oder Lübeck noch abfangen will, darf er sich all zu viele Punktverluste nicht mehr leisten - und muss zuerst einmal die Ergebniskommission des DFB umstimmen.

vfl steigt nicht auf

Am Nachmittag wurden die Endergebnisse der letzten acht Regionalliga-Spieltage festgelegt. Danach steht fest: Der VfL schafft den Aufstieg in die 2. Bundesliga nicht.

In der Abschlusstabelle liegen die Osnabrücker am Ende auf Platz 3, mit einem unglücklichen Punkt Rückstand auf den zweiten Aufstiegsplatz, den der VfB Lübeck hinter Eintracht Braunschweig belegt. In einem mitreißenden Saisonfinale ging dem SC Paderborn am Ende die Puste aus. Die Ostwestfalen, vor wenigen Wochen noch Tabellenführer, belegen am Schluss nur noch Rang 4.

Gegen diese Spielwertungen, von der Ergebniskommission Regionalliga des DFB zurückgehend auf VfLog-Tipps festgelegt, kann noch bis zum 4. Juni Einspruch beim Sportgericht eingelegt werden. Wie ähnliche Verhandlungen der vergangenen Jahre gezeigt haben, ist ein nachträgliches Revidieren jedoch extrem unwahrscheinlich. Im Gegenteil: Man wolle mit den frühzeitigen Entscheidungen "den Vereinen Planungssicherheit für die kommende Saison geben", verlautet es aus DFB-Expertenkreisen.

VfL-Manager Lothar Gans zeigte sich von den Ergebnisse überrascht. "Wieso wir gegen Wuppertal zu Hause nur 1:1 spielen sollten, ist mir schleierhaft. Wir prüfen alle möglichen rechtlichen Schritte." Einen Leckerbissen gibt es an der Bremer Brücke aber auf alle Fälle noch: Am 30. April wird man Eintracht Braunschweig sicher in einer rassigen Partie mit 2:1 besiegen.

In der Abschlusstabelle spiegelt sich das Saisonfinale folgendermaßen wieder:
1. Eintracht Braunschweig (76 Punkte, Tordifferenz +36)
2. VfB Lübeck (73, +29)
3. VfL (72, +33)
4. SC Paderborn (71, +22)

Donnerstag, 14. April 2005

die ruhe ohne sturm

Sein Name ist Dr. Hartwig Piepenbrock, und ohne ihn ging nichts in Osnabrück. Als ein legitimer Vorgänger von Chelseas Roman Abramovic machte sich Mäzen Hartwig I. als VfL-Präsident einen Namen, den so schnell niemand vergessen sollte. Dass es einmal eine VfL-Familie ohne Patriarchen geben würde, war damals undenkbar. Piepenbrock war Alleinherrscher in Osnabrück, eine Funktion, die spätestens in den 80er Jahren offenbar gesellschaftlich stark nachgefragt wurde. Auf der ganz großen Bühne wirtschaftete König Helmut I. genauso selbstherrlich und alleinverantwortlich wie in Osnabrück Piepenbrock - beide sind jetzt Ehrenvorsitzende.

Zu diesen Zeiten leistete sich der VfL ein vereinseigenes Trainerkarussel: Anders war dem Bedarf an Fachkräften durch die von Piepenbrock verantwortete Fluktuation nicht nachzukommen, die bisweilen beängstigende Ausmaße annahm. Nach Gutsherrenart wurden Trainer entlassen und eingestellt, auch vor spontanen Spielersuspendierungen schreckte Piepenbrock nicht zurück. Wagte es ein Spieler, zur neuen Saision vorzeitig bei einem anderen Verein zu unterschreiben, wurde die Zusammenarbeit, nicht selten wohl ohne Rücksprache mit dem Trainer, umgehend beendet - natürlich von Piepenbrock persönlich. In der Saison 1988/89 verlor die Mannschaft am 1. Spieltag 1:4 in Bayreuth. Trainer Anton Rudinski wurde daraufhin sofort entlassen.

Der Unterhaltungswert war grenzenlos, die finanzielle Situation nach Piepenbrocks Rückzug Anfang der 90er ruinös, und das Image des Clubs mehr als ramponiert: Wer wollte sich mit einem Verein identifizieren, dessen Führungsetage offenbar von Tuten und Blasen immer weniger Ahnung hatte? Man litt zu dieser Zeit mit dem VfL, und gönnte trotzdem seinem Präsidenten jede Niederlage.

Umso beachtlicher und außergewöhnlicher ist der Weg, den der VfL nach Piepenbrocks Rücktritt einschlug. Die Verantwortlichen beim VfL, namentlich sein heutiger Präsident Dirk Rasch und Manager Lothar Gans, haben etwas geschafft, das viel zu selten nüchtern betrachtet wird: Einen konsequenten und gesunden Wiederaufbau. Dieses Vorhaben war nicht ganz risikolos, mehrfach schlitterte der VfL haarscharf an der Insolvenz vorbei, ein ums andere Mal konnte das finanzielle Aus erst buchstäblich in letzter Minute abgewandt werden. Dass dies gelang, spricht nicht zuletzt für die Männer in der Führungsetage. Diese Leistung, aus dem VfL wieder einen für alle Seiten verlässlichen Partner zu machen, ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.

