Freitag, 18. Februar 2011
letzte worte
Kaum entlassen, gibt Michi schon wieder Interviews. Und wir müssen zugeben, wir haben selten so gelacht, wie bei der Lektüre. Als die lieben Kollegen vom Kicker fragten, ob er sich Sorgen um sein Ansehen mache, antwortete Michi vergnügt: "Um meinen Ruf mache ich mir keine Sorgen. Wer sich mit meiner Arbeit beschäftigt, erkennt eine klare Linie; eine Linie, die ich auch durchgezogen habe." Wir hätten das nicht treffender formulieren können.
Donnerstag, 17. Februar 2011
neue serie: frag mona #1
Nachdem diese Woche mit einem Personal-Paukenschlag für VfL-Fans begonnen hat, freuen wir uns, nun auch einen Neuzugang auf unserem kleinen Familienblog vorstellen zu können. In Zeiten von Frauenquote und Frauen-WM ist uns ein kleiner Coup gelungen. Bekanntermaßen gibt es in Deutschland einen Mangel an kompetenten Expertinnen in Sachen Fußball, dies jedenfalls ließ sich angesichts der Hilde-Springer-Preisverleihung an Monica Lierhaus wieder allenthalben lesen. Dem VfLog ist es nun aber gelungen, Mona Rabanne als Kolumnistin zu gewinnen, eine der unstrittig intimsten Kennerinnen der internationalen VfL-Szene. Wie wir weiß auch sie: Wenn es kein VfL ist, ist es kein Fußball. Ab sofort wöchentlich wird Mona jede Woche fünf aktuell brennende Fragen beantworten und unsere Seiten mit einer weiblichen Perspektive bereichern. Unsere Leser können sich auch beteiligen: Schreiben Sie uns Ihre Fragen an Mona einfach an frag-mona@vflog.de. Wir legen diese Woche gemächlich los.
1) Mona, schön, dass Du ab sofort dem VfLog mit Deinem Wissen Rede und Antwort stehst. Wie geht es Dir?
Danke, gut. Ich bin schon lange ein Leser von Eurem schicken Familienblog und freue mich auch, dass wir zusammengefunden haben. Danke auch für Euer Verständnis, dass ich für meine wöchentlichen Auftritte mit 450.001€ eine angemessene Bezahlung verlangen musste.
2) Mona, Gladbach hat diese Woche Michael Frontzeck gefeuert. Eine richtige Entscheidung?
Was soll ich sagen? Klar war die Entscheidung richtig. Andererseits habe ich immer noch das Foto vor Augen, wie Michi seinen vollgetankten Dienstwagen auf dem Parkplatz am Borussiapark abstellt und darauf wartet, dass seine Frau ihn mit dem geleasten Toyota Yaris abholt, oder was auch immer die fahren. Wie er da allein auf dem Parkplatz steht, das ist schon tragisch.
3) Und was hältst Du von Michis Nachfolger, Lucien Favre?
Ein Hammer! Das ist ja mal ein ganz Süßer! Und schlau ist der, ein echter Taktikfuchs. Außerdem fließt jetzt endlich mal wieder Schweiß bei den Jungs. Das wöchentliche Trainingspensum von Michi hat Favre nach zwei Tagen schon hinter sich. Was kann man sich mehr wünschen, als einen starken Mann mit Köpfchen und französischen Akzent?
4) OK, bleiben wir mal beim Fußballerischen. Macht es Dir nicht Sorgen, dass Favre keine Erfahrung im Abstiegskampf hat?
Das schreiben wieder mal alle Medien voneinander ab. Aber das stimmt ja gar nicht. Favre hat den Schweizer Verein Yverdon, seine zweite Trainerstation, in der 2. Liga übernommen, da standen die kurz vor dem Abstieg. Er hat das Ruder rumgerissen und ist dann mit denen in die 1. Liga aufgestiegen. So einer ist unser Lucien nämlich!
5) Beeindruckend. Jetzt noch eine private Frage: Was läuft gerade in Deinem MP3-Player?
