Freitag, 1. Juni 2007

der aufstiegs-countdown: 1 bis...

1) Freitag: Wir schreiben einen Brief an die einzige Frau, die das Gefühlschaos versteht, das an einem Abend wie heute in uns herrscht.
A U F S T I E G

Liebe Mama,

Du hast uns zu großen Jungen erzogen. Das ist Dir - soviel Selbstlob sei gestattet - weitgehend gut geglückt. Du hast uns Selbstvertrauen auf den Weg gegeben, damit uns die Unbilden des Lebens nicht zu hart und nicht unvorbereitet treffen, und so glückt es uns weitgehend, vernünftig und immer wieder auch vergnügt unseren Weg zu machen. So wie man es von Erwachsenen erwartet.

WENN NUR DER FUSSBALL NICHT WÄRE!

Warum hast Du uns davor nicht beschützt?! Er setzt uns zu, macht uns fertig, gibt uns den Rest! Wenn es uns gerade mal prima geht, schlägt er uns nieder, tritt auf uns herum und lacht hämisch dabei. Ja, manchmal, wenn es uns schlecht geht, dann baut er uns auch wieder auf und beschert uns Momente, die zu den Glücklichsten unseres Lebens gehören. Aber dann packt er uns später meist nur umso übler an.

Sag, Mama, ist es das wert? Ist es das wert, dass wir an Abenden wie heute wieder nervös wie kleine Jungs vor dem Weihnachtsabend, vor dem ersten Date mit der unglaublich süßen Laura, vor dem entscheidenden Examen im Zimmer sitzen. Der Magen flau und heftig rumpelnd, die Hände zittrig, die Gedanken wirr.

Mama, Du hast uns auf Vieles gut vorbereitet, vor vielem Schlechten zurecht gewarnt, uns Gutes gezeigt und nahe gebracht. Aber was Fußball aus uns machen würde, das hast Du uns nie gesagt. Wahrscheinlich hast Du es selbst nicht geahnt, verstehst es auch nicht, obwohl Du uns doch sonst immer verstehst.

Deswegen schreiben wir Dir heute, um Dich vorzuwarnen: Sei nicht böse, wenn wir am Sonntag ausnahmsweise nicht anrufen. Entweder wir feiern noch, oder wir graben eine große Höhle, die wir ein Jahr nicht verlassen wollen. Was genau, das kannst Du morgen im Videotext nachlesen. Gegen 15:50h. Danke, dass Du an uns denkst.

Deine
Söhne

Keine Kommentare: