Freitag, 7. August 2009

"die ansprachen von peter neururer waren legendär!"

Der zweite Teil des VfLog-Interviews mit VfL-Coach Karsten Baumann. (Teil 1)

Sie wurden in Oldenburg geboren und sind dort zur Schule gegangen. Was hat den kleinen Karsten zum Fußball gebracht?

Der Arbeitskollege meines Vaters, der hat nämlich eine Fußballmannschaft trainiert. Mein Vater ist Leichtathlet, ich war immer mit ihm im Leichtathletik-Stadion, und dann hat ein Spieler gefehlt bei dem Arbeitskollegen meines Vaters. Ich wurde gefragt, ob ich nicht mal mitspielen kann. Und das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich dann gleich dabei geblieben bin.

Eigentlich wollen alle Kinder vorne Tore schießen. Wann hatten Sie ein Einsehen und haben sich widerwillig nach hinten gestellt?

Na, als es vorne nicht mehr ging, nicht!? (lacht) In der Zeit, als ich in der Jugendnationalmannschaft gespielt habe, da hab ich im Verein Stürmer gespielt, in der Niedersachsenauswahl Mittelfeld und in der Nationalmannschaft Verteidiger. Es war also abzusehen, dass es für vorne nicht reicht, und dann habe ich mich zurück versetzen lassen.

Was war Ihr Lieblingsverein als Kind?

Bayern München.

Warum?

Weil mein Patenonkel in München lebt. Und Mitte der 70er, als ich zum ersten Mal das Denken angefangen habe, da waren natürlich die Bayern ganz groß dabei. Mein Vorbild war eigentlich immer Gerd Müller. Der hat viele Tore gemacht, und so wollte ich’s dann auch machen.

Wenn wir uns die furchtbare Welt vorstellen, in der Fußball nie erfunden worden wäre, was wären Sie dann heute?

Ach, du heiliger Strohsack. Ein Leben ohne Fußball kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen. Fußball und Sport allgemein, das hat im Prinzip mein ganzes Leben irgendwie bestimmt. Vielleicht wär ich bei der Leichtathletik geblieben. Aber im Moment kann ich mir ein Leben ohne Fußball nicht vorstellen.

Wie lief das damals Ende der 80er ab, als man Sie nach Köln holte? Ist Christoph Daum mit Ihrem Vater einen trinken gegangen?

Ne, das war der Co-Trainer Roland Koch. Der hat mich auf einem Turnier in Lingen, ein großes Jugendturnier, gesehen und angesprochen, hat gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Und dann nahmen die Dinge ihren Lauf. Mit Christoph Daum habe ich zu dem Zeitpunkt nicht gesprochen. Erst als ich dann wirklich fest da war.

Was war in Ihrer Karriere das Spiel Ihres Lebens, von dem Sie sagen: "Da war ich echt stark!"

Äh, ich war in allen Spielen gut! Die anderen habe ich verdrängt. Nein, also manchmal ist es ja wirklich seltsam: Da spielt man und hat das Gefühl, man hat richtig gut gespielt und es hat alles gestimmt, und dann liest du am nächsten Tag in der Zeitung: ‚Der Baumann war schlecht.’ In einem anderen Spiel klappt gar nichts, du denkst, du kannst überhaupt keinen Fußball spielen, dann geben sie dir eine 2. Das ist alles relativ, und ich würd's nicht so von der Leistung abhängig machen. Genial war 1991 das Pokalfinale, das wir leider gegen Bremen verloren haben. Trotzdem denke ich da immer gerne dran zurück.

Sie haben unter vielen verschiedenen Trainern gespielt, darunter mit Daum, Rutemöller, Olsen, Lattek, Stepanovic oder Ristic einige legendäre: Wer war Ihr Lieblingstrainer?

Immer der Trainer, der mich hat spielen lassen. (lacht) Ich hatte wirklich viele Trainer, und da waren viele gute dabei. Allerdings auch ein, zwei, an die ich mich vielleicht nicht so gern erinnere. Ich versuche einfach, von den Trainern, die mir am besten gefallen haben, was mitzunehmen. Bei Erich Rutemöller war es etwa die Art, wie er mit den jungen Spielern umgegangen ist. Das war überragend, der hat sie wirklich in die Mannschaft rein gebracht. Morton Olsen war ein Taktikfuchs, was mir sehr gut gefallen hat. Und, ja, die Ansprachen von Peter Neururer waren legendär.

Warum?

Naja, der wusste eben, wie er die Jungs packen musste, wie er mit Spielern sprechen musste, und der hat uns immer unheimlich motiviert. Das war überragend.

Wer waren dagegen die Schaumschläger unter Ihren Trainern?

Darüber möchte ich nicht reden.

Gibt es Stationen oder Momente in Ihrer Karriere, von denen Sie heute sagen: ‚Ok, das hätte man nicht unbedingt so machen müssen.’

Ja, sicherlich. Als ich in Dortmund war, habe ich meine Position ein bisschen falsch eingeschätzt und habe gedacht, ich könnte ohne weiteres bei einem anderen Klub unterkommen. Ich habe da also meinen Abgang forciert, was sicherlich nicht die feine Art war, aber ich habe mich eben ungerecht behandelt gefühlt. Im Nachhinein würde ich das vielleicht anders machen.

Im dritten Teil am Montag lesen Sie, was Karsten Baumann von Kegelabenden hält und warum sich irgendwann auszahlt, das Zimmer im Trainingslager mit klugen Leuten zu teilen.

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