"Du bist schön von hinten" von Stereo Total. Das Lied widme ich dieser Woche allen entlassenen Trainern in der Bundesliga. Und die Sängerin hat so einen sexy französischen Akzent.
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Mittwoch, 16. Februar 2011
rückblick zur seite
Dafür, dass die E-Mail den Brief verdrängt, ist leider auch unser heiß geliebter Seitenwechsel ein Beispiel. Das Leben beschleunigt sich, und in dieser Saison hatten Joachim Schwerin und wir keine Zeit mehr, unseren Briefwechsel zu pflegen. Vor einigen Tagen haben wir bereits einige unserer Beiträge aus der Ära Michi zusammengetragen. Dabei haben wir verkannt, dass viele unserer schönsten Tiraden gar nicht hier auf unserem kleinen Familienblog erschienen sind, sondern bei den Kollegen auf Seitenwahl, in Martins mal hasserfüllten, mal verzweifelten Briefen an Joachim.
Einige unserer Lieblings-Stücke haben wir hier dokumentiert:
30.9.2009 - der 93. SW - Martin findet seine Gelassenheit zurück
5.11.2009 - der 95. SW - Martin gelobt, Michi zu loben, wenn er irgendwann mal Erfolg hat
2.12.2009 - der 98. SW - Michi legt eine Serie hin und Martin weiß nicht, was er machen soll
9.12.2009 - der 99. SW - Max Eberl und die Augenhöhe
5.2.2010 - der 103. SW - Martin schickt eine Telegramm und gelobt nicht mehr über Michi zu lästern
11.3.2010 - der 107. SW - Martin zieht um und Michi sorgt sich um die Intelligenz der Leser
25.3.2010 - der 109. SW - Martin denkt gefährlich und Michi kann (ausnahmsweise) nicht mehr absteigen
31.3.2010 - der 110. SW - Michi ist der beste Trainer der Welt
Einige unserer Lieblings-Stücke haben wir hier dokumentiert:
30.9.2009 - der 93. SW - Martin findet seine Gelassenheit zurück
5.11.2009 - der 95. SW - Martin gelobt, Michi zu loben, wenn er irgendwann mal Erfolg hat
2.12.2009 - der 98. SW - Michi legt eine Serie hin und Martin weiß nicht, was er machen soll
9.12.2009 - der 99. SW - Max Eberl und die Augenhöhe
5.2.2010 - der 103. SW - Martin schickt eine Telegramm und gelobt nicht mehr über Michi zu lästern
11.3.2010 - der 107. SW - Martin zieht um und Michi sorgt sich um die Intelligenz der Leser
25.3.2010 - der 109. SW - Martin denkt gefährlich und Michi kann (ausnahmsweise) nicht mehr absteigen
31.3.2010 - der 110. SW - Michi ist der beste Trainer der Welt
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Dienstag, 15. Februar 2011
135 minuten
Treue Leser unseres kleinen Familienblogs wissen, dass Michi Frontzeck auf diesen Seiten keine Träne hinterhergeweint wird. Er war der falsche Mann am richtigen Platz, und wenn es nach uns gegangen wäre, er hätte nie einen Job in Gladbach bekommen. Leider ging es nicht nach uns, sondern nach dem niederrheinischen Geburtsregister und dem Gladbacher Einwohnermeldeamt, was immerhin vergleichsweise originelle Auswahlkriterien sind, die sich sonst in dieser Form nur beim ähnlich lokalpatriotischen "F"C Kölle finden lassen.
Auf der Zunge zergehen lassen muss man sich allerdings die Heuchelei und die Schleimscheißerei, mit der Eberl, Bonhof und Co nun versuchen, ihr Harakiri weiterhin schönzureden und so zu tun, als sei ein Rausschmiss kein richtiger Rausschmiss, wenn denn die Schmauchspuren des rauchenden Revolvers mit einigem Zuckerguss verwischt werden.
