Der Fußballgott, mit dem wir auf diesem kleinen Familienblog auf bekannt gutem Fuße stehen, ist ein entspannter Kerl. Die wöchentlich neu ausgerufenen Heilsfiguren scheren ihn nicht. Doch gut möglich, dass er in Lucien Favre einen wahren Propheten gefunden hat. Die mahnenden Hinweise, nach drei Spieltagen nicht in kindische Euphorie zu verfallen, werden da nicht etwa mit der Härte teutonischer Ratio untermauert, sondern mit einem Gefühl: "Ich spüre, dass es eine schwere Saison wird und wir um jeden Punkt kämpfen müssen". Weitere Statements aus der Pressekonferenz lesen sich weniger wie die Analyse eines Fußballspiels, als vielmehr wie ein Glaubensbekenntnis: "Jedes Spiel ist anders und jedes Spiel wird seine eigene Geschichte haben. Wir dürfen es nicht übertreiben. Es geht schnell im Fußball – genauso wie im Leben…"
Seit Jahren schon wird von jedem zwei Spieltage lang erfolgreichem Trainer behauptet, er habe eine ganz spezielle Philosophie. Max Eberl suchte gar dereinst in einem Opus Magnum von über 500 Seiten die Philosophie des VfL festzuhalten. Bisher jedoch war das meiste Philosophie-Gerede im Profisport eher trauriges Gewäsch, das bestenfalls aus Zitate-Sammlungen von "Goethe für Gestresste" bis "Philosophie für Dummies" zusammengeklaubt war. Klinsmanns Buddhas waren einer von vielen traurigen Höhepunkten dieser Welle.
Doch womöglich bricht nun wirklich eine Hochzeit einer neuen Liaison zwischen Philosophie und Fußball an. Intellektuelle wie Javier Marias haben schon lange das Tiefenpotential des Fußballs genutzt. Vielleicht kommt nun auch der Feingeist auf der Trainerbank zum verdienten Erfolg. Neben Favre ist auch Frankreichs Frauennational-Coach Bruno Bini ein Beleg für diese These. Von ihm stammen nicht nur so zeitlos-pragmatische Sätze wie dieser: "Wenn du Taler auf dem Konto hast, dann kriegst du auch Geld geliehen. Wenn du keine Taler auf dem Konto hast, dann kriegst du nix geliehen." Er war auch das bewundernswerte Beispiel von Gelassenheit, der nach dem Ausscheiden seines Teams verkündete: "Das Leben bleibt schön" und auf die Frage, ob er denn trotz der Niederlage stolz auf sein Team sei, erklärte: "Natürlich. Ein Trainer der nicht mehr stolz auf sein Team ist, muss gehen." Bini und Favre - von diesem Holz könnte der Fußball mehr vertragen.
Montag, 22. August 2011
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