Samstag, 10. Juni 2006

empfehlung #1: wegschauen!

Sie wurden wieder durch die Talkshows getrieben, die unsäglichen Pseudointellektuellen, Literaten, all das selbsternannte Tiefsinnpack, das sich zur WM bemüßigt sieht, dem Fußball Dimensionen abzugewinnen, die er nur so lange haben kann, wie gerade diese Figuren nicht drüber reden, sondern schön fein ihr Maul halten. Allein, sie tun es eben nicht. Angesichts des allenthalben üblichen Geschwurbels ist somit wieder einmal Reduktion angesagt. "Das Runde muss ins Eckige" ist noch nicht die ganze Essenz des Fußballs. Der Kern lautet "Fußball ist, wenn ein VfL spielt". Ebenso gilt der logische Umkehrschluss: "Wenn kein VfL spielt, ist es kein Fußball." Gnädig wie wir sind, lassen wir Nationalmannschaftsspiele unter Beteiligung von VfLern gelten. Neuville, Jansen, Keller - sie sorgen dafür, dass wir auch in den nächsten Wochen Fußball sehen werden. Aber an Tagen wie heute herrscht Flaute.

Egal! Wir wollen Empfehlungen geben, was sich Sinnvolles mit der fußballfreien Zeit anfangen lässt. Die erste Übung hierfür richtet sich nicht auf eine gute Fernsehserie, auf kein Buch, keine CD. Der erste Schritt ist eine Meditation, eine Negation. Die erste Empfehlung heißt Wegschauen. Nein, man muss nicht alle Spiele sehen, vor allem aber: man muss nicht das Rahmenprogramm schauen. All die Fan- und Ticketparties der letzten Tagen waren wenig mehr als der hilflose Versuch, die Übertragungsrechte mit miesen Merchandisingflimmereien und Marketingshows zu refinanzieren. Ausmachen! Weg damit und einfach mal mit Gesicht zum Himmel durch den Nieselregen laufen. Dafür ist doch die Sommerpause der Bundesliga da.

Es gibt eine Faustregel, wann man in jedem Fall abschalten kann: Immer dann, wenn Moderatoren ihr Mikro nicht entweder in der Hand halten, oder am Sakko als Knöpfchen angebracht tragen, sonder mit einem dieser neumodischen albernen Bügel, die von Ohr bis unter die Nase reichen. Jahrhundertelang, so möchte man meinen, waren Fernsehshows auch ohne möglich, open air und in großen Hallen, und wahrlich die Sendungen schepperten nicht mehr als die albernen Headsets, die anmuten, als stammten sie aus der Konkursmasse eines gescheiterten Musicals. Wann immer ein Mann mit einem Mikropopel unter der Nase über den Bildschirm läuft, heißt es, sich anderswo des Lebens zu freuen. Und aus.

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