"Das haben wir alle nicht gewollt. Michael Frontzeck bleibt immer einer von uns", so lässt sich Rainer Bonhof zitieren, der womöglich demnächst eine Namensänderung in Rainer Hohn beantragen könnte. Frontzeck war vor allem insofern immer einer von uns, als er die gleiche Krätze in seiner Trainerkarriere pflegte, wie sie auch Borussia in den letzten Jahren immer wieder an den Tag legte. Es bleibt zu befürchten, dass er insofern auch immer einer "von uns" bleiben wird, solange Eberl und Bonhof anstelle von Fußballsachverstand in Gladbach walten. Es haben eben nicht alle Vereine Ex-Spieler wie Uli Hoeneß in den eigenen Reihen, sorry Maxerl!
Besonders widerwärtig ist aber der schmierige Versuch, so zu tun, als sei es richtig gewesen, an Frontzeck festzukleben wie eine Hand auf einer glühenden Herdplatte. So erläutert Max "Immanuel Kant" Eberl mit philosophischem Tiefgang: "Wir haben dies (die Nicht-Entlassung, VfLog) im Winter aus Überzeugung getan. Und die ersten drei Spiele sowie die erste Halbzeit gegen Stuttgart haben gezeigt, dass wir nicht falsch lagen. Die Entwicklung in den letzten beiden Spielen hat dann jedoch dazu geführt, dass wir so reagieren"
Man lag also nicht falsch bis einschließlich zur ersten Halbzeit gegen Stuttgart. Danach kamen dann genau 3 Halbzeiten, also 135 Minuten, gegen Stuttgart und St. Pauli, auf deren Basis man nun keine andere Wahl mehr hatte, als Frontzeck zu schassen. Hören sich diese Menschen eigentlich zu? Entweder man bewertet die laufende Saison als Ganze, dann kommt man heute wie schon vor ein, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun und auch fünfzehn Spielen zu dem Schluss, dass Frontzeck vielleicht ein netter (wenngleich etwas arroganter und selbstverliebter) Kerl ist, aber sicher kein Trainer von Bundesligaformat. Oder aber, man beschwört Kontinuität bis in den Tod. Aber warum lässt man dann nach 135 Minuten, in denen Menschen wie Frontzeck eben so gut wie in allen anderen Spielen bisher Gründe finden können, warum man eigentlich "zufrieden" sein könne und "noch nichts verloren" geben dürfe, den Trainer fallen und behauptet sogar noch, man habe "nicht falsch gelegen"? Hallo, irgendjemand zu Hause?
Wie zersetzend eine derartige Unlogik für jedes Vertrauen, jede Glaubwürdigkeit ist, zeigt sich sofort, wenn man Bonhofs Treueschwüre zu Max Eberl anhört: "Die Frage Max Eberl stand nie im Raum! Er ist und bleibt unser Sportdirektor", beteuert Bonhof, doch wer soll diesem Mann nach der Frontzeck-Kehrtwende noch Glauben schenken? Und warum eigentlich ist Frontzeck in Bonhofs Augen gescheitert, Eberl aber nicht? Eberl, ein Mann, der tatsächlich glaubt, Sätze wie dieser würden Sinn ergeben: "Wir haben einen Trainer gesucht, der unseren Weg ein Stückweit fortsetzt, aber natürlich bei den Sachen, die schief gelaufen sind, ansetzt."
Und was sagt Favre? "Ich will im Ausland bleiben, in einer der großen Ligen. Und in einem Club, der Ambitionen hat und etwas gewinnen will." Das war vor einem Jahr, auf einer Pressekonferenz, in der er mit der Hertha-Führung abrechnete. Einen Club mit Ambitionen hat er gefunden. In "eine der großen Ligen" wird Favre seinen neuen Verein aber wahrscheinlich im kommenden Jahr erst wieder führen müssen.
