Sonntag, 2. April 2006

sport ciao

Der VfL schlägt Dortmund zu Hause 2:1 und rangiert mit 37 Punkten im gesicherten Mittelfeld. Doch nicht nur das: Es graust einen auch beim Gedanken daran, was sich die deutsche Sportjournalie an einem gewöhnlichen Samstagabend so alles zusammen kommentiert. Gestern zum Beispiel waren die eineinhalb Stunden Bundesliga-Show wieder ein beachtliches Ärgernis.

Früher, als die Sportschau noch nicht ran war, sondern Anpfiff, da gab es immer ein nettes Gewinnspiel: Der Moderator, meist ja Ulli Protofski, spielte einem Zuschauer eine Torszene vor, kurz nach dem Schuss hielt der Film an, und der Zuschauer musste tippen: Tor oder kein Tor? Wenn man dieses Spielchen heutzutage unter Sportschau-Zuschauern wiederholte, man erzielte realsozialistische Ergebnisse, so vorhersehbar werden Tore und keine Tore von den Herren Reportern ankommentiert. Gekonnt und verlässlich wird jede Spannung wegkommentiert. Nun sehne ich beileibe nicht die Dahl- und Herrmänner dieser Republik herbei, die mich auch bei einer 4:0-Führung glauben machen wollen, die Partie können noch einmal spannend werden. Das Gegenteil aber muss es auch nicht sein.

Die Top-3 der K.O.-Reportagen gestern: Hertha-Stuttgart, Gladbach-Dortmund und - ganz vorn dabei - Wolfsburg-Duisburg. In Berlin wurde Marcelinhos Leistung in der ersten Halbzeit dermaßen offensichtlich als Totalausfall bewertet, dass es keiner einzigen Spielszene mehr bedurfte, um seine Metamorphose zum Matchwinner und damit den Hertha-Sieg vorauszusehen. Der Spielbericht aus Gladbach war auf seinem Höhepunkt, nämlich als Dortmund in der Schlussphase noch einmal zurückzukommen drohte und Druck machte, völlig spannungsfrei und ohne Vorwarnung einfach zu Ende. Zack. Fertig. Das Leverkusener 5:1 wurde mitreißender verpackt. Der Höhepunkt aber der Spielbericht aus der VW-Arena: Über das 1:0 der Duisburger in Wolfsburg konnte man sich nicht einmal einen Moment lang freuen: Wie man derart absehbar auf den Ausgleich der Wolfsburger hinkommentieren kann - alle Achtung!

So sitzt man und glotzt auf den Fernseher und wundert sich. Und schaltet - natürlich - nächste Woche wieder ein. Wer dann gewinnt? Hören Sie selbst.

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