Besondere Feste verlangen besondere Vorbereitung. Wegen des Vfduells am Sonntag im BorussiaPark gibt es in dieser Woche keinen Seitenwechsel, sondern mal was anderes: Die lieben Kollegen von Seitenwahl schreiben vor jedem Spiel der Borussia faktenreich und ausführlich über die Lage der Dinge in Gladbach und den aktuellen Gegner. In dieser Woche haben sie uns eingeladen, an diesem Aperitif mitzuwirken.
Die Borussia
Ganze drei Spieltage hat es gedauert, bis die reflexartig entstehenden Diskussionen in Mönchengladbach zu beobachten waren. Was in den Medien zurzeit noch als leiser Anflug gewertet wird, hat der Boulevard naturgemäß schärfer aufgegriffen und damit den Nerv der Fans getroffen, für die die Trainerfrage schon seit der Halbzeit beim Auswärtsspiel in Mainz das alles beherrschende Thema ist. Wie sehr Luhukay mit seiner Bitte um Geduld auch recht haben mag. Viele Fans sehen Fakten: Die bisher absolvierten Spiele und die gezeigten Leistungen sind eine bloße Fortführung der Katastrophensaison 2006/2007, in der sich dieser Jos Luhukay fast die Hälfte der Saison verantwortlich gezeichnet hat. Borussia steht bereits im zweiten Heimspiel der neuen Saison da, wo sie schon so/zu oft stand: mit dem Rücken zur Wand.
Borussias Defensive
Christofer Heimeroth kommt in der allgemeinen Schelte auf Trainer und Mannschaft neben Marko Marin noch am besten weg. Der Ex-Schalker machte in den bisherigen Spielen keine gravierenden Fehler und war an allen Toren machtlos. Auch wenn er im Heimspiel gegen Hoffenheim in der ersten Halbzeit sogar das Unentschieden rettete, gibt es nicht wenige Fans, die dennoch lieber Ersatztorwart Uwe Gospodarek zwischen den Pfosten sehen würden. Natürlich ist Heimeroth als Nr. 1 gesetzt, das wird auch gegen Osnabrück der Fall sein.
Nach vier Gegentoren in einem Spiel fällt es schwer, die Abwehrformation stark zu reden. In Mainz erwischten alle vier Abwehrspieler einen schwarzen Tag. Das kann passieren, wirkte in dieser Wucht und Ansammlung erschreckend auf den Beobachter. Zumal mit Bögelund, Voigt, Brouwers und Gohouri keine unerfahrenen Nachwuchsspieler ihren Dienst in hinterster Front absolvieren. Die Schwächen, die bei schnellen gegnerischen Stürmern schon in der Vorbereitung zu sehen waren, müssen dennoch schnell abgestellt werden, auch wenn der VfL Osnabrück weder so offensiv noch so gut agieren wird wie Mainz vergangenes Wochenende. Am Sonntag werden erneut Bögelund und Voigt gefordert sein. Weniger in der Defensive als in der Offensive. Gegen tief stehende Gegner zu Hause müssen beide aufrücken und Impulse setzen. Da Ndjeng verletzungsbedingt ausfallen wird, dürfte Marin auf die rechte Seite rücken, während Coulibaly über links kommen wird.
Ein weiterer Schwachpunkt gegen Mainz war das defensive Mittelfeld. Der von vielen Experten vor der Saison hochgehandelte Patrick Paauwe vermochte es nicht, die Abwehr zu ordnen und die schnellen Mainzer Angriffe zu unterbinden. Dazu fiel sein sonst so starkes Passspiel nahezu völlig aus. Eine neue Chance kommt gegen Osnabrück: Da Jos Luhukay aller Voraussicht nach auf sein favorisiertes 4-5-1 verzichten wird, muss Patrick Paauwe alleine vor der Abwehr agieren.
Borussias Offensive
Das alte Sorgenkind der vergangenen Saison ist es auch in der neuen. 2 Tore in drei Pflichtspielen, dazu kein klassiches Stürmertor und keines aus dem Spiel heraus. Wenn Borussia in dieser Saison um den Aufstieg mitspielen will, muss dieser Mannschaftsteil dringend eine Besserung erfahren. Die Qualität dazu ist ohne Zweifel vorhanden, doch entweder sitzt sie auf der Bank, ist noch nicht integriert, verletzt und angeschlagen oder hat - wie zuletzt Sascha Rösler - einen schwarzen Tag. Glücklicherweise sollte Oliver Neuville zwischenzeitlich soweit fit sein, dass eine Nominierung für die Startelf in Frage kommt. Neben Neuville wird Rob Friend stürmen. Sharbel Touma, mit vielen Vorschusslorbeeren aus Holland gekommen, konnte das Vertrauen in Mainz nicht zurückzahlen. Somit wird der Schwede nach nur einem Spiel wieder auf der Bank Platz nehmen müssen.
Der VfL
"Eigentlich gehören wir nicht in die 2. Bundesliga!“ Diese Worte spricht nicht irgendein abgehalfterter Abwehrspieler, der auf der Ersatzbank schmort oder ein schmollender Ex-Präsident, sondern sie stammen von Osnabrück-Coach Claus-Dieter Wollitz. In seiner vierten Saison an der Bremer Brücke - so lange war seit 45 Jahren kein Osnabrücker Trainer mehr im Amt - heißt das große Ziel Klassenerhalt. Wie selbstverständlich erwarten dürfe das jedoch niemand, warnt Wollitz, vielmehr müssten Fans und Umfeld der Mannschaft Rückschläge verzeihen und sie immer wieder bedingungslos unterstützen – nur sei das kleine Wunder möglich.
Ähnlich wie in Gladbach droht auch in Osnabrück schnell Ungemach, wenn es mal einige Wochen nicht rund läuft. Nach dem viel versprechenden Start (5 Punkte und damit noch keine Niederlage) ist die Stimmung derzeit allerdings blendend, auch wenn die Mannschaft beim 0:0 letzte Woche gegen Paderborn eher enttäuschte. Das fand sogar ihr Trainer. Trotzdem: Es scheint fast so, als könnte auch die ein oder andere erwartbare Niederlage dem Osnabrücker Glück so schnell nichts anhaben. Noch überwiegt deutlich die Freude, in dieser Bundesliga der Herzen überhaupt mitspielen zu dürfen.
Das Team hat sich in den vergangenen Jahren stets weiter entwickelt, der Trainerstab hat es auch zur neuen Saison klug verstärkt. Von als Querulanten gebrandmarkten Spielern (De Jong, Cartus) hat man sich getrennt und der Mannschaft eine – dringend nötige – Verjüngungskur verordnet. Wenn der VfL irgendwann einmal so spielt, wie Wollitz sich das vorstellt, sähe man druckvollen Angriffsfußball. Noch spielen die Liganeulinge eher passiv und unsicher.
Osnabrücker Defensive
Im zweiten Jahr hütet Frederik Gößling das Osnabrücker Tor. In den ersten beiden Saisonspielen (Freiburg, Wehen) machte er nicht immer eine glückliche Figur, jetzt scheint er seine Form wieder gefunden zu haben. Gegen Paderborn hielt er das Unentschieden fest. Auf Gößlings Fersen wartet Tino Berbig auf seine Chance, der ein alter Bekannter in Osnabrück, weil Gößlings Vorgänger im Kasten ist. Berbig war zwischenzeitlich zu Dynamo Dresden gewechselt und ist mittlerweile reumütig zur Bremer Brücke zurückgekehrt. Im Tor ist Osnabrück gut aufgestellt. Am Sonntag im BorussiaPark wird Gößling spielen.
Die Abwehrkette bilden derzeit rechts Marko Tredup, dann Thomas ‚Franz’ Cichon und Neuzugang Marcel Schuon in der Mitte und links Andreas Schäfer. Cichon, verwunderlicherweise schon seit einem guten Jahr sichere Stütze in der VfL-Abwehr, und Schuon organisieren die Verteidigung recht verlässlich, insbesondere wenn man bedenkt, dass sie erst seit dieser Saison zusammen spielen. Die Außenverteidiger sind nicht erst neuerdings potenzielle Krisenherde. Marko Tredup spielte bisher zwar solide, ist aber mit desaströsen Auftritten aus dem Frühsommer noch in bester Erinnerung und taugt immer mal zur Schwachstelle. Auf seiner Position hat der VfL mit dem Leverkusener Leihgeschäft Assimiou Touré unter der Woche eine Alternative verpflichtete, die aber so kurzfristig sicher nicht eingesetzt wird. Andreas Schäfer hat auf seiner Position gegenüber geradezu ein Monopol. Auch er sorgt immer mal wieder für Kopfschütteln auf Rängen und Trainerbank, dabei hätte er eigentlich das Potenzial für die 2. Bundesliga. Der VfL sucht jedenfalls händeringend nach Konkurrenz auf links hinten.
Im defensiven Mittelfeld spielt Wollitz seit Saisonbeginn mit zwei Sechsern. Der eine ist Matthias Heidrich, Neuzugang von Alemannia Aaachen. Der andere war bis vorletzte Woche Pierre de Wit, wie Touré entliehen von Bayer Leverkusen. De Wit machte einen ungemein spielstarken und gewitzten Eindruck, dann riss ihm das Kreuzband. Als sein Ersatz versuchte sich gegen Paderborn der formschwache Alex Nouri – eigentlich ein idealer Spieler für diese Position. Er blieb blass, dürfte aber gegen Gladbach eine zweite Chance bekomme. Alternativ könnte Oliver Beer auf Wollitz’ Zettel stehen.
Osnabrücker Offensive
Die Spitze der Osnabrücker Offensive steht in der Spitze: Thomas Reichenberger ist torgefährlich und überzeugt mit einer klasse Spielübersicht. Reichenberger ist in diesem Team womöglich der einzige Spieler, der nicht zu ersetzen wäre, sollte er einmal ausfallen. Hinter ihm sucht Nico Frommer als offensiver Mittelfeldspieler noch das letzte Quäntchen Durchblick und Kreativität. Auf den Außenbahnen ließen die Neuzugänge Paul Thomik und Gaetano Manno ihre Klasse bereits mehrfach aufblitzen. Insgesamt trauen sich die Lila-Weissen im Spiel nach vorn allerdings noch zu wenig zu und haben zu sehr Angst, Fehler zu machen. Im Spielaufbau hat der VfL bisher nur in Ansätzen gezeigt, was er unter Umständen drauf haben könnte. Mit dem formschwachen Bilal Aziz und dem gerade in Gladbach eher belächelten und schon lange verletzten Markus Feldhoff kämpfen sich zwei Spieler ans Team heran, auf die ihr Coach in Bestform große Stücke hält.
Die Qualität des Osnabrücker Kaders dürfte unter normalen Umständen konkurrenzfähig sein. Gemessen an Gegner wie Offenbach, Paderborn, St. Pauli, Jena oder Koblenz hat sich der VfL gut verstärkt und müsste sich mit dem Glück des tüchtigen Liganeulings auf einem Nichtabstiegplatz behaupten können. Das klappt allerdings nur mit den bewährten Tugenden: Kampf, absolute Leidenschaft und Mut, nach vorn zu spielen; mithilfe der ersten beiden hat Osnabrück bereits fünf Punkte geholt, ohne die letzte werden es zu wenige bleiben. Gegen Gladbach spielt die Mehrzahl der Osnabrücker Spieler vor der bisher größten Kulisse ihres Lebens. Deshalb dürften Respekt und Unsicherheit auch im vierten Saisonspiel noch wahrscheinlicher sein als der Glaube ans eigene Können.
Aufstellungen
Borussia: Heimeroth - Bögelund, Brouwers, Gohouri, Voigt - Paauwe - Marin, Rösler, Coulibaly - Neuville, Friend
Ersatz: Gospodarek, Compper Polanski, Svärd, Rafael, Touma, Colautti
Es fehlen: Schachten, Daems (beide im Aufbautraining)
VfL: Gößling - Schäfer, Cichon, Schuon, Tredup - Heidrich, Nouri - Thomik, Frommer, Manno - Reichenberger
Ersatz: Geisthardt, Flottmann, Ehlers, Schanda, Beer, Touré, Enochs, Aziz, Hennings, Feldhoff, Chitsulo
Es fehlen: de Wit, Surmann (verletzt), Großöhmichen (angeschlagen), Grieneisen, Ndjeng (beide im Aufbautraining)
Wer noch immer denkt, über Gladbach und das Vfduell am Sonntag nicht ganz im Bilde zu sein, findet hier den kompletten Seitenwahl-Vorbericht.
Freitag, 31. August 2007
Donnerstag, 30. August 2007
touré-syndrom
Wenn gegnerische Stürmer sich künftig epileptisch an den Kopf fassen, völlig unvermittelt "Berufsgenossenschaft" oder "Eishockey" rufen, gibt es dafür eine Erklärung. Osnabrück hat einen neuen Abwehrspieler: Assimiou Touré.
Das Assimiou-Touré-Syndrom (kurz: Tourésyndrom) ist eine neurophysiologische Erkrankung, die durch das Auftreten von Tics charakterisiert ist. Bei den Tics handelt es sich um unwillkürliche, rasche, meistens plötzlich einschießende und mitunter sehr heftige Bewegungen, die immer wieder in gleicher Weise auftreten können. Verbale, ungewollte Äußerungen zählen mit dazu, sowie Ausrufe oder eigenartige Geräusche.
Benannt ist das Syndrom nach dem togoischen Abwehrspieler Assimiou Touré, der die Symptomatik erstmals um Juni 2006 während der Weltmeisterschaft bei einigen entnervten Gegenspielern auslöste. Assimiou Tourés Abwehrarbeit geriet im Laufe der Zeit jedoch wieder in Vergessenheit, so dass in der Folge meist falsche Diagnosen gestellt wurden. Erst im August 2007 trat die Krankheit im Osnabrücker Raum wieder verstärkt in das öffentliche Interesse.
Die verschiedenartigen Tics, die für das Tourésyndrom typisch sind, treten in der Regel erst ab dem 18. Lebensjahr auf. Einfache motorische Tics können sich als Augenblinzeln, Naserümpfen, Kopfwerfen oder Grimassen manifestieren. Beispiele für einfache vokale Tics sind das Ausstoßen von bedeutungslosen Lauten, Husten oder das Nachahmen von Tiergeräuschen. Die Symptome treten mehrfach pro Spiel auf. Während der Halbzeitpause kommt es in fast allen Fällen zu einem Verschwinden der Beschwerden, verstärkt treten die Tics in emotional belastenden Situationen (Schwalbe wurde nicht geahndet, in den Boden getreten etc.) auf.
Die Betroffenen leiden vor allem unter der Reaktion ihrer Umwelt auf ihre Symptome. Ihr permanentes Scheitern an Abwehrspieler Touré wird häufig als schlechte Angewohnheit gedeutet. Dies führt dazu, dass Eltern von betroffenen Stürmern oft Schuldgefühle wegen ihrer vermutlich verfehlten Erziehung entwickeln.
Es ist nicht bekannt, wie hoch die Zahl der Patienten mit Tourésyndrom tatsächlich liegt, da das lange unbekannte Syndrom bis heute oft fehldiagnostiziert wird. Allgemein geht man davon aus, dass derzeit bereits 15% aller Stürmer in der Bundesliga der Herzen mit dem Tourésyndrom leben müssen. Das Virus ist allerdings hoch ansteckend. Experten sagen voraus, am Ende der Saison könnten 40% aller Angreifer betroffen sein. Einmal angesteckt, ist eine eigentliche Heilung derzeit nicht möglich.
Das Assimiou-Touré-Syndrom (kurz: Tourésyndrom) ist eine neurophysiologische Erkrankung, die durch das Auftreten von Tics charakterisiert ist. Bei den Tics handelt es sich um unwillkürliche, rasche, meistens plötzlich einschießende und mitunter sehr heftige Bewegungen, die immer wieder in gleicher Weise auftreten können. Verbale, ungewollte Äußerungen zählen mit dazu, sowie Ausrufe oder eigenartige Geräusche.
Benannt ist das Syndrom nach dem togoischen Abwehrspieler Assimiou Touré, der die Symptomatik erstmals um Juni 2006 während der Weltmeisterschaft bei einigen entnervten Gegenspielern auslöste. Assimiou Tourés Abwehrarbeit geriet im Laufe der Zeit jedoch wieder in Vergessenheit, so dass in der Folge meist falsche Diagnosen gestellt wurden. Erst im August 2007 trat die Krankheit im Osnabrücker Raum wieder verstärkt in das öffentliche Interesse.
Die verschiedenartigen Tics, die für das Tourésyndrom typisch sind, treten in der Regel erst ab dem 18. Lebensjahr auf. Einfache motorische Tics können sich als Augenblinzeln, Naserümpfen, Kopfwerfen oder Grimassen manifestieren. Beispiele für einfache vokale Tics sind das Ausstoßen von bedeutungslosen Lauten, Husten oder das Nachahmen von Tiergeräuschen. Die Symptome treten mehrfach pro Spiel auf. Während der Halbzeitpause kommt es in fast allen Fällen zu einem Verschwinden der Beschwerden, verstärkt treten die Tics in emotional belastenden Situationen (Schwalbe wurde nicht geahndet, in den Boden getreten etc.) auf.
Die Betroffenen leiden vor allem unter der Reaktion ihrer Umwelt auf ihre Symptome. Ihr permanentes Scheitern an Abwehrspieler Touré wird häufig als schlechte Angewohnheit gedeutet. Dies führt dazu, dass Eltern von betroffenen Stürmern oft Schuldgefühle wegen ihrer vermutlich verfehlten Erziehung entwickeln.
Es ist nicht bekannt, wie hoch die Zahl der Patienten mit Tourésyndrom tatsächlich liegt, da das lange unbekannte Syndrom bis heute oft fehldiagnostiziert wird. Allgemein geht man davon aus, dass derzeit bereits 15% aller Stürmer in der Bundesliga der Herzen mit dem Tourésyndrom leben müssen. Das Virus ist allerdings hoch ansteckend. Experten sagen voraus, am Ende der Saison könnten 40% aller Angreifer betroffen sein. Einmal angesteckt, ist eine eigentliche Heilung derzeit nicht möglich.
Mittwoch, 29. August 2007
vflog-leserreporter enthüllen
Seit über 1000 Posts gibt es diesen kleinen Blog nun schon, und er entwickelt sich und gedeiht. Nun aber könnte er kurz vor dem Ende stehen. Denn wir werden erpresst. Von unseren eigenen Lesern. Wenn man erst einmal berühmt ist wie Maik und ich, dann kann man nichts mehr tun, ohne dabei an die möglichen weitreichenden Folgen zu denken. Denn überall könnte ein Leser mit Handykamera stehen, der entblößende Fotos von uns schießt.
Wir haben uns daher entschlossen, Bilder, mit denen uns FC-freundliche Beiträge abgepresst werden sollten, nun selbst zu veröffentlichen. Und wir gestehen daher: Ja, es ist richtig, dass vor einigen Tagen ein geheimes Treffen der VfLog-Familie in Österreich stattfand. Ja, es trifft zu, dass dort nicht nur Strategien entwickelt worden sind, wie die VfLs in die Champions-League zu führen sind, sondern auch das eine oder andere Tröpfchen heimischen Weins geflossen ist. Manch einer behauptet gar, Maik habe besonders tief ins Glas geschaut:
Zu wirklichen Exzessen kam es dann spät in der Nacht. Hinterrücks wurde mir von einem ausgewanderten FC Bayern-Fan ein einzig zu diesem Zweck im Wiener Prater erworbener Fanschal umgehängt. Nicht nur in den Farben rot-weiß, nein auch noch mit dem fußballerisch kaum aussprechlichen Slogan "Immer wieder, immer wieder Österreich" versehen.
Was soll ich sagen? Ich schäme mich. Durch das eklige Gefühl der billigsten Kunstfaser an meinem Hals sollte ich bereits einen großen Teil Sühne geleistet haben. Der Schal ist im Übrigen bereits vernichtet.
Wir haben uns daher entschlossen, Bilder, mit denen uns FC-freundliche Beiträge abgepresst werden sollten, nun selbst zu veröffentlichen. Und wir gestehen daher: Ja, es ist richtig, dass vor einigen Tagen ein geheimes Treffen der VfLog-Familie in Österreich stattfand. Ja, es trifft zu, dass dort nicht nur Strategien entwickelt worden sind, wie die VfLs in die Champions-League zu führen sind, sondern auch das eine oder andere Tröpfchen heimischen Weins geflossen ist. Manch einer behauptet gar, Maik habe besonders tief ins Glas geschaut:
Zu wirklichen Exzessen kam es dann spät in der Nacht. Hinterrücks wurde mir von einem ausgewanderten FC Bayern-Fan ein einzig zu diesem Zweck im Wiener Prater erworbener Fanschal umgehängt. Nicht nur in den Farben rot-weiß, nein auch noch mit dem fußballerisch kaum aussprechlichen Slogan "Immer wieder, immer wieder Österreich" versehen.
Was soll ich sagen? Ich schäme mich. Durch das eklige Gefühl der billigsten Kunstfaser an meinem Hals sollte ich bereits einen großen Teil Sühne geleistet haben. Der Schal ist im Übrigen bereits vernichtet.
Dienstag, 28. August 2007
bochum, ich beneide dir
Wenn man ganz mies drauf ist, dann möchte man manchmal sein ganzes Leben umkrempeln. Dann stellt man sich vor, wie es wohl wäre, wenn man frühen Wünschen mit mehr Nachdruck gefolgt wäre, heute Feuerwehrmann wäre oder Lokomotivführer oder Kellner. Wäre man dann glücklicher?
Oft kommen spät auch Wünsche dazu, die man früher nie hatte, für die es auch längst zu spät ist. Wäre ich doch Arzt geworden, seufzt der Lehrer; wäre ich doch Lehrer geworden, denkt der Arzt und schluckt lautlos zweimal trocken.
Ach, wäre ich doch Bochumfan geworden, mag man als Gladbacher seufzen! Ich wäre dann auch ein VfL-Fan, wäre inzwischen abgehärtet gegen die steten Unbilden des Abstiegs, und hätte in dieser Saison endlich mal was zu feiern. Sympathisch sind sie ja wirklich, die kleinen VfLler aus dem Pott. Aber wenn man es ausspricht weiß man doch gleich: Dies ist ein Selbstbetrug. So wie der Lehrer einst nicht Medizin studierte, weil er kein Blut sehen kann, so hätte ich nie Bochum-Fan werden können, weil ich kein Neururer sehen kann. Und damit war der Zug schon früh abgefahren.
Oft kommen spät auch Wünsche dazu, die man früher nie hatte, für die es auch längst zu spät ist. Wäre ich doch Arzt geworden, seufzt der Lehrer; wäre ich doch Lehrer geworden, denkt der Arzt und schluckt lautlos zweimal trocken.