Auf der Zunge zergehen lassen muss man sich allerdings die Heuchelei und die Schleimscheißerei, mit der Eberl, Bonhof und Co nun versuchen, ihr Harakiri weiterhin schönzureden und so zu tun, als sei ein Rausschmiss kein richtiger Rausschmiss, wenn denn die Schmauchspuren des rauchenden Revolvers mit einigem Zuckerguss verwischt werden.
"Das haben wir alle nicht gewollt. Michael Frontzeck bleibt immer einer von uns", so lässt sich Rainer Bonhof zitieren, der womöglich demnächst eine Namensänderung in Rainer Hohn beantragen könnte. Frontzeck war vor allem insofern immer einer von uns, als er die gleiche Krätze in seiner Trainerkarriere pflegte, wie sie auch Borussia in den letzten Jahren immer wieder an den Tag legte. Es bleibt zu befürchten, dass er insofern auch immer einer "von uns" bleiben wird, solange Eberl und Bonhof anstelle von Fußballsachverstand in Gladbach walten. Es haben eben nicht alle Vereine Ex-Spieler wie Uli Hoeneß in den eigenen Reihen, sorry Maxerl!
Besonders widerwärtig ist aber der schmierige Versuch, so zu tun, als sei es richtig gewesen, an Frontzeck festzukleben wie eine Hand auf einer glühenden Herdplatte. So erläutert Max "Immanuel Kant" Eberl mit philosophischem Tiefgang: "Wir haben dies (die Nicht-Entlassung, VfLog) im Winter aus Überzeugung getan. Und die ersten drei Spiele sowie die erste Halbzeit gegen Stuttgart haben gezeigt, dass wir nicht falsch lagen. Die Entwicklung in den letzten beiden Spielen hat dann jedoch dazu geführt, dass wir so reagieren"
Man lag also nicht falsch bis einschließlich zur ersten Halbzeit gegen Stuttgart. Danach kamen dann genau 3 Halbzeiten, also 135 Minuten, gegen Stuttgart und St. Pauli, auf deren Basis man nun keine andere Wahl mehr hatte, als Frontzeck zu schassen. Hören sich diese Menschen eigentlich zu? Entweder man bewertet die laufende Saison als Ganze, dann kommt man heute wie schon vor ein, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun und auch fünfzehn Spielen zu dem Schluss, dass Frontzeck vielleicht ein netter (wenngleich etwas arroganter und selbstverliebter) Kerl ist, aber sicher kein Trainer von Bundesligaformat. Oder aber, man beschwört Kontinuität bis in den Tod. Aber warum lässt man dann nach 135 Minuten, in denen Menschen wie Frontzeck eben so gut wie in allen anderen Spielen bisher Gründe finden können, warum man eigentlich "zufrieden" sein könne und "noch nichts verloren" geben dürfe, den Trainer fallen und behauptet sogar noch, man habe "nicht falsch gelegen"? Hallo, irgendjemand zu Hause?
Wie zersetzend eine derartige Unlogik für jedes Vertrauen, jede Glaubwürdigkeit ist, zeigt sich sofort, wenn man Bonhofs Treueschwüre zu Max Eberl anhört: "Die Frage Max Eberl stand nie im Raum! Er ist und bleibt unser Sportdirektor", beteuert Bonhof, doch wer soll diesem Mann nach der Frontzeck-Kehrtwende noch Glauben schenken? Und warum eigentlich ist Frontzeck in Bonhofs Augen gescheitert, Eberl aber nicht? Eberl, ein Mann, der tatsächlich glaubt, Sätze wie dieser würden Sinn ergeben: "Wir haben einen Trainer gesucht, der unseren Weg ein Stückweit fortsetzt, aber natürlich bei den Sachen, die schief gelaufen sind, ansetzt."
Und was sagt Favre? "Ich will im Ausland bleiben, in einer der großen Ligen. Und in einem Club, der Ambitionen hat und etwas gewinnen will." Das war vor einem Jahr, auf einer Pressekonferenz, in der er mit der Hertha-Führung abrechnete. Einen Club mit Ambitionen hat er gefunden. In "eine der großen Ligen" wird Favre seinen neuen Verein aber wahrscheinlich im kommenden Jahr erst wieder führen müssen.
