Die hundert naht, so lange gibt es nun schon den wöchentlichen Seitenwechsel. Joachim spricht heute viel über Irre und ist ganz kribbelig. Wahrscheinlich, weil Martin ihn mit seinen chinesischen Sprichwörten dazu provoziert hat. Das ist, wie immer, nachzulesen bei Seitenwahl.
Lieber Martin,
wir sind quitt. Nein, nicht Du und ich, sondern der Fußballgott und ich. 18 Punkte stünden uns leistungsgemäß zu, und 18 Punkte stehen auch auf dem Konto – die himmlische Bank verbucht neuerdings wieder korrekt. Da muß ich mich eben über andere Dinge aufregen. Beispielsweise darüber, daß wir vor Jahren nach der offensichtlich schiedsrichterbedingten DFB-Pokal-Halbfinalniederlage in Aachen keinen Antrag beim DFB gestellt haben, als dritte Mannschaft im Endspiel zugelassen zu werden. Alle Achtung, da waren die Irren jetzt einfach innovativer als wir damals.
Apropos Irre, wir spielen am Freitag bei den Bayern. Das weißt Du? Nun, in manchen Jahren wußte ich nicht, wann wir bei den Bayern spielen, denn vor Saisonbeginn, als der Spielplan veröffentlicht wurde, habe ich mir für das entsprechende Wochenende immer fußballfrei genommen und etwas Nützliches geplant, zum Beispiel die Friedhöfe der Region abzuklappern, um schon mal zu schauen, wo ich mich später dauerhaft niederlassen möchte (beziehungsweise niedergelassen werden möchte, um das präziser auszudrücken).
Diese Woche bin ich aber ganz kribbelig, denn Punkte müssen her, so einfach ist das. Ich weiß, daß Du wußtest, daß ich das sagen würde, und so ist es auch. Erstens sage ich das seit Wochen, und es hat geholfen. Natürlich werde ich das nun nicht ändern, schließlich sind wir alle abergläubisch. Zum zweiten glaube ich wirklich dran. Beeindrucken mich die Bayern, nur weil sie mal in Hannover gewonnen haben? Nöhö. Im übrigen haben wir Erfahrung im Feuern von niederländischen Trainern, das sollte uns zugute kommen. Ich bin jetzt keineswegs größenwahnsinnig geworden und weiß auch, daß – vielleicht bald – wieder eine Serie von fünf Spielen kommt, wo wir nix gewinnen. Unsere Aussichten auf einen Erfolg in München freilich sind selten so hoch wie dieses Jahr, das wird man dann wohl auch aussprechen dürfen – und schon mal eine Magnum Schampus kaltstellen, denn wenn der Fall der Fälle eintritt, möchte ich gewappnet sein.
An dieser Stelle fallen mir wieder Deine chinesischen Sprichwörter ein, denn die beeindrucken mich ähnlich wenig wie die Bayern. „Man versteht nur das Geschäft, durch das man den Reis verdient“ finde ich genauso doof wie „Weise Männer ernähren sich von Luft, Morgentau und Tofu“ – warum soll ich Reis verdienen, um Tofu zu essen, das macht doch keinen Sinn. „Der Mann, der den Berg abtrug, war derselbe, der anfing, die kleinen Steine wegzutragen“ finde ich ähnlich bescheuert, denn wo legt der Mann die kleinen Steine hin? Macht er einen neuen Haufen, dann hat er seinen Berg zurück, wenn er fertig ist, legt er sie aber nebeneinander, stört der Schotter die anderen Leute beim Spazierengehen. Das ist alles wenig durchdacht, ähnlich wie die Gebrauchsanleitung meines fernöstlichen Tischstaubsaugers, bei der über dem Kauderwelsch „deuhtch“ steht.
Nein, lieber Martin, es tut mir sehr leid, aber die Zukunft gehört Borussia, Dante und mir (nicht notwendigerweise in dieser Reihenfolge), und wenn die Chinesen auch eine Zukunft haben wollen, sollen sie sich erst mal für die WM qualifizieren. Die Chance haben sie 2014 wieder, und daher rufe ich ihnen zu: „Die eine Generation baut die Straße, auf der die nächste fährt.“
So, und nun ärgern wir uns auch im Falle einer unerwarteten Niederlage am Freitag nicht, sonst werden wir noch ganz gelb im Gesicht. Brüllen wir stattdessen nächste Woche nur um so lauter: Punkte müssen her!
Es grüßt eine Pekingente gegen a Hendl tauschend – Freitagabend ist Rupfzeit –
Dein Joachim
Donnerstag, 3. Dezember 2009
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