Freunde der VfLiebe! Zum 93. Mal schreiben wir uns mit den lieben Kollegen von Seitenwahl einen Brief über die Lage der Nation, d.h. der VfLs. Martin bekennt sich diesmal zu seinen guten Kontakten ins Einwohnermeldeamt Mönchengladbach - zu lesen hier, bei Seitenwahl. Joachim ist diese Woche auf Kuschelkurs, ob wegen unseres neuen schwarz-gelben Außenministers oder seines alten schwarz-gelben Chefs, bleibt im Unklaren.
Lieber Martin,
es zeugt von Deiner Menschenkenntnis, daß Du Dich um meinen Gemütszustand sorgst. Ich halte mich für völlig normal, und mir geht es gut. Gut, daß niemand mit einem weißen Kittel mit seeehr langen Ärmeln in meiner Nähe ist: Vermutlich würde man mich sofort irgendwo einliefern. „Mangelndes Problembewußtsein“ würde man dann konstatieren und den Entlassungstermin auf unbestimmte Zeit vertagen, denn Leute, die meinen, es ginge ihnen gut, sind am schlimmsten dran.
Es geht mir aber gut. Mein Verein steht da, wo ich ihn vor der Saison angesiedelt hätte – das hast Du selbst bestätigt. Nun geht es gegen Dortmund, die stehen in der Tabelle (ich flüstere es nur, um Dich nicht zu erschrecken) hinter uns. Ich sah gestern meinem Chef in die Augen (wie Du weißt, ist er Dortmund-Fan), und ich sah aufkommende Panik. Er fühlt sich zudem täglich mehr von meiner Borussia-Krawattennnadel bedroht. Gut so. Du siehst, anderswo geht es noch schlimmer zu.
Freilich habe ich das Freiburg-Spiel in seiner unsäglichen Länge miterlitten und bin ob der Leistung (das Wort verbietet sich eigentlich) bedient. Ein Rückfall in alte Zeiten: Vorne nix, hinten nix und dazwischen auch nix. Komisch war nur, daß wir erst ganz mies waren und kein Gegentor fingen, doch als wir dann begannen mitzuspielen, rappelte es dreimal im Karton. Nun, das ist letztlich egal, denn die Niederlage war auch in dieser Höhe verdient. Ich sagte Dir ja vorher: Beton anrühren und auf 0:0 spielen. Aber auf mich hört ja keiner, außer dem Hund, den ich nicht habe.
Und dennoch, lieber Martin: Ich habe Dir bereits letztes Mal geschrieben, ich sei nicht der Trainer und müsse mir daher auch nicht dessen Sorgen machen. Das gilt nach wie vor. Ich bin daher weder hier noch anderswo besorgt, ohnehin neige ich wenig zur Sorge. Das Land hat richtig gewählt, der EU geht es gut (wir verhandeln gerade über den Beitritt Islands, das ist doch mal ein echter Fortschritt), und Coq au vin kann ich perfekt kochen (ja, Martin, ich kann kochen, allerdings kann ich mich nicht beim Kochen unterhalten, denn kochen ist Handwerk, und ein guter Handwerker schwätzt auch net beim Schaffe, wie der Schwoab richtig sagt, daher koche ich auch gerade nicht beim Schreiben dieses Briefes). Ich halte es daher mit Michael Frontzeck wie mit meinen Kollegen im Büro: Sie haben einen Auftrag und eine Frist, den Auftrag zu erledigen. Was sie bis Ende der Frist machen, interessiert mich null. Und des Frontzeck Michaels Frist läuft nicht am folgenden Wochenende ab. Wenn ich Weihnachten Zeit habe, beginne ich vielleicht mal zu grübeln, aber eigentlich auch nicht, denn ich bin ja in keinem Kompetenzteam.
Damit bin ich auch bei Deiner Frage angelangt: Wer soll der nächste Trainer sein? Ich könnet Dir jetzt viele Namen nennen, die ich nicht für geeignet hielte, ich nenne Dir aber einen, der den Job richtig gut machen könnte: Francky Dury. Gell, Du kennst den nicht? Aber Du kanntest damals auch Hans Meyer nicht, wiederum gell? Der einzige Nachteil, den Francky hat, ist sein verbesserungswürdiges Deutsch. Da ich aber denke, daß Frontzeck aus gutem Grunde uns noch einige Zeit erhalten bleibe wird, mache ich mir da wenig Sorgen. Ich übe einmal in der Woche die deutsche Sprache mit Francky, dann reicht das für in drei Jahren, wenn Frontzeck nach Stuttgart geht.
So, ich bin am Ende meines heutige Briefes angelangt, befürchte aber, daß Du Dir weiterhin Sorgen um meinen Geisteszustand machst. Egal: Deine Sorge rührt mich zutiefst, und somit finde ich unseren Privat-Briefwechsel noch kuscheliger als sonst. Gut, daß hier inzwischen keiner mehr mitliest, da konnte ich Dir das mal sagen.
Es grüßt Dich nächste Woche immer noch entspannt, aber eventuell seinen Chef meidend,
Dein Joachim
Mittwoch, 30. September 2009
Dienstag, 29. September 2009
gewürzspekulatius
Heute habe ich Gewürzspekulatius gekauft. Endlich gibt es sie. Doch bedauerlicherweise ist die Weihnachtszeit in den Supermärkten in weniger als drei Monaten schon wieder vorbei. Die Hochzeit der Gewürzspekulatius ist alle Jahre wieder kurz. Hier ist der Berührungspunkt zu den VfLs. Allein: Die Hochzeit der VfLs ist Jahr für Jahr noch kürzer.
Die seligen Wochen einer Spielzeit zusammen gerechnet, werden Gladbach und Osnabrück in den vergangenen Jahren nicht auf die Spekulatiuszeit von drei Monaten kommen, nicht einmal in den Aufstiegs-Saisons. Wie genügsam und leidensfähig sie doch sind, die VfL-Fans.
Thomas von Aquin hat einmal gesagt: "Man sollte stets die Ewigkeit im Blick haben." Damit das mindestens in Sachen Gewürzspekulatius klappt, brauchen Sie 500g Mehl, 220g Zucker, 220g gekühlte Butter, 2 Eier, je 1 TL Zimt, gemahlene Nelken, Kakaopulver, Kardamon, 1/2 TL Backpulver und 1 Prise Salz, außerdem etwas Mehl zum Bestäuben. Nur Mädchen verfeinern mit Mandelblättern.
Weiter geht das Spiel so: Mehl sieben, flöckchenweise die Butter hinzugegeben und grob vermengen. Anschließend mit Zucker, Gewürzen, Salz, Backpulver und Eiern zügig zu einem glatten Teig verrühren. Über Nacht kühl stellen und am nächsten Tag noch einmal durchkneten. Teig in Förmchen streichen, überschüssige Reste entfernen. (Für Mädchen kommen jetzt die Mandeln.) Die ausgeklopften Kekse dann im vorgeheizten Ofen 10 Minuten bei 200 Grad backen.
Die seligen Wochen einer Spielzeit zusammen gerechnet, werden Gladbach und Osnabrück in den vergangenen Jahren nicht auf die Spekulatiuszeit von drei Monaten kommen, nicht einmal in den Aufstiegs-Saisons. Wie genügsam und leidensfähig sie doch sind, die VfL-Fans.
Thomas von Aquin hat einmal gesagt: "Man sollte stets die Ewigkeit im Blick haben." Damit das mindestens in Sachen Gewürzspekulatius klappt, brauchen Sie 500g Mehl, 220g Zucker, 220g gekühlte Butter, 2 Eier, je 1 TL Zimt, gemahlene Nelken, Kakaopulver, Kardamon, 1/2 TL Backpulver und 1 Prise Salz, außerdem etwas Mehl zum Bestäuben. Nur Mädchen verfeinern mit Mandelblättern.
Weiter geht das Spiel so: Mehl sieben, flöckchenweise die Butter hinzugegeben und grob vermengen. Anschließend mit Zucker, Gewürzen, Salz, Backpulver und Eiern zügig zu einem glatten Teig verrühren. Über Nacht kühl stellen und am nächsten Tag noch einmal durchkneten. Teig in Förmchen streichen, überschüssige Reste entfernen. (Für Mädchen kommen jetzt die Mandeln.) Die ausgeklopften Kekse dann im vorgeheizten Ofen 10 Minuten bei 200 Grad backen.
Montag, 28. September 2009
richtungsentscheidung
Willkommen im neuen Deutschland! Der Souverän hat eine rechte Mehrheit gewählt. Das hat erheblich Auswirkungen auch auf unseren kleinen Familienblog.
- Mit Peer Steinbrück verlässt ein wichtiger VfLobbyist das Bundeskabinett. Er hat seit Jahren für einen flächendeckenden Mindestlohn für unsere beiden VfLs gekämpft (Quotient der Ligazugehörigkeiten < 2,5). Ob das unter Schwarz-Gelb Bestand haben wird, ist völlig ungewiss.
- Die vielen Serverausfälle der letzten Jahre, begründet durch die unzuverlässige, lästige, stark schwankende Ökostromversorgung, werden dank des Wiedereinstiegs in die Atomenergie endlich aufhören. Der viele Müll hin oder her, müssen wir doch immerhin nicht bald schon ohne Internet im Dunkeln frieren.
- Borussia Dortmund wird künftig als erster deutscher Fußballklub unter der Schirmherrschaft der Bundesregierung spielen (vgl. Berliner FC Dynamo/Mielke). Das DFB-Pokalaus des VfL im Achtelfinale könnte qua Koalitionsvertrag am grünen Tisch beschlossen werden.
- Noch unentschieden ist Schwarz-Gelb, was eine mögliche Suspendierung von Thorben Marx und ein absolutes Spielverbot angeht. "Die Kommunisten sind gefährlich für unser Land", sagen Kanzlerin Merkel und FDP-Chef Westerwelle unermüdlich. Das könnte das Aus für Marx bedeuten. Frühestens 2013 könnte er dann unter Rot-Rot-Grün eine neue Chance bekommen.
- Mit Peer Steinbrück verlässt ein wichtiger VfLobbyist das Bundeskabinett. Er hat seit Jahren für einen flächendeckenden Mindestlohn für unsere beiden VfLs gekämpft (Quotient der Ligazugehörigkeiten < 2,5). Ob das unter Schwarz-Gelb Bestand haben wird, ist völlig ungewiss.
- Die vielen Serverausfälle der letzten Jahre, begründet durch die unzuverlässige, lästige, stark schwankende Ökostromversorgung, werden dank des Wiedereinstiegs in die Atomenergie endlich aufhören. Der viele Müll hin oder her, müssen wir doch immerhin nicht bald schon ohne Internet im Dunkeln frieren.
- Borussia Dortmund wird künftig als erster deutscher Fußballklub unter der Schirmherrschaft der Bundesregierung spielen (vgl. Berliner FC Dynamo/Mielke). Das DFB-Pokalaus des VfL im Achtelfinale könnte qua Koalitionsvertrag am grünen Tisch beschlossen werden.
- Noch unentschieden ist Schwarz-Gelb, was eine mögliche Suspendierung von Thorben Marx und ein absolutes Spielverbot angeht. "Die Kommunisten sind gefährlich für unser Land", sagen Kanzlerin Merkel und FDP-Chef Westerwelle unermüdlich. Das könnte das Aus für Marx bedeuten. Frühestens 2013 könnte er dann unter Rot-Rot-Grün eine neue Chance bekommen.
Samstag, 26. September 2009
der harte boden der tatsachen
Dass es heute schwer wird, war vorher klar. Schuld daran sind der HSV, der übrigens wie gewünscht weiter und wieder auf Spitzenmannschaft macht, und der Fußballgott.
Nach dem emotionalen Saisonhöhepunkt vom vergangenen Mittwoch, der zum Spiel des Jahrzehnts in Osnabrück werden könnte oder es bereits ist, war es psychologisch naheliegend, dass der VfL heute in Wehen nicht glänzen wird. Außerdem hatte sich der Fußballgott schon vor Wochen für diesen Samstag frei genommen, weil er zum Kollegengespräch mit dem Papst in Prag eingeladen war. Per SMS schrieb er vorhin: "Sorry, war wohl nicht zu ändern. Benedikt findet's auch scheiße. Er sagt, in Wehen spielten nur Eunuchen. Was immer das nun wieder heißt. Glück auf, Jungs. Bin morgen pünktlich zum Freiburg-Spiel zurück."
Das, was nicht zu ändern war, liest sich in Zahlen 0:4. Wehen war besser und agressiver und spielwitziger, Osnabrück über weite Strecken zaghaft und blutleer. Der Spitzenplatz in der dritten Liga ist dennoch nur fünf Punkte entfernt; das ist, wenn auch keiner weiß, woher die Mannschaft die Konstanz und Cleverness dafür nehmen soll, die einizige gute Nachricht.
Wie dem auch sei: Funkeln werden die VfL-Augen heute Abend in jedem Fall noch einmal. Das Achtelfinale im DFB-Pokal wird ausgelost: ein nächstes sehr, sehr unwichtiges Spiel mit sehr, sehr großem Reiz - wie das eben immer ist im Leben. Äußerst bedauerlich nur, s.o., dass der Fußballgott auch zu diesem Anlass noch nicht zurück im Lande sein wird. (Sonst war er desöfteren schon eine gute Hilfe bei diesem Spektakel.)
Was wir nun fürchten, ist in dieser Reihenfolge: Auswärtsspiel in Trier, Kracher gegen Koblenz, Augsburg oder Fürth.
Nach dem emotionalen Saisonhöhepunkt vom vergangenen Mittwoch, der zum Spiel des Jahrzehnts in Osnabrück werden könnte oder es bereits ist, war es psychologisch naheliegend, dass der VfL heute in Wehen nicht glänzen wird. Außerdem hatte sich der Fußballgott schon vor Wochen für diesen Samstag frei genommen, weil er zum Kollegengespräch mit dem Papst in Prag eingeladen war. Per SMS schrieb er vorhin: "Sorry, war wohl nicht zu ändern. Benedikt findet's auch scheiße. Er sagt, in Wehen spielten nur Eunuchen. Was immer das nun wieder heißt. Glück auf, Jungs. Bin morgen pünktlich zum Freiburg-Spiel zurück."
Das, was nicht zu ändern war, liest sich in Zahlen 0:4. Wehen war besser und agressiver und spielwitziger, Osnabrück über weite Strecken zaghaft und blutleer. Der Spitzenplatz in der dritten Liga ist dennoch nur fünf Punkte entfernt; das ist, wenn auch keiner weiß, woher die Mannschaft die Konstanz und Cleverness dafür nehmen soll, die einizige gute Nachricht.
Wie dem auch sei: Funkeln werden die VfL-Augen heute Abend in jedem Fall noch einmal. Das Achtelfinale im DFB-Pokal wird ausgelost: ein nächstes sehr, sehr unwichtiges Spiel mit sehr, sehr großem Reiz - wie das eben immer ist im Leben. Äußerst bedauerlich nur, s.o., dass der Fußballgott auch zu diesem Anlass noch nicht zurück im Lande sein wird. (Sonst war er desöfteren schon eine gute Hilfe bei diesem Spektakel.)
Was wir nun fürchten, ist in dieser Reihenfolge: Auswärtsspiel in Trier, Kracher gegen Koblenz, Augsburg oder Fürth.
Donnerstag, 24. September 2009
seitenwechsel #92
Freunde der VfLiebe! Zum 91. Mal verständigen wir uns mit den lieben Kollegen von Seitenwahl über die Lage der Nation, d.h. der VfLs. Joachim ist in dieser Woche in einem elegischen Rauschzustand, der auch durch Pokalniederlagen nicht gestört wird. Und wie das so ist: Ist ein Partner besonders ruhig, treibt das den anderen erst recht in den Wahnsinn. Martin jedenfalls ist schon wieder urlaubsreif, wie seinen Zeilen bei Seitenwahl anzumerken ist.
Lieber Martin,
Maik sagte mir, daß Du gut aus der Kur zurückgekehrt seist und mir diese Woche einen Brief schreiben wollest. Nun sitze ich hier und warte, doch Du schreibst nicht. Ist Dir der Pokal auf den Magen geschlagen? Welch kurioser Zufall, daß unsere beiden VfLs jeweils erleben mußten, was in der Nachspielzeit noch passieren kann. Immerhin hat ein VfL noch den Kopf aus der Schlinge gezogen, was für beide zusammengenommen exakt dem mathematischen Erwartungswert entspricht, auch wenn unser gefühlter Fan-Erwartungswert ein anderer war (nämlich glatt null).
Eine glatte null gebe ich als Note auch dem Verfasser meines ansonsten so geliebten ARD-Videotexts. Bei Borussia sah er eine „desolate Leistung“, und auch der HSV habe sich „bis auf die Knochen blamiert“. Ich fürchte, es wäre eine wissenschaftliche Sensation, wenn man die Hirnströme dieser Person messen lassen würde. Im Pokal bei einem Zweitliga-Absteiger zu verlieren ist peinlich, aber nicht der Untergang der Welt und durchaus nicht unüblich. Borussia sah ich zudem keineswegs desolat. Im Gegenteil, ich bin mit großer Vorfreude zum Spiel gereist und habe mich im Stadion 90 Minuten lang wunderbar amüsiert. Ich habe aber auch vorab nicht erwartet, daß wir die Duisburger einfach mal so weghauen, dafür bin ich zu lange dabei. Ich erwartete einen Pokalfight, und den bekam ich – und das war ganz wunderbar und spannend. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr Beobachter selbst auf der Pressetribüne standen kurz vor dem Herzinfarkt, und mancher konnte zwischendurch gar nicht mehr hinschauen. Kurzum: Eine wunderbare Pokalnacht. Bis auf die letzte Minute.
Was mich seitdem am meisten stört, Martin, alter Leidensgenosse, ist die ebenso verbreitete wie schwachsinnige Angewohnheit, das Spiel vom Ergebnis her zu analysieren. Hätten wir 1:0 gewonnen, wäre überall von einem wenig glanzvollen, doch verdienten Sieg die Rede. So aber ist alles nur schlecht. Ich will das gar nicht weiter kommentieren, denn das bringt nichts, ich meine hier nur: Schmeißt einfach mal Teile des Publikums raus. Ich möchte sie an dieser Stelle als „Bochumer“ bezeichnen, denn Dir wird nicht entgangen sein, daß die Bochumer Fans jüngst den Mann abgesägt haben, der ihren mausgrauen Verein jahrelang in der ersten Liga gehalten hat und dem sie daher jeden Morgen kollektiv die Zehen küssen müßten. Stattdessen ekeln sie ihn raus. Bochumer Fans braucht kein Mensch, und deshalb sage ich nach unserer Pokalniederlage: Wer sich bei uns wie ein Bochumer verhalten will, der soll nach Bochum gehen. Und tschüß.
Versteh mich nicht falsch, natürlich hat mich der Duisburger Siegtreffer geärgert. Sehr sogar. Die Duisburger wechseln präzise zur 90. Minute aus, daran siehst Du, daß sie gar kein Tor mehr schießen wollten. Dann laufen sofort schon die letzten Sekunden der einzigen Nachspielminute, und Du denkst Dir, da muß nur noch einer den Fuß hinhalten und den Ball weghauen, von mir aus auch mit dem Gegenspieler dazu, doch die stehen alle nur rum, die eine Hälfte vorne, die andere hinten, dazwischen nix, alle denken: „Wann pfeift er denn?“, und Du meinst, sie haben das Hoffenheim-Spiel schon wieder komplett vergessen. Hinterher sagen sie dann, sie wollten noch in der regulären Spielzeit gewinnen. Nun, wenn sie noch nicht mal den Spielmodus im Pokal kennen, dann verlieren sie eben zurecht.
Und trotzdem: Ich bin nicht der Trainer, ich bin Fan. Ich muß mich nicht fragen, wer warum das Tor nicht trifft, wer ab Mitte der zweiten Halbzeit wo welche Löcher nicht mehr stopft und ob sie defensiv gegen Spielende alle malle werden. Ich möchte spannend unterhalten werden. Und da sagt der Inselaffe treffend: You cannot have the cake and eat it. Wenn Du vorher weißt, wie es ausgeht, ist es kein Fußball, und ich habe lieber ein ausgeglichenes Spiel mit unsicherem Ausgang, als ein langweiliges 3:0. Hopp oder topp, ohne Sicherheitsnetz, das ist so ganz anders als im normalen Alltag und daher besonders schön – wenn es um so unwichtige Dinge wie Fußball geht, versteht sich.
Deshalb liebe ich den Pokal, und deshalb werde ich jedes Jahr ganz elegisch, wenn ich nach obligatorischen Zweitrundenniederlagen nachts auf der Autobahn nach Hause fahre. Ich fahre dann langsam, gegen meiner sonstigen Gewohnheit, und höre abgedrehten DJs im Radio zu, wie sie mir erklären, wer vor 40 Jahren bei Creedence Clearwater Revival die dritte Trommel von links gespielt und nun sein fünftes Comeback-Album herausgebracht hat. Dann höre ich Musik, die ich sonst im Jahr nie höre (und ich frage mich, warum eigentlich nicht), und philosophiere über das Leben. Nie ist man so mit sich allein wie nach Pokalniederlagen nachts auf der Autobahn, und dann liebe ich den Pokal nur um so mehr.
Da ich weiß, daß es meistens so kommt, nehme ich mir zusätzlich noch ein paar CDs mit, die ich sonst auch nie höre. Diese Woche war Anne Clark dran, und als es dunkel war, sang sie:
Night descending
In phosphorous little drops
Into my eyes
Sharper than the moment
My stomach tightens
As in accelerating cars
Or at the certainty of sex
And doesn’t pass
This is where the day has led me
This is as far as I have come
Ich habe dann das Gefühl, daß solche Lieder nur geschrieben wurden, damit ich sie hier und jetzt höre, und ich höre auf Texte, auf die ich sonst nie achte:
Now that all is stilled and silenced
That the rushing roaring daylight
Has lost itself –
Its hysteria
In the all-amassing light –
I too gently lose myself
Beyond the open window
Where a journey unfolds
Into the city of rain.
Und dann freue ich mich bereits auf das nächste Jahr, wenn wieder Pokal ist, und ich lasse einfach auf mich zukommen, was passiert. Wunderbar!
Heute mit elegischem Gruß,
Dein Joachim
Lieber Martin,
Maik sagte mir, daß Du gut aus der Kur zurückgekehrt seist und mir diese Woche einen Brief schreiben wollest. Nun sitze ich hier und warte, doch Du schreibst nicht. Ist Dir der Pokal auf den Magen geschlagen? Welch kurioser Zufall, daß unsere beiden VfLs jeweils erleben mußten, was in der Nachspielzeit noch passieren kann. Immerhin hat ein VfL noch den Kopf aus der Schlinge gezogen, was für beide zusammengenommen exakt dem mathematischen Erwartungswert entspricht, auch wenn unser gefühlter Fan-Erwartungswert ein anderer war (nämlich glatt null).
Eine glatte null gebe ich als Note auch dem Verfasser meines ansonsten so geliebten ARD-Videotexts. Bei Borussia sah er eine „desolate Leistung“, und auch der HSV habe sich „bis auf die Knochen blamiert“. Ich fürchte, es wäre eine wissenschaftliche Sensation, wenn man die Hirnströme dieser Person messen lassen würde. Im Pokal bei einem Zweitliga-Absteiger zu verlieren ist peinlich, aber nicht der Untergang der Welt und durchaus nicht unüblich. Borussia sah ich zudem keineswegs desolat. Im Gegenteil, ich bin mit großer Vorfreude zum Spiel gereist und habe mich im Stadion 90 Minuten lang wunderbar amüsiert. Ich habe aber auch vorab nicht erwartet, daß wir die Duisburger einfach mal so weghauen, dafür bin ich zu lange dabei. Ich erwartete einen Pokalfight, und den bekam ich – und das war ganz wunderbar und spannend. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr Beobachter selbst auf der Pressetribüne standen kurz vor dem Herzinfarkt, und mancher konnte zwischendurch gar nicht mehr hinschauen. Kurzum: Eine wunderbare Pokalnacht. Bis auf die letzte Minute.
Was mich seitdem am meisten stört, Martin, alter Leidensgenosse, ist die ebenso verbreitete wie schwachsinnige Angewohnheit, das Spiel vom Ergebnis her zu analysieren. Hätten wir 1:0 gewonnen, wäre überall von einem wenig glanzvollen, doch verdienten Sieg die Rede. So aber ist alles nur schlecht. Ich will das gar nicht weiter kommentieren, denn das bringt nichts, ich meine hier nur: Schmeißt einfach mal Teile des Publikums raus. Ich möchte sie an dieser Stelle als „Bochumer“ bezeichnen, denn Dir wird nicht entgangen sein, daß die Bochumer Fans jüngst den Mann abgesägt haben, der ihren mausgrauen Verein jahrelang in der ersten Liga gehalten hat und dem sie daher jeden Morgen kollektiv die Zehen küssen müßten. Stattdessen ekeln sie ihn raus. Bochumer Fans braucht kein Mensch, und deshalb sage ich nach unserer Pokalniederlage: Wer sich bei uns wie ein Bochumer verhalten will, der soll nach Bochum gehen. Und tschüß.
Versteh mich nicht falsch, natürlich hat mich der Duisburger Siegtreffer geärgert. Sehr sogar. Die Duisburger wechseln präzise zur 90. Minute aus, daran siehst Du, daß sie gar kein Tor mehr schießen wollten. Dann laufen sofort schon die letzten Sekunden der einzigen Nachspielminute, und Du denkst Dir, da muß nur noch einer den Fuß hinhalten und den Ball weghauen, von mir aus auch mit dem Gegenspieler dazu, doch die stehen alle nur rum, die eine Hälfte vorne, die andere hinten, dazwischen nix, alle denken: „Wann pfeift er denn?“, und Du meinst, sie haben das Hoffenheim-Spiel schon wieder komplett vergessen. Hinterher sagen sie dann, sie wollten noch in der regulären Spielzeit gewinnen. Nun, wenn sie noch nicht mal den Spielmodus im Pokal kennen, dann verlieren sie eben zurecht.
Und trotzdem: Ich bin nicht der Trainer, ich bin Fan. Ich muß mich nicht fragen, wer warum das Tor nicht trifft, wer ab Mitte der zweiten Halbzeit wo welche Löcher nicht mehr stopft und ob sie defensiv gegen Spielende alle malle werden. Ich möchte spannend unterhalten werden. Und da sagt der Inselaffe treffend: You cannot have the cake and eat it. Wenn Du vorher weißt, wie es ausgeht, ist es kein Fußball, und ich habe lieber ein ausgeglichenes Spiel mit unsicherem Ausgang, als ein langweiliges 3:0. Hopp oder topp, ohne Sicherheitsnetz, das ist so ganz anders als im normalen Alltag und daher besonders schön – wenn es um so unwichtige Dinge wie Fußball geht, versteht sich.
Deshalb liebe ich den Pokal, und deshalb werde ich jedes Jahr ganz elegisch, wenn ich nach obligatorischen Zweitrundenniederlagen nachts auf der Autobahn nach Hause fahre. Ich fahre dann langsam, gegen meiner sonstigen Gewohnheit, und höre abgedrehten DJs im Radio zu, wie sie mir erklären, wer vor 40 Jahren bei Creedence Clearwater Revival die dritte Trommel von links gespielt und nun sein fünftes Comeback-Album herausgebracht hat. Dann höre ich Musik, die ich sonst im Jahr nie höre (und ich frage mich, warum eigentlich nicht), und philosophiere über das Leben. Nie ist man so mit sich allein wie nach Pokalniederlagen nachts auf der Autobahn, und dann liebe ich den Pokal nur um so mehr.
Da ich weiß, daß es meistens so kommt, nehme ich mir zusätzlich noch ein paar CDs mit, die ich sonst auch nie höre. Diese Woche war Anne Clark dran, und als es dunkel war, sang sie:
Night descending
In phosphorous little drops
Into my eyes
Sharper than the moment
My stomach tightens
As in accelerating cars
Or at the certainty of sex
And doesn’t pass
This is where the day has led me
This is as far as I have come
Ich habe dann das Gefühl, daß solche Lieder nur geschrieben wurden, damit ich sie hier und jetzt höre, und ich höre auf Texte, auf die ich sonst nie achte:
Now that all is stilled and silenced
That the rushing roaring daylight
Has lost itself –
Its hysteria
In the all-amassing light –
I too gently lose myself
Beyond the open window
Where a journey unfolds
Into the city of rain.
Und dann freue ich mich bereits auf das nächste Jahr, wenn wieder Pokal ist, und ich lasse einfach auf mich zukommen, was passiert. Wunderbar!
Heute mit elegischem Gruß,
Dein Joachim
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Mittwoch, 23. September 2009
pokalhelden
Seit heute Abend sollte auch dem letzten einleuchten, warum in unserer VftabelLe (rechts auf dieser Seite), dem einzigen zurechnungsfähigen Leistungsvergleich im deutschen Spitzensport, mit dem VfL Gummersbach auch ein Handballverein gelistet ist. Sei es, wie es sei: Nach dem 2:2 von Dennis, äh, Piotr Trochowski war es um den VfL eine Viertelstunde lang geschehen. Guy Demel erzielte gar noch das 2:3.
Man durfte sich also, übrigens völlig zurecht, damit trösten, dass das unwichtigste Spiel des Jahres nun eben verloren geht, auch wenn es doch fast schon gewonnen schien. (Diese Niederlage wäre übrigens nicht tragisch gewesen, aber um den korrekten Gebrauch des Wortes 'tragisch' kümmern wir uns erst bald einmal.) Nachdem die drei Wunschgegner für die dritte Runde gestern Abend ohnehin schon ausgeschieden waren und weder der andere VfL noch Cottbus noch Bielefeld länger mitspielen dürfen, war das Weiterkommen ehrlicherweise ja auch reichlich unattraktiv geworden. Zum dritten Mal Bayern in acht Jahren? Och, nö.
Dann das Unglaubliche in Minute 116: Henning Grieneisen trifft wahrhaftig noch zum 3:3-Ausgleich. Anschließend im Elfmeterschießen macht erst Dennis Schmidt, was die meisten wohl nicht gemacht hätten: er schießt. Und Tino Berbig macht, was er das Spiel über schon sehr sicher gemacht hat: er hält. Der Rest ist Jubel.