Montag, 14. Februar 2011
im übrigen...
...sage niemand, wir hätten es nicht schon immer gewusst. Aus nun tatsächlich aktuellem Anlass sei auf unseren Beitrag "Gegendarstellung" verwiesen, den unsere geschätzten Leser mit nur einem KLICK aufrufen können.
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kairo liegt am niederrhein
Es ist vollbracht. In den Reigen der Rücktritte der vergangenen Tage (Mubarak, Gottschalk, Weber) sticht ein Abschied hervor, der nicht einmal in der PR-Rhetorik als freiwilliger Rücktritt oder als Entscheidung in beiderseitigem Einvernehmen getarnt worden ist. Michael Frontzeck ist entlassen worden.
Diese gute Nachricht will zunächst genossen werden. Die Entscheidung ist richtig, ja, sie ist überfällig gewesen. Im Grunde korrigiert sie eine Fehlentscheidung, die vor 619 Tagen getroffen worden war. Denn man hätte Frontzeck nie einstellen sollen. Wieso ein Mann, der in seinen bisherigen Stationen immer nur abgestiegen ist, für Max Eberls 500-Seiten-Philosophie der richtige Mann ist, das hat sich uns nie erschlossen. Wieso er nun gehen muss, wo doch in St. Pauli auch nichts anders gelaufen ist, als in so vielen Spielen davor, auch das ist nicht wirklich klar ersichtlich. Natürlich, die Entscheidung wäre schon vor Wochen und Monaten richtig gewesen. Wieso sie aber von denen, die sie im Winter noch völlig falsch fanden, nun als alternativlos betrieben wird? Und wieso erinnern sich die Herren nicht daran, dass etwa Max "Immanuel Kant" Eberl noch im Herbst befand: "Wir stecken gemeinsam in dieser Situation. Nicht nur Michael Frontzeck." Gehen muss nun aber nur Frontzeck, und nicht etwa auch Eberl, der mitverantwortlich für die desaströse Kaderplanung, hauptverantwortlich für das selbstzerstörerische Festhalten an Abstiegstrainer Frontzeck ist. All das hinterlässt einen faden Beigeschmack. Sauberer wäre es gewesen, wenn mit Frontzeck auch gleich der Sportdirektor seinen Hut genommen hätte.
Ebenfalls überraschend mutet es an, dass man nach Monaten der Treueschwüre keine 24 Stunden benötigt, um einen neuen Trainer aus dem Hut zu zaubern. Der Unsterbliche ist tot, es lebe der nächste Unsterbliche! Mit Lucien Favre immerhin konnte ein Mann gewonnen werden, der für die aktuelle Situation keinerlei Erfahrung hat. Und das ist vielleicht ganz gut so, ohne jede Ironie. Denn ein Feuerlöscher hätte vielleicht eine marginale Chance, Borussia noch in der Liga zu halten. Doch dann wäre eher früher als später ein anderer Trainertyp gefragt. Vielleicht ist Favre genau dieser Trainertyp, und vielleicht müssen wir nun mit ihm absteigen, damit er in der 2. Liga seine Qualitäten entfalten kann. Fohlenfans sind es gewohnt, Geduld zu zeigen und Schmerzen zu ertragen. Was uns unter Frontzeck vom VfL abverlangt worden ist, dem vielleicht einzigen Trainer der letzten Jahrzehnte, der nie mit irgendeinem Verein in der Bundesliga auch nur den Hauch von Erfolg hatte, das sollten wir für einen gestandenen Coach wie Favre nun gerne bereit sein aufzubringen: Zeit und Wohlwollen. Lucien, wir wünschen Ihnen viel Erfolg!
