Mittwoch, 2. Januar 2008

im wortlaut

Auf mehrere hundertfache Bitte unserer zumeist sehbehinderten Leser erscheint heute die "Erklärung zur Befreiung von Willi" noch einmal im gedruckten Wortlaut. Sie war vorgestern als Original erschienen, das mutlose Untergrund-Literaten uns zugespielt hatten.

Genossen,
es hat keinen Zweck, den falschen Leuten das Richtige erklären zu wollen. Das haben wir lange genug gemacht. Die Willi-Befreiungs-Aktion haben wir intellektuellen Schwätzer, Hosenscheißer und Allesbesser-Wisser den potentiell revolutionären Teilen des Volkes zu erklären, das heißt den kinderreichen Familien, den Jungarbeitern und Lehrlingen, den Hauptschülern, den Familien in den Sanierungsgebieten, den Arbeiterinnen von Siemens und AEG-Telefunken, von SEL und Osram, den verheirateten Arbeiterinnen, die zu Haushalt und Kindern auch noch den Akkord schaffen müssen.

Denen haben wir die Aktion zu vermitteln, die für die Ausbeutung, die sie erleiden, keine Entschädigung bekommen durch Lebensstandard, Konsum, Bausparvertrag, Kleinkredite, Mittelklassewagen. Die sich den ganzen Kram nicht leisten können, die da nicht dran hängen. Die alle Zukunftsversprechen ihrer Erzieher und Lehrer und Hausverwalter und Fürsorger und Vorarbeiter und Meister und Gewerkschaftsfunktionäre und Bezirksbürgermeister (meist Köln-Fans!!) als Lügen entlarvt haben und nur noch Angst vor neuen Niederlagen haben.

Versuchen wir’s also: Willi, dieser bemitleidenswerte kleine Junge, ist erst sieben Jahre alt und bereits qua Geburt politischer Gefangener der DFL. Willi wird festgehalten in einem kleinen, roten Käfig im Frankfurter Westend, in dem er nicht einmal aufrecht stehen kann. Dort hämmert er tagein, tagaus einen weißen Fußball gegen die vier Wände seiner Zelle. Lange hat sich niemand um Willi gekümmert, obwohl sein Schicksal Millionen Bürgern der BRD bekannt ist. Mehrmals in der Woche wird über Willi sogar im Fernsehen berichtet, doch an den unmenschlichen Lebensumständen des Jungen stört sich keiner. Das Jugendamt in Frankfurt weigert sich fortdauernd, gegen den offenkundigen Missbrauch einzuschreiten.

Stattdessen wird Willi in Stellung gebracht: In seinem Namen werden Übertragungsrechte verhökert, Relegationsspiele wieder eingeführt und Markenkerne gegen so schauerliche Zeitgenossen wie Fußballfans verteidigt.

Das darf nicht so weitergehen: Sitzt nicht, wie wir kleinkarierte Krämerseelen, auf dem hausdurchsuchten Sofa herum und zählt eure Lieben. Helft mit, den richtigen Ballverteilerapparat aufzubauen. Lasst uns Hosenscheißer liegen, uns Rotkohlfresser, uns Sozialarbeiter, die wir uns doch nur anbiedern wie Lumpenpack.
Den Klassenerhalt entfalten. Die Abwehrkette organisieren.
Mit dem sofortigen Wiederaufstieg beginnen!
WILLI BEFREIEN!

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