Donnerstag, 21. April 2005

le roi est mort, vive le roi!

Was am Montag mit der überraschenden Tat von Dick Advocaat begann, ist in wenigen Tagen zu einem Neuanfang eines ganzen Vereins geworden. Wir erleben die Woche der Abschiede, und mehr noch als bei dem holländischen Coach muß man beim Abgang von Manager Hochstätter vom Ende einer Ära sprechen.

Das Gladbacher Urgestein war bereits seit längerer Zeit umstritten. Manch einer verurteilte in Bausch und Bogen seine Einkaufs- und Trainerpolitik, die in der Tat in den letzten Jahren nur selten von Erfolg gekrönt war. Die Verpflichtung von Dick Advocaat läßt sich hier als Versuch eines Befreiungsschlags sehen: ein international anerkannter Trainer sollte her, dessen Name schon allein signalisierte, wo Gladbach sich selbst gerne sehen würde: ganz oben.

Daß dieser Befreiungsschlag mißglückt ist, liegt nicht zuletzt daran, daß die Vereinsführung auf halbem Weg die Angst vor der eigenen Courage zu spüren schien. Was vollmundig mit Trainer- und Spielerverpflichtungen begonnen wurde, traute man sich bald nicht mehr, selbstbewußt vor der Presse zu vertreten. So sank die Stimmung im Umfeld kontinuierlich, die Mannschaft wurde zunehmend verunsichert und auch Advocaat wurde dank einer beispiellosen Medienkampagne in eine Situation gebracht, die wohl auch der Dickhäutigste nicht auf Dauer ertragen mag.

Nachdem die Experimente Fach und Advocaat jeweils derart kurz währten, nachdem zahllose Neuverpflichtungen, insbesondere aus der Ära Fach, sich als Rohrkrepierer herausstellten – was die zahllosen weiteren Einkäufe der Winterpause ja auch deutlich dokumentierten – ist der Abgang Hochstätters lediglich vom Zeitpunkt her überraschend, grundsätzlich ist er nur konsequent: Hochstätter konnte nicht ewig verschont bleiben, nachdem er so viele Fehlgriffe getätigt hatte. In Erinnerung bleibt aber auch, daß er mit dem Stadionneubau und anderen Projekten für vieles steht, was den Verein sehr viel langfristiger prägen wird als gescheiterte Trainer und Transfers. Hier hat Hochstätter Weitsicht bewiesen, die sich für den VfL auf lange Sicht bezahlt machen wird.

Kurzfristig bleibt festzuhalten, daß Gladbach nach dem Rückzug des glücklosen Trainers alle Chancen genutzt hat, sich weiter als Chaosclub zu präsentieren. In jedem Interview wird drei Tage lang das Vertrauen in den Manager beschwört, nur damit er kurz darauf entsorgt wird. Letztlich birgt dieser Schritt aber die Chance, daß tatsächlich endlich Ruhe einkehrt im Borussiapark, daß wirklich ein sportlicher Neuanfang gewagt werden kann.

Mit Peter Pander kommt nun ein Mann nach Gladbach, dem ein solcher Neuanfang zuzutrauen ist. Er hat den VfL Wolfsburg aus der dritten Liga in die erste geführt und dort etabliert (so langweilig die fahlgrüne Werksmannschaft auch ist), er hat sogar Erfahrung mit einem Stadionneubau. In Wolfsburg hat er den Verein ehrenhaft verlassen, nachdem er für den Einsatz des gesperrten Hristov in einem Pokalspiel die Verantwortung übernahm. Insbesondere von Fans wird dieser Grund vielfach als so läppisch betrachtet, daß ein Dolchstoß aus dem VW-Konzern vermutet wird: Pander ist noch heute in Wolfsburg sehr angesehen.

Hoffen wir, daß nach dieser Woche der Turbulenzen nun Ruhe einkehrt. Hoffen wir, daß die Mannschaft die neuen Herren an der Seitenlinie und auf der Tribüne gleich mit einer weiteren Neuerung begrüßt: einem Auswärtssieg in Nürnberg. Borussia darf nicht absteigen!

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