Montag, 21. November 2005

die liga der sympathen

Die Zeiten sind jämmerlich, und nach einem sieglosen VfL-Wochenende, schlimmer noch: Nach einer auch in der Höhe verdienten 0:4-Niederlage gegen Kickers Emden ist der Ruf nach Besserung laut. Nicht so laut jedoch, dass wir Positives überhört hätten, dass die gute Nachricht nicht mehr unser Ohr erreichen könnnte. Die Liga ist mehr denn je eine der Sympathen.

Soll heißen: Wenn wir schon Kaiserslautern in der ersten Liga ertragen müssen, dann nicht länger mit Michael Henke. Wenn Nürnberg sich nun bereits in der zweiten Spielzeit nacheinander am Heiligen Rasen der Liga versündigt, dann bitteschön mit Hans Meyer an der Seitenlinie. Und schließlich: Wenn der Hannover’sche Provinzsportverein sich mit der Entlassung des ehrenwerten Ewald Lienen verzettelt, hat er immerhin die Chuzpe, nicht auf Wolfgang Wolf oder Wener Lorant als Nachfolger zurückzugreifen; nein, er verpfichtet Peter Neururer.

Wann jemals zuvor arbeiteten bei den 18 Bundesligisten so viele tendenziell akzeptable, geradezu sympathische Coaches, die zugleich noch Sachverstand und Konzepte erkennen lassen? Ausreißer nach unten sind lediglich Eintracht Frankfurt und – hier jedoch als maßgeblicher Teil einer besonderen corparate identity nur konsequent – der VfL Wolfsburg und Bayer Leverkusen. Das ist eine insgesamt hervorragende Ausbeute.

Man denke an Zeiten zurück, in denen sich die Friedel Rauschs, Kurt Jaras und Rainer Bonhoffs die Klinke in die Hand gaben, um schließlich Otto Rehhagel in aller Öffentlichkeit schamlos als modernen Fußballtrainer anzupreisen. Die alle wollen wir nicht mehr sehen. Aber die Liga verschont uns derzeit sogar von so schmerzhaften Dauerbrennern wie Wolfgang Wolf oder Huub Stevens. Die Trainerneuzugänge der jüngsten Vergangenheit sind nahezu alle respektabel, einzig die Verpflichtung Michael Skibbes ist wirklich schmerzhaft. Schließlich jedoch wurde Skibbe von einem äquivalenten Klub angeheuert, der sich mit Schmerzen bestens auskennt.

Es macht Spaß, der Liga zuzuschauen. Auch der obligatorische Kamera-Blick auf die Trainerbänke ist kein Graus mehr, vielleicht nur dann, wenn Hertha gegen Frankfurt spielt und Falko Götz mit Friedhelm Funkel gleichzeitig im Bild ist. Ansonsten auffällig viel Sympathie, auffällig viele Typen. Steigerbar eigentlich nur noch durch ein neuerliches Engagement von Rolf Schafstall oder Eduard Geyer.

Nachtrag, 23:35 Uhr: Wolfgang Wolf ist neuer Trainer in Kaiserslautern. Das ist geschmacklos. Niemand konnte etwas dagegen unternehmen. Damit steht Kaiserslautern schon frühzeitig als erster Absteiger der Saison fest - aber das ist ja auch ganz angenehm.

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