Ach, wäre ich doch Bochumfan geworden, mag man als Gladbacher seufzen! Ich wäre dann auch ein VfL-Fan, wäre inzwischen abgehärtet gegen die steten Unbilden des Abstiegs, und hätte in dieser Saison endlich mal was zu feiern. Sympathisch sind sie ja wirklich, die kleinen VfLler aus dem Pott. Aber wenn man es ausspricht weiß man doch gleich: Dies ist ein Selbstbetrug. So wie der Lehrer einst nicht Medizin studierte, weil er kein Blut sehen kann, so hätte ich nie Bochum-Fan werden können, weil ich kein Neururer sehen kann. Und damit war der Zug schon früh abgefahren.
Montag, 27. August 2007
festvorbereitung
Ein paar Tage ist es noch hin, dann steht das nächste Vfduell an. Schon heute kreist alles um dieses neuerliche Spiel des Jahres. Nachdem sich die VfL-Coaches einig sind, dass im Pokal vor drei Wochen die schlechtere Mannschaft gewonnen hat, reist Osnabrück nun zur Revanche nach Gladbach. Ach. Dass die Bundesliga der Herzen jetzt Realität ist, gerät viel zu oft in Vergessenheit. Was für eine wunderbare Aussicht. Erst drei Spiele sind passé, 31 folgen noch, das nächste ein besonderer Höhepunkt. Bisher spricht viel dafür, als spielte Osnabrück mit der gleichen Mannschaft wie gegen Paderborn. Ob Jos Luhukay sein Team unverändert auflaufen lässt, darf dann doch bezweifelt werden. Dafür ließ die Auftritt in Mainz zu viele Fragen offen. Friend und Touma nutzten ihre Chancen nicht, Marcel Ndjeng und Eugen Polanski könnten wieder ins Team rücken. Wofür auch immer sich die Coaches entscheiden: Es wird ein Festtag am Sonntag!
Sonntag, 26. August 2007
nun aber: heilandsack
Wenn schon Steffen Simon auffällt, dass die Dauerbeschallung in neuzeitlichen Fußballstadien dazu führt, dass die Fangesänge immer weiter verbannt werden, muss es wirklich schlimm um die Stadionkultur stehen. Wenn nicht gerade die honorigen Großsponsoren ihre mitreißenden Spots durch die Lautsprecheranlagen ballern, werben drittklassige Einrichtungshäuser oder überteuerte Juweliere aus der Region.
Wir erneuern aus diesem Anlass unsere "Heilandsack"-Kampagne. "Heilandsack"! Dieses Wort, wir wollen es unseren Leserinnen und Lesern schenken, auf dass sie es als ihr eigenes annehmen und in die Welt, vor allem in die Fankurven und auf die Tribünen der Fußballstadien tragen. "Heilandsack" aus 1000 Kehlen, die die überbordende Bedudelung schlicht niederbrüllen. Bei missglückten Aktionen wird gefälligst nicht mehr ahnungslos floskelamentiert, man solle mehr über außen spielen. Ein riskanter Rückpass, der den Torwart in Panik versetzt? "Heilandsack!" rufe man umgehend! Die Flanke verreckt? Ja, aber Heilandsack! Schon wieder in die Abseitsfalle gelaufen? H E I L A N D S A C K,
H E I L A N D S A C K, H E I L A N D S A C K ! ! !
Dieser von Martin Walser geadelte Fluch, wir wollen ihn öfter hören und loben noch immer den Martin-Walser-Memorial-"Heilandsack"-Award aus: Schickt uns Handyvideos aus den Fußballstadien der Welt, in der ihr lautstark "Heilandsack!" ruft. Das schönste Video wird mit einem VfLog-Shirt prämiert. Videos an: fluch-den-walser@vflog.de.
Wir erneuern aus diesem Anlass unsere "Heilandsack"-Kampagne. "Heilandsack"! Dieses Wort, wir wollen es unseren Leserinnen und Lesern schenken, auf dass sie es als ihr eigenes annehmen und in die Welt, vor allem in die Fankurven und auf die Tribünen der Fußballstadien tragen. "Heilandsack" aus 1000 Kehlen, die die überbordende Bedudelung schlicht niederbrüllen. Bei missglückten Aktionen wird gefälligst nicht mehr ahnungslos floskelamentiert, man solle mehr über außen spielen. Ein riskanter Rückpass, der den Torwart in Panik versetzt? "Heilandsack!" rufe man umgehend! Die Flanke verreckt? Ja, aber Heilandsack! Schon wieder in die Abseitsfalle gelaufen? H E I L A N D S A C K,
H E I L A N D S A C K, H E I L A N D S A C K ! ! !
Dieser von Martin Walser geadelte Fluch, wir wollen ihn öfter hören und loben noch immer den Martin-Walser-Memorial-"Heilandsack"-Award aus: Schickt uns Handyvideos aus den Fußballstadien der Welt, in der ihr lautstark "Heilandsack!" ruft. Das schönste Video wird mit einem VfLog-Shirt prämiert. Videos an: fluch-den-walser@vflog.de.
Samstag, 25. August 2007
exkurs: dirigenten
Viel zu wenig richtige Spielertypen gibt es. Das fällt an einem Samstag wie diesem auf, an dem es sich sonst über nicht allzu viel Gedanken machen lässt. Die VfLs haben für diese Woche ausgespielt, die restliche Bundesliga der Herzen spielt erst morgen, so dass mitreißende "Erstliga"-Spiele wie Bielefeld-Berlin oder Dortmund-Cottbus den Blick auf die abseitigen Schauplätze lenken.
Gibt's den? Einen, der alle gebannt schweigen lässt, wenn er gestikuliert. Einen, der Mitspieler lobt und tadelt und Widerspruch nicht aushalten muss, weil ihn niemand wagt. Einen, dem man rührig zulächelt. Einen Schalk und zugleich Zauberer mit dem Ball. Einen Ehrgeizling mit Humor. Einen echten Dirigent eben.
Gibt's nicht. Gab's vielleicht nie. Aber schön wär es doch.
Da an einem Samstag wie diesem das Träumen nicht schwerfällt, obwohl bzw. weil die VfLs nicht spielen, träumen wir von einem Valery Gergiev der Fußballspieler. Dieser singende, schnaufende, hüpfende Virtuose schart sogar mehr als zehn Mitspieler um sich, es dürften etwa 50 sein, und alle tanzen nach seiner Nase. Sie kommen aus London und heißen nicht schnöde Chelsea oder Arsenal, sondern Symphony Orchestra. Ach, wie das klänge: "Mit der Nummer Zehn unser Spielmacher: Valery?!" - "GERGIEV!"
Ach.
Übrigens: Zu einem wirklich fertigen Spielmacher gehört ein angeschwitzter Scheitel, der vor jedem Freistoß frivol über die Glatze gestrichen wird, weshalb Zinedine Zidane...
Gibt's den? Einen, der alle gebannt schweigen lässt, wenn er gestikuliert. Einen, der Mitspieler lobt und tadelt und Widerspruch nicht aushalten muss, weil ihn niemand wagt. Einen, dem man rührig zulächelt. Einen Schalk und zugleich Zauberer mit dem Ball. Einen Ehrgeizling mit Humor. Einen echten Dirigent eben.
Gibt's nicht. Gab's vielleicht nie. Aber schön wär es doch.
Da an einem Samstag wie diesem das Träumen nicht schwerfällt, obwohl bzw. weil die VfLs nicht spielen, träumen wir von einem Valery Gergiev der Fußballspieler. Dieser singende, schnaufende, hüpfende Virtuose schart sogar mehr als zehn Mitspieler um sich, es dürften etwa 50 sein, und alle tanzen nach seiner Nase. Sie kommen aus London und heißen nicht schnöde Chelsea oder Arsenal, sondern Symphony Orchestra. Ach, wie das klänge: "Mit der Nummer Zehn unser Spielmacher: Valery?!" - "GERGIEV!"
Ach.
Übrigens: Zu einem wirklich fertigen Spielmacher gehört ein angeschwitzter Scheitel, der vor jedem Freistoß frivol über die Glatze gestrichen wird, weshalb Zinedine Zidane...
Freitag, 24. August 2007
nur ein punkt
Drei Spieltage vorbei, Osnabrück fünf Punkte, Gladbach zwei. Diese aktuelle Situation bei den VfLs war schon recht frühzeitig erwartbar. Dass die beiden Liganeulinge keinen uneingeschränkten Traumstart hinlegen, bestätigt all jene Realisten, die die Liga schon im Vorhinein richtig einzuschätzen vermochten. Ein Aufsteiger holt in der Regel ebensowenig sieben Punkte aus drei Partien wie ein Absteiger zwangsläufig gegen Lautern, Hoffenheim und Mainz gewinnen muss. Nun steht die Borussia im Heimspiel gegen Osnabrück für viele Beobachter bereits mit dem Rücken zur Wand.
Am Abend hatten beide Klubs die Chance auf die jeweilige Pole Position, ließen sie jedoch ungenutzt. Gladbachs Desaster in Mainz wird Folgen zeitigen, die man a) am Niederrhein allzu gut kennt, denen zu entsagen man sich b) aber dann doch zu schade ist. Die Temperatur steigt jedenfalls, das wissen Mannschaft und Verein, der Trainer weiß es auch, und ihn muss Verzweiflung überkommen. Wie soll nach einem katastrophalen Abstieg ein Neuanfang gelingen, wenn bereits nach drei Spielen - die alte Leier... Wie ungeheuer wichtig der Sieg im DFB-Pokal war, wird erst jetzt richtig ersichtlich.
In Osnabrück ist die Stimmung blendend. Und doch, irgendwie sollten Heimspiele gegen Paderborn möglichst gewonnen werden. Im Unterschied zu Gladbach aber richtet sich Osnabrück in einer Ungewissheit häuslich ein, die bis zum Saisonende anhalten wird: "Schaffen wir den Klassenerhalt?", diese Frage geistert jeden Tag in allen Köpfen rum, und niemand hatte vorher anderes erwartet; vielleicht nur gehofft, ab und an könnten etwas entspanntere Wochen ein komfortables Ruhekissen vorgaukeln. Womöglich sogar gut, dass zur Rast keine Zeit bleibt.
In Gladbach indes war die Ausgangsposition eine andere. Nicht Ungewissheit sollte hier Einzug halten, sondern möglichst schnell das Gegenteil: Gewissheit, dass man oben mitspielt.
Nächste Woche wird das Vfduell zweierlei auslösen: Es wird, wenn alles mit rechten Dingen zugeht, die Ungewissheit in Osnabrück fortschreiben. Und in Gladbach wird sich langsam Gewissheit einstellen.
Am Abend hatten beide Klubs die Chance auf die jeweilige Pole Position, ließen sie jedoch ungenutzt. Gladbachs Desaster in Mainz wird Folgen zeitigen, die man a) am Niederrhein allzu gut kennt, denen zu entsagen man sich b) aber dann doch zu schade ist. Die Temperatur steigt jedenfalls, das wissen Mannschaft und Verein, der Trainer weiß es auch, und ihn muss Verzweiflung überkommen. Wie soll nach einem katastrophalen Abstieg ein Neuanfang gelingen, wenn bereits nach drei Spielen - die alte Leier... Wie ungeheuer wichtig der Sieg im DFB-Pokal war, wird erst jetzt richtig ersichtlich.
In Osnabrück ist die Stimmung blendend. Und doch, irgendwie sollten Heimspiele gegen Paderborn möglichst gewonnen werden. Im Unterschied zu Gladbach aber richtet sich Osnabrück in einer Ungewissheit häuslich ein, die bis zum Saisonende anhalten wird: "Schaffen wir den Klassenerhalt?", diese Frage geistert jeden Tag in allen Köpfen rum, und niemand hatte vorher anderes erwartet; vielleicht nur gehofft, ab und an könnten etwas entspanntere Wochen ein komfortables Ruhekissen vorgaukeln. Womöglich sogar gut, dass zur Rast keine Zeit bleibt.
In Gladbach indes war die Ausgangsposition eine andere. Nicht Ungewissheit sollte hier Einzug halten, sondern möglichst schnell das Gegenteil: Gewissheit, dass man oben mitspielt.
Nächste Woche wird das Vfduell zweierlei auslösen: Es wird, wenn alles mit rechten Dingen zugeht, die Ungewissheit in Osnabrück fortschreiben. Und in Gladbach wird sich langsam Gewissheit einstellen.
Donnerstag, 23. August 2007
aufrechte deutsche
"Fakt ist: Kein Verein in Liga eins und zwei läuft mit mehr deutschen Spielern in der Startelf auf als St. Pauli", schreibt die Hamburger Morgenpost stolz. Zehn Deutsche in der Anfangsformation, so die aufrechten Hanseaten, das sei gemeinsam mit Osnabrück Spitze. Allein: Es stimmt nicht.
Spitzenreiter in dieser vorbildlichen Disziplin ist der VfL ganz alleine. Osnabrück startete in beiden bisherigen Ligaspielen mit elf deutschen Spielern. Ja, liebe Morgenpost, auch Gaetano Manno hat einen deutschen Pass. Das mag übersehen, wer seine aufwändige Recherche auf die Datenbank von fussballdaten.de beschränkt. Aber kein Problem: Für derlei Richtigstellungen gibt es ja die Blogosphäre.
Überhaupt hat Pele Wollitz mit Jo Enochs erst einen Spieler eingesetzt, der keinen deutschen Pass hat. Und ruhig Blut für den Fall, dass morgen Alexander Nouri in der Anfangsformation steht: Der ist auch Deutscher. Aufhorchen müsst ihr, liebe Morgenpostler, außer bei Enochs lediglich noch bei Bilal Aziz und Daniel Chitsulo.
Die neue deutsche Welle schwappt derzeit also allein in Osnabrück über, und das im besten Sinne und nicht so, wie anderswo. Ganz friedlich und unideologisch. Nix also mit falsch verstandenem Patriotismus. Oder mit den Worten von St. Pauli-Geschäftsführer Michael Meeske: "Es geht um die Identifikation der Spieler mit dem Verein, aber auch der Fans mit den Spielern."
Spitzenreiter in dieser vorbildlichen Disziplin ist der VfL ganz alleine. Osnabrück startete in beiden bisherigen Ligaspielen mit elf deutschen Spielern. Ja, liebe Morgenpost, auch Gaetano Manno hat einen deutschen Pass. Das mag übersehen, wer seine aufwändige Recherche auf die Datenbank von fussballdaten.de beschränkt. Aber kein Problem: Für derlei Richtigstellungen gibt es ja die Blogosphäre.
Überhaupt hat Pele Wollitz mit Jo Enochs erst einen Spieler eingesetzt, der keinen deutschen Pass hat. Und ruhig Blut für den Fall, dass morgen Alexander Nouri in der Anfangsformation steht: Der ist auch Deutscher. Aufhorchen müsst ihr, liebe Morgenpostler, außer bei Enochs lediglich noch bei Bilal Aziz und Daniel Chitsulo.
Die neue deutsche Welle schwappt derzeit also allein in Osnabrück über, und das im besten Sinne und nicht so, wie anderswo. Ganz friedlich und unideologisch. Nix also mit falsch verstandenem Patriotismus. Oder mit den Worten von St. Pauli-Geschäftsführer Michael Meeske: "Es geht um die Identifikation der Spieler mit dem Verein, aber auch der Fans mit den Spielern."
Mittwoch, 22. August 2007
seitenwechsel #36
Gute Freunde kann niemand trennen, gute Freunde sind nie allein, weil sie eines im Leben können: Füreinander da zu sein. Deshalb gibt es ihn weiter, den Seitenwechsel: Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Einmal pro Woche schreiben sie sich gegenseitig einen Brand-, Schmäh- oder Liebesbrief. Diese Woche hat Maik bei Seitenwahl vorgelegt. Unten antwortet Mike - und outet sich als Zweckpessimist.
Meine lieben Freunde,
es freut mich ein jedes Mal, dass Ihr über einen wachen Geist verfügt, denn dies beweist Ihr jede Woche aufs Neue. Natürlich ist ein "Siegzwang" für Borussia ganz großer Quatsch! Doch, das schrieb ich Euch bereits in den vergangenen Wochen, überraschen mich die Reaktionen nicht wirklich. Selbst wenn man die oft vergessene Tatsache ignoriert, dass der normale Fußballfan sein Gemüt einzig am Ergebnis des Wochenendes ausrichtet, sollte man berücksichtigen, dass die Wunden nach der vergangenen Erstliga-Saison nicht lange nicht verheilt sind. Die einigermaßen harmonische Vorbereitung, die neu verpflichteten Spieler und das dem Fußballfan eigene "Mund abwischen, weitermachen!"-Syndrom sorgten zwar noch vor dem ersten Pflichtspiel in Osnabrück für vorsichtigen Optimismus, doch war uns allen klar, dass dieser auf wackligen Beinen steht. Sieg in Osnabrück, kämpferisch überzeugt in Kaiserslautern, so weit, so gut. Borussia hat in diesen Spielen spielerisch nicht wirklich überzeugt, da bin ich Eurer Meinung. Doch wir sollten die Reihenfolge der Dinge nicht verändern. Für Borussia kommt erstmal die Pflicht, dann die Kür. Und in Mönchengladbach ist es oberste Bürgerpflicht, dem Publikum zuerst zu beweisen, dass man sich (wieder) den Arsch aufreißt für das, was für die Menschen auf den Rängen mehr ist als ein Arbeitgeber für Fußballprofis.
Du sprichst von "Saisonanfangsgerede", und der Fußballgott weiß, dass Du recht hast. Doch vergib den Journalisten! Auch diese mussten die lange Sommerpause durchstehen und sich mit unwichtigem Füllstoff für den Sportteil ihrer Zeitungen herumschlagen. Die Erfahrung lehrt, dass das Niveau der Sportberichterstattung am Anfang und am Ende einer jeden Saison im Vergleich zur restlichen Zeit eher bescheiden ist.
Übrigens, Jos Luhukay hat seine anfänglich ängstlich wirkende Aufstellung taktisch fundiert begründet. Wer wollte ihm widersprechen? Doch im Fußball spielt Psychologie eine nicht unwesentliche Rolle. Und es ist sowohl für den Gegner als auch für das Publikum ein gewaltiger Unterschied, ob ich mit einem Mittelfeldspieler als einzige Spitze auflaufe oder mit zwei bis drei echten Spitzen zu Beginn. Zeichen setzen, nennt man sowas. Dem Gegner signalisieren: Du bist heute Gast im BorussiaPark, darfst gucken und staunen, aber die Punkte bleiben hier.
Doch Hut ab für die bisherige Leistung des VfL Osnabrück. Zwar waren auch die bisher geholten vier Punkte nicht das Ergebnis einer fußball-ästhetischen Offenbarung, doch legte man diesen Maßstab an, müsste die komplette Fußballgeschichte umgeschrieben werden (Griechenland Europameister! Italien Weltmeister!). Dass Pierre de Wit nun lange ausfallen wird, ist für die Lila-Weißen speziell in dieser Phase der Saison besonders bitter, doch kommt mit dem SC Paderborn ein dankbarer Gegner an die Bremer Brücke. Holger "Breitling" Fach wird spätestens nach diesem Spiel von der fehlenden Qualität seiner Mannschaft sprechen, wenige Wochen später seinen Hut nehmen und dann auffällig oft auf den Tribünen diverser Zweitligisten auftauchen. Eine schöne Gelegenheit demnach für den VfL, diesem schon oft zu beobachtenden Szenario weiteren Vorschub zu leisten. Obwohl, ein Gastspiel des SC Paderborn in Mönchenglach mit einem Trainer Holger Fach....es ist immer wieder amüsant zu beobachten, welch geradezu herzliches Verhältnis Holgi mit Mönchengladbacher Journalisten pflegt. Einige der Kollegen seufzen noch heute ob seiner Entlassung, da seitdem keiner mehr mit ihnen in den Trainingslagern so lange an der Theke gesoffen hat, bis auch das letzte Gehalt, das letzte Gerücht und die letzte Geschichte bekannt wurde. Die gute, alte Zeit.....
In der guten, alten Zeit gab es auch wenige Menschen vom Schlage van der Vaarts. Ich nehme es vorweg: natürlich könnte und wird es solche Spieler auch bei den VfLs geben. Ein Zeichen wäre es, wenn sich sowohl der FC Valencia von ihm abwendet als auch der HSV. Valencia, weil sie keinen Spieler auf diese Weise verpflichten und der Hamburger SV, weil sie keinen Spieler in der Mannschaft haben wollen, der einen Wechsel auf diese widerliche und peinliche Art provoziert. Ein Jahr Tribüne, das wäre in der Tat ein Zeichen, auch eines mit Folgen: verpasste EM-Teilnahme mit der Nationalelf und im nächsten Sommer maximal ein Angebot aus Wolfsburg oder Duisburg! Herrlich, Sylvie van der Vaart beim Shopping durch die Duisburger Innenstadt, begleitet von "BILD".
Aber, das frage ich Euch, wollen wir das überhaupt? Wollen wir die gute, alte Zeit zurück? Ohne Kommerz, dämliche Gewinnspiele, ohne Cheerleader, Maskottchen und 200 Seiten starken Fanartikelkatalogen? Sind wir inzwischen nicht auch so, dass wir uns über jede selten dämliche "Humba" freuen, die die Mannschaft nach jedem gottverdammten Spiel abhält (abhalten muss)? Der SC Freiburg, das Lieblingskind der Intellektuellen, macht die "Humba" nach einem gewürgten 1:0-Heimsieg am 2. Spieltag! Ein weiteres Beispiel: im Radio lief vergangene Woche ein Gewinnspiel, bei dem die Zuhörer zwei Karten für das Derby Schalke - Dortmund gewinnen konnten. In der Leitung war eine junge Frau, die angab, ein "riesiger Schalke-Fan" zu sein. Auf die Frage, wie Schalkes brasilianischer Innenverteidiger heißt, kam nach langem Schweigen ein mit Kichern durchzogenes "Keine Ahnung!". - Ja, genau, scheiß egal, wer da spielt....Hauptsache Paaaaaarty, peinliche Lieder á la "Viva Colonia", Fähnchen am Auto und Pfeifkonzert, wenn es zur Halbzeit noch 0:0 steht.
Ich habe manchmal das Gefühl, dass das ganze Theater drumherum immer größer wird, weil das, worum es geht, immer schlechter wird.
Eine letzte Antwort: Osnabrück!
Es grüßt
Mike
Meine lieben Freunde,
es freut mich ein jedes Mal, dass Ihr über einen wachen Geist verfügt, denn dies beweist Ihr jede Woche aufs Neue. Natürlich ist ein "Siegzwang" für Borussia ganz großer Quatsch! Doch, das schrieb ich Euch bereits in den vergangenen Wochen, überraschen mich die Reaktionen nicht wirklich. Selbst wenn man die oft vergessene Tatsache ignoriert, dass der normale Fußballfan sein Gemüt einzig am Ergebnis des Wochenendes ausrichtet, sollte man berücksichtigen, dass die Wunden nach der vergangenen Erstliga-Saison nicht lange nicht verheilt sind. Die einigermaßen harmonische Vorbereitung, die neu verpflichteten Spieler und das dem Fußballfan eigene "Mund abwischen, weitermachen!"-Syndrom sorgten zwar noch vor dem ersten Pflichtspiel in Osnabrück für vorsichtigen Optimismus, doch war uns allen klar, dass dieser auf wackligen Beinen steht. Sieg in Osnabrück, kämpferisch überzeugt in Kaiserslautern, so weit, so gut. Borussia hat in diesen Spielen spielerisch nicht wirklich überzeugt, da bin ich Eurer Meinung. Doch wir sollten die Reihenfolge der Dinge nicht verändern. Für Borussia kommt erstmal die Pflicht, dann die Kür. Und in Mönchengladbach ist es oberste Bürgerpflicht, dem Publikum zuerst zu beweisen, dass man sich (wieder) den Arsch aufreißt für das, was für die Menschen auf den Rängen mehr ist als ein Arbeitgeber für Fußballprofis.
Du sprichst von "Saisonanfangsgerede", und der Fußballgott weiß, dass Du recht hast. Doch vergib den Journalisten! Auch diese mussten die lange Sommerpause durchstehen und sich mit unwichtigem Füllstoff für den Sportteil ihrer Zeitungen herumschlagen. Die Erfahrung lehrt, dass das Niveau der Sportberichterstattung am Anfang und am Ende einer jeden Saison im Vergleich zur restlichen Zeit eher bescheiden ist.
Übrigens, Jos Luhukay hat seine anfänglich ängstlich wirkende Aufstellung taktisch fundiert begründet. Wer wollte ihm widersprechen? Doch im Fußball spielt Psychologie eine nicht unwesentliche Rolle. Und es ist sowohl für den Gegner als auch für das Publikum ein gewaltiger Unterschied, ob ich mit einem Mittelfeldspieler als einzige Spitze auflaufe oder mit zwei bis drei echten Spitzen zu Beginn. Zeichen setzen, nennt man sowas. Dem Gegner signalisieren: Du bist heute Gast im BorussiaPark, darfst gucken und staunen, aber die Punkte bleiben hier.
Doch Hut ab für die bisherige Leistung des VfL Osnabrück. Zwar waren auch die bisher geholten vier Punkte nicht das Ergebnis einer fußball-ästhetischen Offenbarung, doch legte man diesen Maßstab an, müsste die komplette Fußballgeschichte umgeschrieben werden (Griechenland Europameister! Italien Weltmeister!). Dass Pierre de Wit nun lange ausfallen wird, ist für die Lila-Weißen speziell in dieser Phase der Saison besonders bitter, doch kommt mit dem SC Paderborn ein dankbarer Gegner an die Bremer Brücke. Holger "Breitling" Fach wird spätestens nach diesem Spiel von der fehlenden Qualität seiner Mannschaft sprechen, wenige Wochen später seinen Hut nehmen und dann auffällig oft auf den Tribünen diverser Zweitligisten auftauchen. Eine schöne Gelegenheit demnach für den VfL, diesem schon oft zu beobachtenden Szenario weiteren Vorschub zu leisten. Obwohl, ein Gastspiel des SC Paderborn in Mönchenglach mit einem Trainer Holger Fach....es ist immer wieder amüsant zu beobachten, welch geradezu herzliches Verhältnis Holgi mit Mönchengladbacher Journalisten pflegt. Einige der Kollegen seufzen noch heute ob seiner Entlassung, da seitdem keiner mehr mit ihnen in den Trainingslagern so lange an der Theke gesoffen hat, bis auch das letzte Gehalt, das letzte Gerücht und die letzte Geschichte bekannt wurde. Die gute, alte Zeit.....
In der guten, alten Zeit gab es auch wenige Menschen vom Schlage van der Vaarts. Ich nehme es vorweg: natürlich könnte und wird es solche Spieler auch bei den VfLs geben. Ein Zeichen wäre es, wenn sich sowohl der FC Valencia von ihm abwendet als auch der HSV. Valencia, weil sie keinen Spieler auf diese Weise verpflichten und der Hamburger SV, weil sie keinen Spieler in der Mannschaft haben wollen, der einen Wechsel auf diese widerliche und peinliche Art provoziert. Ein Jahr Tribüne, das wäre in der Tat ein Zeichen, auch eines mit Folgen: verpasste EM-Teilnahme mit der Nationalelf und im nächsten Sommer maximal ein Angebot aus Wolfsburg oder Duisburg! Herrlich, Sylvie van der Vaart beim Shopping durch die Duisburger Innenstadt, begleitet von "BILD".
Aber, das frage ich Euch, wollen wir das überhaupt? Wollen wir die gute, alte Zeit zurück? Ohne Kommerz, dämliche Gewinnspiele, ohne Cheerleader, Maskottchen und 200 Seiten starken Fanartikelkatalogen? Sind wir inzwischen nicht auch so, dass wir uns über jede selten dämliche "Humba" freuen, die die Mannschaft nach jedem gottverdammten Spiel abhält (abhalten muss)? Der SC Freiburg, das Lieblingskind der Intellektuellen, macht die "Humba" nach einem gewürgten 1:0-Heimsieg am 2. Spieltag! Ein weiteres Beispiel: im Radio lief vergangene Woche ein Gewinnspiel, bei dem die Zuhörer zwei Karten für das Derby Schalke - Dortmund gewinnen konnten. In der Leitung war eine junge Frau, die angab, ein "riesiger Schalke-Fan" zu sein. Auf die Frage, wie Schalkes brasilianischer Innenverteidiger heißt, kam nach langem Schweigen ein mit Kichern durchzogenes "Keine Ahnung!". - Ja, genau, scheiß egal, wer da spielt....Hauptsache Paaaaaarty, peinliche Lieder á la "Viva Colonia", Fähnchen am Auto und Pfeifkonzert, wenn es zur Halbzeit noch 0:0 steht.
Ich habe manchmal das Gefühl, dass das ganze Theater drumherum immer größer wird, weil das, worum es geht, immer schlechter wird.
Eine letzte Antwort: Osnabrück!
Es grüßt
Mike
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Dienstag, 21. August 2007
dramoulett-dienstag #10: zugabe
Auf vielerlei Bitten und Flehen, wegen des großen Erfolgs und aus aktuellem Anlass heute ein letztes Dramoulett am Dienstag. Das VfLog-Ensemble macht von nun an Spielpause bis Mai 2008. Allen Besuchern und Abonnenten ein herzliches Dankeschön!
Ein Gerichtssaal. Auf der Anklagebank ein ein Mann in Torwartklamotten, der auf den Namen Wiesenjäter hört. Im Zeugenstand ein schwarzafrikanischer Spieler namens Malo Tutoatasi. Gleißendes Licht. Sie werfen sich böse Blicke zu und erheben sich, als drei Richter eintreten.
Richter (zum Angeklagten): "Und?"
Wiesenjäter: "Ich bin unschuldig."
Richter (lächelt milde): "Das glauben wir, aber sehen Sie das auch so, Herr Tutoatasi?"
Tutoatasi: "Nein. Das war ein entsetzlicher Moment, es hat unfassbar weh getan."
Wiesenjäter: "Heulsuse."
Richter: "Später, Herr Wiesenjäter. Sagen Sie uns erstmal, Herr Tutoatasi, was Ihnen so weh getan hat."
Tutoatasi: "Er hat mich "schwarzes Schwein" genannt."
Richter: "Und, was weiter?"
Tutoatasi: "Nichts weiter."
Richter: "Achso. Äh, haben Sie das gesagt, Wiesenjäter?"
Wiesenjäter: "Natürlich nicht."
Richter: "Also nicht. Ok. Wie kommt es dann, dass Herr Tutoatasi sagt, er habe gehört, wie Sie ihn als "schwarzes Schwein" beschimpft hätten."
Wiesenjäter: "Ich habe keine Ahnung, wie die Nege... äh, wie dieser negative Eindruck entstehen konnte. Ehrlich nicht."
Tutoatasi (appelliert an Wiesenjäter): "Hab doch wenigstens die Courage zuzugeben, wes Geistens Kind du bist."
Richter: "Herr Tutoatasi, bitte! Herr Wiesenjäter, könnte es vielleicht sein, dass der Zeuge Tutoatasi sich verhört hat und Sie nicht "schwarzes Schwein", sondern "dummer Zigeuner" oder "alte Schwuchtel" gerufen haben?"
Wiesenjäter: "Ja, das kann sein. Richtig, ich erinnere mich, so war's!"
Richter: "Na sehen Sie, Herr Tutoatasi, Sie haben sich einfach verhört. Nehmen Sie's nicht so schwer. Herr Wiesenjäter spricht künftig ein bisschen deutlicher, dann passiert so ein Missverständnis nicht wieder."
Tutoatasi schüttelt resigniert den Kopf. Wiesenjäter guckt bräsig. Beide ab.
Richter (zu sich selbst): "Schwarzes Schwein, tsts."
Black.
Ein Gerichtssaal. Auf der Anklagebank ein ein Mann in Torwartklamotten, der auf den Namen Wiesenjäter hört. Im Zeugenstand ein schwarzafrikanischer Spieler namens Malo Tutoatasi. Gleißendes Licht. Sie werfen sich böse Blicke zu und erheben sich, als drei Richter eintreten.
Richter (zum Angeklagten): "Und?"
Wiesenjäter: "Ich bin unschuldig."
Richter (lächelt milde): "Das glauben wir, aber sehen Sie das auch so, Herr Tutoatasi?"
Tutoatasi: "Nein. Das war ein entsetzlicher Moment, es hat unfassbar weh getan."
Wiesenjäter: "Heulsuse."
Richter: "Später, Herr Wiesenjäter. Sagen Sie uns erstmal, Herr Tutoatasi, was Ihnen so weh getan hat."
Tutoatasi: "Er hat mich "schwarzes Schwein" genannt."
Richter: "Und, was weiter?"
Tutoatasi: "Nichts weiter."
Richter: "Achso. Äh, haben Sie das gesagt, Wiesenjäter?"
Wiesenjäter: "Natürlich nicht."
Richter: "Also nicht. Ok. Wie kommt es dann, dass Herr Tutoatasi sagt, er habe gehört, wie Sie ihn als "schwarzes Schwein" beschimpft hätten."
Wiesenjäter: "Ich habe keine Ahnung, wie die Nege... äh, wie dieser negative Eindruck entstehen konnte. Ehrlich nicht."
Tutoatasi (appelliert an Wiesenjäter): "Hab doch wenigstens die Courage zuzugeben, wes Geistens Kind du bist."
Richter: "Herr Tutoatasi, bitte! Herr Wiesenjäter, könnte es vielleicht sein, dass der Zeuge Tutoatasi sich verhört hat und Sie nicht "schwarzes Schwein", sondern "dummer Zigeuner" oder "alte Schwuchtel" gerufen haben?"
Wiesenjäter: "Ja, das kann sein. Richtig, ich erinnere mich, so war's!"
Richter: "Na sehen Sie, Herr Tutoatasi, Sie haben sich einfach verhört. Nehmen Sie's nicht so schwer. Herr Wiesenjäter spricht künftig ein bisschen deutlicher, dann passiert so ein Missverständnis nicht wieder."
Tutoatasi schüttelt resigniert den Kopf. Wiesenjäter guckt bräsig. Beide ab.
Richter (zu sich selbst): "Schwarzes Schwein, tsts."
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Montag, 20. August 2007
geplante ausfallzeit
Die Technik ist ein wunderlich Ding. So richtig als Teil der (ieh-bah:) Blogosphäre haben wir uns ja eh nie verstanden, noch schlimmer wäre es nur, wenn man uns für Journalisten halten würde. Deswegen stehen wir auch immer wieder fragend vor unseren Monitoren und bewundern, beäugen oder beschimpfen die Hard- und Software, die den VfLog neben unserem Schweiß und unseren Tränen zur Realität werden lässt.
Heute also lesen wir "Geplante Ausfallzeit um 4PM PDT". Stark, oder? Anders als die Bahn, als Flugzeuge, als Maiks alte Festplatte, als Zähne und Beziehungen, die meist irgendwann und genau dann völlig unangekündigt ausfallen und den Geist aufgeben, wenn man es gar nicht brauchen kann und es einen völlig wehrlos trifft, sagt uns unser Blog vorab, dass er mal eine Pause will. Das loben wir uns. (Leider sagt er nicht, wann er wieder weiter macht. Aber das würden wir ja auch nicht, wenn wir die Wahl hätten.)
Vorbildlich also diese ganze Technik, und dies Beispiel möge man auch in Gladbach wahrnehmen. Sicher, wir sind große Fans des Müßiggangs, aber doch bitte nicht gleich zu Saisonbeginn. Und auch klar: wir erwarten keine Wunder, keine Borussia-ist-das-Bayern-der-2.-Liga-Demonstrationen. Aber wir erwarten nun auch nicht gerade ein Spiel praktisch ohne Stürmer, einen müden Kick, ein echtes, klassisches Nullnull, das so langweilig war, wie's klingt. Nichts gegen geplante Ausfallzeiten, aber vorher müsste man mal einen Einfall haben.
Heute also lesen wir "Geplante Ausfallzeit um 4PM PDT". Stark, oder? Anders als die Bahn, als Flugzeuge, als Maiks alte Festplatte, als Zähne und Beziehungen, die meist irgendwann und genau dann völlig unangekündigt ausfallen und den Geist aufgeben, wenn man es gar nicht brauchen kann und es einen völlig wehrlos trifft, sagt uns unser Blog vorab, dass er mal eine Pause will. Das loben wir uns. (Leider sagt er nicht, wann er wieder weiter macht. Aber das würden wir ja auch nicht, wenn wir die Wahl hätten.)
Vorbildlich also diese ganze Technik, und dies Beispiel möge man auch in Gladbach wahrnehmen. Sicher, wir sind große Fans des Müßiggangs, aber doch bitte nicht gleich zu Saisonbeginn. Und auch klar: wir erwarten keine Wunder, keine Borussia-ist-das-Bayern-der-2.-Liga-Demonstrationen. Aber wir erwarten nun auch nicht gerade ein Spiel praktisch ohne Stürmer, einen müden Kick, ein echtes, klassisches Nullnull, das so langweilig war, wie's klingt. Nichts gegen geplante Ausfallzeiten, aber vorher müsste man mal einen Einfall haben.
Sonntag, 19. August 2007
ungeschlagen
1:1 in Lautern, 0:0 gegen Hoffenheim. Verloren hat Gladbach einmal weniger als vergangene Saison nach zwei Spieltagen. Gewonnen auch. Konkurrent Mainz zum Beispiel hat einmal deutlich gewonnen und einmal ordentlich was auf die Mütze gekriegt. Nur: Was heißt das jetzt?
Samstag, 18. August 2007
ju(i)st did it
Die größten Schmerzen, die ein gesunder Mensch erleiden kann, waren gestern. Heute steht fest: Das Kreuzband von Pierre de Wit ist gerissen. Es ist nicht besonders kühn zu behaupten, das diese Verletzung mehr schmerzt als es eine Osnabrücker Niederlage getan hätte. Das stimmt sowohl für de Wit wie besonders auch für die Mannschaft, die nun eine ganze Weile ohne den Spieler auskommen muss, der nach wenigen Auftritten im VfL-Trikot schon zum Hoffnungsträger geworden war für einen technisch starken, kombinationssicheren Fußball. Wer folgte, war Schanda. Ein Gewinner der Vorbereitung zwar, sagt Wollitz. Trotzdem erinnert Pierre an Del Piero und Schanda an Schande, und das kann kein Zufall sein.
Abgesehen von diesem Unfall sah das 1:1 gegen Wehen so aus. Jedenfalls für den, der diesen ersten Osnabrücker Auswärtspunkt in einer kleinen, durchaus legendären Kneipe auf Juist verfolgte. Nach Aufmerksamkeit gierte dort nicht nur der schnöde Fußball.
Nein, während des gesamten Spiels leistete auch Maria (nach Belieben auch: Judith/Sandy/Jennifer/Barbara) Schwerstarbeit, gehorchte ihrem Übungsleiter (aus Gründen der Anonymität nicht mit im Bild) gar besser als der VfL seinem Trainer: Frech in der Spitze, aktiv, provozierend, mutig, hungrig - das war der VfL in Frankfurt bei Wehen nur selten.
Bemerkenswert in dieser Juister Pinte war dreierlei: Erstens die bedingungslose Unterstützung für den VfL. ("Für wen bist denn du? Osnabrück jawohl. Wir sind hier in Norddeutschland!") Zweitens die resolute Gästeschar. (Zum Wirt: "Wenn hier morgen Schalke gezeigt wird, komm ich hier nicht mehr hin!" Man beachte nebenbei die fragwürdige Leuchtreklame im Bild oben!) Drittens der aus Essen kommende Kollege, der auch dem VfL die Daumen hielt, dessen Ex-Freundin seinerzeit mit Thomas Cichon in die gleiche Klasse ging. ("Der war im Sportunterricht immer voll die Heulsuse. Voll die Memme. Und sowas ist jetzt Abwehrchef!")
Dieser sympathische Experte aus Essen sprach Sekunden vor dem 1:0 übrigens auch die weisen Worte, Reichenberger spiele zu weit vorn, der müsse wegen seiner Spielübersicht und der wenig stürmertauglichen Statur eigentlich mehr als Spielmacher eingesetzt. Dann fiel das Tor. "Jaja, ist ja gut. Straf mich ruhig Lügen!"
Vier Punkte aus zwei Spielen heißen rechnerisch 40 Punkte aus 20 Spielen. Das wär ok. Wenn es so kommt, treffen wir uns alle auf Juist, spielen Strip-Poker, feiern Thomas Cichon - und machen uns untenrum frei.
Abgesehen von diesem Unfall sah das 1:1 gegen Wehen so aus. Jedenfalls für den, der diesen ersten Osnabrücker Auswärtspunkt in einer kleinen, durchaus legendären Kneipe auf Juist verfolgte. Nach Aufmerksamkeit gierte dort nicht nur der schnöde Fußball.
Nein, während des gesamten Spiels leistete auch Maria (nach Belieben auch: Judith/Sandy/Jennifer/Barbara) Schwerstarbeit, gehorchte ihrem Übungsleiter (aus Gründen der Anonymität nicht mit im Bild) gar besser als der VfL seinem Trainer: Frech in der Spitze, aktiv, provozierend, mutig, hungrig - das war der VfL in Frankfurt bei Wehen nur selten.
Bemerkenswert in dieser Juister Pinte war dreierlei: Erstens die bedingungslose Unterstützung für den VfL. ("Für wen bist denn du? Osnabrück jawohl. Wir sind hier in Norddeutschland!") Zweitens die resolute Gästeschar. (Zum Wirt: "Wenn hier morgen Schalke gezeigt wird, komm ich hier nicht mehr hin!" Man beachte nebenbei die fragwürdige Leuchtreklame im Bild oben!) Drittens der aus Essen kommende Kollege, der auch dem VfL die Daumen hielt, dessen Ex-Freundin seinerzeit mit Thomas Cichon in die gleiche Klasse ging. ("Der war im Sportunterricht immer voll die Heulsuse. Voll die Memme. Und sowas ist jetzt Abwehrchef!")
Dieser sympathische Experte aus Essen sprach Sekunden vor dem 1:0 übrigens auch die weisen Worte, Reichenberger spiele zu weit vorn, der müsse wegen seiner Spielübersicht und der wenig stürmertauglichen Statur eigentlich mehr als Spielmacher eingesetzt. Dann fiel das Tor. "Jaja, ist ja gut. Straf mich ruhig Lügen!"
Vier Punkte aus zwei Spielen heißen rechnerisch 40 Punkte aus 20 Spielen. Das wär ok. Wenn es so kommt, treffen wir uns alle auf Juist, spielen Strip-Poker, feiern Thomas Cichon - und machen uns untenrum frei.
Freitag, 17. August 2007
rhythm is it
Heute geht es gegen Wehen. Überhaupt: Heute! Diese Spieltage. Freitag. Montag. Freitag. Sonntag. Der VfL-Rhythmus, der Spielflussgroove der angefangenen zweiten Liga ist noch sehr gewöhnungsbedürftig. Dieses Samstag-1530-Feeling, das in der sogenannten "ersten" Bundesliga nach wie vor mehrheitlich vorherrscht, ist emotional leichter in den Gefühlshaushalt und seelischen Biorhythmus zu integrieren, als die ständig mäandernden Kickzeiten, an die wir uns nun gewöhnen müssen. Heute 18:00 jedenfalls geht es lila gegen Wehen.
Wie Osnabrück hat Wehen das erste Spiel gewonnen, allerdings auswärts. Nun gibt's ein Heimspiel. In Frankfurt. Wer das seltsam findet, muss lernen, dass das Wehener Stadion keine Zulassung von der DFL erhalten hat, das nun aus dem Boden zu stampfende Instant-Fertighaus-Ersatz-Stadion braucht noch einige Wochen. Solange tritt man in der Bankenstadt an. Statt überquillendem "Hexenkesselchen" á la Osnabrück gibt es also gefühlte gähnende Leere in der Commerzbankarena. Aber was ist schon von einem Klub zu erwarten, der so heißt wie die größten Schmerzen, die ein gesunder Mensch erleiden kann?
(P.S. Vorschlag für ein dümmliches Wortspiel, das Maik nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub auf Juist sofort herausredigieren wird: "Vielleicht gehört aber die Geschichte mit dem Stadion ja auch nur zu den Geburtswehen." Ja, ja, der ist schlecht.)
Wie Osnabrück hat Wehen das erste Spiel gewonnen, allerdings auswärts. Nun gibt's ein Heimspiel. In Frankfurt. Wer das seltsam findet, muss lernen, dass das Wehener Stadion keine Zulassung von der DFL erhalten hat, das nun aus dem Boden zu stampfende Instant-Fertighaus-Ersatz-Stadion braucht noch einige Wochen. Solange tritt man in der Bankenstadt an. Statt überquillendem "Hexenkesselchen" á la Osnabrück gibt es also gefühlte gähnende Leere in der Commerzbankarena. Aber was ist schon von einem Klub zu erwarten, der so heißt wie die größten Schmerzen, die ein gesunder Mensch erleiden kann?
(P.S. Vorschlag für ein dümmliches Wortspiel, das Maik nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub auf Juist sofort herausredigieren wird: "Vielleicht gehört aber die Geschichte mit dem Stadion ja auch nur zu den Geburtswehen." Ja, ja, der ist schlecht.)
Donnerstag, 16. August 2007
der star von cordoba
Kladusch! Da haben wir nochmal zugeschlagen am Transfermarkt. Während weite Mannschaftsteile recht gut aufgestellt scheinen, hat Gladbach im Sturm seit Jahren ein Problem. Roberto Colautti, gebürtiger Argentinier (Cordoba!) mit israelischem Pass, wird künftig für Borussia Tore schießen, so ist zu hoffen. Positiv stimmt nicht so sehr, dass des VfLs Scoutingabteilung den feschen 25jährigen erspäht hat, sondern dass auch Hans Meyers FC Nürnberg Interesse hatte. Medizinische Untersuchungen stehen noch aus, aber was für Christian Ziege einst kein Problem war, sollte die neue Fohlenhoffnung nicht schrecken...
Mittwoch, 15. August 2007
oja, oper!