(Mitleid an dieser Stelle mit den armen Seelen von Agenturjournalisten. Wir wissen ja, dass ihr Spielbericht bereits lange vor dem Schlusspfiff versandfertig ist und nur noch die letzten Details, gelbe Karten und Auswechslungen ergänzt werden, damit die anderen kritischen Journalisten diese Blitz-Berichte möglichst schnell übernehmen können. Das war ein bedauerlich arbeitsamer Abend heute. Bis zur 76. Minute galt Version 1: HSV sehr, sehr mau. Bis zur 92. galt Version 2: HSV sehr mau. Bis zur 99. Minute galt Version 3: HSV sehr mau, aber glücklich. Bis zur 115. Minute galt Version 4: HSV abgebrüht. Ab der 116. Minute werden die Kollegen dann doch bis zum endgültigen Ende abgewartet haben.)
Dass der VfL über weite Strecken auch spielerisch überzeugte, dass Karsten Baumann gegen den Bundesligaspitzenreiter mit zwei Stürmern beginnen ließ und Osnabrück entsprechend wenig Anstalten machte, sich stupide hinten rein zu stellen, dass man angesichts des Potenzials dieser Mannschaft hoffnungsvoll sein darf, was die noch lange, lange Saison angeht: All das stimmt, und mehr braucht es dazu dann ja auch nicht zu sagen.
Schade an diesem wunderbaren Sieg ist einzig, dass das Ross, von dem der HSV nun arg früh gefallen ist, leider nicht so hoch war wie sonst schon einmal. Schließlich hat Hamburg binnen sieben Tagen lediglich gegen zwei europäische Topklubs verloren. Und womöglich werden die beiden frühen Niederlagen weniger schmerzhaft für die Rothosen sein, als wären sie erst im letzten Moment, kurz vor dem Titel gescheitert; das wäre doch schade. Also gilt es nun, den Hamburgern kräftig die Daumen zu drücken für eine tolle Bundesliga-Saison und eine richtig breite Brust, so dass ihnen am Ende, vielleicht mit unglücklichen Niederlagen gegen die VfLs aus Bochum und Nürnberg, wieder eine Menge Puste ausgehen kann. Hat doch zuletzt auch immer geklappt.
Hurra, VfL. Das ist ein unvergesslicher Abend. Selbst, wenn er keine drei Punkte bringt.
Man durfte sich also, übrigens völlig zurecht, damit trösten, dass das unwichtigste Spiel des Jahres nun eben verloren geht, auch wenn es doch fast schon gewonnen schien. (Diese Niederlage wäre übrigens nicht tragisch gewesen, aber um den korrekten Gebrauch des Wortes 'tragisch' kümmern wir uns erst bald einmal.) Nachdem die drei Wunschgegner für die dritte Runde gestern Abend ohnehin schon ausgeschieden waren und weder der andere VfL noch Cottbus noch Bielefeld länger mitspielen dürfen, war das Weiterkommen ehrlicherweise ja auch reichlich unattraktiv geworden. Zum dritten Mal Bayern in acht Jahren? Och, nö.
Dann das Unglaubliche in Minute 116: Henning Grieneisen trifft wahrhaftig noch zum 3:3-Ausgleich. Anschließend im Elfmeterschießen macht erst Dennis Schmidt, was die meisten wohl nicht gemacht hätten: er schießt. Und Tino Berbig macht, was er das Spiel über schon sehr sicher gemacht hat: er hält. Der Rest ist Jubel.
(Mitleid an dieser Stelle mit den armen Seelen von Agenturjournalisten. Wir wissen ja, dass ihr Spielbericht bereits lange vor dem Schlusspfiff versandfertig ist und nur noch die letzten Details, gelbe Karten und Auswechslungen ergänzt werden, damit die anderen kritischen Journalisten diese Blitz-Berichte möglichst schnell übernehmen können. Das war ein bedauerlich arbeitsamer Abend heute. Bis zur 76. Minute galt Version 1: HSV sehr, sehr mau. Bis zur 92. galt Version 2: HSV sehr mau. Bis zur 99. Minute galt Version 3: HSV sehr mau, aber glücklich. Bis zur 115. Minute galt Version 4: HSV abgebrüht. Ab der 116. Minute werden die Kollegen dann doch bis zum endgültigen Ende abgewartet haben.)
Dass der VfL über weite Strecken auch spielerisch überzeugte, dass Karsten Baumann gegen den Bundesligaspitzenreiter mit zwei Stürmern beginnen ließ und Osnabrück entsprechend wenig Anstalten machte, sich stupide hinten rein zu stellen, dass man angesichts des Potenzials dieser Mannschaft hoffnungsvoll sein darf, was die noch lange, lange Saison angeht: All das stimmt, und mehr braucht es dazu dann ja auch nicht zu sagen.
Schade an diesem wunderbaren Sieg ist einzig, dass das Ross, von dem der HSV nun arg früh gefallen ist, leider nicht so hoch war wie sonst schon einmal. Schließlich hat Hamburg binnen sieben Tagen lediglich gegen zwei europäische Topklubs verloren. Und womöglich werden die beiden frühen Niederlagen weniger schmerzhaft für die Rothosen sein, als wären sie erst im letzten Moment, kurz vor dem Titel gescheitert; das wäre doch schade. Also gilt es nun, den Hamburgern kräftig die Daumen zu drücken für eine tolle Bundesliga-Saison und eine richtig breite Brust, so dass ihnen am Ende, vielleicht mit unglücklichen Niederlagen gegen die VfLs aus Bochum und Nürnberg, wieder eine Menge Puste ausgehen kann. Hat doch zuletzt auch immer geklappt.
Hurra, VfL. Das ist ein unvergesslicher Abend. Selbst, wenn er keine drei Punkte bringt.
Dienstag, 22. September 2009
Montag, 21. September 2009
superhoffenheim
Martin ist aus dem "Urlaub" zurück. Er hat sich heute wieder gesund gemeldet und meinen Anrufbeantworter besungen! Er schmetterte aus voller Kehle:
Hoffe, Hoffe! Wir sind Hoffe!
1899 Hoffenheim.
Wir kämpfen, siegen, geben niemals auf,
super Hoffe TSG!
Hoffe, Hoffe! Wir sind Hoffe!
In den Farben Blau und Weiß
1899 Superhoffenheim
Nur damit es jeder weiß!
Das will so viel sagen: Mit der Niederlage gegen Hoffenheim - für Borussia standesgemäß nach 2:0-Führung - ist wieder alles im Lot. Der verstörend erfolgreiche Saisonauftakt ist auf Normalmaß zurecht gestutzt, und man muss sich nicht mehr fragen, wohin das alles noch führen wird. Also, was die Richtung "oben" angeht. Gladbach ist wieder Galdbach, und Martin kann sicher sein, dass die Welt gewiss nicht verrückt spielt. Im Gegenteil: Willkommen zurück in der wunderbaren Realität!
Hoffe, Hoffe! Wir sind Hoffe!
1899 Hoffenheim.
Wir kämpfen, siegen, geben niemals auf,
super Hoffe TSG!
Hoffe, Hoffe! Wir sind Hoffe!
In den Farben Blau und Weiß
1899 Superhoffenheim
Nur damit es jeder weiß!
Das will so viel sagen: Mit der Niederlage gegen Hoffenheim - für Borussia standesgemäß nach 2:0-Führung - ist wieder alles im Lot. Der verstörend erfolgreiche Saisonauftakt ist auf Normalmaß zurecht gestutzt, und man muss sich nicht mehr fragen, wohin das alles noch führen wird. Also, was die Richtung "oben" angeht. Gladbach ist wieder Galdbach, und Martin kann sicher sein, dass die Welt gewiss nicht verrückt spielt. Im Gegenteil: Willkommen zurück in der wunderbaren Realität!
Sonntag, 20. September 2009
schockschwerenot
Am frühen Sonntagmorgen augenblicklich ernüchtert. Schock. Emmerling in Ahlen gefeuert! Baumann Nachfolger!? Oder gar Frontzeck?!
Nein. Durchatmen. Nur phänotypische Ähnlichkeit.
Nein. Durchatmen. Nur phänotypische Ähnlichkeit.
Samstag, 19. September 2009
stagnieren ohne krise
Der VfL verliert das Heimspiel gegen VfB Stuttgart II verdient mit 0:1. Wenn es noch eines Beweises bedurfte, in welchem Jammertal Osnabrück seit dem Abstieg angekommen ist: Hier ist er. Applaus von den Rängen bekamen die enttäuschenden Kicker trotzdem.
Für eine krisenfeste, selbstgewisse Identität, das wissen Forscher, ist Verlässlichkeit besonders wichtig, ebenso wie das Erinnern einmal erprobter Verhaltensweisen. Nun gilt also: Auch mit völlig neu zusammen gewürfeltem Team, mit neuem Trainer und in der dritten Liga bleibt der VfL eben der VfL: eine Wundertüte. Wie beim Fädenziehen auf dem Jahrmarkt muss man sich immer auf alles gefasst machen. Heute hing an den Fäden nur Nippes, den Hauptgewinn haben einige Jugendliche aus Stuttgart, die auf Klassenfahrt in der Stadt waren, eingesackt. Im Vorbeigehen, ohne dass sich groß einer daran gestört hätte.
Gerade noch hatte Trainer Karsten Baumann in einem Zeitungsinterview gesagt, er sei nun nach einigen Startschwierigkeiten zufrieden mit dem Saisonstart, weil die Mannschaft auf dem Sprung in die Spitzengruppe ist. Die Mannschaft schien auch recht zufrieden mit sich und setzte zu diesem Sprung mit ein bisschen sommerlichem und lässig selbstgewissen Gekicke an: eine Selbstverständlichkeit sollte das sein gegen die Zwote von Stuttgart.
Es sah auch alles nicht ganz schlecht aus, es war nicht alles hoffnungslos. In der ersten Hälfte hatten Barletta und Heidrich zwei halbe Chancen, in der zweiten Halbzeit Nickenig und Schmidt. Aber die unbedingte Überzeugung und der letzte Wille fehlten. So brachte der VfL über 90 Minuten nicht eine einzige zwingende Offensivaktion mit gefährlichem Torabschluss zuwege, und das ist selbst für Stuttgart zu wenig, das mit flinkem Kurzpassspiel zwar ganz ansehnlich, aber auch nicht sonderlich gefährlich spielte.
Bis Matthias Schwarz kurz nach der Halbzeit eine Menge Platz nutzte, die man ihm vor dem Strafraum gewährte, und den Ball sehenswert aus 18 Metern in den linken Winkel schoss - nicht das erste Gegentor, das sich der VfL auf genau diese Weise fängt.
Der Trainer stellte dann auf Dreierkette um. Krük, Barletta und Nickenig verteidigten, davor Hansen und Heidrich, im Mittelfeld Grieneisen, Lindemann und Siegert, vorn Reichenberger und Bencik; schließlich ersetzte Schmidt noch Hansen. Eine offensivere Mannschaft dürfte für Osnabrück in den vergangenen Jahren nicht auf dem Platz gestanden haben, doch ändern konnte auch sie nichts mehr.
Osnabrück hatte wesentlich mehr Spielanteile als der Gegner, blieb aber vor dem Tor erschreckend harmlos. Und was verstören darf: Alle Angriffe, die für wenigstens etwas Gefahr sorgten, liefen über Björn Lindemann.
Am kommenden Mittwoch spielt Osnabrück im DFB-Pokal gegen den HSV. Jetzt endlich dürfen sich die Kicker auf dieses Spitzenspiel konzentrieren, nachdem das eigentliche Spitzenspiel verloren ist. Jetzt dürfen sie einem vollends egalen Saisonhöhepunkt entgegenfiebern.
Für eine krisenfeste, selbstgewisse Identität, das wissen Forscher, ist Verlässlichkeit besonders wichtig, ebenso wie das Erinnern einmal erprobter Verhaltensweisen. Nun gilt also: Auch mit völlig neu zusammen gewürfeltem Team, mit neuem Trainer und in der dritten Liga bleibt der VfL eben der VfL: eine Wundertüte. Wie beim Fädenziehen auf dem Jahrmarkt muss man sich immer auf alles gefasst machen. Heute hing an den Fäden nur Nippes, den Hauptgewinn haben einige Jugendliche aus Stuttgart, die auf Klassenfahrt in der Stadt waren, eingesackt. Im Vorbeigehen, ohne dass sich groß einer daran gestört hätte.
Gerade noch hatte Trainer Karsten Baumann in einem Zeitungsinterview gesagt, er sei nun nach einigen Startschwierigkeiten zufrieden mit dem Saisonstart, weil die Mannschaft auf dem Sprung in die Spitzengruppe ist. Die Mannschaft schien auch recht zufrieden mit sich und setzte zu diesem Sprung mit ein bisschen sommerlichem und lässig selbstgewissen Gekicke an: eine Selbstverständlichkeit sollte das sein gegen die Zwote von Stuttgart.
Es sah auch alles nicht ganz schlecht aus, es war nicht alles hoffnungslos. In der ersten Hälfte hatten Barletta und Heidrich zwei halbe Chancen, in der zweiten Halbzeit Nickenig und Schmidt. Aber die unbedingte Überzeugung und der letzte Wille fehlten. So brachte der VfL über 90 Minuten nicht eine einzige zwingende Offensivaktion mit gefährlichem Torabschluss zuwege, und das ist selbst für Stuttgart zu wenig, das mit flinkem Kurzpassspiel zwar ganz ansehnlich, aber auch nicht sonderlich gefährlich spielte.
Bis Matthias Schwarz kurz nach der Halbzeit eine Menge Platz nutzte, die man ihm vor dem Strafraum gewährte, und den Ball sehenswert aus 18 Metern in den linken Winkel schoss - nicht das erste Gegentor, das sich der VfL auf genau diese Weise fängt.
Der Trainer stellte dann auf Dreierkette um. Krük, Barletta und Nickenig verteidigten, davor Hansen und Heidrich, im Mittelfeld Grieneisen, Lindemann und Siegert, vorn Reichenberger und Bencik; schließlich ersetzte Schmidt noch Hansen. Eine offensivere Mannschaft dürfte für Osnabrück in den vergangenen Jahren nicht auf dem Platz gestanden haben, doch ändern konnte auch sie nichts mehr.
Osnabrück hatte wesentlich mehr Spielanteile als der Gegner, blieb aber vor dem Tor erschreckend harmlos. Und was verstören darf: Alle Angriffe, die für wenigstens etwas Gefahr sorgten, liefen über Björn Lindemann.
Am kommenden Mittwoch spielt Osnabrück im DFB-Pokal gegen den HSV. Jetzt endlich dürfen sich die Kicker auf dieses Spitzenspiel konzentrieren, nachdem das eigentliche Spitzenspiel verloren ist. Jetzt dürfen sie einem vollends egalen Saisonhöhepunkt entgegenfiebern.
Freitag, 18. September 2009
ossi-witz
Fragt ein VfL-Fan den Cottbus-Trainer: "Und?" Sagt der Cottbus-Trainer: "Scheiße! 1:5 gegen Paderborn!" Sagt der VfL-Fan: "Na, besser ein Mal 1:5 als zwei Mal 0:1."
