Montag, 14. April 2008

writer's blog

Ein gemeinhin und interessanterweise nicht zuletzt von Literaten selbst gepflegtes Klischee besagt, dass Literatur als Therapie entsteht. Nur irgendwie kranke Menschen schreiben, ja machen dies womöglich gar zu ihrem Beruf. Menschen, die schreiben, haben ein Problem. An dem können sie sich dann abarbeiten. Hätte Thomas Mann geschrieben, wenn er nicht heimlich auf kleine Jungs gestanden hätte? Hätte Kafka geschrieben, wenn er sich nicht insgeheim für einen Käfer gehalten hätte, freilich einen sprachlich recht versierten? Hätte Goethe geschrieben, wenn er nicht ständig irgendwo unglücklich verliebt gewesen wäre und obendrein nicht eine überschüssige Seele, ach!, in seiner Brust gehabt hätte? Nein, natürlich nicht. Sie alle hätten stattdessen Fußball gespielt oder etwas vergleichbar Sinnvolles getan.

Kurzum: Wem es schlecht geht, der kann darüber Schreiben. Wem es gut geht, dem fehlen die Worte. Genau dies ist das Problem dieses Blogs seit Erfindung der Liga der Herzen. Es läuft doch. Was sollen wir da große Worte machen? Gladbach steigt auf, Osnabrück nicht ab. Mehr wünschen sich bescheidene Menschen wie wir doch gar nicht erst. Jeden Tag Euphorie nutzt sich dazu auch ab, wohingegen die tägliche Melancholie schnell zur guten Freundin wird. Bleibt sie weg, mit wem soll man dann noch reden? Und worüber?

Lassen wir heute also andere sprechen. Zum Beispiel Dietmar Dath, der einen so erfrischenden Schaden hat, dass er ganz großartig Schreiben kann. Zum Beispiel über die Vorteile der Zeitung gegenüber "dem Blog von Willi Wurstsalat aus Worms" und überhaupt über die ganze Ekligkeit der Blogosphäre, die uns ja auch seit jeher anwidert. "Bah!", rufen wir, und "Igitt!" (Und haben wieder etwas Fiesmöppliges, über das hadern, ergo zu schreiben sich lohnt.) Und kommen Sie uns jetzt nicht mit dem Argument, dass Blogs auch was für sich haben, Pro und Contra, jedem seine dumme Meinung. Nicht mit uns, nicht mit Dietmar Dath:

"Der Blogschmarren beleidigt die Intelligenz des Publikums im leider üblichen Durchschnittsfall als genau das schlechte Besondere, das von der Banalität der Gesamtheit aller vorhandenen Ansichtssachen ("Die einen sagen so, die andern so") nicht zu unterscheiden ist."

Also. Nicht mehr schreiben heute. Feiern. Gladbach steigt auf.

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