Donnerstag, 11. Oktober 2007

relegationsspiele

Im Frühsommer 2009 spielen erstmals seit 1991 wieder die Drittletzten der ersten und zweiten Liga gegen die Drittersten der zweiten und Regionalliga darum, wer (nicht) auf- bzw. absteigen darf. Bei der Mitgliederversammlung der DFL in Frankfurt haben die 36 Vereine und Kapitalgesellschaften des Ligaverbandes mit satter Mehrheit dafür gestimmt, die Relegationsspiele wieder einzuführen.

Auch die beiden VfLs haben unisono für die Entscheidungsspiele gestimmt und gehörten damit zur großen Zwei-Drittel-Mehrheit der Ja-Sager. Das kann nicht verwundern, schließlich ist in Frankfurt kein uneigennütziger Herrenklub zusammengetreten. Im Gegenteil: Die Interessenlage ist eindeutig. Für Osnabrück-Manager Lothar Gans ist die Neuregelung eine Art letzter Rettungsanker. Im Gespräch mit dem VfLog sagt er, "als Absteiger aus der zweiten Liga droht automatisch der Fall ins Bodenlose. Man steht, wenn nicht sehr bald der Wiederaufstieg klappt, eigentlich zwangsläufig vor der Insolvenz." Und Gladbachs Medienchef Markus Aretz pflichtet ihm bei: "Gerade für 'kleine' Klubs, die als Erst- oder Zweitligist viel in die Infrastruktur investieren müssen, um die Lizenzierungsanforderungen zu erfüllen, ist dies eine etwas größere Absicherung."

Trotzdem ist die neue alte Relegation fragwürdig. Sowohl der zweiten als auch der Regionalliga wird ein halber Aufstiegsplatz genommen, die Durchlässigkeit der ohnehin schon recht festgefügten Ligaverbände wird noch kleiner, Überraschungsaufsteiger wird es noch seltener geben.
Sollte Gladbach nicht den direkten Wiederaufstieg schaffen oder Osnabrück sofort wieder absteigen, könnten beide Teams in der übernächsten Saison die ersten Leidtragenden sein. Und gerade angesichts der Flut an aufstiegswilligen Zweitliga-Vereinen (Köln, Gladbach, München, Aachen, Mainz, Freiburg, Fürth, Hoffenheim, Kaiserslautern) verwundert etwas, warum die Mehrheit für die Wiedereinführung der Relegation derart deutlich ausfiel. Auch aus welchen Gründen Klubs wie Bayern, Bremen, Schalke oder Leverkusen für diese neue Regel stimmen könnten, ist schwer vorstellbar, womöglich einzig aus falsch verstandener Solidarität mit ihren Ligakonkurrenten.

Osnabrücks Manager Lothar Gans gibt zu bedenken, dass "derjenige, der den Aufstieg in die zweite oder auch erste Liga schafft, überhaupt nur eine 50%-Chance hat, in der Liga zu bleiben. Wenn jetzt nur noch zwei Vereine direkt absteigen, steht man nicht ganz so dicht am Abgrund." Auf der anderen Seite gilt aber auch: Wer diesen Abgrund ungebremst runterfällt, wird es noch schwerer haben, wieder Boden unter die Füße zu bekommen.
Gladbachs Markus Aretz sieht die Problemlage etwas unbedarfter und findet, "die Relegationsspiele nach Saisonende sind für die beteiligten Klubs, aber auch für die Fans, noch einmal ein Highlight." Das ist ohne Frage richtig. Außerdem wird auch das Fernsehen jubilieren, das nun vier ausgesprochen lukrative zusätzliche Live-Spiele übertragen darf.

Warum die Relegationsspiele für die unterklassigen Klubs jedoch ein ausgesprochen ungerechtes High-Noon sind, erklärt Holger Hieronymus, Vorstandsmitglied der DFL, eigentlich selbst - allerdings in einem anderen Zusammenhang. Als im Sommer Pläne von UEFA-Chef Michel Platini durchsickerten, künftig sollten auch nationale Pokalsieger in der Champions League mitspielen, protestierte Hieronymus stellvertretend für die ganze Liga: "Die Champions League muss den Ligen vorbehalten bleiben. Wenn eine Mannschaft nach 34 Spieltagen in der Bundesliga auf dem dritten Platz steht, ist das sportlich wertvoller als wenn ein Verein nach sieben Spielen, teilweise gegen unterklassige Mannschaften, Pokalsieger wird."
Ganz einsichtig ist nicht, wieso im nationalen Zusammenhang zwei gute Spiele am Ende einer langen Saison sportlich wertvoller sein sollen als 34 konstant gute bzw. schlechte Ligaspiele zuvor. Doch zum Glück für die deutsche Fußball-Elite durften die Regionalligisten über die Wiedereinführung der Relegation nicht mitstimmen.

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