Heute spricht der VfL mal wieder ein gehöriges Wörtchen im Aufstiegsrennen zur 2. Bundesliga mit. Man möchte meinen, nie war die Identifikation der Fans mit ihrem Klub größer und harmonischer. Niederlagen und Rückschläge werden bedauert und beweint, Siege bejubelt - aber eben gemeinsam. Der VfL schifft in spannendem Fahrwasser, aber unaufgeregt, in sich ruhend - und ohne Sturm.

Mittwoch, 13. April 2005

wir haben verstanden

Ja, auch wir haben kurz gezuckt nach der Niederlage gegen die Bayern, durch die der Abstand zu den Abstiegsrängen auf magere 3 Punkte geschrumpft ist. Es gab Änderungen in der Mannschaftsaufstellung, die uns wundern machten. Nun, wir haben uns wieder gefangen. Und wir stehen wieder Seit an Seit, vor und hinter Dick Advocaat.

Wer in der Lage ist, den unten verlinkten Artikel der BILD-Zeitung zu lesen, ohne zum flammenden Verehrer des holländischen Trainers zu werden, darf lieber heute als morgen seine Mitgliedschaft beim FC Köln beantragen. Eine derart plumpe, durschaubare Medienhetze erlauben sich die rheinischen Boulevardblätter mit Vorliebe beim niederrheinischen Traditionsverein und immer wieder gerne und besonders dann, wenn ein Trainer sie nicht täglich mit medienwirksamen Belanglosigkeiten versorgt und ihnen das Gefühl der Wichtigkeit durch gemeinsames Altbiertrinken vermittelt.
Wenn ein Coach dann noch die Chuzpe hat, mannschaftsinterne Motz- und Plaudertaschen wie Marcelo Pletsch aus dem Kader zu verbannen, dann muß er weg. So weit zumindest kann ein BLÖD-/EXZESS-Redakteur "logisch" denken.

Traurig ist das. Traurig auch, daß der VfL, der sich so gern wieder unter den ganz Großen sähe, nicht in der Lage ist, diesem ständigen Störfeuer adäquat zu begegnen. Die großen Vorbilder, ein Uli Hoeneß etwa, würden einer derartigen Demontage kaum tatenlos zusehen.
Man mag Advocaat kritischer beurteilen, als wir und der Fußballgott dies tun. Wer bis heute aber nicht erkannt hat, daß der wahre Feind gut bezahlt in mancher Redaktionsstube sitzt und die von dort ausgehende Verunsicherung in Fankurve wie Mannschaft die größte Gefahr für den Klassenerhalt ist, der soll ruhig weiter des Nachts in seinen feuchten Träumen Horst Köppel anschmachten. Der Borussia aber, soviel ist sicher, hilft nur, wer jetzt erst recht am Samstag 100% hinter der Mannschaft und ihrem Trainer steht – den Sportjournailleros wie BILDs Hornung und Krümpelmann die Stirn bietend.

Dienstag, 12. April 2005

1:0

Feldhoff (Foulelfmeter, 70.)

beethoven taub und bleibt, mainz stinkt und greint

Mit wem wurde er nicht alles in Verbindung gebracht: Thomas "Mozart" Beethoven Broich. Der jugendliche Dirigent der Borussia war zuletzt unzufrieden, weil er unter Musikdirektor Advocaat nur noch die zweite Geige spielte. Das weckte Hoffnungen, unter anderem, so gewohnt schlecht informierte Kreise, bei 1860 München, dem Mainzer Karnvelsverein und den Salzburger Festspielen.
Nichts da, befand nun jedoch Gladbachs Kulturdezernent Christian "Pfeifkonzert" Hochstätter und verordnete dem Nachwuchsgenius Beethoven Taubheit auf beiden Ohren: "Thomas hat bei uns Vertrag bis 2007. Und wir denken gar nicht daran, ihn vorzeitig abzugeben." Gut gebrüllt, Fohle!
Die gierenden Mainzer indes – erst jüngst von Rudi "unterste Schublade" Assauer gedemütigt – werden von Broichs Agent Michael Koppold mit einer besonderen Gemeinheit zurechtgewiesen. Zu Wechselgerüchten befand er: "Das ist nur eine Stinkbombe aus Mainz."

eilmeldung: manipulation verschoben

Die Nachverhandlungen über den Ausgang des heutigen Regionalligaspiels in Osnabrück sind gescheitert, der VfL trifft nun hoch motiviert auf den SC Paderborn. This Waterink, Verhandlungsführer der Paderborner Delegation und geübt im kleinschrittigen Manipulationgebaren, biss auf Granit: Letztlich soll der Deal daran gescheitert sein, dass der VfL neben einer ihm bereits zugesicherten siebenstelligen Eurosumme forderte, die Ex-VfLer und Hochverräter Guido Spork und Benjamin Schüßler dürften an der Bremer Brücke unter keinen Umständen auflaufen. Dies war für Waterink nicht verhandelbar. "Wer", so Waterink, "soll den dann das nötige eine Tor schießen? Die anderen sind doch zu blöd dafür."

In Expertenkreisen wird vermutet, der VfL sei von vornherein an keiner Einigung interessiert gewesen. "Wir verhandeln gar nichts mehr, damit haben wir nur schlechte Erfahrungen gemacht", wird Manager Lothar Gans von einem Vorstandsmitglied zitiert. Waterink kündigte derweil Verhandlungen mit dem VfB Lübeck und Eintracht Braunschweig an.