Donnerstag, 17. September 2009
seitenwechsel #91
Auf und nieder, immer wieder. Was für schlechte B-Pornos und bei uns im Swingerclub gilt, ist auch für die VfLs Anspruch und Auftrag zugleich. Ob sie gut dabei waren oder schlecht, das besprechen wir Woche für Woche mit den lieben Kollegen von Seitenwahl. Schon mehr als zwei Jahre währt unsere lauschige Brieffreundschaft namens "Seitenwechsel".
Heute: Folge 91. Joachim hat Zahnschmerzen und sich deshalb in eine Gruft eingegraben. Vorher schrieb er uns besorgniserregende Zeilen. Maik referiert bei Seitenwahl über Krankheit, Kummer und Kötz, äh: Götz.
Lieber Maik (oder schreibe ich diese Woche wieder an Martin?),
manchmal sitze ich vor einem weißen Blatt Papier (sprich: Bildschirm), und mir fällt nichts ein. Nein, das ist nicht richtig: Mir fällt viel ein, aber ich darf es nicht schreiben, sonst bekomme ich Beleidigungsklagen zuhauf. Dann bin ich kurz davor, den PC auszuschalten, doch in der obersten Schublade des Schreibtischs lugt eine Ecke eines Geschriebs raus. Es ist der Knebelvertrag mit dem VfLog, den ich neulich nach Genuß einer Flasche Advocaat voreilig und geistig umnachtet unterzeichnet habe. Und da steht drin: Bis Sommer 2010 jede Woche einen Brief schreiben.
Tatsächlich habe ich diese Woche bereits einen Brief geschrieben, im Büro. Ja, ich schreibe tatsächlich noch Briefe (wirklich, liebe Postler, ICH bin es, Euer Kunde). Leider zählt das hier aber nicht. So greife ich wieder auf alte Strategien aus meiner Studentenzeit zurück. Ich tippe einfach das erstbeste Wort, das mir in den Sinn kommt.
*trommelmitdemfingeraufdenschreibtisch*
*kratzamohr*
*öhmmm*
„Nürnberg“.
Ja, Maik, Nürnberg. Es ist inzwischen Mittwoch, und ich bin immer noch verärgert. Zwei Wochen lang – wir hatten fußballfreie Zeit, Du erinnerst Dich, und sind derweil Europameisterinnen gewonnen und haben den A-Jan geschlagen – habe ich mich auf das Nürnberg-Spiel gefreut, hundertmal täglich von Punkten geträumt, Flugpläne nach Tromsö und Guimaraes studiert, und dann dies: Unnötig verloren. Das ärgert mich am meisten. Verlierst Du unbedarft 3:0, dann kramst Du einfach den alten Lieblingssatz aus dem Müll („Wir sind noch nicht so weit.“) und fertig. So aber bin ich selbst fertig, und zwar gründlich.
„Matmour“, fällt mir an dieser Stelle als nächstes Wort ein. Das ist ungerecht, ich weiß, aber er ist gerade Lieblingsobjekt meines Zorns. Arango war müde, na gut, Bobadilla muß sich noch eingewöhnen, fein, Marx und Engels spielen sowieso besser als jemals erwartet und sind somit derzeit immun, okay, aber Matmour sollte inzwischen wissen, was Augen sind und wofür man sie hat. Daß man zum Beispiel den Nebenmann sieht. Statt dessen dribbelt und dribbelt er, während man mit hochrotem Kopf brüllt „Spiel doch ab!“, doch nein, Ohren zum Hören hat er auch nicht. Chancen haben wir doch erst gekriegt, als Reus und die invaliden Sturm-Opas im Spiel waren, die halten nichts von Handballtaktik um den Strafraum herum, sondern wissen, wo das Tor steht.
Apropos Zorn: Habe ich Dir schon erzählt, daß ich mir die Eckzähne angespitzt habe, um noch gefährlicher auszusehen? Zwei meiner Lieblinge stehen vor der Tür (nein, leider nicht wirklich, nur bildlich gesprochen), nämlich der große Boss der Betriebssportgemeinschaft Traktor Sinsheim und Peter der Große, der beste Fußball-Lehrer diesseits des Andromeda-Nebels. Machen wir eine Deal: Ich verzeihe allen alles, wenn wir Hoffenheim und Duisburg putzen. Selbst dem Matmour, und das zeugt jetzt wirklich von meiner moralisch-ethischen Größe, denn nach dem letzten Samstag verzeihe ich ihm eigentlich gar nix mehr (aber so sind Fußballfans halt: edel in Einfalt).
Ich möchte besinnlich schließen, lieber Maik-Martin. Ich las heute morgen, daß sie in Südafrika einen Test gemacht haben, um herauszufinden, was schneller Daten transportiert: eine Brieftaube oder eine Internetverbindung des Marktführers. Wenn ich die Fakten recht in Erinnerung habe, ging es um eine Datenmenge, die auf einen USB-Stick paßt, und diese Daten mußten 80 Kilometer überbrücken. Die Brieftaube flog diese Strecke (mit USB-Stick um den Hals) in zwei Stunden. Als sie ankam, waren gerade mal 4 % der Daten elektronisch übermittelt, und der Computer am Zielort lud noch munter weiter.
Ich diskutiere hier weniger, was das für die Weltmeisterschaft nächstes Jahr bedeutet (ist eh klar: sattelt die Pferde, wenn Ihr den Ort wechseln wollt). Nein, mich erinnerte das an Hoffenheim und Mönchengladbach, denn altehrwürdige Qualität setzt sich eben doch gegen modischen Schnickschnack durch. Und so träume ich davon, daß Washington, Jefferson und Nixon (oder wie die brasilianischen Stürmer von Hoffenheim auch heißen mögen) noch munter am Laden sind, während Neuville und Friend bereits alles ins Ziel geballert haben. Getreu dem Motto: Wir sind erst tot, wenn Ihr uns begraben habt, und vielleicht selbst dann noch nicht.
Es grüßt von Gruft zu Gruft
Dein Joachim
Heute: Folge 91. Joachim hat Zahnschmerzen und sich deshalb in eine Gruft eingegraben. Vorher schrieb er uns besorgniserregende Zeilen. Maik referiert bei Seitenwahl über Krankheit, Kummer und Kötz, äh: Götz.
Lieber Maik (oder schreibe ich diese Woche wieder an Martin?),
manchmal sitze ich vor einem weißen Blatt Papier (sprich: Bildschirm), und mir fällt nichts ein. Nein, das ist nicht richtig: Mir fällt viel ein, aber ich darf es nicht schreiben, sonst bekomme ich Beleidigungsklagen zuhauf. Dann bin ich kurz davor, den PC auszuschalten, doch in der obersten Schublade des Schreibtischs lugt eine Ecke eines Geschriebs raus. Es ist der Knebelvertrag mit dem VfLog, den ich neulich nach Genuß einer Flasche Advocaat voreilig und geistig umnachtet unterzeichnet habe. Und da steht drin: Bis Sommer 2010 jede Woche einen Brief schreiben.
Tatsächlich habe ich diese Woche bereits einen Brief geschrieben, im Büro. Ja, ich schreibe tatsächlich noch Briefe (wirklich, liebe Postler, ICH bin es, Euer Kunde). Leider zählt das hier aber nicht. So greife ich wieder auf alte Strategien aus meiner Studentenzeit zurück. Ich tippe einfach das erstbeste Wort, das mir in den Sinn kommt.
*trommelmitdemfingeraufdenschreibtisch*
*kratzamohr*
*öhmmm*
„Nürnberg“.
Ja, Maik, Nürnberg. Es ist inzwischen Mittwoch, und ich bin immer noch verärgert. Zwei Wochen lang – wir hatten fußballfreie Zeit, Du erinnerst Dich, und sind derweil Europameisterinnen gewonnen und haben den A-Jan geschlagen – habe ich mich auf das Nürnberg-Spiel gefreut, hundertmal täglich von Punkten geträumt, Flugpläne nach Tromsö und Guimaraes studiert, und dann dies: Unnötig verloren. Das ärgert mich am meisten. Verlierst Du unbedarft 3:0, dann kramst Du einfach den alten Lieblingssatz aus dem Müll („Wir sind noch nicht so weit.“) und fertig. So aber bin ich selbst fertig, und zwar gründlich.
„Matmour“, fällt mir an dieser Stelle als nächstes Wort ein. Das ist ungerecht, ich weiß, aber er ist gerade Lieblingsobjekt meines Zorns. Arango war müde, na gut, Bobadilla muß sich noch eingewöhnen, fein, Marx und Engels spielen sowieso besser als jemals erwartet und sind somit derzeit immun, okay, aber Matmour sollte inzwischen wissen, was Augen sind und wofür man sie hat. Daß man zum Beispiel den Nebenmann sieht. Statt dessen dribbelt und dribbelt er, während man mit hochrotem Kopf brüllt „Spiel doch ab!“, doch nein, Ohren zum Hören hat er auch nicht. Chancen haben wir doch erst gekriegt, als Reus und die invaliden Sturm-Opas im Spiel waren, die halten nichts von Handballtaktik um den Strafraum herum, sondern wissen, wo das Tor steht.
Apropos Zorn: Habe ich Dir schon erzählt, daß ich mir die Eckzähne angespitzt habe, um noch gefährlicher auszusehen? Zwei meiner Lieblinge stehen vor der Tür (nein, leider nicht wirklich, nur bildlich gesprochen), nämlich der große Boss der Betriebssportgemeinschaft Traktor Sinsheim und Peter der Große, der beste Fußball-Lehrer diesseits des Andromeda-Nebels. Machen wir eine Deal: Ich verzeihe allen alles, wenn wir Hoffenheim und Duisburg putzen. Selbst dem Matmour, und das zeugt jetzt wirklich von meiner moralisch-ethischen Größe, denn nach dem letzten Samstag verzeihe ich ihm eigentlich gar nix mehr (aber so sind Fußballfans halt: edel in Einfalt).
Ich möchte besinnlich schließen, lieber Maik-Martin. Ich las heute morgen, daß sie in Südafrika einen Test gemacht haben, um herauszufinden, was schneller Daten transportiert: eine Brieftaube oder eine Internetverbindung des Marktführers. Wenn ich die Fakten recht in Erinnerung habe, ging es um eine Datenmenge, die auf einen USB-Stick paßt, und diese Daten mußten 80 Kilometer überbrücken. Die Brieftaube flog diese Strecke (mit USB-Stick um den Hals) in zwei Stunden. Als sie ankam, waren gerade mal 4 % der Daten elektronisch übermittelt, und der Computer am Zielort lud noch munter weiter.
Ich diskutiere hier weniger, was das für die Weltmeisterschaft nächstes Jahr bedeutet (ist eh klar: sattelt die Pferde, wenn Ihr den Ort wechseln wollt). Nein, mich erinnerte das an Hoffenheim und Mönchengladbach, denn altehrwürdige Qualität setzt sich eben doch gegen modischen Schnickschnack durch. Und so träume ich davon, daß Washington, Jefferson und Nixon (oder wie die brasilianischen Stürmer von Hoffenheim auch heißen mögen) noch munter am Laden sind, während Neuville und Friend bereits alles ins Ziel geballert haben. Getreu dem Motto: Wir sind erst tot, wenn Ihr uns begraben habt, und vielleicht selbst dann noch nicht.
Es grüßt von Gruft zu Gruft
Dein Joachim
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Mittwoch, 16. September 2009
goodbye, falko
"Wohlstand entscheidet sich nicht allein über das Finanzvermögen. Aber auch!" Sagt Anja Kohl heute Abend, unsere aparte ARD-Börsen-Queen. Natürlich hat sie recht, die Gute, erst recht, wenn wir als Finanzvermögen auch visionäre Investitionen zählen, die auf Heller und Pfennig in ihrem Wert bemessen und im Zweifel ausgezahlt werden können.
Jedoch, dieses "nicht allein" hat heute Abend Holstein Kiel bewogen, seinen Trainer zu beurlauben. Richtig, wir erinnern uns: Den Job machte seit einem Dreivierteljahr Falko Götz, der Mladen Pralija unter den deutschen Trainern. Wieso man seinerzeit in Kiel glaubte, in Götz einen idealen Übungsleiter gefunden zu haben, dürfte heute auch den damals Verantworlichen schleierhaft sein. Dass Götz heute entlassen wurde, beleidigt in erster Linie die Herren Anderson, Hecking und Becker: Wurden sie doch allen Ernstes noch vor Götz für untauglich befunden!
Falko ist weg. Ihm schlug heute die Stunde, die ihm sagte: "Out of the dark! Und zwar ohne dich!" Das ist insgesamt sehr schade, leben doch gerade niederklassige Ligen von überambitionierten Projekten, die schließlich nicht am Geld, sondern am mangelnden Menschenverstand scheitern. Nun muss man mit den Störchen wieder rechnen, schlimmer noch: Nun sind sie wieder sympathisch geworden.
Das einzige, was wir uns noch wünschten: Ein Interview mit den beiden im Dezember geschassten Vorgängern des Messias Götz, mit Peter Vollmann und Peter Zanter. Sie mussten Holstein damals auf Platz 1 ihrem Nachfolger überlassen. Die beiden sehen das ganze heute sicher sehr, sehr professionell und gänzlich ohne Schadenfreude.
Jedoch, dieses "nicht allein" hat heute Abend Holstein Kiel bewogen, seinen Trainer zu beurlauben. Richtig, wir erinnern uns: Den Job machte seit einem Dreivierteljahr Falko Götz, der Mladen Pralija unter den deutschen Trainern. Wieso man seinerzeit in Kiel glaubte, in Götz einen idealen Übungsleiter gefunden zu haben, dürfte heute auch den damals Verantworlichen schleierhaft sein. Dass Götz heute entlassen wurde, beleidigt in erster Linie die Herren Anderson, Hecking und Becker: Wurden sie doch allen Ernstes noch vor Götz für untauglich befunden!
Falko ist weg. Ihm schlug heute die Stunde, die ihm sagte: "Out of the dark! Und zwar ohne dich!" Das ist insgesamt sehr schade, leben doch gerade niederklassige Ligen von überambitionierten Projekten, die schließlich nicht am Geld, sondern am mangelnden Menschenverstand scheitern. Nun muss man mit den Störchen wieder rechnen, schlimmer noch: Nun sind sie wieder sympathisch geworden.
Das einzige, was wir uns noch wünschten: Ein Interview mit den beiden im Dezember geschassten Vorgängern des Messias Götz, mit Peter Vollmann und Peter Zanter. Sie mussten Holstein damals auf Platz 1 ihrem Nachfolger überlassen. Die beiden sehen das ganze heute sicher sehr, sehr professionell und gänzlich ohne Schadenfreude.
Dienstag, 15. September 2009
schwarzbrot mit kaviar
"Spitzengruppe, Spitzengruppe! Hey, hey! Spitzengruppe, Spitzengruppe!" - So, jetzt ist Schluss mit Jubeln, wie vereinbart. In Osnabrück hat das Training wieder begonnen, die Vorbereitung auf das Spiel gegen den kleinen VfB Stuttgart. Hier, zugegeben, fängt die Langeweile an.
Wie bitter es ist, dass der VfL gerade am kommenden Wochenende gegen eine Reservemannschaft eines Bundesligateams ran muss. Gegen jeden anderen Gegner würden zum möglichen Sprung in die Tabellenspitze gut und gern zwei-, vielleicht dreitausend Zuschauer mehr kommen. So aber wird der Gästeblock verwaist bleiben, und auch die Heimränge dürften einige Löcher aufweisen. Schade ist das, die Mannschaft hätte nach den starken Vorstellungen zuletzt mehr verdient.
Proppenvoll wird es dann erst ein paar Tage später gegen den HSV. Dann wird der VfL unter Flutlicht auftrumpfen dürfen und das Stadion sich wieder einmal in ein Hexenkesselchen verwandeln. Verständlicherweise haben diesen Saisonhöhepunkt schon jetzt alle im Kopf, es wird schließlich ein ewartbar letzter Auftritt auf der großen, echten Fußballbühne, nach der man sich in Osnabrück so sehnt und von der man vor nicht einmal vier Monaten so fahrlässig abgetreten war.
So weit, so gefährlich, denn das Heimspiel gegen den kleinen VfB könnte auf lange Sicht wichtiger sein als das Spektakel gegen den großen HSV. In der vergangenen Spielzeit hätte die Mannschaft sowas wohl nicht begriffen, doch vielleicht kann Karsten Baumann ja seinem Team glaubhaft machen: Richtig gute Schauspieler mit Herz und Leidenschaft überzeugen nicht nur am großen Theater, sondern auch bei den Kammerspielen.
Wie bitter es ist, dass der VfL gerade am kommenden Wochenende gegen eine Reservemannschaft eines Bundesligateams ran muss. Gegen jeden anderen Gegner würden zum möglichen Sprung in die Tabellenspitze gut und gern zwei-, vielleicht dreitausend Zuschauer mehr kommen. So aber wird der Gästeblock verwaist bleiben, und auch die Heimränge dürften einige Löcher aufweisen. Schade ist das, die Mannschaft hätte nach den starken Vorstellungen zuletzt mehr verdient.
Proppenvoll wird es dann erst ein paar Tage später gegen den HSV. Dann wird der VfL unter Flutlicht auftrumpfen dürfen und das Stadion sich wieder einmal in ein Hexenkesselchen verwandeln. Verständlicherweise haben diesen Saisonhöhepunkt schon jetzt alle im Kopf, es wird schließlich ein ewartbar letzter Auftritt auf der großen, echten Fußballbühne, nach der man sich in Osnabrück so sehnt und von der man vor nicht einmal vier Monaten so fahrlässig abgetreten war.
So weit, so gefährlich, denn das Heimspiel gegen den kleinen VfB könnte auf lange Sicht wichtiger sein als das Spektakel gegen den großen HSV. In der vergangenen Spielzeit hätte die Mannschaft sowas wohl nicht begriffen, doch vielleicht kann Karsten Baumann ja seinem Team glaubhaft machen: Richtig gute Schauspieler mit Herz und Leidenschaft überzeugen nicht nur am großen Theater, sondern auch bei den Kammerspielen.
Montag, 14. September 2009
sms an borussia #4
Martin ist auf dem Weg der Besserung. Der gute Saisonstart hatte ihn bekanntlich aus der Bahn geworden: Zuletzt hatte er angefangen, auf Kurznachrichten vom Borussia-SMS-Service zu antworten, ohne zu durchschauen, dass die Nachrichten von E-Plus verschickt werden und nicht von Borussia direkt.
Damit seine SMS nicht im Nirvana versanden, veröffentlichen wir sie in unregelmäßigen Abständen auf unserem kleinen Familienblog. Und siehe da: Es geht aufwärts.
Ach, Borussia! Erst meldest du dich nicht, und dann diese lapidare SMS. Ich bin enttäuscht von dir. Von dir hätte ich mehr erwartet. Selbst Frankreich hat 1:1 gespielt.
Damit seine SMS nicht im Nirvana versanden, veröffentlichen wir sie in unregelmäßigen Abständen auf unserem kleinen Familienblog. Und siehe da: Es geht aufwärts.
Ach, Borussia! Erst meldest du dich nicht, und dann diese lapidare SMS. Ich bin enttäuscht von dir. Von dir hätte ich mehr erwartet. Selbst Frankreich hat 1:1 gespielt.
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Sonntag, 13. September 2009
auf der suche nach dem verlorenen punkt
Ups, da ist was passiert. Gladbach hat planlos verloren. Nicht planlos gespielt wohlgemerkt, im Gegenteil, über weite Strecken schön gespielt sogar und durchdacht, nur planlos, was das Plansoll angeht.
Bis gestern hatte die Borussia ja just jene Ergebnisse eingespielt, die ihre klügsten Beobachter von ihr gefordert hatten. Borussia trennte sich von allen Gegnern leistungsgerecht: Unentschieden gegen Bochum, Niederlage gegen Bremen, Siege gegen Berlin und Mainz. Alles wie geplant. Am Ende sollte mit 42 Punkten der 13. Tabellenplatz stehen. Jetzt gerät der sozialistische Gang der Dinge unter Druck. Denn eine Niederlage gegen Nürnberg war nicht eingeplant.
Beim Club hatten sich die Gladbacher Kader ein Unentschieden ausbedungen, doch die Mannschaft von Michael Oenning hat da nicht mitgespielt. Gladbach hat gestern entspechend nicht drei Punkte verloren, sondern nur einen, aber der ist unwiderbringlich flöten gegangen. Was jetzt?
Ihrer Beschwerde beim Ligaausschuss räumen Borussias Offizielle wenig Chancen ein. Und wieder gut machen können die Fohlen die Schlappe erst in drei Wochen im Heimspiel gegen Borussia Dortmund. Für die nächsten beiden Begegnungen gegen Hoffenheim und Freiburg hatten die Saisonstrategen nämlich ohnehin Siege eingeplant. Erst gegen Dortmund, bisher ist ein Unentschieden angeordnet, können die Fohlen wieder Kurs auf das Plansoll nehmen.
Bis gestern hatte die Borussia ja just jene Ergebnisse eingespielt, die ihre klügsten Beobachter von ihr gefordert hatten. Borussia trennte sich von allen Gegnern leistungsgerecht: Unentschieden gegen Bochum, Niederlage gegen Bremen, Siege gegen Berlin und Mainz. Alles wie geplant. Am Ende sollte mit 42 Punkten der 13. Tabellenplatz stehen. Jetzt gerät der sozialistische Gang der Dinge unter Druck. Denn eine Niederlage gegen Nürnberg war nicht eingeplant.
Beim Club hatten sich die Gladbacher Kader ein Unentschieden ausbedungen, doch die Mannschaft von Michael Oenning hat da nicht mitgespielt. Gladbach hat gestern entspechend nicht drei Punkte verloren, sondern nur einen, aber der ist unwiderbringlich flöten gegangen. Was jetzt?
Ihrer Beschwerde beim Ligaausschuss räumen Borussias Offizielle wenig Chancen ein. Und wieder gut machen können die Fohlen die Schlappe erst in drei Wochen im Heimspiel gegen Borussia Dortmund. Für die nächsten beiden Begegnungen gegen Hoffenheim und Freiburg hatten die Saisonstrategen nämlich ohnehin Siege eingeplant. Erst gegen Dortmund, bisher ist ein Unentschieden angeordnet, können die Fohlen wieder Kurs auf das Plansoll nehmen.
Samstag, 12. September 2009
füchse im zoo
Der VfL hat heute ein Auswärtsspiel souverän und spielstark und in der Höhe verdient 4:0 gewonnen. Das ist ausnahmsweise kein Witz, keine Satire. Nicht dass das noch jemand falsch versteht, manchmal schreiben wir ja auch Blödsinn in diesem Blog, das weiß man ja. Doch nein, wirklich: Gewonnen. Auswärts. Vier zu null.
Martin stammt ja aus Wuppertal. Besonders gern fährt der VfL so hohe Auswärtssiege also gegen gute Freunde ein. Das letzte mal gelang Osnabrück das am 26. Mai 2007 gegen: die kleinen Fohlen. Damals war das die Voraussetzung zum Aufstieg!
Aber wer wird denn gleich wieder so weit denken. Heute jubeln wir einfach, ganz sorglos und ohne Scheu. Morgen auch und übermorgen. Bis Dienstag hat der Trainer dafür frei gegeben.
Martin stammt ja aus Wuppertal. Besonders gern fährt der VfL so hohe Auswärtssiege also gegen gute Freunde ein. Das letzte mal gelang Osnabrück das am 26. Mai 2007 gegen: die kleinen Fohlen. Damals war das die Voraussetzung zum Aufstieg!
Aber wer wird denn gleich wieder so weit denken. Heute jubeln wir einfach, ganz sorglos und ohne Scheu. Morgen auch und übermorgen. Bis Dienstag hat der Trainer dafür frei gegeben.
Freitag, 11. September 2009
das war einmal #27: dein wuppertal
Manchmal, zu passenden Anlässen, blicken wir zurück auf die leidvolle Geschichte unseres kleinen Familienblogs. Heute ist so ein Tag, denn Osnabrück spielt am Wochenende in Wuppertal. Martin stammt aus Wuppertal, doch das ist noch nicht einmal das Schlimmste. Der WSV Borussia (seit 2004) ist ein Klub ohne ordentliches Management mit Fans ohne ordentliches Stadion: Dritte Liga eben. Trotzdem muss der VfL gute Mine zum bösen Spiel machen.
Schwelgen wir mit Martin noch einmal in besseren Zeiten und widmen wir uns seinen melancholischen Zeilen. Der Text über das "Lehnchen vom Tippen-Tappen-Tönchen" ist älter als vier Jahren und einer der meistgelesenen in unserem Blog; er stammt aus dem Mai 2005.
Am Samstag spielt der nun alleinig noch aktive VfL aus Niedersachsen gegen den Wuppertaler SV. Das Geständnis vorweg: Ich komme aus Wuppertal. Die meisten Klischees, die nun folgen müßten, wollen wir uns aber sparen. Keine Schwebebahn, kein Tuffi, keine Hinweise die Stadt sei ja sooooo häßlich (wie fast alle Auswärtigen finden) bzw. eigentlich wuuuuunderschööööön (wie die meisten Einheimischen sich in die Tasche lügen), keine Verweise darauf, dass Wuppertal nicht (nicht, nicht, nicht!) im Ruhrgebiet liegt, sondern das Herzstück des Bergischen Landes bildet, keine Humoresken und Anekdoten über den Streit zwischen den Elberfeldern und den Barmern. Nichts dergleichen bitte. Reden wir über Fußball.
Einst war ich Fan des Wuppertaler SV. Damals wohnte ich am Stadion am Zoo, besuchte viele Heimspiele, stieg oft knapp nicht in die 2. Liga auf, dann aber doch, dann wieder ab. Alles in allem waren es wunderbare Zeiten mit Leid und Freud, ein prima Fan-Dasein. Aber auf Dauer war mein Herz zu klein, um zwei Vereine zu lieben, und nach einigen Jahren Exil blieb nur der grün-schwarze VfL übrig. Dem WSV bin ich nur noch verbunden wie einer alten Liebe aus einem früheren Leben: ich wünsche ihm alles Gute, aber wenn die Vereinsführung mit überproportionalem Talent zur Blamage den Verein unbedingt zugrunde richten soll – ich würde es überleben.
Dennoch möchte ich hier eine Lanze für den WSV brechen. Er hat den vielleicht schönsten Fangesang der 3. Liga. Damit meine ich nicht unseren altbewährten Schlachtruf "Wir sind aszoial, wir sind die Fans aus Wuppertal / Asozial und immer blau, das sind wir Fans vom WSV." Nein, ich meine das wunderbare Lied vom "Lehnchen vom Tippen-Tappen-Tönchen". Das Tippen-Tappen-Tönchen ist eine der zahlreichen Wuppertaler Treppen und heißt so nach dem Geräusch, das auch heute noch die Schuhe einer holden Maid auf den Stufen auslösen. Und wenn ich das Lied höre, dann bin ich doch wieder WSV-Fan, sorry Osnabrück:
Ich kenn ein Mädchen und das heißt Lehnchen
Das wohnt in Wuppertal am Tippen-Tappen-Tönchen
Da steht ein kleines Haus,
da schaut das Mädchen raus
Wer kennt nicht das Lehnchen vom Tippen-Tappen-Tönchen
Komm, komm, komm mein Schatz, nimm an meiner Seite Platz
Mit der Bimmel-Bummel-Bahn fahren wir nach Küllenhahn
Und da steigen wir aus und wandern ins Grüne hinaus
Grüß mir die Heimat, grüß mir mein Wuppertal
Mit seinen Bergen und mit seiner Schwebebahn
Dort wo der Amboß klingt, dort wo die Wupper rauscht
Da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus
Dort wo der Amboß klingt, dort wo die Wupper rauscht
Da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.
Schwelgen wir mit Martin noch einmal in besseren Zeiten und widmen wir uns seinen melancholischen Zeilen. Der Text über das "Lehnchen vom Tippen-Tappen-Tönchen" ist älter als vier Jahren und einer der meistgelesenen in unserem Blog; er stammt aus dem Mai 2005.
Am Samstag spielt der nun alleinig noch aktive VfL aus Niedersachsen gegen den Wuppertaler SV. Das Geständnis vorweg: Ich komme aus Wuppertal. Die meisten Klischees, die nun folgen müßten, wollen wir uns aber sparen. Keine Schwebebahn, kein Tuffi, keine Hinweise die Stadt sei ja sooooo häßlich (wie fast alle Auswärtigen finden) bzw. eigentlich wuuuuunderschööööön (wie die meisten Einheimischen sich in die Tasche lügen), keine Verweise darauf, dass Wuppertal nicht (nicht, nicht, nicht!) im Ruhrgebiet liegt, sondern das Herzstück des Bergischen Landes bildet, keine Humoresken und Anekdoten über den Streit zwischen den Elberfeldern und den Barmern. Nichts dergleichen bitte. Reden wir über Fußball.
Einst war ich Fan des Wuppertaler SV. Damals wohnte ich am Stadion am Zoo, besuchte viele Heimspiele, stieg oft knapp nicht in die 2. Liga auf, dann aber doch, dann wieder ab. Alles in allem waren es wunderbare Zeiten mit Leid und Freud, ein prima Fan-Dasein. Aber auf Dauer war mein Herz zu klein, um zwei Vereine zu lieben, und nach einigen Jahren Exil blieb nur der grün-schwarze VfL übrig. Dem WSV bin ich nur noch verbunden wie einer alten Liebe aus einem früheren Leben: ich wünsche ihm alles Gute, aber wenn die Vereinsführung mit überproportionalem Talent zur Blamage den Verein unbedingt zugrunde richten soll – ich würde es überleben.
Dennoch möchte ich hier eine Lanze für den WSV brechen. Er hat den vielleicht schönsten Fangesang der 3. Liga. Damit meine ich nicht unseren altbewährten Schlachtruf "Wir sind aszoial, wir sind die Fans aus Wuppertal / Asozial und immer blau, das sind wir Fans vom WSV." Nein, ich meine das wunderbare Lied vom "Lehnchen vom Tippen-Tappen-Tönchen". Das Tippen-Tappen-Tönchen ist eine der zahlreichen Wuppertaler Treppen und heißt so nach dem Geräusch, das auch heute noch die Schuhe einer holden Maid auf den Stufen auslösen. Und wenn ich das Lied höre, dann bin ich doch wieder WSV-Fan, sorry Osnabrück:
Ich kenn ein Mädchen und das heißt Lehnchen
Das wohnt in Wuppertal am Tippen-Tappen-Tönchen
Da steht ein kleines Haus,
da schaut das Mädchen raus
Wer kennt nicht das Lehnchen vom Tippen-Tappen-Tönchen
Komm, komm, komm mein Schatz, nimm an meiner Seite Platz
Mit der Bimmel-Bummel-Bahn fahren wir nach Küllenhahn
Und da steigen wir aus und wandern ins Grüne hinaus
Grüß mir die Heimat, grüß mir mein Wuppertal
Mit seinen Bergen und mit seiner Schwebebahn
Dort wo der Amboß klingt, dort wo die Wupper rauscht
Da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus
Dort wo der Amboß klingt, dort wo die Wupper rauscht
Da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.
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Donnerstag, 10. September 2009
sms an borussia #3
Der gute Saisonstart hat Martin aus der Bahn geworden: Vor kurzem hat er den Borussia-SMS-Service abonniert, aber immer noch nicht verstanden, dass die Nachrichten von E-Plus verschickt werden und nicht von Borussia direkt kommen. Seit er angefangen hat, auf die SMS-News zu antworten, wähnt er sich mit Borussia im Zwiegespräch. Nun ist er in Behandlung. Doch damit seine Kurznachrichten nicht im Nirvana versanden, veröffentlichen wir sie in unregelmäßigen Abständen auf unserem kleinen Familienblog.
Hallo Gangster. Mir fehlen deine SMS, obwohl der Arzt sagt, es sei gut für meine Nerven, wenn du nicht schreibst. Ich erhole mich täglich mehr. Ich darf mich sogar wieder an Fußball rantasten. Serbien-Frankreich. Aber nur eine Halbzeit. Auch sonst alles schick hier. Dein Martin.
Hallo Gangster. Mir fehlen deine SMS, obwohl der Arzt sagt, es sei gut für meine Nerven, wenn du nicht schreibst. Ich erhole mich täglich mehr. Ich darf mich sogar wieder an Fußball rantasten. Serbien-Frankreich. Aber nur eine Halbzeit. Auch sonst alles schick hier. Dein Martin.
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Mittwoch, 9. September 2009
seitenwechsel #90
Freunde der VfLiebe! Ein Prosit auf den 90. Seitenwechsel!
90 Seitenwechsel mit den lieben Kollegen von Seitenwahl, das sind sind 180 Reden zur Lage der Nation, d.h. der VfLs. Maik legt diese Woche bei Seitenwahl vor und macht, wie immer gekonnt, viel Lärm um Nichts. Joachim hat bei der Bundestagswahl die Violetten gewählt und behauptet wahrheitswidrig, in Osnabrück werde die Bratwurst noch auf Holzkohle gegrillt.
Lieber Maik,
Du sprichst von der Schwierigkeit, die fußballfreie Zeit zu überbrücken. Das ist tatsächlich nicht einfach, doch mir ist es einigermaßen gelungen – mit Fußball (oder was zumindest in Teilen danach aussieht). Zum einen haben wir ja diese fabelhafte WM-Qualifikation, die uns dazu zwingt, als professionelle Vorbereitung für ein Spiel gegen – ähem – Aserbaidschan über eine Woche lang die vermeintlich besten Kicker des Landes zu kasernieren. Zum anderen ist da die von Dir angesprochene Frauen-EM, die uns am Donnerstag eine Feierstunde verspricht.
Nach langem Rätseln bin ich darauf gekommen, warum man neun Tage lang trainieren muß, um gegen Aserbaidschan spielen zu können: Man hatte allein schon eine knappe Woche nötig, um sich auf maximal drei Arbeitssprachen zu verständigen, mit denen dann auf dem Platz Kommandos gegeben werden (den Rest der Zeit verbrachte man mit der Frage, wer denn diese Kommandos geben soll). Das ist nicht leicht. Ein beträchtlicher Teil unserer Nationalspieler ist bekanntlich nicht in Deutschland geboren (was sie für ihre aktuelle Tätigkeit geradezu prädestiniert, schließlich sind wir irgendwie alle irgendwo anders irgendwelche Ausländer, und sie sollen ja einfach nur runde Sachen in eckige Sachen treten), und wenn Marko Podolkowski sich mit Mesut Kakao unterhalten will, muß man eben erst einmal ein Grundvokabular festlegen und einüben. Nachdem das einigermaßen gelungen war, verpflichtete man einen Aufbaugegner, der vom Namen her Klasse vortäuscht, der aber außerhalb des eigenen Landes Fallobst ist. So gestärkt können wir nun gegen den gefühlt 487. der Weltrangliste antreten, im sicheren Gefühl, sich mit Berti Vogts auf Augenhöhe zu befinden (sorry für den alten Kalauer, mußte an dieser Stelle aber sein).
Ich habe da eher Sympathie mit den Belgiern. Es fand sich kein Fernsehsender bereit, die Länderspiele gegen Spanien und Armenien zu übertragen. Statt dessen las ich heute morgen in den Zeitungen Berichte über den einzigen Fan, der die Nationalelf nach Armenien begleitet hat. Dies ist tatsächlich kein Witz: Ein Aufrechter blieb noch übrig. Ich grüße den Mann von dieser Stelle und proste ihm aufmunternd zu, denn er ist der Einzige, der die Essenz des Fußballs verstanden hat. Schließlich geht es nicht darum, was die elf Würste auf dem Platz machen, sondern was Du selbst als Fan veranstaltest. Gerne erinnere ich mich beispielsweise an den Abend vor vielen Jahren, als ich im Fanblock der Gastgeber stellvertretend für ein nicht anwesendes Familienmitglied (Eintracht Braunschweig-Fan) im alten Aachener Tivoli ausgiebig den 1:0-Siegtreffer der Eintracht bejubelte. Ich fand an diesem Abend Freunde fürs Leben, zumindest sofern ich dies dem dissonanten Geheul meiner Blocknachbarn entnehmen konnte (sie stritten später untereinander, ob sie mich am Zaun aufhängen sollten oder nicht; das Ergebnis der Verhandlungen bekam ich nicht mehr mit, weil ich nach dem Schlußpfiff nach Hause ging). Viel Spaß also in Armenien!
Lieber Maik, Du hast natürlich völlig recht, konzentrieren wir uns lieber auf die Teams der Herzen, also unsere Titelmaschinen von der Frauen-Nationalelf und leicht lädierte Traditionsmannschaften wie den VfL Osnabrück, wo die Bratwurst noch nach echter Holzkohle schmeckt. Natürlich spielen wir eines Tages wieder gegen den VfL, und ich lasse jetzt auch die fiese Bemerkung weg, Du müßtest nur spezifizieren, welches Team von Borussia Du eigentlich meinst. Nein, ich liebe Osnabrück. Lange hielt ich die Stadt für eine Laune der Geographen, die nur die Leere zwischen Ruhrgebiet und Nordseestrand auffüllen wollten und daher meinen Schulatlas mit abgefuckten Namen wie Bielefeld, Paderborn und Osnabrück vollkleisterten. Dann kamen die Pokalspiele, und ich lernte nicht nur Tausende von Radfahrern kennen, von denen niemand die Verkehrsregeln kennt und die frechsten heute noch auf meiner Kühlerhaube sitzen, sondern auch offizielle Anfahrtswege, die erst einmal quer durch die Innenstadt führen, wobei doch ein einfacher Zufahrtsweg von der Autobahn auf der anderen Seite besteht, und einen echten Rasen, der nur deswegen so tief war, weil dort tags zuvor noch Pferde gezüchtet wurden. Und dann erst Claus-Peter Wollitz! Doch, mein Leben wäre heute ärmer, hätte ich Pelé nicht kennengelernt, denn den kannte ich zuvor nur aus den Geschichtsbüchern. Blaß war er geworden, aber das lag sicher an den ganzen Siegesfeiern (damals). Kurzum: Ich tausche Hoffenheim gegen Osnabrück. Sofort!
Ich wollte eigentlich noch etwas zur Frauen-EM sagen, aber meine 586 Wörter sind schon voll, und ich muß noch Deine Fragen beantworten. Tim Wiese fährt zur WM in Südafrika, weil er noch kein Pflichtspiel hatte und sich somit rechtzeitig der nordkoreanischen Nationalität versichern wird, da sich die Nordkoreaner bekanntlich bereits qualifiziert haben, sie aber eher kleinwüchsig sind und somit ein paar Hundert Pfund Muskelmasse gut werden gebrauchen können. Dem Wahl-O-Mat vertraue ich nicht mehr, seit er mir vor der letzten Bundestagswahl nur Parteien nahelegte, die ich grundsätzlich nicht wähle, weil ich nicht möchte, daß meine Nachfahren Russisch lernen müssen. Ich habe übrigens bereits per Briefwahl gewählt, und zwar das Richtige (es hat die Vereinsfarben eines Teams, das ich in diesem Beitrag bereits erwähnt habe). Und Michael Frontzeck ist ein guter Trainer, weil die Tabelle das sagt. Siehst Du, Maik, so einfach ist Fußball: Wir können hier lange reden, doch die Wahrheit steht samstags um 17.18h im ARD-Videotext auf Tafel 253.
Es grüßt Dich, Nürnberger Bratwürstchen verspeisend und auf die nächsten drei Einwechslungen von Silvia Neid vertrauend,
Dein Joachim
90 Seitenwechsel mit den lieben Kollegen von Seitenwahl, das sind sind 180 Reden zur Lage der Nation, d.h. der VfLs. Maik legt diese Woche bei Seitenwahl vor und macht, wie immer gekonnt, viel Lärm um Nichts. Joachim hat bei der Bundestagswahl die Violetten gewählt und behauptet wahrheitswidrig, in Osnabrück werde die Bratwurst noch auf Holzkohle gegrillt.
Lieber Maik,
Du sprichst von der Schwierigkeit, die fußballfreie Zeit zu überbrücken. Das ist tatsächlich nicht einfach, doch mir ist es einigermaßen gelungen – mit Fußball (oder was zumindest in Teilen danach aussieht). Zum einen haben wir ja diese fabelhafte WM-Qualifikation, die uns dazu zwingt, als professionelle Vorbereitung für ein Spiel gegen – ähem – Aserbaidschan über eine Woche lang die vermeintlich besten Kicker des Landes zu kasernieren. Zum anderen ist da die von Dir angesprochene Frauen-EM, die uns am Donnerstag eine Feierstunde verspricht.
Nach langem Rätseln bin ich darauf gekommen, warum man neun Tage lang trainieren muß, um gegen Aserbaidschan spielen zu können: Man hatte allein schon eine knappe Woche nötig, um sich auf maximal drei Arbeitssprachen zu verständigen, mit denen dann auf dem Platz Kommandos gegeben werden (den Rest der Zeit verbrachte man mit der Frage, wer denn diese Kommandos geben soll). Das ist nicht leicht. Ein beträchtlicher Teil unserer Nationalspieler ist bekanntlich nicht in Deutschland geboren (was sie für ihre aktuelle Tätigkeit geradezu prädestiniert, schließlich sind wir irgendwie alle irgendwo anders irgendwelche Ausländer, und sie sollen ja einfach nur runde Sachen in eckige Sachen treten), und wenn Marko Podolkowski sich mit Mesut Kakao unterhalten will, muß man eben erst einmal ein Grundvokabular festlegen und einüben. Nachdem das einigermaßen gelungen war, verpflichtete man einen Aufbaugegner, der vom Namen her Klasse vortäuscht, der aber außerhalb des eigenen Landes Fallobst ist. So gestärkt können wir nun gegen den gefühlt 487. der Weltrangliste antreten, im sicheren Gefühl, sich mit Berti Vogts auf Augenhöhe zu befinden (sorry für den alten Kalauer, mußte an dieser Stelle aber sein).
Ich habe da eher Sympathie mit den Belgiern. Es fand sich kein Fernsehsender bereit, die Länderspiele gegen Spanien und Armenien zu übertragen. Statt dessen las ich heute morgen in den Zeitungen Berichte über den einzigen Fan, der die Nationalelf nach Armenien begleitet hat. Dies ist tatsächlich kein Witz: Ein Aufrechter blieb noch übrig. Ich grüße den Mann von dieser Stelle und proste ihm aufmunternd zu, denn er ist der Einzige, der die Essenz des Fußballs verstanden hat. Schließlich geht es nicht darum, was die elf Würste auf dem Platz machen, sondern was Du selbst als Fan veranstaltest. Gerne erinnere ich mich beispielsweise an den Abend vor vielen Jahren, als ich im Fanblock der Gastgeber stellvertretend für ein nicht anwesendes Familienmitglied (Eintracht Braunschweig-Fan) im alten Aachener Tivoli ausgiebig den 1:0-Siegtreffer der Eintracht bejubelte. Ich fand an diesem Abend Freunde fürs Leben, zumindest sofern ich dies dem dissonanten Geheul meiner Blocknachbarn entnehmen konnte (sie stritten später untereinander, ob sie mich am Zaun aufhängen sollten oder nicht; das Ergebnis der Verhandlungen bekam ich nicht mehr mit, weil ich nach dem Schlußpfiff nach Hause ging). Viel Spaß also in Armenien!
Lieber Maik, Du hast natürlich völlig recht, konzentrieren wir uns lieber auf die Teams der Herzen, also unsere Titelmaschinen von der Frauen-Nationalelf und leicht lädierte Traditionsmannschaften wie den VfL Osnabrück, wo die Bratwurst noch nach echter Holzkohle schmeckt. Natürlich spielen wir eines Tages wieder gegen den VfL, und ich lasse jetzt auch die fiese Bemerkung weg, Du müßtest nur spezifizieren, welches Team von Borussia Du eigentlich meinst. Nein, ich liebe Osnabrück. Lange hielt ich die Stadt für eine Laune der Geographen, die nur die Leere zwischen Ruhrgebiet und Nordseestrand auffüllen wollten und daher meinen Schulatlas mit abgefuckten Namen wie Bielefeld, Paderborn und Osnabrück vollkleisterten. Dann kamen die Pokalspiele, und ich lernte nicht nur Tausende von Radfahrern kennen, von denen niemand die Verkehrsregeln kennt und die frechsten heute noch auf meiner Kühlerhaube sitzen, sondern auch offizielle Anfahrtswege, die erst einmal quer durch die Innenstadt führen, wobei doch ein einfacher Zufahrtsweg von der Autobahn auf der anderen Seite besteht, und einen echten Rasen, der nur deswegen so tief war, weil dort tags zuvor noch Pferde gezüchtet wurden. Und dann erst Claus-Peter Wollitz! Doch, mein Leben wäre heute ärmer, hätte ich Pelé nicht kennengelernt, denn den kannte ich zuvor nur aus den Geschichtsbüchern. Blaß war er geworden, aber das lag sicher an den ganzen Siegesfeiern (damals). Kurzum: Ich tausche Hoffenheim gegen Osnabrück. Sofort!
Ich wollte eigentlich noch etwas zur Frauen-EM sagen, aber meine 586 Wörter sind schon voll, und ich muß noch Deine Fragen beantworten. Tim Wiese fährt zur WM in Südafrika, weil er noch kein Pflichtspiel hatte und sich somit rechtzeitig der nordkoreanischen Nationalität versichern wird, da sich die Nordkoreaner bekanntlich bereits qualifiziert haben, sie aber eher kleinwüchsig sind und somit ein paar Hundert Pfund Muskelmasse gut werden gebrauchen können. Dem Wahl-O-Mat vertraue ich nicht mehr, seit er mir vor der letzten Bundestagswahl nur Parteien nahelegte, die ich grundsätzlich nicht wähle, weil ich nicht möchte, daß meine Nachfahren Russisch lernen müssen. Ich habe übrigens bereits per Briefwahl gewählt, und zwar das Richtige (es hat die Vereinsfarben eines Teams, das ich in diesem Beitrag bereits erwähnt habe). Und Michael Frontzeck ist ein guter Trainer, weil die Tabelle das sagt. Siehst Du, Maik, so einfach ist Fußball: Wir können hier lange reden, doch die Wahrheit steht samstags um 17.18h im ARD-Videotext auf Tafel 253.
Es grüßt Dich, Nürnberger Bratwürstchen verspeisend und auf die nächsten drei Einwechslungen von Silvia Neid vertrauend,
Dein Joachim
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Dienstag, 8. September 2009
hans meyer zurück!
Er ging überraschend - und ist plötzlich wieder da: Gut drei Monate nach seinem Rücktritt leitete der Fußballlehrer Hans Meyer das VfL-Training und die anschließende Pressekonferenz, als wäre nichts gewesen. Gladbachs zurückgetretener Trainer will sein Amt vorerst geschäftsführend weiterführen. Das schadet seinem Nachfolger und seinem Vermächtnis.
Surreal mutet es an, mit welcher Selbstverständlichkeit er nun zurück ist. Hans Meyer, 66, beginnt die Pressekonferenz um kurz nach zwölf, als wären die Ereignisse der vergangenen drei Monate eine Einbildung von bösartigen Journalisten und sportlichen Gegnern. "Ich habe heute die Trainingseinheit geleitet, in der das kommende Bundesligaspiel vorbereitet wurde", sagt er zu Beginn, hinter einem silbernen Pult stehend. Dann sei es um die Laktatwerte gegangen, "das sind sehr erfreuliche Zahlen für Gladbach". Seine Rückkehr auf den Trainingsplatz sei von der Mannschaft "ganz normal zur Kenntnis genommen" worden.
Meyer selbst reagierte auf den Hinweis von Klubchef Königs, Michael Frontzeck sei ihm längst im Amt nachgefolgt, kühl. Er sei über die Entscheidung nicht informiert gewesen, sagte er.
Insider im Klub gehen davon aus, dass Meyer nach den nächsten sieben Niederlagen wieder seinen Hut nimmt. Mancher beim VfL glaubt inzwischen, Meyer wäre es ohnehin gleich, ob seine Borussia sich weiter entwickelt oder in die 2. Liga abrutscht, nach dem Motto: Was ohne mich passiert, ist mir egal. Wie es nun kurzfristig weitergeht, weiß indes noch niemand.
Surreal mutet es an, mit welcher Selbstverständlichkeit er nun zurück ist. Hans Meyer, 66, beginnt die Pressekonferenz um kurz nach zwölf, als wären die Ereignisse der vergangenen drei Monate eine Einbildung von bösartigen Journalisten und sportlichen Gegnern. "Ich habe heute die Trainingseinheit geleitet, in der das kommende Bundesligaspiel vorbereitet wurde", sagt er zu Beginn, hinter einem silbernen Pult stehend. Dann sei es um die Laktatwerte gegangen, "das sind sehr erfreuliche Zahlen für Gladbach". Seine Rückkehr auf den Trainingsplatz sei von der Mannschaft "ganz normal zur Kenntnis genommen" worden.
Meyer selbst reagierte auf den Hinweis von Klubchef Königs, Michael Frontzeck sei ihm längst im Amt nachgefolgt, kühl. Er sei über die Entscheidung nicht informiert gewesen, sagte er.
Insider im Klub gehen davon aus, dass Meyer nach den nächsten sieben Niederlagen wieder seinen Hut nimmt. Mancher beim VfL glaubt inzwischen, Meyer wäre es ohnehin gleich, ob seine Borussia sich weiter entwickelt oder in die 2. Liga abrutscht, nach dem Motto: Was ohne mich passiert, ist mir egal. Wie es nun kurzfristig weitergeht, weiß indes noch niemand.
Montag, 7. September 2009
heute: nichts
Heute gibt es nichts zu sagen. Ich habe alles durchforstet, selbst das, was bisher nie Erfolg brachte. Ich habe Kicker gelesen, auch Spiegel, habe bei Ebay gestöbert, beide VfL-Homepages studiert, ich habe Tagesthemen und heute journal gesehen und Angela Merkel in der Wahlarena ertragen. Insgesamt: Nichts.
Meine Steuerberaterin habe ich am Nachmittag nicht erreicht, vielleicht hätte das Stoff für eine kleine Geschichte gegeben. Bei den US Open spielt Fernando Verdasco gegen einen Mann namens Isner. Wie alt sind wie eigtentlich?
Immerhin, bei Bibel TV liest jetzt ein Herr mit Bart und rotem Hemd von einem Zettel ab. "Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt, wer darf weilen auf deinem heiligen (Bökel, d. Verf.)Berg? Der makellos lebt und das Rechte tut; der von Herzen die Wahrheit sagt." Das sind wir, liebe Leserinnen und Leser dieses Familienblogs. Makellos leben, das Rechte tun und von Herzen die Wahrheit sagen, damit kennen wir Leibesübler uns aus. Aber vom Hocker haut diese Erkenntnis gerade mal die Zuschauer von Bibel TV, und da ist es erneut, das Nichts.
Meine Steuerberaterin habe ich am Nachmittag nicht erreicht, vielleicht hätte das Stoff für eine kleine Geschichte gegeben. Bei den US Open spielt Fernando Verdasco gegen einen Mann namens Isner. Wie alt sind wie eigtentlich?
Immerhin, bei Bibel TV liest jetzt ein Herr mit Bart und rotem Hemd von einem Zettel ab. "Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt, wer darf weilen auf deinem heiligen (Bökel, d. Verf.)Berg? Der makellos lebt und das Rechte tut; der von Herzen die Wahrheit sagt." Das sind wir, liebe Leserinnen und Leser dieses Familienblogs. Makellos leben, das Rechte tun und von Herzen die Wahrheit sagen, damit kennen wir Leibesübler uns aus. Aber vom Hocker haut diese Erkenntnis gerade mal die Zuschauer von Bibel TV, und da ist es erneut, das Nichts.
Sonntag, 6. September 2009
schönwetterfußballer
So lange es aus üppig gefüllten Kübeln goss, nahm die erste Heimniederlage immer konkretere Formen an. Zwar war der VfL ganz gut gestartet und hatte sich bemüht, die Aufsteiger aus Heidenheim mit spielerischen Mitteln auszuhebeln, doch bevor das richtig gelungen war, stand es auch schon 0:2.
Vor dem ersten Gegentor vermochten es die drei Osnabrücker Schnetzler, Nickenig und Krük nicht, den Herren Spann aus Heidenheim aufzuhalten. Beim zweiten Gegentor fuhr Tino Berbig seinen Torwartapparat kurzzeitig herunter und packte nicht einmal daneben, sondern gar nicht erst zu.
Schließlich lag der VfL hinten, und beide Mannschaften dürften so schnell nicht gewusst haben, warum. Immerhin hatte Heidenheim ohne Torchance schon zwei Tore geschossen, und Osnabrück ganz passabel Druck gemacht. 70 Fans aus Heidenheim skandierten mutig "Hier regiert der FCH", und Osnabrück verlor vollkommen Mut und Faden. So weit, so erwartbar.
Heidenheim übte sich also im Stiefel-runterspielen, und eine Zeit lang ließ der VfL die Schwaben machen. Osnabrück störte spät, und Heidenheim dankte mit brotlosem Hin-und-Her-Spielen. Osnabrück traute sich nicht mehr, und Heidenheim wagte es, an den Sieg zu glauben.
Dann fiel das 1:2. Wie nach den ersten beiden Toren werden beide Mannschaften wohl immer noch nicht gewusst haben, warum nun schon das dritte gefallen war und wieso jetzt für den VfL. Jedenfalls: Bencik durfte jubeln, das erste Mal.
Jetzt nahm Osnabrück wieder Fahrt auf, besonders das Offensivspiel mit gefährlichen Diagonalpässen klappte einige Mal ganz gut. Es hatte aufgehört zu regnen, die Sonne hatte zu scheinen begonnen und der Trainer gut gewechselt. Michael Lejan war zur zweiten Halbzeit eingewechselt worden und wirbelte kräftig auf der linken Seite. Er, der ballsichere und gedankenschnelle Bencik und mal wieder Björn Lindenmann waren es allen voran, die das Spiel am Ende drehten. Lindemann lenkte das Spiel in kluge Bahnen, eroberte sich Bälle auf bemerkenswert faire Weise sogar weit hinten in der Abwehr und hatte am Ende alle drei VfL-Tore vorbereitet: Dennis Schmidt und, seien wir so freundlich, Matthias Heidrich sorgten für den glücklichen Rest.
Schließlich waren die armen Seelen aus Heidenheim fast zu bemitleiden; die Art und Weise, wie sie lange Zeit um den Sieg rangen, war bisweilen sogar gut anzusehen. Osnabrüch dagegen hatte schon das zweite Spiel in dieser Saison auf eine Weise gewonnen, wie es im vergangenen Jahr keinen einzigen Sieg gab. (Andernfalls hätte der Gegner gestern nicht Heidenheim geheißen.)
Der Punktgewinn in Dresden ist schon jetzt veredelt worden. So richtig wertvoll würde all dies Glück jedoch erst mit einem Sieg am kommenden Samstag - dann jedoch leider beim Tabellenletzten Wuppertal.
Vor dem ersten Gegentor vermochten es die drei Osnabrücker Schnetzler, Nickenig und Krük nicht, den Herren Spann aus Heidenheim aufzuhalten. Beim zweiten Gegentor fuhr Tino Berbig seinen Torwartapparat kurzzeitig herunter und packte nicht einmal daneben, sondern gar nicht erst zu.
Schließlich lag der VfL hinten, und beide Mannschaften dürften so schnell nicht gewusst haben, warum. Immerhin hatte Heidenheim ohne Torchance schon zwei Tore geschossen, und Osnabrück ganz passabel Druck gemacht. 70 Fans aus Heidenheim skandierten mutig "Hier regiert der FCH", und Osnabrück verlor vollkommen Mut und Faden. So weit, so erwartbar.
Heidenheim übte sich also im Stiefel-runterspielen, und eine Zeit lang ließ der VfL die Schwaben machen. Osnabrück störte spät, und Heidenheim dankte mit brotlosem Hin-und-Her-Spielen. Osnabrück traute sich nicht mehr, und Heidenheim wagte es, an den Sieg zu glauben.
Dann fiel das 1:2. Wie nach den ersten beiden Toren werden beide Mannschaften wohl immer noch nicht gewusst haben, warum nun schon das dritte gefallen war und wieso jetzt für den VfL. Jedenfalls: Bencik durfte jubeln, das erste Mal.
Jetzt nahm Osnabrück wieder Fahrt auf, besonders das Offensivspiel mit gefährlichen Diagonalpässen klappte einige Mal ganz gut. Es hatte aufgehört zu regnen, die Sonne hatte zu scheinen begonnen und der Trainer gut gewechselt. Michael Lejan war zur zweiten Halbzeit eingewechselt worden und wirbelte kräftig auf der linken Seite. Er, der ballsichere und gedankenschnelle Bencik und mal wieder Björn Lindenmann waren es allen voran, die das Spiel am Ende drehten. Lindemann lenkte das Spiel in kluge Bahnen, eroberte sich Bälle auf bemerkenswert faire Weise sogar weit hinten in der Abwehr und hatte am Ende alle drei VfL-Tore vorbereitet: Dennis Schmidt und, seien wir so freundlich, Matthias Heidrich sorgten für den glücklichen Rest.
Schließlich waren die armen Seelen aus Heidenheim fast zu bemitleiden; die Art und Weise, wie sie lange Zeit um den Sieg rangen, war bisweilen sogar gut anzusehen. Osnabrüch dagegen hatte schon das zweite Spiel in dieser Saison auf eine Weise gewonnen, wie es im vergangenen Jahr keinen einzigen Sieg gab. (Andernfalls hätte der Gegner gestern nicht Heidenheim geheißen.)
Der Punktgewinn in Dresden ist schon jetzt veredelt worden. So richtig wertvoll würde all dies Glück jedoch erst mit einem Sieg am kommenden Samstag - dann jedoch leider beim Tabellenletzten Wuppertal.
Samstag, 5. September 2009
sms an borussia #2
Die Bundesliga macht kurz Pause, und auch Martin genehmigt sich einen kleinen Urlaub. So richtig abschalten kann er dennoch nicht. Der gute Saisonstart hat ihn aus der Bahn geworden.
Kurz vor seiner Abreise noch hat er den Borussia-SMS-Service abonniert, aber noch nicht ganz verstanden, dass der von E-Plus verschickt wird und nicht von Borussia direkt kommt. Martin antwortet neuerdings auf die SMS-News und wähnt sich mit Borussia im Zwiegespräch. Jaja, das darf uns sorgen.
Trotzdem: Damit seine Kurznachrichten nicht im Nirvana versanden, veröffentlichen wir sie in unregelmäßigen Abständen auf unserem kleinen Familienblog.
Borussia, alter Klabautermann! Ich hör gar nichts mehr von dir! Was macht das Leben? Alles schick? Noch mit Michi zusammen? Schreib mal wieder, Martin.
Kurz vor seiner Abreise noch hat er den Borussia-SMS-Service abonniert, aber noch nicht ganz verstanden, dass der von E-Plus verschickt wird und nicht von Borussia direkt kommt. Martin antwortet neuerdings auf die SMS-News und wähnt sich mit Borussia im Zwiegespräch. Jaja, das darf uns sorgen.
Trotzdem: Damit seine Kurznachrichten nicht im Nirvana versanden, veröffentlichen wir sie in unregelmäßigen Abständen auf unserem kleinen Familienblog.
Borussia, alter Klabautermann! Ich hör gar nichts mehr von dir! Was macht das Leben? Alles schick? Noch mit Michi zusammen? Schreib mal wieder, Martin.
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Freitag, 4. September 2009
meteorologischer herbst
Zwei Spitzenspiele werden morgen parallel zum VfL angepfiffen: Sandhausen gegen Regensburg und Burghausen gegen Unterhaching. Erster gegen Zweiter und Dritter gegen Vierter. Einen Sieg gegen Heidenheim vorausgesetzt - und vielleicht ist genau das schon wieder der Fehler -, dürfte sich auch der VfL recht wahrscheinlich zur Spitzengruppe rechnen. Was ein so mageres und doch verdientes 0:0 in Dresden bloß alles bewirken kann! Und nicht auszudenken, was passierte, wenn Osnabrück in der kommenden Woche dann auch noch das erste Auswärtsspiel beim Tabellenletzten Wuppertal gewänne: Man dürfte, etwas verspätet, von einem gelungenen Saisonstart sprechen.