Diese gute Nachricht will zunächst genossen werden. Die Entscheidung ist richtig, ja, sie ist überfällig gewesen. Im Grunde korrigiert sie eine Fehlentscheidung, die vor 619 Tagen getroffen worden war. Denn man hätte Frontzeck nie einstellen sollen. Wieso ein Mann, der in seinen bisherigen Stationen immer nur abgestiegen ist, für Max Eberls 500-Seiten-Philosophie der richtige Mann ist, das hat sich uns nie erschlossen. Wieso er nun gehen muss, wo doch in St. Pauli auch nichts anders gelaufen ist, als in so vielen Spielen davor, auch das ist nicht wirklich klar ersichtlich. Natürlich, die Entscheidung wäre schon vor Wochen und Monaten richtig gewesen. Wieso sie aber von denen, die sie im Winter noch völlig falsch fanden, nun als alternativlos betrieben wird? Und wieso erinnern sich die Herren nicht daran, dass etwa Max "Immanuel Kant" Eberl noch im Herbst befand: "Wir stecken gemeinsam in dieser Situation. Nicht nur Michael Frontzeck." Gehen muss nun aber nur Frontzeck, und nicht etwa auch Eberl, der mitverantwortlich für die desaströse Kaderplanung, hauptverantwortlich für das selbstzerstörerische Festhalten an Abstiegstrainer Frontzeck ist. All das hinterlässt einen faden Beigeschmack. Sauberer wäre es gewesen, wenn mit Frontzeck auch gleich der Sportdirektor seinen Hut genommen hätte.
Ebenfalls überraschend mutet es an, dass man nach Monaten der Treueschwüre keine 24 Stunden benötigt, um einen neuen Trainer aus dem Hut zu zaubern. Der Unsterbliche ist tot, es lebe der nächste Unsterbliche! Mit Lucien Favre immerhin konnte ein Mann gewonnen werden, der für die aktuelle Situation keinerlei Erfahrung hat. Und das ist vielleicht ganz gut so, ohne jede Ironie. Denn ein Feuerlöscher hätte vielleicht eine marginale Chance, Borussia noch in der Liga zu halten. Doch dann wäre eher früher als später ein anderer Trainertyp gefragt. Vielleicht ist Favre genau dieser Trainertyp, und vielleicht müssen wir nun mit ihm absteigen, damit er in der 2. Liga seine Qualitäten entfalten kann. Fohlenfans sind es gewohnt, Geduld zu zeigen und Schmerzen zu ertragen. Was uns unter Frontzeck vom VfL abverlangt worden ist, dem vielleicht einzigen Trainer der letzten Jahrzehnte, der nie mit irgendeinem Verein in der Bundesliga auch nur den Hauch von Erfolg hatte, das sollten wir für einen gestandenen Coach wie Favre nun gerne bereit sein aufzubringen: Zeit und Wohlwollen. Lucien, wir wünschen Ihnen viel Erfolg!
Sonntag, 13. Februar 2011
+++ eilmeldung: adieu, michi +++
Das versteh einer. Es war doch alles wie immer. Wieso muss Michi jetzt plötzlich gehen? Wir sind fassungslos.
Samstag, 12. Februar 2011
lohn und undank
Wer in dieser Zweitliga-Saison die graue Maus sucht, Ingolstadt, Oberhausen und Paderborn übersieht und nicht weiß, dass Osnabrück keine ist, der könnte sich für den VfL entscheiden. Unspektakulärer und gewöhnlicher lässt sich eine Spielzeit, an deren Ende entweder der Klassenerhalt erreicht oder verpasst wird, wohl nicht fabrizieren. Wer also von Ferne den VfL beobachtet und die noch immer elektrisierende Stimmung im Stadion nicht kennt, könnte glauben, Osnabrück sei sowas wie Frankfurt, und dann auch noch weniger erfolgreich.
Dabei ist es eigentlich ganz anders: Osnabrück, dieses zuletzt oft leidgeprüfte, vor eineinhalb Jahren runderneuerte Gebilde, steht auf Platz 14 in der Tabelle. Das ist für sich genommen sensationell. Leider funktionieren die Fußballherzen weniger logisch. Sie gieren nach Emotionen, die unspektakulärer, gewöhnlicher Fußball nun gerade nicht auslöst. Mit dieser tragischen Tatsache müssen sich Fans und Verein in dieser Saison wohl arrangieren und das beste draus machen.