Wir dem auch sei: Um 19:30 Uhr wir die Partie angepfiffen, für den VfL geht es mal wieder um alles. Da reicht nicht die Unterstützung aus Kattenvenne, da müssen wir alle live dabei sein.

waterink bereits in osnabrück

Der ehemalige Paderborn-Kicker This Waterink ist bereits gestern Abend zu Vorverhandlungen in Osnabrück eingetroffen. Thema der Gespräche, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Geschäftsstelle des VfL stattfanden, war der Ausgang der heutigen Regionalliga-Partie zwischen dem VfL und dem SC Paderborn.

Waterink arbeitet mittlerweile als Beauftragter für Wettangelegenheiten und wünschenswerte Ergebnisorientierung weiter für den Klub aus Ostwestfalen. Außerdem gründete er gemeinsam mit VfL-Fan Robert Hoyzer die Agentur better and winner, die sich ligaübergreifend für eine bessere Koordination von Spielergebnissen einsetzt. Hoyzer hatte zuletzt immer deutlich gemacht, ein Eingreifen zuungunsten des VfL sei für ihn "ethisch und moralisch problematisch". Waterink jedoch arbeitet in dieser Sache allein für den SC Paderborn.

Sein Markenzeichen hatte er auch in Osnabrück wieder dabei: In einem dunklen Lederkoffer führte er wie immer 10.000 Euro mit sich, die er von einem ihm unbekannten, südländisch anmutenden Mitbürger erhalten hatte. Dem VfL war dieser Preis für eine Niederlage morgen jedoch entschieden zu günstig. "Da müssen die schon noch 'ne Null dranhängen", verlautete es aus Mannschaftskreisen. Nachverhandlungen sind für den Dienstagnachmittag geplant. Sollten auch sie ergebnislos verlaufen, wird das Spiel unter regulären Bedingungen stattfinden.

Montag, 11. April 2005

die woche der wahrheit

Drei Heimspiele gegen Paderborn, Bremen und Mainz stehen auf dem Programm - aber diese entscheidende Woche beginnt mit einem ganz anderen Paukenschlag: Das montägliche Fohlen-Training leitete heute morgen Dick Advocaat.

Darauf einigten sich der Niederländer und das VfL-Management in beiderseitigem Einvernehmen. "Jetzt steht die Mannschaft in der Pflicht. Ausreden gibt's keine mehr", erklärte VfL-Sportdirektor Christian Hochstätter den Handlungsbedarf. Diese Entwicklung hatte sich bereits beim 2:2-Unentschieden gegen Bochum in der Vorwoche abgzeichnet, damals jedoch hielt man sich zumindest in der Öffentlichkeit mit Statements zurück. "Dass es jetzt so schnell geht, überrascht auch mich", kommentierte Advocaat seine eigene Situation mehr als irritiert. Der ehemalige Bondscoach der Oranje trainiert den VfL seit November letzten Jahres und will in der ihm nun verbleibenden Zeit "das vollenden, was wir angefangen haben. Mein Vertrag läuft noch bis 2007, da ist eine Menge möglich."

In Osnabrück reagierte man nach überstandener Ost-Tournee überrascht auf die Vorfälle. "Vor diesem Hintergrund und eingedenk der schwierigen Situation in Gladbach werden wir natürlich auch unserem Trainer Claus-Dieter Wollitz das Vertrauen weiter erteilen und ihn seinen soeben verlängerten Vertrag erfüllen lassen", verkündete Manager Lothar Gans in einer Pressemitteilung. Experten hatten auch diese Entwicklung nicht voraussehen können und spekulierten offen über einen Bruch zwischen Team und Trainer. Chelseas Coach José Mourinho wurde für den Fall einer Niederlage morgen gegen Bayern München bereits als neuer Trainer und Wollitz-Nachfolger in Osnabrück gehandelt. Dies alles erwies sich nun als falsch.

Die kommende Woche der Wahrheit (vor)entscheidet aller Voraussicht nach sowohl den Abstiegskampf in der ersten als auch das Aufstiegsrennen in der dritten Liga. Noch haben die VfLs an beiden Schauplätzen eine Menge mitzureden.

Sonntag, 10. April 2005

alles hat seinen grimmepreis

Wir sind bescheidene Menschen. Niemals kämen wir auf die Idee, daß dieser kleine, feine Blog in irgendeiner Form sich gemein machen sollte mit Methoden der PR und der Werbung, wie sie andere Medien bisweilen nutzen. Banner schalten, Google hacken, Links tauschen mit drittklassigen Hobbyjournalisten sind unsere Sache nicht. Auch käme es uns nie in den Sinn, uns um die Teilnahme an Internet-Wettbewerben zu bemühen. Die kurzfristige Aufmerksamkeit einer Nominierung ist nichts gegen die langfristige Vertrauensbasis, die zwischen uns und unseren treuen Lesern besteht.

Sollte sich einer dieser Leser jedoch bemüßigt sehen, uns trotzdem zum Beispiel für den GRIMME ONLINE AWARD vorzuschlagen, der noch bis Ende April Nominierungen entgegennimmt, würden wir auch niemandem den Spaß verderben wollen. Nur zu: Schlagt uns ruhig vor! Wir können damit leben. Der Link jedenfalls ist gleich hier unten.

