Mittwoch, 24. Oktober 2007

gebrauchtwagenhändler

Hätte ein windiger Gebrauchtwagenhändler ein bisschen eher gewusst, wie leicht sich mit Deutschlands Fußball-Machern Geschäfte machen lassen, wäre er längst schon ein gemachter Mann. "Unterschreiben Sie jetzt hier, und ich kaufe Ihnen für 100 Euro Ihr Auto ab!" So ähnlich hätte das Angebot aussehen müssen, und der gute Mann hätte den Managern mir nichts dir nichts den ein oder anderen Luxusschlitten abgeschwatzt. Nun ist ihm Leo Kirch zuvor gekommen.

Die große Mehrheit der Klubvertreter stimmt - wieder einmal - für einen äußerst fragwürdigen Deal, für ein Vertragswerk, das die meisten Beteiligten noch immer nicht in Gänze kennen dürften. Zum Zeitpunkt der Abstimmung haben sie ganz sicher nicht gewusst, was sie da eigentlich beschließen, und die Folgen von Kirchs Fußball-Comeback vermögen selbst Kenner der Rechtebranche nicht vorauszusagen. Diese große Unsicherheit war trotzdem kein Hinderungsgrund, den Großkopferten der DFL in ihrem Ansinnen zu folgen, das Geschäft möglichst schnell unter Dach und Fach zu bringen. Ob Fußball im Free-TV dadurch langfristig in den späten Abend wandert? Ob die Senderechte nicht noch deutlich mehr Geld wert gewesen wären? Ob es gut ist, dass bald vielleicht kein Journalist mehr Hand an Fußballbilder legen darf? Wen kümmert das schon.

Bände spricht auch, dass mit Heinrich Schmidhuber nun ausgerechnet ein prominenter Fußballfunktionär deutliche Kritik übt, der als DFB-Schatzmeister bald aufhört. Amt- und Würdenträger, die entweder etwas zu verlieren oder noch nicht genug gewonnen haben, halten vorsichtshalber den Mund, so scheint es. Vielleicht spricht Willi ja, wenn wir ihn endlich aus den Fängen der DFL befreit haben.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Eins vorweg, ich bin kein großer Fan dieses Deals. Ein paar Sachen sollten aber nicht völlig unkommentiert bleiben.

1. Weshalb ausgerechnet der Schatzmeister desjenigen Vereins, der aus Versehen 300 Millionen Euro verdaddelt, indem er aus Versehen einen Ausrüstervertrag verlängert, berufen sein soll, mehr über den Fußballrechtehandel zu wissen als die Vereinsvertreter und die DFL, bleibt hier wohl nicht ganz zufällig unbegründet. Was soll er als Kassenwart bitteschön auch jemals mit dem Rechtehandel zu tun gehabt haben?

2. Mit einem Nachfragemonopol lässt es sich zunächst einmal immer schlecht verhandeln.

3. Was dieser Deal für die Sportschau bedeutet, steht heute schon fest. Nichts. Nächstes Jahr gibt es eine ganz normale Rechteausschreibung, bei der die Sportschau genauso gefährdet ist, wie sie es ohne den Deal gewesen wäre. Im Gegenteil, durch die Erlösgarantie müsste ein Angebot ohne Sportschau schon extrem deutlich über dem aktuellen liegen, damit es für die DFL finanziell attraktiv wird, auf die Sportschau zu verzichten. Für Kirch sieht das anders aus, aber der hat kein Mitspracherecht bei der Vergabeentscheidung.

In diesem Sinne, free Willy :-)

Jan