Denn schönen Fußball spielt der VfL gewiss nicht. In jedem der fünf Wollitz-Jahre hat die Mannschaft gefälligeren, aktiveren, offensiveren Fußball gespielt als aktuell; erfolgreicher war er deshalb noch lange nicht, aber eben: emotionaler.
Und mehr noch: Das alte Leid währt weiter fort. Osnabrück spielt so inkonstant wie kein anderes Team in der Liga: Der VfL gewinnt 1:0 in Aue nach einer energischen Leistung, verliert 0:2 gegen Augsburg nach einem besorgniserregenden Kick, spielt 3:3 in Berlin nach einer unterhaltsamen Partie. Woche für Woche, mitunter sogar in einem Spiel, wechseln gleißendes Licht und dunkler Schatten; unerfolgreich ist das nicht unbedingt, aber eben: unbefriedigend.
Nun folgt das Heimspiel gegen Oberhausen, ein nahendes, nächstes Fest vielleicht. Dies elende Jammern auf hohem Niveau hätte dann erstmal wieder ein Ende. Es ist auch, jeder weiß das eigentlich, unangemessen.
Dabei ist es eigentlich ganz anders: Osnabrück, dieses zuletzt oft leidgeprüfte, vor eineinhalb Jahren runderneuerte Gebilde, steht auf Platz 14 in der Tabelle. Das ist für sich genommen sensationell. Leider funktionieren die Fußballherzen weniger logisch. Sie gieren nach Emotionen, die unspektakulärer, gewöhnlicher Fußball nun gerade nicht auslöst. Mit dieser tragischen Tatsache müssen sich Fans und Verein in dieser Saison wohl arrangieren und das beste draus machen.
Denn schönen Fußball spielt der VfL gewiss nicht. In jedem der fünf Wollitz-Jahre hat die Mannschaft gefälligeren, aktiveren, offensiveren Fußball gespielt als aktuell; erfolgreicher war er deshalb noch lange nicht, aber eben: emotionaler.
Und mehr noch: Das alte Leid währt weiter fort. Osnabrück spielt so inkonstant wie kein anderes Team in der Liga: Der VfL gewinnt 1:0 in Aue nach einer energischen Leistung, verliert 0:2 gegen Augsburg nach einem besorgniserregenden Kick, spielt 3:3 in Berlin nach einer unterhaltsamen Partie. Woche für Woche, mitunter sogar in einem Spiel, wechseln gleißendes Licht und dunkler Schatten; unerfolgreich ist das nicht unbedingt, aber eben: unbefriedigend.
Nun folgt das Heimspiel gegen Oberhausen, ein nahendes, nächstes Fest vielleicht. Dies elende Jammern auf hohem Niveau hätte dann erstmal wieder ein Ende. Es ist auch, jeder weiß das eigentlich, unangemessen.
Samstag, 5. Februar 2011
patientenverfügung
Zu den Broschüren, die im Bundesjustizministerium am stärksten nachgefragt sind, gehört das Infoblatt zur Patientenverfügung. Dieses ernste und wichtige Thema ist derzeit in vieler Munde, in Bayern hat das Landesministerium gar ein kostenpflichtiges Buch zum Thema verlegt, die christlichen Kirchen gaben in der vergangenen Woche eine Pressekonferenz, in der sie ihre Empfehlungen für eine "christliche Patientenverfügung" den neuen Gesetzesbestimmungen anpassten. Hintergrund der Patientenverfügung ist es, dass jeder Mensch das Recht hat, für sich selbst zu bestimmen, wie er bei schwersten Erkrankungen und am Lebensende behandelt werden möchte, ob er lebensverlängernde Maßnahmen befürwortet oder seine Priorität auf einer Linderung der Schmerzen legt, auch wenn dies womöglich die Gabe lebensverkürzender Medikamente bedeutet.