Samstag, 9. April 2005

abenddämmerung

1:0 geführt, 1:2 verloren. Bochum gewinnt gegen Hannover. 3 Punkte zu einem Abstiegsplatz, immerhin mit knapp besserem Torverhältnis. Mund abwischen, weitermachen.
Und doch, Fragen bleiben offen: Heinz in der Startelf, Sverkos und Thijs nicht. Ulich von der Tribüne in die erste Elf, Korzynietz und van Hout nicht im Kader. Noch versuchen wir zu verstehen.

morgenluft

Mit einer Draisine fährt der VfL dem Aufstiegszug hinterher und kann immerhin Anschluss halten: Die Lila-Weißen gewinnen das letzte Spiel ihrer Ost-Tournee relativ lässig 2:0 beim FC Chemnitz. Der nach seiner Knieoperation erstmals wieder in die Startformation gehievte Thomas Reichenberger bedankte sich mit seinen Saisontreffern 15 und 16.

Eintracht Braunschweig patzt derweil mit einem 0:0 daheim gegen Wuppertal, Lübeck gewinnt 3:1 gegen die HSV Amateure. Paderborn müht sich wieder einmal zu einem 3:2-Sieg bei den Youngstern von Arminia Bielefeld, bleibt Tabellenführer - und gastiert am Dienstag an der Bremer Brücke.

damals

Zum Beispiel 1954. Da schimpfte sich der Chemnitzer FC noch BSG Chemie Karl-Marx-Stadt. Dieser Name klingt noch, was? Und er zeigte Wirkung. Damals spielten die von Heinz Hartmann trainierten Sachsen eine phänomenale Saison und belegten mit 41 Punkten und 59:22 den ersten Platz der Liga Staffel 1, was den Aufstieg in die Oberliga bedeutete. Ein Erfolg übrigens, den die beischeidenen Ex-Marxisten nicht einmal auf ihrer Homepage als solchen ausweisen.

Oder 1957, einem Jahr, in dem der Klub auf den fünften seiner bis dato acht verschiedenen Vereinsnamen hörte: Der SC Motor Karl-Marx-Stadt, der im Kulturhaus des 'VEB Großdrehmaschinenbau 8. Mai' im Rahmen einer offiziellen Gründungsfeier aus der Taufe gehoben wurde, belegte in dieser weniger ruhmreichen Saison den 18. Rang der Oberliga - selbst SC Aktivist Brieske-Senftenberg und Rotation Babelsberg schnitten besser ab. In dieser denkwürdigen Spielzeit verschliss der Verein nach bester West-Manier vier Trainer und stieg am Ende doch wieder in die 1. Liga ab.

1957 übrigens war auch das Jahr, in dem der FC Bayern München zum ersten Mal als DFB-Pokalsieger für Aufsehen sorgte. In Augsburg, auf neutralem (?) Boden, besiegte man Fortuna Düsseldorf vor 42.000 Zuschauern mit 1:0. Das Siegtor schoss der offenbar vornamenlose Bayern-Spieler Jobst in der 78. Minute. In den Runden zuvor hatte man bereits den Spandauer SV, den 1. FC Saarbrücken und den HSV aus dem Wettbewerb geworfen.

Und heute?

Freitag, 8. April 2005

im interview: der fußballgott

Millionen Schaulustige beteiligten sich am Morgen an den Trauerfeierlichkeiten von Papst Johannes Paul II. Neben den Staatsgästen aus aller Welt, darunter auch Visagott Joschka I. und Kriegsgott George II., zeigte sich dem Heiligen Vater zu Ehren auch der Fußballgott mal wieder der Weltöffentlichkeit: Gut versteckt in Reihe 19 wohnte er der Prozession bei und hütete sich, großes Aufheben um sich zu machen. Vor seiner Abreise zurück in den Fußballhimmel schaute er zu einem Exklusiv-Interview in der VfLog-Redaktion vorbei.

Du kommst jetzt direkt aus Rom: Was nimmst Du mit von der Trauerfeier, warum hast Du Dich gerade zu diesem Anlass mal wieder auf Erden blicken lassen?

Ich denke, es ist wichtig für den ökumenischen Gedanken, dass wir Götter uns zu einem solchen Anlass sehen lassen und Einigkeit demonstrieren. Joschka und George waren da, aber auch dieser schnuckelige Orthodoxen-Gott war sehr nett. Neben dem habe ich die Feier über gesessen, und wir hatten eine Menge Spaß. Versteht Ihr, im 21. Jahrhundert, wo immer noch Glaubenskriege ausgefochten werden, da gilt es, Zeichen zu setzen. Darum bin ich nach Rom gekommen.

Aber wenn der VfL am Wochenende gegen Bayern oder Chemnitz spielt, sind das nicht auch Glaubenskriege?

Nein, dann streiten sich gewissermaßen zwei Konfessionen um die Interpretationshoheit, aber immer nur bis zum nächsten Aufeinandertreffen. Und da passe ich schon auf, dass das nicht aus dem Ruder läuft.

In den Stadien, gerade in Deutschland, vernehmen wir immer wieder Rufe wie "Igor-Demo-Fußballgott". Schmerzt das, weil Du Deine Autorität und Einzigartigkeit untergraben siehst, unternimmst Du gar was dagegen?

Anfangs hat mich das gestört, ja. Zu Beginn meiner Amtszeit bin dagegen auch offensiv angegangen, habe Vereine auch mal absteigen lassen, wenn es mir zu bunt wurde. Da übrigens muss ich den frommen VfLern aus Osnabrück ein großes Kompliment machen. Deren Schlachtruf "Wolfgang-Schütte-Fußballgott" hatte man dereinst umgewandelt in "Wolfgang-Schütte-Sexmachine". Das hat mir imponiert, und sowas vergesse ich nicht. Aber seit einiger Zeit bin ich da ohnehin schmerzfreier. Der Demo ist doch ein toller Hecht, soll er sich eben Fußballgott rufen lassen.

