Montag, 16. Juli 2007

revolutionen auf klos

Habe ich erwähnt, dass ich im Urlaub war? Ist gut, ich habe es erwähnt, egal. Jedenfalls kommt man schnell auf andere, neuere, schönere Gedanken, wenn man selbstversunken auf das tiefblaue Meer Südfrankreichs hinausblickt und die Wellen in meditativer Gleichmäßigkeit kommen und gehen und kommen und gehen sieht wie sonst nur Trainer und Spieler in Mönchengladbach. Schön ist das, und es wird auch nie langweilig oder fängt an zu nerven (daran unterscheidet sich das Meer dann doch wieder von den Gladbacher Managementstrategien der letzten Jahre).

Rrrums! kommen da die Gedanken angeflogen. Zum Beispiel, dass man heutzutage, wenn man eine saubere öffentliche Toilette sucht, besser in ein Einkaufszentrum geht als in eine Gaststätte, Café oder Bistro. Vermutlich, weil das Einkaufszentrum auf glückliches Verweilen der Besucher angewiesen ist, damit dieser nicht konsumlos das Weite sucht. Ein erfreuliches Klo steht also am Anfang einer jeden erfolgreichen Shopping Mall. Restaurants hingegen verlässt niemand ohne Konsum, sie müssen den Besucher nicht erst durch hübsche Aborte wohlgesonnen stimmen, denn ins Bistro geht, wer schon entschlossen ist zu konsumieren. (Auf die Frage "Haben Sie schon gewählt" im Restaurant mit "Ich möchte mich bloß ein wenig umsehen" zu antworten bzw. das Haus mit dem Ruf "Ich gehe ein wenig in Gaststätten bummeln" zu verlassen, würde jedenfalls von der Mehrheit als mindestens wunderlich angesehen werden.) Die Toilette steht hier also erst am Ende der Prioritäten des siegesgewissen Wirts, und so sehen sie in der Regel auch aus, gerade in Südfrankreich. (Also, die Toiletten. Die Wirte manchmal auch.)

Diese Beobachtung noch lange nicht zu Ende gedacht, ausgefeilt, geschweige denn metaphorisch oder allegorisch auf Fußball bezogen habend, kommt schon Rrrums! der nächste Gedanke, namentlich jener, dass heutzutage der meiste Reichtum in untergehenden bzw. gerade chaotisch neu entstehenden Imperien zu machen ist. Wer mietet denn die ekligen Plastikyachten mit brasilianischen Sambatänzerinnen im Hafen von St. Tropez zu 90.000€/Woche? Na, doch zuvörderst die russischen Oligarchen, die eben noch im KGB, jetzt schon in irgendeinem neugegründeten Großbetrieb reüssieren, und meiner wunderbaren Strandlektüre von Javier Marias entnehme ich, dass kurz bevor Castro in Kuba an die Macht kam auch der eine odere andere findige Mensch sein Glück gemacht hat. Schade, dass Gladbach zwar möglicherweise ein just in diesen Wochen und Monaten untergehendes Imperium wie dereinst die Sowjetunion oder Batistas Kuba ist, sich aber bisher keineswegs abzeichnet, mit welchen neuen Machthabern man sich gutstellen müsste, um finanziellen oder sonstigen Profit daraus zu schlagen. Ziege? Oder bleibt doch der ewige König der starke Mann? Irgendwie führen diese Gedanken alle zu nichts.

War der Urlaub schön!

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