Bis dahin ist es noch eine Weile. Und an so einem Freitagabend kann man nicht viel mehr tun, als in die Nacht hinein träumen. Wenn es der Fußballgott gut meint, beginnt morgen der Start in einen goldenen Herbst. Viel spricht dafür: Der meteorologische Herbstanfang war schon. Und irgendwo da, auf einem fernen Planeten, wird der Fußballgott doch wohnen müssen.
Bis dahin ist es noch eine Weile. Und an so einem Freitagabend kann man nicht viel mehr tun, als in die Nacht hinein träumen. Wenn es der Fußballgott gut meint, beginnt morgen der Start in einen goldenen Herbst. Viel spricht dafür: Der meteorologische Herbstanfang war schon. Und irgendwo da, auf einem fernen Planeten, wird der Fußballgott doch wohnen müssen.
Donnerstag, 3. September 2009
dresdner wende
"Die Tendenz ist klar", schreibt mir ein kluger Mann heute Morgen per SMS. Es geht um das Fortkommen des VfL. "0-1, 0-2, 0-1, 0-0. Es folgt: 1-0, 2-0, 1-0, 0-0. Das sind 10 Auswärtspunkte und Aufstiegsplatz bis Hinrundenende!" Recht so.
Mittwoch, 2. September 2009
seitenwechsel #89
Freunde der VfLiebe! Zum 89. Mal schon verständigen wir uns mit den lieben Kollegen von Seitenwahl über die Lage der Nation, d.h. der VfLs. Joachim prügelt diese Woche nicht auf alles ein, obwohl er könnte: Er träumt stattdessen, hüstel, von holländischem Fußball. Diplom-Mathematiker Maik übt bei Seitenwahl Prozentrechnung und erzählt von seinen Spaziergängen als Mister X im VfL-Trikot.
Lieber Maik,
ich hatte das Vergnügen, letzte Woche während meines Urlaubs keinen Internetzugang zu haben, wohl aber ARD-Videotext (der ist ungleich wichtiger, wenn man informiert sein will). Deshalb wußte ich auch von Borussias Sieg gegen Mainz, bevor ich den schönen SEITENwechsel zwischen Martin und Mike las. Aus deren Worten sprach feinste Poesie, gepaart mit einem Hauch Wehmut, wie sich das unter anständigen Menschen gehört. Sportlich gesehen freilich stelle ich fest: Thema verfehlt. Sehet her: Borussia steht auf dem E-Dings-Liga-Platz, und wenn Martin zurückkommt, wird er die Tabelle um 180 Grad drehen müssen, um sich in Abstiegsgefahr wähnen zu können.
Nun, ganz so betriebsblind ist selbst ein notorischer Optimist wie ich nicht, und so verkenne ich nicht, daß noch viel Sand im Getriebe ist. Wenn es trotzdem zu sieben Punkten aus vier Spielen gereicht hat (und den DFB-Pokal wollen wir auch nicht vergessen), dann bin ich nur um so froher. Steigerungsmöglichkeiten sind vorhanden, keine Frage, und man wird sich auch steigern müssen, denn die letzten beiden Spiele (ich habe sie mir nachträglich betrachtet) waren sicherlich keine Offenbarung. Ich hoffe nun, daß in den nächsten Wochen ordentlich Punkte gebunkert werden, denn die nächsten Gegner sind der Papierform nach leichter als das, was in der zweiten Hälfte der Hinrunde auf uns zukommen wird. Wie schön wäre das: Befreit von der Angst, unbedingt das nächste Spiel gewinnen zu müssen, einfach mal erlöst von akuter Sorge loszuspielen. Jahrelang haben wir uns das gewünscht, nun scheint es möglich und erfolgversprechend, wenn alles „normal“ läuft. Ach, ich fürchte nur, es wäre nicht meine Borussia, wenn das alles so einfach wäre und normale Spiele auch normal enden…
Während meines Urlaubs (in den Niederlanden, ich gestehe diesen schamlosen Tabubruch) konnte ich mich auf ansonsten weniger beachtete Sportarten konzentrieren, nämlich Hockey und Judo. Fasziniert war ich erneut von den Sicherheitskontrollen, über die man ja auch beim Fußball kurzweilige 500-Seiten-Wälzer schreiben könnte. Bei der Hockey-EM gab es eine seitenlange Liste von Gegenständen, deren Mitnahme verboten war, doch niemand kontrollierte am Eingang Taschen und Rucksäcke. Mehr noch: Hinter der Eingangskontrolle wurden an rund zehn Marktständen Hockeyschläger verkauft, und ein erstaunlich großer Teil des Publikums hatte sich auch entsprechend eingedeckt. Ein Paradies für Hooligans! Wasserflaschen darfst Du nicht mitnehmen, aber Schlagwaffen sind frei verfügbar.
Bei der Judo-WM war es umgekehrt: Nichts war verboten, aber die Taschen wurden sorgfältig kontrolliert, wobei eine ganze Batterie wurf- und schlagfähigen Materials unbeanstandet blieb. Nun, hätte ich Rabatz machen wollen (was natürlich, liebe Kinder, pfui ist), hätte ich mich sowieso eher beim Hockey ausgelebt, denn beim Judo kann man nie sicher sein, ob der zwergwüchsige Nachbar nicht irgendwelche farbigen Gürtel besitzt und Dir bei Bedarf kurz mal einen Knoten ins Rückgrat dreht. Insofern habe ich die Nicht-Kontrollen dann wieder verstanden: Der Markt regelt es von selbst (liebe Sozialdemokraten: Diesen Satz versteht Ihr nicht, aber das macht nichts, Ihr habt ja auch den Ausgang der Landtagswahlen am Sonntag nicht verstanden, sonst hättet Ihr Eure Parteioberen nicht so stürmisch gefeiert, wie man im Fernsehen peinlich berührt beobachten durfte).
Jedenfalls, und das ist das Entscheidende, habe ich nunmehr neun Wochen belgischer Sommerferien überlebt, was gegenüber den schon zu langen sechs Wochen, die in Deutschland Standard sind, nochmals eine geradezu unmenschliche Zusatz-Herausforderung darstellt. Eltern schulpflichtiger Kinder werden dies zweifellos bestätigen. Ab jetzt herrscht Normalität: Büroalltag, Schulalltag, Bundesligaalltag. Herrlich! Nächstes Jahr freilich brauche ich neue Herausforderungen, und die können nur E-Dings-Liga heißen. Nicht, daß ich vermessen wäre, aber als ich die letzten Tage in meinem Borussia-Outfit durch Rotterdam schlenderte und von niemandem angepöbelt wurde, mußte ich daran denken, daß dies vor rund zwanzig Jahren (die älteren Leser werden sich unschwer erinnern) völlig anders gewesen wäre. Deshalb plädiere ich an dieser Stelle für Europapokalspiele gegen Feyenoord, damit ein wenig Stimmung in die Bude kommt!
Es grüßt nach den Sternen greifend, doch vorerst noch mit Duisburg (niederländisch: Döis-bürch) im Sinn,
Dein Joachim
Lieber Maik,
ich hatte das Vergnügen, letzte Woche während meines Urlaubs keinen Internetzugang zu haben, wohl aber ARD-Videotext (der ist ungleich wichtiger, wenn man informiert sein will). Deshalb wußte ich auch von Borussias Sieg gegen Mainz, bevor ich den schönen SEITENwechsel zwischen Martin und Mike las. Aus deren Worten sprach feinste Poesie, gepaart mit einem Hauch Wehmut, wie sich das unter anständigen Menschen gehört. Sportlich gesehen freilich stelle ich fest: Thema verfehlt. Sehet her: Borussia steht auf dem E-Dings-Liga-Platz, und wenn Martin zurückkommt, wird er die Tabelle um 180 Grad drehen müssen, um sich in Abstiegsgefahr wähnen zu können.
Nun, ganz so betriebsblind ist selbst ein notorischer Optimist wie ich nicht, und so verkenne ich nicht, daß noch viel Sand im Getriebe ist. Wenn es trotzdem zu sieben Punkten aus vier Spielen gereicht hat (und den DFB-Pokal wollen wir auch nicht vergessen), dann bin ich nur um so froher. Steigerungsmöglichkeiten sind vorhanden, keine Frage, und man wird sich auch steigern müssen, denn die letzten beiden Spiele (ich habe sie mir nachträglich betrachtet) waren sicherlich keine Offenbarung. Ich hoffe nun, daß in den nächsten Wochen ordentlich Punkte gebunkert werden, denn die nächsten Gegner sind der Papierform nach leichter als das, was in der zweiten Hälfte der Hinrunde auf uns zukommen wird. Wie schön wäre das: Befreit von der Angst, unbedingt das nächste Spiel gewinnen zu müssen, einfach mal erlöst von akuter Sorge loszuspielen. Jahrelang haben wir uns das gewünscht, nun scheint es möglich und erfolgversprechend, wenn alles „normal“ läuft. Ach, ich fürchte nur, es wäre nicht meine Borussia, wenn das alles so einfach wäre und normale Spiele auch normal enden…
Während meines Urlaubs (in den Niederlanden, ich gestehe diesen schamlosen Tabubruch) konnte ich mich auf ansonsten weniger beachtete Sportarten konzentrieren, nämlich Hockey und Judo. Fasziniert war ich erneut von den Sicherheitskontrollen, über die man ja auch beim Fußball kurzweilige 500-Seiten-Wälzer schreiben könnte. Bei der Hockey-EM gab es eine seitenlange Liste von Gegenständen, deren Mitnahme verboten war, doch niemand kontrollierte am Eingang Taschen und Rucksäcke. Mehr noch: Hinter der Eingangskontrolle wurden an rund zehn Marktständen Hockeyschläger verkauft, und ein erstaunlich großer Teil des Publikums hatte sich auch entsprechend eingedeckt. Ein Paradies für Hooligans! Wasserflaschen darfst Du nicht mitnehmen, aber Schlagwaffen sind frei verfügbar.
Bei der Judo-WM war es umgekehrt: Nichts war verboten, aber die Taschen wurden sorgfältig kontrolliert, wobei eine ganze Batterie wurf- und schlagfähigen Materials unbeanstandet blieb. Nun, hätte ich Rabatz machen wollen (was natürlich, liebe Kinder, pfui ist), hätte ich mich sowieso eher beim Hockey ausgelebt, denn beim Judo kann man nie sicher sein, ob der zwergwüchsige Nachbar nicht irgendwelche farbigen Gürtel besitzt und Dir bei Bedarf kurz mal einen Knoten ins Rückgrat dreht. Insofern habe ich die Nicht-Kontrollen dann wieder verstanden: Der Markt regelt es von selbst (liebe Sozialdemokraten: Diesen Satz versteht Ihr nicht, aber das macht nichts, Ihr habt ja auch den Ausgang der Landtagswahlen am Sonntag nicht verstanden, sonst hättet Ihr Eure Parteioberen nicht so stürmisch gefeiert, wie man im Fernsehen peinlich berührt beobachten durfte).
Jedenfalls, und das ist das Entscheidende, habe ich nunmehr neun Wochen belgischer Sommerferien überlebt, was gegenüber den schon zu langen sechs Wochen, die in Deutschland Standard sind, nochmals eine geradezu unmenschliche Zusatz-Herausforderung darstellt. Eltern schulpflichtiger Kinder werden dies zweifellos bestätigen. Ab jetzt herrscht Normalität: Büroalltag, Schulalltag, Bundesligaalltag. Herrlich! Nächstes Jahr freilich brauche ich neue Herausforderungen, und die können nur E-Dings-Liga heißen. Nicht, daß ich vermessen wäre, aber als ich die letzten Tage in meinem Borussia-Outfit durch Rotterdam schlenderte und von niemandem angepöbelt wurde, mußte ich daran denken, daß dies vor rund zwanzig Jahren (die älteren Leser werden sich unschwer erinnern) völlig anders gewesen wäre. Deshalb plädiere ich an dieser Stelle für Europapokalspiele gegen Feyenoord, damit ein wenig Stimmung in die Bude kommt!
Es grüßt nach den Sternen greifend, doch vorerst noch mit Duisburg (niederländisch: Döis-bürch) im Sinn,
Dein Joachim
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Dienstag, 1. September 2009
zwist im machtpoker
Shooting-Star Björn Lindemann könnte beim VfL für Unruhe sorgen. Der Neuzugang aus Paderborn will jetzt Mannschaftskapitän werden. Bei der Wahl zum Spieler des Tages am Sonntag hatte Lindemann mit weitem Abstand am besten abgeschnitten. Amtsinhaber Thommy Reichenberger war in der Wählergunst eingebrochen und verzeichnete trotz gutem Endspurt erdrutschartige Verluste. Der mit großen Ambitionen gestartete Angelo Barletta wurde nur Dritter.
"Osnabrück will den Aufbruch, Osnabrück will Lindemann als neuen Spielführer", so der kesse Torschütze am Montag nach dem Urnengang. "Dem Weiterwurschteln wie bisher haben die Wähler die rote Karte gezeigt."
Pikant wird die Personalie, weil Barletta vor dem Spiel ausdrücklich ausgeschlossen hatte, Lindemann mit seiner Stimme zum Spielführer zu wählen. "Was vor der Wahl galt, gilt auch nach der Wahl", gibt sich Barletta auch heute noch unbeugsam. Ohne den erfahrenen Verteidiger hat Lindemann jedoch keine Mehrheit. Als lachender Dritter könnte am Ende wiederum Reichenberger dastehen. Er will jetzt mit Barletta Sondierungsgespräche über eine mögliche Zusammenarbeit führen.
"Eine Koalition gibt es nicht für umme", sorgt Barletta allerdings schon im Vorhinein für klare Kante. "Ich will dann mindestens fünf Mal im Spiel mit nach vorn, und Thommy muss hinten aushelfen!" Die Posse könnte die junge Demokratie in Osnabrück im Mark erschüttern. Morgen in Dresden arbeitet in jedem Fall Reichenberger geschäftsführend weiter als Spielführer. "Was dann kommt, weiß hier keiner", so ein Insider aus dem Verein, der ratlos wirkt.
"Osnabrück will den Aufbruch, Osnabrück will Lindemann als neuen Spielführer", so der kesse Torschütze am Montag nach dem Urnengang. "Dem Weiterwurschteln wie bisher haben die Wähler die rote Karte gezeigt."
Pikant wird die Personalie, weil Barletta vor dem Spiel ausdrücklich ausgeschlossen hatte, Lindemann mit seiner Stimme zum Spielführer zu wählen. "Was vor der Wahl galt, gilt auch nach der Wahl", gibt sich Barletta auch heute noch unbeugsam. Ohne den erfahrenen Verteidiger hat Lindemann jedoch keine Mehrheit. Als lachender Dritter könnte am Ende wiederum Reichenberger dastehen. Er will jetzt mit Barletta Sondierungsgespräche über eine mögliche Zusammenarbeit führen.
"Eine Koalition gibt es nicht für umme", sorgt Barletta allerdings schon im Vorhinein für klare Kante. "Ich will dann mindestens fünf Mal im Spiel mit nach vorn, und Thommy muss hinten aushelfen!" Die Posse könnte die junge Demokratie in Osnabrück im Mark erschüttern. Morgen in Dresden arbeitet in jedem Fall Reichenberger geschäftsführend weiter als Spielführer. "Was dann kommt, weiß hier keiner", so ein Insider aus dem Verein, der ratlos wirkt.
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