Es ehrt uns sehr, dass Du uns erlaubst, gewissermaßen als Deine Päpste auf Erden arbeiten zu dürfen. Wieso verteilst Du Deine Sympathien zwar so nachvollziehbar, aber doch auch so ungewöhnlich deutlich auf die beiden VfLs?

Weil die Berührungsängste nicht so groß waren, und das gefällt mir. Viele meiden mich, hadern mit mir oder verhalten sich gar schicksalshörig, ganz so, als ließe ich nicht mit mir reden. Das war bei Euch und bei den VfLs allgemein anders. Den letzten Abstiegen beider VfLs gingen beispielsweise sehr kontroverse Gespräche voraus. Ich hielt es dann zwar trotz allem für richtig, die Klubs absteigen zu lassen. Aber der Gesprächsfaden ist nie abgerissen. Ihr wisst, wir stehen in regelmäßigem Kontakt, das ist gleichermaßen außergewöhnlich wie positiv. Natürlich gibt es auch andere Klubs, mit denen das ganz gut klappt, aber die VfLs sind da schon was Besonderes.

Die entscheidenden Fragen: Steigt der VfL ab? Steigt der VfL auf?

Ich kenne Euch: Erstens wollt Ihr nicht wirklich, dass ich Euch das verrate, zweitens übe ich mich seit geraumer Zeit in der Politik der ruhigen Hand. Das habe ich irgendwo auf Erden mal gesehen und mir gedacht: Das muss ich nicht alles anders, nur besser machen. Mal sehen, ob's gut geht. Aber seid beruhigt: Wenn es hart auf hart geht, werde ich der sein, der ich sein werde.

Fußballgott, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview mit dem Fußballgott führten Martin und Maik.

preisbloggen

Mittwoch, 6. April 2005

betr.: josé mourinho

Eigentlich gibt es nur einen einzigen Grund, im Champions-League-Spiel heute abend dem russischen Kolonialclub FC Chelsea die Daumen zu drücken. Er heißt José Mourinho.

Wie dieses vermeintliche enfant terrible des europäischen Fußballs derart flächendeckend Ressentiments einheimst, so dass sich jetzt sogar Ottmar Hitzfeld nicht zu schade ist, ihn öffentlich zu schelten ("arrogant, sehr kalt, nur von sich überzeugt, kein Sportsmann"), verdient aller Ehren.
Was Dick Advocaat sich beim VfL leider nur begrenzt leisten kann, performt Mourinho so perfekt und gleichfalls unterhaltsam, dass man neidisch werden möchte: Er wirkt immer stur und kompromisslos, reagiert überheblich besserwisserisch auf Ratschläge, scheint kritikresistent und gibt sich angenehm hochnäsig im Abkanzeln oppositioneller Meinungen. Insgesamt lässt er damit keinen Zweifel daran, auf all die Kleingeister um ihn herum gut und gern verzichten zu können. Ganz nebenbei darf er noch dafür herhalten, dass der schwedische Schiedsrichter Anders Frisk von seinem Amt zurücktrat, und musste sich dafür gar von so manchem Offiziellen beschimpfen lassen. Gibt es Schöneres?

Mourinho bewerkstelligt beachtlich sicher einen Drahtseilakt, der eigentlich keiner ist, denn der Tanz zwischen Genie und Wahnsinn ist bereits vorentschieden: Einen genialeren Top-Trainer hat es bisher vermutlich nicht gegeben, als legitimer Vorreiter darf vielleicht allenfalls Christoph Daum zu seinen Kölner Zeiten gelten.
Außer Frage steht wohl, dass Mourinho ein absoluter Fußball-Fachmann ist, taktisch wie technisch ein Perfektionist. Davon kann man sich leicht überzeugen, indem man seine Spieler befragt, die ihn allesamt als ihren Chef akzeptieren und einhellig bestätigen: Der Mann versteht das, was er tut.

Aber mehr noch: Mourinho ist ein Medienstar, und zwar einer mit einem ausgesprochen angenehmen Humor. Es mutut geradezu schmidtesk an, sich derart erfolgreich und nachhaltig als badguy des europäischen Fußballs zu vermarkten, und in der Folge das eigens kreierte Image selbstverstärkend in Anschlag zu bringen: Auf die Vorwürfe, arrogant, sehr kalt und nur von sich überzeugt zu sein, dann arrogant, sehr kalt und sehr von sich überzeugt zu antworten, das ist großer Sport. Oder mit Mourinho gesprochen in Richtung Hitzfeld: "Ein Trainer, der seit fast einem Jahr keinen Klub hat, sich aber bezahlen lässt, hat wohl zuviel Zeit, um solche Kommentare abzugeben."
Um die Ambivalenz perfekt zu machen und das "Rätsel Mourinho" zu komplettieren, setzt sich der Portugiese nebenbei noch als einer von viel zu wenigen Friedensbringern im Nahost-Konflikt ein und sprengt damit nachhaltig die Kategorien, in die die Öffentlichkeit ihn einzuordnen gewohnt bzw. gewillt war.

Dieser Mann spielt auf der Medienklaviatur eine überaus seltene und wunderbare Melodie. Fast müsste man wünschen, dass sie noch einige Wochen weiter klingt. Übrigens ist er einem seiner heutigen Gegner vom Typ her symphatisch ähnlich, nämlich dem Bayern-Manager Uli Hoeneß. Vielleicht werden sich beide bei einem Gläschen Wein im stillen Kämmerlein gemeinsam freuen, wie unglaublich erfolgreich sie sind.

Dienstag, 5. April 2005

dicke berliner luft

Der VfL startet enttäuschend in seine Ost-Tournee und spielt beim Tabellenletzten Union Berlin nur 1:1. Damit sorgt die Wollitz-Truppe für Tristesse sowohl bei den Eisernen als auch im lila-weißen Lager. Hätte man das nicht besser machen können? Entweder den Berliner Traditionsklub mit einer Niederlage den Verbleib in der Liga ermöglichen oder aber mit einem Sieg noch auf das letzte Abteil des Aufstiegszugs aufspringen? Aufstieg aber riecht anders. Dieses Ergebnis ist derart dämlich, dass es nicht lohnt, sich an dieser Stelle länger damit auseinander zu setzen.

warum nicht auch heinz?

"Für uns ist es im Moment wichtig, daß wir konzentriert und ohne störende Einflüsse arbeiten können. Deshalb haben wir uns jetzt entschlossen, einen Schnitt im Kader zu machen“, so liest sich Dick Advocaat heute auf der Homepage von Borussia und in diversen Sportpostillen. Unter dem Cut landeten drei Herren, die ab sofort nur noch mit den Amateuren trainieren dürfen und sich zur kommenden Saison einen neuen Verein suchen müssen.

Daß es einen solchen Schnitt im Kader geben muß, war ohnehin klar – schon aus finanziellen Gründen, denn nach den Neuverpflichtungen der Winterpause konnte der VfL nicht auf Dauer den aufgeblähten Kader finanzieren. Wen es getroffen hat, überrascht auch nur wenig: Marcelo Pletsch (der sich nun mit seinem Eigentor aus der Profitruppe verabschieden muß) und Markus Hausweiler, um den es lediglich deshalb schade ist, weil er ein Urgestein aus alten Tagen ist. Schließlich noch Igor Demo Fußballgott. Ihn werden wir hier im VfLog vermissen, allein schon weil er ein Namensvetter unseres Herausgebers ist.

Es muß wohl nicht erwähnt werden, daß in den einschlägigen Fanforen bereits wieder lamentiert wird. Wir wollen dazu hier nicht viele Worte verlieren, lediglich eine kritische Nachfrage sei erlaubt:
Warum es den einst verbannten Marek Heinz nicht auch getroffen hat, der am Sonntag nach seiner Einwechslung keinen Funken Interesse demonstriert hat, für die Mannschaft auch nur den Anschein an Engagement zu wahren. Phlegmatisch und desinteressiert trippelte er nach seiner Einwechslung auf und ab und hat damit nur bewiesen, wie recht Advocaat mit seiner ursprünglichen Einschätzung dieses für die Bundesliga offenbar zu zart besaiteten Spielers hatte. Ab zu den Amateuren und Danke für die Geste des guten Willens, Dick!

Allen denen, die mit solchen harten Maßnahmen nicht leben können oder wollen und lieber Advocaat als Pletsch den Verein verlassen sähen, sei zum Abschluß noch ein Statement von Jörg Böhme aus einem Spiegel-Interview ins Stammbuch geschrieben, dem nichts zuzufügen ist:
"Über den Trainer zu diskutieren, finde ich müßig. Advocaat ist ein absoluter Fachmann, der hat Vereine trainiert, von denen können einige unserer Spieler nur träumen. Zuletzt war er Trainer der niederländischen Nationalelf. Das will schon etwas heißen. Mir tut es weh, wenn sich so ein Mann gegenüber Leuten rechtfertigen muß, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben."

vfl auf ost-tournee

Die Zeiten sind hart, die Zeiten sind jämmerlich: Der Papst ist tot, sowohl der eine als auch der andere VfL dümpelt, Manolo hat das Trommeln eingestellt, Thomas Berthold hat noch immer nicht die Hochstätter-Nachfolge angetreten, die weisen Mahnungen Horst Köhlers bleiben ungehört, Adorno verharrt konsterniert in einer Art Schmollecke, und Robert Hoyzer ist geflüchtet und untergetaucht. Der VfL hat nun ein Rezept gefunden, diese Lethargie zu überwinden.

Er wagt von heute an gewissermaßen die große Überfahrt und geht aus Ost-Tournee. Damit eifern die Lila-Weißen großen Vorbildern nach, nämlich den legendären Boca Juniors aus Argentinien. Vor 80 Jahren konnten Fußballmannschaften nicht ohne weiteres ein vereinseigenes Charter-Flugzeug kapern und damit in die weite Welt aufbrechen. Damals im Jahre 1925 machten sich siebzehn Kicker des "Club Atlética Boca Juniors" per Schiff auf zum Alten Kontinent und zelebrierten dort einen Triumphzug des südamerikanischen Fußballs. 20 Tage dauerte allein die Fahrt, es folgten Siege gegen Celta de Vigo, Real und Athlético Madrid, Deportivo und Espaniol.