Der Patient Borussia Mönchengladbach hat keine Patientenverfügung. Er liegt im Bundesliga-Sterben, und Dr. Frontzeck hat freie Hand zu tun und zu lassen, was seine Handwerkskünste hergeben. So siecht Borussia dahin, und immer wenn man denkt, das Leiden wird nun bald ein Ende haben, probiert Dr. Frontzeck noch eine neue Therapie. In der vergangenen Woche konnte er so einen Auswärtssieg herbeiführen. Doch ist das tatsächlich ein Schritt auf dem Weg zur Besserung, oder nur eine Verlängerung des Leidens des sicher dem Abstieg geweihten Patienten?
Auf unserem kleinen Familienblog, das gestehen wir gerne, haben wir uns alle gewünscht, dass der VfL seinen Kampf gegen Frankfurt aufgibt, sein Schicksal annimmt und Dr. Frontzeck abtritt. Der Weg wäre frei gewesen für eine situationsgemäße Schmerztherapie in der Hand eines erfahrenen und kompetenten Therapeuten. Und -- und das ist das schöne am Fußball -- es wären alle Chancen offen gewesen, an einer schnellen Wiedergeburt zu arbeiten. Vielleicht sogar noch in dieser Saison.
So aber geht das Siechen weiter. Der nächste Akt beginnt heute Abend um 18:30 Uhr. Und selbst, wenn Dr. Frontzeck den Patienten noch einmal zu einer Zuckung bewegt. Ein Trainer, dessen beste Erfolgsbilanz 1,08 Punkte pro Spiel in der Bundesliga sind, ist als Arzt nicht geeignet, sondern eher als Todesengel. Immerhin hat eine gewisse Todessehnsucht in Gladbach Tradition. Die letzten zwei Abstiege wurden auch schon mit voller Konsequenz durchlebt und erfolgten jeweils als Tabellenletzter. Dr. Frontzeck ist zweifellos der richtige Mann, an diese Tradition anzuknüpfen.
Der Patient Borussia Mönchengladbach hat keine Patientenverfügung. Er liegt im Bundesliga-Sterben, und Dr. Frontzeck hat freie Hand zu tun und zu lassen, was seine Handwerkskünste hergeben. So siecht Borussia dahin, und immer wenn man denkt, das Leiden wird nun bald ein Ende haben, probiert Dr. Frontzeck noch eine neue Therapie. In der vergangenen Woche konnte er so einen Auswärtssieg herbeiführen. Doch ist das tatsächlich ein Schritt auf dem Weg zur Besserung, oder nur eine Verlängerung des Leidens des sicher dem Abstieg geweihten Patienten?
Auf unserem kleinen Familienblog, das gestehen wir gerne, haben wir uns alle gewünscht, dass der VfL seinen Kampf gegen Frankfurt aufgibt, sein Schicksal annimmt und Dr. Frontzeck abtritt. Der Weg wäre frei gewesen für eine situationsgemäße Schmerztherapie in der Hand eines erfahrenen und kompetenten Therapeuten. Und -- und das ist das schöne am Fußball -- es wären alle Chancen offen gewesen, an einer schnellen Wiedergeburt zu arbeiten. Vielleicht sogar noch in dieser Saison.
So aber geht das Siechen weiter. Der nächste Akt beginnt heute Abend um 18:30 Uhr. Und selbst, wenn Dr. Frontzeck den Patienten noch einmal zu einer Zuckung bewegt. Ein Trainer, dessen beste Erfolgsbilanz 1,08 Punkte pro Spiel in der Bundesliga sind, ist als Arzt nicht geeignet, sondern eher als Todesengel. Immerhin hat eine gewisse Todessehnsucht in Gladbach Tradition. Die letzten zwei Abstiege wurden auch schon mit voller Konsequenz durchlebt und erfolgten jeweils als Tabellenletzter. Dr. Frontzeck ist zweifellos der richtige Mann, an diese Tradition anzuknüpfen.
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