Es gibt Tage, da möchte man am liebsten zu Hause bleiben. Heute ist so einer, und das schöne: Ich kann auch. Denn in Österreich ist Feiertag, ebenso wie in manchen brav katholischen Landstrichen Deutschlands. Doch das Gros der Bevölkerung sitzt auch heute am Arbeitsplatz und werkelt. Kopf hoch und einfach mal den nächsten Urlaub planen.
Wer ganz schnell entschlossen ist, sollte sich überlegen, morgen an den wunderschönen Bodensee nach Bregenz zu fahren. Bei den dort bald endenden Festspielen gibt es noch einmal die Fußballoper "Playing Away" von Benedict Mason in meisterhafter Inszenierung von David Pountney zu sehen. Wer im Rahmen des Kulturprogramms zur WM 2006 das damalige Fußballoratorium in Berlin gesehen hat und nun zusammenzuckt, sei beruhigt: Playing Away betreibt mindestens ebensoviel Aufwand wie das Mammutoratorium von Moritz Eggert, ist dabei aber wesentlich origineller, witziger, zynischer und (Achtung, jetzt kommt ein eigentlich verbotenes Wort:) relevanter.
Eine der Hauptfiguren ist ein Fußballstar, der sich dem Teufel verschrieb, um in 10 Jahren bis zum Zenith des Fußballhimmels zu steigen. Am Ende sind all seine Knochen gebrochen, und vor dem alles entscheidenden Spiel mahnt ihn sein Coach ein letztes Mal: "You're the fucking star, so fucking twinkle!" Das Leben ist kein Heimspiel.
Der Seitenwechsel mit unserem lieben Kollegen Mike Lukanz muss diese Woche leider entfallen. In 7 Tagen geht es wie gewohnt weiter.
Foto: Bregenzer Festspiele
Dienstag, 14. August 2007
hinhaltetaktik
1:1. Das ist ein Ergebnis, mit dem nach dem ersten Borussiaspiel in der neuen Saison, der neuen, alten, zweiten Liga alle leben können. Gladbach trat auf, wie man auftritt, wenn man entweder ganz selbstbewusst auf einen Punkt spielen kann, etwa auswärts im Rückspiel des UEFA-Pokals, nachdem man zuhause 3:1 gewonnen hat. Oder wie man auftritt, wenn man mächtig Respekt hat und bloß nicht verlieren will. Zum Beispiel eben im ersten Spiel einer Saison, bei der das ganze Umfeld die Erwartung hat: AUFSTEIGEN! Und man im Hause doch weiß: Das wird richtig schwer.
In der Abwehr weitgehend sicher, kontrolliert und gut aufgestellt, das ist schon einmal viel nach den Erlebnissen aus den letzten Jahren. Vor allem aber beeindruckend: Kurz vor Schluss in Rückstand zu geraten und die wenigen Minuten noch zu nutzen, um den Ausgleich zu erzielen. Auswärts! Gladbach!
Mit dieser beeindruckenden Nervenstärke unterstreicht Borussia seinen Anspruch, Mitfavorit um die Plätze 1-3 zu sein womöglich mehr, als es ein glückliches 1:0-Gestochere getan hätte. Zugleich aber sagt ein Unentschieden eben gar nichts. Auf wirkliche Tendenzen und Erkenntnisse müssen wir noch ein paar Tage warten. Dann kommt Hoffenheim. Immerhin wird uns fast ganz Fußballdeutschland die Daumen drücken, dass wir diesen Inbegriff des Retortenklubs, dieses Leverkusenwolfsburg der 2. Liga spüren lassen, dass Kultur und Tradition auch im Fußballgeschäft nicht null und nichtig sind. Gänsehaut beim ersten Heimspiel im Borussiapark inklusive.
In der Abwehr weitgehend sicher, kontrolliert und gut aufgestellt, das ist schon einmal viel nach den Erlebnissen aus den letzten Jahren. Vor allem aber beeindruckend: Kurz vor Schluss in Rückstand zu geraten und die wenigen Minuten noch zu nutzen, um den Ausgleich zu erzielen. Auswärts! Gladbach!
Mit dieser beeindruckenden Nervenstärke unterstreicht Borussia seinen Anspruch, Mitfavorit um die Plätze 1-3 zu sein womöglich mehr, als es ein glückliches 1:0-Gestochere getan hätte. Zugleich aber sagt ein Unentschieden eben gar nichts. Auf wirkliche Tendenzen und Erkenntnisse müssen wir noch ein paar Tage warten. Dann kommt Hoffenheim. Immerhin wird uns fast ganz Fußballdeutschland die Daumen drücken, dass wir diesen Inbegriff des Retortenklubs, dieses Leverkusenwolfsburg der 2. Liga spüren lassen, dass Kultur und Tradition auch im Fußballgeschäft nicht null und nichtig sind. Gänsehaut beim ersten Heimspiel im Borussiapark inklusive.
Montag, 13. August 2007
und: bitte!
Kaiserslautern, genau, das ist der Klub, von dem kein Mensch weiß, warum in seinem Stadion WM-Spiele ausgetragen wurden. Der Betzenberg, genau, ist das Stadion, das so gerne, wie früher einmal, Hexenkessel wäre und sich doch so sehr wie Arena anfühlt. Borussia muss nach einem Pokalfest in Osnabrück, nach einem lösbaren Los für die zweite Runde nun zum Ligastart in die Pfalz. Eine umgekehrte Klimax also.
Nachdem sich die VfL-Coaches Luhukay und Wollitz einmütig geeinigt haben, dass beim Pokalspiel die richtige Mannschaft glücklich weitergekommen und die falsche unglücklich ausgeschieden ist, nachdem Osnabrück beim 2:1 gegen Freiburg gezeigt hat, wie es richtig geht gegen einen Aufstiegsaspiranten, ist nun die Borussia dran.
Wenn die spielen, von denen wir denken, dass sie spielen, ist der VfL mit der Achse Bögelund, Paauwe, Rösler und Marin gut aufgestellt gegen eine Kaiserslauterer Mannschaft, die Sinnbild ist für finanzielle Krise, Unsicherheit und Langeweile. Würde nicht jeder forsche Auswärtssieg-Tip, der unter Umständen nicht wahr wird, eine Erwartungshaltung zeitigen, die schlecht ist für das Gladbacher Umfeld, man dürfte ohne viel Wagemut ein 2:0 für den VfL tippen. Lautern wird eines der sieben Teams sein, die aufsteigen wollen, wo man sich am Ende aber wird fragen müssen, wie man ernsthaft glauben konnte, dass das möglich ist. Dasselbe könnte Gladbach nur dann blühen, wenn wieder alles in Frage stünde, nur weil ein Spiel, das man nominell gewinnen müsste, vielleicht nicht gewonnen wird.
Nachdem sich die VfL-Coaches Luhukay und Wollitz einmütig geeinigt haben, dass beim Pokalspiel die richtige Mannschaft glücklich weitergekommen und die falsche unglücklich ausgeschieden ist, nachdem Osnabrück beim 2:1 gegen Freiburg gezeigt hat, wie es richtig geht gegen einen Aufstiegsaspiranten, ist nun die Borussia dran.
Wenn die spielen, von denen wir denken, dass sie spielen, ist der VfL mit der Achse Bögelund, Paauwe, Rösler und Marin gut aufgestellt gegen eine Kaiserslauterer Mannschaft, die Sinnbild ist für finanzielle Krise, Unsicherheit und Langeweile. Würde nicht jeder forsche Auswärtssieg-Tip, der unter Umständen nicht wahr wird, eine Erwartungshaltung zeitigen, die schlecht ist für das Gladbacher Umfeld, man dürfte ohne viel Wagemut ein 2:0 für den VfL tippen. Lautern wird eines der sieben Teams sein, die aufsteigen wollen, wo man sich am Ende aber wird fragen müssen, wie man ernsthaft glauben konnte, dass das möglich ist. Dasselbe könnte Gladbach nur dann blühen, wenn wieder alles in Frage stünde, nur weil ein Spiel, das man nominell gewinnen müsste, vielleicht nicht gewonnen wird.
Sonntag, 12. August 2007
obenauf
Bis gestern sagte der Fußballgott noch: "Ich werde der sein, der ich sein werde!" Jetzt ist sie wahrhaftig, die Bundesliga der Herzen. Sogar der ein oder andere vermeintliche Glaubenskrieger hat sich im Verauf der Adventszeit zu dieser Offenbarung bekannt.
Der Osnabrücker Start nach Maß, das 2:1 gegen Freiburg gestern, bringt die Wollitz-Kicker auch in der VftabelLe (rechts auf dieser Seite) gleich ganz nach oben. Durchschnittlich drei Punkte pro Spiel sind einfach unschlagbar! Deswegen muss der VfL auch einen neuen Konkurrenten nicht scheuen, den uns Sven aus Osnabrück empfahl: VfL 07 Bremen.
"Wer schon mal auf der Homepage dieses Vereins war", schreibt Sven, "der wird Augen machen: Denn gleich auf der Startseite sieht man unten links einen Entwurf der VfL-Arena 2010. Außerdem findet man noch den offiziellen VfL-Song, VfL-Visionen, einen Fantruck, Pele mit VfL-Mütze und Schal, erklärtes Ziel ist die Meisterschale. Immerhin gibt es den Verein schon seit 100 Jahren, Gründungsdatum war irgendwann im Jahre 1907."
Nicht nur Sven findet: Ein unglaublich sympatischer Klub, zumal noch aus Bremen! Willkommen also in der VftabelLe. Dieses VfL-Ranking hatten wir im August letzten Jahres ins Leben gerufen, um angesichts der Ligakonkurrenz aus Wolfsburg, Cottbus oder Leverkusen einen adäquaten Überblick über den Leistungsstand unserer VfLs zu geben. Diese unwürdigen Gegner bleiben den VfLs zwar nun erspart, doch will sich kein Gladbacher und kein Osnabrücker ernsthaft mit Wehen oder Jena messen. In einer gemeinsamen Erklärung fordern die VfL-Coaches Jos Luhukay und Pele Wollitz: "Lasst die VftabelLe leben!" Deshalb suchen wir nach wie vor einen weiteren Neueinsteiger, denn: Der Fußballgott hat zugestimmt, die stärkste Liga der Welt auf 16 Teams aufzustocken. Ein weiterer VfL, der an einem regelmäßigen Ligabetrieb teilnimmt, ist eingeladen aufzusteigen. Kurze Mail an vftabelle@vflog.de reicht, ordentliche Bewerbungsunterlagen mit – wie üblich – Anschreiben, VfLebenslauf und möglichst auch Mannschaftsfoto machen natürlich einen besseren Eindruck.
Der Osnabrücker Start nach Maß, das 2:1 gegen Freiburg gestern, bringt die Wollitz-Kicker auch in der VftabelLe (rechts auf dieser Seite) gleich ganz nach oben. Durchschnittlich drei Punkte pro Spiel sind einfach unschlagbar! Deswegen muss der VfL auch einen neuen Konkurrenten nicht scheuen, den uns Sven aus Osnabrück empfahl: VfL 07 Bremen.
"Wer schon mal auf der Homepage dieses Vereins war", schreibt Sven, "der wird Augen machen: Denn gleich auf der Startseite sieht man unten links einen Entwurf der VfL-Arena 2010. Außerdem findet man noch den offiziellen VfL-Song, VfL-Visionen, einen Fantruck, Pele mit VfL-Mütze und Schal, erklärtes Ziel ist die Meisterschale. Immerhin gibt es den Verein schon seit 100 Jahren, Gründungsdatum war irgendwann im Jahre 1907."
Nicht nur Sven findet: Ein unglaublich sympatischer Klub, zumal noch aus Bremen! Willkommen also in der VftabelLe. Dieses VfL-Ranking hatten wir im August letzten Jahres ins Leben gerufen, um angesichts der Ligakonkurrenz aus Wolfsburg, Cottbus oder Leverkusen einen adäquaten Überblick über den Leistungsstand unserer VfLs zu geben. Diese unwürdigen Gegner bleiben den VfLs zwar nun erspart, doch will sich kein Gladbacher und kein Osnabrücker ernsthaft mit Wehen oder Jena messen. In einer gemeinsamen Erklärung fordern die VfL-Coaches Jos Luhukay und Pele Wollitz: "Lasst die VftabelLe leben!" Deshalb suchen wir nach wie vor einen weiteren Neueinsteiger, denn: Der Fußballgott hat zugestimmt, die stärkste Liga der Welt auf 16 Teams aufzustocken. Ein weiterer VfL, der an einem regelmäßigen Ligabetrieb teilnimmt, ist eingeladen aufzusteigen. Kurze Mail an vftabelle@vflog.de reicht, ordentliche Bewerbungsunterlagen mit – wie üblich – Anschreiben, VfLebenslauf und möglichst auch Mannschaftsfoto machen natürlich einen besseren Eindruck.
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Samstag, 11. August 2007
noch 99 punkte
Das ist die erste Zweitligasekunde des VfL nach gut drei Jahren! Aber nicht nur das: Zu sehen ist auch die neue Osnabrücker Offensive, von links nach rechts: Gaetano Manno, Nico Frommer, Thomas Reichenberger und Paul Thomik. Allesamt bieten sie Anlass zur Hoffnung, dass Osnabrück künftig noch besser spielt: "Nicht so passiv, sondern aktiver, selbstbewusster, überzeugter von sich selbst!" Das forderte Claus-Dieter Wollitz nach dem Glanzstart, dem 2:1 gegen Freiburg.
"Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass wir immer alle Zweikämpfe am eigenen 16er gewinnen. Ich möchte selbst nach vorn spielen und das erste Tor machen." Damit das klappt, da hat Wollitz recht, wartet noch eine Menge Arbeit auf das Team. In punkto Leidenschaft und Einsatzwillen indes macht den Osnabrückern auch ein Aufstiegsaspirant nichts vor. Freiburg war spielerisch besser, ohne Frage. Freiburg ließ den Ball, besonders in der zweiten Halbzeit, phasenweise auch schon in der ersten, schnell laufen. Direkte Kurzpässe, mit Übersicht und Blick für den Mitspieler. Was Osnabrück dagegen setzte, war energische Verteidigung, je näher der Ball dem Tor von Frederik Gößling kam. Das sah nicht immer schön aus, ein ums andere Mal nahm der Druck auch Überhand und provozierte unkonstruktive Befreiungsschläge, doch es führte zum Erfolg.
Die Osnabrücker Viererkette überlistete Freiburg wirklich gefährlich nur vier oder fünf Mal, ansonsten stand sie sicher. Über die Routine von Thomas Cichon und das clevere Stellungsspiel von Marcel Schuon stand der VfL innen so sattelfest, das diese Ruhe offenbar auch auf die eher umstrittenen Außenverteidiger Marko Tredup und Andreas Schäfer abfärbte. Tredup ist sicher nicht mehr der schnellste, spielte gestern jedoch bis auf wenige Ausnahmen fehlerlos und schaltete sich ein ums andere Mal in die Offensive ein. Schäfer spielte unauffällig, aber nicht weniger effektiv. Vor den vieren überzeugten die beiden Sechser Matthias Heidrich und Pierre de Wit - der eine ruhig und kompromisslos, der andere gewitzt und aufgedreht.
De Wit und Heidrich sind es auch, die nahezu alle Offensivbemühungen des VfL einleiten. Bei sieben, acht Angriffen zeigte Osnabrück, dass es sicher und schnell nach vorn spielen kann. Besonders de Wit, Frommer, Manno und Reichenberger spielten vorn ganz gut zusammen. "Wir haben Qualität", so Wollitz, "aber da will ich künftig mehr sehen!" Trotzdem reichte es am Ende für einen halbverdienten, halb erzitterten Sieg gegen Freiburg, dessen Trainer Robin Dutt von verdienten drei Punkten für Osnabrück sprach, weil sein Team die Überlegenheit nicht auszunutzen wusste und der letzte entscheidende Pass der Freiburger immer in Osnabrücker Beinen hängen blieb. Wollitz will jetzt nichts hören von magischen 40 Punkten und ähnlichem: "Ich will jedes Spiel gewinnen und orientere mich nicht an irgendwelchen ungeschriebenen Regeln!" Sagen wir mal so: Sollten am Ende nicht 99, sondern nur noch 37 Punkte dazukommen, es wär in Ordnung.
Zwei Fotos, die es eigentlich gar nicht geben dürfte: Ein ob seines schlussendlich folgenlosen Fehlers erleichterter Keeper Frederik Gößling und Goalgatter Thommy Reichenberger nach dem Abpfiff in der Mixed Zone.
Dort zu fotografieren, steht in Osnabrück unter Todesstrafe, wie mir umgehend einer der seit jeher freundlichen Osnabrücker Ordner lauthals zu verstehen gab. Ich schoss mit der Kamera vier Mal in die Luft, zündete ein donnerndes Blitzlicht - und nutzte diese Schrecksekunde zur Flucht. Puh!
Nach den Spielen gegen zwei Spitzenteams der zweiten Bundesliga kann Osnabrück etwas beruhigter sein. Die Mannschaft ist offenkundig in dieser Liga angekommen. Mehr noch: Beim Pokalspiel gegen Gladbach, sagt Wollitz, sei seine Truppe "eindeutig die bessere Mannschaft gewesen. Ich hab mir das Spiel abends nochmal auf DVD angesehen, und wir waren klar besser! Am Montag beim Lehrgang in Köln habe ich die DVD dann Jos Luhukay gegeben und gesagt: 'Schau dir das mal an und sag mir morgen, was du gesehen hast!' Dienstag hat mir der Jos dann gesagt: 'Ja, da hast du recht!'" Die VfLiebe, sie blüht.
"Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass wir immer alle Zweikämpfe am eigenen 16er gewinnen. Ich möchte selbst nach vorn spielen und das erste Tor machen." Damit das klappt, da hat Wollitz recht, wartet noch eine Menge Arbeit auf das Team. In punkto Leidenschaft und Einsatzwillen indes macht den Osnabrückern auch ein Aufstiegsaspirant nichts vor. Freiburg war spielerisch besser, ohne Frage. Freiburg ließ den Ball, besonders in der zweiten Halbzeit, phasenweise auch schon in der ersten, schnell laufen. Direkte Kurzpässe, mit Übersicht und Blick für den Mitspieler. Was Osnabrück dagegen setzte, war energische Verteidigung, je näher der Ball dem Tor von Frederik Gößling kam. Das sah nicht immer schön aus, ein ums andere Mal nahm der Druck auch Überhand und provozierte unkonstruktive Befreiungsschläge, doch es führte zum Erfolg.
Die Osnabrücker Viererkette überlistete Freiburg wirklich gefährlich nur vier oder fünf Mal, ansonsten stand sie sicher. Über die Routine von Thomas Cichon und das clevere Stellungsspiel von Marcel Schuon stand der VfL innen so sattelfest, das diese Ruhe offenbar auch auf die eher umstrittenen Außenverteidiger Marko Tredup und Andreas Schäfer abfärbte. Tredup ist sicher nicht mehr der schnellste, spielte gestern jedoch bis auf wenige Ausnahmen fehlerlos und schaltete sich ein ums andere Mal in die Offensive ein. Schäfer spielte unauffällig, aber nicht weniger effektiv. Vor den vieren überzeugten die beiden Sechser Matthias Heidrich und Pierre de Wit - der eine ruhig und kompromisslos, der andere gewitzt und aufgedreht.
De Wit und Heidrich sind es auch, die nahezu alle Offensivbemühungen des VfL einleiten. Bei sieben, acht Angriffen zeigte Osnabrück, dass es sicher und schnell nach vorn spielen kann. Besonders de Wit, Frommer, Manno und Reichenberger spielten vorn ganz gut zusammen. "Wir haben Qualität", so Wollitz, "aber da will ich künftig mehr sehen!" Trotzdem reichte es am Ende für einen halbverdienten, halb erzitterten Sieg gegen Freiburg, dessen Trainer Robin Dutt von verdienten drei Punkten für Osnabrück sprach, weil sein Team die Überlegenheit nicht auszunutzen wusste und der letzte entscheidende Pass der Freiburger immer in Osnabrücker Beinen hängen blieb. Wollitz will jetzt nichts hören von magischen 40 Punkten und ähnlichem: "Ich will jedes Spiel gewinnen und orientere mich nicht an irgendwelchen ungeschriebenen Regeln!" Sagen wir mal so: Sollten am Ende nicht 99, sondern nur noch 37 Punkte dazukommen, es wär in Ordnung.
Zwei Fotos, die es eigentlich gar nicht geben dürfte: Ein ob seines schlussendlich folgenlosen Fehlers erleichterter Keeper Frederik Gößling und Goalgatter Thommy Reichenberger nach dem Abpfiff in der Mixed Zone.
Dort zu fotografieren, steht in Osnabrück unter Todesstrafe, wie mir umgehend einer der seit jeher freundlichen Osnabrücker Ordner lauthals zu verstehen gab. Ich schoss mit der Kamera vier Mal in die Luft, zündete ein donnerndes Blitzlicht - und nutzte diese Schrecksekunde zur Flucht. Puh!
Nach den Spielen gegen zwei Spitzenteams der zweiten Bundesliga kann Osnabrück etwas beruhigter sein. Die Mannschaft ist offenkundig in dieser Liga angekommen. Mehr noch: Beim Pokalspiel gegen Gladbach, sagt Wollitz, sei seine Truppe "eindeutig die bessere Mannschaft gewesen. Ich hab mir das Spiel abends nochmal auf DVD angesehen, und wir waren klar besser! Am Montag beim Lehrgang in Köln habe ich die DVD dann Jos Luhukay gegeben und gesagt: 'Schau dir das mal an und sag mir morgen, was du gesehen hast!' Dienstag hat mir der Jos dann gesagt: 'Ja, da hast du recht!'" Die VfLiebe, sie blüht.
Freitag, 10. August 2007
"ich kann nicht am 5. spieltag die klasse halten, und ich kann nicht am 5. spieltag absteigen!"
Am Abend startet der VfL in die Bundesliga der Herzen. Vor dem Eröffnungsspiel gegen Freiburg spricht VfL-Coach Claus-Dieter Wollitz im letzten Teil des Interviews über neue Spieler, alte Haudegen und den Klassenerhalt. (Teil 1 | Teil 2 | Teil 3)
Viele Neuzugänge sind sehr junge Spieler. Fürchten Sie, der Kader könnte zu wenig Erfahrung für den Abstiegskampf mitbringen?
Für mich ist das immer noch zu alt. Wir sind die älteste Mannschaft im Durchschnitt. Wir sind 27,9, der Zweite ist 26,9. Das geht runter bis 23-komma-soundso. Wir haben jetzt ein paar richtig junge Spieler mit richtig guter Qualität verpflichtet. Aber wir müssen in den nächsten Jahren die Mannschaft noch weiter verjüngen, sonst bist du nicht mehr konkurrenzfähig.
Einer der ältesten, Jo Enochs, ist nicht unbedingt mehr als Stammspieler gesetzt, spielt sogar ab und zu bei den Amateuren. Wie geht so ein Rekordspieler damit um?
