Samstag, 5. Februar 2011

patientenverfügung

Zu den Broschüren, die im Bundesjustizministerium am stärksten nachgefragt sind, gehört das Infoblatt zur Patientenverfügung. Dieses ernste und wichtige Thema ist derzeit in vieler Munde, in Bayern hat das Landesministerium gar ein kostenpflichtiges Buch zum Thema verlegt, die christlichen Kirchen gaben in der vergangenen Woche eine Pressekonferenz, in der sie ihre Empfehlungen für eine "christliche Patientenverfügung" den neuen Gesetzesbestimmungen anpassten. Hintergrund der Patientenverfügung ist es, dass jeder Mensch das Recht hat, für sich selbst zu bestimmen, wie er bei schwersten Erkrankungen und am Lebensende behandelt werden möchte, ob er lebensverlängernde Maßnahmen befürwortet oder seine Priorität auf einer Linderung der Schmerzen legt, auch wenn dies womöglich die Gabe lebensverkürzender Medikamente bedeutet.

Der Patient Borussia Mönchengladbach hat keine Patientenverfügung. Er liegt im Bundesliga-Sterben, und Dr. Frontzeck hat freie Hand zu tun und zu lassen, was seine Handwerkskünste hergeben. So siecht Borussia dahin, und immer wenn man denkt, das Leiden wird nun bald ein Ende haben, probiert Dr. Frontzeck noch eine neue Therapie. In der vergangenen Woche konnte er so einen Auswärtssieg herbeiführen. Doch ist das tatsächlich ein Schritt auf dem Weg zur Besserung, oder nur eine Verlängerung des Leidens des sicher dem Abstieg geweihten Patienten?

Auf unserem kleinen Familienblog, das gestehen wir gerne, haben wir uns alle gewünscht, dass der VfL seinen Kampf gegen Frankfurt aufgibt, sein Schicksal annimmt und Dr. Frontzeck abtritt. Der Weg wäre frei gewesen für eine situationsgemäße Schmerztherapie in der Hand eines erfahrenen und kompetenten Therapeuten. Und -- und das ist das schöne am Fußball -- es wären alle Chancen offen gewesen, an einer schnellen Wiedergeburt zu arbeiten. Vielleicht sogar noch in dieser Saison.

So aber geht das Siechen weiter. Der nächste Akt beginnt heute Abend um 18:30 Uhr. Und selbst, wenn Dr. Frontzeck den Patienten noch einmal zu einer Zuckung bewegt. Ein Trainer, dessen beste Erfolgsbilanz 1,08 Punkte pro Spiel in der Bundesliga sind, ist als Arzt nicht geeignet, sondern eher als Todesengel. Immerhin hat eine gewisse Todessehnsucht in Gladbach Tradition. Die letzten zwei Abstiege wurden auch schon mit voller Konsequenz durchlebt und erfolgten jeweils als Tabellenletzter. Dr. Frontzeck ist zweifellos der richtige Mann, an diese Tradition anzuknüpfen.

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