Auf eine ähnliche Art nimmt jetzt auch der VfL Fahrt auf. Zwar wird die Wollitz-Truppe im Rahmen ihrer fünftägigen Ost-Tournee nicht auf andere Kontinente geführt, und auch die Anreise wird sich binnen eines Tages bewerkstelligen lassen, aber auf dem Programm stehen spannende und wichtige Spiele gegen so exotische Gegner wie Union Berlin (5. April) und FC Chemnitz (9. April). Langfristig sieht der VfL-Coach sogar noch direktere Parallelen zum argentinischen Pendant: "Wir wollen irgendwann in der Champions League auch gegen Madrid oder La Coruna spielen, und wir werden ihnen an der Bremer Brücke das Fürchten lehren", stellt Pele Wollitz unmissverständlich klar.

Mit einem Sieg der Lila-Weißen heute beim Tabellenschlusslicht, den wohl schon abgestiegenen Berlinern, könnte der Abstand auf die Aufstiegsplätze auf sechs Punkte verkürzt werden, und zwar bei dann noch ausstehenden zehn Partien. Spannend bliebe es also auf jeden Fall. Wenn dann Samstag gar noch die ebenfalls knapsenden Chemnitzer bezwungen werden sollten, gibt es dann womöglich doch noch das Wunder von der Brücke?

Montag, 4. April 2005

zwei eigentore – zwei punkte verloren

An diesem Wochenende ein VfL-Fan zu sein, war wieder einmal kein einfaches Los. Unserer nördlichen Hälfte glückte nicht einmal ein Punkt und wir Kollegen vom Nordpark können mit dem Punkt gegen Bochum auch nicht zufrieden sein.
Ein Eigentor von Pletsch in der 90. Minute besiegelte ein Unentschieden, das nie hätte sein dürfen. Wer 2:0 zu Hause führt, noch dazu gegen einen direkten Konkurrenten, darf das nicht aus der Hand geben. Und doch spielten die Mannen des wahren VfL nach dem Bochumer Anschlußtreffer mut- und kraftlos, beobachteten das Bochumer Aufbäumen erstarrt wie das Kaninchen die Schlange.
Allenthalben läßt sich nun nachlesen, Dick Advocaat, dem schon in Holland ein Händchen für ungeschickte Einwechslungen angedichtet wurde, habe mit Jansen "den Sieg ausgewechselt", ja mit Pletsch gar das Eigentor persönlich aufs Spielfeld geschickt. "Wir ham die Schnauze voll", schallte es aus der Nordkurve nach dem Spiel – und damit krakeelte der vermeintlich 12. Mann der Mannschaft lautstark seinen Frust heraus.
Diesem 12. Mann aber ist es noch nicht in den Sinn gekommen, daß er seit Wochen an der Misere der Borussia nicht unbeteiligt ist. Ein solcher 12. Mann hat in den vergangenen Wochen längst das entscheidende Eigentor selbst geschossen.
Natürlich ist niemand zufrieden mit einem Unentschieden. Schon den vielleicht wichtigsten Saisonsieg vor Augen zu haben und dann noch zwei Punkte abzugeben, ist frustrierend, frustrierend, frustrierend. Aber die Angst der Spieler, die sie nach dem 2:1 paralysierte, galt wohl kaum Dick Advocaat, sondern einem überkritischen Fan- und Medienumfeld, das beim ersten Zittern gleich das Schlachtermesser wetzt. Gegen einen solchen von den Rängen und Zeitungen verursachten psychologischen Malus kann kein Trainer an.
Wären die Spieler falsch eingestellt, schlecht trainiert, von ihrem grobschlächtigen Coach deprimiert – wieso spielen sie in Hannover eine Halbzeit lang wie junge Götter, wieso gegen Bochum nach zehn unsicheren Minuten sicher zum 2:0? Das Geseier, Gekrittel, Gemotze muß endlich ein Ende haben. Die Mannschaft und ihr Trainer brauchen in den nächste Wochen Rückhalt, nicht ewiges Schlechtmachen. Ansonsten gerät der VfL in eine fortwährende Spirale der Verunsicherung und "Advocaat raus!" wird zur von den Fans verursachten self-fulfilling-prophecy. Inklusive eines ebenso hausgebackenen Abstiegs.
Daß diese Mannschaft, wenn sie selbstbewußt aufspielen kann, locker das Zeug hat, die Klasse zu erhalten, hat sie gestern bewiesen. Geben wir den Verantwortlichen die Chance, endlich wieder in Ruhe zu arbeiten. Ach ja: gegen Bayern werden wir wahrscheinlich verlieren. Es wäre doch geradezu originell, nach dem Spiel die Leier "Auswärtsschwäche, Schnauze voll" mal nicht anzustimmen. Der 12. Mann kann auch Tore schießen.

Sonntag, 3. April 2005

jeder weiß, worum es geht

Keller

Korzynietz - Moore - van Kerckhoven - Daems

Thijs

Kluge - Böhme

Neuville - Sverkos - Jansen

Samstag, 2. April 2005

der papst ist tot. ein abgesang aus dem fanblock.

Mit Karol Wojtyla alias Papst Johannes Paul II. ist heute abend auch ein großer Fußballfan und -fachmann gestorben. Zwar bei dem falschen Verein Ehrenmitglied, steht seine generelle Begeisterung für die (Leder-)Pille außer Frage. So stammt aus dem Munde des Vatikanzlers folgendes, frei aus dem polnischen übersetztes Zitat: "Man kann nicht nur auf Probe leben, man kann nicht nur auf Probe sterben. Man kann nicht nur auf Probe lieben, nur auf Probe und Zeit einen Verein annehmen." Damit hat er recht. Wir leben für die Vfls, wir sterben mit ihnen, und wir lieben einander in ihrem Medium - und das sicher nicht nur auf Probe.