Der hat letzte Woche ein Mal in der Amateurmannschaft gespielt, weil er da spielen möchte. Wir sind am Anfang der Saison, und wir haben auf der Position Heidrich und de Witt verpflichtet. Wir haben außerdem noch Großöhmichen, Nouri, Schuon und Schanda im Mittelfeld. Mathias Surmann auch, wenn der wieder fit ist. Das hat nichts mit Alter oder Rekord zu tun. Ich handele nach dem, was ich im Moment sehe und wie die Vorbereitung war. Wenn Jo besser ist als die anderen, dann wird Jo spielen, wenn die anderen besser sind als Jo, dann werden die anderen spielen.
Wie machen Sie das einem solchen Urgestein klar?
Ich hab ihm vor zweieinhalb Wochen gesagt, wie ich das sehe. Er sagt, er will um seinen Platz kämpfen - und das ist doch gut so. Ob jemand 100 Spiele hat oder 20 – da hat niemand irgendwelche Ansprüche zu stellen. Ich stelle auch keine Ansprüche gegenüber dem Verein, dass ich gern noch zehn Spieler hätte, die aber alle 200.000 Euro Ablöse kosten.
Kürzlich geisterten Gerüchte, es gebe Meinungsverschiedenheiten zwischen Ihnen und Neuzugang Uwe Ehlers. Was war da?
Meinungsverschiedenheiten? Da wird hier ja immer so ein bisschen hochgepusht. Fakt ist, dass Uwe Ehlers in den ersten drei Wochen nicht den Ansprüchen gerecht geworden ist, die wir an ihn gestellt haben. Wir haben ihn verpflichtet als erfahrenen, aggressiven, kopfballstarken, zweikampfstarken Spieler. Das war nicht zu erkennen, deswegen habe ich mit ihm ein Gespräch geführt, wie ich das auch mit anderen Spielern geführt habe, mit denen ich nicht zufrieden war. Ich habe ihm gesagt, dass er so aktuell keine Chance hat, bei mir zu spielen und überhaupt in den Kader zu kommen. Die Leute haben sich ja gefragt, warum er in den Vorbereitungsspielen nicht spielt – und was soll ich da rumtaktieren, warum soll ich lügen? Das mache ich nicht. Er hat mir dann übrigens gesagt, dass er das genauso sieht. Er ist jetzt, nachdem er auch noch 14 Tage lang einen Virus hatte und Antibiotika nehmen musste, auf einem guten Weg, arbeitet richtig hart, macht Sonderschichten. Das ist jetzt sehr angenehmen und akzeptabel, und nun muss er eben diesen Weg weitergehen. Noch einmal: In den ersten drei Wochen war für mich nicht ausreichend, was die Fitness betraf und wie man sich als Neuzugang in einer Mannschaft präsentiert. Das habe ich gesagt. Das sind keine Meinungsverschiedenheiten, sonder einfach Tatsachen und Fakten, die ich gesehen und einfach angesprochen habe.
Wenn Sie abends mit einem Gläschen Wein im Sofa sitzen und überlegen, dass der Saisonstart für einen Aufsteiger ja nicht unbedingt optimal laufen muss: Haben Sie da gar manchmal Angst, dass Sie bald Ihren Job los sein könnten?
(lacht) Ich habe keine Angst. Ich habe keine Angst wegen Fußball und auch keine Angst wegen des Jobs. Warum sollte ich das? Das Ziel war aufzusteigen, und das Ziel haben wir erreicht. Das neue Ziel ist jetzt, die Klasse zu erhalten.
Ja, aber man denkt ja vielleicht manchmal…
Ich kann nicht am fünften Spieltag die Klasse halten, und ich kann nicht am fünften Spieltag absteigen. Das Entscheidende ist die Geduld. Doch in Osnabrück ist die Erwartung eben immer höher, viele glauben auch, dass Osnabrück in der Tabelle ganz oben sein müsste. Die Realität ist aber einfach, dass Osnabrück eigentlich ein Regionalligaverein ist, von dem man immer sagt: „Die gehören in die zweite Liga!“ Mit welcher Begründung gehört Osnabrück in die zweite Liga? Wenn ich jemanden frage, kann mir keiner eine Begründung geben. Braunschweig etwa gehört nicht in die zweite Liga? Düsseldorf gehört auch nicht in die zweite Liga?
Was muss denn passieren, damit es mit dem Klassenerhalt klappt?
Dass wird zusammen halten. Dass wir vom ersten bis zum letzten Spieltag die Unterstützung bekommen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Mannschaft das ins Rollen bringt, indem sie leidenschaftlich Fußball spielt. Sie kann aber nur leidenschaftlich Fußball spielen, wenn sie Selbstvertrauen hat und von außen Selbstvertrauen bekommt. Dann wird sie auch leidenschaftlich Fußball spielen. Das ist ein Geben und Nehmen. Sie muss spüren, dass sie auch mal ein schlechtes Spiel machen kann, man muss auch akzeptieren, dass sie mal chancenlos ist. Trotzdem kann man am Ende das Ziel erreicht haben. Das allein wird die Frage sein: Ist das möglich oder ist das nicht möglich? Wenn das nicht möglich ist, wird alles noch einmal schwieriger. Ist das möglich, dass man das Vertrauen und die Geduld hat, dass man die Erwartungen ein bisschen runter schiebt und dieser Mannschaft permanent auf eine Welle der Begeisterung verhilft, dann werden wir sogar die Klasse halten.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Ich freue mich auf jede Begegnung in der zweiten Liga, weil das was Besonderes ist - als Aufsteiger und als VfL Osnabrück sowieso. Ich finde, man kann nach wie vor nicht behaupten, dass wir dahin gehören. Aber wir werden alles dafür tun, dass wir da länger bleiben. Und wenn wir da länger bleiben, dann können wir auch sagen: Da gehören wir rein!
Ein Frage bleibt noch: Beim letzten Gespräch gab es am Ende elf Satzanfänge, die Sie vervollständigen sollten. 10 Mal waren Sie erfolgreich, einmal nicht. Auf ein Neues also. Ergänzen Sie „Nur in Osnabrück…“
(grinst) Also, ich hab mir damals danach keine Gedanken mehr gemacht und jetzt werde ich natürlich wieder mit dieser Frage überrollt. Was soll ich darauf antworten?
Vielleicht gibt’s ja irgend etwas Tolles, was diese Stadt einzigartig macht. Vielleicht der Trainer des örtlichen Zweitligisten…
Das müssen ja andere beurteilen, das kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur eins: Nur in Osnabrück arbeite ich sehr gerne. Ich glaube, dass in Osnabrück noch richtig was zu machen ist. Ich finde aber trotzdem, dass hier manchmal zu viele Störfaktoren herrschen. Zum Beispiel diese Geschichte, dass es Meinungsverschiedenheiten zwischen Ehlers und Wollitz gibt. Es gibt keine Meinungsverschiedenheiten. Es gibt einfach eine Absprache, wenn ich einen Spieler verpflichte. Ein Spieler muss wissen: Wenn ich zu einem neuen Verein gehe, muss ich mich dementsprechend präsentieren, ich muss eine gewisse Fitness schon mitbringen. Ansonsten ist es gerade in einer Aufstiegsmannschaft für einen Trainer schwer zu handeln. Und wenn er nicht fit ist und die Leute fragen „Was ist mit Uwe Ehlers?“, dann kann ich nicht rumtaktieren oder die Öffentlichkeit anlügen. Das ist aber keine Meinungsverschiedenheit, das ist einfach nur eine Feststellung der Tatsache, dass das im Moment nicht ausreicht. Damit möchte ich aber dem Spielern sagen: „Tu mal bitte was!“ Ich habe den Spieler darüber natürlich vorher auch schon unter vier Augen informiert. Das heißt bezogen auf die Frage: Nur in Osnabrück gibt es mit Manager Lothar Gans, Co-Trainer Rolf Meyer, Physiotherapeut Günther Schröder und Fitnesstrainer Oliver Bartlett ein Funktionsteam, mit dem ich super zusammenarbeite – und wenn man uns in Ruhe arbeiten lässt, geht es hier in Osnabrück weiter aufwärts.
Viele Neuzugänge sind sehr junge Spieler. Fürchten Sie, der Kader könnte zu wenig Erfahrung für den Abstiegskampf mitbringen?
Für mich ist das immer noch zu alt. Wir sind die älteste Mannschaft im Durchschnitt. Wir sind 27,9, der Zweite ist 26,9. Das geht runter bis 23-komma-soundso. Wir haben jetzt ein paar richtig junge Spieler mit richtig guter Qualität verpflichtet. Aber wir müssen in den nächsten Jahren die Mannschaft noch weiter verjüngen, sonst bist du nicht mehr konkurrenzfähig.
Einer der ältesten, Jo Enochs, ist nicht unbedingt mehr als Stammspieler gesetzt, spielt sogar ab und zu bei den Amateuren. Wie geht so ein Rekordspieler damit um?
Der hat letzte Woche ein Mal in der Amateurmannschaft gespielt, weil er da spielen möchte. Wir sind am Anfang der Saison, und wir haben auf der Position Heidrich und de Witt verpflichtet. Wir haben außerdem noch Großöhmichen, Nouri, Schuon und Schanda im Mittelfeld. Mathias Surmann auch, wenn der wieder fit ist. Das hat nichts mit Alter oder Rekord zu tun. Ich handele nach dem, was ich im Moment sehe und wie die Vorbereitung war. Wenn Jo besser ist als die anderen, dann wird Jo spielen, wenn die anderen besser sind als Jo, dann werden die anderen spielen.
Wie machen Sie das einem solchen Urgestein klar?
Ich hab ihm vor zweieinhalb Wochen gesagt, wie ich das sehe. Er sagt, er will um seinen Platz kämpfen - und das ist doch gut so. Ob jemand 100 Spiele hat oder 20 – da hat niemand irgendwelche Ansprüche zu stellen. Ich stelle auch keine Ansprüche gegenüber dem Verein, dass ich gern noch zehn Spieler hätte, die aber alle 200.000 Euro Ablöse kosten.
Kürzlich geisterten Gerüchte, es gebe Meinungsverschiedenheiten zwischen Ihnen und Neuzugang Uwe Ehlers. Was war da?
Meinungsverschiedenheiten? Da wird hier ja immer so ein bisschen hochgepusht. Fakt ist, dass Uwe Ehlers in den ersten drei Wochen nicht den Ansprüchen gerecht geworden ist, die wir an ihn gestellt haben. Wir haben ihn verpflichtet als erfahrenen, aggressiven, kopfballstarken, zweikampfstarken Spieler. Das war nicht zu erkennen, deswegen habe ich mit ihm ein Gespräch geführt, wie ich das auch mit anderen Spielern geführt habe, mit denen ich nicht zufrieden war. Ich habe ihm gesagt, dass er so aktuell keine Chance hat, bei mir zu spielen und überhaupt in den Kader zu kommen. Die Leute haben sich ja gefragt, warum er in den Vorbereitungsspielen nicht spielt – und was soll ich da rumtaktieren, warum soll ich lügen? Das mache ich nicht. Er hat mir dann übrigens gesagt, dass er das genauso sieht. Er ist jetzt, nachdem er auch noch 14 Tage lang einen Virus hatte und Antibiotika nehmen musste, auf einem guten Weg, arbeitet richtig hart, macht Sonderschichten. Das ist jetzt sehr angenehmen und akzeptabel, und nun muss er eben diesen Weg weitergehen. Noch einmal: In den ersten drei Wochen war für mich nicht ausreichend, was die Fitness betraf und wie man sich als Neuzugang in einer Mannschaft präsentiert. Das habe ich gesagt. Das sind keine Meinungsverschiedenheiten, sonder einfach Tatsachen und Fakten, die ich gesehen und einfach angesprochen habe.
Wenn Sie abends mit einem Gläschen Wein im Sofa sitzen und überlegen, dass der Saisonstart für einen Aufsteiger ja nicht unbedingt optimal laufen muss: Haben Sie da gar manchmal Angst, dass Sie bald Ihren Job los sein könnten?
(lacht) Ich habe keine Angst. Ich habe keine Angst wegen Fußball und auch keine Angst wegen des Jobs. Warum sollte ich das? Das Ziel war aufzusteigen, und das Ziel haben wir erreicht. Das neue Ziel ist jetzt, die Klasse zu erhalten.
Ja, aber man denkt ja vielleicht manchmal…
Ich kann nicht am fünften Spieltag die Klasse halten, und ich kann nicht am fünften Spieltag absteigen. Das Entscheidende ist die Geduld. Doch in Osnabrück ist die Erwartung eben immer höher, viele glauben auch, dass Osnabrück in der Tabelle ganz oben sein müsste. Die Realität ist aber einfach, dass Osnabrück eigentlich ein Regionalligaverein ist, von dem man immer sagt: „Die gehören in die zweite Liga!“ Mit welcher Begründung gehört Osnabrück in die zweite Liga? Wenn ich jemanden frage, kann mir keiner eine Begründung geben. Braunschweig etwa gehört nicht in die zweite Liga? Düsseldorf gehört auch nicht in die zweite Liga?
Was muss denn passieren, damit es mit dem Klassenerhalt klappt?
Dass wird zusammen halten. Dass wir vom ersten bis zum letzten Spieltag die Unterstützung bekommen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Mannschaft das ins Rollen bringt, indem sie leidenschaftlich Fußball spielt. Sie kann aber nur leidenschaftlich Fußball spielen, wenn sie Selbstvertrauen hat und von außen Selbstvertrauen bekommt. Dann wird sie auch leidenschaftlich Fußball spielen. Das ist ein Geben und Nehmen. Sie muss spüren, dass sie auch mal ein schlechtes Spiel machen kann, man muss auch akzeptieren, dass sie mal chancenlos ist. Trotzdem kann man am Ende das Ziel erreicht haben. Das allein wird die Frage sein: Ist das möglich oder ist das nicht möglich? Wenn das nicht möglich ist, wird alles noch einmal schwieriger. Ist das möglich, dass man das Vertrauen und die Geduld hat, dass man die Erwartungen ein bisschen runter schiebt und dieser Mannschaft permanent auf eine Welle der Begeisterung verhilft, dann werden wir sogar die Klasse halten.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
Ich freue mich auf jede Begegnung in der zweiten Liga, weil das was Besonderes ist - als Aufsteiger und als VfL Osnabrück sowieso. Ich finde, man kann nach wie vor nicht behaupten, dass wir dahin gehören. Aber wir werden alles dafür tun, dass wir da länger bleiben. Und wenn wir da länger bleiben, dann können wir auch sagen: Da gehören wir rein!
Ein Frage bleibt noch: Beim letzten Gespräch gab es am Ende elf Satzanfänge, die Sie vervollständigen sollten. 10 Mal waren Sie erfolgreich, einmal nicht. Auf ein Neues also. Ergänzen Sie „Nur in Osnabrück…“
(grinst) Also, ich hab mir damals danach keine Gedanken mehr gemacht und jetzt werde ich natürlich wieder mit dieser Frage überrollt. Was soll ich darauf antworten?
Vielleicht gibt’s ja irgend etwas Tolles, was diese Stadt einzigartig macht. Vielleicht der Trainer des örtlichen Zweitligisten…
Das müssen ja andere beurteilen, das kann ich nicht beurteilen. Ich weiß nur eins: Nur in Osnabrück arbeite ich sehr gerne. Ich glaube, dass in Osnabrück noch richtig was zu machen ist. Ich finde aber trotzdem, dass hier manchmal zu viele Störfaktoren herrschen. Zum Beispiel diese Geschichte, dass es Meinungsverschiedenheiten zwischen Ehlers und Wollitz gibt. Es gibt keine Meinungsverschiedenheiten. Es gibt einfach eine Absprache, wenn ich einen Spieler verpflichte. Ein Spieler muss wissen: Wenn ich zu einem neuen Verein gehe, muss ich mich dementsprechend präsentieren, ich muss eine gewisse Fitness schon mitbringen. Ansonsten ist es gerade in einer Aufstiegsmannschaft für einen Trainer schwer zu handeln. Und wenn er nicht fit ist und die Leute fragen „Was ist mit Uwe Ehlers?“, dann kann ich nicht rumtaktieren oder die Öffentlichkeit anlügen. Das ist aber keine Meinungsverschiedenheit, das ist einfach nur eine Feststellung der Tatsache, dass das im Moment nicht ausreicht. Damit möchte ich aber dem Spielern sagen: „Tu mal bitte was!“ Ich habe den Spieler darüber natürlich vorher auch schon unter vier Augen informiert. Das heißt bezogen auf die Frage: Nur in Osnabrück gibt es mit Manager Lothar Gans, Co-Trainer Rolf Meyer, Physiotherapeut Günther Schröder und Fitnesstrainer Oliver Bartlett ein Funktionsteam, mit dem ich super zusammenarbeite – und wenn man uns in Ruhe arbeiten lässt, geht es hier in Osnabrück weiter aufwärts.
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Donnerstag, 9. August 2007
seitenwechsel #35
Gute Freunde kann niemand trennen, gute Freunde sind nie allein, weil sie eines im Leben können: Füreinander da zu sein. Deshalb gibt es ihn weiter, den Seitenwechsel: Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Einmal pro Woche schreiben sie sich gegenseitig einen Brand-, Schmäh- oder Liebesbrief. Diese Woche startet Mike mit einem knappen Rückblick auf den DFB-Pokal, um dann die einfachen Wahrheiten zu fordern. Martin geht darauf ein - bei Seitenwahl.
Hallo Maik, hallo Martin,
damit wir es direkt zu Beginn klären und keine Missverständnisse aufkommen: Jaaaaaaaaaa!! Marko Marin!!!!
Gut, diesen kleinen emotionalen Ausbruch zu Beginn solltet Ihr mir erlauben. Da ich, beruflich verhindert, lediglich eine Zusammenfassung des Spiels sehen konnte, erspare ich Euch tiefgreifende Erklärung. Borussia hat gewonnen, und das ist gut so. Für Osnabrück geht's ohne weitere Hektik weiter, in Mönchengladbach bleiben die Ratten vorerst in ihren Löchern.
Wie nah Euphorie und Panik mitunter aneinander liegen, sieht man zurzeit in Köln. In der Domstadt herrscht vor dieser Saison ein ähnliches Klima wie in Mönchengladbach, im Detail noch deutlicher ausgeprägt. Es ist eine zum Zerreißen gespannte Stimmung, die von Nervösität geprägt ist. Jede kleine Abweichung vom ruhigen Kurs kann zum (auch medialen) Sturm ausarten. Ein Klima, das an der Börse für kurze Fingernägel sorgt. Eine Niederlage in Kaiserslautern, ein unglückliches Unentschieden zu Hause gegen Hoffenheim: es reichen zwei Spiele, um das Pendel in die andere Richtung ausschlagen zu lassen. In Mönchengladbach herrscht kein Klima, das ein langwieriges Einspielen der Mannschaft mit einigen Rückschlägen zulässt. Eine zum Siegen verdammte Mannschaft, die sich noch finden muss.
Finden müssen wird sich auch der VfL Osnabrück. Auch wenn man als Aufsteiger keine Ansprüche stellen darf, so lässt Trainer Wollitz schon in Eurem Interview zwischen den Zeilen erkennen, wie unzufrieden er mit der Situation ist. Überzogene Erwartungshaltung scheint selbst bei den Lila-Weißen kein Fremdwort zu sein. Dennoch irritieren mich die Aussagen von Claus-Dieter Wollitz ein wenig. Es hat was von "fishing for compliments". Öffentlich zu betonen, dass er nach dem oder dem Spiel hinschmeissen wolle, um dann doch zu bleiben; was will er damit sagen? Entweder er ist überzeugt von dem, was er tut oder er soll es tatsächlich bleiben lassen. Dieses allzu offensichtliche Kokettieren mit seiner Person und der Wichtigkeit seiner Arbeit hat schon Daum´sche Züge. Kein allzu sympathischer Zug, will ich meinen.
Der Spruch des Wochenendes kam ganz klar aus St. Pauli. Von dort war nach dem 1:0-Sieg gegen Bayer 04 Leverkusen folgendes zu hören und zu lesen: "Nächste Woche schlagen wir noch Köln, dann sind wir die Nummer 1 am Rhein!". So positiv ich den Aufstieg St. Paulis sah, so gereizt reagiere ich inzwischen auf das nicht enden wollende "Kult"-Gequatsche. "Die Spaßkicker vom Millerntor", "die Freudenhaus-Truppe", der "Kult-Club", die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Ob diese Dinge nur von außen nach St. Pauli getragen werden oder man in Hamburg damit selber kokettiert: wie sagte der Dozent meines Seminars am Wochenende so schön (wenn auch im anderen Zusammenhang): "Nach 'Kult' kommt ganz schnell 'Scheiße'".
Es grüßt, immer die einfache Wahrheit bevorzugend,
Mike
Hallo Maik, hallo Martin,
damit wir es direkt zu Beginn klären und keine Missverständnisse aufkommen: Jaaaaaaaaaa!! Marko Marin!!!!
Gut, diesen kleinen emotionalen Ausbruch zu Beginn solltet Ihr mir erlauben. Da ich, beruflich verhindert, lediglich eine Zusammenfassung des Spiels sehen konnte, erspare ich Euch tiefgreifende Erklärung. Borussia hat gewonnen, und das ist gut so. Für Osnabrück geht's ohne weitere Hektik weiter, in Mönchengladbach bleiben die Ratten vorerst in ihren Löchern.
Wie nah Euphorie und Panik mitunter aneinander liegen, sieht man zurzeit in Köln. In der Domstadt herrscht vor dieser Saison ein ähnliches Klima wie in Mönchengladbach, im Detail noch deutlicher ausgeprägt. Es ist eine zum Zerreißen gespannte Stimmung, die von Nervösität geprägt ist. Jede kleine Abweichung vom ruhigen Kurs kann zum (auch medialen) Sturm ausarten. Ein Klima, das an der Börse für kurze Fingernägel sorgt. Eine Niederlage in Kaiserslautern, ein unglückliches Unentschieden zu Hause gegen Hoffenheim: es reichen zwei Spiele, um das Pendel in die andere Richtung ausschlagen zu lassen. In Mönchengladbach herrscht kein Klima, das ein langwieriges Einspielen der Mannschaft mit einigen Rückschlägen zulässt. Eine zum Siegen verdammte Mannschaft, die sich noch finden muss.
Finden müssen wird sich auch der VfL Osnabrück. Auch wenn man als Aufsteiger keine Ansprüche stellen darf, so lässt Trainer Wollitz schon in Eurem Interview zwischen den Zeilen erkennen, wie unzufrieden er mit der Situation ist. Überzogene Erwartungshaltung scheint selbst bei den Lila-Weißen kein Fremdwort zu sein. Dennoch irritieren mich die Aussagen von Claus-Dieter Wollitz ein wenig. Es hat was von "fishing for compliments". Öffentlich zu betonen, dass er nach dem oder dem Spiel hinschmeissen wolle, um dann doch zu bleiben; was will er damit sagen? Entweder er ist überzeugt von dem, was er tut oder er soll es tatsächlich bleiben lassen. Dieses allzu offensichtliche Kokettieren mit seiner Person und der Wichtigkeit seiner Arbeit hat schon Daum´sche Züge. Kein allzu sympathischer Zug, will ich meinen.
