Sonntag, 25. Juni 2006

empfehlung #16: ein gedicht aufsagen

Wie schön, sich an Gedichte zu erinnern, die man einmal in der Schule lernen musste! Prometheus zum Beispiel noch in Klasse 12, aber das ist an dieser Stelle vielleicht zu starker Tobak. Mit Rücksicht auf die aktuellen Ereignisse in diesem Land gereichen wir lieber eines aus dem Sturm & Drang. Natürlich von Goethe. Es geht so:

Früh, wenn Tal, Gebirg und Garten
Nebelschleiern sich enthüllen,
und dem sehnlichsten Erwarten
Blumenkelche bunt sich füllen.

Wenn der Äther, Wolken tragend,
mit dem klaren Tage streitet,
und ein Ostwind, sie verjagend,
blaue Sonnenbahn bereitet.

Dankst du dann, am Blick dich weidend,
reiner Brust der Großen, Holden,
wird die Sonne, rötlich scheidend,
rings den Horizont vergolden.

Und an was erinnern Sie sich? An den Bundestrainer der Euro 2000? Oder an ein anderes? Denken Sie nach! Und dann auf den Hosenboden gesetzt und aufgesagt.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Rainer Maria Rilke - Der Panther
im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe,
so müd geworden, dass er nichts mehr hält,
ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe,
und hinter Tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille,
sich lautlos auf, dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille,
und hört im Herzen auf zu sein.


Ich kann's noch, hätte ich nicht gedacht. Ist mein Lieblingsgedicht.
Prometheus noch auswendig können ist heftig, das wurde dieses Jahr von einer Person bei uns vorgetragen...
"Sachliche Romanze" von Erich Kästner würde ich noch hinkriegen, vielleicht auch "Die große Fracht" von Ingeborg Bachmann und "Der Winter" von Georg Heym (die beiden letzten aber nicht wegen der Dichtung, sondern weil ich beide gerade zu lernen habe, sind beide nicht so der Hammer).