Auf diese, andere Seite des verstorbenen Heiligen Vaters angesprochen, gaben die Kardinäle Ratzinger und Meißner, so verlautet es aus Expertenkreisen in Rom, lediglich gemeinsam ein modifiziertes, altes Volkslied zum Besten: "Der Papst ist tot, der Papst ist tot. Er kann nicht mehr kräh'n, kokodi, kokoda. Kokokokokokokokodi, kokoda." Gegen derlei verwegene Reaktionen verwehrt sich VfLog ausdrücklich.

das war's (wohl)

Schade. Nach 14 Spielen ohne Niederlage hat's den VfL mal wieder erwischt, und das ausgerechnet im Spitzenspiel: Mit 0:2 verloren die Kicker von Pele Wollitz gestern abend verdient gegen den VfB Lübeck.

Obwohl erst die vierte Saisonniederlage sind damit sind die kühnen Aufstiegsträume vorerst ausgeträumt. Der VfL hat zwar ein Spiel weniger als die direkten Konkurrenten, rangiert aber, einen Sieg in dieser Hängepartie vorausgesetzt, dann immer noch sechs Punkte hinter Paderborn und, sollten die Blau-Gelben morgen gegen die Hertha Amateure gewinnen, sieben Zähler hinter Braunschweig.

Zwar geht es am 12. April an der Bremer Brücke gegen Paderborn, am 30. April gegen Eintracht Braunschweig - trotzdem wird es enorm schwer, die beiden vorderen Plätze noch zu erreichen. Dafür hat der VfL in den vergangenen Spielen zu viele Federn gelassen - und was die spielerischen Mittel angeht auch zu wenig überzeugt.

Außer ein klein wenig Enttäuschung sollte die heutige Niederlage über eins aber nicht hinwegtäuschen: Die Wollitz-Truppe hat, obwohl ganz neu zusammen gewürfelt, ein ums andere Mal begeisternden Fußball gespielt. Und sie hatte von vornherein ein Ziel sicher nicht: Den direkten Wiederaufstieg. Vielleicht geschieht das Wunder ja doch noch, wenn nicht, bricht aber sicher keine Welt zusammen. Der Grundstein für eine solide, eingespielte Mannschaft mit einem enthusiastischen Trainer, damit auch für eine (noch) erfolgreichere nächste Saison, ist zum Glück schon jetzt gelegt.

Freitag, 1. April 2005

es stinkt nach aufstieg?

Die Zugfahrt nach Hause, zum Geburtstag meiner Mutter, war eine besondere: Von Münster geht es vorbei an Ortschaften wie Ostbevern und Kattenvenne bis nach Osnabrück, danach in einer weiteren Regionalbahn in Richtung Heimat. Und eben in Kattenvenne begab es sich, dass eine Horde halbwüchsiger VfL-Fans den Zug füllte. Natürlich laut, natürlich gröhlend, natürlich alles Rechtsbrecher, die unerlaubterweise Alkohol mitführten. Davon ab stanken sie erbärmlich, bestenfalls nach Schweiß. Überlegungen darüber, wie schlecht es um Deutschland stehen muss, wenn in Niederungen des Münsterlandes offenbar das Wasser zum Waschen fehlt, sah ich mich fortan außer Stande anzustellen.

Mittlerweile bin ich relativ sicher, dass auch dies eine angemessene Vorbereitung auf das wichtige Regionalliga-Spiel heute abend sein könnte. Die einen singen, die anderen klatschen, wieder andere starren gebannt auf den grünen Rasen, und die Gefährten aus Kattenvenne schicken sich an, die Gäste aus Lübeck einfach auszuräuchern. Es stinkt nach Aufstieg, Jungs, ich fühle es. Gewiss einer derart stattlichen Unterstützung ist mein Fehlen im Stadion bedauerlich, aber schlimmer für mich als für den VfL.

Wenngleich: Ein bißchen traurig, ja wehmütig war ich schon, als ich den Zug in Münster bestieg. Schließlich war abzusehen, dass ich auch Osnabrück hinter mir lassen werde, auch die Bremer Brücke, wo der VfL heute möglicherweise das (vor)entscheidende Saisonspiel bestreiten wird: Der Verlierer, wahrscheinlich also Lübeck, wird sich jedenfalls mindestens vorerst aus dem Aufstiegskampf verabschieden, der Gewinner hingegen bleibt einer der heißesten Anwärter, in der nächsten Saison nach Freiburg oder Rostock reisen zu dürfen.

Dabei hat der VfB Lübeck gegen die Osnabrücker noch eine Rechnung offen: Bisher verloren die Hansestädter daheim an der Lohmühle nur ein einziges Mal in dieser Spielzeit - und zwar im Hinspiel 0:1 gegen den VfL. Ob sie es schaffen, mit gleicher Münze zurückzuzahlen? Dann wäre auch für den VfL eine Riesenserie zu Ende: Das Wollitz-Team hat seit nunmehr 14 Meisterschaftsspielen nicht mehr verloren. Die Brücke wird also brennen - mit mindestens 10.000 Zuschauern dürfte zu rechnen sein, und die meisten von ihnen werden dem VfL die Daumen drücken. Das werde ich auch tun. Von daheim, mal wieder per Videotext.