Sonntag, 23. Dezember 2007

durchschwingen lassen

Es sind noch 40 cm zum Tor, der Ball rollt auf schwarz. Erneut die Gelegenheit für den spielstarken Rechtsaußen, die Kugel mit geschicktem Spin auf die Sechzehnmeterraum-Markierung zu legen und den Mittelstürmer ungehindert in Schussposition zu bringen. Doch der Versuch misslingt. Der schnelle Konter rollt. Ein weiter Pass auf links, schon hat sich der Außenspieler zur Grundlinie durchgetankt, die Abwehrbeine sind zu kurz und können auch gegen die Flanke nichts machen. Knapp 15 Meter vor dem Tor, halbrechte Position, kommt der Stürmer zum Schuss - und netzt mit einem gekonnten Heber zum 8:6 ein. Tipp-Kick ist die schönste vorstellbare Weihnachtsbeschäftigung.

Von vielen belächelt, üben sich mein Bruder und ich seit nunmehr Jahrzehnten in der Perfektion dieses großen Sports. Das kleine Spielfeld mit den nur zu den Seiten kippenden Torhütern, längst ad acta gelegt: Auf dem großen Filzparkett lassen sich die schöneren Spielzüge ausführen, die Paraden der Keeper, die sich auch nach vorn auf den Ball schmeißen können, sind legendär. Die Sentimentalitäten mit den handbemalten Spielfiguren, womöglich noch in lilaweiß, auch passé: Sie wurden bereits vor vielen Jahren von High-Tech-Kickern mit verschieden dick geformten Aluminium-Waden abgelöst, die ganz einfach die präzisere und verlässlichere Schusstechnik beherrschen. Alles in allem führt das zu einer beachtlichen Spielkultur und hochspannenden Auseinandersetzungen, die nicht schon nach 90 Minuten ein Ende finden. Mit dem erst vor kurzem angeschafften Tipp-Kick-Flutlicht-Set sind den Derbies auch nachts keine Grenzen gesetzt.

Inzwischen steht es nur noch 8:7. Einem Handspiel 30 Meter vor dem Tor folgte einer dieser stets gefährlichen Freistöße, der vom Mittelfeld-Regisseur trotz zulässiger Ein-Mann-Mauer direkt verwandelt wurde. Der Torwart hatte keine Chance. Es wird spannend.
Aus erahnbaren Gründen und Tradition ist morgen, an Heiligabend, hier im VfLog Funkstille. Doch keine Sorge: Wie eh und je meldet sich der Fußballgott am 1. Weihnachtsfeiertag zur Weihnachtsansprache.
8:8 jetzt. Was sich nun einstellt, ist Torschusspanik. Alles wie im richtigen Leben.

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