Der Spruch des Wochenendes kam ganz klar aus St. Pauli. Von dort war nach dem 1:0-Sieg gegen Bayer 04 Leverkusen folgendes zu hören und zu lesen: "Nächste Woche schlagen wir noch Köln, dann sind wir die Nummer 1 am Rhein!". So positiv ich den Aufstieg St. Paulis sah, so gereizt reagiere ich inzwischen auf das nicht enden wollende "Kult"-Gequatsche. "Die Spaßkicker vom Millerntor", "die Freudenhaus-Truppe", der "Kult-Club", die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Ob diese Dinge nur von außen nach St. Pauli getragen werden oder man in Hamburg damit selber kokettiert: wie sagte der Dozent meines Seminars am Wochenende so schön (wenn auch im anderen Zusammenhang): "Nach 'Kult' kommt ganz schnell 'Scheiße'".
Es grüßt, immer die einfache Wahrheit bevorzugend,
Mike
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Mittwoch, 8. August 2007
"kein bock mehr auf warnungen!"
Der dritte Teil des VfLog-Interviews mit VfL-Coach Claus-Dieter Wollitz. (Teil 1 | Teil 2 | Teil 4)
Sie sagten bereits in anderen Interviews, in der vergangenen Saison hätten einige irgendwann mehr für sich gearbeitet als für das Team. Wer war das?
Ich sagte: Jeder will zwar in die zweite Liga, aber manche nur für sich selber, nicht als Team. Da braucht man ja nur gucken, von wem wir uns getrennt haben. Jetzt Namen öffentlich nennen, das mache ich nicht. Das habe ich noch nie gemacht. Einfach gucken: Wer hat in den letzten Spielen in der Regionalliga noch gespielt und wer nicht mehr, wer hat gar nicht mehr dazu gehört. Dann weiß man eigentlich, wen ich damit meine.
Sie sagten außerdem, Ihr Fehler sei es gewesen, nicht frühzeitig etwas dagegen unternommen und ein Signal gesetzt zu haben. Welches?
Die Spieler, die ich zum Schluss nicht mehr aufgestellt habe, hätte ich vorher ganz klar freistellen müssen von der Mannschaft und vom Verein, weil sie nicht das verkörpert haben, was man verkörpern muss: Teamplayer sein. Ich kann nicht vor der Saison sagen: „Ich bin Teamplayer!“ Und während der Saison bin ich das auf einmal nicht mehr. Klar haben Fußballspieler auch Eigeninteressen, aber es gibt einen positiven Egoismus und einen negativen Egoismus. Und die entsprechenden Spieler haben das in der Rückrunde einfach zu sehr überstrapaziert. Ich hab in dieser Situation aber nicht gehandelt, und das war ein großer Fehler. Der Fehler wird nicht noch einmal passieren, weil ich jetzt sofort handele. Ich gebe auch keine Warnungen mehr, weil ich kein Bock mehr auf Warnungen habe. Als Spieler musst du wissen, dass du dich einzuordnen und dem Erfolg unterzuordnen hast.
Nach dem 2:4 gegen den HSV wurden namentlich Cartus, Ndjeng und Schanda von Ihnen schroff attackiert. Zwei von denen spielen jetzt trotzdem weiter. Warum?
Bei Schanda und Ndjeng war’s einfach sportlich, bei Cartus war’s menschlich und sportlich. Dort passte einfach das Verhältnis nicht, was man für den Spieler gemacht hat, was der Spieler für Freiheiten genießt und was er dann für Leistung bringt. Bei Ndjeng war’s einfach so, dass der Fehler gemacht hat, die nicht mehr erklärbar waren. Und die Leistung von Jan Schanda, einem gestandenen Spieler, hat mir von der Körpersprache nicht gefallen. Das hab ich kritisiert, weil gewisse Spieler manchmal auch über die Öffentlichkeit spüren müssen, dass da ein gewisser Druck ist. Ich will die Spieler dazu bringen, dass sie Fehler zuerst bei sich suchen. Ein Spieler, der sich entwickeln will, muss bei sich persönlich anfangen, bei seinen eigenen Fehlern. Auch deswegen habe ich das öffentlich gemacht. Ich wusste nämlich, es gibt noch eine Chance in diesem Aufstiegskampf – wenn wir uns nur wieder besinnen.
Und Ndjeng und Schanda haben sich jetzt wieder bewährt?
Schanda ist einer der Gewinner der Vorbereitung. Der hat richtig gut gespielt, gut gearbeitet und hart trainiert. Ndjeng ist verletzt, daher ist es müßig, da jetzt drüber zu diskutieren. Aber der wird auch seine Chance bekommen, wenn er fit ist, wenn er die Qualität hat, die er in der vergangenen Hinrunde hatte. Nachtragend bin ich nicht, vielleicht nur bei Leuten, die 15, 16, 17 Mal immer wieder die gleichen Fehler machen. Wenn einer immer wieder aus der Reihe schießt, handele ich mittlerweile sofort.
Auf Dave de Jong hatten Sie vor der letzten Saison nichts kommen lassen. "Ein Führungsspieler, gefährlich auch bei Standards", waren Ihre Worte. Jetzt ist er weg. Warum?
Als Führungsspieler musst du dich auch wie ein Führungsspieler verhalten: Verantwortung übernehmen, deinen Mitspielern Respekt zollen, Akzeptanz haben. Als Führungsspieler musst du Vorbild sein. Das habe ich am Ende nicht mehr gesehen.
De Jong hat zwischen den Zeilen immer beklagt, Sie hätten nie mit ihm darüber gesprochen.
Deswegen ist er ja kein Führungsspieler, weil das ja glatt gelogen ist. Ich glaube, sechs, sieben, acht Gespräche habe ich mit ihm geführt, manchmal unter vier Augen, manchmal unter sechs Augen. Der Manager war dabei, der Co-Trainer war dabei. Sowas passiert, wenn man nicht selbstkritisch sein kann: „Nur andere, ich selber nicht!“ Ich habe ihm das oft genug gesagt, was ich von ihm erwarte, was ich verlange, wie ich das sehe. Dass er jetzt weg ist, das hat er selbst mit verschuldet, weil er nach außen die Unwahrheit sagt. Das mag ich nicht. Außerdem: Über die Qualität des Spielers im ersten Jahr brauchen wir nicht diskutieren, im zweiten Jahr war’s dann schon nicht mehr so, und im dritten Jahr muss man auch mal die Statistik bemühen. Wenn ich da einen Strich mache, ist da einfach ein Minus: Wir haben viele Spiele ohne ihn gewonnen und mit ihm verloren.
Was ist jetzt in der zweiten Liga anders als noch im vergangenen Regionalliga-Jahr?
Alles wird anders sein: Das Spiel wird schneller, aggressiver. Die Fehler werden schneller bestraft. Wir spielen auswärts vor mehr Publikum, ich glaube, auch zu Hause werden wir den Schnitt noch einmal erhöhen. Jedes Spiel wird live im Fernsehen übertragen. Die Medien sind viel aufmerksamer. Aber das alles ist doch gut, das wollten wir doch.
Können Sie jetzt vor Saisonbeginn schon sagen: „Auf den und den Positionen spielen wir besser als die und die Mannschaft.“ Kann man das bereits prognostizieren?
Nein, das kann ich nicht sagen. Ich glaube sowieso nicht, dass es auf die einzelnen Positionen ankommt. Wir müssen ja über das Team, über das Kollektiv kommen. Über diesen Zusammenhalt muss sich eine Euphorie, eine Begeisterung, eine Überzeugung entwickeln, dass man am Ende der Saison nicht wieder zur Fahrstuhlmannschaft geworden ist, dass man den Bann durchbrochen hat und nicht das dritte Mal nach einem Aufstieg sofort wieder abgestiegen ist. Ich denke übrigens auch, dass Gladbach das korrigiert hat. Ich glaube nicht, dass Gladbach abgestiegen ist, weil sie nicht die Qualität hatten, sondern weil Gladbach kein Team war.
Ist Gladbach im letzten Jahr das gewesen, was Osnabrück vor zwei Jahren war?
Das kann ich nicht sagen. Wir haben in letzter Zeit oft über mein zweites Jahr hier in Osnabrück diskutiert. Wenn man das alles noch mal Revue passieren lässt, sind da so viele Sachen passiert. Zum Beispiel das Spiel gegen Mainz, auch im DFB-Pokal: Wir haben bis zur 82. Minute 2:1 geführt und müssen dann aufgrund einer Verletzung wechseln, haben aber nicht diese individuelle Klasse auf der Bank. Der Spieler, der reinkommt, macht kurz vor Schluss genau den entscheidenden Fehler. 2:2, Elfmeterschießen – dann scheidest du aus. Wir haben bis zu 93. Minute gegen Jena ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht, haben 2:0 geführt, dann aber durch die Unbeherrschtheit eines Spielers Gelb-Rot bekommen, kriegen dadurch das 2:1 und in der Nachspielzeit das 2:2. Wir haben in Essen 1:0 geführt, dann fliegen vier Mann runter. So hat sich das eigentlich die ganze Saison durchgezogen. Und am Ende stellst du natürlich immer fest, dass der ein oder andere nicht bereit ist, die Teamfähigkeit aufrecht zu erhalten, wie das korrekt sein müsste. Das gleiche passierte in Rückrunde letzte Saison: Viele reden immer von zu viel mentalem Druck. Ich glaube einfach, dass die Qualität da nicht ausgereicht hat, um diesem Druck standzuhalten. Das ist eine Qualitätsfrage.
Am Freitag, im letzten Teil des Interviews, erklärt Claus-Dieter Wollitz, dass er keine Angst vor einem Fehlstart hat, dass Osnabrück eigentlich nicht in die zweite Liga gehört und warum Neuzugang Uwe Ehlers nicht spielt.
Sie sagten bereits in anderen Interviews, in der vergangenen Saison hätten einige irgendwann mehr für sich gearbeitet als für das Team. Wer war das?
Ich sagte: Jeder will zwar in die zweite Liga, aber manche nur für sich selber, nicht als Team. Da braucht man ja nur gucken, von wem wir uns getrennt haben. Jetzt Namen öffentlich nennen, das mache ich nicht. Das habe ich noch nie gemacht. Einfach gucken: Wer hat in den letzten Spielen in der Regionalliga noch gespielt und wer nicht mehr, wer hat gar nicht mehr dazu gehört. Dann weiß man eigentlich, wen ich damit meine.
Sie sagten außerdem, Ihr Fehler sei es gewesen, nicht frühzeitig etwas dagegen unternommen und ein Signal gesetzt zu haben. Welches?
Die Spieler, die ich zum Schluss nicht mehr aufgestellt habe, hätte ich vorher ganz klar freistellen müssen von der Mannschaft und vom Verein, weil sie nicht das verkörpert haben, was man verkörpern muss: Teamplayer sein. Ich kann nicht vor der Saison sagen: „Ich bin Teamplayer!“ Und während der Saison bin ich das auf einmal nicht mehr. Klar haben Fußballspieler auch Eigeninteressen, aber es gibt einen positiven Egoismus und einen negativen Egoismus. Und die entsprechenden Spieler haben das in der Rückrunde einfach zu sehr überstrapaziert. Ich hab in dieser Situation aber nicht gehandelt, und das war ein großer Fehler. Der Fehler wird nicht noch einmal passieren, weil ich jetzt sofort handele. Ich gebe auch keine Warnungen mehr, weil ich kein Bock mehr auf Warnungen habe. Als Spieler musst du wissen, dass du dich einzuordnen und dem Erfolg unterzuordnen hast.
Nach dem 2:4 gegen den HSV wurden namentlich Cartus, Ndjeng und Schanda von Ihnen schroff attackiert. Zwei von denen spielen jetzt trotzdem weiter. Warum?
Bei Schanda und Ndjeng war’s einfach sportlich, bei Cartus war’s menschlich und sportlich. Dort passte einfach das Verhältnis nicht, was man für den Spieler gemacht hat, was der Spieler für Freiheiten genießt und was er dann für Leistung bringt. Bei Ndjeng war’s einfach so, dass der Fehler gemacht hat, die nicht mehr erklärbar waren. Und die Leistung von Jan Schanda, einem gestandenen Spieler, hat mir von der Körpersprache nicht gefallen. Das hab ich kritisiert, weil gewisse Spieler manchmal auch über die Öffentlichkeit spüren müssen, dass da ein gewisser Druck ist. Ich will die Spieler dazu bringen, dass sie Fehler zuerst bei sich suchen. Ein Spieler, der sich entwickeln will, muss bei sich persönlich anfangen, bei seinen eigenen Fehlern. Auch deswegen habe ich das öffentlich gemacht. Ich wusste nämlich, es gibt noch eine Chance in diesem Aufstiegskampf – wenn wir uns nur wieder besinnen.
Und Ndjeng und Schanda haben sich jetzt wieder bewährt?
Schanda ist einer der Gewinner der Vorbereitung. Der hat richtig gut gespielt, gut gearbeitet und hart trainiert. Ndjeng ist verletzt, daher ist es müßig, da jetzt drüber zu diskutieren. Aber der wird auch seine Chance bekommen, wenn er fit ist, wenn er die Qualität hat, die er in der vergangenen Hinrunde hatte. Nachtragend bin ich nicht, vielleicht nur bei Leuten, die 15, 16, 17 Mal immer wieder die gleichen Fehler machen. Wenn einer immer wieder aus der Reihe schießt, handele ich mittlerweile sofort.
Auf Dave de Jong hatten Sie vor der letzten Saison nichts kommen lassen. "Ein Führungsspieler, gefährlich auch bei Standards", waren Ihre Worte. Jetzt ist er weg. Warum?
Als Führungsspieler musst du dich auch wie ein Führungsspieler verhalten: Verantwortung übernehmen, deinen Mitspielern Respekt zollen, Akzeptanz haben. Als Führungsspieler musst du Vorbild sein. Das habe ich am Ende nicht mehr gesehen.
De Jong hat zwischen den Zeilen immer beklagt, Sie hätten nie mit ihm darüber gesprochen.
Deswegen ist er ja kein Führungsspieler, weil das ja glatt gelogen ist. Ich glaube, sechs, sieben, acht Gespräche habe ich mit ihm geführt, manchmal unter vier Augen, manchmal unter sechs Augen. Der Manager war dabei, der Co-Trainer war dabei. Sowas passiert, wenn man nicht selbstkritisch sein kann: „Nur andere, ich selber nicht!“ Ich habe ihm das oft genug gesagt, was ich von ihm erwarte, was ich verlange, wie ich das sehe. Dass er jetzt weg ist, das hat er selbst mit verschuldet, weil er nach außen die Unwahrheit sagt. Das mag ich nicht. Außerdem: Über die Qualität des Spielers im ersten Jahr brauchen wir nicht diskutieren, im zweiten Jahr war’s dann schon nicht mehr so, und im dritten Jahr muss man auch mal die Statistik bemühen. Wenn ich da einen Strich mache, ist da einfach ein Minus: Wir haben viele Spiele ohne ihn gewonnen und mit ihm verloren.
Was ist jetzt in der zweiten Liga anders als noch im vergangenen Regionalliga-Jahr?
Alles wird anders sein: Das Spiel wird schneller, aggressiver. Die Fehler werden schneller bestraft. Wir spielen auswärts vor mehr Publikum, ich glaube, auch zu Hause werden wir den Schnitt noch einmal erhöhen. Jedes Spiel wird live im Fernsehen übertragen. Die Medien sind viel aufmerksamer. Aber das alles ist doch gut, das wollten wir doch.
Können Sie jetzt vor Saisonbeginn schon sagen: „Auf den und den Positionen spielen wir besser als die und die Mannschaft.“ Kann man das bereits prognostizieren?
Nein, das kann ich nicht sagen. Ich glaube sowieso nicht, dass es auf die einzelnen Positionen ankommt. Wir müssen ja über das Team, über das Kollektiv kommen. Über diesen Zusammenhalt muss sich eine Euphorie, eine Begeisterung, eine Überzeugung entwickeln, dass man am Ende der Saison nicht wieder zur Fahrstuhlmannschaft geworden ist, dass man den Bann durchbrochen hat und nicht das dritte Mal nach einem Aufstieg sofort wieder abgestiegen ist. Ich denke übrigens auch, dass Gladbach das korrigiert hat. Ich glaube nicht, dass Gladbach abgestiegen ist, weil sie nicht die Qualität hatten, sondern weil Gladbach kein Team war.
Ist Gladbach im letzten Jahr das gewesen, was Osnabrück vor zwei Jahren war?
Das kann ich nicht sagen. Wir haben in letzter Zeit oft über mein zweites Jahr hier in Osnabrück diskutiert. Wenn man das alles noch mal Revue passieren lässt, sind da so viele Sachen passiert. Zum Beispiel das Spiel gegen Mainz, auch im DFB-Pokal: Wir haben bis zur 82. Minute 2:1 geführt und müssen dann aufgrund einer Verletzung wechseln, haben aber nicht diese individuelle Klasse auf der Bank. Der Spieler, der reinkommt, macht kurz vor Schluss genau den entscheidenden Fehler. 2:2, Elfmeterschießen – dann scheidest du aus. Wir haben bis zu 93. Minute gegen Jena ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht, haben 2:0 geführt, dann aber durch die Unbeherrschtheit eines Spielers Gelb-Rot bekommen, kriegen dadurch das 2:1 und in der Nachspielzeit das 2:2. Wir haben in Essen 1:0 geführt, dann fliegen vier Mann runter. So hat sich das eigentlich die ganze Saison durchgezogen. Und am Ende stellst du natürlich immer fest, dass der ein oder andere nicht bereit ist, die Teamfähigkeit aufrecht zu erhalten, wie das korrekt sein müsste. Das gleiche passierte in Rückrunde letzte Saison: Viele reden immer von zu viel mentalem Druck. Ich glaube einfach, dass die Qualität da nicht ausgereicht hat, um diesem Druck standzuhalten. Das ist eine Qualitätsfrage.
Am Freitag, im letzten Teil des Interviews, erklärt Claus-Dieter Wollitz, dass er keine Angst vor einem Fehlstart hat, dass Osnabrück eigentlich nicht in die zweite Liga gehört und warum Neuzugang Uwe Ehlers nicht spielt.
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Dienstag, 7. August 2007
dramoulett-dienstag #9: dornröschen
Die Bühne ist dunkel. Ein Spot auf eine schöne, blonde Frau in weißem Kleid. Sie schläft. Absolute Stille.
Rumpelstilzchen tritt auf.
R: "Dornröschen, Dornröschen, wach auf! Du hast lange genug geschlafen und ich möchte Dir etwas Feines zeigen."
Nichts geschieht, Rumpelstilzchen ab.
Sieben Zwerge treten auf.
Zwerge (unisono): "Dornröschen, Dornröschen, wach auf! Du hast lange genug geschlafen und wir haben unsere Tellerchen geputzt, unsere Löffelchen gerührt, unser Bettchen gemacht und wollen Dich zu uns einladen."
Keine Reaktion, sieben Zwerge ab.
Ein Wolf tritt auf, mit einem Haarnetz über den Ohren
Wolf (becircend): "Dornröschen, Dornröschen, Enkelin, wach auf! Ich habe nicht vor Dich zu fressen, ich bin doch Deine Großmutter, erkennst Du mich nicht?"
Nichts, Wolf, knurrenden Magens, ab.
Ein Frosch tritt auf. Er steckt Dornröschen seine lange Zunge in den Mund und verwandelt sich in Kai Pflaume. Keine Reaktion bei Dornröschen, Pflaume ab.
Ein schöner Prinz tritt auf.
Prinz: "Dornröschen, wach auf. Ich bin reich und berühmt und will Dich heiraten."
Keine Reaktion. Prinz ab.
Ein Fußball rollt auf die Bühne und bleibt vor Dornröschen liegen. Sie erwacht, schießt den Ball Vollspann Richtung Hinterbühne und rast ihm glücklich hüpfend hinterher. Black und Ende der Sommerpause.
Rumpelstilzchen tritt auf.
R: "Dornröschen, Dornröschen, wach auf! Du hast lange genug geschlafen und ich möchte Dir etwas Feines zeigen."
Nichts geschieht, Rumpelstilzchen ab.
Sieben Zwerge treten auf.
Zwerge (unisono): "Dornröschen, Dornröschen, wach auf! Du hast lange genug geschlafen und wir haben unsere Tellerchen geputzt, unsere Löffelchen gerührt, unser Bettchen gemacht und wollen Dich zu uns einladen."
Keine Reaktion, sieben Zwerge ab.
Ein Wolf tritt auf, mit einem Haarnetz über den Ohren
Wolf (becircend): "Dornröschen, Dornröschen, Enkelin, wach auf! Ich habe nicht vor Dich zu fressen, ich bin doch Deine Großmutter, erkennst Du mich nicht?"
Nichts, Wolf, knurrenden Magens, ab.
Ein Frosch tritt auf. Er steckt Dornröschen seine lange Zunge in den Mund und verwandelt sich in Kai Pflaume. Keine Reaktion bei Dornröschen, Pflaume ab.
Ein schöner Prinz tritt auf.
Prinz: "Dornröschen, wach auf. Ich bin reich und berühmt und will Dich heiraten."
Keine Reaktion. Prinz ab.
Ein Fußball rollt auf die Bühne und bleibt vor Dornröschen liegen. Sie erwacht, schießt den Ball Vollspann Richtung Hinterbühne und rast ihm glücklich hüpfend hinterher. Black und Ende der Sommerpause.
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Montag, 6. August 2007
"dieses spiel gewinnst du - und das war's dann!"
Der zweite Teil des VfLog-Interviews mit VfL-Coach Claus-Dieter Wollitz. (Teil 1 | Teil 3 | Teil 4)
Was haben Sie beim Trainerlehrgang in Köln schon gelernt?
Wir hatten letzte Woche „Kommunikation – Rhetorik – Wahrnehmung“. Wie man zuhört, wie man sich artikuliert. Da habe ich was dazu gelernt, keine Frage, und ich werde auch noch weiterhin dazulernen. Für mich ist ganz einfach wichtig, dass jeder Trainer, der in dem Bereich arbeiten will, diesen Trainerschein machen muss.
Sie ärgern sich nicht darüber, dass Sie jetzt zwei Tage in der Woche in Köln sein müssen?
Das war vorher klar, dass ich das machen muss. Was für mich entscheidend ist: Der Lehrgang an sich mit den Teilnehmern, die dabei sind, ist sehr angenehm, sehr positiv. Viele nette Leute. Darüber hinaus nutze ich diesen Lehrgang auch, um mich weiter zu entwickeln. Der Stand, den ich habe, was zum Beispiel Trainingslehre betrifft, muss ja nicht der aktuellste sein, daher erwarte ich auch, dass ich das ein oder andere noch mitbekomme, was ich hier in die Mannschaft neu einbringen kann. Und wenn was dabei ist, was ich nicht brauche, muss ich das eben auch mitmachen. Das mussten aber meine Vorgänger oder Kollegen auch irgendwann mal.
Wie sehr stört das, dass Sie während der ersten Saisonphase nicht immer bei Ihrer Mannschaft sein können?
Mit dem Team aus Co-Trainer Meyer, Physiotherapeut Schröder, Manager Gans und Fitness-Coach Bartlett sind wir eingespielt. Wir machen das jetzt im vierten Jahr. Natürlich wäre ich gerne Anfang der Woche da, aber jeder wusste über das Problem bescheid: Wenn der DFB keine Sonderregelung mehr gibt, muss ich nach Köln. Das war dem Verein bekannt, seit ich 2004 hierher gekommen war, weil ich sofort gesagt habe, dass ich nur die Scheine bis zur Regionalliga habe. Ich denke auch, dass die Spieler damit umgehen können, weil das Profis sind und weil sie ein Ziel verfolgen, und das Ziel kann ja nur "Klassenerhalt" heißen . Wenn dann montags und dienstags der Cheftrainer nicht da ist, muss man da trotzdem professionell mit umgehen.
Das entscheidende Spiel gegen Ahlen, die Schützenhilfe von St. Pauli sind jetzt gut zwei Monate her. Wie oft lehnen Sie sich heute noch zurück und denken: „Geil!“
Ich lehne mich überhaupt nicht zurück. Zurücklehnen ist Rückschritt, und Rückschritt mag ich nicht. Wir haben natürlich die ersten Tage direkt nach dem Aufstieg genossen, ich habe mit der Mannschaft und auch im Freundeskreis gefeiert. Aber dann war relativ schnell klar: Ich kann keinen Urlaub machen, weil ich die neue Mannschaft mit zusammenstellen muss. Ich freue mich aber jetzt noch mehr als vor sieben Wochen, weil man jetzt eigentlich erst so richtig fühlt, in welcher Liga man angekommen ist. Der Kicker hat eine Serie gemacht über die "erste Sahne", die es in dieser Zusammensetzung in der zweiten Liga noch nie gegeben hat. Ich würde sagen, die wird es auch nie wieder geben, weil sich die Favoriten durchsetzen werden und gleichzeitig von oben die Vereine absteigen, die man immer im Fokus hat, dass sie die erste Liga nicht schaffen. Von daher bin ich einfach stolz, dabei sein zu können. Unser Ziel muss aber sein, diese Klasse zu halten. Nur dann kannst du hier weiter an den Visionen arbeiten, daran, dass sich Spieler entwickeln, dass im Stadion und im ganzen Umfeld etwas passiert. Das ist das Ziel, und dafür müssen wir alles tun. Ich habe da eine gewisse Gelassenheit, eine gewisse Zuversicht. Ich bin nicht euphorisch, aber ich bin auch nicht pessimistisch. Wir haben eine Chance – und die wollen wir nutzen.
War Osnabrück in der vergangenen Saison die zweitbeste oder die zweitglücklichste Mannschaft?
Man muss natürlich die gesamte Saison sehen: In der Hinrunde hat die Mannschaft gezeigt, dass sie Potenzial hat, wenn der Druck nicht da ist. Sie hat aber auch gezeigt, dass, wenn der Druck dazu kommt, dieses Potenzial nicht so da ist wie es sein müsste, wenn man aufsteigen will. Da kamen viele Faktoren zusammen. Die Liga war ja insgesamt sehr ausgeglichen, sonst wären St. Pauli und Osnabrück auch nicht aufgestiegen. Mit 63 und 62 Punkten kannst du normalerweise nicht aufsteigen, du brauchst eigentlich 70. Aber die anderen Mannschaften mit 58, 59 Punkten hätten normalerweise auch nicht im Fokus der Aufstiegskandidaten mitgespielt. Ich weiß nicht, ob das verdient oder unverdient war. Aber ich sag immer: Wer am letzten Spieltag die beiden Aufstiegsplätze belegt, hat’s dann vielleicht doch irgendwie wenigstens ein bisschen verdient.
Vor der vergangenen Saison waren Sie zuversichtlich, sich gut verstärkt und den Kader klug verbreitert zu haben. Am Ende fehlten doch wieder Alternativen auf manchen Positionen. Warum?
Weil sich dann bei manchen Spielern persönliches Ego entwickelt, persönliche Interessen. Bei anderen entwickeln sich Enttäuschungen, mit denen der eine besser umgehen kann als der andere. Außerdem hatten wir am Saisonende einfach unerklärlich viele Verletzte. Die ganze Zeit vorher war nichts, warum dann gerade da am Ende? Das ist schwierig. Aber zentral bleibt: Ich finde, der ein oder andere Spieler ist mit der Situation falsch umgegangen. In der Zeit Februar/März/April, da haben wir einfach zu viel liegen gelassen, weil wir uns zu sicher gefühlt haben, obwohl ich das intern immer angemahnt habe. In diese Situation haben wir uns selber rein gebracht, und in der Folge kam natürlich auch Kritik – intern und von außen. Dann hat man gesehen, dass der ein oder andere Spieler nicht so gefestigt ist.
Vor dem Pokalspiel gegen Gladbach - schon Ende Oktober - hatten Sie scheinbar erwogen, nach einem möglichen Sieg zurückzutreten. Offenbar war das eher ein Spaß. Wie kommt man auf so ein Hirngespinst?
Also Spaß würde ich das nicht nennen. Das war einfach so, dass in der Phase damals, wie das in Osnabrück leider sehr oft der Fall ist, die Erwartungen in eine Dimension schossen, der man hier nicht gerecht werden kann. Gleichzeitig war das so eine Findungsphase der Mannschaft, und es zeichnete sich eine klare Tendenz nach oben ab, obwohl wir da noch Siebter oder Achter waren. Und da hab ich für mich einfach gesagt: „Weißt du was: Dieses Spiel gewinnst du – und das war’s dann!“ Ich war vorher total überzeugt davon, dass wir das Spiel gewinnen, das habe ich auch der Mannschaft gesagt: "Wenn wir uns nicht großartig blöd anstellen, können wir das Spiel gar nicht verlieren." Weil da auch bei Gladbach einfach schon eine Tendenz zu erkennen war. Wenn du dann als Regionalligist gewinnst, haben sich wieder alle von jetzt auf gleich lieb und liegen sich in den Armen, und alles ist toll. Alle sagen: „Da wird super gearbeitet!“ Dieses Verhältnis, das passt für mich einfach nicht. Wenn man alles nur von einem Spiel abhängig macht, bin ich der falsche Trainer.
Warum sind Sie dann nicht zurückgetreten?
Weil ich das dann gegenüber der Mannschaft und dem Verein als ungerecht empfunden hätte. Genauso wie nach dem Aufstieg zu sagen „Ich geh jetzt“. Obwohl ich mein Ziel erreicht habe. Wenn ich gegangen wäre, kann ich persönlich da ja nur durch gewinnen. Ich könnte ja sicherlich auch irgendwie begründen, warum ich gehe. Aber das macht man nicht. Außerdem ist meine Mission erst dann erfüllt, wenn die Mannschaft nach dem Aufstieg auch die Klasse hält. Das habe ich damals gesagt, als ich angefangen habe: Wenn ich aufsteige, dann halte ich die Mannschaft in der zweiten Liga. Dafür arbeite ich jetzt.
Am Mittwoch, im dritten Teil, verrät Claus-Dieter Wollitz , was er sich nicht mehr bieten lässt, warum Dave de Jong nicht mehr für Osnabrück spielt und wieso Gladbach jetzt Zweitligist ist.
Was haben Sie beim Trainerlehrgang in Köln schon gelernt?
Wir hatten letzte Woche „Kommunikation – Rhetorik – Wahrnehmung“. Wie man zuhört, wie man sich artikuliert. Da habe ich was dazu gelernt, keine Frage, und ich werde auch noch weiterhin dazulernen. Für mich ist ganz einfach wichtig, dass jeder Trainer, der in dem Bereich arbeiten will, diesen Trainerschein machen muss.
Sie ärgern sich nicht darüber, dass Sie jetzt zwei Tage in der Woche in Köln sein müssen?
Das war vorher klar, dass ich das machen muss. Was für mich entscheidend ist: Der Lehrgang an sich mit den Teilnehmern, die dabei sind, ist sehr angenehm, sehr positiv. Viele nette Leute. Darüber hinaus nutze ich diesen Lehrgang auch, um mich weiter zu entwickeln. Der Stand, den ich habe, was zum Beispiel Trainingslehre betrifft, muss ja nicht der aktuellste sein, daher erwarte ich auch, dass ich das ein oder andere noch mitbekomme, was ich hier in die Mannschaft neu einbringen kann. Und wenn was dabei ist, was ich nicht brauche, muss ich das eben auch mitmachen. Das mussten aber meine Vorgänger oder Kollegen auch irgendwann mal.
Wie sehr stört das, dass Sie während der ersten Saisonphase nicht immer bei Ihrer Mannschaft sein können?
Mit dem Team aus Co-Trainer Meyer, Physiotherapeut Schröder, Manager Gans und Fitness-Coach Bartlett sind wir eingespielt. Wir machen das jetzt im vierten Jahr. Natürlich wäre ich gerne Anfang der Woche da, aber jeder wusste über das Problem bescheid: Wenn der DFB keine Sonderregelung mehr gibt, muss ich nach Köln. Das war dem Verein bekannt, seit ich 2004 hierher gekommen war, weil ich sofort gesagt habe, dass ich nur die Scheine bis zur Regionalliga habe. Ich denke auch, dass die Spieler damit umgehen können, weil das Profis sind und weil sie ein Ziel verfolgen, und das Ziel kann ja nur "Klassenerhalt" heißen . Wenn dann montags und dienstags der Cheftrainer nicht da ist, muss man da trotzdem professionell mit umgehen.
Das entscheidende Spiel gegen Ahlen, die Schützenhilfe von St. Pauli sind jetzt gut zwei Monate her. Wie oft lehnen Sie sich heute noch zurück und denken: „Geil!“
Ich lehne mich überhaupt nicht zurück. Zurücklehnen ist Rückschritt, und Rückschritt mag ich nicht. Wir haben natürlich die ersten Tage direkt nach dem Aufstieg genossen, ich habe mit der Mannschaft und auch im Freundeskreis gefeiert. Aber dann war relativ schnell klar: Ich kann keinen Urlaub machen, weil ich die neue Mannschaft mit zusammenstellen muss. Ich freue mich aber jetzt noch mehr als vor sieben Wochen, weil man jetzt eigentlich erst so richtig fühlt, in welcher Liga man angekommen ist. Der Kicker hat eine Serie gemacht über die "erste Sahne", die es in dieser Zusammensetzung in der zweiten Liga noch nie gegeben hat. Ich würde sagen, die wird es auch nie wieder geben, weil sich die Favoriten durchsetzen werden und gleichzeitig von oben die Vereine absteigen, die man immer im Fokus hat, dass sie die erste Liga nicht schaffen. Von daher bin ich einfach stolz, dabei sein zu können. Unser Ziel muss aber sein, diese Klasse zu halten. Nur dann kannst du hier weiter an den Visionen arbeiten, daran, dass sich Spieler entwickeln, dass im Stadion und im ganzen Umfeld etwas passiert. Das ist das Ziel, und dafür müssen wir alles tun. Ich habe da eine gewisse Gelassenheit, eine gewisse Zuversicht. Ich bin nicht euphorisch, aber ich bin auch nicht pessimistisch. Wir haben eine Chance – und die wollen wir nutzen.
War Osnabrück in der vergangenen Saison die zweitbeste oder die zweitglücklichste Mannschaft?
Man muss natürlich die gesamte Saison sehen: In der Hinrunde hat die Mannschaft gezeigt, dass sie Potenzial hat, wenn der Druck nicht da ist. Sie hat aber auch gezeigt, dass, wenn der Druck dazu kommt, dieses Potenzial nicht so da ist wie es sein müsste, wenn man aufsteigen will. Da kamen viele Faktoren zusammen. Die Liga war ja insgesamt sehr ausgeglichen, sonst wären St. Pauli und Osnabrück auch nicht aufgestiegen. Mit 63 und 62 Punkten kannst du normalerweise nicht aufsteigen, du brauchst eigentlich 70. Aber die anderen Mannschaften mit 58, 59 Punkten hätten normalerweise auch nicht im Fokus der Aufstiegskandidaten mitgespielt. Ich weiß nicht, ob das verdient oder unverdient war. Aber ich sag immer: Wer am letzten Spieltag die beiden Aufstiegsplätze belegt, hat’s dann vielleicht doch irgendwie wenigstens ein bisschen verdient.
Vor der vergangenen Saison waren Sie zuversichtlich, sich gut verstärkt und den Kader klug verbreitert zu haben. Am Ende fehlten doch wieder Alternativen auf manchen Positionen. Warum?
Weil sich dann bei manchen Spielern persönliches Ego entwickelt, persönliche Interessen. Bei anderen entwickeln sich Enttäuschungen, mit denen der eine besser umgehen kann als der andere. Außerdem hatten wir am Saisonende einfach unerklärlich viele Verletzte. Die ganze Zeit vorher war nichts, warum dann gerade da am Ende? Das ist schwierig. Aber zentral bleibt: Ich finde, der ein oder andere Spieler ist mit der Situation falsch umgegangen. In der Zeit Februar/März/April, da haben wir einfach zu viel liegen gelassen, weil wir uns zu sicher gefühlt haben, obwohl ich das intern immer angemahnt habe. In diese Situation haben wir uns selber rein gebracht, und in der Folge kam natürlich auch Kritik – intern und von außen. Dann hat man gesehen, dass der ein oder andere Spieler nicht so gefestigt ist.
Vor dem Pokalspiel gegen Gladbach - schon Ende Oktober - hatten Sie scheinbar erwogen, nach einem möglichen Sieg zurückzutreten. Offenbar war das eher ein Spaß. Wie kommt man auf so ein Hirngespinst?
Also Spaß würde ich das nicht nennen. Das war einfach so, dass in der Phase damals, wie das in Osnabrück leider sehr oft der Fall ist, die Erwartungen in eine Dimension schossen, der man hier nicht gerecht werden kann. Gleichzeitig war das so eine Findungsphase der Mannschaft, und es zeichnete sich eine klare Tendenz nach oben ab, obwohl wir da noch Siebter oder Achter waren. Und da hab ich für mich einfach gesagt: „Weißt du was: Dieses Spiel gewinnst du – und das war’s dann!“ Ich war vorher total überzeugt davon, dass wir das Spiel gewinnen, das habe ich auch der Mannschaft gesagt: "Wenn wir uns nicht großartig blöd anstellen, können wir das Spiel gar nicht verlieren." Weil da auch bei Gladbach einfach schon eine Tendenz zu erkennen war. Wenn du dann als Regionalligist gewinnst, haben sich wieder alle von jetzt auf gleich lieb und liegen sich in den Armen, und alles ist toll. Alle sagen: „Da wird super gearbeitet!“ Dieses Verhältnis, das passt für mich einfach nicht. Wenn man alles nur von einem Spiel abhängig macht, bin ich der falsche Trainer.
Warum sind Sie dann nicht zurückgetreten?
Weil ich das dann gegenüber der Mannschaft und dem Verein als ungerecht empfunden hätte. Genauso wie nach dem Aufstieg zu sagen „Ich geh jetzt“. Obwohl ich mein Ziel erreicht habe. Wenn ich gegangen wäre, kann ich persönlich da ja nur durch gewinnen. Ich könnte ja sicherlich auch irgendwie begründen, warum ich gehe. Aber das macht man nicht. Außerdem ist meine Mission erst dann erfüllt, wenn die Mannschaft nach dem Aufstieg auch die Klasse hält. Das habe ich damals gesagt, als ich angefangen habe: Wenn ich aufsteige, dann halte ich die Mannschaft in der zweiten Liga. Dafür arbeite ich jetzt.
Am Mittwoch, im dritten Teil, verrät Claus-Dieter Wollitz , was er sich nicht mehr bieten lässt, warum Dave de Jong nicht mehr für Osnabrück spielt und wieso Gladbach jetzt Zweitligist ist.
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Sonntag, 5. August 2007
beste ordnung
Wer mit Papa Geburtstag feiert, kann nicht ins Stadion. Und wer weit, weit weg eine Wohnung sucht, um bald nicht auf der Straße zu sitzen, auch nicht. Wenn im Stadion gleichtzeitig die große VfLiebe spielt, schmerzt das immens - und gibt sogleich Auskunft darüber, dass noch alles in Ordnung ist. In bester sogar.
Wenn der Liveticker meldet, dass "die Stimmung an der Bremer Brücke sensationell" sei, wenn es heißt, "die Ostkurve skandiert: 'Der VfL ist wieder da'" und am Ende "die legendären Glockentöne erklingen" - dann ist jede Geburtstagsfeier, jede Wohnungssuche ein einziges großes Drama. Zum kleinen Troste fand sich bei der Feier alsbald eine kleine Menschentraube vor meinem Notebook, um den Liveticker zu verfolgen. Jede Minute. Bis zum Abpfiff.
Die Borussia hat ein gutes Fußballspiel 1:0 gewonnen und spielt nun in der zweiten Pokalrunde gegen einen hoffentlich einfacheren Gegner. Osnabrück hat ein gutes Fußballspiel unglücklich verloren und weiß nun, dass die Stellschrauben richtig stehen: Wenn diese Vorstellung keine Außergewöhnliche war, sondern eine, wie sie eine Woche vor Saisonstart normal ist, dann muss sich niemand sorgen, der VfL könnte nicht die Klasse halten. Gladbach hat dieses Spiel gewonnen, das für Osnabrück mehr noch ein Test war. Für Gladbach war es mehr. Hoffentlich meint es der Fußballgott jetzt gut mit dem einzigen wahren VfL im Wettbewerb. Für Osnabrück ist es wichtiger, dass kommenden Freitag eine Saison beginnt, die zumindest kein Debakel wird.
Nach dem Spiel gestern ist eigentlich für beide VfLs alles in Ordnung. In bester sogar.
Wenn der Liveticker meldet, dass "die Stimmung an der Bremer Brücke sensationell" sei, wenn es heißt, "die Ostkurve skandiert: 'Der VfL ist wieder da'" und am Ende "die legendären Glockentöne erklingen" - dann ist jede Geburtstagsfeier, jede Wohnungssuche ein einziges großes Drama. Zum kleinen Troste fand sich bei der Feier alsbald eine kleine Menschentraube vor meinem Notebook, um den Liveticker zu verfolgen. Jede Minute. Bis zum Abpfiff.
Die Borussia hat ein gutes Fußballspiel 1:0 gewonnen und spielt nun in der zweiten Pokalrunde gegen einen hoffentlich einfacheren Gegner. Osnabrück hat ein gutes Fußballspiel unglücklich verloren und weiß nun, dass die Stellschrauben richtig stehen: Wenn diese Vorstellung keine Außergewöhnliche war, sondern eine, wie sie eine Woche vor Saisonstart normal ist, dann muss sich niemand sorgen, der VfL könnte nicht die Klasse halten. Gladbach hat dieses Spiel gewonnen, das für Osnabrück mehr noch ein Test war. Für Gladbach war es mehr. Hoffentlich meint es der Fußballgott jetzt gut mit dem einzigen wahren VfL im Wettbewerb. Für Osnabrück ist es wichtiger, dass kommenden Freitag eine Saison beginnt, die zumindest kein Debakel wird.
Nach dem Spiel gestern ist eigentlich für beide VfLs alles in Ordnung. In bester sogar.
Samstag, 4. August 2007
"wenn man mit reichenberger defensiv spielen wollte, dürfte reichenberger nicht spielen"
VfLog-Interview mit Claus-Dieter "Pele" Wollitz
Sommer-Interviews führt die Crème de la Crème des deutschen Politjournalismus' gewöhnlich vor imposanten Urlaubskulissen in den Bergen oder am Meer, mit unglaublich wichtigen Menschen und frei von lästigem Erkenntnisinteresse. Wir haben versucht, alles anders zu machen.
Vor dem Vfduell im Pokal sprachen wir mit Osnabrück-Coach Claus-Dieter Wollitz an der Illoshöhe, dem VfL-Trainigsgelände, über seinen Kollegen Jos Luhukay, über Spieler ohne Charakter, über Fehler in der Aufstiegssaison und darüber, dass Osnabrück eigentlich gar nicht in die zweite Liga gehört. Im ersten Teil des Gesprächs, den wir heute veröffentlichen, geht es in erster Linie um den Pokalkick gegen Gladbach, natürlich.
(Teil 2 | Teil 3 | Teil 4)
Wie spielt Osnabrück gegen Gladbach?
Erfolgreich, hoffe ich mal. Obwohl wir nach wie vor Außenseiter sind, auch wenn wir nun in einer Liga spielen. Ich wäre gerne mal Favorit, muss ich ganz ehrlich sagen, weil wir dann in Osnabrück richtig was geschafft hätten. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. In einem Spiel wie dem heute ist aber alles möglich, zumal am Anfang einer Saison. Und ich glaube schon, dass Gladbach sehr unter Druck steht.
Was erwarten Sie denn von so einem ersten ernsthaften Kräftemessen am Saisonbeginn – von Ihrer Mannschaft und vom Gegner?
Von uns erwarte ich, dass wir zeigen, dass wir dem Favoriten ein Bein stellen wollen. Ich glaube, dass es für uns eine einfachere Situation ist als für Gladbach. Gladbach eine andere Erwartung hat, sowieso natürlich, weil sie letztes Jahr hier als Erstligist gegen einen Regionalligisten ausgeschieden sind. Danach sind sie meiner Meinung nach relativ eindeutig abgestiegen. Auch deswegen können sie sich nun keinen Fehlstart erlauben. Wenn man dann noch weiß, dass sie die Liga in neun Tagen in Kaiserlautern beginnen müssen – auch nicht gerade einfach gleich zum Saisonauftakt –, denke ich, dass der Druck richtig auf Gladbach lastet. Die sagen sich: „Wir dürfen in Osnabrück auf gar keinen Fall verlieren.“
Wie wichtig ist es für Sie, im Pokal weiterzukommen?
Ich persönlich habe in den letzten drei Jahren mehr Druck gespürt als heute, weil es da finanziell unabdinglich war, in die zweite Runde zu kommen. Das ist einfach so als Regionalligist. Heute spüre ich einfach Freude, auch darüber, dass wir sowas jetzt 34 Mal erleben werden. Begeisterung. Unglaubliche Mannschaften. Wir sollten eigentlich dankbar sein, dass wir da mitspielen dürfen. Gladbach werden wir ja in vier Wochen schon wieder haben, im Auswärtsspiel vor – wenn wir Glück haben – 40.000 oder 50.000 Zuschauern. Nach dem Spiel nachher kann man eine Tendenz erkennen: Was müssen wir tun, um die Liga zu halten? Wo müssen wir uns verbessern? Sind wir schon auf einem guten Weg dahin oder nicht? Diese Fragen wird das Pokalspiel beantworten.
Sie haben die Mannschaftsaufstellung schon im Kopf. Wann erfahren die Spieler, ob sie spielen werden?
Von der Tendenz her wissen die das alle. Ich glaube, dass sich das in der Vorbereitung eigentlich abgezeichnet hat. Die Spieler, die nachher nicht zum Einsatz kommen, haben die ersten zweieinhalb Wochen der Vorbereitung ein bisschen ihre persönliche Enttäuschung in die Mannschaft rein getragen, und so haben sie dann auch gespielt. Die haben aber jetzt aufgeholt. Wenn ich die letzten drei Tage beurteilen würde, müsste ich den Kader anders zusammenstellen. Mein Team und ich haben aber die ganzen fünf Wochen bewertet. Nach dem Spiel bist du vielleicht schlauer, aber wir finden, dass die Mannschaft, die von Beginn an spielt, es verdient hat. Ob das dann auch die Mannschaft ist, die auf Dauer in dieser Zusammenstellung spielen kann, wird sie selber beantworten müssen.
In Gladbach rechnen viele mit einer eher defensiven Osnabrücker Mannschaft mit nur einem Stürmer. Gibt es das unter dem Trainer Wollitz?
Ich weiß nicht, wie diese Mutmaßung nach Gladbach kommt. Wer meine Philosophie und meine Auffassung von Fußball kennt, müsste die Antwort wissen. Wir haben die ganze Vorbereitung immer mit vier Stürmern gespielt. Reichenberger ist nominell die vorderste Spitze, und dahinter spielen drei weitere Angreifer: Nico Frommer, Gaetano Manno und Paul Thomik, alle sind von Haus aus Stürmer. Defensiv ist das nicht, aber natürlich spielen wir geordnet. Wir wollen gegen den Ball gut verteidigen, gegen den Ball attackieren und gegen den Ball aggressiv sein – und wir möchten nach vorne spielen. Meine Mannschaften haben in der Regionalliga immer mit die meisten Tore erzielt, wir haben seit Jahren den Torschützenkönig der Regionalliga gestellt. Und wenn man mit Reichenberger defensiv spielen wollte, dürfte Reichenberger nicht spielen. Reichenberger ist kein Defensivspieler, kein Konterspieler, sondern ein Strafraumspieler. Deswegen kann’s ja nur einen Weg geben, und der kann nur „nach vorne“ heißen. Ich glaube im Gegenteil, dass Gladbach eher mit einer Spitze spielt als mit zwei oder drei Stürmern.
Das hätten Sie doch längst klären können, wo Sie Ihren Gladbacher Kollegen derzeit öfter beim Trainerlehrgang in Köln treffen?
Ja, der Jos ist auch dabei. Ein sehr angenehmer Typ, er hat sich mir gegenüber richtig nett verhalten, Hut ab. Und über seine Auffassung von Fußball gibt es keine zwei Meinungen. Die letzten Tage war natürlich ein bisschen mehr Distanz zwischen uns, klar. Wir spielen gegeneinander, und dann muss man sich nicht jeden Tag alles erzählen. Es geht immerhin um viel, für Gladbach um noch mehr als für uns. Trotzdem drücken wir am Montag wieder zusammen die Bank.
Der zweite Teil des Interviews erscheint am Montag. Wie es überhaupt so weit kommen konnte, lesen Sie hier.
Sommer-Interviews führt die Crème de la Crème des deutschen Politjournalismus' gewöhnlich vor imposanten Urlaubskulissen in den Bergen oder am Meer, mit unglaublich wichtigen Menschen und frei von lästigem Erkenntnisinteresse. Wir haben versucht, alles anders zu machen.
Vor dem Vfduell im Pokal sprachen wir mit Osnabrück-Coach Claus-Dieter Wollitz an der Illoshöhe, dem VfL-Trainigsgelände, über seinen Kollegen Jos Luhukay, über Spieler ohne Charakter, über Fehler in der Aufstiegssaison und darüber, dass Osnabrück eigentlich gar nicht in die zweite Liga gehört. Im ersten Teil des Gesprächs, den wir heute veröffentlichen, geht es in erster Linie um den Pokalkick gegen Gladbach, natürlich.
(Teil 2 | Teil 3 | Teil 4)
Wie spielt Osnabrück gegen Gladbach?
Erfolgreich, hoffe ich mal. Obwohl wir nach wie vor Außenseiter sind, auch wenn wir nun in einer Liga spielen. Ich wäre gerne mal Favorit, muss ich ganz ehrlich sagen, weil wir dann in Osnabrück richtig was geschafft hätten. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. In einem Spiel wie dem heute ist aber alles möglich, zumal am Anfang einer Saison. Und ich glaube schon, dass Gladbach sehr unter Druck steht.
Was erwarten Sie denn von so einem ersten ernsthaften Kräftemessen am Saisonbeginn – von Ihrer Mannschaft und vom Gegner?
Von uns erwarte ich, dass wir zeigen, dass wir dem Favoriten ein Bein stellen wollen. Ich glaube, dass es für uns eine einfachere Situation ist als für Gladbach. Gladbach eine andere Erwartung hat, sowieso natürlich, weil sie letztes Jahr hier als Erstligist gegen einen Regionalligisten ausgeschieden sind. Danach sind sie meiner Meinung nach relativ eindeutig abgestiegen. Auch deswegen können sie sich nun keinen Fehlstart erlauben. Wenn man dann noch weiß, dass sie die Liga in neun Tagen in Kaiserlautern beginnen müssen – auch nicht gerade einfach gleich zum Saisonauftakt –, denke ich, dass der Druck richtig auf Gladbach lastet. Die sagen sich: „Wir dürfen in Osnabrück auf gar keinen Fall verlieren.“
Wie wichtig ist es für Sie, im Pokal weiterzukommen?
Ich persönlich habe in den letzten drei Jahren mehr Druck gespürt als heute, weil es da finanziell unabdinglich war, in die zweite Runde zu kommen. Das ist einfach so als Regionalligist. Heute spüre ich einfach Freude, auch darüber, dass wir sowas jetzt 34 Mal erleben werden. Begeisterung. Unglaubliche Mannschaften. Wir sollten eigentlich dankbar sein, dass wir da mitspielen dürfen. Gladbach werden wir ja in vier Wochen schon wieder haben, im Auswärtsspiel vor – wenn wir Glück haben – 40.000 oder 50.000 Zuschauern. Nach dem Spiel nachher kann man eine Tendenz erkennen: Was müssen wir tun, um die Liga zu halten? Wo müssen wir uns verbessern? Sind wir schon auf einem guten Weg dahin oder nicht? Diese Fragen wird das Pokalspiel beantworten.
Sie haben die Mannschaftsaufstellung schon im Kopf. Wann erfahren die Spieler, ob sie spielen werden?
Von der Tendenz her wissen die das alle. Ich glaube, dass sich das in der Vorbereitung eigentlich abgezeichnet hat. Die Spieler, die nachher nicht zum Einsatz kommen, haben die ersten zweieinhalb Wochen der Vorbereitung ein bisschen ihre persönliche Enttäuschung in die Mannschaft rein getragen, und so haben sie dann auch gespielt. Die haben aber jetzt aufgeholt. Wenn ich die letzten drei Tage beurteilen würde, müsste ich den Kader anders zusammenstellen. Mein Team und ich haben aber die ganzen fünf Wochen bewertet. Nach dem Spiel bist du vielleicht schlauer, aber wir finden, dass die Mannschaft, die von Beginn an spielt, es verdient hat. Ob das dann auch die Mannschaft ist, die auf Dauer in dieser Zusammenstellung spielen kann, wird sie selber beantworten müssen.
In Gladbach rechnen viele mit einer eher defensiven Osnabrücker Mannschaft mit nur einem Stürmer. Gibt es das unter dem Trainer Wollitz?
Ich weiß nicht, wie diese Mutmaßung nach Gladbach kommt. Wer meine Philosophie und meine Auffassung von Fußball kennt, müsste die Antwort wissen. Wir haben die ganze Vorbereitung immer mit vier Stürmern gespielt. Reichenberger ist nominell die vorderste Spitze, und dahinter spielen drei weitere Angreifer: Nico Frommer, Gaetano Manno und Paul Thomik, alle sind von Haus aus Stürmer. Defensiv ist das nicht, aber natürlich spielen wir geordnet. Wir wollen gegen den Ball gut verteidigen, gegen den Ball attackieren und gegen den Ball aggressiv sein – und wir möchten nach vorne spielen. Meine Mannschaften haben in der Regionalliga immer mit die meisten Tore erzielt, wir haben seit Jahren den Torschützenkönig der Regionalliga gestellt. Und wenn man mit Reichenberger defensiv spielen wollte, dürfte Reichenberger nicht spielen. Reichenberger ist kein Defensivspieler, kein Konterspieler, sondern ein Strafraumspieler. Deswegen kann’s ja nur einen Weg geben, und der kann nur „nach vorne“ heißen. Ich glaube im Gegenteil, dass Gladbach eher mit einer Spitze spielt als mit zwei oder drei Stürmern.
Das hätten Sie doch längst klären können, wo Sie Ihren Gladbacher Kollegen derzeit öfter beim Trainerlehrgang in Köln treffen?
Ja, der Jos ist auch dabei. Ein sehr angenehmer Typ, er hat sich mir gegenüber richtig nett verhalten, Hut ab. Und über seine Auffassung von Fußball gibt es keine zwei Meinungen. Die letzten Tage war natürlich ein bisschen mehr Distanz zwischen uns, klar. Wir spielen gegeneinander, und dann muss man sich nicht jeden Tag alles erzählen. Es geht immerhin um viel, für Gladbach um noch mehr als für uns. Trotzdem drücken wir am Montag wieder zusammen die Bank.
Der zweite Teil des Interviews erscheint am Montag. Wie es überhaupt so weit kommen konnte, lesen Sie hier.
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Kommentare
Freitag, 3. August 2007
der zettel
Schöne Anekdote eben, als das Interview mit Osnabrück-Coach Claus-Dieter Wollitz (ab morgen im VfLog) vorbei war. Der Mann, der in anderen Klubs schnöde Zeugwart, beim VfL aber Lars heißt, wedelt mit einem weißen Zettel in der Hand.
Pele: Na, gibt's noch was?
Lars (reicht den Zettel): Trag mal ein! Oder weißt'e noch nicht?
Pele: Wer morgen spielt, oder was?
Lars: Ja, wegen der Trikots.
Pele: Sicher, ich weiß schon, wer morgen spielt, aber...
Lars: Na, der Verein muss sparen.
Pele: Ja, klar. Ist ja auch gut so.
Lars: Ich muss die Trikots jetzt beflocken, und nur die, die von Anfang an spielen, sollen zwei kriegen. Die anderen nur eins. Also kannst'e mal anstreichen, wer von Anfang an spielt?
Pele (lacht): Wie? Und wenn ich nach zehn Minuten auswechsel?
Lars: Ja, der hat dann Pech gehabt.
Pele: Oder wenn heute Nacht wer krank wird?
Lars: Hm, ja, also...
Pele: Na, gibt's noch was?
Lars (reicht den Zettel): Trag mal ein! Oder weißt'e noch nicht?
Pele: Wer morgen spielt, oder was?
Lars: Ja, wegen der Trikots.
Pele: Sicher, ich weiß schon, wer morgen spielt, aber...
Lars: Na, der Verein muss sparen.
Pele: Ja, klar. Ist ja auch gut so.
Lars: Ich muss die Trikots jetzt beflocken, und nur die, die von Anfang an spielen, sollen zwei kriegen. Die anderen nur eins. Also kannst'e mal anstreichen, wer von Anfang an spielt?
Pele (lacht): Wie? Und wenn ich nach zehn Minuten auswechsel?
Lars: Ja, der hat dann Pech gehabt.
Pele: Oder wenn heute Nacht wer krank wird?
Lars: Hm, ja, also...
Donnerstag, 2. August 2007
kinder in die kurve und wollitz zum wochenende
Eine Tribüne nur für Kinder mitten im großen Hexenkessel - das ist in Deutschland einzigartig. In Osnabrück gehört die erwachsenenfreie Zone künftig zu jedem Heimspiel dazu und heißt nicht etwa "Bluna"- oder "Kitkat"-, sondern "Jo-Enochs-Tribüne", benannt nach unserem Rekordspieler und Mittelfeldveteranen. 200 Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren, betreut von fünf ausgebildeten Erzieherinnen, müssen künftig nicht mehr für Papa Wurst, für Opa Bier oder für Mama Schokolade holen, sondern dürfen endlich in Ruhe Fußball gucken. Das ist eine tolle Idee!
Pünktlich zu Saisonbeginn gibt es im VfLog übrigens wieder ein Interview mit Osnabrück-Coach Claus-Dieter Wollitz. Womit er beim Pokalspiel rechnet, was er sich von der Mannschaft erhofft, wir er die vergangene Saison verarbeitet hat und auf was er sich am meisten freut - all das steht ab Sonnabend in vier Teilen auf diesen Seiten.
Pünktlich zu Saisonbeginn gibt es im VfLog übrigens wieder ein Interview mit Osnabrück-Coach Claus-Dieter Wollitz. Womit er beim Pokalspiel rechnet, was er sich von der Mannschaft erhofft, wir er die vergangene Saison verarbeitet hat und auf was er sich am meisten freut - all das steht ab Sonnabend in vier Teilen auf diesen Seiten.
Mittwoch, 1. August 2007
seitenwechsel #34
Gute Freunde kann niemand trennen, gute Freunde sind nie allein, weil sie eines im Leben können: Füreinander da zu sein. Deshalb gibt es ihn weiter, den Seitenwechsel: Seit 1997 bereits beobachtet Seitenwahl für seine Leser das Gladbacher Geschehen, 2004 gesellte sich der VfLog dazu. Einmal pro Woche schreiben sie sich gegenseitig einen Brand-, Schmäh- oder Liebesbrief. Bei der Saisonpremiere hat Mike den ersten Angriff gefahren, Maiks Konter gibt es bei Seitenwahl.
Lieber Martin, lieber Maik,
fürwahr, sieben Wochen ohne Fußball sind eine Qual! Eine ganz besondere nach einem Abstieg. Es ist so, als ob einem jeden Tag erneut das Messer im Rücken umgedreht würde. Sei es die Veröffentlichung des neuen Spielplans oder das Durchblättern des "kicker"-Sonderheftes, in dem Mannschaften wie Energie Cottbus oder Hannover 96 große Doppelseiten gewidmet bekommen, die ohnehin kein Mensch lesen will. Oder auch in solchen Momenten, in denen man beim VfL Bochum (!) als Zweitligist begrüßt wird. Immerhin auch ein VfL! Es dauert seine Zeit, bis man es wirklich begriffen hat.
Dass unsere VfLs noch vor Beginn der Saison in ein erstes Kräftemessen geschickt werden, nun, das entlockte mir am Abend der Wir-warten-alle-auf-das-Sensationslos-für-die-Bayern-Auslosung lediglich ein müdes Achselzucken. Der Fußballgott, zu dem Ihr einen guten Draht zu haben scheint, hat einen äußerst fragwürdigen Humor. Ihr wünscht Euch das Champions League-Finale unserer VfLs, und er gönnt beiden Teams noch nicht einmal gemeinsam die zweite Runde im DFB-Pokal.
Seit unserem letzten Austausch ist indes eine Menge passiert! Borussia kauft wieder im großen Stile Spieler ein, nur dass dieses Mal kein Mensch etwas vom "Kaufhaus des Westens" hören will. Im noch größeren, wenn auch bis dato nur monetären Stil haben nur die Bayern eingekauft. Das, was sich in den vergangenen Wochen medial dazu abgespielt hat, spottet jeder Beschreibung. Liest man die Verbandszeitschriften der großen (Sport-)Journalistenverbände und verfolgt deren aktuelle Diskussion um "Distanz zum Objekt", dann ist die Berichterstattung über den FC Bayern in diesem Sommer ein große, wenngleich schlechte Komödie. Kaum ein Medium, kaum ein Journalist, der nicht gleich höchster sexueller Erregung die Texte in seinen PC gehämmert hat, wenn nur die Worte Ribery, Klose oder Toni darin vorkamen. Und selbst wenn die Bayern mit 1:2 bei einem Zweitligisten verlieren (dem sie trotz sieben Stammspielern der vergangenen Saison scheinbar nur mit der "B-Elf" begegnet sind), liest man einen Tag später bei einem großen deutschen Online-Portal: "Schweinsteiger meldet sich mit Traumtor zurück!". Karl Kraus hätte in hiesigen Zeiten seine helle Freude. Verzeiht mir den Ausflug in die große Bundesligawelt, doch dies brannte mir auf der Seele.
Doch wie schön ist es, dass der SEITENwechsel wieder beginnt! Lasst uns nicht weiter zurückblicken, sondern den Blick nach vorne werfen auf das, was uns da erwarten mag. Just in den Minuten, als ich Euch schrieb, verkündete Borussia den Transfer eines neuen Flügelstürmers, Sharbel Touma. Heilandsack!, würde Martin Walser rufen, und das zurecht. Ein "Topper", so pflegt man dies in Mönchengladbach zu nennen. Wenn Christian Ziege noch in dieser Woche einen guten Mittelstürmer präsentiert, mit dem am besten (und erneut) keiner gerechnet hat, dann fordere ich den VfLog zu einem weiteren T-Shirt auf, das Christian Ziege huldigt. Denn in diesem Falle würden meine Hoffnungen bezüglich des Wiederaufstiegs wieder Nahrung bekommen. Borussias Mittelfeld mit Rösler, Paauwe, Coulibaly, Marin, Svärd und Polanski ist das beste seiner Art in der 2. Liga. Die Abwehr trotz Wacklern sicherlich überdurchschnittlich, aber der Sturm macht(e) Sorgen. Für den VfL aus Osnabrück, dem ich ansonsten alles Gute in dieser Saison wünsche, wird es am Samstag indes reichen. So bitter es klingt, aber der VfL aus Mönchengladbach benötigt diesen Sieg eher als der aus Osnabrück, dem Weltstädtchen. Und, Ihr seid verdächtig harmonisch seit dem Tage der Auslosung. Die Ruhe vor dem Sturm?
So vieles mehr wollte ich Euch schreiben, doch für den Anfang sollten diese Zeilen genügen. Ich bin mir sicher, dass wir im Laufe der kommenden Saison ausreichend Gelegenheit haben werden, uns auszutauschen. Und gebt es zu, Ihr habt es genauso vermisst!
So drücke ich am Ende dieser Gedanken im besten Helmut-Schmidt-Stil meine Zigarette aus & sende Euch die besten Grüße.
Lasst die Spiele beginnen!
Mike
Lieber Martin, lieber Maik,
fürwahr, sieben Wochen ohne Fußball sind eine Qual! Eine ganz besondere nach einem Abstieg. Es ist so, als ob einem jeden Tag erneut das Messer im Rücken umgedreht würde. Sei es die Veröffentlichung des neuen Spielplans oder das Durchblättern des "kicker"-Sonderheftes, in dem Mannschaften wie Energie Cottbus oder Hannover 96 große Doppelseiten gewidmet bekommen, die ohnehin kein Mensch lesen will. Oder auch in solchen Momenten, in denen man beim VfL Bochum (!) als Zweitligist begrüßt wird. Immerhin auch ein VfL! Es dauert seine Zeit, bis man es wirklich begriffen hat.
Dass unsere VfLs noch vor Beginn der Saison in ein erstes Kräftemessen geschickt werden, nun, das entlockte mir am Abend der Wir-warten-alle-auf-das-Sensationslos-für-die-Bayern-Auslosung lediglich ein müdes Achselzucken. Der Fußballgott, zu dem Ihr einen guten Draht zu haben scheint, hat einen äußerst fragwürdigen Humor. Ihr wünscht Euch das Champions League-Finale unserer VfLs, und er gönnt beiden Teams noch nicht einmal gemeinsam die zweite Runde im DFB-Pokal.
Seit unserem letzten Austausch ist indes eine Menge passiert! Borussia kauft wieder im großen Stile Spieler ein, nur dass dieses Mal kein Mensch etwas vom "Kaufhaus des Westens" hören will. Im noch größeren, wenn auch bis dato nur monetären Stil haben nur die Bayern eingekauft. Das, was sich in den vergangenen Wochen medial dazu abgespielt hat, spottet jeder Beschreibung. Liest man die Verbandszeitschriften der großen (Sport-)Journalistenverbände und verfolgt deren aktuelle Diskussion um "Distanz zum Objekt", dann ist die Berichterstattung über den FC Bayern in diesem Sommer ein große, wenngleich schlechte Komödie. Kaum ein Medium, kaum ein Journalist, der nicht gleich höchster sexueller Erregung die Texte in seinen PC gehämmert hat, wenn nur die Worte Ribery, Klose oder Toni darin vorkamen. Und selbst wenn die Bayern mit 1:2 bei einem Zweitligisten verlieren (dem sie trotz sieben Stammspielern der vergangenen Saison scheinbar nur mit der "B-Elf" begegnet sind), liest man einen Tag später bei einem großen deutschen Online-Portal: "Schweinsteiger meldet sich mit Traumtor zurück!". Karl Kraus hätte in hiesigen Zeiten seine helle Freude. Verzeiht mir den Ausflug in die große Bundesligawelt, doch dies brannte mir auf der Seele.
Doch wie schön ist es, dass der SEITENwechsel wieder beginnt! Lasst uns nicht weiter zurückblicken, sondern den Blick nach vorne werfen auf das, was uns da erwarten mag. Just in den Minuten, als ich Euch schrieb, verkündete Borussia den Transfer eines neuen Flügelstürmers, Sharbel Touma. Heilandsack!, würde Martin Walser rufen, und das zurecht. Ein "Topper", so pflegt man dies in Mönchengladbach zu nennen. Wenn Christian Ziege noch in dieser Woche einen guten Mittelstürmer präsentiert, mit dem am besten (und erneut) keiner gerechnet hat, dann fordere ich den VfLog zu einem weiteren T-Shirt auf, das Christian Ziege huldigt. Denn in diesem Falle würden meine Hoffnungen bezüglich des Wiederaufstiegs wieder Nahrung bekommen. Borussias Mittelfeld mit Rösler, Paauwe, Coulibaly, Marin, Svärd und Polanski ist das beste seiner Art in der 2. Liga. Die Abwehr trotz Wacklern sicherlich überdurchschnittlich, aber der Sturm macht(e) Sorgen. Für den VfL aus Osnabrück, dem ich ansonsten alles Gute in dieser Saison wünsche, wird es am Samstag indes reichen. So bitter es klingt, aber der VfL aus Mönchengladbach benötigt diesen Sieg eher als der aus Osnabrück, dem Weltstädtchen. Und, Ihr seid verdächtig harmonisch seit dem Tage der Auslosung. Die Ruhe vor dem Sturm?
So vieles mehr wollte ich Euch schreiben, doch für den Anfang sollten diese Zeilen genügen. Ich bin mir sicher, dass wir im Laufe der kommenden Saison ausreichend Gelegenheit haben werden, uns auszutauschen. Und gebt es zu, Ihr habt es genauso vermisst!
So drücke ich am Ende dieser Gedanken im besten Helmut-Schmidt-Stil meine Zigarette aus & sende Euch die besten Grüße.
Lasst die Spiele beginnen!
Mike
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